Konventionelle und Label-Schweinehaltung: Die wichtigsten Tierwohl-Unterschiede

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Transkript:

Konventionelle und Label-Schweinehaltung: Die wichtigsten Tierwohl-Unterschiede Cesare Sciarra, Leiter Kontrolldienst Schweizer Tierschutz STS Was brauchen Sauen? In jedem Hausschwein steckt buchstäblich eine Wildsau. Was auf den ersten Blick erstaunen mag, haben europäische Wissenschaftler, zu denen auch der früh verstorbene Zürcher Verhaltensforscher Alex Stolba zählte, in den 80er Jahren herausgefunden. Weder die jahrhundertelange Haltung in der Obhut des Menschen noch die extreme Leistungszucht der Neuzeit führten zu grundlegenden Änderungen im Verhalten. Das zeigten langjährige Untersuchungen mit in die Wildnis entlassenen Hausschweinerotten in Schottland und Schweden. Wie alle unsere Nutztiere sind Schweine soziale Wesen, die in Familiengruppen leben und untereinander langfristige und stabile Beziehungen aufbauen und pflegen. Schweine sind aktive und bewegungsfreudige Tiere, die im Freien viel Zeit mit Durchstreifen des Geländes und dessen pflugähnlicher Bearbeitung zum Auffinden von Leckerbissen verbringen. Denn Schweine sind trotz der heute ausgeklügelten, bedarfsgerechten Futterrationen auf eine mehrstündige Futtersuche und Aufbereitung der Nahrung (Wühlen, Kauen) programmiert und dafür hoch motiviert. Schweine suchen zum Ruhen in der Nacht spezielle Orte auf und «bauen» Schlafnester. Diese halten sie rigoros sauber. Hochtragende Sauen sondern sich wenige Tage vor der Geburt von der Herde ab und bauen in der freien Natur an einer geschützten Stelle einen Kessel aus Grasbüscheln, Zweigen und Blättern. Hier bringen sie die Ferkel zur Welt. Könnte also eine Sau wählen, würde sie, ungeachtet aller Unwägbarkeiten und Gefahren, wie ihre wilden Verwandten ein freies Leben in waldähnlichen Strukturen führen. Leider ist die Menge an Tieren, welche durch uns Konsumenten heute nachgefragt wird, in keinster Weise im Freiland zu halten. Die benötigten Flächen würden diejenige der gesamten offenen Ackerfläche der Schweiz übersteigen. Wie aber sollen die Schweine in unserem Land dann gehalten werden? Was hätten die Konsumenten gerne, und was wird ihnen unter Umständen verkauft? Die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten haben heutzutage vielfach ein idealisiertes Bild der Nutztierhaltung. Dabei liegen sie aber in der Regel mit ihren Vorstellungen gar nicht so weit weg von dem, was für die Tiere tatsächlich am artgerechtesten wäre. Von den tatsächlichen Haltungsbedingungen in unseren heimischen Schweineställen haben sie aber in der Regel unzureichende Kenntnisse. Ihnen wird auch immer wieder durch Werbung einzelner Branchenorganisationen und Firmen suggeriert, die Nutztierhaltung in der 1

Schweiz sei generell auf einem sehr hohen Niveau. Bilder von Tieren an der frischen Luft oder gar auf der Weide und in tiergerechten Ställen werben ganz allgemein und ohne Unterscheidung der Produktionsform für Fleisch aus der Schweiz. Viele Bürger vermischen dementsprechend Herkunftsbezeichnungen wie Suisse Garantie mit Tierhaltungslabeln für tiergerechte Nutztierhaltung und meinen, beides sei in der Schweiz etwa das gleiche (siehe z.b. DemoSCOPE Umfrage des STS 2017). Umso grösser ist der Unmut, wenn Bilder von Tierhaltungen auftauchen, welche die gesetzlich noch zulässigen Haltungsformen aufzeigen oder gar solche Tierhaltungen thematisieren, die nicht einmal die gesetzlichen Mindestanforderungen einhalten. Denn obwohl man in der Schweiz in vielerlei Hinsicht deutlich weiter ist bezüglich Tierschutz als im Ausland, liegt gerade bei der Haltung von Nutztieren zur Erzeugung von Fleisch vieles noch im Argen. Die Mindestvorgaben der Schweizerischen Tierschutzgesetzgebung erlauben in vielen Bereichen weiterhin Haltungsformen, welche die Anpassungsfähigkeit der Tiere deutlich überfordern und legen lediglich die Grenze zur öffentlich-rechtlich sanktionierbaren Tierquälerei fest, nicht etwa die zu einer artgerechten Haltung. Demgegenüber sorgen eine Handvoll guter Schweizer Labelprogramme dafür, dass tiergerechte Haltungsformen mit deutlich höherem Tierschutzstandard in der Schweiz einen sehr hohen Stellenwert haben. Sie müssen sich aber tagtäglich am Markt behaupten und dürfen, unfreiwillig, als Trittbrett für diejenigen Produkte herhalten, die nicht einmal ansatzweise an die strengen Tierschutzvorschriften der Labelprogramme herankommen. Wie weiss man überhaupt, wo die Grenze der Anpassungsfähigkeit unserer Nutztiere liegt und wie liegen diesbezüglich die gesetzlichen Grundlagen und die Richtlinien der meisten Label im Rennen? Der STS unterstützt solche Labelprogramme, welche zwar selber auch deutlich von dem abweichen, was den Sauen der attraktivste Lebensraum wäre, aber dennoch den Tieren eine Umgebung gewähren, mit welcher sich die Tiere weitgehend arrangieren können und welche den Bauern einen zumutbaren Arbeitsaufwand und tragbare Kosten gewähren. Also keine «paradiesischen» Zustände, aber ein pragmatischer Weg, der nicht nur für einzelne Betriebe und wenige Tiere zu meistern ist, sondern grundsätzlich für einen grossen Teil der Schweinehalter zum Wohl sehr vieler Tiere machbar wäre. Dabei entstehen die Richtlinien für solche pragmatischen Tierhaltungslabel nicht willkürlich. Aus einer Vielzahl ethologischer Untersuchungen und praktischer Erfahrungen der letzten 40 Jahre weiss man bei den Schweinen sehr genau, wo die Grenzen der Anpassungsfähigkeit dieser intelligenten Tiere liegen. So hat man zum Beispiel in Versuchen durch stufenweises Verkleinern der Lebensumgebung oder durch Weglassen und Zugabe verschiedener Einrichtungskomponenten ermitteln können, bis wohin die Tiere noch eine grosse Palette an wichtigen Verhaltensmerkmalen zeigen und ab welcher Stufe sie nicht mehr dazu in der Lage sind. Ein einfaches Anschauungsbeispiel dafür sind Abferkelbuchten ohne Fixation, das heisst ohne Einsperren der Sau bei der Geburt und während der anschliessenden Säugezeit mit ihren Ferkeln. Man hat z.b. gesehen, dass die Zahl der durch die Mutter erdrückten 2

Ferkel sich nicht unterscheidet, ob man der Sau eine mehr oder weniger unbegrenzte Fläche zur Verfügung stellt oder den Abferkelbereich auf eine Fläche von 6.5 m² bis 7.5 m² reduziert. Geht man hingegen auf Flächen unter 6 m², nimmt die Zahl erdrückter Ferkel sehr rasch zu. Die Sau schafft es ab einer Fläche von unter 6 m² nicht mehr, ihre Ferkel so zu gruppieren und sich so auf die Seite fallen zu lassen, dass sie keine Ferkel unter sich begräbt. Alle besseren Tierhaltungslabel fordern deshalb Abferkelbuchten mit Flächen ab 6.5 m² aufwärts. Die gesetzlichen Limiten liegen für neue Ställe ab Baujahr 2005 bei 5.5 m². Ältere Stallungen können Flächen von 4.5 m² und drunter aufweisen. Ähnlich ist es bei den Mastschweinen. Tieren um die 110 kg zum Beispiel stehen in einem Labelstall 0.6 m² Liegefläche mit Einstreu zur Verfügung. Das ist so viel wie sie benötigen, um sich alle gleichzeitig hinlegen zu können. Das Stroh dient als Nestbaumaterial und als teilweiser Ersatz für das Wühlen und Kauen in der Wildnis. Dazu kommt noch ca. 1 m² oder mehr zusätzlich mit Futtereinrichtungen und Auslauf, was den Tieren einen vom Liegeplatz separaten Fressplatz und im Auslauf weitere Klima- und Sinnesreize bietet. Das ist nicht zu vergleichen mit einer Waldweide, die den Tieren eine wirklich vielfältige Umgebung bieten würde. Aber es ist dennoch eine Einrichtung die dazu führt, dass in solchen Ställen kaum Verhaltensstörungen zu beobachten sind. Anders in konventionellen Ställen, die ab 2018 0.9 m² Gesamtfläche erhalten (bis heute lediglich 0.65 m²), weiterhin keine Einstreu zur Verfügung stellen und wo die Schweine aufgrund der engen Platzverhältnisse gar gezwungen sind, in der «Liegefläche» zu Koten. Verhaltensstörungen wie Schwanzbeissen sind in solchen Systemen, auch aufgrund der praktisch komplett fehlenden Beschäftigungsmöglichkeiten, gang und gäbe. Die Hilfsmittel, mit denen man in solchen Ställen der von Gesetz vorgeschriebenen Beschäftigung gerecht zu werden versucht, sind vollkommen unzulänglich. Vergleich Flächenvorgaben und vereinfachte Verhaltensparameter Schweinemast Label ( BTS und RAUS erfüllt *) QM / Suisse Garantie EU Platz 1.55 m² 0.65m² (0.9m² **) 0.65m² Eingestreute Liegefläche Ja Nein Nein Auslauf Ja Nein Nein Kastrieren nur mit Schmerzausschaltung Liegenest einrichten mit verformbarem Material Trennung Schlaf- und Kotbereich Ja Ja Nein Ja Nein Nein Ja Nein Nein Fress-Suchverhalten, Wühlen Ja Nein Nein Verschiedene Klimareize Ja Nein Nein 3

(*) Gewisse Label gehen über diese Mindestbedingungen hinaus (**) Ab 2018 müssen 0.9 m² / Tier Platz zur Verfügung gestellt werden Kontrollen Aus unserer Sicht gehören glaubwürdige, unabhängige und strenge Kontrollen, welche unangemeldet, in nicht zu grossen Zeitabständen und von auf Nutztierhaltung spezialisierten Fachleuten durchgeführt werden, zum absoluten Muss, um die Umsetzung von Vorgaben zu garantieren. Konsumentinnen und Konsumenten gehen davon aus, dass das, was ihnen verkauft wird, nicht nur auf dem Papier, sondern auch im Stall so eingehalten wird. In der Labelproduktion gehören Kontrollen, welche zumindest in den Grundsätzen den obigen Forderungen entsprechen, längst zum Standard. Einige Label setzen diese Grundsätze besonders streng um, indem sie auf jährliche, immer unangemeldete Kontrollen beharren. Auf der anderen Seite unterliegen Tierhaltungen für Produkte, welche lediglich die Bezeichnung Suisse Garantie tragen, keiner besonderen Kontrolle. Die Kontrollen der kantonalen Veterinärämter werden, je nach zuständigem Veterinäramt und dessen personellen Ressourcen, durchgeführt, betreffen selbstverständlich lediglich die gesetzlichen Mindestanforderungen und können zum Teil Jahre auf sich warten lassen. Mehraufwand, Mehrkosten für den Bauern Bei alledem darf insbesondere nicht vergessen werden, dass eine Haltung, wie sie in der Labelproduktion üblich ist, nicht nur den Tieren deutliche Verbesserungen der Lebensumstände bringt, sondern dem Tierhaltern gleichzeitig Mehrkosten und Mehraufwand beschert: Die Arbeitszeit für Einstreu und entmisten steigt, Einstreukosten fallen ins Gewicht, teureres Futter muss bezahlt werden, das Erstellen von Stallgebäuden kostet mehr, weil mehr Platz benötigt wird. Für diese Mehrkosten sind wir als Konsumentinnen und Konsumenten bereit, auch mehr zu bezahlen, nicht für Systeme, welche auf reine Platz- und Zeitersparnis und auf Gewinnmaximierung ausgelegt sind. Verbreitung von konventionellen und tierfreundlichen Haltungsformen in der Praxis Dank des hohen Stellenwerts des Nutztierschutzes bei unseren Konsumentinnen und Konsumenten ist der Anteil Labeltierhaltung im Vergleich zum Ausland sehr hoch. Dennoch ist er weit davon entfernt, die schweizerische Standardhaltungsform zu sein. Bei Mastrindern und bei Kälbern überwiegt die Haltung gemäss den Minimalvorschriften der Tierschutzgesetzgebung (TSchG / TSchV). Beim Schwein wird etwa die Hälfte der Tiere strenger als die gesetzlichen Minimalanforderungen gehalten. Dies aber definitiv nicht wegen der Werbung für Suisse Garantie und QM-Schweizerfleisch, sondern dank der Anstrengungen der Label. Wird nicht klar aufgezeigt, was der Unterschied zwischen Labeltierhaltung und konventioneller QM-Haltung ist, drohen die Labelanteile zu stagnieren oder gar wieder zurück zu gehen. 4

2016 publizierte der Schweizer Tierschutz STS einen Report zum Tierwohl im Detailhandel, basierend auf den Ergebnissen einer Umfrage im Winter 2015/2016. Demnach kann man sagen, dass der Labelanteil beim Schweinefleisch, Bezogen auf Umsatz in Schweizer Franken, folgende Höhen erreichte: Coop: 66%, Migros: 57%, Volg : 65%, Manor : 80%, Spar: 10%, Lidl: 20%, Aldi: 10%, Denner: 0%. Bei den Grossverteilern stagniert allerdings der Label-Schweinefleischumsatz. In der Zwischenzeit ist aber bei den Kleineren etwas in Bewegung gekommen. Namentlich führt Denner seit 2017 nebst konventionellen Herkünften auch ein IP-Suisse Label-Schweinefleisch (Basis: BTS/RAUS). Spar und dessen Gastrozulieferant TopCC bauen den Alpschweine-Anteil aus und haben vor, mit Label- Schweinefleisch aus Freilandmasten zu starten. Aus Sicht des STS ist eines klar: Will man als Konsumentin oder Konsument Fleischprodukte kaufen und dabei nicht alle ethischen Bedenken über Bord werfen, dann besteht die einzige echte Alternative im Kauf von Fleisch seriöser Labelangebote aus der Schweiz. Empfehlenswerte Tierhaltungslabel KAGfreiland (KAGfreiland) Naturafarm (Coop) Naturabeef (Mutterkuh Schweiz / Coop) (Bio-)Weidebeef (Migros) Knospe (Biosuisse) IP-SUISSE / Terrasuisse / AgriNatura (IP-SUISSE / Migros / Volg) Bio-Weiderind / Besonders artgerechte Tierhaltung Auslauf (Lidl) Nature Suisse (Aldi) SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS Dornacherstrasse 101, CH-4018 Basel, Phone 061 365 99 99 sts@tierschutz.com; www.tierschutz.com 5