Newsletter 9/2017 Bericht aus den Fairbiotea-Projekten Qingshan farm Allgemeine Entwicklung

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Transkript:

Newsletter 9/2017 Bericht aus den Fairbiotea-Projekten Qingshan farm Allgemeine Entwicklung Nach der jüngsten Inspektion im Mai 2017 kommen wir zu dem Resultat, dass alles was in der Qingshan Farm zu beraten war, beraten wurde und alles was wir unterstützen konnten finanziert wurde. Wir sind nun an dem Punkt angekommen wo die Entwicklungsunterstützung ihre Ziele erreicht hat und das Farm-Management nun ohne die ständige Hilfe von Fairbiotea gefordert ist, Eigenverantwortung zu übernehmen. Newsletter 9/2017 - Seite 1 von 10

Schon in unserem Newsletter https://www.fairbiotea.de/assets/files/newsletter_deu_08_2016.pdf haben wir die anhaltende positive Entwicklung beschrieben. Das wird auch durch die Bestätigung der Biokontrollstelle Ceres unter https://www.fairbiotea.de/assets/files/ceres-fairbiotea-certification-2017.pdf bestätigt. Fairbiotea wird auch noch eine Weile die Löhne für die Kompost-Manager und die Rinderzucht übernehmen und das Projekt weiter begleiten und unterstützen. Die Beratung und Finanzierung wird allerdings zurückgefahren. Irgendwann sind in jedem Projekt die Entwicklungsziele erreicht und die Projekte müssen auf eigenen Beinen stehen. Umweltkontaminationen Es wurden 2016 und 2017 erhebliche Maßnahmen eingeleitet, die zu einer Minimierung der Kontamination von Tee durch Umweltchemikalien führte. Hierfür waren Umbaumaßnahmen in der Fabrik und Änderungen beim Ablauf des Produktionsprozesses nötig. Die Zusammenhänge zwischen Umweltbelastung und Produktkontaminationen Newsletter 9/2017 - Seite 2 von 10

haben wir in unserem Newsletter 2016 beschrieben. Da wir in Europa mit immer besserer Analytik konfrontiert sind und immer neue gesundheitsgefährdende Stoffe aus natürlichem Vorkommen oder durch die allgemeine Umweltbelastung systematisch entdeckt werden, werden uns vermutlich diese Minimierungsmaßnahmen auch in Zukunft weiter beschäftigen. Es bleibt allerdings eine Illusion, dass der ökologische Anbau frei von allen Chemikalien sein könnte. Die weltweite Umweltbelastung durch Abgase und Chemikalien macht auch vor der Kontamination landwirtschaftlicher Flächen nicht halt, egal ob konventionell oder Bio produziert wird. Nach dem Bekanntwerden solcher Kontaminationen muss geforscht werden, woher die Kontaminationen stammen und wie Kontaminationen, bzw. chemische Prozesse, z.b. durch Hitze beim Trocknen des Tees, entstehen und welche Möglichkeiten bestehen, die Rückstände im Tee auf ein verträgliches Maß zu minimieren. Leider sind unsere Umweltgesetze nicht streng genug, um solche gesundheitsgefährdenden Kontaminationen zu vermeiden. Das zeigen auch die jüngsten Erkenntnisse bei der Umweltbelastung durch Dieselfahrzeuge. Es kann nicht in der Verantwortung der Lebensmittelunternehmen liegen, die Folgen von Umweltverschmutzung in Lebensmitteln zu beseitigen oder zu reduzieren, während die Umwelt weiterhin verschmutzt wird und die Verursacher nicht belangt werden. Hier ist der Gesetzgeber gefordert. Modernisierung, Minimierung von gesundheitsgefährdenden Substanzen Die neue moderne Endverarbeitungsfabrik, in der zukünftig Qingshan-Tee verarbeitet wird, ist fertiggestellt worden und hat 2017 die Produktion aufgenommen. Newsletter 9/2017 - Seite 3 von 10

Kompostforschungsprojekt Das 2017 abgeschlossene Kompostforschungsprojekt, welches Fairbiotea in der Qingshan-Farm seit Jahren betreibt, wird einen Beitrag zum Schutz der Teepflanzen liefern und die Böden fruchtbarer machen. Bis dahin werden die Erträge in den nächsten Jahren weiterhin niedrig ausfallen. Fairbiotea hat in 2017 die letzten, noch fehlenden Maschinen angeschafft, die für eine moderne Kompostgroßproduktion nötig waren. Newsletter 9/2017 - Seite 4 von 10

Kompostgroßproduktion Die in Newsletter 2016 beschriebenen kleinen Probleme werden auch zukünftig eine Rolle spielen. Diese Probleme müssen allerdings in Zukunft vom Farm-Management und von den Kompostmanagern gelöst werden. Deren Verantwortung ist nun gefragt. Die Großproduktion von Kompost wurde auch in 2017 fortgesetzt. Newsletter 9/2017 - Seite 5 von 10

Bitte klicken Sie links auf das Video-Fenster. Zum Abspielen wird - je nach System - ein externer Video-Player geöffnet. Oder das Video wird im selben Browser-Fenster abgespielt. Mit der Zurück -Taste Ihres Browsers gelangen Sie dann wieder zu diesem Newsletter. Bonus system Das Bonussystem wurde nun nach 10-jähriger Unterstützung zurückgefahren. In den 10 Jahren hat die Qingshan-Farm von Fairbiotea ca. 500.000 Euro Bonuszahlungen und Beratungsleistungen erhalten. Im Rahmen des Fairbiotea-Systems, konnten aufgrund von Abnahmegarantien ca. 2500 Tonnen Bio-Tee nach Deutschland exportiert werden. Newsletter 9/2017 - Seite 6 von 10

Bis zum Jahr 2017 hat Fairbiotea folgende Entwicklungsmaßnahmen initiiert und co-finanziert: Traktor als Antrieb für verschiedene Geräte, die in der Kompostproduktion benötigt werden, und als Zugmaschine für einen Anhänger Frontlader Mähgeräte für Großflächen Schredder Kompostabdeckung 5x50 Meter Messgeräte für Sauerstoffgehalt und Feuchtigkeitsgehalt im Kompost Kompostwender (selbstfahrend) Siebmaschine für große Mengen Kompost Neuer Lastwagen Neue elektrisch betriebene und elektrisch heizende Maschinen für die Teeverarbeitung in der Vorverarbeitungsfabrik Zuwegung für Kompostplatz (Kompost-Großproduktion) Jahresgehälter für zwei Kompostmanager Jahresgehalt für Manager der Rinderzucht Die Anschaffung von Zuchttieren für die Rinderzucht Stallbauten Honorar des Fairbiotea-Beraters und Projektleiters des Kompostforschungsprojektes 100 Schattenbäume Demeter-Training für Manager UTZ-Training Für die Xiaojiaqiao-Schule, die von den Kindern der Qingshan-Farm besucht wird, wurde die komplette Ausstattung eines neuen Multimediaraums finanziert. Straßenbau von der Farm bis zur Xiaojiaqiao-Schule Straßenbau innerhalb der Farm. Newsletter 9/2017 - Seite 7 von 10

Soziale Standards Das chinesische Arbeitsrecht und die Mindestlöhne sind beispielhaft für andere teeproduzierende Länder. Leider gelten diese Standards nur für Plantagenbetriebe wie die Qingshan-Farm. Dort dürfen nur Menschen per Arbeitsvertrag beschäftigt werden. Leider gelten diese Gesetze nicht für die kleinbäuerlichen Farmen und Betriebe in China, in denen chinesische Händler die Kleinbauern ausbeuten. Leider produzieren diese rechtlosen Kleinbauern immer noch die größte Menge Tee für den Export nach Europa, denn nur durch Ausbeutung kann der Tee so billig sein, wie das in Europa gewünscht ist. Diese Kleinbauern verdienen oft nicht einmal 50 Euro im Monat. Hier nochmals die Sozialstandards, die für die Qingshan-Farm und die Fabriken gelten, die den Tee von Qingshan verarbeiten. Gesetzlicher Mindestlohn Landtarif Für alle Beschäftigten 1390 RMB (ca. 190 Euro) monatlich. Es wird auch übertariflich bezahlt. Ausgebildete Fachkräfte, z.b. in der Endverarbeitungsfabrik erhalten bis zu 4500 RMB (ca. 600 Euro) monatlich. Gesetzliche Rentenversicherung 20% der Lohnsumme zahlt der Arbeitgeber, 8% der Arbeitnehmer Gesetzliche Krankenversicherung 8% der Lohnsumme zahlt der Arbeitgeber, 2% der Arbeitnehmer Gesetzliche Unfallversicherung 0,5% der Lohnsumme zahlt der Arbeitgeber, 0,5% der Arbeitnehmer Gesetzliche Arbeitsverträge: Außer den Saisonarbeitern (Erntehelfern), die kurzfristige Arbeitsverträge während der Erntesaison erhalten, bekommen alle Mitarbeiter unbefristete Verträge. In der Erntesaison werden Überstunden geleistet, die während der erntefreien Zeit abgefeiert werden können. Überstunden an Werktagen werden mit dem 1,5-fachen vergütet, an Wochenenden mit dem 2-fachen und Feiertage mit dem 3-fachen. Die tägliche Arbeitszeit beträgt 8 Stunden, 5 Arbeitstage die Woche. Urlaub gibt es an den gesetzlichen Feiertagen, 11 Tage im Jahr. Gewerkschaften sind im gesetzlichen Rahmen erlaubt und sollen die Rechte der Arbeitnehmer schützen. Gewerkschaften auf Unternehmensebene (betriebliche Gewerkschaften) sind zu gründen, wenn im Unternehmen 25 oder mehr Gewerkschaftsmitglieder arbeiten. Die Gewerkschaftsvertreter werden von einer dem Betrieb übergeordneten Behörde ernannt. Hauptaufgabe der Gewerkschaften ist die Bündelung und Vertretung der Interessen der Arbeitnehmer, immer auch mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens. Statt Arbeitskämpfen ist das Ziel, einen Ausgleich von Arbeitnehmer- und Unternehmensinteressen zu verfolgen und ganzheitliche Lösungen anzustreben. Newsletter 9/2017 - Seite 8 von 10

Betriebsrat: Die betrieblichen Gewerkschaften unterstützen die Gründung von Betriebsräten im Unternehmen. Anders als die Gewerkschaftsvertreter werden die Betriebsräte von allen Arbeitnehmern im Unternehmen gewählt. Der Betriebsrat ist nicht ständig aktiv, sondern tritt in bestimmten Abständen als Gremium zusammen. Die Beschäftigten der Qingshan-Farm haben von Ihrem Recht keinen Gebrauch gemacht, deshalb existiert dort kein Betriebsrat. 2016 wurde eine UTZ Nachhaltigkeits-Zertifizierung in der Qingshan-Farm durchgeführt. Obwohl solche Zertifizierungen bis heute den Produzenten wenig inhaltlichen Nutzen bieten können, hoffen wir auf eine positive Entwicklung, die Nachhaltigkeit in der Farm fördern wird. Es ist schon heute bekannt, dass UTZ ab 2019 eine Kooperation mit Rainforest Alliance eingehen wird und dann nur noch der Name Rainforest Alliance fortbestehen wird. Teepreise, Export und nachhaltige soziale Entwicklung Wir haben von Anfang an immer wieder über das negative Zusammenspiel der Marktkräfte innerhalb Europas und innerhalb teeproduzierender Länder berichtet, zuletzt auch in unserem Newsletter 2016. Der wachsende Wunsch europäischer Verbraucher und Hersteller nach immer billigeren Produkten, statt nach hochwertigen, teuren Produkten, wirkt sehr negativ auf die nachhaltige Entwicklung in den Entwicklungsländern. Wenn auch im Laufe der Jahre die Einkommen von Produzenten und Ihren Mitarbeitern gestiegen sind, so sind die Kosten für die Produktion und die Lebenshaltungskosten für Ihre Mitarbeiter sehr viel schneller gestiegen. So verlieren Produzenten immer mehr Ihre Möglichkeit, Nachhaltigkeit zu finanzieren. Diese Produzenten kommen auch deshalb immer mehr unter Druck, weil es z.b. in China gesetzliche Regelungen nur für Plantagenbetriebe gibt, die finanziert werden müssen, und gleichzeitig gibt es die Vielzahl von rechtlosen Kleinbauern, die von chinesischen Geschäftemachern ausgebeutet werden können, ohne dass irgendwelche gesetzliche Regelungen einzuhalten wären oder irgendeine Nachhaltigkeit hergestellt werden könnte. Es handelt sich hierbei, so kann man sagen, teilweise um Sklaverei. Diese Bauern sind arm und abhängig und werden ausgenutzt, um die Nachfrage nach billigem Tee aus Europa zu befriedigen. Solche Preisforderungen können nur noch durch Ausbeutung erfüllt werden. Die nachhaltigen Betriebe dagegen, können immer weniger zu den geforderten Preisen produzieren. Newsletter 9/2017 - Seite 9 von 10

Die Europäer sind sehr gespalten, zwischen Wunsch und Wirklichkeit. So besteht in Europa der Wunsch nach gesunden, nachhaltigen, qualitativ hochwertigen Bio-Produkten, Umweltschutz, Naturschutz, Artenschutz, nach Produkten, die mit sozialer Verantwortung hergestellt werden und Produzenten, die fair bezahlt werden. Dazu kommen noch Qualitätssicherungssysteme, Modernisierungsmaßnahmen und die Umsetzung von Europäischen Lebensmittelgesetzen. Das muss von einer Vielzahl von Zertifizierungsverfahren und Marken begleitet werden, die teuer sind und deren Wirksamkeit bezweifelt werden muss. All das müssen die Produzenten in Entwicklungsländern bezahlen. Selten beteiligen sich die Europäer an diesen Kosten. In der Realität wollen weder Europäische Hersteller noch die europäischen Verbraucher die Produktpreise bezahlen, die nötig wären, um diese Wünsche Realität werden zu lassen. Bei dieser Zwiespältigkeit wird oftmals die Ehrlichkeit über Bord geworfen und die Marken und Zertifizierungssysteme dienen dem Marketing, mit dem man die Konsumenten glauben machen möchte, dass die Produkte mit diesen Siegeln nachhaltig hergestellt wurden und Ihre Wünsche nachhaltig erfüllen. Leider verschließen hier auch viele Konsumenten die Augen und handeln gegen besseres Wissen und gegen ihre eigenen Wünsche. Im Kommunikationszeitalter kann man sich jederzeit seriöse Informationen beschaffen. Am Ende wollen die Hersteller und die Verbraucher es gar nicht so genau wissen und interessieren sich mehr für den niedrigen Produktpreis als für nachhaltige Verantwortung. Dieses kollektive, eigennützige europäische Verhalten führt zu enormen negativen Folgen für Produzenten und die Landbevölkerung, für Ökologie, Ökonomie und Soziales, bis hin zu Landflucht mit allen Folgen, die wir durch die Flüchtlingsbewegungen in den letzten Jahren auch in Europa erleben. Das alles passiert, weil uns billige Produkte wichtiger sind als Nachhaltigkeit und Produktqualität. Newsletter 9/2017 - Seite 10 von 10