LEITFADEN RÜCKMELDEGESPRÄCHE Sie haben die Ergebnisse der studentischen Veranstaltungsbewertung vor sich liegen. Sie fragen sich: Wie erhalte ich weitere und ausführlichere Hinweise, was meine Studierenden aus meiner Lehrveranstaltung mitnehmen und was sie sich darüber hinaus wünschen? Wie kann ich meine Lehre dahingehend verändern, dass ich und meine Studierenden noch zufriedener aus meiner Lehrveranstaltung gehen? Das Rückmeldegespräch eröffnet Ihnen die Chance, hierzu weitere und differenziertere Antworten zu bekommen. Denn Studierende sind nicht immer einer Meinung und können sich in ihren Einschätzungen unterscheiden. So erfahren nicht nur Sie sondern auch ihre Studierenden, wie vielfältige die Erwartungen und Einschätzungen bezüglich Ihrer Lehrveranstaltung sind. Es wird sichtbar: Inwiefern Lehren und Lernen gelingt, ist nicht nur von verschiedenen Rahmenbedingungen abhängig, sondern bedingt sich auch durch unterschiedliche Erwartungen und Lerntypen. VORBEREITUNG Überlegen Sie, zu welchem Zeitpunkt im Semester Sie die studentische Lehrveranstaltungsbewertung einsetzen möchten. So können Sie auf Rückmeldungen aus dem laufenden Semester unmittelbar reagieren, wenn Sie die studentische Lehrveranstaltungsbewertung zur Mitte des Semesters durchführen. Rückmeldungen zum Ende des Semesters können Ihnen dagegen helfen, wenn Sie eine Einschätzung zum Gesamtkonzept Ihrer Veranstaltung wünschen. Überlegen Sie sich, wie viel Zeit Sie für den Austausch investieren können und wollen. Sie sollten mindestens zwanzig Minuten für die Ergebnispräsentation und das sich anschließende Gespräch einplanen. Über welche Aspekte möchten Sie mit Ihren Studierenden ins Gespräch kommen? Überlegen Sie sich, welche Ergebnisse Ihnen besonders wichtig sind. Welche Rückmeldungen haben Sie möglicherweise überrascht? Darüber hinaus gibt es vielleicht auch Aspekte, die nicht im Fragebogen berücksichtigt sind und über die Sie mehr erfahren möchten. SEITE 1 6
Diskussion von Rückmeldungen aus der studentischen Lehrveranstaltungsbewertung - Ideen zur Auswahl Aspekte, die Sie besonders interessieren Wenig eindeutige Ergebnisse mit einer großen Varianz in den Antworten Die Rückmeldungen mit den positivsten und negativsten Ausprägungen (geschlossener Frageteil) Die Ergebnisse, die am stärksten von Ihrer Selbst-einschätzung abweichen (hierbei empfiehlt es sich, den Feedbackfragebogen selber auszufüllen) Fragen und Aspekte, die Sie interessieren, die aber nicht im Feedbackbogen berücksichtigt sind Bereiten Sie die Informationen auf. Sie können zum Beispiel die Profillinie auf eine Folie kopieren bzw. vervielfältigen, oder einzelne Fragen und Ergebnisse zusammenstellen. Wenn Sie mit den Studierenden über Rückmeldungen aus dem offenen Frageteil ins Gespräch kommen möchten, achten Sie darauf, dass Sie nicht die gescannten handschriftlichen Rückmeldungen im Original nutzen, da sonst nicht die Anonymität der schriftlichen Rückmeldung gewährleistet ist. In diesem Fall können Sie die Ihnen wichtigsten Rückmeldungen z.b. auf einer Powerpoint-Folie festhalten. Vergegenwärtigen Sie sich im Vorfeld Ihre Rolle. Im Vordergrund des Gesprächs steht das Feedback, dass Sie von Ihren Studierenden erhalten möchten. Darüber hinaus sind Sie in dieser Situation auch Moderator/in des Austauschprozesses. TIPPS ZUR GESPRÄCHSGESTALTUNG: Versuchen Sie, möglichst viele Studierende in das Gespräch mit einzubeziehen, um eine Vielfalt an Rückmeldungen zu bekommen Studierende müssen nicht immer einer Meinung sein! Versuchen Sie, die Studierenden in ihrem Feedback nicht zu beeinflussen. Die Studierenden sollten ihre Wahrnehmungen und Vorschläge aus ihrer Sicht darstellen können. Versuchen Sie, Ihre Nachfragen so zu formulieren, dass die Anonymität der schriftlichen Rückmeldung gegeben bleibt. Versuchen Sie, konstruktive Rückmeldungen zu bekommen, z.b. indem Sie fragen Wie stellen Sie sich eine gute Vorbereitung auf Prüfungen vor? Versuchen Sie, die Rückmeldungen der Studierenden nebeneinander stehen zu lassen. Nehmen Sie das Feedback an, ohne sich zu verteidigen. Vergewissern Sie sich, dass Sie die Rückmeldung richtig verstanden haben. SEITE 2 6
DURCHFÜHRUNG DES RÜCKMELDEGESPRÄCHS Beginnen Sie das Rückmeldegespräch, indem Sie den Studierenden mitteilen, dass Ihnen ihre Rückmeldung zu der Veranstaltung wichtig ist. Erläutern Sie den Ablauf und die Feedbackregeln. Ablauf Vorstellung der Ergebnisse/ausgewählter Aspekte Einholen von weiteren Einschätzungen und konstruktiven Vorschlägen zur Verbesserung der Lehre Abschluss: persönliche Stellungnahme: Was mache ich als Lehrende/r mit den Rückmeldungen der Studierenden Feedbackregeln für Studierende: Versuchen Sie so konkret wie möglich zu sein. Beziehen Sie Ihre Rückmeldung auf eine konkrete Situation. Versuchen Sie nicht zu verallgemeinern, sondern Ihre Position deutlich zu machen. Überlegen Sie sich konkrete Verbesserungsvorschläge. Geben Sie auch positives Feedback. Stellen Sie den Studierenden die Ergebnisse der studentischen Lehrveranstaltungsbewertung, die Sie mit ihnen besprechen möchten, vor. Wenn Sie eine Auswahl an Aspekten getroffen haben, begründen Sie die Auswahl. Im Folgenden werden wir Ihnen zwei Varianten der Gestaltung von Rückmeldegesprächen vorstellen. Die Beispiele und Gestaltungsvorschläge können Sie als Anregungen zur Weiterentwicklung Ihrer Rückmeldegespräche nutzen. Variante 1: Sie diskutieren Rückmeldungen aus dem geschlossenen Frageteil mit einer großen Varianz in den Antworten. Sie haben zum Beispiel die folgende Rückmeldung erhalten: SEITE 3 6
Sie möchten erfahren, wie die Varianz der Antworten zustande kommt und möchten darüber hinaus wissen, welche Begleitmaterialien als hilfreich empfunden wurden und welche Sie optimieren können. Sie stellen das Ergebnis vor. Um eine differenziertere Rückmeldung zu erhalten fragen Sie die Studierenden: Welche Begleitmaterialien haben Sie als hilfreich erlebt? Warum? Welche Begleitmaterialien haben Sie als weniger hilfreich erlebt? Warum? Was hätten Sie sich darüber hinaus für Begleitmaterialien gewünscht? Sie können nun die Studierenden bitten, ihre Rückmeldungen im Plenum vorzutragen. Bei größeren Veranstaltungen oder wenn Sie merken, dass die Rückmeldungen nur stockend und vereinzelnd vorgetragen werden, können Sie sie auch bitten, sich zunächst in Kleingruppen auszutauschen und anschließend die Ergebnisse der Kleingruppendiskussion vorzutragen. Zur besseren Übersicht und Strukturierung der Rückmeldungen und der sich möglicherweise anschließenden Diskussion empfiehlt es sich, die Ergebnisse zu visualisieren (z.b. an der Tafel) und zu ordnen. Sie können auch eine/n Studierende/n bitten, dies für Sie zu übernehmen. Variante 2: Sie nutzen Antworten aus dem offenen Frageteil, die Sie besonders interessieren. Beispiel: Im offenen Frageteil haben Sie die Rückmeldung bekommen: Viel zu viele und zu schwere Texte. SEITE 4 6
Sie stellen die Rückmeldung vor. Über die folgenden Fragen können Sie sich weitere Rückmeldungen einholen und die Studierenden diskutieren lassen: Gab es Texte, die Sie besonders schwierig oder anspruchsvoll fanden? Welche waren das? Warum haben Sie diese als schwierig/anspruchsvoll empfunden? Gibt es auch andere Wahrnehmungen zu diesem Aspekt? Zusätzlich können Sie auch eine kleine anonyme Meinungsumfrage durchführen, indem Sie die Studierenden bitten, die Frage Stimmen Sie dieser Aussage zu? auf einem Zettel mit Ja oder Nein zu beantworten. Anschließend sammeln Sie die Zettel ein und werten Sie aus. So bekommen Sie einen Eindruck, inwiefern und von wie vielen Studierenden diese Meinung geteilt wird. Hinweise und Tipps zur Durchführung von Rückmeldegesprächen in Großveranstaltungen/Vorlesungen Auch in Großveranstaltungen können Sie einige der soeben vorgestellten Vorgehensweisen in modifizierter Form anwenden. So können Sie die Studierenden bitten, die Ergebnisse Ihrer Diskussion in den Kleingruppen stichpunktartig aufzuschreiben und diese Ihnen zum Ende der Sitzung zu überreichen (in diesem Fall sollten Sie die Studierenden nachträglich über die verschiedenen Rückmeldungen und Ideen informieren). das Diskussionsforum von Blackboard nutzen; eine Gruppe von Freiwilligen bilden, die nach der Veranstaltung mit Ihnen die Ergebnisse diskutiert. ABSCHLUSS: Schließen Sie das Gespräch, indem Sie den Studierenden sagen, was Sie für sich mitnehmen. Dies können, müssen aber keine direkten Schlussfolgerungen sein (wie z.b. dass Sie in Zukunft versuchen wollen, die Ziele und Anforderungen Ihrer Lehrveranstaltungen transparenter zu gestalten). Auch Denkanstöße, die Sie durch die Rückmeldungen bekommen haben, gehören dazu. Selbstverständlich bleibt es Ihnen überlassen, welche Konsequenzen Sie aus den Rückmeldungen und der Ergebnisdiskussion ziehen: Sie entscheiden, was für Sie wichtig und hilfreich ist. SEITE 5 6
Ziel der studentischen Rückmeldungen ist es nicht, den Studierenden alle ihre Wünsche zu erfüllen, sondern eine Feedbackkultur zu etablieren, in der die gemeinsame Verantwortung für das Gelingen von Lehre sichtbar und gelebt wird. NACHBEREITUNG: Notieren Sie sich die wichtigsten Rückmeldungen und Ideen, die Sie aus diesen gezogen haben. Inwiefern können und möchten Sie diese in die Gestaltung Ihrer (zukünftigen) Lehrveranstaltungen einbeziehen? Gibt es Dinge, die Sie anders machen möchten? Können Sie diese anders machen? Überlegen Sie sich, ob Sie den Studierenden die Ergebnisse aus der studentischen Lehrveranstaltungsbewertung und aus der sich anschließenden Diskussion zugänglich machen wollen. Möglicherweise mögen Sie auch Ihre Rückschlüsse und Konsequenzen aus dem Austausch kommunizieren? Dies kann in der Form eines schriftlichen Statements passieren, aber auch im Gespräch mit Ihren Studierenden. LITERATURHINWEISE Auferkorte-Michaelis, Nicole/Selent, Petra: Feedback-Evaluation in Lehrveranstaltungen als dreistufiges Verfahren. In: Behrendt, Brigitte et. al; Neues Handbuch Hochschullehre (o.j.) Bastian, Johannes et al. (2007): Feedback-Methoden. Erprobte Konzepte, evaluierte Erfahrungen. Weinheim und Basel Universität Zürich, Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik: Lehrevaluation im Dialog. Vorschläge zur Gestaltung der Ergebnisdiskussion mit den Studierenden. http://www.afh.unizh.ch WEITERE FRAGEN? STABSTELLE INTERNE FORTBILDUNG UND BERATUNG (IFB) Gebäude SH 1/136 Universitätsstraße 150, 44801 Bochum DOROTHEA GIESELMANN Fon +49 (0)234 32-22140 Fax +49 (0)234 32-14565 Dorothea.Gieselmann@uv.rub.de SEITE 6 6