Prof. Dr. A. Richartz Internatspädagogik an den Eliteschulen des Sports
Internatspädagogik an Eliteschulen des Sports 1. Meine Kernbotschaften 2. Bindung, Stress und Sicherheit 3. Kinder, Jugendliche und Eltern heute 4. Eltern als fördernde Umwelten 5. Biographie und Bindungstypen 6. Intuitive pädagogische Kompetenzen 7. Fragen Prof. Dr. A. Richartz
1. Kernbotschaften Basiskriterium Internatspädagogik: Beziehungsqualität Kind/Jugdl. - Bezugsperson Beziehungsqualität hängt ab von Feinfühligkeit/Zugänglichkeit/Akzeptanz Bezugsperson Biographische Vorerfahrung Kind/Jugdl. Wichtigster Stressregulator bei Angst, Unsicherheit, Schmerz, Misserfolg: Bezugspersonen Umgang mit Unsicherheit/Stress hängt vom Bindungstyp ab: vermeidend, sicher, ambivalent Feinfühligkeit = Intuitive Kompetenz Prof. Dr. A. Richartz
2. Bindung, Stress und Sicherheit Körperliche Nähe der Bindungsperson vermittelt Sicherheit. Die Bindungsperson ist sichere Basis für die Erkundung der Welt Prinzip: Lebenslang; Änderung der Form Prof. Dr. A. Richartz
2. Bindung, Stress und Sicherheit
2. Bindung, Stress und Sicherheit
2. Bindung, Stress und Sicherheit Eltern als Stressressource im Leistungssport von Kindern Stress-Bereiche Sozialer Druck Soziale Isolation Familie Geschwisterkonflikte Zeitliche Überlastung Fürsorglichkeit Eltern Unzufriedenheit Schule Schulische Überforderung Sportliche Überforderung Soziale Überlastung Gesamt (N=602) * p<.001; Korrelation nach Pearson Unzufriedenheit Training Soziale Spannungen Soz. Isolation
3. Kinder, Jugendliche, Eltern heute Shell Jugendstudie 2006: Familie: Ein sicherer sozialer Heimathafen : Man braucht eine Familie, um glücklich zu sein: 72% Kinder erziehen, wie selbst erzogen: 72% Konfliktbewältigung: partnerschaftlich (70/74%) Wohnen bei den Eltern: 73% der 18-21jährigen
3. Kinder, Jugendliche, Eltern heute World Vision Kinderstudie 2007: Familie als Zentrum : Mutter hat zu wenig Zeit für mich: 5% (V.: 16%) Konfliktlösung ohne Strafen: 80% Zufriedenheit mit Freiheiten in Familie: 85% Ressourcen in Familie insgesamt (sehr) positiv: 85% Wert auf eigene Meinung: Mutter: viel: 56%; mal so, mal so: 39% Vater: viel: 47%; mal so, mal so: 39% Erzieher: viel: 24%; mal so, mal so: 52%
3. Kinder, Jugendliche, Eltern heute
3. Kinder, Jugendliche, Eltern heute
4. Eltern als fördernde Umwelten Kinder fühlen sich von M/V wirklich verstanden schätzen M/V als fähige Ratgeber für ihr Leben ein finden, dass M/V aufmerksam ihre Schulzeit begleiten erleben gemeinsame Freizeitaktivitäten mit M/V finden das Klima in Familie kooperativ und harmonisch fühlen sich als Person von M/V wirklich geachtet. Eickhoff & Zinnecker 2000
4. Eltern als fördernde Umwelten Befunde Bindungsforschung Entscheidende Faktoren: Feinfühligkeit der Bindungsperson(en) Zustand d. Kindes richtig wahrnehmen Angemessen reagieren Prompt reagieren Zugänglichkeit der Bindungsperson Zuverlässigkeit der Bindungsperson Prof. Dr. A. Richartz
5. Wie entstehen Bindungstypen? Kind fühlt sich sicher und exploriert Prof. Dr. A. Richartz
5. Wie entstehen Bindungstypen? Kind fühlt sich unsicher: Bindungsverhalten Prof. Dr. A. Richartz
5. Wie entstehen Bindungstypen? Bindungsfigur: feinfühlig: Signale richtig gelesen, angemessen und prompt reagiert Prof. Dr. A. Richartz
5. Wie entstehen Bindungstypen? Kind: Rückgewinnung von Sicherheit Prof. Dr. A. Richartz
5. Wie entstehen Bindungstypen? Bindungsverhalten Fürsorge (Caregiving) Prof. Dr. A. Richartz
5. Wie entstehen Bindungstypen? Kind fühlt sich unsicher: Bindungsverhalten Prof. Dr. A. Richartz
5. Wie entstehen Bindungstypen? Bindungsfigur: abweisend, unzugänglich, distanziert, entwertend Prof. Dr. A. Richartz
5. Wie entstehen Bindungstypen? Kind: Bindungsverhalten nicht mehr zeigen vermeiden Prof. Dr. A. Richartz
5. Wie entstehen Bindungstypen? Kind fühlt sich unsicher: Bindungsverhalten Prof. Dr. A. Richartz
5. Wie entstehen Bindungstypen? Bindungsfigur: unberechenbar mal zugewandt, mal abweisend Prof. Dr. A. Richartz
5. Wie entstehen Bindungstypen? Bindungsverhalten maximieren, um Sicherheit doch noch zu erreichen ambivalent Prof. Dr. A. Richartz
5. Wie entstehen Bindungstypen? Bezugsperson zurückweisend entwertend Bezugsperson feinfühlig akzeptierend Bezugsperson inkonsistent unberechenbar Unsicher- Vermeidend Sicher Unsicher- Ambivalent Deaktivierung Flexibel Ausbalanciert Hyper- Aktivierung Unterdrückung emotionaler Erfahrungen emotionale Offenheit fehlende Abgrenzung Gefühlsüberflutung
6. Bindungs-Typen im Leistungssport unsicherambiv. unsichervermeid. sicher vermeid.- desorg. Gesamt (30) 18 5 5 2 Männlich (15) 11 1 1 2 Weiblich (15) 7 4 4 0 Richartz, Hoffmann & Sallen 2009
7. Intuitive Kompetenzen Universell: kultur-, alters-, geschlechtsunabhängig; minimale Variationen Unbewusst: Kein Selbstbericht möglich Schnell: Kurze Latenz: Reaktionszeiten 200-600 msec. Unwillkürlich: können normalerweise nur für kurze Zeit unterdrückt werden Nicht ermüdend: Verhalten aus Repertoire der Intuitiven Kompetenzen können ohne Ermüdung wiederholt werden
Fragen zum Schluss Moderne Internatspädagogik stellt hohe Qualifikationsansprüche. Wird dies von Umfeld und Führungskräften anerkannt? Gibt es gezielte und dauerhafte Förderung? Wer professionell unterstützen, anregen und Konflikte bewältigen soll, braucht selbst Unterstützung, Anregung und eine förderliche Konfliktkultur. Sind diese Voraussetzungen gegeben? Moderne Internatspädagogik hat bauliche, arbeitsorganisatorische und institutionelle Voraussetzungen. Existieren sie?
8. Intuitive Kompetenzen von Trainern Caregiving-Typen im Leistungssport Sehr sicher Sicher Unsicher Sehr unsicher Gesamt (23) 8 7 4 4 Turnen (7) 2 3 1 1 RSG (4) 3 0 0 1 Wasserspringen (4) 0 1 1 2 Schwimmen (8) 3 3 2 0 Männlich (7) 2 3 0 2 Weiblich (16) 6 4 3 3
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