Verantwortungsvoll beschaffen. Ratgeber für die öffentliche Beschaffung von Holz- und Papierprodukten aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung



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Transkript:

Verantwortungsvoll beschaffen Ratgeber für die öffentliche Beschaffung von Holz- und Papierprodukten aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung

Verweis auf Websites Eine Sammlung der wichtigsten Dokumente und Informationen in allen Beschaffungsfragen zur Hand zu haben, ist die Grundlage, um immer schnell informiert zu sein und somit die richtige Wahl treffen zu können. Unter den folgenden Links finden Sie die aktuellsten Beschaffungsrichtlinien des Bundes, aber auch Informationen zu den wichtigs ten Zertifizierungssystemen. Bund www.bmelv.de > Service > Gesetze & Verordnungen > Gemeinsamer Erlass zur Beschaffung von Holzprodukten PEFC Deutschland e. V. www.pefc.de FSC Arbeitsgruppe Deutschland e. V. www.fsc-deutschland.de PEFC-Einkaufsratgeber www.pefc.de > Für Verbraucher > Einkaufsratgeber FSC-Datenbank www.fsc-deutschland.de > Produkt und Anbietersuche Bildnachweis Dirk Teegelbekkers/PEFC Deutschland e. V. Seite 1, 11, 20 o. r., M. r., o. l. Hamberger Flooring GmbH & Co. KG Seite 1, 20 u. Herholz Vertrieb GmbH & Co. KG Seite 1, 21 o. l. istockphoto.com/goldhafen (arne thaysen) Seite 1, 12 istockphoto.com/avtg Seite 1, 16 Möbelwerke A. Decker GmbH Seite 1, 21 o. r. istockphoto.com/floortje Seite 1, 21 M. l. Ute Kaiser Seite 1, 10, 21 M. r., 24, 30 31 HAF Seite 2, 22 o. l, o. M.,o. l., u. l., u. M., 23 o. l., u. l., u. M., 30, 31 Privat Seite 4, 8, 15, 19 o. Guido Bergmann/Bundesregierung Seite 5 istockphoto.com/morgan Lane Studios Seite 7 istockphoto.com/tomml Seite 14 Antalis GmbH Seite 19 u. Kusch+Co GmbH & Co. KG Seite 21 u. istockphoto.com/bambuh (Alexey Buhantsov) Seite 22 u. r. istockphoto.com/bphotographer (Blazej Piteowski) Seite 23 o. M. istockphoto.com/rusm Seite 23 o. r. istockphoto.com/ultramarinfoto (Vladan Milisavljecic) Seite 23 u. r. istockphoto.com/manfredxy Seite 26 r. Kaiser Communication GmbH Seite 26 l., 27 JeanetteDietl/ Fotolia.com Seite 28 Illustrationen: Anke Mosel/www.mosel-design.de Seite 2, 10, 12, 16, 17, 22, 23, 24, 28

Inhalt Verweis auf Websites 2 Bildnachweis 2 Vorwort 4 Das richtige Holz und Papier beschaffen 4 Marktmacht mit Verantwortung nutzen 5 Warum Holz- und Papierprodukte nachhaltig beschaffen? 6 Nachhaltige Waldwirtschaft ist wichtig für Mensch und Umwelt 7 Die Waldzertifizierungssysteme FSC und PEFC 8 Produktkette: Waldzertifizieren alleine reicht nicht 10 Marktübersicht 11 Aktuelle Entwicklungen bei der öffentlichen Beschaffung EU, Bund, Länder, Kommunen 12 Europäische Union 13 Gesetzgebung des Bundes 14 Die Ebene der Bundesländer 15 Die kommunale Ebene 15 Wie funktioniert nachhaltige Beschaffung? 16 Rechtliche Rahmenbedingungen 17 Was ist für eine rechtlich wasserdichte Ausschreibung zu beachten? 18 Für welche Anwendungsbereiche stehen zertifizierte Produkte zur Verfügung? 19 Welche Holzart kommt für welche Verwendung in Frage? 22 Beispiel Fensterbau 23 Öffentliche Beschaffung Best-Practice-Beispiele 24 Augsburg 25 Hamburg Vorreiterrolle beim Umgang mit Tropenholz 25 Malaysian Timber Certification Council (MTCC) 27 Technische Dokumente Bestehende Beschaffungsrichtlinien 28 Beschaffungsrichtlinien Bundesrepublik Deutschland 29 Beschaffungsrichtlinie Bayern 30 Beschaffungsrichtlinie Baden-Württemberg 30 Beschaffungsrichtlinie Hamburg 31 Beschaffungsrichtlinie NRW 31 Gestaltung der Ausschreibungsunterlagen Hinweise 32 Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) Neubau Büro- und Verwaltungsgebäude 34 PEFC Verantwortungsvoll beschaffen 3

Vorwort Das richtige Holz und Papier beschaffen Die rund 11.500 Städte und Gemeinden in Deutschland können mit der Beschaffung von nachhaltig erzeugten Holz- und Papierprodukten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung unserer Wälder leisten. Dies beginnt bei Bauprojekten (40 % aller Vorhaben werden von Kommunen vergeben!) und zieht sich weiter durch beim Kauf von Büromöbeln, Kopier- und Hygienepapieren oder Bleistiften. Die Bundesregierung geht dabei bereits mit gutem Beispiel voran. Ihre Beschaffungsrichtlinie verlangt, dass Holz und Holzprodukte aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammen und dies von den Bietern durch ein glaubwürdiges Zerti fikat nach den Standards von PEFC oder FSC nachgewiesen wird. Auch beim Bau von Bundesgebäuden schreibt der Bund sich eine ganzheitliche Betrachtung und Bewertung von Nachhaltigkeitsaspekten auf die Fahne und verlangt bei der Holzbeschaffung die Vorlage eines PEFC- oder FSC-Zertifikats. Für eine erfolgreiche Umsetzung müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: Erstens muss eine nachhaltige Beschaffung politisch gewollt und beschlossen sein, zweitens müssen die diesbezüglichen Ausschreibungen juristisch hieb- und stichfest sein und drittens müssen entsprechende Produkte in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Zwar ist die Forderung nach konkreten Umweltzeichen vergaberechtlich nicht zulässig. Doch die Aufnahme von Umweltaspekten in die Leistungsbeschreibungen ist durchaus möglich, so auch die Forderung nach Holz- und Papierprodukten aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Als Nachweis kann vom Bieter dann ein gültiges Chain-of-Custody-Zertifikat, z. B. nach den PEFC-Standards, verlangt werden. Die zertifizierte Waldfläche wächst kontinuierlich und auch die Zahl der Hersteller und Händler mit entsprechenden Zertifikaten steigt rapide. Folglich sollte das Angebot an zertifizierten Holz- und Papierprodukten ausreichen, um die Nachfrage verantwortungsbewusster Städte und Gemeinden befriedigen zu können. In diesem Zusammenhang sei der Hinweis erlaubt, dass Recyclingpapiere nicht nur mit dem Blauen Engel, sondern auch mit den Recycling-Labeln von PEFC oder FSC gekennzeichnet sein können, was das Angebot umweltfreundlicher Papiere weiter steigert. Zusammengefasst ist Holz- und Papiereinkauf nach Umweltaspekten weder in praktischer noch juristischer Hinsicht eine unüberwindbare Hürde. Die Erfahrung zeigt uns jedoch, dass die Beschaffung zertifizierter Holz- und Papierprodukte für viele politische Entscheidungsträger, aber auch für die Verantwortlichen in den Beschaffungsstellen oftmals Neuland bedeutet. Sie wünschen sich Unterstützung und wollen wissen, wie entsprechend gekennzeichnete Produkte beschafft werden können. Mit vorliegender Broschüre möchten wir Sie über die Hintergründe und den aktuellen Stand der Zertifizierung informieren, Hilfestellung bei der Beschaffung geben und entsprechende Erfahrungen vermitteln. Ich hoffe, dass unsere Broschüre weitere öffentliche Auftraggeber dazu ermutigt, den bereits vorhandenen vielen guten Beispielen zu folgen! PEFC ist gerne bereit, sie auf diesem Weg zu begleiten. Ihr Frank v. Römer Vorsitzender PEFC Deutschland

Marktmacht mit Verantwortung nutzen Wir können stolz auf unsere Wälder sein! Die Waldfläche nimmt zu und Qualität und Natur nähe verbessern sich stetig. Wir haben hohe Zuwächse, gute Holzqualitäten und vor allem eine Forstwirtschaft, die verantwortungsvoll damit umgeht. Das war nicht immer so. Zwar ist die Forderung nach einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung zum Wohle auch künftiger Generationen in Deutschland über 300 Jahre alt. Aber es gab immer wieder Phasen, in denen der Wald übernutzt wurde oder schädigenden Einflüssen von außen ausgesetzt war. Dank der heute betriebenen nachhaltigen Waldwirtschaft, praktiziert durch verantwortungsvolle Forstleute und Waldbesitzer, haben unsere Wälder ein sehr gutes Niveau erreicht. Leider sieht es in anderen Teilen der Welt noch anders aus. Dort prägen Rodung, Übernutzung und Verwüstung die Waldnutzung. Gerade in den Tropen und Subtropen mit ihren empfindlichen Waldökosystemen wird der Wald in weiten Teilen nicht nachhaltig bewirtschaftet. Ziel der Bundesregierung ist es daher, dass nur noch nachhaltig und legal erzeugtes Holz in Deutschland auf den Markt kommt. Denn der Kauf von Holzprodukten unklarer Herkunft kann zu Zerstörungen beitragen. Ich begrüße es daher, dass es Zertifizierungsorganisationen wie den PEFC e. V. gibt, die in Deutschland und weltweit nachhaltige Waldwirtschaft zertifizieren. In Deutschland sind durch PEFC und FSC rund 70 % der Wälder zertifiziert. Weltweit sind es knapp 10 %. Und die Tendenz ist steigend. Dabei schließt die Zertifizierung nicht nur die Waldwirtschaft, sondern auch die Verarbeitungskette mit ein. Damit kann die Nachhaltigkeit der Waldwirtschaft gegenüber dem Verbraucher lückenlos nachgewiesen werden. Die Bundesregierung geht hier mit gutem Beispiel voran: Alle Bundesbehörden dürfen nur noch Holzprodukte aus zertifiziertem Holz beschaffen. Es freut mich sehr, dass bereits einige Bundesländer, Kommunen und große Unternehmen vergleichbare Regelungen eingeführt haben. Und ich hoffe, dass noch viele andere diesem Beispiel folgen. Ilse Aigner Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz PEFC Verantwortungsvoll beschaffen 5

Warum Holz- und Papierprodukte nachhaltig beschaffen? Pro Jahr werden zwischen 11 und 15 Millionen Hektar Wald vernichtet überwiegend in den Tropen. Dies entspricht mehr als der Fläche Islands. Die Gründe für diesen Verlust sind vielschichtig. Als ein Hauptverursacher kann aber klar eine nicht sachgemäße Bewirtschaftung der Wälder, also der Raubbau an einzigartigen Waldökosystemen ausgemacht werden. Mit dem weltweiten Verlust von natürlichen Waldsystemen gehen deren besondere Funktionen, etwa für den Klima oder den Artenschutz, verloren. Zudem wird so eine wichtige Lebensgrundlage für lokale Gemeinschaften, aber auch für ganze Staaten vernichtet. Ein möglicher Boykott von Holzprodukten, besonders von denen aus tropischen Ländern, stellt keinen sinnvollen Lösungsansatz für die Entwaldungsproblematik dar. Ganz im Gegenteil: Die Erfahrung hat gezeigt, dass ein Tropenholzboykott zu fallenden Preisen führt, was wiederum eine verstärkte Nutzung nach sich zieht, um so die Erträge stabil zu halten. Eine verstärkte Nutzung, bei der zudem noch weniger auf Nachhaltigkeit geachtet wird, beschleunigt aber nur die Waldvernichtung. Was also tun, um eine nachhaltige und schonende Waldwirtschaft sicherzustellen, die ökologische und soziale Belange berücksichtigt und gleichzeitig ein Auskommen aus dem Wald garantiert? Marktwirtschaftliche Instrumente sind ein Mittel, um den Raubbau an unseren Wäldern zu stoppen. Vor diesem Hintergrund wurde die Waldzertifi zierung entwickelt, die eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder sicherstellt und auch in Europa für eine stetige Verbesserung der Waldbewirtschaftung sorgt. Die global tätigen Waldzertifi zierungssysteme PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certifi cation Schemes) und FSC (Forest Stewardship Council) gelten hier als zuverlässige Nachweise einer legalen und nachhaltigen Forstwirtschaft. Beide haben das gleiche Ziel: die Dokumentation und Verbesserung nachhaltiger Waldbewirtschaftung mit Standards, die ökologische, ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigen. Der Kauf von zertifi zierten Holz und Papierprodukten ist die Möglichkeit für jede Stadt und Gemeinde, diese Idee zu unterstützen. Mit der Beschaffung von Produkten, die ein PEFC- oder FSC-Logo tragen, kann jede Kommune ihren Beitrag für eine gesunde Umwelt leisten. Die Beschaffungsregeln des Bundes zeigen, dass Deutschland sowie einige Bundesländer sich der der Verantwortung bei der Verwendung von Holz stellen und mit gutem Beispiel vorangehen. Nach der Fällung wird dafür Sorge getragen, dass wieder neuer Wald entsteht. Wälder werden als Lebensraum für eine artenreiche Fauna und Flora erhalten. Es wird nicht mehr Holz eingeschlagen, als nachwächst. Die Rechte jener, die vom oder im Wald leben, wie Waldbauern oder indigene Völker, werden gesichert. Kein Holz aus Tropenwaldzerstörung oder illegalen Nutzungen. 5 gute Gründe, auf Produkte aus nachhaltiger Waldwirtschaft zu setzen.

Nachhaltige Waldwirtschaft ist wichtig für Mensch und Umwelt Unsere Ressourcen sind begrenzt. Dies wird uns gerade in unserer Zeit zunehmend bewusst. Steigende Preise und eine Verknappung von fossilen Rohstoffen machen uns deutlich, dass hier ein Umdenken unab dingbar ist. Hier stellen nachwachsende Holz- und Papierprodukte eine geeignete Alternative dar, gerade nach dem Konsens über eine Energiewende, in denen der nachwachsende Rohstoff Holz im Zentrum steigender Nachfrage steht. Wald ist Kapital. Für Menschen, Tiere und Pflanzen. Wald ist Lebensgrundlage und Erholungsraum. Deshalb ist es wichtig, dieses Gut für Generationen zu erhalten. Waldschutz ist aktiver Umweltschutz: Forstzertifizierungssysteme arbeiten an der Erhaltung und dem ökologischen Gleichgewicht der Wälder. Betriebe, die Teil einer Forstzertifizierung sind und ihre Wälder z. B. nach den strengen Standards von PEFC oder FSC zertifiziert haben, zeigen Engagement für die Umwelt und ihre Verantwortung im Umgang mit dem unverzichtbaren Rohund Werkstoff Holz. Unser Wald ist ein Umweltfaktor, weil er das klimaschädliche CO 2 bindet. Und bewusster Kauf von Holz und Papierprodukten ist aktiver Umweltschutz wenn das Material aus intakten, nach Zertifizierungsrichtlinien bewirtschafteten Wäldern stammt. Die Waldzertifizierungssysteme wollen gemeinsam mit allen Stakeholdern daran arbeiten, dass zertifiziertes Holz am Markt als einzigartiger, nachwachsender Rohstoff und positiver Beitrag zur Abschwächung der Folgen der Klimaerwärmung akzeptiert wird. Und diese schonende Waldwirtschaft können Städte und Gemeinden unterstützen, indem sie nur noch Holz- und Papierprodukte aus nachweislich nachhaltiger Waldbewirtschaftung beschaffen. PEFC und FSC sind Garanten für eine kontrollierte Verarbeitungskette unabhängig überwacht, lückenlos nachvollziehbar und nachhaltig. Von unseren zertifizierten Wäldern über Holz verarbeitende Betriebe bis zum Endprodukt. PEFC Verantwortungsvoll beschaffen 7

Die Waldzertifizierungssysteme FSC und PEFC Deutscher Forstwirtschaftsrat Präsident Georg Schirmbeck, MdB: Der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) ist die Stimme der deutschen Forstwirtschaft. Alle drei Waldbesitzarten, der Staatswald, der Kommunalwald sowie der Privatwald, und viele andere Verbände, die sich dem Wald und der Forstwirtschaft zugehörig fühlen, wie bspw. Arbeitnehmervertreter und Forstunternehmer, werden durch den DFWR repräsentiert. 11,1 Millionen Hektar, das bedeutet 1/3 der Fläche der Bundesrepublik, sind mit Wäldern bedeckt. Seit Generationen bewirt schaften Förster und Waldbesitzer die deutschen Wälder multifunktional und nachhaltig. Sie sichern seit fast 300 Jahren die Versorgung unserer Gesellschaft mit dem nachwachsenden und vielseitig verwendbaren Rohstoff Holz. Mithilfe von Zertifizierungssystemen wie dem PEFC-Zertifikat wird diese Nachhaltigkeit kontrolliert, dargestellt und in die breite Öffentlichkeit getragen. In Deutschland sind immerhin 67 % des Waldes nach PEFC zertifiziert. Beim Kauf von Produkten aus Holz, sei es nun als Möbel, Papier oder Hygieneartikel, lege ich besonderen Wert darauf, dass das verarbeitete Holz aus einer zertifizierten und nachhaltig bewirtschafteten Forstwirtschaft stammt. Die Bundesregierung sieht das ähnlich, denn sie hat in ihrer Beschaffungsrichtlinie festgelegt, dass nur zertifizierte Produkte gekauft werden dürfen. Beim Kauf von zertifizierten Holzprodukten werden die Förster und Waldbesitzer, die ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltig wirtschaften, unterstützt und ihr Engagement gewürdigt. Nach der Konferenz Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 wurde, so wie es die Agenda 21 vorsieht, ein partizipativer Prozess von Umweltschutzgruppen angestoßen, um der Rio-Forderung nach einer nachhaltigen Entwicklung von Wäldern nach zukommen und den weltweiten Waldverlust zu stoppen. Es wurde ein wirksames Instrument entwickelt, welches eine nachhaltige, d. h. die ökologischen, sozialen und öko nomischen Aspekte gleichermaßen berücksich tigende Nutzung von Wäldern ermög licht: die Waldzertifizierung. Schon ein Jahr nach der Rio-Konferenz, 1993, wurde FSC gegründet. Dieses weltweit agierende Waldzertifizierungssystem ist eine gemeinnützige Organisation mit internationalem Hauptsitz in Bonn und mit nationalen Arbeitsgruppen in mehr als 50 Ländern. In 80 Ländern, verteilt über den ganzen Globus, sind aktuell rund 157 Mio. ha Wald nach FSC zertifiziert. 1 Etwas später, aber nicht weniger erfolgreich, wurde PEFC 1999 in Paris gegründet. Als ursprüng lich rein europäisches Waldzertifizierungssystem, das die weit verbreitete klein Das Prinzip von Waldzertifizierung ist einfach, die Umsetzung aber meist kompliziert. Zuerst müssen Standards aufgestellt werden. Dies geschieht in einem transparenten und partizipativen Verfahren. Partizipativ heißt in diesem Fall, dass alle am Wald interessierten Gruppen sich an dem Standardsetzungsprozess beteiligen können. Zu diesen interessierten Gruppen gehören etwa Gewerkschaften, Umweltgruppen, Waldbesitzervertreter oder die Holzindustrie. Aufgrund von natürlichen regionalen Unterschieden, wie etwa beim Klima, gibt es auch unterschiedliche nationale Standards, die jedoch alle einen inter 1, 2 Stand Juli 2012 teilige Waldbesitzerstruktur in Europa bei der Zertifizierung besonders im Auge hat, basiert PEFC schwerpunktmäßig auf den Ergebnissen der Rio-Nachfolgekonferenzen in Helsinki und Lissabon, bei der alle europäischen Forstminister sich auf Kriterien für eine nachhaltige Waldwirtschaft festlegten. Bereits zwei Jahre nach der Gründung im Jahr 2001 wurden die ersten nichteuropäischen Mitglieder, Kanada und die USA, aufgenommen und damit PEFC neben FSC zum zweiten weltweit tätigen Waldzertifizierungssystem. PEFC hat seinen internationalen Sitz in Genf. Aktuell sind nationale Systeme von 31 Ländern durch das internationale PEFC Council anerkannt. Die gesamte zertifizierte Waldfläche in diesen Ländern beläuft sich auf rund 240 Mio. ha. 2 Die Dokumentation und Verbesserung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung sind die Ziele der beiden führenden Forstzertifizierungssysteme. Dies geschieht jedoch teilweise auf unterschiedliche Weise. In der folgenden Synopse (Stand Juli 2012) werden die beiden Zertifizierungssysteme vorgestellt: nationalen Mindeststandard erfüllen müssen (FSC hat 10 international gültige Prinzipien, PEFC einen internationalen Meta-Standard mit 67 Kriterien). Sind die Standards entwickelt, können sich Waldbesitzer freiwillig einem System anschließen. Einzige Bedingung: Sie müssen die Standards im Rahmen ihrer Waldbewirtschaftung umsetzen. Dies wird durch unabhängige Fachleute, die Zertifizierer, kontrolliert. Erfüllen die Waldbesitzer die Auflagen des jeweiligen Zertifizierungssystems, können sie ihre Hölzer als FSC- bzw. PEFC-zertifiziert verkaufen.

Strukturen PEFC PEFC wurde von europäischen Waldbesitzern und Förstern gegründet, sodass die Eigentümerinteressen in besonderem Maße gewahrt bleiben. Jedoch arbeiten bei PEFC ebenfalls eine Vielzahl von Umwelt und Sozialverbänden auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene konstruktiv mit. FSC Die großen Umweltverbände WWF, Greenpeace, Robin Wood, NABU und BUND haben FSC aus der Taufe gehoben, und sie haben durch das Dreikammersystem in den FSC Gremien gemeinsam mit den Gewerkschaften in der Sozialkammer das Sagen. Waldbesitzer als Teil in der Wirtschaftskammer sind in einer Minderheitenrolle. Standardsetzung PEFC ist das einzige global tätige Zertifi zierungssystem, das eine Beteiligung aller Interessengruppen bei der Entwicklung von allen Waldzertifi zierungsstandards vorschreibt. Dies wird während des Anerkennungsverfahrens auf internationaler Ebene durch einen unabhängigen Gutachter und zusätzlich von einem Gremium anerkannter Wissenschaftler überprüft. Zertifi zierungen sind auch in Ländern ohne natio nale Gremien und Standards möglich. Nur in 19 von insgesamt 80 Ländern, in denen es FSC zertifi zierte Wälder gibt, existiert auch ein nationaler Standard. Standards Verfahren Die PEFC Standards erfüllen hohe Ansprüche und müssen den Anforderungen gerecht werden, die europäische Forst minister infolge der Umweltkonferenz von Rio zum Schutz der Wälder beschlossen haben. Die deutschen PEFC Standards verlangen beispielsweise den Verzicht auf Kahlschläge und auf den Einsatz von Pestiziden, die Begründung von standortgerechten Mischbeständen und den Erhalt von Biotopholz. Das internationale Reglement bietet drei Alternativen: eine einzelbetriebliche, eine Gruppen oder eine regionale Zertifi zierung. In Ländern, in denen wie in Deutschland eine kleinstrukturierte Familienforstwirtschaft vorherrscht, wird das regionale Modell angewandt, das auf jährlichen repräsentativen Stichproben basiert. Die Grundlage der FSC Standards sind 10 Prinzipien, mit Kriterien und Indikatoren unterlegt, die von FSC selbst ohne Bezug zu den Rio Nachfolgeprozessen entwickelt wurden. In Deutschland unterscheiden sich die FSC von den PEFC Standards in Detailfragen, wie z. B. der Forderung nach Stilllegungsfl ächen und der Orientierung an der standortheimischen Bestockung. FSC lässt nur eine einzelbetriebliche und eine Gruppenzertifi zierung zu. Kosten für Waldzertifi zierung Festgelegt auf 0,16 / Hektar jährlich Größenabhängig und Verhandlungssache mit Zertifi zierer (bei Betrieben unter 1.000 Hektar zwischen 1,00 und 2,00 / Hektar jährlich) Akkreditierung Die unabhängige Zulassung und Überwachung der Zertifi zierungsstellen ( Akkreditierung ) ist elementarer Bestandteil einer glaubwürdigen Zertifi zierung. Die ISO Normen verlangen deshalb eine strikte Trennung zwischen Standardsetzung, Zertifi zierung und Akkreditierung. Dies ist bei PEFC gegeben, da PEFC eine Akkreditierung bei den offi ziellen nationalen Akkreditierungsstellen vorschreibt (in Deutschland ist dies die DAkkS). Die Gewaltenteilung ist bei FSC nicht gegeben, da Standardsetzung und Akkreditierung in einer Hand liegen. Ursprünglich war FSC als Akkreditierungsstelle gegründet worden. Mittlerweile übernimmt ASI, eine hundertprozentige Tochter von FSC International, diese Aufgaben. Logoverwendung Nur solche Produkte dürfen das PEFC Logo tragen, bei denen der Anteil an PEFC zertifi ziertem Holz mindestens 70 % beträgt. Das FSC Mix Label darf bereits bei einem Anteil von 50 % auf Papierprodukten und Spanplatten verwendet werden. Zertifi zierte Fläche weltweit 240 Mio. Hektar 157 Mio. Hektar Zertifi zierte Fläche Deutschland 7,4 Mio. Hektar (67 % der Gesamtwaldfl äche) Sämtliche Staatswälder in Deutschland sind neben mehr als 2.500 Kommunalwäldern und den Wäldern von über 200.000 Waldbesitzern PEFC zertifi ziert. 0,6 Mio. Hektar PEFC Verantwortungsvoll beschaffen 9

Produktkette: Wald zertifizieren alleine reicht nicht Zertifizierte Wälder sind der Anfang der Produktkette. Um die entsprechenden Produkte aus zertifiziertem Holz oder Zellstoff nachfragen zu können, gibt es die Produktkettenzertifizierung oder Chain of Custody. Jedes Unternehmen in der Kette muss ein Chain-of-Custody-Zertifikat besitzen, um die Herkunft des Holzes, vom Wald bis hin zum Endprodukt, zurückverfolgen zu können. Die Kette kann dabei kurz sein, wenn beispielsweise ein Sägewerk aus Waldholz ein Produkt herstellt, das direkt in die Regale der Baumärkte gelangt; sie kann aber auch äußerst lang und komplex sein, denkt man zum Beispiel an den Rohstoffmix mancher Papierfabrik aus Waldholz (direkt vom Forstbetrieb oder über einen Händler), Hackschnitzel aus Sägewerken und importiertem Zellstoff. Immer bedarf es bei jedem Glied dieser Kette eines glaubwürdigen Beleges, dass nur solches beziehungsweise so viel Holz mit PEFC- oder FSC-Siegel weitergegeben wird, wie auch nachweislich in den Produktionsprozess eingespeist wurde. Neben ausgeglichenen Warenströmen müssen die zertifizierten Unternehmen auch soziale Standards beachten, welche unabhängige Zertifizierungsstellen im jährlichen Audit überprüfen. Möchte eine Kommune bei der Beschaffung von Holz- oder Papierprodukten sicherstellen, dass es sich um eine zertifizierte Lieferung handelt, muss der Lieferant ein gültiges PEFC- oder FSC-Chain-of- Custody-Zertifikat vorweisen und auf Rechnung oder Lieferschein die Zertifizierung entsprechend ausgewiesen haben. Zertifikat 04 Zertifikat 05 Zertifikat 01 Zertifikat 02 Holzindustrie Möbelindustrie Zertifikat 04 Zertifikat 05 Wald Holzhandel Um die Rückverfolgbarkeit eines Holz- oder Papierproduktes mit Nachhaltigkeitssiegel zum zertifizierten Wald sicherzustellen, muss jedes Glied in der Produktkette ebenfalls ein Zertifikat (Chain of Custody) besitzen. Holzindustrie Papierindustrie

Marktübersicht Die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder nach anerkannten Standards ist die Grundlage für die kontinuierliche Bereitstellung von zertifiziertem Rundholz. Weltweit sind knapp 397 Mio. Hektar Waldfläche 3 (240 Mio. ha nach PEFC; 157 ha nach FSC) zertifiziert. Jedoch sind dies erst 10 % der weltweit vorkommenden Wälder (3,9 Milliarden Hektar). Ein Großteil der zertifizierten Waldfläche befindet sich in Westeuropa (29 %) und Nordamerika (58 %). Die Rundholzproduktion dieser zertifizierten Wälder entspricht etwa 25 % der weltweiten Produktion. In Deutschland ist PEFC mit über 7,4 Mio. Hektar zertifizierter Waldfläche (67 % der deutschen Wälder) das dominierende Waldzertifizierungssystem. Nach den FSC-Standards sind 0,6 Mio. Hektar zertifiziert. 4 Ein großer Erfolg der Waldzertifizierung ist, dass zertifizierte Papier-und Holzprodukte mittlerweile flächendeckend und für die meisten Marktsegmente verfügbar sind. So wuchs die Zahl der PEFC-zertifizierten Betriebe auch in Deutschland stetig an. Momentan sind in Deutschland 1.850 Unternehmen der Holz- und Papierwirtschaft nach den PEFC- CoC-Standards zertifiziert. 5 Weltweit gesehen gibt es knapp 9.000 PEFC-CoC-Zertifikate. 6 Ebenso positiv hat sich die Zahl der CoC-Zertifikate beim Zertifizierungssystem FSC entwickelt. In Deutschland sind 1.800 Betriebe zertifiziert. 7 Weltweit gesehen gibt es beinahe 23.500 zertifizierte Betriebe. 8 In der Möbelindustrie gibt es erste Unternehmen, die sich für eine Zertifizierung entschieden haben. Das Bewusstsein für eine gesicherte Herkunft der verwendeten Hölzer ist aber noch nicht so ausgeprägt wie etwa in der Papierbranche. Dort tragen bereits viele Papiere Herkunftslabel wie PEFC oder FSC, und zunehmend finden sich zertifizierte Druckprodukte auf dem Markt. Verbraucher sind für Umweltthemen sensibilisiert und fragen Produkte nach, die sich durch positive Umweltbilanzen auszeichnen. Schließlich will niemand schuld an der Zerstörung wertvoller Waldökosysteme sein. So bietet der Kauf von zertifizierten Produkten auch dem Endverbraucher die Möglichkeit, sich als umweltbewusst zu präsentieren und das Engagement für eine nachhaltige Nutzung von natürlichen Ressourcen dokumentieren zu können. Der Einkauf von zertifizierten Produkten führt zu einer klaren Positionierung in der Umweltdiskussion und schützt vor dem Verdacht, Produkte aus illegalem Einschlag und Raubbau einzusetzen. PEFC- und FSC-zertifizierte Waldflächen Welt 38 % FSC 62 % PEFC Das Umweltbewusstsein des Verbrauchers bzw. des Bürgers ist gewachsen. 93 Prozent sind laut einer Emnid-Umfrage 9 der Meinung, dass Industrie, Handwerk und Handel mehr Holz und Holzprodukte aus zertifizierter Herkunft verwenden und anbieten sollten, um so eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und den Klimaschutz zu unterstützen. Bei gleichem Preis würden sich 92 Prozent der Befragten für Holzprodukte aus zertifizierter Waldbewirtschaftung entscheiden, und immerhin 74 Prozent würden sogar einen höheren Preis in Kauf nehmen. Doch nicht nur private Endverbraucher, sondern auch große Unternehmen und öffentlich-rechtliche Körperschaften haben sich in ihren Beschaffungsricht linien auf den Bezug von ausschließlich zertifizierten Holz- und Papierprodukten festgelegt. Gesamt: 397 Mio. ha PEFC: 240 Mio. ha FSC: 157 Mio. ha Deutschland 7,5 % FSC 92,5 % PEFC 3 8 Stand Juli 2012 Gesamt: 8,0 Mio. ha PEFC: 7,4 Mio. ha FSC: 0,6 Mio. ha 9 Im Auftrag von PEFC Deutschland e. V. (05/2007) PEFC Verantwortungsvoll beschaffen 11

Aktuelle Entwicklungen bei der öffentlichen Beschaffung EU, Bund, Länder, Kommunen Die Rotbuche Steckbrief Name: (Rot-) Buche (Fagus sylvatica) Familie: Buchengewächse (Fagaceae) Höhe: 30 35 m Anteil: 14 % der Waldfläche Deutschlands Holz: Frisches Buchenholz hat eine rötlich weiße Farbe, im gedämpften Zustand erscheint es mehr rötlichbraun. Verwendung: Möbel, Parkett, Treppenbau Rinde: dünne, glatte und zunächst silbergraue, Blätter: Die Blätter der Buche sind eiförmig, Frucht: die dreikantigen, braun glänzenden unverborkte Rinde ganzrandig und kurz gestielt. Bucheckern

Europäische Union In den letzten Jahren spielen Umwelt aspekte in der öffentlichen Beschaffung aller Ebenen eine immer größere Rolle. Dies trifft in ganz besonderer Weise auf den Rohstoff Holz zu, dessen Herkunft, Handel und Einsatz Gegenstand gleich mehrerer Gesetze, Richtlinien und Verordnungen geworden ist. Am 15. Juli 2011 ist in Deutschland das Gesetz gegen den Handel mit illegal eingeschlagenem Holz (Holzhandels Sicherungs Gesetz, HolzSiG) in Kraft getreten. Das Holzhandels-Sicherungs-Gesetz regelt die nationalen Kontrollen von Holzeinfuhren aus Ländern, die mit der EU Partnerschaftsabkommen gegen den illegalen Holzeinschlag abgeschlossen haben (rechtliche Basis hierzu ist die EU Verordnung 2173/2005). Entsprechende Abkommen wurden bis September 2011 mit sechs Tropenländern ausgehandelt (Ghana, Republik Kongo, Republik Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Indonesien und Liberia). Mit weiteren Ländern wie beispielsweise Malaysia führt die EU Kommission derzeit Verhandlungen. Im Rahmen dieser Abkommen richten die Partnerländer ein Genehmigungs und Lizenzsystem ein, um so zu gewährleisten, dass nur legal eingeschlagenes Holz in die EU exportiert wird. Im Gegenzug erhalten sie direkte Unterstützung bei der Verbesserung ihrer Kapazitäten in den Bereichen Waldbewirtschaftung und Rechtsdurchsetzung. Auch die Planung alternativer Einkommensmöglichkeiten für die im illegalen Holzeinschlag beschäftigten Menschen, die meist aus der armen Landbevölkerung stammen, wird unterstützt. Das Gesetz stattet die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als zuständige Behörde mit allen erforderlichen Eingriffsbefugnissen aus. Weiterhin werden die Mitwirkung der Zollbehörden bei Kontrollmaßnahmen an den Außengrenzen sowie Straf und Bußgeldvorschriften geregelt. Da sich aber in absehbarer Zeit nicht mit allen wichtigen Holzerzeugerländern entsprechende Abkommen abschließen lassen, wurde als wirksame Ergänzung auf EU Ebene am 2. Dezember 2010 die Holzhandelsverordnung (Verordnung EU Nr. 995/2010 vom 20. Oktober 2010) erlassen. Sie verbietet die Vermarktung von illegal eingeschlagenem Holz und verpflichtet alle Marktteilnehmer, die innerhalb der EU Holz oder Holzprodukte erstmalig in Verkehr bringen, bestimmte Sorgfaltspfl ichten einzuhalten. Dazu gehören unter anderem Informationspflichten zur Art und Herkunft des Holzes sowie Verfahren zur Einschätzung und Reduzierung des Risikos, dass das Holz aus illegalem Einschlag stammen könnte. Die Holzhandelsverordnung soll ab 3. März 2013 vollständig angewendet werden. In Deutschland wird das Holzhandels Sicherungs Gesetz bis März 2013 entsprechend ergänzt. In Bezug auf Holz und Papierprodukte gelten PEFC und FSC als gleichermaßen glaubwürdige Nachweise für nachhaltige Produktionsbedingungen. So stellte das EU Parlament in einer Resolution vom 16. Februar 2006 fest: Das EU Parlament sieht die Zertifi zierungssysteme von FSC und PEFC als gleichermaßen geeignet an [...,] den Konsumenten Sicherheit bezüglich nachhaltiger Waldbewirtschaftung zu geben. Die freiwilligen Partnerschaftsabkommen setzen in den Holzerzeugerländern selbst an und sind daher eine besonders erfolgversprechende Maßnahme zur Bekämpfung des illegalen Holzeinschlags. PEFC Verantwortungsvoll beschaffen 13

Bundesländer folgen dem Vorbild des Bundes Gesetzgebung des Bundes Die Bundesregierung setzt mit ihren Regelungen zur öffentlichen Beschaffung von Holz und Holzprodukten durch den Bund ein besonderes Signal, in dem sie bei ihren Beschaffungsmaßnahmen nur Holz aus zertifi zierten Beständen zulässt. Per 17. Januar 2011 und durch Verkündung im Gemeinsamen Ministerialblatt wurde eine aktualisierte Beschaffungsrichtlinie 10 in Kraft gesetzt, die einen gemeinsamen Erlass von Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI), Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) vom 17. Januar 2007 ersetzt. Nach dieser Beschaffungsregelung müssen Holzprodukte, die durch die Bundesverwaltung beschafft werden, aus nachweislich legaler und nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammen. Der Nachweis kann durch Vorlage eines glaubwürdigen Zertifi kats für nachhaltige Waldwirtschaft oder durch einen Einzelnachweis erfolgen. Akzeptiert werden die in Deutschland verbreiteten Zertifi kate von FSC und von PEFC. Holzprodukte mit einem anderen Zertifi kat bzw. ohne Zertifi kat können berücksichtigt werden, wenn seitens des Bieters bei Angebotsabgabe glaubhaft nachgewiesen wird, dass diese in Übereinstimmung mit den für das jeweilige Herkunftsland geltenden Standards von FSC oder PEFC produziert wurden. Die dazu notwendigen Prüfungen werden vom Johann Heinrich von Thünen Institut (vti) in Hamburg und vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Bonn auf Kosten des Bieters durchgeführt. Zertifi kate, die nach dieser Prüfung zugelassen sind, werden wie Zertifi kate von FSC und PEFC behandelt. Die Beschaffungsregelung des Bundes bezieht sich nur auf Holzprodukte mit Frischholzanteil. Papier und Papierprodukte sind von der Beschaffungsregelung ausgenommen. Im Jahr 2013 wird geprüft, ob und wie Holz und Holzprodukte aus Ländern, mit denen die EU freiwillige Partnerschaftsabkommen (VPA) abgeschlossen hat, in die Beschaffungsregelung einbezogen werden können. Neben Deutschland haben z. B. auch Länder wie Belgien, Dänemark, die Schweiz, Österreich, Frankreich, Großbritannien, die Niederlande und Finnland eine öffentliche Beschaffungsregelung für nachhaltige Holzprodukte veröffentlicht. 10 Siehe Seite 28: Technische Dokumente > Beschaffungsrichtlinien

Die Ebene der Bundesländer Die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg und Nordrhein-Westfalen 11 folgen dem Vorbild des Bundes und geben in ihren Richtlinien vor, nur noch solches Holz zu beschaffen, das aus einem zertifizierten Wald stammt. Andere Bundesländer haben entweder keine schriftlich niedergelegte Beschaffungsrichtlinie, teilweise mit der Begründung des Bürokratieabbaus, wieder andere befinden sich noch in der Diskussions- und Erarbeitungsphase. Es gibt auch Bundesländer, die sich in Selbstverpflichtungen ausschließlich dazu bekennen, kein Tropenholz in aus öffentlichen Geldern finanzierten Objekten einzusetzen. Die kommunale Ebene Deutschland ist ein Waldland. Ein Drittel unseres Landes ist von Wald bedeckt. Etwa zwei Millionen Waldbesitzer bewirtschaften ihn, darunter viele kleine Familienforstbetriebe, die ihren Wald seit Generationen hegen und pflegen. Darüber hinaus haben die Kommunen einen großen Anteil am deutschen Wald. Den deutschen Städten und Gemeinden gehören über 2 Mio. Hektar der insgesamt 11 Mio. Hektar Wald. Hier werden jährlich ca. 13 Mio. Festmeter Rundholz eingeschlagen, verkauft und einer Weiterveredlung zugeführt. 2.800 Städte und Gemeinde haben ihre Wälder, zusammengenommen über 1,2 Mio. Hektar, bereits zertifizieren lassen die große Mehrzahl nach den PEFC Standards. Die Nachfrage nach zertifizierten Produkten durch eine entsprechende Beschaffungsregelung fördert nicht nur eine nachhaltige Waldbewirtschaftung, sondern kann auch zu einer Erhöhung der Rundholznachfrage im eigenen zertifizierten Kommunalwald führen. Für viele Kommunen ist nachhaltige Beschaffung, Holzprodukte eingeschlossen, ein hoch aktuelles Thema. Immer mehr Städte erarbeiten, teilweise als Bestandteil umfassender Klimastrategien, Beschaffungsrichtlinien für einen ethischen und ökologisch korrekten Einkauf. Vielen Kommunen fällt aber eine Definition der Auswahlkriterien bei der Fülle der Informationen, Herkunftszeichen und Ansprüche sehr schwer. Gleichzeitig ist das komplizierte Vergaberecht eine große Hürde für die Einführung von Neuerungen bei der Beschaffung. Dabei ist die Nachfrage durch die Kommunen mitentscheidend für den Erfolg von Waldzertifizierungssystemen. Denn die Nachfrage bestimmt das Angebot. Allerdings waren es andererseits insbesondere die Kommunen, die vor allem Mitte/Ende der 1980er Jahre Selbstverpflichtungen eingegangen waren, in ihrer öffentlichen Beschaffung kein Tropenholz einzusetzen. Später wurden diese Selbstverpflichtungen häufig dahingehend aktualisiert, dass FSC-zertifiziertes Tropenholz für Spezialanwendungen zugelassen wurde. Eine besondere Rolle spielt in diesem Zusammenhang das Klima-Bündnis der europäischen Städte mit indigenen Völkern der Regenwälder e. V. Dies ist ein 1990 gegründetes europäisches Netzwerk von mehr als 1600 Städten, Gemeinden und Landkreise, die sich verpflichtet haben, das Weltklima zu schützen. In Deutschland sind etwa 600 Kommunen Mitglied des Bündnisses. Die Mitglieds-kommunen setzen sich für die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen vor Ort ein. Ihre Bündnispartner sind die indigenen Völker in den 'Regenwäldern Amazoniens. Konkrete Ziele sind u.a. der Schutz der tropischen Regenwälder durch Verzicht auf Tropenholznutzung sowie die Unterstützung von Projekten und Initiativen der indigenen Partner. Als Modell für die gelungene Entwicklung einer anders gearteten Herangehensweise in Bezug auf Tropenholz kann die Stadt Hamburg herangezogen werden. Im Jahre 2002 initiierte die zuständige Behörde für Wirtschaft und Arbeit einen runden Tisch, als dessen Ergebnis ein Projekt entwickelt wurde, in dem die Stadt Hamburg zunächst vorbehaltlich und zeitlich begrenzt das nationale malaysische Zertifizierungssystem für nachhaltige Forstwirtschaft anerkannte (siehe Kapitel: Verweis auf Testimonial Hamburg). Deutscher Städte- und Gemeindebund Dr. Gerd Landsberg, Geschäftsführendes Präsidialmitglied: Unsere Städte und Gemeinden übernehmen Verantwortung für unsere Umwelt und nachfolgende Generationen. Egal ob als Verbraucher, Berater und Promoter, Planer oder Dienstleister: mit ihrem Aufgabenspektrum stehen die Kommunen im Zentrum des Klimaschutzes. Durch ein faires und nachhaltiges Beschaffungswesen und nachhaltiges Bauen können Kommunen einen wichtigen Beitrag zur Walderhaltung und damit zum Klimaschutz leisten. Ob bei der Beschaffung von Büromaterial wie Kopierpapier, Briefumschlägen und Stiften oder von Büromöbeln, ob bei der Auswahl von Fenstern, Fußböden oder Türen im Rahmen des Neubaus oder der Sanierung städtischer Gebäude: die Kommune kann sich bewusst für Holz- und Papierprodukte aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung entscheiden, indem sie solche mit dem FSC- oder PEFC-Siegel bevorzugt bzw. im Rahmen der Ausschreibungen entsprechende Zertifizierungen verlangt. Dass an einer Zertifizierung kein Weg mehr vorbeigeht, haben die meisten Städte und Gemeinden bereits erkannt und ihre Wälder nach den Standards von PEFC und FSC zertifizieren lassen. Jetzt gilt es den nächsten Schritt zu tun und bei der Beschaffung auf diese Zertifikate zu achten. Durch dieses Engagement sorgen sie nicht nur in der eigenen Kommune für besseres Klima, sondern wirken auch über die eigenen Grenzen hi naus. Wer mit gutem Beispiel vorangeht, der weckt zumeist auch die Begeisterung anderer. 11 Siehe Seite 28: Technische Dokumente > Beschaffungsrichtlinien PEFC Verantwortungsvoll beschaffen 15

Wie funktioniert nachhaltige Beschaffung? Die Eiche Steckbrief Name: Die Stieleiche (Quercus robur) Familie: Buchengewächse (Fagaceae) Höhe: bis 40 m Anteil: 7 % der Waldfläche Deutschlands Holz: Das Splintholz ist gelblich weiß, das Kernholz hat eine hell- bis dunkelbraune Farbe. Verwendung: Möbel, Parkett, Treppenbau, Bauholz, Furnier Rinde: Einer glatten und schwach graugrün glänzend folgt später eine dicke, tief längsrissige, graubraune Borke. Blätter: Die Blätter sind gestielt, tiefgrün glänzend und in fünf bis sechs Buchten gelappt. Frucht: Die Eicheln sitzen zu dritt bis fünft an 1,5 bis 4 Zentimeter langen Stielen und werden bis 3,5 Zentimeter lang.

Rechtliche Rahmenbedingungen Zu den rechtlichen Grundlagen für jede Ausschreibung gehören folgende Dokumente: Leitnormen (Beispiel Fenster und Türen) Vorschriften des EG-Vertrages und der Vergaberichtlinien (2004/17/EG und 2004/18/EG) 4. Teil des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen ( 97ff. GWG) Verordnung über die Vergabe öffentlicher Aufträge (VgV) Bundeshaushaltsordnung (BHO), Landes- und Gemeindehaushaltsordnung Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen, Teil A (VOB/A) Verdingungsordnung für Leistungen, Teil A (VOL/A) u. a. Zu den o. g. generellen rechtlichen Grundlagen kommen weitere Grundsätze wie das Gleichbehandlungsgebot, das Gebot der Wirtschaftlichkeit und die Grundsätze des freien Waren- und Dienstleistungsverkehrs der Artikel 28 30 und 43 45 des EG-Vertrages. In vielen Bundesländern gibt es für öffentliche Ausschreibungen die Verpflichtung zur Berücksichtigung von Aspekten des Umweltschutzes und der Energieeffizienz. Neben Vorschriften der jeweiligen Länder werden oftmals auch Dokumente der Europäischen Kommission wie z. B. das Handbuch der Europäischen Kommission für ein umweltfreundliches öffentliches Beschaffungswesen aus dem Jahr 2005 herangezogen. Den Gemeinden und Gemeindeverbänden werden die Erlasse auf Landesebene üblicherweise zur Anwendung empfohlen. Für die Ausführung von beispielsweise Tischler-, Beschlags-, Metallbau-, Verglasungs- und Anstricharbeiten sind die Allgemeinen Technischen Vorschriften für Bauleistungen VOB, Teil C maßgebend. Dazu gehören folgende Leitnormen: DIN 18355 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Tischlerarbeiten DIN 18357 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen(ATV); Beschlagsarbeiten DIN 18360 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Metallbauarbeiten DIN 18361 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Verglasungsarbeiten DIN 18363 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Anstricharbeiten DIN 18364 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Korrosionsschutzarbeiten an Stahl- und Aluminiumbauten Weitere Normen Darüber hinaus gibt es weitere Normen, die in Anwendung kommen, soweit sie mit den ausgeschriebenen Leistungen in Zusammenhang stehen. Diese sind, sofern im Leistungsverzeichnis keine davon abweichende Forderung gestellt wird, als Ergänzung oder Änderung der VOB/ Teil C Allgemeine Technische Vorschriften für Bauleistungen anzusehen. PEFC Verantwortungsvoll beschaffen 17

Was ist für eine rechtlich wasserdichte Ausschreibung zu beachten? Bei der Vergabe öffentlicher Aufträge ist der Zuschlag für das wirtschaftlichste Angebot zu erteilen. Viele Vergaberichtlinien erweitern diesen Passus auf die Berücksichtigung von Aspekten des Umweltschutzes und beispielsweise der Energieeffizienz. Es wird dabei davon ausgegangen, dass der Schutz der Umwelt und der Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit nicht im Gegensatz zueinander stehen, sondern sich gegenseitig ergänzen. Trotz des rechtlichen Rahmens bleibt genügend Spielraum für die Gestaltung einer Ausschreibung. Es besteht durchaus die Möglichkeit, Umweltund Sozialkriterien einzubringen. Einige Grundsätze müssen dennoch beachtet werden. Dazu gehören: 01. Unter Beachtung der vergabe- und wettbewerbsrechtlichen Vorschriften sollte immer ein möglichst geringer bürokratischer Aufwand angestrebt werden. 02. Wenn umweltbezogene Mindestanforderungen festgelegt werden, so sind diese in die Leistungsbeschreibung aufzunehmen. Soweit sie als Wertungskriterium bei der Ermittlung des wirtschaftlichsten Angebots einbezogen werden sollen, ist die Gewichtung der Kriterien in den Vergabeunterlagen bekannt zu machen. gleichwertige Einzelnachweise anerkannt, wenn der Bieter, etwa durch ein Gutachten eines anerkannten Zertifizierungsbüros, nachweisen kann, dass die von der ausschreibenden Stelle geforderten Kriterien erfüllt werden. 07. Zum Beispiel stellt nach Meinung vieler Rechtsexperten das Beharren auf einer bestimmten Nachhaltigkeitszertifizierung nicht nur einen Wettbewerbsverstoß dar, sondern darüber hinaus auch einen Verstoß gegen die Vergabegrundsätze aus der VOB/A. 03. Soweit umweltbezogene Merkmale als Mindestanforderungen in die Leistungsbeschreibung aufgenommen wurden, scheiden solche Angebote, die diese Anforderungen nicht erfüllen, üblicherweise aus dem Vergabeverfahren aus. 04. Nach 7 VOB/A ist es nicht zulässig, die Ausschreibung auf Produkte einer bestimmten Marke, eines bestimmten Ursprungs oder einer bestimmten Produktion zu beschränken, da dies zu Wettbewerbsverzerrungen führen kann. 05. Weiter ist unter der Geltung des 7 VOB/A zu beachten, dass öffentliche Auftraggeber stets Produkte als gleichwertig zu akzeptieren haben, wenn diese den vorgegebenen technischen Spezifikationen entsprechen. 06. Für Holzprodukte sollte als allgemeiner Konsens der Nachweis für deren Herkunft aus legaler und nachhaltiger Waldbewirtschaftung erbracht werden. In vielen Kommunen ist dieser Nachweis vom Bieter durch Vorlage eines Zertifikats von PEFC, FSC oder vergleichbarer Zertifikate zu erbringen. Gelegentlich werden auch 08. Die Anforderungen und Inhalte von Zertifizierungssystemen unterliegen erfahrungsgemäß einer dynamischen Weiterentwicklung, die in der Folge zu Veränderungen der anzuwendenden Standards führen kann. Daher ist es wichtig, die jeweils aktuellen Dokumente der Zertifizierungssysteme als Grundlage zu nutzen. 09. Unabhängig von den aus dem Vergaberecht resultierenden Konsequenzen ist es in wettbewerbsrechtlicher Hinsicht nach Auffassung vieler Rechtsexperten zudem bedenklich, wenn z. B. Zuschüsse oder Sonderzuwendungen nur bei Nachweis eines bestimmten Zertifikats erfolgen, während diese bei gleichwertiger Zertifizierung nicht gewährt werden. 10. Wer im Vergabeverfahren die geforderten Erklärungen vorsätzlich unzutreffend abgibt, wird von der weiteren Teilnahme ausgeschlossen. Für den Fall, dass sich nach Vertragsabschluss herausstellt, dass wissentlich oder grob fahrlässig zum Beispiel ein falscher Zertifizierungsnachweis abgegeben wurde, sollte vorgesehen werden, dass Verträge aus wichtigem Grund ohne Einhaltung einer Frist gekündigt werden können. Hinweis: Als Nachweis für den Zertifizierungsstatus von Holz- und Papierprodukten aus nachhaltiger Waldwirtschaft ist die Vorlage folgender Dokumente durch den Lieferanten zwingend erforderlich: 1) Gültiges Chain-of-Custody-Zertifikat, das auf den Namen des Lieferanten ausgestellt ist, auf den jeweiligen CoC-Standard verweist und das Logo einer Akkreditierungsstelle (z. B. der DAkkS) aufweist. 2) Begleitdokument zur Lieferung (Lieferschein oder Rechnung), in dem das betreffende Produkt explizit als PEFC- bzw. FSC-zertifiziert deklariert und der Zertifizierungsanteil in Prozent angegeben wird. Ein Nachhaltigkeitssiegel auf dem Produkt oder dessen Verpackung garantiert, dass der Zertifizierungsanteil mindestens 50 % (FSC) bzw. 70 % (PEFC) beträgt.

Für welche Anwendungsbereiche stehen zertifizierte Produkte zur Verfügung? Prinzipiell lässt sich sagen, dass jedes holzbasierte Produkt bzw. jeder holzbasierte Rohstoff potenziell zertifiziert zu beziehen sind. Wichtig sind die Art und Weise der Waldbewirtschaftung bei der Erzeugung des Rohholzes und die Dokumentation mithilfe einer Urkunde des Waldbesitzers. Innerhalb der Chain-of-Custody (Produktkettenzertifizierung) erfolgt der Nachweis über die Vorlage eines CoC-Zertifikates und die Dokumentation des Zertifizierungsgrades auf den Lieferdokumenten. In den Anfängen der Forstzertifizierung in Deutschland vor über 10 Jahren konnten zunächst die Waldbesitzer von den Vorteilen einer Zertifizierung überzeugt werden. Die Bewirtschaftung von Wäldern nach den Standards der Forstzertifizierungssysteme ist die Basis, da nur auf diesem Weg zertifizierte Rohstoffe zur Verfügung stehen. Nachdem eine beachtliche Anzahl von Waldbesitzern, darunter auch viele Kommunen und Bundesländer, ihre Wälder nach den Richtlinien von PEFC und/oder FSC bewirtschafteten, waren die ersten Zertifikate der Produktkettenzertifizierung vor allem bei Betrieben des Holzhandels und bei Säge werken zu verzeichnen. Aufbauend auf der Verfügbarkeit von zertifizierten Holzspänen und Hackschnitzeln kamen weitere CoC-Zertifikate innerhalb der Holzwerkstoff- und Papierindustrie hinzu. Dadurch war die Grundlage für die Zertifizierung von Papiergroßhändlern, Druckereien und Betrieben der Möbelindustrie gelegt. Inzwischen stehen für fast alle Anwendungen nach PEFC oder FSC zertifizierte Produkte zur Verfügung, wenn auch nicht immer in ausreichender Menge und manchmal nicht in gleicher Proportionalität. Die Palette reicht von Furnieren, Hobelware, Schreiner- und Zimmererprodukten sowie Gartenholz über Büroprodukte, Verpackungen, Papier und Druckereierzeugnissen bis hin zu Sport- und Musikgeräten, Weihnachtsbäumen und Brennholz. Das Spektrum der Anbieter umfasst Forstbetriebe, Sägewerke, Rundholzhändler, Möbelhersteller oder Baumärkte. Beiden Zertifizierungssystemen ist es bislang noch nicht in ausreichendem Maße gelungen, auch kleinere Holzhändler und Handwerksbetriebe in die Zertifizierung der Produktkette einzubinden. Da eine Ware jedoch nur als zertifiziert angeboten werden darf, wenn die Verarbeitungskette vollständig geschlossen ist, hat dies zur Folge, dass teilweise Holz, das aus zertifizierten Wäldern stammt, dem Endkunden nicht als zertifizierte Ware angeboten werden kann. Antalis GmbH Herbert Geis, Director Office Germany: Für uns ist wichtig, unseren Kunden verschiedene Wege aufzeigen zu können, die allesamt umweltbewusst sind. Der Markt zertifizierter Papiere ist in den letzten Jahre stark gewachsen. Kaum eine Produktrange kommt ohne ein Umweltpapier aus. Wir als Antalis sind seit 2005 PEFC- und FSC-zertifiziert. Daher können wir unseren Kunden ein breites Sortiment an Umweltpapieren anbieten. Die Herkunft der Rohstoffe spielt bei Umweltpapieren eine wichtige Rolle. Die nachhaltige Waldbewirtschaftung ist hier ein unverzichtbarer Bestandteil für ökologisch sinnvolles Handeln. Hier leistet der PEFC aus unserer Sicht einen wertvollen Beitrag. Sowohl PEFC als auch FSC bieten insbesondere im Internet sehr umfangreiche und detaillierte Informationen zu den zertifizierten Produkten als auch den entsprechenden Lieferanten an. Dennoch gibt es auch hier einiges zu beachten. So gibt es zwar einerseits zertifizierte Lieferanten, aber die nachgefragten Produkte sind nicht in ausreichender Menge verfügbar. Ein Beispiel sind viele Ausschreibungen im Fensterbau, die dreifach verleimte Kanteln aus Meranti zertifiziert nach FSC vorschreiben. In der Realität ist diese Ware in dieser engen Spezifizierung nicht ausreichend, oder im vorliegenden Beispiel eher nach PEFC zertifiziert, vorhanden. Mitunter kommt es auch zu Fällen, bei denen bestimmte Produkte mit dem einen oder anderen Zertifikat angeboten werden können, es sich aber beispielsweise um Holzarten dreht, die für ein bestimmten Zweck nicht ideal geeignet sind. Darüber hinaus sollte durchaus mitberücksichtigt werden, dass es bei bestimmten Produkten aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit oder der geringen Zahl von potenziellen Anbietern zu längeren Lieferzeiten kommen kann. Zu beachten ist zudem, dass es bei zertifizierten Produkten, insbesondere bei knappem Angebot, zu höheren Preisen als bei nicht zertifizierter Ware kommen kann. PEFC Verantwortungsvoll beschaffen 19

PEFC-zertifizierte Produkte sind für nahezu jeden Bereich des täglichen Lebens verfügbar. Auf dieser Doppel seite finden Sie eine Auswahl an zertifizierten Produkten: Bauholz/Schnittholz (siehe Bild oben links) Briefumschläge (siehe Bild oben rechts) Bleistifte (siehe Bild oben rechts) Haftnotizzettel (siehe Bild Mitte rechts) Parkett (siehe Bild unten)