Kompetenzen zur Übergangsgestaltung: ein neues Profil pädagogischer Fachkräfte

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Transkript:

Fachforum II Kompetenzen zur Übergangsgestaltung: ein neues Profil pädagogischer Fachkräfte Dr. Ursula Bylinski Bundesinstitut für Berufsbildung Dr. Andreas Oehme Universität Hildesheim Ergebnisse aus dem BIBB-Forschungsprojekt Anforderungen an die Professionalität des Bildungspersonals im Übergang von der Schule in die Arbeitswelt

Ziel Ziel des BIBB-Forschungsprojektes ist es, ausgehend von den Anforderungen, die an die am Übergangsprozess beteiligten pädagogischen Fachkräften gestellt werden, Kompetenzprofile herauszuarbeiten, die ihrer spezifischen Aufgabe entsprechen. Ein Kompetenzprofil für pädagogisches Übergangshandeln als kooperative Aufgabe

Kompetenzbereiche Originäre Aufgaben der pädagogischen Fachkräfte verändern sich (Individualisierung, Komplexität, Beschleunigung usw.) Unterrichten: das Lehren und Lernen Erziehen: Erziehungsaufgabe Gestaltung von Übergangsprozessen Beurteilen: Beurteilungsaufgabe Innovieren: Weiterentwicklung der eigenen Kompetenzen erweiterte Aufgaben entstehen nach: KMK 2004

Beispiel: Individualisierung Gestaltung von Lehr/Lernund Bildungsprozessen (Wissen, Können, Reflektieren) Unterrichten Erziehen Kompetenz- und ressourcenorientierung: Lernprozesse initiieren, die vom Individuum ausgehen, Potenziale aufgreifen und Lebenswelterfahrungen einbeziehen Persönlichkeitsförderung: Selbst-/Sozialkompetenz stärken, neue (Lern-) Erfahrungen ermöglichen, Konflikt- und Teamfähigkeit fördern Gestaltung von Übergangsprozessen Beurteilen, Beraten, Begleiten Diagnostizieren von Lernvoraussetzungen, Reflexion von Prozessen, Unterstützung individuell ausrichten, Balance zwischen Subjekt und Anforderungen ermöglichen Innovieren Reflexion der eigenen Rolle, Einnehmen eines Perspektivenwechsels, Weiterentwicklung der eigenen Kompetenzen, im Sinne lebenslangen Lernens erweiterte Aufgaben entstehen

Querschnittsaufgabe Ein Kompetenzprofil für pädagogisches Übergangshandeln als kooperative Aufgabe Alle vier Kompetenzbereiche sind für die pädagogischen Fachkräften (allgemein bildende und berufliche Lehrkräfte, Sozialpädagogen/-innen, Ausbilder/-innen) von Bedeutung und pädagogisches Übergangshandeln wird zur Querschnittsaufgabe. In jedem Aufgabenbereich (Unterricht/Curriculum, Unterweisung/ Ausbildungsplan, sozialpädagogische Begleitung/Hilfeplan) und aus jeder beruflichen Perspektive heraus stellt sich pädagogisches Übergangshandeln anders dar.

Kernkompetenzen Kernkompetenzen für pädagogisches Übergangshandeln resultieren aus a) den individualisierten Übergangsprozessen junger Menschen -> Entwicklung realisierbarer Bildungs- und Ausbildungsperspektiven, gemeinsam mit dem/der Jugendlichen (systemund ressourcenorientiert) sowie b) den Aktivitäten und Bildungsangeboten verschiedener Akteure, die aufeinander bezogen und koordiniert werden müssen mit dem Ziel -> Aufbau von regionalen Kommunikations- bzw. Kooperationsstrukturen und gemeinsamen Arbeitsbezügen (Institutionen- und Handlungsfeld übergreifend)

Kompetenzen im pädagogischen Übergangshandeln a) Kompetenzen zur individuellen Beratung/Begleitung: Bedürfnisse, Handlungen und Handlungskontexte der Jugendlichen verstehen und... in einen pädagogischen Handlungsbedarf übersetzen kreative Entwicklung (situativ/biografisch) passender Bildungsund Unterstützungssettings Einbeziehen von und adäquates Interagieren mit dem sozialen Umfeld und weiteren Fachkräften

Kompetenzen im pädagogischen Übergangshandeln b) Kompetenzen zum Aufbau von Kooperationsund Netzwerkstrukturen Regionales Wissen und regionale Verankerung Intermediäres Agieren zwischen verschiedenen Institutionen Übersetzen verschiedener Kommunikations- und Arbeitsstile ( Sprache ) und das Anwenden dieser Sprachen Kenntnis verschiedener institutioneller Kontexte (Strukturen, Vorschriften, Gepflogenheiten, Nöte ) und das Einbeziehen dieser Kenntnis in das intermediäre Agieren

Kompetenzentwicklungsprozesse Aneignung von Fähigkeiten und Wissen in einem berufsbiografischen Prozess Kumulativer Kompetenzerwerb : Qualifikationen, Erfahrungen in verschiedenen Arbeitsfeldern, verschiedenste Lern- und Reflexionsprozesse Erhöhte biografische Reflexivität: Auseinandersetzung mit eigenen Erfahrungen, Fähigkeiten, Wünschen und impliziten Bildern des beruflichen Handelns im Übergang Verknüpfung verschiedener Qualifikationen, Erfahrungen und Lernprozesse zu einer kohärenten professionellen Handlungskompetenz bzw. Handlungsstrategie

Entscheidende Dimension: Selbstreflexiviät Reflexiver Umgang mit der strukturellen Offenheit am Übergang von der Schule in den Beruf und in die Arbeitswelt Hinterfragen von Problemanalysen, (eigenen) Handlungskonzepten, Haltungen, Routinen, Zielen Reflexive Organisation und Gestaltung von Bildungs- und Übergangsprozessen in der eigenen Institution bzw....... intermediär im Zusammenspiel verschiedener Institutionen/Personen Reflexive Professionalisierung des eigenen biografisch erworbenen Wissens und Könnens

Fachforum II Vielen Dank! Kompetenzen zur Übergangsgestaltung: ein neues Profil pädagogischer Fachkräfte Dr. Ursula Bylinski Bundesinstitut für Berufsbildung Dr. Andreas Oehme Universität Hildesheim