Was wollen und brauchen wir wirklich an Telemedizin und ehealth in der Versorgung?: Sicht der Pflege

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Transkript:

Was wollen und brauchen wir wirklich an Telemedizin und ehealth in der Versorgung?: Sicht der Pflege PROF. DR. PETER KÖNIG Hochschule Furtwangen Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft

Kurzer Rückblick zur Entwicklung in der Pflege 1993 Gründung der Projektgruppe Medizinische Informatik in der Pflege der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) Bis 2000 kaum Systeme welche die pflegerische Arbeit und den Pflegeprozess direkt unterstützen 2013 49% der deutschen Krankenhäuser geben an, mindestens teilweise eine Dokumentationsfunktion für Pflegedokumentation umgesetzt zu haben 1 2015 8. Konferenz Informationstechnologie im Pflegebereich Hall, Tirol SICHT DER PFLEGE Folie 2 14. Oktober 2015 1: IT-Report Gesundheitswesen 2014 der Hochschule Osnabrück

SICHT DER PFLEGE Gewünschte Anwendungsbereiche in der Pflege Übergeordnetes Ziel: Sektorenübergreifende flächendeckende Versorgung im Gesundheitswesen Telemedizin beschränkt sich somit nicht nur auf medizinische Fachgebiete sondern auf den gesamten Versorgungsprozess mit all seinen Gesundheitsakteuren Austausch gültiger Informationen im Rahmen des Pflegeprozesses für pflegerische Versorgung, Forschung und Bewertung, Epidemiologie sowie für die kontinuierliche Ausbildung Folie 3 14. Oktober 2015

Sektorenübergreifende Anwendungsbereiche in der Pflege TITEL DES VORTRAGS Folie 4 14. Oktober 2015 Quelle: IT in der Pflege. Moderne Kommunikationstechnologien für eine flächendeckende, sektorenübergreifende Pflege. Bundesverband Pflegemanagement,2015

SICHT DER PFLEGE Voraussetzungen zur Nutzung von e-health- Applikationen in der Pflege Folie 5 14. Oktober 2015

Terminologie und Referenzklassifikation SICHT DER PFLEGE Relevante Terminologien ICD ICF Internationale Klassifikation Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (NANDA, NIC,NOC) Referenzklassifikationen ICNP- Internationale Klassifikation für die Pflegepraxis, SNOMED (Systematized Nomenclature of Human and Veterinary Medicine) Fachlich und formal passende ISO-Standards für Pflegediagnosen, Interventionen und Outcomes sowie HL7 Kompatibilität Ziel auf nationaler Ebene: Nursing Minimum Date Set Folie 6 1

Passende Software zur Dokumentation SICHT DER PFLEGE Beispiele: -Stammdaten -Verordnungen/ärztliche Behandlungen -Pflegeplanung -Überwachungsblatt (Listen, Tabellen) -Berichte (frei formuliert) -Leistungsnachweise -Krankenblatt/Fieberkurve -Medikamentenverordnungen und -gabe -Jahres-/Monatsübersichten (Stuhlgang, Bad/Duschen, Friseur, Fußpflege, Arztbesuch, Drainagen-und Katheterwechsel, Diätformen) Vgl.: Anwendungen der elektronischen Patientenakte SchwerpunktVersorgung BMG 2012 Folie 7 14. Oktober 2015

SICHT DER PFLEGE Elektronische Patientenakte Eine einrichtungs- und fallübergreifende elektronische Krankenakte, die zusätzlich die Selbstdokumentation des Patienten und weitere Einträge aus dem Bereichen Gesundheit und Fitness enthält. Die epa wird vom Patienten in eigener Verantwortung geführt. Ihr Geltungsbereich spannt sich über die gesamte Lebensdauer des Patienten. (Helbing et al. 2011) Folie 8 14. Oktober 2015

SICHT DER PFLEGE Zugang zu den Systemen und Daten Gesundheits- u. Krankenpflegerin Bis jetzt zu wenig Berücksichtigung nicht-approbierter Leistungserbringer bei der Entwicklung der egk und der Telematikinfrastruktur Bildquelle: http://images.lineaire.com/2009/080619a.jpg und http://www.ifk.de/inhalt/images/stories/fotos/meldungen/hb_ausweis/bild_heilberufsausweis.jpg Folie 9 14. Oktober 2015

SICHT DER PFLEGE Herausforderung durch verschiedenen Settings Verschiedene Versorgungsbereiche, sektoral orientierte Softwareproduktentwicklung Software nur für Krankenhaus, stationäre Altenpflege, ambulante Pflege oder Vorsorge/ Rehabilitation Sehr unterschiedliche Versorgungsspektren und unterschiedliche Aufgaben- und Kompetenzbereiche der Pflege Unterschiedliche Qualifikationsniveaus der Akteure Folie 10 14. Oktober 2015

TITEL DES VORTRAGS Folie 11 14. Oktober 2015

IT-Bildungskonzept SICHT DER PFLEGE Folie 12 14. Oktober 2015

Neuere Entwicklungen: Ambient Assisted Living Hilfen für Seh- und Hörbehinderte, Gehhilfen, telemedizinisches Monitoring, Erinnerungssysteme für Demente, Rehabilitationsunterstützungen Mobilitätsdienste, Kommunikationssysteme, Soziale Netzwerke, Arbeitshilfen für ältere Arbeitnehmer, Systeme zur Verbesserung der Versorgungsinfrastruktur, Vernetzung von Pflegepersonen, Unterstützung von Pflegeplanung und Pflegedokumentation, Folie

Typische AAL- GESUNDHEIT z.b. Patient Empowerment Anwendungsszenarien SICHERHEIT z.b. Bewegungsprofile, Sturzerkennung, Lokalisierungssysteme, Fußgängernavigation SOZIALE INTERAKTION z.b. Soziale Netzwerke, Biografiearbeit, Videokommunikation, Telepräsenz und Roboter SICHT DER PFLEGE Infos z.b. auf www.wegweiseralterundtechnik.de Folie 14 14. Oktober 2015

SICHT DER PFLEGE Was wollen und brauchen wir wirklich? Die Etablierung von multidisziplinären, sektorenübergreifenden Versorgungsnetzwerken Die Nutzung und Anwendung pflegerischer Klassifikationen und Terminologien Intersektorale, multidisziplinäre Softwareprodukte: Am point of care, verständlich, übersichtlich mit geringen Aufwand, mit dem alle Beteiligten die notwendigen (und nicht alle Informationen ) erhalten Weitere Erarbeitung von multiprofessionellen Pathways Klar definiertes Aufgabenspektrum pflegerischer Tätigkeiten Folie 15 14. Oktober 2015

SICHT DER PFLEGE Was wollen und brauchen wir wirklich? Die Einbindung politischer Kompetenz für die nötige politische Unterstützung Die Sicherstellung einer entsprechenden technischen Ausstattung in Gesundheitseinrichtungen auch für Pflegekräfte Die Öffnung der bundesdeutschen Gesundheits-Telematik- Infrastruktur für weitere Leistungserbringer, insbesondere für die Profession Pflege Ein abgestimmtes Bildungskonzept in Pflegeausbildung und studium Keine Ausweitung von Dokumentationsflut und Bürokratie Folie 16 14. Oktober 2015

SICHT DER PFLEGE Was wollen und brauchen wir wirklich? und letztendlich nur solche Telematik- Anwendungen, die durch Forschung einen messbaren Benefit für Patienten und Pflegebedürftige sowie für die Akteure im Gesundheitswesen erbringen Folie 17 14. Oktober 2015

Sturzprävention P. König Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Kontakt: koep@hs-furtwangen.de Folie 18