Gesundes Arbeiten von Mann und Frau Eine Auswertung von Arbeitsunfähigkeitsdaten. Aspekt der Erkrankungen von Männern und Frauen

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Transkript:

Gesundes Arbeiten von Mann und Frau Eine Auswertung von Arbeitsunfähigkeitsdaten ausgewählter Berufsgruppen unter dem besonderen Aspekt der Erkrankungen von Männern und Frauen Eine Kooperation von IKK Hessen, BKK Landesverband Hessen und AOK Hessen. Krankheitsbedingte Fehlzeiten sind sowohl für Betriebe und Verwaltungen als auch für Krankenkassen und die Volkswirtschaft insgesamt mit erheblichen Kosten verbunden. Nach Schätzungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin betrugen die volkswirtschaftlichen Kosten durch Arbeitsunfähigkeit im Jahr 2003 ca. 66,39 Mio. Euro 1. Bei der Verhütung arbeitsbedingter Krankheiten arbeiten die Krankenkassen mit den Berufsgenossenschaften zusammen und verfügen über langjährige Erfahrung. Ein bekannter und oft genutzter Einstieg in Gesundheitsaktivitäten sind die statistischen Auswertungen der Arbeitsunfähigkeitsdaten der Krankenkassen, die zur Diskussion im Unternehmen anregen und für das Thema sensibilisieren können. Doch praxisgerechte Konzepte und effektive Lösungen fordern die nähere Beschäftigung mit den Akteuren am Arbeitsplatz. Wesentliche Unterscheidungsmerkmale, die allzu leicht in den Hintergrund treten, sind dabei die Ressourcen und Eigenheiten von Männern und Frauen. Im betrieblichen Alltag sollte deshalb geschlechter-, alters- und funktionsbezogenen Einflussfaktoren auf die Gesundheit größte Bedeutung beigemessen werden. Die im Folgenden dargestellten Grafiken zeigen aktuelle Daten aus dem Kalenderjahr 2004. Datenbasis der Auswertungen sind die an die Krankenkassen gemeldeten Arbeitsunfähigkeitsfälle. Auch die Wochenenden und Feiertage gehen dabei in die Berechnung ein, soweit sie in den Zeitraum der Krankschreibung fallen. Deshalb erfolgen die Auswertungen auf Basis von Kalendertagen. Kurzzeiterkrankungen bis zu drei Tagen werden von den Krankenkassen nur erfasst soweit eine ärztliche Krankschreibung vorgelegt wurde. Die Berechnung der Kennzahlen berücksichtigt die Versicherungszeit der Mitglieder. Das heißt, ein Mitglied, das nur einen Teil des Jahres versichert war, wird auch nur mit dieser Zeit berücksichtigt. Die Auswahl der Berufsgruppen erfolgte nach den Tätigkeitsschlüsseln, die von der Bundesanstalt für Arbeit festgelegt sind und von den Arbeitsgebern an die Krankenkassen gemeldet wurden. Ausgewertet wurden 2 : Krankenpflegekräfte 158.585 Personen* [davon 131.885 Frauen] Call Center AgentInnen 5.916 Personen** [davon 4.023 Frauen] FriseurInnen 75.309 Personen *** [davon 70.432 Frauen] 1 Quelle: Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2003, Jährlicher Bericht der Bundesregierung über den Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit und über das unfall- und Berufskrankheitengeschehen in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2003, Dortmund/Berlin/Dresden 2005, S. 27. 2 * Bundesdaten der BKK und Landesdaten der AOK Hessen ** Bundesdaten BKK *** Bundesdaten der IKK

Zunächst die Gesamtdaten des Wirtschaftsbereiches Dienstleistungen: Krankheitsarten Dienstleistungen* 2004 Muskel-Skelett u. Atmungssystems(J00-J99) Verletzungen, Vergiftungen (S00- T98) Frauen AU - Tage je 100 Mgl Männer AU-Tage je 100 Mgl Psychische und Herz- 0 50 100 150 200 250 300 350 400 *=Bundesdaten BKK Arbeitsunfähigkeitstage Krankenpflegepersonen nach Altersgruppen 2004 Männer AU-Tage je 100 Mgl Frauen AU-Tage je 100 Mgl 4500 4000 4105 3744 3500 3000 2500 2455 2569 2000 1500 1000 723 1080 1094 1324 1400 1607 500 0 Alter 15 bis 29 Alter 30 bis 39 Alter 40 bis 49 Alter 50 bis 59 Alter 60 bis 69

Krankheitsarten Krankenpflegepersonen 2004 Muskel-Skelett u. Atmungssystems(J00- J99) Verletzungen, Vergiftungen (S00-T98) Psychische und Frauen AU - Tage je 100 Mgl Männer AU - Tage je 100 Mgl Herz- 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 Arbeitsunfähigkeitstage Call Center 2004 nach Altersgruppen Männer AU - Tage pro 100 Mgl Frauen AU - Tage pro 100 Mgl 3500,0 3102,2 3127,2 3000,0 2500,0 2348,1 2000,0 1891,8 1651,7 1500,0 1406,9 1339,1 1000,0 976,9 500,0 0,0 Alter bis 29 Alter 30 bis 39 Alter 40 bis 49 Alter 50 bis 59 Alter 60 bis 69

Krankheitsarten Call Center 2004 Krankh. d. Muskel-Skelett u. 232,1 339,5 Krankh. d. Atmungssystems(J00- J99) 348,3 485,3 Verletzungen, Vergiftungen (S00- T98) 158,7 146,9 Frauen AU -Tage pro 100 Mgl Psychische u. 228,9 219,5 Männer AU -Tage pro 100 Mgl Krankh. d. 119,4 182,4 Krankh. d. Herz- 60,7 44,5 280,6 511,8 0 100 200 300 400 500 600 Arbeitsunfähigkeitstage Friseur/innen im Vergleich zu Handwerk Gesamt 2004 Handwerk Gesamt Männer AU - Tage pro 100 Mgl Frauen AU - Tage pro 100 Mgl Handwerk Gesamt-Frauen 4000 3500 3414 3000 AU-Tage pro 100 2500 2000 1500 1241 12021214 1337 1282 1560 1468 1209 2306 2001 16981679 1920 2282 2174 1000 849 1014 919 1033 500 0 Alter bis 29 Alter 30 bis 39 Alter 40 bis 49 Alter 50 bis 59 Alter 60 bis 69

Krankheitsarten FriseurInnen 2004 Muskel-Skelett-Erkrankungen Krankheiten der Atmungsorgane Verletzungen und Vergiftungen Psychische u. Verhaltensstörungen Frauen AU -Tage pro 100 Mgl Männer AU -Tage pro 100 Mgl Krankheiten der Verdauungsorgane Herz-Kreislauf-Erkrankungen 0 100 200 300 400 500 600 AU-Tage Es gibt keine allgemeinverbindliche Aussagen für den Dienstleistungsbereich oder den Produktionsbereich (heterogenes Bild) Auswertung und Bewertung von Daten muss tätigkeitsorientiert erfolgen unter Berücksichtigung der tätigkeitsbezogenen Belastungen und Gefährdungen Belastungen / Gefährdungen im Betrieb müssen spezifisch analysiert werden (z. B. durch Bewegungsanalyse, Zirkelarbeit etc.) Daten müssen in Verbindung mit Lebensläufen betrachtet werden Gesundheitsförderung sollte den Gender-Aspekt bewusst berücksichtigen