Entwicklungsfähigkeit, Lernbereitschaft

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Transkript:

Arbeitsgruppen Entwicklungsfähigkeit, Lernbereitschaft AG 5 und Lernwille Zur Bedeutung der Ausbildung der basalen Sinne für Lern- und Entwicklungsprozesse auf dem Weg vom Kind zum Erwachsenen von Roswitha Willmann Kurzbericht zu meiner Arbeitsgruppe Wie die beiden Teilnehmerinnen im Nachfolgenden beschreiben, arbeiteten wir an den unteren Sinnen. Nachdem wir uns inhaltlich und über die Empathie klar gemacht haben, welche Aufgabe die einzelnen Sinne haben und welche Empfindungen sie hervorrufen, wurde der Zusammenhang zum Lernen hergestellt. Wir untersuchten, was die einzelnen Sinne, wenn sie gut ausgereift sind, dazu beitragen, dass ein Kind überhaupt in der Lage ist, aufmerksam zu sein, Roswitha Willmann ist Loheland-Gymnastiklehrerin und Rhythmische Masseurin mit Weiterbildungen in Sensorischer Integration, Beziehungslernen dem Unterricht zu folgen, ja schulreif zu sein. Im Weiteren befassten wir uns damit, welche Grundlage der einzelne Sinn dafür bildet, dass ein Kind das Rechnen, Lesen und Schreiben gut und unbeschwert ergreifen kann, und welche Konsequenzen es hat, wenn das nicht so gut klappt. und Beziehungstherapie bei Prof. Dr. Stadter und zur Mediatorin. Nach langjähriger Tätigkeit in der Heilpädagogik Bei der gemeinsamen Rückschau mit den Teilnehmern entstanden folgende Bilder, die wohl am deutlichsten wiedergeben, was wir getan haben: ist sie seit 2001 am Bernard Lievegoed Institut in Hamburg als Bewegungs- und Lerntherapeutin für Kinder, Rhythmische Masseurin, Erziehungsberaterin, "Auf das Fundament kommt es an" "Wohlgefühl" ist wichtig, wenn das da ist, kann auch Lernwille entstehen. "Das Leben ist ein Spiel" Mediatorin sowie als Seminarleiterin Spielend = mit allen Sinnen Lernen tätig. Sinn- voll = auf Grundlage Sinn- volles arbeiten = der Sinne lernen "Jedes Kind soll durch den Wald in die Schule gehen!" "Lernen braucht Bewegung und nicht still sitzen!" 78

Roswitha Willmann Das Konzept der Sinnesorganisation von Rudolf Steiner sieht 12 miteinander arbeitende Sinne vor: Tastsinn Lebenssinn Eigenbewegungssinn Gleichgewichtssinn Geruchssinn Geschmackssinn Sehsinn Wärmesinn Gehörsinn Wortsinn Gedankensinn Ichsinn Diese Sinne bauen aufeinander auf. Je besser sich in der frühen Kindheit die unteren oder basalen Sinne entwickeln können, desto besser können sich später die 'höheren Sinne' entwickeln. Diese Auffassung, die der Waldorfpädagogik zugrunde liegt, wird durch Forschungen z.b. der Neurowissenschaften bestätigt (vgl. den Vortrag von Renate Zimmer in dieser Dokumentation). Insgesamt hat sich die Konzeption der fünf 'klassischen' Sinne in den unterschiedlichsten Ansätzen inzwischen weit ausdifferenziert. 79

Arbeitsgruppen Mit allen Sinnen Lernprozesse unterstützen Erfahrungsbericht zur Arbeitsgruppe mit Roswitha Willmann von Gisela van Bronswijk Wir erarbeiteten in dieser Gruppe mit Roswitha Willmann die vier basalen Sinne aus dem Sinneskonzept von Rudolf Steiner. Durch Übungen und kleine Experimente konnten wir erfahren und eine Vorstellung gewinnen, wie die Sinne in uns wirken. Dann betrachteten wir die Lebens- und Aufgabenwelten, in denen der jeweilige Sinn vonnöten ist. In der Lerntherapie ist das Hauptanliegen, die Kinder an die Kräfte anzuschließen, die ihnen ein Lernen wieder möglich machen. Von den 12 von Rudolf Steiner benannten Sinnen bilden die vier unteren Sinne der Tastsinn, der Lebenssinn, der Bewegungssinn und der Gleichgewichtssinn die Grundlagen für das Rechnen, Schreiben und Lesen. Der Tastsinn ist der erste Sinn, mit dem wir bei der Geburt in Kontakt mit der Umwelt treten. Ein ausgereifter Tastsinn bildet in dem Kind ein Grundgefühl des Vertrauens in die Welt aus. Die Fähigkeit, sich als Einheit zu erleben, ist die Voraussetzung, um in der Welt Einheiten erkennen zu können. Daraus entwickelt sich später auch die Fähigkeit, Grenzen der anderen Menschen erkennen und respektieren zu können die Fähigkeit zum sozialen Miteinander bildet sich aus. Praktische Übung in der Gruppe: Wir massierten uns gegenseitig mit Bürsten, mit einem Igelball mal kräftig, mal leicht. Weitere Beispiele für die Unterstützung des Tastsinnes sind z.b.: Einheiten erleben lassen, in Decken einrollen, beschweren mit Kissen und Ähnlichem, abbürsten, abrubbeln, Ringkämpfe mit viel Körperkontakt. In der Therapie steht die Unterstützung des Lebenssinns an erster Stelle. Wir sorgen dafür, dass sich das Kind wohl fühlt. Wer gut für sich sorgen kann, der fühlt sich gut, fühlt sich wohl in seinem Körper. Für einen gesunden Lebenssinn braucht ein Kind in den ersten neun Lebensmonaten ein intaktes Umfeld. Das Nervensystem entwickelt sich durch die aufgenommene Substanz der Muttermilch, durch rhythmisches Wechseln von Schlafen, Nähren und Pflegen und durch liebevolle körperliche Zuwendung weiter. Kinder mit einer Lebenssinn- 80

störung fühlen sich ständig unwohl. Ihre Eltern berichten oft davon, dass die Lernleistungen schwanken, z.b. dadurch, dass sie etwas, was sie vorher wussten, wieder vergessen haben. Unterstützen können wir den Lebenssinn z.b. durch Kochen und Backen, Trinken, Essen in angenehmer Atmosphäre, Massagen, Einreibungen, Bewegung, methodisch beim Lernen immer mit dem beginnen, was das Kind schon kann, damit es sich auf sicherem Boden weiß. Wenn ein Kind zur Welt kommt, ist der Bewegungssinn noch nicht ausgereift. Durch alle Bewegungen, die das Kind macht, bildet sich der Bewegungssinn weiter aus. Der Aufbau der Bewegungsfähigkeit läuft in bestimmten Reifungsschritten ab. Wichtig ist, dass das Kind die Bewegungen in einer ihm gemäßen Zeit machen kann, damit es die nötige Kraft und Spannung aufbauen kann, um den jeweils nächsten Schritt zu tun. Der Bewegungssinn vermittelt uns die Haltung der Glieder und des Rumpfes. So können wir geschickt koordinieren. Wichtig ist der Bewegungssinn für die Entwicklung der Grob- und Feinmotorik. Für das Lebensgefühl bewirkt der Bewegungssinn ein Gefühl von Lebensfreude und Freiheit. Unterstützen können wir den Bewegungssinn durch: Spannungsauf- und -abbau mit Gewichten, Ringkämpfen, Koordinationsübungen mit Ball- und Klatschspielen, kleine Gegenstände auf die Finger legen und wieder wegnehmen (um dem Kind eine Möglichkeit zu geben, sich eine Vorstellung zu machen), Spuren der Bewegung zeichnen lassen, damit das Kind eine Vorstellung bildet. Man kann z.b. den Bogen der Bewegung, den der Ball beim Werfen im Raum genommen hat, zeichnen lassen. Auch das Gleichgewicht ist bei der Geburt des Kindes noch nicht ausgereift. Es bildet sich im Laufe der Bewegungsentwicklung und findet seinen Höhepunkt im aufrechten Gang. Dieser erfordert von uns, dass wir uns mit Schwere und Leichte auseinander setzen und uns in den Raumesrichtungen orientieren können. Unterstützen können wir den Gleichgewichtssinn z.b. dadurch, dass wir das Kind balancieren lassen auch mit schweren Gegenständen in den Händen, auf der Erde mit schweren Gegenständen arbeiten, das Kind auf Rollen laufen lassen, das Kind in der Hängematte liegen lassen (z.b. auch beim Rechnen), das Kind Mengen erfahren / erleben lassen, mit Rhythmus arbeiten. 81

Gisela van Bronswijk zur Arbeitsgruppe mit Roswitha Willmann Durch das direkte Üben konnten wir Teilnehmer den vorher theoretisch erläuterten Inhalten über die eigenen Sinne praktisch nachspüren. Dabei hat jeder die eigenen Fähigkeiten und Grenzen erfahren. Wie steht es denn mit der Koordination und dem Bewegungssinn? Auch interessant war es, sich selbst zu beobachten, insbesondere dann, wenn es nicht sofort klappte, eine Übung wie gezeigt auszuführen. Die wichtige Erfahrung, dass Bewegung einfach zum Lernen gehört, spiegelte sich auch im Gruppengeschehen und im Miteinander. Es war eine anregende Zusammenarbeit. Eine ermunternde und gleichzeitig entspannte Schwingung des Lernens konnten die Teilnehmer aus diesem Kurs mitnehmen. 82

Arbeitsgruppen Ein gesundes Ich (-) Empfinden Erfahrungsbericht zur Arbeitsgruppe mit Roswitha Willmann von Christine Gäckler Während den beiden Veranstaltungstagen verliefen sechs Arbeitsgruppen parallel. Ich hatte an der AG teilgenommen, die Roswitha Willmann mit dem Untertitel Zur Bedeutung der Ausbildung der basalen Sinne für Lern- und Entwicklungsprozesse auf dem Weg vom Kind zum Erwachsenen leitete. Ausgehend von der Sinneslehre nach Dr. Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie, wurde von der Referentin die Metamorphose der basalen Sinne Tastsinn, Lebenssinn, Bewegungssinn, Gleichgewichtssinn in sogenannte "höhere Sinne" dargelegt. Frau Willmann belegte dies sowohl anhand von Beispielen aus ihrer praxisbezogenenen, therapeutischen Arbeit mit Kindern als auch durch praktische Übungen für die Teilnehmer. Die Waldorfpädagogik konnte in ihren besonderen Qualitäten gut erlebt und erkannt werden; anwesende Waldorflehrer bekamen wertvolle Impulse an die Hand, um Übungsformen in ihre Unterrichtspraxis einfließen zu lassen. Mir wurde erneut bewusst, dass diese pädagogischen Ansätze so grundlegend förderlich für die Entwicklung eines Kindes sind, dass es aus meiner Sicht ein unglaubliches Geschenk und eine Bereicherung auf dem Lebensweg eines Menschen darstellt, dies zu erfahren. Ich konnte an mir selbst feststellen, wie viel Freude eine solche Art des spielerischen Übens und Erlebens macht; ich konnte unmittelbar spüren, wie es mein gesundes "Ich-Empfinden" stärkte. Diese pädagogischen Ansätze erscheinen mir als eine gute Grundlage zur gesunden Kraftentfaltung eines Menschen, seiner sozialkompetenten Einordung in die Welt und seiner verantwortungsvollen Handlungsfähigkeit. Für mich als examinierte Loheland-Gymnastiklehrerin war es zudem eine besondere Freude zu erleben, wie die Referentin Bewegungselemente aus der Loheland-Gymnastik aufgriff und in situationsbezogener, abgewandelter Form in die Gruppenarbeit einfließen ließ. Beispielsweise wurden Übungen zum "Ringen und Widerstand spüren" oder "Raum erspüren" zu erlebnisreichen Herausforderungen und zur Selbsterfahrung. So erfordert die Aufgabe, den "Raum zu erspüren", eine rhythmisch erfasste Einteilung des Raumes, wenn man wechselweise mit offenen und mit geschlossenen Augen vorwärts und auch anschließend rückwärts geht, gleichzeitig die Arme ausbreitet und Partnern begegnet. Die Workshop-Teilnehmer bekamen viele praktische Ideen mit, wie man beispielsweise durch 83

Christine Gäckler zur Arbeitsgruppe mit Roswitha Willmann kleine Mini-Reissäckchen Wahrnehmungsübungen gestalten kann oder durch den Einsatz eines sogenannten "T-Stuhls" das Gleichgewichtsvermögen gefördert wird. Solche spezifischen Arbeiten bewirken, dass sich das Kind im eigenen Leib wohl fühlt, und legen die Grundlagenfähigkeiten zum Rechnen, Schreiben, Lesen und Sprechen an. Vielschichtige Zusammenhänge in Lernprozessen wie z.b. dass sich das Kind als Einheit erfassen können muss, um Zählen lernen zu können, dass mathematische Gesetzmäßigkeiten in den Leib hinein geprägt sind, wie das Kind zu untergliedern lernt und was das Erleben von Schwere und Leichte mit dem Sprachsinn zu tun hat, wurden sehr praxisnah und anregend vermittelt. Eine einfache Möglichkeit zur Förderung des Einheitserlebens des Kindes ist z.b., es in eine Decke einzuwickeln (der Kopf bleibt frei) und auf seiner Körperrückseite spielerische Massagegriffe auszuführen; solche Übungen sind beispielsweise als "Pizza backen" oder "die Wetterkarte" bekannt. Grundsätzlich, denke ich, haben wir in den zwei Tagen durch Frau Willmann sehr viel "mitbekommen", doch darüber hinaus wurde mir auch deutlich, dass das Gebiet der Lerntherapie so umfassend ist, dass es einer fundierten Weiterbildung und Vertiefung der Wissensinhalte bedarf, um mit dieser Methodik praxisgerecht und sicher agieren zu können. Begegnungen 84