Natur Wieso ist sie so schön und warum müssen wir sie schützen? *

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Transkript:

Didaktische Einheit: Natur Wieso ist sie so schön und warum müssen wir sie schützen? * a) Grundlegendes b) Persönliche Reflexionsfragen c) Bilderbuch: Die alte Linde Gundula d) Kommentar e) Planungsmodell zur didaktischen Einheit Aus: Leher, L./ Kirchberg, U. (2010): Die alte Linde Gundula. Bonn: Deutsche Stiftung Denkmalschutz. * Diese didaktische Einheit stammt aus unserem Werk im LIT-Verlag: Huppertz/ Barleben, Freude am Philosophieren, ISBN: 3-643-13572-8. Dort findet man weitere 20 Einheiten, z.b. zum Thema Weltbürger, Identität, Friede 1

Didaktische Einheit: Natur Wieso ist sie so schön und warum müssen wir sie schützen? a) Grundlegendes Von der Wortwurzel her gesehen bedeutet Natur das Gewordene bzw. Geborene. Natur leitet sich ab vom lateinischen Wort nasci, das heißt geboren werden, entstehen, etc. Herkömmlich wird eingeteilt in materielle Natur, pflanzlichorganische Natur und animalische Natur. Bei der animalischen Natur kann noch einmal unterschieden werden zwischen Tier (vgl. engl. animal) und Mensch. Der Mensch wird seit Beginn der Philosophie in der Anthropologie vielfach auch als animal rationale, d.h. als vernünftiges Lebewesen, bezeichnet. In der griechischen Philosophie wurde der Begriff Natur (altgriech. physis) auf alles Seiende ausgedehnt: Alles, was ist, sei Natur (physis). Negativ abgegrenzt wird als Natur das bezeichnet, was nicht durch Menschenhand hervorgebracht wurde, z.b. durch Kunst, Zivilisation, Wissenschaft, Technik. Dabei spricht man von Kultur. Kultur (von lat. colere = pflegen) wird dann als Gegensatz zum Begriff Natur verstanden. Das Wort Natur wird aber auch seit eh und je anstelle des Wortes Wesen verwendet. So sagt man z.b., etwas läge in der 2

Natur des Menschen oder in der Natur der Sache, und meint damit, es liege im Wesen des Betreffenden. Natur im Alltag meint aber auch das Grüne : Wald und Feld; so sagen wir z.b. in die Natur gehen. Außerdem gibt es eine Reihe von Wörtern mit Natur : naturgemäß, natürlich. In der Geschichte der Philosophie wurde auch nach der Herkunft bzw. Begründung von Natur gefragt, wobei u.a. Natur als alles Seiende bzw. Kosmos verstanden wurde. In diesem Sinne sagte Goethe über die Natur: Sie ist alles. Erwähnenswert ist auch die Unterscheidung von natura naturans und natura naturata, wobei das Erstere die sich selbst erzeugende Natur meinte und das Zweite die von dieser hervorgebrachte Natur. Unter natura naturans wurde auch Göttliches verstanden. Von besonderer Bedeutung, u.a. auch für Erziehung und Bildung, ist die Beziehung des Menschen zur Natur. Steht Natur dem Menschen als Objekt gegenüber oder ist der Mensch selber integraler Teil der Natur? In der heutigen Wissenschaftsdebatte wird besonders nachdrücklich auf die Vulnerabilität (Verletzbarkeit) der Natur hingewiesen. Nicht mehr dem nach der Theologie völlig missverstandenen Bibelwort Macht euch die Erde Untertan (Genesis 1,28) ist Folge zu leisten, sondern dem Motto Wir sind selber Teil der Natur und müssen uns mit dieser verbunden sehen und in Einklang bringen. Sich etwas untertan machen bedeute, so Theologen heute, sich seiner anzunehmen und für es zu sorgen. Wie der König Untertanen habe und in erster Linie verpflichtet sei, für sie Sorge zu tragen, so sei auch das genannte Bibelwort zu verstehen. In solchem Sinne wird heute auch gesprochen von einem integrativen Naturverständnis des Menschen. 3

Es ist unter diesen Gesichtspunkten problematisch, noch einfachhin zu unterscheiden zwischen Natur und Kultur. Ein partial-holistischer (teil-ganzheitlicher) Blick kann dabei neue und aktuell notwendige Perspektiven eröffnen. Natur ist dann einerseits zu beherrschen (Naturkatastrophe, Naturgewalt etc.), andererseits aber auch vor dem Hintergrund ökologischer Überlegungen (Umweltschutz) zu bewahren. b) Persönliche Reflexionsfragen - Was verbinde ich selber mit dem Wort Natur? - Wie kann ich die Kinder zu nachhaltigem Denken und Handeln anregen? - Warum ist es so wichtig, dass wir die Natur schützen und erhalten? - Wie lernen die Kinder bei mir, die Natur wertzuschätzen? - Kann ich sagen und erklären, was Natur alles bedeutet? - Habe ich selber ein Verhältnis zur Natur, wie es heute erforderlich ist? - Bin ich mit den Kindern wirklich gerne in der Natur (gerne nach draußen gehen, auch bei schlechtem Wetter was es ja nicht gibt)? - Mache ich Waldtage oder Waldwochen mit Kindern und Eltern? - Was denke und empfinde ich bei Umweltkatastrophen? - Lebe ich nachhaltig und bin ich in ökologischer Hinsicht den Kindern ein gutes Vorbild (Energiebewusstsein, weniger Autofahren, )? c) Bilderbuch: Die alte Linde Gundula Autoren: Lore Leher, Ursula Kirchbach 4

Bildungsinhalt: Um was geht es? Eine Linde (sie heißt Gundula) ist schon 100 Jahre alt. Das Problem ist, dass sie in Gundelsdorf zu dicht am Straßenrand steht. Deshalb ist sie den Autofahrern ein Dorn im Auge; schließlich wird Gundula krank und welk. Die Ortsbewohner sorgen sich um den Baum. Sie vermuten, dass die alte Linde unter Lärm und Abgasen leidet, und wollen ihr helfen. Kurzerhand leiten sie die Straße um, was Gundula gut tut und sie wieder aufleben lässt: Da war die alte Linde froh und stand bald wieder stark und so, wie noch zu jeder Sommerszeit in ihrem grünen Blätterkleid. Am allerfrohsten aber war die Gundelsdorfer Kinderschar, denn um den alten Lindenbaum war jetzt für einen Spielplatz Raum. Wo vorher die Straße war, spielen nun Kinder, die sich an der prächtigen Linde erfreuen. 5

Bildungsgehalt: Was soll sich den Kindern vermitteln? - Das Leben eines (alten) Baumes ist schützenswert. Deshalb gilt es aufmerksam zu sein und sich für dessen Erhalt einzusetzen selbst dann, wenn dies mit Nachteilen für die Menschen verbunden ist. - Abgase schädigen Umwelt und Natur. - Die integrale Verbindung von Natur und Kultur wird im Bilderbuch so formuliert: In alten Baumkronen wächst Lebensqualität. Mit vielen alten Bäumen verbinden sich historische oder regionale Erinnerungen. Als Wegemarken, als Tanzlinde auf dem Dorfplatz, als Allee, in Parkanlagen oder auf dem Kirchhof gehören alte Bäume zum Kulturgut. d) Kommentar Es wird geplant, in einer didaktischen Einheit über Natur zu philosophieren. Dabei sind der Schutz und die Erhaltung der Natur das besondere Anliegen. Das zu diesem Thema passende Buch ist der Klassiker: Die alte Linde Gundula. Mit dem Angebot soll erreicht werden, dass die Kinder die Natur mit allem, was sie zu bieten hat, als wertvoll erachten. Sie sollen verstehen lernen, dass der Erhalt der Natur nichts Selbstverständliches ist, und dass man aktiv etwas dazu beitragen muss. Außerdem sollen sie erfahren, was die Natur krank macht: dass etwa Bäume unter Abgasen und Schadstoffen leiden. Nach dem Lied Du alter Baum zum Einstieg sehen sich die Kinder den Baum neben ihnen ganz genau an: Er ist groß und dick gewachsen. Jedes Kind gibt eine Schätzung ab, wie alt er sein könnte. Außerdem erfolgen evtl. praktische Aktivitäten, z.b. 6

die bekannte Spiegelübung oder gemeinsam den Baum umfassen etc. Anschließend wird das Buch Die alte Linde Gundula vorgelesen. Zwischendurch hält die Erzieherin bzw. Lehrerin immer wieder inne und fasst in eigenen Worten zusammen, was sie gelesen hat. Auch stellt sie Verständnisfragen an die Kinder. Danach kommt es zum vertiefenden Gespräch mit Hilfe der Impulsfragen. Im Anschluss lernen die Kinder eine weitere Strophe des Liedes Du alter Baum. Sie singen gemeinsam, möglichst begleitet durch Gitarrenspiel o.ä. So oder so ähnlich kann die didaktische Einheit erfolgen. 7

e) Planungsmodell zur didaktischen Einheit 8