Sozialpädagogik und Kinder- und Jugendhilfe eine problemorientierte Einführung Modul P 4 (2) Gruppe B (30.10; 13.11.; 27.11., 11.12.2017 15.1. 29.1., 5.2.2018) --- Prof. Dr. Christian Schrapper-Wintersemester 2017; Koblenz, den 30.10.2017
Was ist Sozialpädagogik? Eine Arbeitsdefinition Die Sozialpädagogik hat es schwer mit sich selbst und kann die Frage, was sie sei, nicht beantworten. (Franz Hamburger 2008, S. 11) Sozialpädagogik ist das, was Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen dafür halten und was sie tun. Sozialpädagogik ist eine sozial- und erziehungswissenschaftliche Disziplin und eine Theorie und Konzeption besonderer Praxisinstitutionen vor allem der Kinder- und Jugendhilfe und der Sozialen Arbeit:... beschäftigt sich mit jenen (biographisch,) sozialstrukturell und institutionell bedingten Konflikten, welche im Verlauf der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen auftreten: Konflikte zwischen subjektiven Antrieben und Vermögen der Kinder- und Jugendlichen (sowie) gesellschaftlichen und institutionellen Anforderungen, wie sie in Familie, Schule, Arbeitswelt und Gemeinwesen vermittelt sind. Sie versucht diese Konflikte aufzuklären, ihre Folgeprobleme zu prognostizieren und in diesem Kontext die Grundlagen für erzieherische Hilfen zu entwickeln. (Lothar Bönisch 1979, S. 22)
Der spezifischer Ansatz der Sozial-Pädagogik (Hamburger 2008, S. 14) 1. bezieht sich auf das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft; 2. dieses Verhältnis wird als konflikthaft bzw. im Hinblick auf die prägenden Konflikte verstanden 3. Sozialpädagogik leistet eine Analyse der Konfliktkonstellationen 4. und entwickelt Konzepte der Konfliktbearbeitung
Woher kommt Sozialpädagogik? An der Wende zum 19. Jahrhundert entstanden als jenes erzieherische Element der Sozialpolitik mit dem die negativen Folgen kapitalistischer Industriegesellschaften bearbeitet werden sollten. Sociale-Pädagogik als Prinzip jeder Pädagogik, die soziale Probleme menschlicher Existenz in komplexen Gesellschaften in den Mittelpunkt stellt Als Arbeitsbereich einer speziellen Pädagogik, die sich um die Sonderfälle kümmert
Das Leben bildet?! Eine sozialpädagogische Position
Was ist Bildung? ein (lebenslanger) Prozess der Heraus- Bildung eines selbstreflexives Verhältnisses des Menschen zu sich, zu anderen Menschen und zur Welt das pädagogische Grundproblem dabei: Wie kommt die Welt in den (jungen) Menschen und wie der Mensch in die Welt? das sozialpädagogische Grundproblem dabei: Wie kommt das Soziale in den Menschen und wie der Mensch in das Soziale?
Was ist ein gebildeter Mensch? Was auch immer den Menschen bildet, ich werde es daran messen, ob dies eintritt: Abscheu und Abwehr von Unmenschlichkeit die Wahrnehmung von Glück die Fähigkeit und den Willen, sich zu verständigen ein Bewusstsein von der Geschichtlichkeit der eigenen Existenz Wachheit für die letzten Fragen die Bereitschaft zur Selbstverantwortung. (H.v.Hentig: Bildung, 1996, S. 75)
Was müssen Kinder für s Leben lernen? Wie funktioniert die Welt der Dinge und der menschlichen Beziehungen um mich herum? Wie komme ich schnell und sicher zu dem, was ich zum (Über-)Leben brauche? Wie finde ich Zugehörigkeit und sichere gleichzeitig meine Unabhängigkeit in menschlichen Gesellschaften?
der Mensch und die Welt das Gute und das Soziale gut Moralität dysfunktional funktional Sozialität böse
Sozialpädagogik: Erziehung, Hilfe und Bildung Aneignung von Welt und Selbst durch die Subjekte in der Spannung von Formung und Geformtwerden Bildung Hilfe Erleichterung, Ermöglichung, Ersatz in der Spannung von Zuwendung und Abhängigkeit Erziehung Absichtsvolle Kommunikation der älteren mit der jüngeren Generation über Sittlichkeit in der Spannung von Unmündigkeit und Mündigkeit
Wie müssen Erziehungsprozesse gestaltet werden, damit Kinder sich Selbst und Welt erfolgreich aneignen können? verstehen, mit welchen Bildern und Strategien Kinder sich bisher die Welt aneignen konnten oder mussten Vorstellung davon haben, was Kinder wissen und verstehen müssen, um sich die Welt erfolgreich aneignen zu können erkennbar nützliche Unterstützung in der den Kindern bekannten Welt bereithalten verlockende Zugänge zu fremden Welten eröffnen
sozialpädagogisch wird die Aneignung von Selbst und Welt gefördert und gefordert durch informieren und beraten üben und sanktionieren behandeln und heilen je nach Schwerpunktsetzung können sozialpädagogische Einrichtungen eher als pädagogisch-therapeutischer Lern-und Schonraum oder als lebensweltorientiertes Milieu konzipiert sein, immer aber wird (Selbst)-Bildung ermöglicht
Programm und Termine 30.10. Einführung: Was ist Sozialpädagogik? Zwischen Gesellschaft und Individuum: Öffentliche Verantwortung und private Lebensschicksale 6.11. AG s kein Plenum 13.11. Erziehung statt Strafe: der Urknall und die ewig schwärende Wunde (GU); Ausgrenzung, Exklusion, Euthanasie 20.11. AG s kein Plenum 27.11. Vom Kinde aus, das Kind in den Mittelpunkt (Pestalozzi, Reformpäd., Kinderrechte; Elternrecht + Kindeswohl) 4.12. AG s kein Plenum 11.12. doppeltes Mandat; Hilfe und Kontrolle; Hilfe in Zwangskontexten; Förderung und Intervention (Textarbeit) 18.12. AG s kein Plenum 8.1. AG s kein Plenum 15.1. Gruppen und Gruppenpädagogik/ Hilfen zur Erziehung, helfen wobei? 22.1. AG s kein Plenum 29.1 Wissen wir, was wir tun (Diagnostik, Wirkungen) und wissen wir, was wir anrichten können? (Risiko und Fehler).. AG s kein Plenum 5.2. ggf. gemeinsamer Seminarabschluss mit Gruppe A
Hinweise Vortragsfolien und z.t. ergänzende Texte (im Seminarapparat) Prüfung Teil des Modulportfolio
Aufgabe bis 13.11. mind. 2 Lexikon-/Handbuch-Artikel zu Sozialpädagogik/Soziale Arbeit suchen und bearbeiten Definition herausarbeiten Unterschiede: Sozialpädagogik Sozialarbeit Soziale Arbeit?