Arbeitsschutz und Prävention zeitgemäß und effektiv betreiben. Ergebnisse aus der Sifa-Langzeitstudie

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Transkript:

Arbeitsschutz und Prävention zeitgemäß und effektiv betreiben Ergebnisse aus der Sifa-Langzeitstudie Forschungsgemeinschaft der Sifa-Langzeitstudie Werner Hamacher, Systemkonzept Köln

interdisziplinär kooperativ systemisch dynamisch wissenschaftlich praktisch zukunftsorientiert nachhaltig www.systemkonzept.de Aachener Straße 68 50674 Köln Tel: 02 21 / 56 908 0 Fax: 02 21 / 56 908 10 E-Mail: info@systemkonzept.de RCI 20.Januar 2011 Kassel F 2

1. Die Sifa-Langzeitstudie 2. Was tun Sifas und wo werden sie wirksam 3. Was trägt die Sifa selbst zur Wirksamkeit bei: Kompetenzen, Einstellungen, Motive, Arbeitsweisen 4. Welchen Einfluss haben die betriebliche Einsatzbedingungen und Handlungsrahmen auf die Wirksamkeit 5. Vernetzte Zusammenhänge der Einflussgrößen 6. Handlungsempfehlungen

Das Projekt Die Langzeitstudie zur Wirksamkeit der Tätigkeit von Fachkräften für Arbeitssicherheit (Sifa- Langzeitstudie) ist ein Projekt der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Projektleitung: Wissenschaftliche Projektleitung: Prof. Dr. Rüdiger Trimpop, Lehrstuhl für Arbeits- Betriebs- und Organisationspsychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena Projektleitung des Auftraggebers: Gerhard Strothotte (Abteilung Sicherheit und Gesundheit, DGUV St. Augustin) und Dr. Carola Kästner, Dr. Ulrich Winterfeld (IAG Dresden) Forschungsgemeinschaft der Sifa-Langzeitstudie: Lehrstuhl für Arbeits-, Betriebs- & Organisationspsychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Prof. Dr. Rüdiger Trimpop, Dr. Andreas B. Kalveram und Dipl.-Psych. Tobias Ruttke) Systemkonzept Gesellschaft für Systemforschung und Konzeptentwicklung mbh, Köln (Dipl.-Päd. Werner Hamacher, Dr. Lutz Wienhold, Dr. Norbert Lenartz und M.A. Sebastian Riebe) Institut für Technische Logistik und Arbeitssysteme der Technischen Universität Dresden - Professur für Arbeitswissenschaft (Prof. Dr. Ing. Martin Schmauder und Dr. Katrin Höhn) Institut für Berufspädagogik der Technischen Universität Dresden - Professur für Bildungstechnologie (Prof. Dr. Thomas Köhler und M.A. Nina Kahnwald) Stand: Juli/August 2010 4

Befragungskonzept Selbsteinschätzung und Validierung Selbsteinschätzung durch Befragung der Sifas Validierung: Fremdeinschätzung durch Befragung der Leitungs- und Führungskräfte, der Personalvertretung und der Betriebsärzte: paarweise Vergleiche der Befragten aus dem gleichen Betrieb Längsschnitt und Querschnitt 3mal Basisbefragung (Sifas) 2mal Validierungsbefragung (FK, BR/PR, BA) 2mal Vertiefungsbefragung (Sifas) 5

Gesamtkonzeption der Studie Basisstudie Online Befragung der Sifas im Längsschnitt Sicht der Sifas auf Tätigkeiten und Wirksamkeiten Vertiefungsstudie Begründungszusammenhänge Online Befragung der Sifas im Längsschnitt Vergleich/Bewertung Tätigkeit und Wirksamkeit Externe Betriebliche Einflüsse Betriebliche Rahmenbedingungen Personendaten Validierungsstudie Online Befragung der innerbetrieblichen Kooperationspartner im Längsschnitt Sicht des: Unternehmens /der Führungskräfte Betriebsarztes Betriebsrates Begründungen für die ausgeübten Tätigkeiten und die erlebten Wirksamkeiten 6

Stand der Studie Studienzeitplan 7

Strukturmodell der Sifa-Langzeitstudie 9

1. Die Sifa-Langzeitstudie 2. Was tun Sifas und wo werden sie wirksam 3. Was trägt die Sifa selbst zur Wirksamkeit bei: Kompetenzen, Einstellungen, Motive, Arbeitsweisen 4. Welchen Einfluss haben die betriebliche Einsatzbedingungen und Handlungsrahmen auf die Wirksamkeit 5. Vernetzte Zusammenhänge der Einflussgrößen 6. Handlungsempfehlungen

Basisstudie: Kernaussage 1 Über 70 Einzeltätigkeiten wurden erfragt; Zusammengefasst zu 7 Faktoren: Ausprägung der Intensität der Tätigkeit hohe Intensität: klassische Gefährdungsfaktoren und verhaltensbezogene Arbeitssystemgestaltung mittlere Intensität: technisch-organisatorische Arbeitssystemgestaltung, Management des Arbeitsschutzes, Analysen eingetretener Ereignisse eher geringe Intensität: personalorientierte Arbeitsgestaltung Tätigkeitsfeld 5 weist ein hohes Entwicklungspotenzial aus! 14

Identifizierte Tätigkeitsfelder und deren inhaltliche Bedeutung Tätigkeitsfelder Verhaltensbezogene-organisatorische Schutzmaßnahmen Analyse von Gefährdungsfaktoren Management des Arbeitsschutzes Technisch-organisatorische Gestaltung von Arbeitssystemen Personenorientierte Gestaltung von Arbeitssystemen Beschäftigung mit chemisch-biologischen Gefährdungen Analyse eingetretener Ereignisse Beschreibung Verhaltensbeeinflussung der Beschäftigten soll vorhandene Gefährdungen nicht wirksam werden lassen. Tätigkeiten reichen vom Einsatz von PSA über Unterweisungen bis hin zum Notfallmanagement Analyse von Gefährdungen, Anwendung von Analysemethoden und arbeitsablauforientierte Gefährdungsanalyse Integrative Ausrichtung: Einbindung des Arbeitsschutzes z. B. in Führungshandeln oder über Entwicklung von Konzepten zur Gefährdungsbeurteilung Planungsprozesse zur vorausschauenden Gestaltung der technischorganisatorischen Aspekte von Arbeitssystemen Förderung der Gesundheit, Verbesserung der Gestaltung von Arbeitsformen und Arbeitszeit Analyse und Verbesserung von chemischen, biologischen Gefährdungen sowie Brand- und Explosionsgefährdungen Analyse von Unfällen, Wegeunfällen, Beinaheunfällen, und Krankenstand 15

Intensität der Tätigkeit Basisbefragung 1 N > 1300 Basisbefragung 2 N > 1300 Basisbefragung 3 N > 1200 T1 verhaltensbez.-organisat. Schutzmaßnahmen gar nicht 1 kaum intensiv 2 mittelmäßig intensiv 3 ziemlich intensiv 4 3,79 3,80 3,83 T2 Analyse von Gefährdungsfaktoren 3,74 3,75 3,80 T3 Management des Arbeitsschutzes T4 techn.-organisat.gestaltung von ArbSys T5 personenorient. Gestaltung von ArbSys T6 Beschft. M. chem.-biolog. Gefährdungen T7 Analyse eingetretener Ereignisse 2,47 2,51 2,52 3,31 3,34 3,36 3,15 3,17 3,19 3,22 3,30 3,29 3,09 3,06 3,06 16

70 Einzeltätigkeiten zeitliche Entwicklung Intensität der Tätigkeit: Entwicklungen innerhalb der Tätigkeitsfelder Heterogene Entwicklung der Intensität bei den unterschiedlichen Tätigkeiten und innerhalb der 7 Tätigkeitsfelder - Hohe Intensitäten bei klassischen, technisch geprägten Tätigkeiten über die Zeit hinweg eher zunehmend eher geringe Intensität in der personalorientierten Arbeitsgestaltung; bleibt auch über die Zeit weitgehend stabil 17

Tätigkeit im Spiegel der DGUV Vorschrift 2 Aufgabenfelder der DGUV Vorschrift 2 Sifas werden in der Breite in allen Aufgabenfeldern tätig Sifas setzen sehr unterschiedliche Schwerpunkte gemäß dem betrieblichen Bedarf Gefährdungsbeurteilung, Verhaltens- und Verhältnisprävention sind Schwerpunkte in der Grundbetreuung Die Kooperation mit den Betriebsärzten ist in vielen Feldern verbesserungsfähig, insbesondere im Aufgabenfeld Gefährdungsbeurteilung 18

Prozentuale Zeitanteile von Tätigkeiten (t3; n=1307) Tun Sifas die richtigen Dinge? Zeitliche Schwerpunkte der Tätigkeit: Unterweisungen, Betriebsanweisungen, Einsatz von PSA 19,7 % Begehungen; Überprüfungen 13,7 % Untersuchungen, korrektive Gestaltung 13,4 % vorausschauende Gefährdungsermittlung, Beratung bei der Beurteilung der Arbeitsbedingungen 17,7 % Vorausschauende Arbeitssystemgestaltung 11,3 % fehlende %zu 100%: sonstige Tätigkeiten 46.7% 28,0% 19

Wirksamkeit Die Wirksamkeit in den vier identifizierten Wirksamkeitsfeldern ist aus Sicht der Fachkräfte: erkennbar hinsichtlich Arbeitsschutzorganisation und kultur Gefährdungsreduktion dem betrieblichem Nutzen über den Arbeitsschutz hinaus eher wenig erkennbar hinsichtlich menschengerechter Arbeitsgestaltung 20

Identifizierte Wirksamkeitsfelder und deren inhaltliche Bedeutung Wirksamkeitsfeld Wirksamkeitsfeld 1: Wirksamkeit auf die Arbeitsschutzorganisation und -kultur Wirksamkeitsfeld 2: Wirksamkeit auf die Gefährdungsreduktion Wirksamkeitsfeld 3: Betrieblicher Nutzen Wirksamkeitsfeld 4: Wirksamkeit auf die menschengerechte Arbeitsgestaltung Beschreibung Aufbauorganisation, strategisches Arbeitssicherheitsmanagement, Sicherheits- und Gesundheitskultur, Reduzierung von Störungen und Ausfallzeiten durch Verletzungen und Erkrankungen Reduzierung von Gefährdungen und Risiken (Wirtschaftlicher) Nutzen des Betriebes aufgrund von Produktund Imageverbesserung sowie Verbesserung der Arbeits- und Verkehrssicherheit Physisch (z. B. Reduzierung physischer Gefährdungen), psychisch (z. B. Erhöhung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie) sowie sozial (Verbesserung der Bedingungen für ältere Mitarbeiter) ausgerichtete Gestaltung von Arbeitsbedingungen 21

Wirksamkeitsfelder Basisbefragung 1 N > 1300 Basisbefragung 2 N > 1300 Basisbefragung 3 N > 1200 gar nicht erkennbar 1 wenig erkennbar 2 teilweise erkennbar 3 W1 Arbeitsschutzorganisation und -kultur W2 Gefährdungsreduktion W3 Betrieblicher Nutzen 3,12 3,13 3,18 3,09 3,15 3,18 3,02 3,03 3,03 W4 Menschengerechte Arbeitsgestaltung 2,67 2,78 2,78 22

Langzeitbetrachtung 30 Einzelbereiche der Wirksamkeit zeitliche Entwicklung Stärkste Zunahmen bei Einzelwirksamkeiten auf dem Gebiet der Gefährdungsreduktion leichte Zunahmen bei Einzelwirksamkeiten auf dem Gebiet der menschengerechten Arbeitsgestaltung aber immer noch vergleichsweise niedrigem Niveau 23

Wirksamkeitsgruppen Wirksamkeitsgruppen 1 Keine oder kaum erkennbare Wirksamkeit 2 Kaum erkennbare bis mittlere Wirksamkeit 3 Mittlere bis mittelhohe Wirksamkeit 4 Hohe Wirksamkeit Wirksamkeitsfelder: Arbeitsschutzorganisation/-kultur; Gefährdungsreduktion; Menschengerechte Arbeitsgestaltung in höchstens einem Feld eine durchschnittliche Wirksamkeit in mindestens einem Feld eine unter- und in höchstens einem Feld eine überdurchschnittliche Wirksamkeit überwiegend durchschnittliche bis überdurchschnittliche Ausprägungen in den Feldern in mindestens zwei Feldern eine überdurchschnittliche Wirksamkeit Fachkräfte N=1241 % 17,2 18,3 44,2 20,3 24

Stellenwert der Gefährdungsbeurteilung Je höher die Intensität ist, mit der sich Sifas um die Gefährdungsbeurteilung kümmern, desto höher schätzen sie ihre Wirksamkeit in allen vier Feldern ein. Die stärksten Effekte ergeben sich für zunehmend intensivere Auseinandersetzung mit: einem betrieblichen Gesamtkonzept zur Gefährdungsbeurteilung Der Entwicklung von Regeln zur Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung Die Gefährdungsbeurteilung als Gesamtkonzept ist das zentrale Instrument! 26

Wirksamkeit zu psychischen Belastungen Wirksamkeit der Sifas bei psychischen Belastungen wenig erkennbar! Die Sifas bewerten ihre Wirksamkeit in diesem Bereich insgesamt von allen Faktoren am niedrigsten. Die Wirksamkeit der Sifas wird von allen anderen Akteursgruppen deutlich höher eingeschätzt als von den Sifas selbst. Die Betriebsärzte sehen sich selbst nicht als intensiver tätig oder wirksam als die Sifas. Wer wird im Betrieb gegen psychische Gefährdungen wirksam tätig? 27

Zusammenhang Tätigkeit und Wirksamkeit Betrachtet man Subgruppen von Sifas, so zeigen sich große Unterschiede in der Wirksamkeit Besonders wirksame Fachkräfte kümmern sich intensiver um die verschiedenen Tätigkeitsfelder als die weniger wirksamen Fachkräfte 28

Wirksamkeit und betrieblicher Nutzen ArbSchG ASiG Wirksamkeit Menschengerechte Arbeitsgestaltung Wirksamkeit Arbeitsschutzorgansation und -kultur Wirksamkeit Gefährdungsreduktion Wirksamkeit Betrieblicher Nutzen 29

Wirksamkeit auf dem Feld des betrieblichen Nutzens (1) Effektive Sifas korrelieren hoch mit dem erzielten betrieblichen Nutzen Aktive Sifas (intensives Tätigwerden) erzeugen betrieblichen Nutzen Betrieblicher Nutzen erzielen vor allem die Sifas, die insbesondere auf dem Feld der menschengerechten Arbeitsgestaltung und der Arbeitsschutzorganisation/-kultur deutlich erkennbar wirksam sind Die Effekte sind über alle gemessenen Zeiträume stabil 30

Wirksamkeit auf dem Feld des betrieblichen Nutzens (2) Betrieblicher Nutzen lässt sich steigern durch Erhöhung der Wirksamkeit auf dem Feld der menschengerechten Arbeitsgestaltung Wirksamkeit auf dem Feld der menschengerechten Arbeitsgestaltung lässt sich steigern durch insbesondere intensiveres Tätigwerden im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung und dem demografischen Wandel ( z. B. alters- und alternsgerechte Arbeitsgestaltung) 31

1. Die Sifa-Langzeitstudie 2. Was tun Fachkräfte und wo werden sie wirksam 3. Was trägt die Sifa selbst zur Wirksamkeit bei: Kompetenzen, Einstellungen, Motive, Arbeitsweisen 4. Welchen Einfluss haben die betriebliche Einsatzbedingungen und Handlungsrahmen auf die Wirksamkeit 5. Vernetzte Zusammenhänge der Einflussgrößen 6. Handlungsempfehlungen

Arbeitsweise Starken Einfluss auf das Handeln haben: Arbeitsweise Kooperative Zielorientierung (Zielerreichung durch hohe Sozialkompetenz und kooperative Arbeitsweise) Identifikation mit der Rolle und Tätigkeit Persönliche Ressourcen (Kompetenzen, organisationale Ressourcen) 35

Kompetenzen Auf die Kompetenz kommt es an! - Fach-, Methoden-, Sozial-, Personalkompetenzen Hohe Kompetenzeinschätzung in allen vier Kompetenzbereichen geht mit den höchsten Mittelwerten auf den Tätigkeits- und Wirksamkeitsfeldern einher. Eine intensiv tätige und effektive Fachkraft für Arbeitssicherheit verfügt über ein vollständiges Kompetenzprofil und sieht es auch als wichtig an Bereits die Bedeutungsabwertung eines einzigen Kompetenzbereichs geht mit deutlich geringeren Mittelwerten auf der Mehrzahl der Tätigkeits- und Wirksamkeitsfelder einher. 36

Kompetenzentwicklung Kompetenz entwickeln sich! Je länger eine Fachkraft für Arbeitssicherheit in ihrem Betrieb diese Funktion bekleidet, desto stärker entwickeln sich die Professionalisierungszuwächse durch die tägliche Arbeit die Intensitäten mit denen sie auf den einzelnen Feldern tätig wird die Wirksamkeiten die durch die Tätigkeit in den einzelnen Feldern erreicht werden 37

Entwicklung Arbeitsweise Die Entwicklungen zwischen der ersten (2005-2006) und zweiten Basisbefragung (2008) zeigen: Personenmerkmale, deren Einfluss auf die Tätigkeit und Wirksamkeit nachgewiesen werden konnte, differenzieren sich über die Zeit weiter aus. Dies gilt insbesondere für: die Entwicklung der persönlichen Ressourcen (Kompetenzen, organisationale) und den Arbeitsstil der Kooperativen Zielorientierung. Dieser bleibt weiter sehr wichtig und prägt sich stärker aus. 38

1. Die Sifa-Langzeitstudie 2. Was tun Fachkräfte und wo werden sie wirksam 3. Was trägt die Sifa selbst zur Wirksamkeit bei: Kompetenzen, Einstellungen, Motive, Arbeitsweisen 4. Welchen Einfluss haben die betriebliche Einsatzbedingungen und Handlungsrahmen auf die Wirksamkeit 5. Vernetzte Zusammenhänge der Einflussgrößen 6. Handlungsempfehlungen

Betriebliche Betreuungsformen Auf empirischer Basis können sieben verschiedene betriebliche Betreuungsformen der Fachkräfte für Arbeitssicherheit unterschieden werden. (Vollzeit, Teilzeit in verschiedenen Formen, überbetriebliche Betreuung) Diese betrieblichen Betreuungsformen zeigen deutliche Unterschiede in Hinblick auf Tätigkeit und Wirksamkeit Zusammenhänge zu anderen betrieblichen Rahmenbedingungen sowie der Arbeitsweise der Fachkräfte für Arbeitssicherheit Betriebliche Betreuungsformen 40

Einfluss der Unternehmenskultur Unternehmenskultur zu Sicherheit und Gesundheit Die Sicherheits- und Gesundheitskultur steht in einem starkem positiven Zusammenhang zur Tätigkeit und Wirksamkeit der Fachkräfte. Insbesondere für zeitgemäße Aufgaben des Arbeitsschutzes ist dieser Zusammenhang sehr hoch 41

Stellung der Sifa Stellung der Fachkraft für Arbeitssicherheit und ihr Zugang zur Unternehmensleitung Die Unterstellung der Fachkräfte zeigt keine Effekte mit ihrer Tätigkeit und Wirksamkeit Bedeutsam ist dagegen ihr tatsächlicher Zugang zur Betriebsleitung hinsichtlich Regelmäßigkeit Anlässe und Gelegenheiten Beides ist wieder abhängig von Betreuungsform, Managementsystemen, Sicherheits- und Gesundheitskultur 42

Zugang zur Unternehmensleitung Die Entwicklungen zwischen der ersten (2005-2006) und zweiten Basisbefragung (2008) zeigen: Regelmäßiger Zugang zur Unternehmensleitung über die Teilnahme an Sitzungen der bzw. über direkten Zugang zur Unternehmensleitung erhöht die Wirksamkeit signifikant. Nur zwei Drittel der Sifas haben die Möglichkeit, regelmäßig direkte Gespräche mit der Unternehmensleitung zu führen. Der regelmäßige Austausch zwischen Unternehmensleitung und der Sifa sinkt über die Zeit! 43

Interne Kooperation Interne Kooperationen Fachkräfte pflegen Vielzahl interner Kooperationen die überwiegend als erfolgreich bewertet werden. (Bsp. BA) Dabei geht die Initiative zur Kooperation meist von der Fachkraft aus. Je mehr und je erfolgreicher Fachkräfte innerbetriebliche Kooperationen pflegen, umso wirksamer sind sie. Insbesondere die Zusammenarbeit mit der Betriebsleitung und den Führungskräften ist für die Wirksamkeit bedeutsam. 44

Umsetzung der Vorschrift 2: Qualität der Kooperation ist entscheidend! Unternehmer ermittelt Aufgaben und teilt auf Konsens finden Personalvertretung wirkt mit (Mitbestimmung) schriftlich vereinbaren und übertragen beraten arbeiten zusammen, beraten, unterrichten Fachkräfte für Arbeitssicherheit kooperieren Betriebsärzte RCI 20.Januar 2011 Kassel F 45

1. Die Sifa-Langzeitstudie 2. Was tun Fachkräfte und wo werden sie wirksam 3. Was trägt die Sifa selbst zur Wirksamkeit bei: Kompetenzen, Einstellungen, Motive, Arbeitsweisen 4. Welchen Einfluss haben die betriebliche Einsatzbedingungen und Handlungsrahmen auf die Wirksamkeit 5. Vernetzte Zusammenhänge der Einflussgrößen 6. Handlungsempfehlungen

T + W + Betriebsgröße Betreuungsform T +++ W +++ Zusammenhänge der Einflüsse auf die Wirksamkeit Zusammenhänge der Einflüsse auf die Wirksamkeit Branche T ++ W ++ Kooperation T +++ W +++ SuG-Kultur T +++ W +++ Unternehmensentwicklung T + W + Zugang T +++ W +++ Betriebliche Veränderungen T ++ W ++ Management zu SuG T +++ W +++ Qualifikation T + W Ø Ressourcen W ++ Stress W -- Kompetenz T ++ W ++ Kooperative Zielorientierung T +++ W +++ Erfahrung T + W ++ Identifikation W +++ Beraterrolle W + Tätigkeit Wirksamkeit Betrieblicher Nutzen 48

1. Die Sifa-Langzeitstudie 2. Was tun Fachkräfte und wo werden sie wirksam 3. Was trägt die Sifa selbst zur Wirksamkeit bei: Kompetenzen, Einstellungen, Motive, Arbeitsweisen 4. Welchen Einfluss haben die betriebliche Einsatzbedingungen und Handlungsrahmen auf die Wirksamkeit 5. Vernetzte Zusammenhänge der Einflussgrößen 6. Handlungsempfehlungen

Handlungsempfehlungen (1) Wie kann ich als Sifa meine Effektivität erhöhen? Vorhandene Potenziale im Unternehmen ausschöpfen: 1. Gespür entwickeln, wie das Unternehmen funktioniert 2. Eigeninitiativ Zugang zur Unternehmensleitung suchen und jede Möglichkeit nutzen 3. Zusammenarbeit mit Führungskräften proaktiv gestalten 4. Qualität der Kooperation verbessern 5. Gefügeleistung erbringen: Kern- und Komplementärkompetenzen von Fachkraft und Betriebsarzt problembezogen einsetzen 6. Kommunikation verbessern erzielte Erfolge und Nutzen kommunizieren

Handlungsempfehlungen (2) Wie kann ich als SiFa meine Effektivität erhöhen? Eigene Potenziale ausschöpfen: 1. Proaktiv selbst Schwerpunkte für die Tätigkeit setzen Bedarfsbezogen arbeiten: Was erzeugt den höchsten Nutzen? 2. Aktiver werden zur menschengerechten Arbeitsgestaltung; sich um psychische Belastungen kümmern 3. Eigene Arbeit systematisch planen 4. Eigene Ziele gut kommunizieren 5. Anschlussfähig sein an den betrieblichen Bedürfnissen 6. Empathie und Commitment stärken 7. Ergebnisorientiert arbeiten

Handlungsempfehlungen (3) Wie kann ich als Sifa meine Effektivität erhöhen? Eigene Kompetenzen weiterentwickeln: 1. Reflexive Handlungskompetenz erhöhen: Tue ich die richtigen Dinge? Tue ich die Dinge richtig? Regelmäßig Effektivität und Effizienz des eigenen Handelns messen, bewerten und verbessern 2. Auf dem Gebiet der menschengerechten Arbeitsgestaltung und psychischen Belastungen kompetenter werden 3. Kompetent sein auf dem Gebiet des Arbeitsschutzmanagements 4. Soziale Kompetenzen weiter stärken: Kooperative Zielorientierung als Arbeitsweise entwickeln

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Werner Hamacher werner.hamacher@systemkonzept.de