14. Stein auf Stein: Das Sachwertverfahren

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14. Stein auf Stein: Das Sachwertverfahren 14.1. Wie ermittelt man einen Sachwert? Das Sachwertverfahren geht das Thema Wert von der Seite der Bausubstanz und der Kosten an. Hierzu ermittelt man, wie viel es kosten würde, das zu bewertende Objekt zum Stichtag neu zu bauen. Dazu multipliziert man den Rauminhalt oder die Fläche mit durchschnittlichen Herstellungskosten (Normalherstellungskosten), die sich nach (a) der entsprechenden Objektart und (b) dem Ausstattungsstandard des jeweiligen Gebäudes richten. Um diese Preise immer aktuell zu halten, verwendet man einen Baupreisindex (auch Baukostenindex genannt). Man addiert die Kosten für besondere Bauteile (Balkon, Kelleraußentreppe, Haustürüberdachung, Gaube etc.) oder Teilausbauten (Keller oder Dachboden nicht vollständig [über die gesamte Fläche] ausgebaut, daher nicht in der Gebäudeart für die Normalherstellungskosten berücksichtigt), da diese in den Normalherstellungskosten nicht enthalten sind. Dann lässt man es rein rechnerisch - auf seinen Zeitwert 64 altern, um dem am Stichtag zutreffenden Alter zu entsprechen. Man addiert die Kosten für besondere Einrichtungen (Sauna, Swimming-Pool, offener Kamin, Einbauküche, Tresor etc.), da diese in den Normalherstellungskosten ebenfalls nicht enthalten sind. Als nächstes addiert man den Bodenwert und den Wert der Außenanlagen 65 und hat damit den vorläufigen Sachwert. Dieser vorläufige Sachwert muss jetzt an die Marktverhältnisse 66 des Stichtags und der Objektlage angepasst werden. Dazu verwendet man den Marktanpassungsfaktor. Daraus erhält man den marktangepassten vorläufigen Sachwert. 64 Im Gegensatz zum Neuwert (gemessen an der Gesamtnutzungsdauer) der durch Alterung geminderte, gegenwärtige Wert entsprechend seiner Restnutzungsdauer. 65 Gartenanlagen, Versorgungsleitungen auf dem Grundstück, Zaun u. Ä. 66 Der Begriff in der WertV (Wertermittlungsverordnung) lautet allgemeine Wertverhältnisse : Danach bestimmen sich die allgemeinen Wertverhältnisse nach der Gesamtheit der am Wertermittlungsstichtag für die Preisbildung von Grundstücken im gewöhnlichen Geschäftsverkehr für Angebot und Nachfrage maßgebenden Umstände. Die Vorschrift nennt einige typische Umstände, die den Grundstücksmarkt beeinflussen und als Teil der allgemeinen Wertverhältnisse gesehen werden müssen, wie Wirtschaftssituation, Kapitalmarkt und Entwicklungen am Ort. Weiter kommen hier in Betracht Zinserwartung, Bevölkerungsdichte und -struktur. Es handelt sich bei den allgemeinen Wertverhältnissen um eine Vielzahl von Umständen, die zum Teil ganz allgemein gelten oder auch nur am Ort oder auf Grundstücksteilmärkten für bestimmte Grundstücksarten relevant sind. Auf die Nennung der städtebaulichen Verhältnisse wird bewußt verzichtet, weil durch hypothetische Überlegungen das Marktgeschehen überlagert werden könnte. Dies würde im Einzelfalle zu falschen Verkehrswerten und bei der Da- René Stareczek 2000-2009 www.immobilien-sachverstaendige.info Seite 200 von 298

Dann addiert oder subtrahiert man besondere wertbeeinflussende Umstände (sofern solche vorliegen) und erhält daraufhin den Sachwert. Das Sachwertverfahren ist daher für den Immobilieneigentümer oftmals eine sehr plausible und leichter nachvollziehbare Wertermittlungsmethode als andere Verfahren, besonders, wenn er auch Bauherr ist, denn dann kennt er sein Haus vor allem aus dieser Sicht von Baukosten, Herstellungskosten. tenermittlung zu Daten führen, die den Marktverhältnissen nicht entsprechen. (aus der amtlichen Begründung zur WertV) René Stareczek 2000-2009 www.immobilien-sachverstaendige.info Seite 201 von 298

14.2. Begriffe des Sachwertverfahrens Baupreisindex Auch als Baukostenindex oder Bauindex bezeichnet. Eine Zahlenreihe, die die Veränderung der durchschnittlichen Baukosten angibt. Letztes Basisjahr ist 2000 (=100). Der Baupreisindex (Baukostenindex) wird von den statistischen Ämtern ermittelt und bekannt gegeben. Er wird verwendet, um die Normalherstellungskosten von ihrem Basisjahr (2000) auf den Stichtag der Wertermittlung umzrechnen. Beispiel: Läge der Wertermittlungsstichtag am 1.1.2002 und wären die Baukosten (Normalherstellungskosten) seit ihrer Ermittlung für das Jahr 2000 um 5 % gestiegen, dann wäre der Baupreisindex (Baukostenindex) 105. Man würde also den NHK-Wert mit 1,05 multiplizieren. Baunebenkosten Kosten für Planung, Baudurchführung (einschließlich Kosten der Bauwache und -versicherung während der Bauzeit, Richtfestkosten), behördliche und sonstige (z.b. Baustoff-)Prüfungen und Genehmigungen sowie für die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Herstellung erforderliche Finanzierung. (WF-Bib) Die Baunebenkosten werden als Prozentwert der Herstellungskosten ermittelt und dann zu diesen addiert. Beispiel: Ermittelt man Herstellungskosten von 100.000 EUR und hätte Baunebenkosten von 15 %, dann würde man 15.000 EUR an absoluten Baunebenkosten addieren und käme auf 115.000 EUR an Gesamtherstellungskosten. Außenanlagen Alle auf einem Grundstück vorhandenen und mit diesem fest verbundenen Einrichtungen und Anlagen wie Versorgungsanlagen (Wasser, Strom, Gas), Entwässerungsanlagen, Einfriedungen, Wegebefestigungen, Gartenanlagen, Schwimmbecken, die nicht zu den Gebäuden gehören. (WF-Bib) Terrassen, die nicht fest mit dem Gebäude verbunden sind, gehören zu den Außenanlagen. Sind sie jedoch baulich mit diesem verbunden, dann zählen sie als besonderes Bauteil. Gebäudewert Der Anteil am gesamten Verkehrswert, den nur das Gebäude hat, ohne den Grundstücksanteil. Gebäudewertanteil, Außenanlagen und Grundstückswertanteil zusammen ergeben den Sachwert. René Stareczek 2000-2009 www.immobilien-sachverstaendige.info Seite 202 von 298

Marktanpassungsfaktor Eine Beobachtung, die man auf dem Immobilienmarkt machen kann, ist, dass die vorläufigen Sachwerte auf dem Immobilienmarkt durchschnittlich nicht erzielt werden, sondern üblicherweise etwas weniger. Dieses etwas weniger wurde statistisch erfasst und daraus wurde der Marktanpassungsfaktor entwickelt. Dieser stellt das Verhältnis zwischen dem vorläufigen Sachwert und dem voraussichtlich zu erzielenden Kaufpreis dar (z.b. 0,85 oder 0,92). Indem man also den vorläufigen Sachwert durch den Marktanpassungsfaktor anpasst erhält man einen marktgerechten Sachwert. Zu erklären ist dieser Umstand z.b. dadurch, dass ein eigengebautes Haus mehr auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt werden kann, als ein gebraucht gekauftes. Außerdem ist die steuerliche Förderung für Neubauten höher. Zudem liegt die Fläche von Grundstücken mit alten Häusern meist über der Fläche, die heute verwendet wird. Zu guter Letzt drückt der Marktanpassungsfaktor auch das Missverhältnis zwischen dem vorläufigen Sachwert und dem Bodenwertniveau aus. Baut man eine Millionenvilla auf dem weiten Land, fern einer einkommensstarken Großstadt, dann wird es kaum Käufer für so ein teures Objekt geben und der Preis sinkt aufgrund der mangelnden Nachfrage. besondere wertbeeinflussende Umstände (bwu) alle vom üblichen Zustand abweichenden individuellen wertbeeinflussenden Eigenschaften des Bewertungsobjekts. (Sprengnetter) Dies könnte z.b. sein, dass: - Denkmalschutz besteht, der zu erhöhten Kosten bei Instandhaltung und Modernisierung führt - notwendige Reparaturen und Instandhaltungen nicht rechtzeitig durchgeführt worden sind und daher diesbezüglich ein Rückstau besteht - die gegenwärtige Miete von der langfristig zu erwartenden nach unten oder oben abweicht und man daher für einen gewissen Zeitraum so lange, wie man annimmt, dass diese Mehroder Mindermiete noch bestehen bleibt die Differenz zwischen der normal üblichen und der tatsächlich abweichenden Miete ermittelt. René Stareczek 2000-2009 www.immobilien-sachverstaendige.info Seite 203 von 298

Das Sachwertverfahren erfordert einige Berechnungen bzw. Ermittlungen, bevor man sich an das eigentliche Verfahren setzen kann: Fläche bzw. Rauminhalt Ausstattungsstandard Normalherstellungskosten Gesamtnutzungsdauer/Restnutzungsdauer evtl. Modernisierungskosten Hat man diese zur Hand, dann ist das Verfahren selbst relativ schnell auszurechnen. René Stareczek 2000-2009 www.immobilien-sachverstaendige.info Seite 204 von 298

14.3. Ausstattungsstandard Ebenfalls Teil der Gebäudebewertung ist der Ausstattungsstandard. Was ist der Ausstattungsstandard? Er ist die Antwort auf die Frage, ob das Gebäude mit einfachen und billigen Materialien ausgestattet wurde oder mit hochwertigen von längerer Lebensdauer, die den steigenden Ansprüchen der Menschen noch länger genügen können. Dabei ist vor allem die Innenausstattung gemeint, aber auch die Qualität der Dachdeckung und der Fassade (Stichwort: Wärmeschutz). Wir sprechen also nicht über Fundamente oder Mauern. Diese halten bei einem massiv gebauten Haus lässig über 100 Jahre. Bäder, Elektro- und Wasserleitungen und Fenster (um nur ein paar Beispiele zu nennen) sind jedoch nach wenigen Jahrzehnten überholungs- oder austauschbedürftig. Und je höher der Ausstattungsstandard, desto länger ist die Frist bis eine solche Überholung oder ein Austausch notwendig ist (bessere Reifen am Auto halten ja schließlich auch länger als billige). 14.3.1. Welche Bedeutung hat der Ausstattungsstandard? Der Ausstattungsstandard eines Gebäudes hat auf zwei Faktoren einen wesentlichen Einfluss: die Normalherstellungskosten die Gesamt- und Restnutzungsdauer Auch dies leuchtet ein: Ein Haus mit Komfortausstattung kostet deshalb mehr, weil es mit teureren Materialien gebaut wurde (also höhere Normalherstellungskosten hat) und es wird den Ansprüchen von Bewohnern in 20 Jahren voraussichtlich noch eher entsprechen, als die Version mit Normalausstattung. Also gilt: höherer Ausstattungsstandard = höhere Gesamtnutzungsdauer. Man kann dies am Beispiel elektrischer Fensterheber und am Beispiel von Klimaanlagen in Autos sehr gut erkennen. Anfang der 90er hatten nur Wagen der Oberklasse diese Ausstattungsmerkmale. Zehn Jahre später setzen sich diese bis zu Kleinwagen durch. Hieran kann man sehr gut erkennen, dass die laufend steigenden Ansprüche der Menschen an die Ausstattung ihrer Fahrzeuge einen Kleinwagen der 90er Jahre ohne elektrische Fensterheber und Klimaanlage heutzutage als weniger attraktiv erscheinen lassen. 14.3.2. Wie bestimmt man den Ausstattungsstandard? Um den Ausstattungsstandard zu bestimmen gibt es für verschiedene Gebäudetypen Formulare mit Aufschlüsselungen der einzelnen Gebäude- und Ausstattungsbe- René Stareczek 2000-2009 www.immobilien-sachverstaendige.info Seite 205 von 298

standteile, jeweils gegliedert nach einfach, mittel, gehoben und stark gehoben im Standard. Die Anteilsangaben der Gebäudeteile entsprechen ihrem jeweiligen relativen Anteil am Gebäude, sprich, soundsoviel Prozent der üblichen Baukosten. Deshalb ergibt die Summe auch keine 100 %, denn dazu würden ja noch Gebäudeteile gehören, die nicht den Ausstattungsstandard mitbestimmen (z.b. Aushub der Baugrube, Fundament, Mauern). René Stareczek 2000-2009 www.immobilien-sachverstaendige.info Seite 206 von 298

Ausstattungsstandard für Objekt: DG nicht ausgebaut eingeschossig, DG ausgebaut zweigeschossig, DG ausgebaut Kostengruppe einfach mittel gehoben stark gehoben Fassade Innenwandbekleidung Einfacher, glatter Putz, Sichtmauerwerk gefugt Glatter, einfacher Putz mit Leimfarbenanstrich Putz mit Fenster- und Türeinfassungen geputzt, Vormauersteine gefugt, Wäremedämmputz 4,00% Putz/Trockenputz mit Binderfarbenanstrich, Tapete (untere Preis-klasse) Edelputz, Kratzputz, Waschputz, Fenster- und Türeinfassungen aus Werkstein, Klinkerverblendung, Wärmedämmfassade Putz/Trockenputz mit hochwertigem Farbenan-strich, Tapete (mittlere Preisklasse), Wandver-täfelungen (einfach) Nassräume Ölfarbenanstrich Fliesensockel Fliesen wandhoch Naturstein Deckenbekleidung Bodenbeläge Glatter einfacher Deckenputz mit Leimfarbenanstrich, Holzwerkstoffplatten 1,00% Holzdielen, begehbare Estriche, Linoleum, PVC (untere Preisklasse) Deckenputz gefilzt mit Binderfarbenanstrich, Gipskartonplatten Linoleum, PVC-Böden und Textilbelag (mittlere Preisklasse), Buchen-parkett Nassräume Kunststoffböden Fliesen (mittlere Preisklasse) Dachdeckung Fenster Türen einfache Pappein-deckung, Deckung aus Betondachsteinen (einfache Preisklasse), Faserzementdeckung; keine Wärmedämmung Einfachfenster aus Holz/Kunststoff mit Einfachverglasung, einfache Beschläge, Fensterbänke aus Holz, Beton oder Faserzement Einfache Füllungstüren aus Holz/Holz-Werk-stoffen, Stahlzargen, einfache Schlösser und Beschläge mehrlagige Deckung aus Dachbahnen, Deckung aus Dachziegeln, Deckung aus Schindeln und Schablonen; mittlerer Wärmedämmstandard 2,00% 2,00% 5,00% Einfachfenster aus Holz/Kunststoff mit Isolierverglasung; bessere Beschläge, Rollläden oder Fensterläden, Fenster-bänke aus Holz, Metall oder Betonwerkstein Füllungstüren/ glatte Türen aus Holz o. Holzwerkstoffen, Holzzargen, bessere Schlösser und Beschläge 6,00% Deckenputz, tlw. Stuck, schalldämmende Unter-decke, Deckentäfelung (einfach) Kunststoffböden, Textilbelag (gehobene Preisklasse), Parkett (mittlere Preis-klasse) großformatige Fliesen (gehobene Preisklasse) 5,00% hochwertige Deckung aus Dachbahnen, Gründächer, Deckung aus Dachziegeln mit Unterdach, Schiefer-deckung, Metall-deckungen; gehobener Wärmedämmstandard Einfachfenster/Verbundfenster aus Holz, Kunststoff oder Alu/Holz mit Isolier-verglasung; hochwertige Beschläge, Rollläden oder Fensterläden, Fensterbänke aus Alu oder Werkstein 5,00% Türen aus Holz/ Holzwerkstoffen mit hochwertiger Oberfläche, Eingangstüren Eiche oder Alu; gute Schlösser und Beschläge Naturwerkstein, Spaltklinker, Mosaik, Metallfassadenbekleidung, Vorhangwände, hinterlüftet mit Wärmedämmplatten Tapete (obere Preisklasse), Naturstein, Wandver-täfelungen (hochwertig), Wandbemalungen Hochwertige Stuckdecken oder Deckenvertäfelung, untergehängte Decken Textilbelag oder Parkett, z.t. mit Intarsien (obere Preis-klasse), Naturstein Naturstein Deckungen mit gehobenem Standard und hohem Schwierigkeitsgrad durch Dachausund Dachaufbauten auch raumhohe Verglasungen, große Schiebeelemente, Schallschutzverglasung; hochwertige Beschläge, elektr. 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Beschläge Heizung Einzelöfen Mehrraum-Warmluft- Kachelofen, Zentral-heizung als Schwer-kraftheizung mit Radia-toren, Boiler für Warmwasser Zentralheizung als Pumpenheizung mit Flachheiz-körpern, Fußbodenheizung, Elt-Speicher- Heizung, Regeltechnik, Warmwasser zentral, dezentral Zentralheizung und Fußbodenheizung, Elt-Speicherheizung, Klimaanlagen, Solaranlagen, hochwertige Regeltechnik, Warmwasser zentral/dezentral 7,00% Sanitär etc. einfache Wasser- und Abwasserinstallation, überwiegend auf Putz, 1 Bad mit WC je Wohnung, einfache Ausführung Wasser- und Abwasserinstallation unter Putz, Bad mit Dusche und Gäste-WC (je Wohnung), bessere Ausführung Wasser- und Abwasserinstallation unter Putz Bad mit WC und WC getrennt (je Wohnung), gehobene Ausführung, hochwertige Bedienungselemente Wasser- und Abwasserinstallation unter Putz, mehrere Bäder und WC`s (je Wohnung), stark gehobene Ausführung, hochwertige Bedienungs-elemente, Whirlpool o.ä. 6,00% Elektroinstallation je Raum 1 Lichtauslass und 1-2 Steckdosen, Elt- Installation tlw. auf Putz, einfache Beleuchtungskörper einfache Elt-Installation, je Raum 1-2 Lichtauslässe und 2-3 Steckdosen, bessere Beleuchtungskörper, einfache Fernmelde- und informationstechnische Anlagen, Antennen hochwertige Elt-Installation, je Raum mehrere Licht-auslässe und Steckdosen, gute Beleuchtungskörper, bessere Fernmelde- und informationstechnische Anlagen, Antennen aufwendige Elt-Installation; Sicherheitseinrichtungen, hochwertige Beleuchtungs-körper, hochwertige Fernmelde- und informations-technische Anlagen, Antennen 3,00% Summe 1,00% 24,00% 12,00% 9,00% Je nachdem, ob man ein Mehrfamilienwohnhaus, ein Wohn- und Geschäftshaus oder ein Ein- bzw. Zweifamilienhaus einschätzt, hat man zwischen 46 und 60 % als Gesamtergebnis. René Stareczek 2000-2009 www.immobilien-sachverstaendige.info Seite 207 von 298

Die Tabellen sind unterschiedlich gestaltet. Auch die Frage, ob ein Dachgeschoss ausgebaut ist oder nicht, verändert die Prozentwerte im Verhältnis zueinander, denn ein Dachgeschoss bedeutet einen höheren Anteil des Innenausbaus, was natürlich zu einem höheren Prozentsatz derjenigen Baukosten führt, die zum Ausstattungsstandard gerechnet werden. Hierauf muss man achten, wenn man diese Tabellen verwendet! Je nachdem, ob man nun die Normalherstellungskosten oder die Gesamtnutzungsdauer bestimmen will, geht es ab hier unterschiedlich weiter. René Stareczek 2000-2009 www.immobilien-sachverstaendige.info Seite 208 von 298