Konsumieren und die diskursive Konstruktion nationaler Gemeinschaft
Vortragsstruktur 1. Die Nation als privilegierter Signifikant 2. Produkte/Produktzeichen und Nationalisierung des Konsums 3. Motorisierung und Nationalisierung
1. Die Nation Nationen als ideologische Klammer für in Bewegung geratende Gesellschaften Nationen als imaginierte Gemeinschaften
Semiotisches Dreieck Referent steht für bezieht sich auf Signifikant symbolisiert Signifikat
Wozu benötigt die Nation die Dinge?
Fixierung der Nation Aktion Konkretisierung: Visualisierung - Verdinglichung Fetischisierung Banalisierung
Vortragsstruktur 1. Die Nation als privilegierter Signifikant 2. Produkte/Produktzeichen und Nationalisierung des Konsums 2.1 Varianten der Referenz auf die Nation 2.1.1 Typen 2.1.2 Inhalte 2.2 Bedeutung und Struktur 3. Motorisierung und Nationalisierung
2.1.1 Typen der Referenz auf die Nation Der Name der Nation: Austrodaimler, Austrocola, Austrolux-Leuchten, Austria Email Herd, A(ustria) 3 Zigaretten Insignien der Nation: Fahne, Wappen etc. Symbole/Allegorien der Nation
Austrifizierung durch Verwendung der Fahne Cover, Schriftenreihe Autos von heute, Nr. 9, Wien 1961
Allegorien der Nation/Region: Wiener Mädel (Miss Manner) auf Staatsbesuch in München, 1962
Konstruktion nationaler Referenzen Typus Modus Komplexität des Signifikanten primäres oder sekundäres semiotisches System Name(n) der Nation Verbal Einfach Signifikant Signifikat Insignien der Nation Visuell Einfach Signifikant Signifikat Symbole der Nation Pictura (verbal/ visuell) zusammengesetzt Signifikant Signifikat Subscriptio Allegorien der Nation Pictura (verbal/ visuell) zusammengesetzt Signifikant Signifikat Subscriptio
Der Mythos als sekundäres semiologisches System 1. Signifikant 2. Signifikat Sprache Mythos 3. Zeichen I. Signifikant III. Zeichen II. Signifikat Roland Barthes, Mythen des Alltags, Frankfurt/M. 1964, S. 93
2.1.2 Inhalte der Referenz auf die Nation Orte und Regionen Landschaft, Flora und Fauna Bauwerke Prominenz und Heroen des Landes Ereignisse und Epochen der Geschichte hochkulturelle Leistungen Mentalitäten nationale Projekte die Behauptung eines eigenen Zugangs zu Modernität
2.2 Bedeutung und Struktur
Lloyd 600 Goggomobil BMW Isetta VW- Käfer Puch 500 Citroen 2 CV Renault 4 CV Ford Taunus Opel Olympia
Markenwelten adaptiertes Schema Nicht-Österreich Ferne (Large Scale) exotisch Coca Cola international-modern McDonalds Vergangenheit VW Käfer Zukunft Meinl Kaffee Almdudler Puch 500 österreichisch-traditionalistisch österreichisch-modern Nähe (Small Scale) Österreich
Vortragsstruktur 1. Die Nation als privilegierter Signifikant 2. Produkte/Produktzeichen und Nationalisierung des Konsums 3. Motorisierung und Nationalisierung
120000 110000 100000 90000 80000 70000 60000 50000 40000 30000 20000 10000 0 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 PKW-Neuzulassungen
Stille Revolution durch das 'sozialisierte' Auto Vor dem Krieg baute man bewußt riesige Wohnblocks, um die Massen zu kollektivem Bewußtsein zu erziehen. In den Kleinsiedlungen, so fürchteten die Politiker einiger Richtungen, würde der Mensch zu sehr von seinen privaten Interessen in Anspruch genommen....
Stille Revolution durch das 'sozialisierte' Auto Heute ist das anders. Der Beton des Kollektivs bindet nicht mehr. Das Sandkorn rinnt aus. Auf vier Rädern. Oder auch auf zwei. Ich komme täglich vor einem neuen Block von Gemeindehäusern vorbei. Beide Seiten der Straße säumt eine Linie von Autos, Laternengarage der Gemeindebaubewohner. Der Sozialismus hat ein motorisiertes Gesicht bekommen.
Stille Revolution durch das 'sozialisierte' Auto Sie [die kleinen Leute] erhalten [ihren Wagen] alle. Der eine gewöhnt sich das Rauchen ab es kostet ihn im Monat genau so viel wie jetzt die Sonntagsfahrten. Ich trinke jetzt nichts mehr, sagt mir ein autobesitzender Arbeiter. Auch damit wird schon viel ausgeglichen.
Stille Revolution durch das 'sozialisierte' Auto Für Leute, die immer noch nicht sehen wollen, dass die kargen Zeiten der Zwischenkriegsperiode längst entschwunden sind, sei wahllos ein Beispiel herausgegriffen, ein Kleinbetrieb in Wien mit mehreren Angestellten und 14 Arbeitern. Von diesen 14 Arbeitern haben sechs ein Auto, das von ihnen in den Preislagen zwischen 20.000 und 30.000 Schilling erworben wurde....
Stille Revolution durch das 'sozialisierte' Auto... Nach Betriebsschluß steigen gut angezogene Herren in gut aussehende Kabrios und Karavans, um etwa in einen Vortrag über den österreichischen Dichter Wildgans zu fahren es sind die Arbeiter jenes Betriebes. Quelle: Franz Tinhof, Stille Revolution durch das 'sozialisierte' Auto, in: Die Presse, 13.5.1956.