GESFÖ Herzensbildung Gesundheitsförderung zur Stärkung von Gesundheitskompetenzen für kardiologische Patientinnen und Patienten Seite 1
GESFÖ Gesundheitsförderung ist ein Konzept der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Förderung der Gesundheit von PatientInnen MitarbeiterInnen Bevölkerung WHO Ottawa-Charta (1986): Gesundheitsförderung zielt auf den Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. Seite 2
Definition Gesundheit/Krankheit Es wird von der These ausgegangen, dass neben biologischen und somatischen immer auch psychosoziale Faktoren eine entscheidende Rolle bei der Genese und Entwicklung von Krankheit spielen, die sich wechselseitig bedingen und ohne lebensweltliche und biografische Zusammenhänge unverständlich bleiben. Kickbusch definiert Gesundheit als einen dynamischen Prozess, als einen integralen Bestandteil des Alltags und als Interaktion zwischen Lebensweisen und Lebensumständen (Kickbusch 2006). Die Gesundheit der Menschen wird in der jeweiligen Umwelt erzeugt und ist daher immer auch von den gegebenen individuellen und gesellschaftlichen, ermöglichenden oder verhindernden (aber nicht determinierenden) Handlungsbedingungen (Pelikan 2010, S. 392) beeinflusst und abhängig. Seite 3
Definition Gesundheit/Krankheit Gesundheit und Krankheit ist stets das Ergebnis komplexer Wechselwirkungen zwischen Einflussfaktoren auf verschiedenen Ebenen und daher nur begrenzt vom kurativen Medizinsystem beeinflussbar, da wesentliche Faktoren von Gesundheit und Krankheit außerhalb der kurativ ausgerichteten Strukturen der stationären Versorgung liegen. Damit rücken Handlungsbedingungen und Handlungskompetenzen als Ziele von Interventionen ins Blickfeld. Das Ziel der Gesundheitsförderung besteht darin, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. (WHO 1986) Gesundheit bedeutet, dass man für sich und für andere sorgt, dass man in der Lage ist, selbst Entscheidungen zu fällen und Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben. Seite 4
HLS-EU Health Literacy Survey-Europe (HLS-EU) 2012 8 Länder haben teilgenommen: Österreich, Deutschland, Bulgarien, Niederlande, Polen, etc. 56,4% der österreichischen Bevölkerung sind von limitierter (d.h. inadäquater oder problematischer) Gesundheitskompetenz betroffen, d.h. jede/r zweite ÖsterreicherIn ist von mangelnder Gesundheitskompetenz betroffen, in einigen besonders vulnerablen Gruppen sogar über 76% ( ) Internationaler Durschnitt: 47,6% (Röthlin, 2013, Allianz Workshop Wien) Seite 5
Rahmen-Gesundheitsziele für Österreich Ziel 3: Gesundheitskompetenzen der Bevölkerung stärken Gesundheitskompetenz basiert auf allgemeiner Literacy und umfasst das Wissen, die Motivation und die Kompetenzen von Menschen, relevante Gesundheitsinformationen in unterschiedlicher Form zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, um im Alltag in den Domänen der Krankheitsbewältigung, der Krankheitsprävention und der Gesundheitsförderung Urteile fällen und Entscheidungen treffen zu können, die ihre Lebensqualität während des gesamten Lebenslaufs erhalten oder verbessern. (Sorensen et.al. 2012) Seite 6
Gesundheitskompetenzen im KAV Herzensbildung Gesundheitsförderung zur Stärkung von Gesundheitskompetenzen für kardiologische Patientinnen und Patienten
Projekt Herzensbildung Auftraggeber: GD Stv. Prof. Dr. Udo Janßen Wiener Krankenanstaltenverbund Projektleitung KAV: Geschäftsbereich Qualiätsmanagement, KAV Projektleitung MeduniWien: Univ. Prof. Dr. Manfred Zehetgruber Seite 8
Problembereiche Trotz hoher Versorgungsqualität Niedrige Gesundheitskompetenz (handeln und entscheiden) Symptome und Beschwerden oft nicht richtig eingeschätzt Fehlendes Krankheitsmanagement Niedrige Compliance 50 % der Medikamente werden nicht eingenommen Kaum Lebensstilveränderungen Nach Myokardinfarkt: Rauchen + keine Diät + kein Sport: Risiko 3,8 x höher! (Prof. Dr. M. Zehetgruber) Hohes Potenzial von Gesundheitsförderung bei Herzkreislauferkrankungen Seite 9
Ursache Non-Compliance Sprachlosigkeit (Visitendauer 3 vs. 90 Minuten!) Sprachbarrieren (MigrantInnen,...) Unverständnis 50-70% der PatientInnen verstehen uns nicht! Nur 25% d. KHK-PatientInnen können RF benennen (Zehetgruber 2010; Gesundheitsbericht der Stadt Wien : Prävention Potenzial der Zukunft) Seite 10
Folge Hospitalisierung 10% aller Spitalsaufnahmen NC bedingt Kosten 13% aller Krankheitskosten NC bedingt Non Compliance kostet Gesundheit, Lebenszeit und Geld! (Zehetgruber 2010; Gesundheitsbericht der Stadt Wien : Prävention Potenzial der Zukunft) Seite 11
Lösungsansätze Non-Compliance Entlassungsmanagement 1 stündige Info Wiederaufnahme Herzinsuffizienz minus 50% Reinfarkte minus 30% (Koelling et al Circ 2005, Jackevicius et al Circ 2008) Seite 12
Wirkungsmodell und Nutzen des Projekts Stärkung der Gesundheitskompetenzen um Komplikationen zu senken Wiederaufnahmezahlen zu senken Verbesserte Prognose / Verlauf der zumeist chronischen Herzkreislauferkrankungen Seite 13
Projektteilnehmer Teilnehmende Häuser/Abteilungen AKH und zwei weitere kardiologische Abteilungen von Krankenhäusern des KAV
Projektstruktur
Intervention Die Intervention setzt sich aus mehreren Maßnahmen zusammen: Mehrsprachiges Aufklärungsvideo Gruppenseminar/ -schulung Maßnahmen um Kontinuität einer fachärztlichen Betreuung im niedergelassenen Bereich zu sichern Seite 16
Projektablauf Projektdauer: 22 Monate (2015 2016) 1. Jahr 2. Jahr
Evaluation und Begleitforschung Wirkung der Maßnahmen durch prospektive Kohorten- Studie evaluiert Kontrollgruppe: standard care Interventionsgruppe: standard care + Herzensbildung Erhebungsphase von insgesamt 14 Monaten Gemessen und verglichen wird: Gesundheitswissen, Gesundheitsverhalten, ausgewählte kardiologische Risikofaktoren (BMI, Bluthochdruck, Blutcholesterinwerte) Evaluation: Ludwig Boltzmann Institut Health Promotion Research Seite 18
Projekt Herzensbildung Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Wiener Krankenanstaltenverbund Generaldirektion 1030 Wien cornelia.schneider@wienkav.at Tel:40409/70562