Wissenswanderung zwischen Regionalisierung und Globalisierung

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Transkript:

Wissenswanderung zwischen Regionalisierung und Globalisierung Elmar Hönekopp IAB, Nürnberg Dr. Axel Deeke Vortrag im Rahmen der Arbeitsmarktkonferenz Beteiligung bedeutet Wachstum! Integration von Migrantinnen und Migranten als Chance für den Dresdner Arbeitsmarkt, DGB-BW, Dresden, 10. Dezember 2007 0 Forschungsgruppe Arbeitsmarktpolitik und Europäischer Sozialfonds Hoen.ppt\Dresden Wissenswand - Regionalis Globalis 071210.ppt

1 Zunächst ein bisschen Theorie! Weshalb wandern Arbeitskräfte? Die makroökonomische Ebene der Wanderungsfrage 1 1

2 Integrationstheorie Bei Schaffung eines gemeinsamen Marktes wird die wirtschaftliche Wohlfahrt erhöht, wenn Arbeitskräfte dahin gehen können, wo ihre Produktivität und damit auch ihr erzielbarer Lohn am höchsten ist. Mobilität von den weniger produktiven zu den höher produktiven Arbeitsplätzen des Integrationsraumes. Aber Voraussetzung: die Arbeitskräfte sind mobil; Transparenz über die verfügbaren Arbeitsplätze ist gegeben; es liegen keine Wanderungsbarrieren vor wie legale Hindernisse (Arbeitserlaubnis, Aufenthaltserlaubnis), die Nichtanerkennung von Qualifikationen, oder auch kulturelle und sprachliche Unterschiede. 2 2

3 Integrationstheorie: Schlußfolgerung Wanderungen von Arbeitskräften erfolgen so lange, bis die Arbeitsproduktivitäten und Lohnniveaus ausgeglichen sind. Aber: vgl. die gerade angesprochenen Voraus- Hetzungen! 3 3

4 Klassische Außenhandelstheorie Immobilität der Arbeitskräfte zwischen den Staaten Bei unterschiedlicher Ausstattung mit Produktionsfaktoren (Bodenschätze, Kapital, Technikstand, Arbeitskräfte) erfolgt ein Ausgleich und eine Steigerung des Wohlstandes durch die Handelsbewegungen. Jedes Land konzentriert sich auf die Produktion jener Güter, bei denen es einen komparativen Vorteil hat, weil es im Vergleich zu den anderen Ländern kostengünstiger produzieren kann (Heckscher-Ohlin-Theorem). Über den Handelsaustausch ergibt sich dann eine Arbeitsteilung entsprechend den komparativen Kostenvorteilen. Durch die Tauschbeziehung erhöht sich der Wohlstand der beteiligten Länder. Arbeitskräftewanderungen wären somit nicht nötig. Der Außenhandel wird als Substitut für Wanderungen gesehen. Ganz abgesehen davon ist Kapital in der Regel mobiler als Arbeitskräfte. 4 4

5 Klassische Außenhandelstheorie: Schlußfolgerung Der Außenhandel wird als Substitut für Wanderungen gesehen Arbeitskräftewanderungen wären somit nicht nötig. Ganz abgesehen davon: Kapital ist in der Regel mobiler als Arbeitskräfte. 5 5

6 Warum bleiben Arbeitskräfte? Die individuelle Ebene der Wanderungsentscheidung 6 6

(I) 7 Bestimmte Kenntnisse, Fähigkeiten oder Erfahrungen sind nicht transferierbar, da sie nur vor Ort zu verwenden sind. Beispiele hierfür sind arbeitbezogene Präferenzen (Unternehmensphilosophie, firmenspezifische Produktpalette oder Produktionsprozeß, Kenntnis des Kundenverhaltens usw.) oder freizeitbezogene Vorteile (soziales Umfeld, Freunde, Einkaufsmöglichkeiten, Wohnungsmarkt usw.). Die meisten Menschen sind risikoscheu. Zieht man in ein anderes Land, setzt man sich aber unkalkulierbaren Risiken aus, da man nicht über alle relevanten Informationen verfügt und die eigene Anpassungsfähigkeit nicht abschätzen kann. 7 7

(II) Gefahr der verdeckten oder offenen Diskriminierung: diese ist in der Regel um so größer, je stärker sich die Zuwanderer von der einheimischen Bevölkerung unterscheiden - in Sprache, Aussehen, Qualifikation oder Einkommen Abwarten kann ein Wert für sich sein (option value of waiting), wenn dadurch Unsicherheiten und Informationsdefizite verringert werden. In der Zwischenzeit kann sich die Situation im Heimatland verbessern. Oder man hat sich arrangiert: der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach. Die Migrationsentscheidung wird aufgeschoben und schließlich begraben. Weitere Gründe: Grenzkontrollen, legale Hemmnisse (Aufenthaltsund Arbeitserlaubnis), Unterschiede in den Sozialsystemen. Diese Aspekte spielen allerdings im Rahmen der EU-Freizügigkeitsregelung keine große Rolle mehr. 8 8 8

9 Bedeutung von Netzwerken: Netzwerke ergeben sich aufgrund früherer Kontakte oder aufgrund des Vorhandenseins bereits eingewanderter Personen aus dem eigenen Umfeld Netzwerke vermitteln Informationen über das Zielland und über einen möglichen Zugang zu dort evtl. verfügbaren Arbeitsplätzen. Netzwerke bestimmen vor allem die Richtung von Wanderungsströmen, weniger die Größenordnungen von Wanderungen. 9 9

10 Systematisierung der Wanderungsmotive in sogenannte Zugfaktoren (pull-factors) und Druckfaktoren (push-factors): Erstere sind wirksam, wenn im potentiellen Einwanderungsland hohe Einkommen erzielbar sind und zugleich die Möglichkeit zur Beschäftigung gegeben ist. Letztere bestehen z. B. in mangelnden Beschäftigungsmöglichkeiten, in Arbeitslosigkeit oder niedrigem Einkommen im Heimatland. Liegen beide Faktoren in zwei Ländern vor, besteht zwischen ihnen prinzipiell ein Wanderungsdruck bzw. -sog. 10 10

11 Nun etwas konkreter! zunächst: Arbeitskräftebedarf 11 11

1975 1977 1979 1981 1985 1987 1989 1991 1995 1997 1999 2001 2005 12 Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquoten 1975 bis 2005 - Männer und Frauen, in Prozent - 30 Frühereres Bundesgebiet Deutschland Ost und West im Jahr 2005 25 26,0 ohne Berufsabschluss 23,7 41,5 20 insgesamt 18,3 10,1 15 10 11,8 9,7 Lehre/ Fachschule 1) 17,5 7,4 5 4,1 Hoch-/Fachhochschule 2) 6,0 3,5 0 1983 1993 2003 Legende Ost (mit Berlin) West Arbeitslose in Prozent aller zivilen Erwerbspersonen (ohne Auszubildende) gleicher Qualifikation; Erwerbstätige ohne Angabe zum Berufsabschluß nach Mikrozensus je Altersklasse proportional verteilt. 1) ohne Verwaltungsfachhochschulen 2) einschl. Verwaltungsfachhochschulen Quelle: IAB-Berechnungen auf Basis Mikrozensus und Strukturerhebungen der BA (jeweils Ende September) IAB 12 12 Quelle: IAB-Kurzbericht Nr. 18/2007

45,0 40,0 Erwerbspersonenpotenzial in Deutschland bis 2050 2004: 44,5 Mio. 13 Szenarien: starker Anstieg Erwerbsquoten und Zuwanderung (Alter 0-99) Mio. Personen 35,0 30,0 +200.000 Nettozuzug pro Jahr +100.000 Nettozuzug pro Jahr 25,0 20,0 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 13 13

Megatrends und Effekte der Veränderungen der Wirtschaftsstruktur auf die Arbeitskräftenachfrage 14 ALQ für Unqualifizierte mehr als 6 x so hoch wie für Hochqualifizierte (26,0% / 4,1%) Kräftiger Beschäftigungsabbau im Produzierenden Gewerbe Über drei Viertel aller Erwerbstätigen in Dienstleistungsbranchen Höhere Beschäftigungsanteile in Dienstleistungen Bedeutungsgewinn anspruchsvollerer Tätigkeiten Bedeutungsgewinn aber auch im mittleren Qualifikationsbereich (z.b. Pflegeberufe) Weiterhin zunehmender Bedarf an (gut-) qualifizierten Arbeitskräften 14 14

15 Arbeitskräftebedarf nach Qualifikationsstufen bis 2020 - Deutschland, Anteile in % - Fachhochschul-/ Universitätsabschluss 18,3 23,6 Fachhochschul-/ Universitätsabschluss Meister/Techniker Fachschulabschluss 10,8 11,8 Meister/Techniker Fachschulabschluss mit Berufsabschluss 58,9 55,7 mit Berufsabschluss ohne Berufsabschluss 12,0 9,0 2003 2020 ohne Berufsabschluss 15 15 Quelle: IZA Research Report No. 9, 2007

16 Größenordnungen der Arbeitskräftemobilität 16 16

17 Aktuelle Wanderungstendenzen in D 17 17

18 600.000 Nettowanderung von Deutschen und Ausländern nach/aus Deutschland 1990-2006 500.000 400.000 Ausländer Deutsche Absolutwerte 300.000 200.000 100.000 0 IAB-Hö 0710-100.000 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Darstellung 18 18

19 Größenordnungen in der EU 19 19

20 50,0 45,0 EU-15-Länder: Anteil der erwerbstätigen Ausländer (insgesamt) an der Gesamterwerbstätigkeit (in %) 2007 45,5 IAB-Hö 0711 40,0 35,0 30,0 in v.h. 25,0 20,0 16,8 15,0 13,6 10,0 5,0 3,9 4,0 7,4 10,2 8,6 4,2 5,0 1,6 6,8 7,9 6,6 4,1 7,6 0,0 Belgien Portugal Schweden Großbritannien Österreich Deutschland Dänemark Spanien Frankreich Finnland Griechenland Irland Italien Luxemburg Niederlande EU-15 20 Irland: 2005 Werte für 2006 noch nicht verfügbar und Belgien Werte von 2006 Quelle: Eurostat LFS, eigeneauswertung, Berechnung und Darstellung 20

21 45,0 40,0 EU-15-Länder: Anteil der EU-14-Erwerbstätigkeit an der Gesamterwerbstätigkeit (in %) 2007 41,4 IAB-Hö 0711 35,0 30,0 in v.h. 25,0 20,0 15,0 10,0 7,8 5,0 0,0 0,4 2,0 1,8 2,2 2,8 1,0 1,4 2,1 0,4 0,2 3,0 0,3 1,6 1,7 Belgien Portugal Schweden Großbritannien Österreich Deutschland Dänemark Irland: 2005 Werte für 2006 noch nicht verfügbar und Belgien Werte von 2006 Quelle: Eurostat LFS, eigeneauswertung, Berechnung und Darstellung Spanien Frankreich Finnland Griechenland Irland Italien Luxemburg Niederlande EU-15 21 21

22 20,0 18,0 EU-15-Länder: Anteil der Nicht-EU-14-Erwerbstätigkeit an der Gesamterwerbstätigkeit (in %) 2007 IAB-Hö 0711 16,0 14,0 12,0 12,1 in v.h. 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 9,1 3,5 2,0 5,5 8,0 5,8 3,2 2,9 1,2 6,6 4,9 6,3 4,1 2,5 5,9 0,0 Belgien Portugal Schweden Großbritannien Österreich Deutschland Dänemark Spanien Frankreich Finnland Griechenland Irland Italien Luxemburg Niederlande EU-15 22 Irland: 2005 Werte für 2006 noch nicht verfügbar und Belgien Werte von 2006 Quelle: Eurostat LFS, eigeneauswertung, Berechnung und Darstellung 22

23 Langfristige Wirkungen der Zuwanderung von Fachkräften 23 23

24 Grundsätzlich: langfristig sind keine oder nur geringe Auswirkungen der Zuwanderung von Fachkräften auf Löhne und Beschäftigung der Einheimischen zu erwarten, da sich Kapitalstock und Produktionsstrukturen anpassen. Aber: Langfristige Aspekte demographischer Entwicklungen und Migration o Verhältnis Erwerbstätige/Nichterwerbstätige: Migration kann zwar nur geringen Beitrag insgesamt leisten (Replacement Migration!). Aber Migration kann doch einen nicht unwesentlichen Effekt auf die Entwicklung der Belastungskoeffizient haben (Relation der über 60-Jährigen plus der unter 20-Jährigen zu den 20- bis 60-Jährigen). o Abschwächung des Alterungsprozesses: Migration kann sich erheblich postiv auf öffentliche Finanzen und Sozialversicherungssysteme auswirken (siehe frühere Arbeiten von H D v. Loeffelholz, und neuere Untersuchungen von H. Bonin). Positive Wirkungen der Migration auf das Wachstum der Gesamtwirtschaftlichen Produktion (vgl. z.b. neuere Untersuchungen des IAB zum Zusammenhang zwischen Produktivität von Regionen und Zuwanderung). 24 24

25 Wo könnten qualifizierte Arbeitskräfte herkommen? Wie mobil sind Arbeitskräfte in Europa? 25 25

26 Mobile EU-15? Deutsche HQ-Erwerbstätige in ausgewählten EU-Ländern / HQ aus ausgewählten EU-Ländern in Deutschland 26 26

27 70,0 60,0 Deutsche Erwerbstätige in ausgewählten EU-Ländern nach dem Qualifikationsniveau 2007 (in v.h. der deutschen Gesamterwerbstätigkeit in den jeweiligen Ländern) Niedrig Mittel Hoch IAB-Hö 0711 50,0 v.h. 40,0 30,0 z.vgl.: Anteil HQ Deutsche in DE 20,0 10,0 0,0 DK, FI, IT FR AT NL SE UK Quelle: Eurostat, Labour Force Survey; eigene Berechnungen, Auswertungen und Darstellung Hinweis: DK, Fi und IT - zusammengefasst wegen zu geringer Besetzungswerte 2007 für IE und BE keine Werte vorhanden 27 27

28 70,0 Qualifikationsstruktur der Erwerbstätigen in Deutschland nach ausgewählten Nationalitäten 2007 (in v.h. der jeweiligen Gesamterwerbstätigkeit) IAB-Hö 0711 60,0 Anteil HQ Deutsche in DE 50,0 40,0 v.h. 30,0 20,0 10,0 0,0 Niedrig Mittel Hoch Niedrig Mittel Hoch Niedrig Mittel Hoch Niedrig Mittel Hoch Niedrig Mittel Hoch Niedrig Mittel Hoch Niedrig Mittel Hoch AT BE, DK, FI, IE, SE DE IT FR NL UK Quelle: Eurostat, Labour Force Survey; eigene Berechnungen, Auswertung und Darstellung Hinweis: BE, DK, FI, IE, SE - zusammengefasst wegen zu geringer Besetzungswerte 28 28

29 Qualifikationstrukur der Erwerbstätigkeit im Vergleich Deutsche Erwerbstätige in der EU - Erwerbstätige aus der EU in Deutschland 2006 und 2007 D in EU-9 EU-9 in D 2007 2006 2007 2006 2007 DE ET in De EU-9-ET in EU-9 in Tausend in v.h. in Tausend in v.h. in Tausend in v.h. in Tausend in v.h. in Tausend in v.h. in Tausend in v.h. Niedrig 23,8 11,1 18,1 9,2 41,3 11,0 43,9 11,6 4459,9 12,8 16843,6 22,9 Mittel 102,3 47,7 94,7 47,8 181,6 48,4 170,4 45,2 21262,9 61,1 34086,5 46,3 Hoch 87,6 40,8 85,2 43,0 152,0 40,6 162,7 43,2 9080,7 26,1 22711,3 30,8 Insges. 214,5 100,0 198,1 100,0 374,8 100,0 376,9 100,0 34803,5 100,0 73641,3 100,0 EU-9: AT, BE, DK, FI, FR, IE, NL, SE, UK Bei D in EU-9 keine Werte für IE und BE verfügbar und bei EU-9-ET in EU-9 keine Werte für Belgien Bei Prozentuierung teilweise Differenzen zu 100 wegen fehlender Angaben ("Keine Antwort") Quelle: Eursotat, Labour Force Survey; eigene Auswertung und Berechnung 29 29

30 4,0 3,5 IAB-Hö 0712 Regionalprofil: Anteil erwerbstätiger Deutscher an der Gesamterwerbstätigkeit der Bundesländer in Österreich 2007 3,5 3,0 2,8 3,1 2,5 In v.h. 2,0 1,9 1,5 1,3 1,2 1,0 0,5 0,7 0,5 0,8 0,0 Burgenland Niederösterreich Wien Kärnten Steiermark Oberösterreich Salzburg Tirol Vorarlberg 30 30 Quelle: Eurostat Labour Force Survey, eigene Auswertung, Berechnung und Darstellung

31 5,0 Regionalprofil: Anteil erwerbstätiger Deutscher an der Gesamterwerbstätigkeit in den Regionen der Schweiz 2007 4,5 IAB-Hö 0712 4,0 3,5 3,6 3,8 3,4 3,0 In v.h. 2,5 2,0 2,0 1,5 1,5 1,0 0,5 0,7 0,7 0,0 Region Lemanique Espace Mittelland Nordwestschweiz Zürich Ostschweiz Zentralschweiz Ticino 31 Quelle: Eurostat Labour Force Survey, eigene Auswertung, Berechnung und Darstellung 31

32 Qualifikationsstruktur erwerbstätiger Deutscher in ausgewählten Ländern und Vergleich mit Deutschland und Sachsen insgesamt 2007 Niedrig Mittel Hoch 100% 80% 60% In v.h. 40% 20% IAB-Hö 0712 0% Österreich Schweiz Frankreich Niederlande Dänemark Belgien Schweden Finnland Norwegen DE Insgesamt Quelle: Eurostat Labour Force Survey, eigene Auswertung, Berechnung und Darstellung 32 Sachsen 32

33 Mobilität Neue Mitgliedsländer? 33 33

34 Verteilung der NML-8-Erwerbstätigen über die EU-15 Ländern 2000 und 2007 2000 2007 P ortugal 0,10% Finnland 1,0 % Schweden 1,1% Schw eden 3,0% Großbritannien 12% Dänemark 0,7% Belgien 1,8% Luxemburg 0,2% Österreich 5,6% Großbritannien 43,1% Finnland 2,5% Niederlande 1,4 % Portugal 0,12% Österreich 16,4% Italien 4,0% Irland 4,9% Frankreich 1,9 % Niederlande 1,9% Frankreich 5,5% Spanien 0,9% Griechenland 3,7% Deutschland 51,5% Ohne Irland (geschätzte Größenordnung 2000 - ca. 2% ) Quelle: Eurostat LFS, eigene Ausw ertung, Berechnung und Darstellung IAB-Hö 0705 Spanien 4,7% Griechenland 1,2 % Deutschland 29,3% B elgien 0,9% Quel l e: Eur ostat LFS, ei gene Auswer tung, Ber echnung und Dar stell ung Wer t f ür di e Ber echnung des Antei l s bei Ir el and von 2005, wei l k.w. f ür 2006 vor handen Wer te von BE von 2006 IAB-Hö 0711 Dänemark 0,5% 34 34

35 in v.h. 3 2,5 2 1,5 1 EU-15-Länder: Anteil der NML-8-Erwerbstätigkeit* an der jeweiligen Gesamterwerbstätigkeit* (in %) 2006 und 2007 NML-8 Erwerbstätige in 2006 2007 In Tausend Dänemark 4,8 4,4 Belgien 8,5 8,5 Deutschland 226,7 278,9 Griechenland 12,0 11,4 Spanien 30,2 44,9 Frankreich 15,8 18,2 Irland** 47,0 Niederlande 9,2 13,6 Österreich 50,4 53,6 Finnland 6,6 9,3 Schweden 8,6 10,0 Großbritannien 233,2 409,6 EU-15 653,0 862,4 **Werte von 2005 Werte für 2006 u. 2007 nicht verfügbar Werte von Belgien 2007 von 2006 2006 2007 IAB-Hö 0712 0,5 0 Dänemark Belgien Deutschland Griechenland Spanien * jeweils im Alter von 15-64 Jahren ** Werte für Irland von 2005, für 2006 und 2007 nicht verfügbar Quelle: Eurostat LFS, eigeneauswertung, Berechnung und Darstellung Frankreich Irland** Niederlande Österreich Finnland Schweden Großbritannien EU-15-insgesamt 35 35

36 100,0 Erwerbstätigenquoten der NML-8 in den Ländern der EU-15 2007 90,0 80,0 70,0 60,0 IAB-Hö 0711 52,9 68,3 63,8 70,8 76,0 54,4 85,4 60,3 59,6 73,2 71,0 73,6 59,5 81,0 71,6 in % 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 BE DK DE EL ES FR IE IT LU NL AT FI SE UK EU-15 Erwerbstätigenquote: Erwerbstätige (15-64 Jahre) in v.h. der Bevölkerung (15-64 Jahre) PT nicht ausweisbar wegen zu geringer Besetzungszahlen. Werte für IE von 2005, weil 2006 k.w. vorhanden Quelle: Eurostat, Labour Force Survey - eigene Auswertung, Berechnung und Darstellung 36 36

37 110% 100% Erwerbstätige der NML-8 in EU-15 Ländern*: Qualifikationsstruktur in v.h.: 2007 Niedrig Mittel Hoch IAB-Hö 0711 90% 80% Anteile in v.h. von insgesamt 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% DE GR ES FR IE IT AT FI SE UK Bei der Kategorie "Niedrig" weist der Wert für Schweden eine zu geringe Besetzungszahl auf. Bei der Kategorie "Hoch" weisen die Werte für Giechenland und Finnland zu geringe Besetzungszahlen auf. Für die Länder DK, NL und PT können die Strukturen wegen zu geringer Besetzungszahlen nicht dargestellt werden. In 2007 für Belgien keine Werte verfügbar Quelle: Eurostat, Labour Force Survey - eigene Berechnung, Darstellung und Auswertung 37 37

38 Aktuelle Nachfrage nach Hochqualifizierten in der EU-15 und in den NML 38 38

39 Erwerbstätigenquoten nach dem Qualifikationsniveau für ausgewählte EU-15-Länder 2007 90,0 80,0 Niedrig Mittel Hoch 70,0 60,0 In v.h. 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 FR AT DE DK IE SE UK ETQ: ET 15-64 in Relation zu Bevölkerung 15-64 Quelle: Eurostat LFS, eigene Auswertung, Berechnung und Darstellung 39 39

40 Erwerbstätigenquoten nach dem Qualifikationsniveau für ausgewählte neue EU-Länder 2007 90,0 80,0 Niedrig Mittel Hoch 70,0 60,0 In v.h. 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 BG CZ HU PL SK 40 ETQ: ET 15-64 in Relation zu Bevölkerung 15-64 Quelle: Eurostat LFS, eigene Auswertung, Berechnung und Darstellung 40

41 Welche Reservoirs dann? - Europäische Nachbarländer: TR, RUS, andere ehemalige SU- Staaten? - Nordafrika, Lateinamerika? - Asien: Indien, China? Mit welcher Qualifikationsstruktur? Wie selektierbar? Und welche Konkurrenz? Welche Folgerungen z.b. in der internationalen Zusammenarbeit, oder hinsichtlich Integrationspolitik? 41 41

42 Fazit 42 42

43 Zusammenfassung: Deutschland im internationalen Kontext Deutschland steht im EU-Kontext nicht so ungünstig im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte da. Hinsichtlich der NML sollte D seinen Arbeitsmarkt bald öffnen, damit die erfolgten Umlenkungseffekte tendenziell ausgeglichen werden können. Insgesamt ist die EU schon jetzt nicht und erst recht nicht auf Dauer ein Reservoir für HQ-Arbeitskräfte. Alle EU-Länder stehen miteinander im Wettbewerb hierum. Trotzdem, und gerade deswegen: die Mobilität qualifizierter AK wird sich im EU-Kontext (wie darüber hinaus) weiter erhöhen. Es wird sich ähnlich wie im internationalen Handel die intrasektoriale Mobilität von HQ spezifischer Qualifikationen und Kenntnisse weiterentwickeln. Dies gilt auch für Deutsche. Und Deutschland sollte an einer höheren Mobilität durchaus interessiert sein, und es sollte diese fördern. 43 43

Schlußfolgerungen für Deutschland: Interne Potentiale nutzen - Einwanderung erleichtern und steuern 44 Aus gesellschaftspolitischen, aber gerade auch aus puren ökonomischen Gründen ( Entwicklung von AK-Angebot und nachfrage) müssen in D die internen Potentiale genutzt und weiterentwickelt werden. Wie brauchen aber gleichzeitig eine konsistente und kohärente Einwanderungspolitik. Ein Kernbestandteil ist die Steuerung der arbeitsmarktorientierten Einwanderung nach nachvollziehbaren ökonomischen Kriterien. Ein Steuerungssystem zwingt zur Analyse der Arbeitsmarktsituation und der kurz-, mittel- und langfristigen Entwicklungen und auch der internationalen Rahmenbedingungen. Über den Süßmuth-Bericht und über den dann folgenden Zuwanderungsrat wurden gute Vorschläge zur Realisierung gemacht. Es werden keine Partiallösungen benötigt ( Maschinenbau-, Elektroingenieure ), sondern konsistente Gesamtlösungen. Der ehemalige 20 des Zuwanderungsgesetzes ( Punktesystem ) konnte aus parteipolitischen Gründen nicht realisiert werden. Wir brauchen den 20 jetzt, welche Nummerierung er auch immer bekommt. 44 44

45 Danke für Ihr Interesse! Elmar Hönekopp Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung / Institute for Employment Research (IAB) Weddigenstr. 20-22 D - 90478 Nürnberg Tel.: 0049-911-1793091 Fax: 0049-911-1793298 E-mail: elmar.hoenekopp@iab.de Homepage: www.iab.de 45 45