Endbericht Max Buchner Forschungsstiftung 2012. Glykosylierung von rekombinanten Proteinen in der einzelligen Grünalge Chlamydomonas reinhardtii



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Transkript:

HSV His Endbericht Max Buchner Forschungsstiftung 2012 Glykosylierung von rekombinanten Proteinen in der einzelligen Grünalge Chlamydomonas reinhardtii Dipl. Biol. Juliane Richter, Dr. Stephanie Geier, Prof. Dr. Rainer Buchholz Lehrstuhl für Bioverfahrenstechnik, Friedrich Alexander Universität Erlangen Nürnberg Einleitung Die Glykosylierung von Proteinen eukaryontischer Organismen hat großen Einfluss z. B. auf Stabilität, Faltung und Funktion des Proteins im Organismus. Diese post translationale Addition von mehreren Saccharidmonomeren bis zu Oligosaccharidstrukturen an Proteine wird in den meisten eukaryontischen Zellen beobachtet und erfolgt in Prokaryonten nur in stark reduzierter Komplexität, sodass die Produktion von biopharmazeutischen Proteinen für die Anwendung als Human Therapeutika in eukaryontischen Expressionssystemen, z. B. Insekten und Säugerzelllinien angestrebt wird, die human identische bzw. human ähnliche Modifikationen durchführen. Am Beispiel des Modellproteins Luciferase soll die Glykosylierung in der einzelligen Grünalge Chlamydomonas reinhardtii und deren Potential als Expressionssystem für therapeutische Proteine untersucht werden. Das an die codon usage von C. reinhardtii angepasste Gen für Luciferase (Fuhrmann et al., 2004) weist zwei Consensus Sequenzen für N Glykosylierungen auf und ist daher für solche Experimente besonders geeignet. So kann einerseits die erfolgreiche Expression des Gens über die Aktivität des kodierten Enzyms und die damit verbundene Emission von messbarem Licht (Lumineszenz) nachgewiesen werden. Zum anderen können anhand des Luciferase Proteins die noch unbekannten Glykosylierungsstrukturen in C. reinhardtii untersucht werden. Durch eine Exportsequenz am Luciferase Gen kann das Protein von den Zellen in das Medium abgegeben und so die Aufreinigung des Proteins aus dem Medienüberstand erleichtert werden. Ergebnisse Das eingesetzte Luciferase Gen basiert auf der DNA Sequenz der Seefeder Renilla reniformis, ist analog zu den C. reinhardtii eigenen Genen in einer Exon Intron Struktur aufgebaut und wird durch den konstitutiven Tandempromoter HSP70A/RbcS2 angesteuert (Abbildung 1; Eichler Stahlberg et al., 2009). HIS-tag - Hsp70A In1 crluc In2 RbcS2-Prom ARS crluc In3 3`UTR Abbildung 1: Schematische Darstellung des Genkonstrukts für Luciferase (crluc) aus dem Plasmid paes15 (Eichler Stahlberg et al. 2009). Die Promotoren des heatshock Proteins (Hsp70A) und der RuBisCo (RbcS2 Prom) bilden den Tandempromotor. Für eine verstärkte Expression wurden die drei Introns der RuBisCo Untereinheit (In 1 3) integriert. Mittels der Exportsequenz ARS2 nach Intron 1 kann das Protein aus der Zelle in das Medium abgegeben werden. Ein C terminaler histag soll die Detektion des Proteins mittels anti his tag Antikörpern sowie die Aufreinigung des Proteins mittel Nickel Affinitätschromatographie ermöglichen. 1

Zwischen Promotor und Gen wurde ein Sequenzabschnitt des Arylsulfatase Gens (ARS2) eingefügt, was später den Export des Proteins aus der Zelle ermöglichen soll (Eichler Stahlberg et al., 2009). Am 3 Ende der 3 UTR des Luciferase Genes (crluc) befindet sich die Sequenz für einen C terminalen histag. Das Plasmid zur Expression mit dem beschriebenen Genkonstrukt crluc wurde von der inzwischen aufgelösten Arbeitsgruppe des Kompetenzzentrum Fluoreszente Bioanalytik (KFB) in Regensburg übernommen. Die bereits von dieser Arbeitsgruppe durchgeführten Arbeiten zur Optimierung der Genexpression wurden 2009 veröffentlicht (Eichler Stahlberg et al., 2009). In C. reinhardtii soll die Anwesenheit des Expressionskonstrukts über die Komplementierung einer im ausgewählten Stamm vorliegenden Arginin Auxotrophie sichergestellt werden. Das Expressionsplasmid mit his tag versehenem Luciferase Gen wurde daher über Cre lox Sequenzen mit dem Selektionsplasmid (Arg7.8 für die Supplementierung einer Arginin Auxotropie) nach Heitzer und Zschoernig (2008) fusioniert und in die Alge transformiert. Die ursprünglich zur Transformation des Luciferase Gens ausgewählten Arginin auxotrophen Stämme cc1618 und cc3404 erreichten jedoch selbst in supplementierendem Vollmedium nur 20 % der Zelldichten von prototrophen Stämmen. Daher wurde im weiteren Verlauf des Projekts das Expressionsplasmid mit einem Selektionsplasmid, das das Gen aph7 (Resistenz gegenüber Hygromycin; Heitzer und Zschoernig, 2007) enthält, fusioniert und für die Transformation in die Stämme cc400 und SAG83.81 verwendet. In diesen Fällen wurden Transformanten entsprechend auf Hygromycin haltigem Medium selektioniert. Die Transformation der linearisierten DNA Sequenzen in das Kerngenom von C. reinhardtii wurde mittels Glaskügelchen Methode nach Kindle (Kindle, 1990) durchgeführt. Die erfolgreiche Integration in das Kerngenom wurde mittels PCR und nachfolgendem Nachweis auf Luciferase Aktivität mittels Biolumineszenz Assay nachgewiesen. Aufgrund der Exportsequenz der Arylsulfatase liegt bei der Expression des crluc Gens das Enzym Luciferase sowohl in den Zellen als auch im Kulturüberstand vor. Die Aktivität des Enzyms kann anhand der Umsetzung des Substrats Coelenterazin zu Coelenteramid bzw. der bei Produktbildung freigesetzten Lumineszenz nachgewiesen werden. Zu Beginn des Projektes wurde ein Assay Kit von Promega verwendet, das für Verwendung mit tierischen Zellen optimiert ist. Die Verwendung dieses Kits zur Quantifizierung der Luciferase in C. reinhardtii implizierte jedoch verschiedene Herausforderungen, da vermutlich Bestandteile der mitgelieferten Pufferlösung den linearen Zusammenhang zwischen Lumineszenz und vorliegender Konzentration der in C. reinhardtii produzierten Luciferase stören. Da der Hersteller die genauen Bestandteile der Pufferlösungen und für den Kit notwendigen Komponenten nicht bekannt gibt, sollte zunächst im weiteren Verlauf die Quantifizierung der Luciferase mittels Reinsubstrat Coelenterazin (Fa. PJK) und Puffer mit bekannter Zusammensetzung nach Shao und Bock (Shao und Bock, 2008) durchgeführt werden. Aufgrund zahlreicher weiterer inhibitorischer Einflüsse von im Medium enthaltenen zweiwertigen Ionen, Substrat und gebildetem Produkt war jedoch auch mit dieser Methodik eine exakte Quantifizierung der Enzymaktivität nicht realisierbar. Der direkte Vergleich der Proteinaktivitäten der Luciferase aus C. reinhardtii mit einer in E. coli exprimierten Luciferase bekannter Konzentration (Fa. PJK) konnte aufgrund unterschiedlicher ph Optima der beiden Enzyme und unterschiedlicher Pufferbedingungen ebenfalls nicht zur Quantifizierung herangezogen werden. Von je 48 unter verstärktem Selektionsdruck gewachsenen Mutanten der Stämme cc400 und SAG83.81 wurden je 24 mittels PCR analysiert. 16 positiv getestete Klone des Stammes cc400 und 18 positive Mutanten des Stammes SAG83.81 wurden im direkten Vergleich bei identischen Bedingungen hinsichtlich der Luciferase Aktivität analysiert (Abbildung 2). Anhand der maximalen 2

Lumineszenz Intensitäten (relative luminescence units, r.l.u.) wurden die Expressionsraten beurteilt. Der Klon cc400 crluc16 wurde aufgrund höherer maximaler Zelldichten sowie hohen Expressionsraten für crluc für die weiteren Untersuchungen bezüglich der Ausschleusung des Luciferase Proteins und dessen Glykosylierung ausgewählt (Abbildung 2). Abbildung 2: Luciferase Aktivität (Lumineszenz in r.l.u; Mittelwert aus Dreifachbestimmungen) von Kulturüberständen verschiedener crluc Mutanten der Chlamydomonas reinhardtii Stämme cc400 (schwarz) und SAG83.81 (grau), bei denen die Integration des crluc Gens in das Kerngenom mit PCR nachgewiesen werden konnte (Substrat Coelenterazin, Fa. PJK). Um als Plattform zur Produktion rekombinanter Proteinen zu bestehen, ist neben der humanähnlichen Glykosylierungsstruktur vor allem die in der Alge produzierte Proteinmenge ausschlaggebend. Die exakte Quantifizierung der produzierten Proteinmenge ist somit sowohl für den wirtschaftlichen Aspekt als auch zur Überprüfung der Effizienz der einzelnen Aufreinigungsschritte relevant. Zur Quantifizierung des Proteins sowie zur exakten Bestimmung des Molekulargewichtes sollte das Enzym über den C terminalen his tag immunologisch mittels Western Blot und ELISA (enzyme linked immunosorbent assay) analysiert werden. Die Proben wurden zunächst aus dem Kulturüberstand entnommen, da der Proteinexport mittels ARS2 Sequenz laut Literatur bis zu 70 % beträgt und somit das Protein hauptsächlich im Kulturüberstand vorliegen sollte (Eichler Stahlberg et al., 2009). Außerdem ist die Gewinnung des Proteins aus dem Medium aufgrund der geringeren Kosten des downstream Prozesses im Vergleich zur Proteingewinnung aus den Produktionszellen für eine zukünftige kommerzielle Proteinproduktion von besonderem Interesse. Neben dem äußerst sensitiven Nachweis im Luciferase Assay sollte die Quantifizierung des Proteins Luciferase im Medienüberstand mittels ELISA durchgeführt werden. Für diesen Nachweis wurden Antikörper eingesetzt, die den C terminalen his tag des Enzyms erkennen. Da die durchgeführten ELISA Messungen mit anti his tag Antikörpern jedoch falsch positive Signale für den zur Kontrolle mitgeführten Wildtypstamm cc400 zeigten, wurde die spezifische Bindung verschiedener anti histag Antikörper (Fa. ebioscience, Fa. Qiagen, Fa. Roche, Fa. Carl Roth) am his tag des Zielprotein Luciferase im Western Blot überprüft. Aufgrund der geringen Proteinkonzentration im Medienüberstand (Abbildung 3 B) wurden zusätzlich auch die Proteine aus der Zellbiomasse für weitere Versuche herangezogen. Sämtliche getesteten anti his tag Antikörper wiesen jedoch für die 3

Luciferase im Kulturüberstand sowie Zellpellet keine eindeutigen Ergebnisse auf. Da die Detektion von unerwarteten, unspezifischen Banden mit den anti his tag Antikörper bei Proteinen aus dem Wildtyp auch auf Kontaminationen des Wildtyps mit mutierten Zellen zurückzuführen sein könnte, wurden spezifische anti Renilla Luciferase Antikörper zum Nachweis der Luciferase im Kulturüberstand und in den Zellen eingesetzt (Abbildung 3 A). Sowohl in den Zellen der Mutante cc400 crluc16 als auch des Wildtyps cc400 konnten im Western Blot unter Verwendung der anti Renilla Luciferase Antikörper die gleichen Banden (15 kda, 33 kda und 50 kda) angefärbt werden (Abbildung 3 A). Das erwartete Molekulargewicht der Luciferase liegt bei 33 37 kda (Loening et al. 2007) und korrespondiert gut mit der mittleren Bande bei ca. 33 kda. A B Abbildung 3: Western Blot mit anti Renilla Luciferase Antikörpern (A) und dazu gehöriges mit Silber gefärbtes SDS PAGE (B) von Proben aus lysierten Zellen (Z) sowie Überstand (Ü) einer Luciferase Mutante cc400 crluc16. Die Proben auf Spur 2 5 wurden mit Lithiumfluorid (LiF) und Proteaseinhibitor (PI) behandelt. Neben dem Größenmarker (M) wurde als Kontrollprotein in E. coli exprimierte Luciferase (Fa. PJK) aufgetragen (in Spur x sind Marker und Kontrollprotein eingelaufen). Das erwartete Molekulargewicht der Luciferase liegt bei 33 37 kda (Loening et al. 2007). Da das Ergebnis des Western Blots möglicherweise auf eine Kontamination des Wildtyps mit Mutanten zurückzuführen sein könnte, wurden nachfolgend alle am Lehrstuhl verfügbaren C. reinhardtii Stämme mittels anti Renilla Luciferase Antikörper im Western Blot bezüglich unspezifischer Bindungen getestet. Alle untersuchten Wildtyp Proben zeigten Bandenmuster analog zu Abbildung 3 A (Spur 3 bzw. 4), sodass die vom anti Renilla Luciferase Antikörper erkannten Aminosäuresequenzabschnitte des Luciferase Proteins offensichtlich natürlicherweise im Algenproteom vorkommen. Aufgrund dieser unspezifischen Erkennung von Peptidsequenzen auch bei Wildtypstämmen war der eindeutige Nachweis des Luciferase Proteins im Western Blot oder mittels ELISA nicht möglich. Laut Literaturangaben beträgt bei C. reinhardtii der Export von im Kerngenom codierten Proteinen in den Kulturüberstand bis zu 1 µg/ml (Eichler Stahlberg et al., 2009). Um die Proteinmenge im Medienüberstand zu erhöhen und somit den Nachweis zu erleichtern, wurden verschiedene Methoden zur Aufkonzentrierung des Proteins untersucht. Über einen Filtrationsansatz sollten zunächst möglichst viele störende Moleküle anhand des Molekulargewichts mittels Ultrafiltration über Pellicon Membrankartuschen (molecular weight cut off 10 kda und 300 kda; Fa. Millipore) abgetrennt und das 33 37 kda große Luciferase Protein anschließend aufkonzentriert werden. Die resultierende geringe Proteinwiederfindung konnte anhand von Tests mit Rinderserumalbumin (BSA) nachvollzogen werden, bei denen der Proteinverlust an der Filtrationsmembran mit 70 % ermittelt wurde. Da sich die benutzen Filterkartuschen offensichtlich nicht für diese Anwendung eignen, wurde in einem weiteren Ansatz versucht, das Luciferase Protein mittels Ammoniumsulfat 4

auszufällen. Die Proteinkonzentration im Medienüberstand ist jedoch so gering, dass die Fällungsgrenze von 1 mg/ml Protein (Rehm, 2006) nicht erreicht werden konnte. Neben der Proteinaufkonzentrierung wurde die Stabilisierung der isolierten Proteinmengen mittels Proteaseinhibitoren sowie die Reduzierung der Proteinbindung an die Zellmembranen mittels Lithiumfluorid untersucht. Mit beiden Zusätzen konnte im Luciferase Assay eine Erhöhung des Lumineszenz Signals erreicht werden, eine eine signifikante Steigerung der Proteinmenge im Western Blot mit anti Renilla Luciferase Antikörpern war jedoch nicht erkennbar (Abbildung 3 A, Spur 1 3). Die im Rahmen des Projektes vorgesehene exakte Bestimmung der ausgeschleusten Enzymkonzentration konnte aufgrund der oben bereits dargelegten Schwierigkeiten bei der Quantifizierung mittels Messung der Lumineszenz bis dato nicht vorgenommen werden. Aus dem Lumineszenzsignal im Assay sind jedoch Rückschlüsse bezüglich der Enzymmenge möglich. Ein erhöhtes Lumineszenzsignal resultiert demnach aus einer höheren Luciferase Konzentration. Dies ermöglicht die relative Bestimmung der ausgeschleusten im Vergleich zu der in den Zellen verbleibenden Luciferase Konzentration. Bei der Bestimmung dieses Verhältnisses über den Kultivierungsverlauf zeigte sich jedoch eine Abhängigkeit der ausgeschleusten Proteinmenge von den Wachstumsbedingungen (z. B. Nährstoff und Lichtverfügbarkeit), welche während der einzelnen Wachstumsphasen deutlich variierten. So wird in den ersten 20 h der exponentiellen Wachstumsphase zunächst mehr Protein ausgeschleust, als in den Zellen verbleibt (Abbildung 4 & 5). Im weiteren Verlauf der exponentiellen Phase bzw. linearen Wachstumsphase, in der aufgrund der Zellabschattung Lichtlimitierung eintritt, verbleibt mehr Protein in der Zelle (bis ca. 100, Abbildung 4 & 5). Mit Einsetzen der Retardationsphase steigt der Proteinexport ab einer Prozesszeit von 120 h an bis bei 136 h sowohl die maximale Menge an Protein produziert als auch ausgeschleust wird, was durch den eintretenden Sulfatmangel und der damit verbundenen Ausschleusung von Proteinen durch die Arylsulfatase Exportsequenz bedingt sein kann. Die Produktausbeute ist allerdings in dieser Phase nicht stabil und variiert erheblich innerhalb von 20 30 Stunden (136 160 h, Abbildung 5). Mit der stationären Phase nimmt ab 167 h die Menge des produzierten Proteins signifikant ab. 1,0E+08 Zellzahl [ml 1 ] 1,0E+07 1,0E+06 1,0E+05 0 25 50 75 100 125 150 175 200 225 Prozesszeit [h] Abbildung 4: Wachstumskurve der Mutante cc400 crluc16 (HSM Medium, 25 C, 100 rpm, 40 50 µmol m 2 s 1 ) 5

Lumineszenz in r.l.u. pro 1000 Zellen [ ] 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 Kulturüberstand Medienüberstand Zellpellet Zelllysat 0 22 44 71 93 120 136 143 160 167 184 191 209 Prozesszeit [h] Abbildung 5: Vergleich der Luciferase Aktivität (Lumineszenz in r.l.u.) der Mutante cc400 crluc16 von Zelllysat sowie dem Kulturüberstand in Abhängigkeit des Wachstums über 209 h. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Wachstumsphasen einen enormen Einfluss auf die Expression und Luciferase Aktivität sowie auf die Ausschleusung des Proteins haben, und stellen eine entscheidende Grundlage bezüglich des geeigneten Erntezeitpunkt rekombinanter Proteine sowie für die spätere Verwendung von C. reinhardtii als alternatives Proteinproduktionssystem dar. Zusammenfassung und Ausblick Das Modellprotein Luciferase konnte im Rahmen des Projektes erfolgreich in der Grünalge C. reinhardtii cc400 produziert und mittels Luciferase spezifischem Lumineszenz Assay identifiziert werden. Sowohl das Protein als auch dessen Protein tags konnten jedoch mit verschiedenen Antikörpern und Nachweismethoden (Western Blot mit Tetramethylbenzidin (TMB) und enhanced chemiluminescence (ECL), ELISA; versch. Methoden zur Proteinaufkonzentrierung) nicht zweifelsfrei identifiziert werden, was auf das Plasmiddesign und die verwendeten Protein tags zurückzuführen ist. Die im Projekt gewonnenen Ergebnisse liefern wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Projekte, sodass für weitere Untersuchungen zur Expression von rekombinanten Proteinen in C. reinhardtii das Design des zugrundeliegenden Plasmids auch hinsichtlich der Verwendung und Positionierung von tags optimiert werden kann. Mittels alternativer tags, wie z. B. flag, strep oder HA tag, die sowohl im Western Blot spezifisch nachgewiesen werden können als auch für die chromatographische Aufreinigung geeignet sind müssen, kann folglich die Analytik der Glykanstrukturen umgesetzt werden. Die Glykanstrukturen der rekombinanten Luciferase konnten aufgrund der geschilderten Probleme noch nicht analysiert werden. Die Beantwortung der Fragestellung, ob die Grünalge als alternatives Expressionssystem für glykosylierte, rekombinante Proteine Einsatz finden kann, bleibt somit innerhalb des zeitlich begrenzten Rahmens des Projektes zunächst noch unbeantwortet. Der Einsatz des Lumineszenz Assay zum quantitativen Nachweis der produzierten Proteinmengen stellte sich aufgrund zahlreicher und wegen des Zellstoffwechsels in variablen Konzentrationen vorliegender Inhibitoren als nicht umsetzbar heraus. Die im Rahmen des Projektes vorgesehene 6

exakte Bestimmung der ausgeschleusten Mengen des rekombinanten Proteins Luciferase konnte daher nicht vorgenommen werden. Anhand des relativen Lumineszenz Signals war jedoch eine deutliche Abhängigkeit der ausgeschleusten Proteinmenge von der Wachstumsphase zu verzeichnen. Dieser Zusammenhang liefert wertvolle Informationen für die spätere Prozessentwicklung bzw. Proteinernte. Literatur Eichler Stahlberg, A., 2006: Verwendung der einzelligen Grünalge Chlamydomonas reinhardtii als Expressionssystem für Synthese und Export rekombinanter Proteine. Dissertation Eichler Stahlberg, A.; Weisheit, W.; Ruecker, O.; Heitzer, M., 2009: Strategies to facilitate transgene expression in Chlamydomonas reinhardtii. Planta. Fuhrmann, M.; Hausherr, A.; Ferbitz, L.; Schödl, T.; Heitzer, M.; Hegemann, P., 2004: Monitoring dynamic expression of nuclear genes in Chlamydomonas reinhardtii by using a synthetic luciferase reporter gene. Plant Molecular Biology. 55. 869 881. Heitzer, M.; Zschoerning, B., 2007: Construction of modular tandem expression vectors for the green alga Chlamydomonas reinhardtii using the Cre/lox system. BioTechniques. 43. 324 332. Kindle, K. L., 1990: High frequency nuclear transformation of Chlamydomonas reinhardtii. Proceedings of the National Acadamy of Sciences of the United States of America. 87. 1228 1232. Loening, A. M., Fenn T. D., Gambhir S. S., 2007. Crystal structures of the luciferase and green fluorescent protein from Renilla reniformis. Journal of Molecular Biology 374(4). 1017 28 Rehm, H., 2006: Der Experimentator: Proteinbiochemie/Proteomics.5. Auflage. Spektrum. Shao, N.; Bock, R., 2008: A codon optimized luciferase from Gaussia princeps facilitates the in vivo monitoring of gene expression in the model alga Chlamydomonas reinhardtii. Current Genetics. 53. 6. 381 388. 7