Bekämpfung der Varroamilbe

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Bekämpfung der Varroamilbe Ist nur dann erfolgreich, wenn Imker vorausschauend Betriebsablauf plant Varroabefallsentwicklung mit berücksichtigt (Befallskontrollen) wirksame biotechnische und medikamentöse Bekämpfungsmaßnahmen zeitgerecht (den Trachtverhältnissen angepasst) mit geeignetem Mittel flächendeckend durchführt. 1

Bekämpfungsmöglichkeiten Biotechnische Methoden sind ohne Einsatz von Medikamenten oder Chemikalien jederzeit auch während der Tracht einsetzbar Nachfolgend sind nur solche Methoden angeführt, die von jedem Imker durchgeführt werden können. Spezialverfahren (z.b. die Wärmebehandlung von Bienen oder Brutwaben), für die besondere Einrichtungen (z.b. Wärmeschränke, Umlufteinrichtungen) erforderlich sind, und die daher nur für eine kleine Gruppe von Imkern in Frage kommen, wurden weggelassen. Nähere Informationen darüber sind der entsprechenden Fachliteratur zu entnehmen. 2

Entnahme verdeckelter Drohnenbrut (1) Prinzip: Drohnenbrut wird etwa achtmal stärker parasitiert als gleichzeitig vorhandene Arbeiterinnenbrut. Durch mehrmalige Entnahme verdeckelter Drohnenbrutwaben ist Varroabefall am Saisonende um bis zu 30 % niedriger als in Völkern ohne Drohnenbrutentnahme. Auch geringe Milbenabschöpfung im Frühjahr wirkt sich bis zum Saisonende stark befallssenkend aus (negativer Zinseszinseffekt Drohnenwaben in Völkern überwintern oder bereits zur Weidenblüte einhängen beste Fangwirkung mit Drohnenfangwaben (= verdeckelungsreife Drohnenbrutwaben) in brutfreien Völkern 3

Entnahme verdeckelter Drohnenbrut (2) eingehängte Baurahmen oder Drohnenwaben vor Schlüpfen ausschneiden, um Entwicklung der Varroapopulation nicht zu fördern! Ausschneiden im Rahmen der routinemäßigen Völkerbearbeitung hält Zusatzarbeit gering. wesentliches Element einer integrierten Varroabehandlung. während der Trachtperiode durchführbar entlastet Wirtschaftsvölker reicht allein nicht aus, Schädigung der Bienenvölker durch Varroa zu verhindern. 4

Entnahme verdeckelter Arbeiterinnenbrut senkt Varroabelastung in den Wirtschaftsvölkern verzögert Überschreitung der Schadensschwelle dadurch wird verlängerte Trachtnutzung möglich ermöglicht frühzeitige Bildung von Jungvölkern. Diese können sofern sie nicht zur Honiggewinnung herangezogen werden bereits während ihrer Bildungs- bzw. Aufbauphase mit geeigneten Mitteln gegen die Varroa behandelt werden. 5

Bannwabenverfahren (1) Prinzip: Königin wird - mit Hilfe einer Wabentasche aus Absperrgitter - viermal im Abstand von 7 Tagen oder dreimal im Abstand von 9 Tagen auf eine Wabe gesperrt. Sobald die gesamte Brut im Bienenvolk verdeckelt ist, stehen den fortpflanzungsbereiten Varroamilben nur mehr die Brutzellen auf der Bannwabe zur Verfügung. Verdeckelte Bannwaben werden entnommen und mitsamt den darin befindlichen Milben vernichtet. Rahmenbedingungen: Einleitung sollte auf örtliche Trachtverhältnisse abgestimmt sein und zwischen Mitte Mai und Mitte Juni erfolgen. Negative Auswirkungen auf den Honigertrag sind dann nicht zu erwarten. Es sollte spätestens bis Mitte Juli abgeschlossen sein, damit noch der Aufbau eines starken Wintervolkes möglich ist. 6

Bannwabenverfahren (2) Schematischer Ablauf: 1. Arbeitsschritt: Königin wird im Mai/Juni auf erste Bannwabe gesperrt und mit dieser zurück ins Brutnest gehängt. 2. Arbeitsschritt: Je nach dem gewählten Zeitrhythmus kommt die Königin nach 7 oder 9 Tagen von der 1. auf die 2. Bannwabe. Die 1. Bannwabe bleibt bis zum nächsten Arbeitsschritt frei im Volk, damit sie verdeckelt werden kann. 7

Bannwabenverfahren (3) Schematischer Ablauf (Fortsetzung): 3. Arbeitsschritt: Königin wird auf die 3. Bannwabe gesperrt. Die 2. Bannwabe kommt frei ins Volk. Die 1. und jetzt verdeckelte Bannwabe wird entnommen und vernichtet. 4. Arbeitsschritt: Wurde der 9-Tage-Rhythmus gewählt, wird im 4. Arbeitsschritt die Königin freigegeben, die Bannwabe verbleibt noch im Volk, die 2. Bannwabe wird entnommen und vernichtet. Eine Woche später wird auch die jetzt verdeckelte 3. Bannwabe entnommen und vernichtet. Wurde der 7-Tage-Rhythmus gewählt, wird eine 4. Bannwabe eingesetzt und - wie bereits beschrieben - weiter verfahren. 8

Bannwabenverfahren (4) Erzielbare Wirksamkeit: mehr als 90 Prozent durch Entnahme von 3 bis 4 gedeckelten Bannwaben. Auch verdeckelungsreife Drohnenbrut kann mit großem Erfolg in Völkern oder Volksteilen ohne verdeckelte Brut (z.b. Flugling bei der Zwischenablegerbildung) als Bannwabe eingesetzt werden. Vorteile: Ohne Honigqualität negativ zu beeinflussen, auch während der Tracht durchführbar Probleme: Durchführung erfolgt zu einem Zeitpunkt, wo sich in den Völkern der Nachbarimker, die nicht das Bannwabenverfahren einsetzen, Varroamilbe rasant vermehrt. Nach Abschluss des Verfahrens kann es daher zu starkem Milbeneintrag kommen, der weitere Bekämpfungsmaßnahmen (Restentmilbung) notwendig macht. Arbeitsaufwand ist beim Bannwabenverfahren erhöht. 9

Brutunterbrechung Prinzip: Entnahme der Königin führt zu Brutunterbrechung für etwa ein Monat Effekt dieser Methode ohne Zusatzmaßnahmen nur gering reicht allein nicht aus, Bienenvölker bei starkem Varroabefall vor Zusammenbruch zu bewahren kombiniert mit einer Drohnen-Fangwabe während der brutfreien Phase kann Varroabefall stark reduziert werden 10

Zusammenfassung der biotechnischen Bekämpfungsmöglichkeiten sind wichtiges Glied in integriertem Konzept zur Varroareduktion auch dann anwendbar, wenn Medikamente noch nicht eingesetzt werden dürfen - zum Beispiel unmittelbar vor oder während der Trachtperiode allein eingesetzt, hat man nur mit dem Bannwabenverfahren auf isolierten Ständen, die keinem Infektionsdruck aus der Nachbarschaft ausgesetzt sind, eine gewisse Chance, die Varroamilbe unter der Schadensschwelle zu halten. 11