Entwicklung der Tierzucht in Thüringen

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Transkript:

www.thueringen.de/th9/tll Entwicklung der Tierzucht in Thüringen Berichtsjahr 2015 Schriftenreihe Heft 2 / 2016

Bundesschau der Merinorassen, Agra 2015 Bock links: Reservesieger + Ib Sieger der Merinolangwollschafe, GbR Kieser; Bock rechts: Vererbersammlung der Merinolangwollschafe + Ia Sieger, Agrarprodukte Schwabhausen Körung Thüringer Wald Ziege, Wersdorf Links: 1a Preisträger und Sieger Besitzer: Marion Kämmerer, Niederroßla Rechts: 1b Preisträger Besitzer: Karin Steinmetz, Singen Körsieger Dornburg 2015: Simmentalbulle Faktor PP, 890 kg Züchter: Hartmut Pieter, Neustadt; Martin Rübesam, Wiesenfeld WFD Lotus JoyRed, ein hochgenomisches, exterieurstarkes Jungrind aus der Zucht von Martin Rübesam, Wiesenfeld Hornlose Limousinherde in Ostthüringen mit bestens entwickelten Zuchtabsetzern

Entwicklung der Tierzucht in Thüringen Berichtsjahr 2015 Schriftenreihe Heft 2/2016 Schriftenreihe Landwirtschaft und Landschaftspflege in Thüringen

Erschienen als Heft 2/2016 der Schriftenreihe Landwirtschaft und Landschaftspflege in Thüringen. Impressum Herausgeber: Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Naumburger Str. 98, 07743 Jena Tel.: 03641 683-0, Fax: 03641 683-390 Mail: pressestelle@tll.thueringen.de Autoren: Jens Hubrich, Knut Riehmer, Kerstin Hubrich, Wolfram Knorr, Uwe Mieck, Simone Müller, Brigitte Neues, Arno Rudolph, Heike Lenz, Bernd Kästner, Thomas Stötzer, Peter Pabst, Frank Reichardt Unter Mitwirkung von: Landesverband Thüringer Rinderzüchter Zucht- und Absatzgenossenschaft e. G. Pferdezuchtverband Sachsen-Thüringen e. V. Landesverband Thüringer Schafzüchter e. V. Landesverband Thüringer Ziegenzüchter e. V. Thüringer Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht e. V. Landesverband Landwirtschaftlicher Wildhalter Thüringen e. V. Geflügelwirtschaftsverband Thüringen e. V. Landesverband Thüringer Rassegeflügelzüchter e. V. Landesverband Thüringer Rassekaninchenzüchter e. V. Landesverband Thüringer Imker e. V. Besamungsstation Schwein Redaktionelle Gesamtbearbeitung: Katrin Engelhardt Umschlaggestaltung: Titelbild: Unangefochtene Siegerin der jungen Kuhklassen der Landesschau Thüringer Rinderzüchter 2015 war die Spectrum-Tochter Mandarine, gezüchtet von Laproma Schloßvippach. Mandarine wurde nach ihrer 2. Kalbung mit dem Prädikat "Exzellent" klassifiziert Rückseite: Moritzburger Hengsttage 2015, Körsieger Emilio v. Epilog / Lordano, Züchter: Gestüt Käfernburg, Arnstadt Juni 2016 ISSN 0944-0348 Copyright: Diese Veröffentlichung ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen und der fotomechanischen Wiedergabe sind dem Herausgeber vorbehalten.

Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis... 4 Vorwort... 5 1 Rinderzucht... 7 2 Pferdezucht... 26 3 Schweinezucht... 40 4 Schafzucht... 52 5 Ziegenzucht... 59 6 Landwirtschaftliche Wildhaltung... 62 7 Wirtschaftsgeflügel... 68 8 Rassegeflügelzucht... 75 9 Rassekaninchenzucht... 77 10 Bienenhaltung... 78 Staatsehrenpreise des Freistaates Thüringen... 80 Einrichtungen der Tierzuchtverwaltung und -organisation... 81 Tierzuchtbericht 2015 3 2/2016

Abkürzungsverzeichnis (F+E)-kg Fett- und Eiweiß-kg AL Ansatzleistung bis zum 105. Lebenstag ANZ Anglo-Nubier-Ziege APE Alter bei Prüfende AS Altsauen BDC Berichon du cher Bem Bemuskelung BHZP Bundeshybridzuchtprogramm BI Besamungsindex BV Braunvieh CHA Charollais (Schaf) DE Deutsches Edelschwein DL Deutsche Landrasse DOS Dorper Du Duroc EB Erstbesamung/Erstbelegung EKA Erstkalbealter ELP Eigenleistungsprüfung FFV Fleisch-Fett-Verhältnis FL Fleckvieh FUA Futteraufwand in Trockenfutter je kg Zuwachs im Prüfabschnitt FVW Futterverwertung GB Gesamtbelegung GK genetische Konstruktion GWV Geflügelwirtschaftsverband Thüringen e. V. HB Herdbuch HP Hennenplätze IDF Ile de France IL innere Schlachtlänge JER Jersey JR Jungrinder JS Jungsauen kfef korrigierte Fettfläche am Kotelettanschnitt kflf korr. Fleischfläche am Kotelettanschnitt kmd korrigierte Muskeldicke auf 100 kg ksd korrigierte Speckdicke auf 100 kg La Laktation LEI Leineschaf LGF lebend geborene Ferkel LLWTh Landesverband Landwirtschaftlicher Wildhalter Thüringen e. V. LM Lebendmasse LPA Stationsprüfung als Geschwister Nachkommenprüfung LTR Landesverband Thür. Rinderzüchter e. G. Zuchtund Absatzgenossenschaft LTZ Lebenstagszunahme LVT Landesverband Thüringer Schafzüchter e. V. MD Muskeldicke MFA Muskelfleischanteil MFAs Muskelfleischanteil, geschätzt nach spezieller Regressionsgleichung bei 100 kg Lebendgewicht MFB Muskelfleischanteil, geschätzt nach Bonner Formel MLP Milchleistungsprüfung MLS Merinolandschaf MLW Merinolangwollschaf MR Milchrind MRA Mutterrassen MSV Muskel-Speck-Verhältnis MSZV Mitteldeutscher Schweinezuchtverband e. V. MV Muttervater NK Nachkommen NKP Nachkommenprüfung NOL Nolanaschaf NR Non Return NZ Nukleuszucht ox Arabisches Vollblut PED Produktionseinheit Damwild Pi Pietrain PT Prüftage PTZ Prüftagszunahme PZVST Pferdezuchtverband Sachsen-Thüringen e. V. RBT Rotbunte RVA Rotvieh, Angler RZF Relativzuchtwert-Fleisch RZL Relativzuchtwert Zuchtleistung SBT Schwarzbunte Scr. Scrapie-Resistenz SG Schlachtgewicht SKBR Schweinekontroll- und Beratungsring SKF Schwarzköpfiges Fleischschaf SL Schlachtleistung SLP Stutenleistungsprüfung SSD Seitenspeckdicke SUF Suffolk SZV Schweinezuchtverband Baden-Württemberg e.v. TLPVG Thüringer Lehr-, Prüf- und Versuchsgut GmbH TWZ Thüringer Wald Ziege W/B/E Noten - Wollqualität/Bemuskelung Erscheinungsbild WAS Weißes Alpenschaf WDE Weiße Deutsche Edelziege WK Wechselkreuzung XFM Kreuzung Fleisch-Milch XMM Kreuzung Milch-Milch xx Englisches Vollblut ZBH Zucht- und Besamungsunion Hessen ZDS Zentralverband der Deutschen Schweinezucht ZG TH Zuchtgebiet Thüringen ZKZ Zwischenkalbezeit ZW Zuchtwert Schriftenreihe der TLL 4 2/2016

Vorwort Die aktuelle Situation in der Landwirtschaft und die wirtschaftliche Lage in den landwirtschaftlichen Unternehmen sind äußerst angespannt. Die anhaltend niedrigen Preise für landwirtschaftliche Produkte, vor allem für Milch und Schweinefleisch, führen zu einer existenziellen Bedrohung vieler tierhaltender Betriebe. Die hohen Erwartungen an eine von der Exportwirtschaft getragene Markterweiterung haben sich nicht erfüllt. Dementsprechend haben sich die Nutztierhaltung und die Tierzucht im Berichtszeitraum bei den einzelnen Tierarten differenziert entwickelt. Maßgeblich reflektiert sich hier die wirtschaftliche Situation insbesondere in der Veredelungswirtschaft in den Zuchtbetrieben und natürlich auch in ihren Züchtervereinigungen. Insgesamt geht der Trend zum Sparkurs in allen Sparten und Ebenen der Nutztierhaltung. Das spüren auch die Kontroll- und Zuchtorganisationen. Die Rinderzucht blickt wieder auf ein erfolgreiches Zuchtjahr zurück. Die Bestände bei Milch- und Mutterkühen sind nur leicht rückläufig, die erzielten Leistungen bestimmen das Niveau in Deutschland und der Organisationsgrad im Herdbuch und der Milchkontrolle ist nach wie vor sehr hoch. Die Mitgliederzahlen im Pferdezuchtverband Sachsen-Thüringen sind nahezu stabil, die Bedeckungen zeigten einen leicht positiven Trend und auch die Stutbuchbestände konnten ihr Niveau halten. Das gilt erfreulicher Weise auch und gerade für die bedrohten Rassen des Schweren Warmblutes und des RheinischDeutschen Kaltblutes. Die Zusammenarbeit der Pferdezüchter in der Arbeitsgemeinschaft Süddeutscher Pferdezuchtverbände trägt Früchte, was sich besonders auch im Bereich der Vermarktung dokumentiert. Der Mitteldeutsche Schweinezuchtverband hatte Mitte 2014 seine Anerkennung als Züchtervereinigung verloren. In dieses Vakuum der Thüringer Schweinezucht und -haltung gründete sich Ende 2014 die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Thüringens (IGS). Es ist kaum zu glauben, wie in relativ kurzer Zeit durch beherztes und engagiertes Arbeiten eine anerkannte, beachtete und respektierte Interessenvertretung der Schweinebranche sich im Freistaat etabliert hat. Mittlerweile vereint sie 80 % der Schweinebestände unseres Landes in ihrem Verbund. Die IGS bemüht sich um eine Verständigung schweinehaltender Betriebe zu Rahmenbedingungen der Thüringer Schweinehaltung, trifft sachgerechte und fachlich fundierte Beurteilungen von Sachverhalten, müht sich um die Einholung von fachlichen Gutachten und Folgeabschätzungen für Änderungen in den Rahmenbedingungen, erarbeitet praktikable Lösungsvorschläge und -alternativen für Tierzuchtbericht 2015 5 2/2016

veränderungsbedürftige Haltungsanforderungen und praktiziert effektvolle Öffentlichkeitsarbeit. Die Thüringer Schafhalter blicken mit gemischten Gefühlen auf das Jahr 2015 zurück. In Anbetracht der Witterungsverhältnisse des vergangenen Jahres musste eine suboptimale Futterbereitstellung konstatiert werden. Die Schafbestände verringerten sich erneut um 8 % und der Mutterschafbestand sank erstmalig unter die 100.000-er Grenze. In verschiedenen Arbeitsgruppen und -gremien bemühen sich alle Betroffenen gemeinsam um Lösungsansätze, um dem Rückgang der Schäfereien, insbesondere im Haupterwerb, entgegenzuwirken. Die Ziegenbestände haben über viele Jahre schon einen stetigen Aufwärtstrend, was sich auch im Herdbuchbereich wiederspiegelt. Es besteht eine rege Nachfrage nach Zuchtziegen. Der Landesverband der Thüringer Ziegenzüchter e. V. versteht es hervorragend, ein vielseitiges, anspruchsvolles und interessantes Verbandsleben zu organisieren. Das wird von den Thüringer Ziegenhaltern und -züchten angenommen und honoriert. Im Bereich der Förderung der Tierzucht und der GAK im Fördergrundsatz Zuwendungen zur Förderung von Maßnahmen zur Verbesserung von Gesundheit und Robustheit landwirtschaftlicher Nutztiere mussten die Maßnahmen dem neuen EU- Beihilferecht angepasst werden. Die Umstellung, wenn auch in der Umsetzung deutlich aufwendiger als vorher, gelang dank der guten und engen Zusammenarbeit mit den Zuchtorganisationen und insbesondere mit dem TVL relativ unkompliziert. Die nächste große Herausforderung kommt mit dem neuen EU-Tierzuchtrecht ab Juli 2016 auf die Thüringer Betriebe und die Verwaltung zu. Die Ziele der neuen EU- Tierzucht-VO sind die Förderung der Tierzucht, die einheitliche Anwendung des Tierzuchtrechts in der EU, die Erhaltung tiergenetischer Ressourcen und eine harmonisierte Vorgehensweise beim Handel und amtlichen Kontrollen. Die neue VO ersetzt neun Richtlinien und eine Entscheidung der EU. Die grundlegenden Prinzipien und zentralen Bestimmungen des Tierzuchtrechts, sein Geltungsbereich für Equiden, Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen, das Recht auf Anerkennung von Zuchtverbänden und die Pflicht zur Nichtdiskriminierung der Züchter, auch im erweiterten Tätigkeitsbereich, bleiben erhalten. Mein Dank gilt allen im Bereich der Nutztierhaltung und Tierzucht tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich für eine leistungsfähige Veredelungswirtschaft und Tierzucht in ihrer täglichen Arbeit einsetzen, die sich für den Erhalt bedrohter Haustierrassen engagieren, die Tierwohl im Fokus haben und tagtäglich in vielfältiger Weise praktizieren. Dr. Armin Vetter Stellv. Präsident der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe der TLL 6 2/2016