nikpersonal und Vertreter der DRV Baden-Württemberg wünschen sich Rückmeldungen nicht nur nach dem Erstgespräch, sondern auch nach Beendigung des Coachings. In der Nachbetreuung wird das Aufrechterhalten des Kontaktes als potentiell schwierig beschrieben. Diskussion und Ausblick Die Stakeholder sprechen sich uneingeschränkt für eine auf den Klinikaufenthalt folgende Nachbetreuung in Bezug auf berufliche Fragen aus. In der Durchführung gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten. Besonders die Kontakte nach Klinikaufenthalt sind in der Praxis schwer umzusetzen. Die Konzeptidee einer Nachbetreuung wird demnach stark befürwortet, die Gestaltung gerade dieser wirft aber in der Praxis praktische sowie konzeptuelle Fragen und Probleme auf, die in weiteren Modellversuchen zu testen sowie zu diskutieren sind. Literatur Glaser, B.G., Strauss, A.L. (1967): The Discovery of Grounded Theory: Strategies for qualitative research. Chicago. Köpke, K.-H. (2005): Aufwerten, ausbauen und systematisieren - Eine Analyse von Situation, Reformbedarf und innovativen Projekten zur Nachsorge in der Rehabilitation der Rentenversicherung. Die Rehabilitation, 44 (6). 344-352. Nordmann, A. (2010): Medizinisch-Berufliche Rehabilitation (MB-Reha) Südbaden. In: Deutsche Rentenversicherung Bund (Hrsg.): Praxishandbuch Arbeits- und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen Rehabilitation (1. Aufl.). Berlin. 210-217. Veränderungen der erwerbsbezogenen Motivation, Zielund Alltagsorientierung durch das Interventionskonzept FIEZ der Deutschen Rentenversicherung Rheinland-Pfalz Bürger, W. (1), Nübling, R. (2), Kriz, D. (2), Keck, M. (3), Kulick, B. (4), Stapel, M. (4) (1) fbg - Forschung und Beratung im Gesundheitswesen, Karlsruhe, (2) GfQG - Gesellschaft für Qualität im Gesundheitswesen, Karlsruhe, (3) Drei-Burgen-Klinik, Bad Münster am Stein, (4) Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz, Speyer Hintergrund Im Rahmen des von der Deutschen Rentenversicherung Rheinland-Pfalz (DRV RLP) geförderten FIEZ-Projektes wurde ein innovativer Interventionsansatz entwickelt, der als berufsbezogenes Basisangebot für Rehabilitationskliniken indikationsübergreifend darauf abzielt, in den Kliniken eine grundlegende erwerbsbezogene Orientierung zu fördern (vgl. Bürger et al., 2012). Dabei wird mithilfe einer frühzeitigen Erarbeitung individueller konkreter erwerbsbezogener Ziele (vgl. auch Gerlich et al., 2009; Hanna et al., 2009) eine kognitive und motivationale Fokussierung sowohl des Rehabilitanden als auch des Rehabilitationsteams auf die erwerbsbezogene Zielsetzung der Rehabilitation unterstützt. So soll der gesamte nachfolgende Rehabilitationsprozess unter der Perspektive dieser Zielsetzungen besser wahrgenommen und genutzt werden. Die Intervention umfasst einen Chefarztvortrag mit früher Ein- 254
stimmung auf die erwerbsbezogene Zielsetzung der Rehabilitation, die spezifisch erwerbsbezogene Aufnahmeuntersuchung durch die Rehabilitationsmediziner mit einer entsprechenden Erarbeitung von Behandlungszielen und darauf abgestimmten Behandlungsangeboten sowie ein ergänzendes spezifisches Gruppenangebot durch Psychologen und Sozialarbeiter. Die Intervention ist im Stufenmodell der MBOR der Stufe A zuzuordnen, geht aber konzeptuell weit über die übliche Entwicklung von Einzelinterventionen mit beruflichem Schwerpunkt hinaus (vgl. Streibelt, Buschmann-Steinhage, 2011; Egner et al., 2011). Erste Hinweise auf eine grundlegende Wirkung der Intervention im Sinne einer Verminderung der Frühberentungsmotivation deuten die bereits präsentierten Ergebnisse der Machbarkeitsstudie an. Im vorliegenden Beitrag wird der Frage nachgegangen, inwieweit mithilfe einer solchen Intervention Einfluss auf die erwerbsbezogene Behandlungsmotivation und -fokussierung bei den Versicherten erreicht werden kann und inwieweit diese sich im Rahmen eines entsprechenden Behandlungskonzeptes besser auf den (beruflichen) Alltag vorbereitet fühlen. Methodik Im Rahmen der in Kooperation mit der Drei-Burgen-Klinik durchgeführten o. g. Machbarkeitsstudie wurde das Interventionskonzept in Form einer quasi-experimentellen Studie mit einer Vergleichsgruppe und zwei Messzeitpunkten im Hinblick auf seine Wirksamkeit und subjektive Einschätzung durch Rehabilitanden bewertet. Dabei wurden Rehabilitanden und ihre behandelnden Ärzte aus den beiden Indikationsbereichen Orthopädie und Kardiologie in die standardisierte Befragung einbezogen. Die Kontrollgruppe (KG) umfasst 58 Versicherte, die zu Beginn und am Ende ihrer Rehabilitation zu einem Zeitpunkt vor Implementierung der Intervention befragt wurden. Die Interventionsgruppe (IG) umfasst 44 Versicherte, die zu den gleichen Zeitpunkten nach Einführung der Intervention befragt wurden. Eingesetzt wurden u. a. die AZOR-Skalen zur Beurteilung der Alltags- und Zielorientierung in der medizinischen Rehabilitation (Bürger, Koch, 2005). Ergebnisse Einbezogen wurden Versicherte der DRV RLP, die erwerbstätig und nicht älter als 63 Jahre sind. Es handelt sich um ein überwiegend männliches, gering qualifiziertes und sozialmedizinisch stark belastetes Untersuchungsklientel, das zu hohen Teilen arbeitsunfähig (mit mittleren Fehlzeiten von über 10 Wochen), sehr häufig (73 %) mit Arbeitslosigkeitserfahrungen in den letzten 12 Monaten und mit subjektiv hoher Beeinträchtigung der Erwerbsfähigkeit in die Klinik kommt. Die Ergebnisse zeigen, dass berufsbezogenen Behandlungszielen von IG-Patienten retrospektiv am Ende der Rehabilitation tatsächlich eine höhere Bedeutung zugemessen wird, dies gilt insbesondere für die Zielbereiche "Suche nach beruflichen Alternativen und Veränderungen" sowie "Beratung bei berufs- und arbeitsrechtlichen Fragen". Ebenso ergeben sich Hinweise, dass IG-Patienten die Alltags- und Zielorientierung der Rehabilitation höher einschätzen. So gibt in der IG ein deutlich höherer Anteil an Patienten an, dass mit ihnen die Umsetzung des in der Reha Gelernten in den beruflichen Alltag und mögliche Probleme bei 255
der Rückkehr in die Arbeit besprochen wurden oder dass bei der Formulierung der Rehaziele die individuellen beruflichen Vorstellungen berücksichtigt wurden. Gleichzeitig zeigen sich sowohl bei Rehabilitanden als auch den sie behandelnden Ärzten eher undifferenzierte Zielformulierungen hinsichtlich eines berufsbezogenen Behandlungsschwerpunktes und entsprechend wenig spezifische Behandlungserwartungen. Berufsbezogene Aspekte der Behandlung werden von Versicherten der Interventionsgruppe insgesamt positiver bewertet gegenüber der Kontrollgruppe. Diskussion und Schlussfolgerung In der vorliegenden Studie sollten Implementierbarkeit, Akzeptanz und Effekte eines berufsbezogenen Basisangebotes zur Förderung der erwerbsbezogenen Zielorientierung in der Rehabilitation geprüft werden. Die Ergebnisse sind aufgrund des eingeschränkten Studiendesigns und der geringen Fallzahlen noch vorsichtig zu betrachten. Doch sie deuten darauf hin, dass ein solcher Interventionsansatz lohnend sein könnte, um bei Patienten und Behandlern eine verstärkte erwerbsund berufsbezogene Orientierung zu schaffen. Die DRV RLP hat sich deshalb zur einer erweiterten Förderung des Projektes entschlossen, in dem vor allem eine Weiterentwicklung des Konzeptes sowie der Implementierungsstrategien im Vordergrund steht. Literatur Bürger, W., Nübling, R., Kriz, D. (2012): Machbarkeitsstudie: Entwicklung und erste Erprobung eines innovativen Konzeptes zur Förderung von individuellen, erwerbsbezogenen Zielorientierungen in der Medizinischen Rehabilitation. FIEZ-Studie. Unveröffentlichter Abschlussbericht. Karlsruhe. Bürger, W., Koch, U. (2005): Alltags- und Zielorientierung in der medizinischen Rehabilitation als wichtige Paradigmen für eine erfolgreiche Rehabilitation - die AZOR-Skala. DRV- Schriften, Bd 59. 38-39. Egner, U., Schliehe, F., Streibelt, M. (2011): MBOR - Ein Prozessmodell in der Medizinischen Rehabilitation. Die Rehabilitation, 50. 143-144. Gerlich, C., Neuderth, S., Botterbusch, I. (2009): Einfluss von Shared-Decision-Making (SDM) auf die Motivation zur Bearbeitung beruflicher Problemlagen in der medizinischen Rehabilitation. DRV-Schriften, Bd 83. 64-65. Hanna, R., Fiedler, R.G., Dietrich, H., Greitemann, B., Heuft, G. (2009): Zielanalyse und Zieloperationalisierung (ZAZO): Evaluation eines Gruppentrainings zur Förderung beruflicher Motivation. Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie, 59. 1-10. Streibelt, M., Buschmann-Steinhage, R. (2011): Ein Anforderungsprofil zur Durchführung der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation aus der Perspektive der gesetzlichen Rentenversicherung. Die Rehabilitation, 50. 160-167. 256
DRV-Schriften Band 101 Sonderausgabe der DRV 22. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium Teilhabe 2.0 - Reha neu denken? vom 4. bis 6. März 2013 in Mainz März 2013 Herausgeber: Deutsche Rentenversicherung Bund
22. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium Teilhabe 2.0 - Reha neu denken? vom 4. bis 6. März 2013 in Mainz veranstaltet von Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit Deutsche Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW) Wissenschaftliche Leitung Dr. Rolf Buschmann-Steinhage, Dr. Hans-Günter Haaf, Prof. Dr. Dr. Uwe Koch, DGRW Organisationskomitee Michael Seiberth, Heiko Staudt, Hans-Georg Arnold, Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz Maja Mrugalla, Astrid Rosendahl, Programmkomitee Prof. Dr. H.H. Bartsch (Freiburg), Prof. Dr. C.P. Bauer (Gaißach), Prof. Dr. J. Behrens (Halle), Prof. Dr. Dr. J. Bengel (Freiburg), Prof. Dr. W.F. Beyer (Bad Füssing), Prof. Dr. E.M. Bitzer (Freiburg), Dr. S. Brüggemann (Berlin), Dr. I. Ehlebracht-König (Bad Eilsen), Prof. Dr. Dr. H. Faller (Würzburg), Prof. Dr. G. Grande (Leipzig), Prof. Dr. B. Greitemann (Bad Rothenfelde), Dr. A. Günthner (Speyer),Prof. Dr. C. Gutenbrunner (Hannover), Prof. Dr. Dr. M. Härter (Hamburg), Prof. Dr. P. Hampel (Flensburg), Prof. Dr. W.H. Jäckel (Freiburg), Prof. Dr. M. Karoff (Ennepetal), Dr. R.J. Knickenberg (Bad Neustadt), Prof. Dr. V. Köllner (Blieskastel), Prof. Dr. T. Kohlmann (Greifswald), Prof. Dr. W. Kohte (Halle), Prof. Dr. M. Linden (Teltow), Prof. Dr. W. Mau (Halle), Prof. Dr. M. Morfeld (Stendal), Prof. Dr. R. Muche (Ulm), Prof. Dr. M. Niehaus (Köln), Prof. Dr. F. Petermann (Bremen), Prof. Dr. K. Pfeifer (Erlangen), Dr. H. Pollmann (Bad Neuenahr), Prof. Dr. M. Sailer (Magdeburg), Dr. W. Schupp (Herzogenaurach), Prof. Dr. B. Schwaab (Timmendorfer Strand), Prof. Dr. W. Slesina (Bergisch-Gladbach), Prof. Dr. W. Spijkers (Aachen), Prof. Dr. H. Teschler (Essen), Prof. Dr. U. Walter (Hannover), Prof. Dr. J. Wasem (Essen), Prof. Dr. K. Wegscheider (Hamburg), Dr. S. Weinbrenner (Berlin), Prof. Dr. F. Welti (Kassel). Tagungsband 1