Langlebigkeitsannahme Alternatives Modell für die Projektion der zukünftigen Sterblichkeitsverbesserungen in der Schweiz
Wie von den meisten Rechnungslegungsnormen (zum Beispiel IAS 19, ASC 715) vorgegeben, soll eine Vorsorgeeinrichtung ihre Annahmen zur Sterbewahrscheinlichkeit auf Basis der bestmöglichen Einschätzung der Sterbewahrscheinlichkeit der Versicherten sowohl während des Arbeitsverhältnisses als auch danach bestimmen. Für die Einschätzung der tatsächlichen Pensionsverpflichtungen- und Kosten ihres Vorsorgeplans ist eine Einrichtung zudem oft auch verpflichtet, erwartete Veränderungen bei der Sterbewahrscheinlichkeit zu berücksichtigen, beispielsweise indem sie Standardsterbetafeln anhand von Schätzungen über künftige Sterblichkeitsverbesserungen abändert. Sterbetafeln basieren daher auf den zwei folgenden Elementen: auf einer Basis-Sterbetafel (Grundlagen BVG/LPP 2015, die auf der Beobachtung von 15 grossen Vorsorgeeinrichtungen zwischen 2010 und 2014 beruhen); auf zukünftigen Sterblichkeitsverbesserungen (welche die Anwendung eines Extrapolations- Modells erfordern). Zur Zeit werden zukünftige Sterblichkeitsverbesserungen am häufigsten mit dem Menthonnex Modell 2015 berechnet (von J. Menthonnex und dem Bundesamt für Statistik entwickelt). Diese Faktoren sind Teil der Standardpublikation der technischen Grundlagen BVG 2015. Zur Verbesserung der Transparenz, Flexibilität und Genauigkeit der Projektionen wurden in letzter Zeit alternative Methoden zur Extrapolation von zukünftigen Sterblichkeitsverbesserungen untersucht. Das vom Forschungsinstitut Continuous Mortality Investigation (CMI) entwickelte Modell ist eine solche Alternative. Untenstehend sind die aktuellsten Sterblichkeitsverbesserungen nach dem CMI-Modell für die Schweiz (CMI_2016) mit einem Überblick über die resultierenden Kohorten-Lebenserwartungen im Vergleich zu anderen kürzlich veröffentlichten Schweizer Sterbetafeln abgebildet. Diese Information könnte bei der Festlegung der Annahmen zum Jahresende 2017 oder der Budgets nützlich sein, wenn die Vorsorgeverpflichtungen gemäss ASC 715, IAS 19, oder anderen Rechnungslegungsnormen mit ähnlichen Vorgaben für die Festlegung von Annahmen (z.b. IPSAS) bewertet werden. Das Forschungsinstitut CMI führt Forschungen zu Sterblichkeit und Erkrankungshäufigkeit durch und gehört zum Institute and Faculty of Actuaries (IFoA) im Vereinigten Königreich (UK). Es hat eine lange Geschichte in der Betreibung von massgebender und unabhängiger Sterblichkeitsforschung und in der Erstellung von Sterbetafeln und Projektionsmodellen zur Sterblichkeitsverbesserung, die von Lebensversicherern und Pensionskassen in UK am häufigsten verwendet werden. Das CMI ist bei Lebensversicherungsgesellschaften und Pensionskassen weltweit anerkannt als eines der führenden Institute in Sachen Qualität, Tiefe und Breite der Sterblichkeitsanalysen. Langlebigkeitsannahme - Schweiz 1
Das CMI veröffentlicht ein Sterblichkeitsprojektions-Modell, das jedes Jahr aktualisiert wird, um die aktuellsten Bevölkerungsdaten zu berücksichtigen. Obwohl das CMI eine Version seines Modells veröffentlicht, das auf UK-Daten kalibriert ist, kann das Modell auch auf Daten eines beliebigen Landes angepasst werden. Erwähnenswert ist, dass: das CMI-Modell von internationalen Langlebigkeitsrisiko-Rückversicherern auf andere Regionen als UK angewendet wurde, um entsprechende Langlebigkeitsannahmen festzulegen, und; die Society of Actuaries für ihre kürzlich durchgeführten Sterblichkeitsprojektionen für Pensionskassen ebenfalls ein CMI-Modell verwendet hat. Demzufolge haben wir ein CMI-Modell getestet, das spezifisch auf Schweizer Daten kalibriert ist, um für die Schweiz typische Gegebenheiten zu berücksichtigen und zu projizieren. Die vorliegende Analyse basiert daher auf Daten für die Schweiz, die von der Human Mortality Database (HMD 1 ) veröffentlicht wurden - ein laufendes Forschungsprojekt, das sich weitgehend auf Daten vom Bundesamt für Statistik (BFS) stützt. Obwohl das CMI-Modell viele Parameter hat, stellt es auch eine Grundversion zur Verfügung, bei der der Nutzer lediglich einen Parameter selber einstellen muss, nämlich die langfristige Sterblichkeits- Verbesserungsrate (LTR, long-term mortality improvement rate). Bekanntlicherweise hängt das Modellieren von Sterblichkeitsverbesserungen vom spezifischen verwendeten Modell und dessen verschiedenen Parametern ab. Das CMI-Modell bildet hier keine Ausnahme, wie das insbesondere durch die LTR verdeutlicht wird. Die Resultate des CMI-Modells unterscheiden sich zwar von denjenigen von anderen Projektionsmethoden, doch stossen sie deren Ergebnisse nicht um. Vielmehr zeigen die Resultate des CMI-Modells alternative Vergleichswerte auf. Obwohl Informationen zu erwarteten Sterblichkeitsverbesserungen hilfreich sein können, ist es möglich, dass die tatsächlichen zukünftigen Gegebenheiten von den Annahmen grundlegend abweichen. Genau wie bei allen anderen versicherungsmathematischen Annahmen und Methoden sollten bei Entscheiden die spezifischen Tatsachen und Umstände jeder einzelnen Institution berücksichtigt werden. Die entsprechende Abnahme der Annahmen sollte durch Ihre Revisoren erfolgen. Tatsächliche vergangene und projizierte zukünftige Sterblichkeitsverbesserungen für die Schweiz basierend auf CMI Die tatsächlich beobachteten und die projizierten, zukünftigen jährlichen Sterblichkeitsverbesserungen sind untenstehend in der Form einer «Heatmap» dargestellt. Die tatsächlichen vergangenen Verbesserungen wurden geglättet, um jährliche, einzelne Ausschläge zu entfernen, die das langfristige Muster der Sterblichkeitsentwicklung sonst überlagern würden. Wärmere (dunkelrote) bzw. kältere (hellrote) Stellen auf der Heatmap illustrieren entsprechend signifikantere bzw. weniger signifikante Verbesserungen der Sterbewahrscheinlichkeiten. Die Sterblichkeitsverbesserung wird als proportionale Verringerung der Sterblichkeitsrate für eine Person im Alter x zwischen den Zeitpunkten t - 1 und t, zum Beispiel im Alter 45 zwischen 2017 und 2018, berechnet. 1 http://www.mortality.org/ Langlebigkeitsannahme - Schweiz 2
Aon Schweiz AG Heatmap der Sterblichkeitsverbesserung für Männer in der Schweiz mit zukünftiger Verbesserung basierend auf dem CMI-Modell (LTR 1.50 %) Heatmap der Sterblichkeitsverbesserung für Frauen in der Schweiz mit zukünftiger Verbesserung basierend auf dem CMI-Modell (LTR 1.50 %) Geglättete, tatsächlich beobachtete Sterblichkeitsverbesserungen sind auf der linken Seite der Grafik angegeben (bzw. links von der schwarzen Vertikalen), während projizierte, zukünftige Sterblichkeitsverbesserungen bis 2050 auf der rechten Seite der Grafik (bzw. rechts von der schwarzen Vertikalen) angegeben sind. Langlebigkeitsannahme - Schweiz 3
Das CMI-Modell kann Kohorteneffekte identifizieren, wo eventuell besonders tiefe oder sehr hohe Sterblichkeitsverbesserungen auftraten, und integriert diese in die zukünftige Projektion. Eine Kohorte bedeutet in diesem Kontext eine Gruppe von Personen, die ungefähr zur gleichen Zeit geboren sind. Auf den Heatmaps sind Kohorteneffekte am diagonalen Muster zu erkennen, das von unten links nach oben rechts verläuft. Das ist ein allgemein anerkannter Effekt, der in den meisten Industrieländern Europas beobachtet wird. Weder die Methode von J. Menthonnex noch die VZ-Methode (bei der ein Nolfi-Projektionsmodell angewendet wird) berücksichtigen kohortenbasierte Sterblichkeitsverbesserungen - vgl. die Heatmaps im Anhang, in der die J. Methonnex-Methode und die VZ-Methode abgebildet sind. Kohorten-Lebenserwartungen im Alter 65 im Vergleich zu anderen kürzlich veröffentlichten Sterblichkeitsprojektionen für die Schweiz (Sterbetafel): BVG 2015) Für Männer bzw. Frauen im Alter 65 wird die Kohorten-Lebenserwartung gemäss dem oben genannten CMI-Ansatz mit LTR 1.50% im Jahr 2016 von 21.7 Jahren bzw. 23.6 Jahren auf 23.4 bzw. 25.4 Jahre über die nächsten 20 Jahre steigen. Dies entspricht einer Zunahme von insgesamt 1.7 Jahren bei den Männern bzw. von 1.8 Jahren bei den Frauen. Die oben abgebildeten Kohorten-Lebenserwartungen im Alter 65 werden mittels der Anwendung der Sterblichkeitsverbesserungsraten nach jeder Methode auf die Basis- Sterbetafel der BVG 2015 berechnet Wenn die LTR von 1.50 % pro Jahr auf 1.25 % pro Jahr gesenkt wird, nehmen auch die CMI- Kohorten-Lebenserwartungen im Jahr 2016 um ungefähr 0.1 bis 0.2 Jahre für Männer bzw. Frauen ab. Siehe dazu die Heatmaps im Anhang zum endgültigen CMI_2016 Modell mit einer LTR von 1.25% pro Jahr für die Schweiz. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die langfristige Sterblichkeitsverbesserungsrate ein hypothetischer Wert ist: Die LTR kann nicht mit Gewissheit prognostiziert werden, da sie von Faktoren abhängt, die grundsätzlich schwierig vorherzusagen sind (z.b. die Entwicklung des allgemeinen Lebensstandards, Zugang zur Gesundheitsversorgung, Änderungen im Verhalten, Verbreitung von Fettleibigkeit, Rauchen,...). Die entsprechende Abnahme der LTR sollte durch Ihre Revisoren erfolgen. Basierend auf unseren internen Studien (die mittels verschiedenen Ansätzen wie Auswertung der vorhandenen Literatur, Sensitivitätsanalysen, Back-Testing, Benchmarking und Diskussionen mit Experten durchgeführt wurden), kann eine LTR zwischen ungefähr 1.00 % pro Jahr bis 2.00 % pro Jahr als angemessen Langlebigkeitsannahme - Schweiz 4
betrachtet werden, mit einer zentralen, bestmöglichen Schätzung von etwa 1.50 %. In diesem Kontext kann eine Rate von 1.75 % pro Jahr bzw. 1.25 % pro Jahr für die Schweiz als mehr bzw. weniger vorsichtig aufgefasst werden. Wir hoffen, dass diese Informationen für Sie hilfreich sind. Falls Sie Fragen haben, kontaktieren Sie bitte Ihre Ansprechperson bei Aon Hewitt. Langlebigkeitsannahme - Schweiz 5
Aon Schweiz AG Anhang Heatmap der Sterblichkeitsverbesserung für Männer in der Schweiz mit zukünftiger Verbesserung basierend auf dem CMI-Modell (LTR 1.25 %) Heatmap der Sterblichkeitsverbesserung für Frauen in der Schweiz mit zukünftiger Verbesserung basierend auf dem CMI-Modell (LTR 1.25%) Langlebigkeitsannahme - Schweiz 6
Aon Schweiz AG Anhang (Folge) Heatmap der Sterblichkeitsverbesserung für Männer in der Schweiz mit zukünftiger Verbesserung basierend auf dem Menthonnex-Modell Heatmap der Sterblichkeitsverbesserung für Frauen in der Schweiz mit zukünftiger Verbesserung basierend auf dem Menthonnex-Modell Langlebigkeitsannahme - Schweiz 7
Aon Schweiz AG Anhang (Folge) Heatmap der Sterblichkeitsverbesserung für Männer in der Schweiz mit zukünftiger Verbesserung basierend auf dem VZ-Modell Heatmap der Sterblichkeitsverbesserung für Frauen in der Schweiz mit zukünftiger Verbesserung basierend auf dem VZ-Modell Langlebigkeitsannahme - Schweiz 8
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Über Aon Schweiz AG Aon ist der führende globale Dienstleister für Personalvorsorge und Human Resources sowie für Risikomanagement und Versicherungs- und Rückversicherungsmakler. Weltweit arbeiten für Aon mehr als 50 000 Mitarbeiter in über 120 Ländern. Aon vereint in der Schweiz Aon Benfield, Aon Hewitt und Aon Risk Solutions. Rund 350 Mitarbeiter sind in den Büros in Zug, Basel, Lugano, Neuenburg, Nyon und Zürich für das Unternehmen tätig. Über Aon Hewitt Im Bereich Personalvorsorge ist die Geschäftseinheit Aon Hewitt Ansprechpartner von rund 500 Kunden und begleitet sie bei sämtlichen Bedürfnissen rund um die berufliche Vorsorge. Unsere Dienstleistungen umfassen die Beratung (Expertentätigkeit), die Verwaltung und Geschäftsführung sowie das Investment Consulting von Pensionskassen. Aon Hewitt bietet Pensionskassen professionelle und zuverlässige Dienstleistungen basierend auf langjähriger Erfahrung und profundem Fachwissen, effizienten Prozessen und internationaler Vernetzung. Rund 145 Mitarbeitende in Zürich, Nyon und Neuchâtel sind für das Unternehmen tätig. Weitere Informationen über Aon Hewitt finden Sie unter www.aon.ch. Copyright 2017 Aon Switzerland Ltd. Langlebigkeitsannahme - Schweiz 10