Eva KARNER Volker MAUERHOFER Andreas RANNER Reports R-144 Handlungsbedarf für Österreich zur Erfüllung der EU-Vogelschutzrichtlinie 2. aktualisierte Auflage Wien, 1997 Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie
Projektkoordination Monika Paar (Umweltbundesamt) Autoren Eva Karner, Volker Mauerhofer, Andreas Ranner (BirdLife Österreich) Textbearbeitung Uschi Duhms (Umweltbundesamt) Übersetzung Margit Hengsberger Eine Studie im Auftrag der Republik Österreich, vertreten durch das Umweltbundesamt und die Länder Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Wien. Impressum 1. Auflage: 1996 2. aktualisierte Auflage: 1997 Medieninhaber und Herausgeber: Umweltbundesamt, Spittelauer Lände 5, A-1090 Wien Druck: Riegelnik, 1080 Wien Umweltbundesamt, Wien, 1997 Alle Rechte vorbehalten (all rights reserved) ISBN 3-85457-375-8
HANDLUNGSBEDARF FÜR ÖSTERREICH ZUR ERFÜLLUNG DER EU-VOGELSCHUTZ-RICHTLINIE Eine Studie im Auftrag der Republik Österreich, vertreten durch das Umweltbundesamt und die Länder Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Wien von Mag. Eva Karner Mag. Volker Mauerhofer Dr. Andreas Ranner BirdLife Österreich
Umweltbundesamt/Federal Environment Agency i ZUSAMMENFASSUNG Handlungsbedarf für Österreich zur Erfüllung der EU-Vogelschutz-Richtlinie Mit dem Beitritt zur Europäischen Union hat sich Österreich auch zur Umsetzung der EU-Richtlinien im Naturschutz verpflichtet. Die Richtlinie 79/409/EWG vom 2. April 1979 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (Vogelschutz- Richtlinie) stellt neben der Richtlinie 92/43 EWG vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (FFH- Richtlinie) ein wesentliches Element der gemeinschaftlichen Naturschutzpolitik dar. Die vorliegende Studie, die gemeinsam von den Bundesländern und dem Umweltbundesamt beauftragt wurde, zeigt auf, welche naturschutzpolitischen und rechtlichen Schritte zur Erfüllung der Vogelschutz-Richtlinie notwendig sind und beschreibt die künftigen Prioritäten im Bereich des Vogelschutzes in Österreich. Die Studie gliedert sich in 5 Teilbereiche, die im wesentlichen die Themenschwerpunkte Artenschutz, Gebietsschutz, Forschungsbedarf sowie jagdliche und rechtliche Aspekte behandeln. Anhang I der Richtlinie listet jene Arten auf, für die besondere Schutzmaßnahmen gefordert werden. Mit der Dokumentation von Status, Bestand, Lebensraumansprüchen, Gefährdungsursachen und Schutzmaßnahmen wird der österreichische Handlungsbedarf für diese Arten dargelegt. Es folgt eine Liste von Arten, die nicht in Anhang I aufscheinen, deren Gefährdungsstatus in Österreich aber ebenfalls besondere Schutzmaßnahmen rechtfertigt. Zwei davon, Rotfußfalke und Sakerfalke, sind erst durch den Beitritt Österreichs zu Brutvögeln der Europäischen Union geworden und sollten aufgrund ihrer kritischen Situation in den Anhang I eingebracht werden. Eines der wichtigsten Mittel zur Erreichung der Ziele der Vogelschutz-Richtlinie ist der Gebietsschutz, und zwar die Einrichtung von Sonderschutzgebieten (Special Protection Areas - SPAs). Mit der Studie Important Bird Areas in Österreich (UBA-Monographien Band 71) liegt dazu bereits eine vollständige Liste der auszuweisenden Gebiete aus der Sicht des Vogelschutzes vor. In der vorliegenden Arbeit werden die von den österreichischen Bundesländern vorgeschlagenen Natura 2000-Gebiete den Important Bird Areas in einer Bilanz gegenübergestellt. Weiters werden für jedes Bundesland getrennt die Prioritäten im Arten- und Lebensraumschutz inner- und außerhalb von Schutzgebieten aufgelistet und diskutiert. Artikel 7 und 8 der Vogelschutz-Richtlinie regeln die Jagd in dem Sinne, daß nur eine vernünftige und nachhaltige Nutzung von Vögeln möglich sein soll. Das schließt eine Einschränkung der Bejagung auf bestimmte Vogelarten (angeführt
ii EU-Vogelschutz-Richtlinie in den Anhängen II/1 und II/2) und ein Verbot der Bejagung während des Heimzuges sowie während der Brutzeit mit ein. Zwei Phasen, in denen Vogelpopulationen naturgemäß besonders verwundbar sind. Diese Vorgaben werden den zur Zeit in den österreichischen Bundesländern gültigen Schußzeiten gegenübergestellt und die bestehenden Widersprüche aufgezeigt und diskutiert. Dazu zählt beispielsweise die Bejagung der Waldschnepfe während des Heimzuges und die Balzjagd auf Birk- und Auerhahn. Darüber hinaus werden die österreichischen Jagdgepflogenheiten mit den Bestimmungen in den übrigen EU- Mitgliedsstaaten verglichen. Als Schwerpunkt im Forschungsbedarf sind etwa die Installierung von Monitoringprogrammen für durchziehende und brütende Arten und Untersuchungen zu Auswirkungen der Jagd auf Vogelbestände zu nennen. Der letzte Teil der Studie beleuchtet die rechtlichen Aspekte der Umsetzung. Jeder einzelne Artikel der Vogelschutz-Richtlinie wird unter Heranziehung bisheriger Entscheidungen und Feststellungen des Europäischen Gerichtshofes und der Europäischen Kommission näher erläutert. Der Anhang enthält eine Checkliste, anhand derer der Umsetzungsbedarf in den Bereichen Naturschutz, Jagd und Fischerei übersichtlich dargestellt wird, sowie den Text der Richtlinie mit den entsprechenden Anpassungen, die sich aufgrund des Beitritts Österreichs ergeben haben. SUMMARY Austria must take action to fulfil the EU directive on bird protection Austria's entry into the European Union means that EU legislation has become binding. As far as bird protection is concerned important decisions are the Council directive 79/409/EEC of April 2, 1979 on the conservation of wild bird species (bird protection directive) and the Council directive 92/43/EEC on May 21, 1992 on the conservation of natural habitats and wild fauna and flora (FFH directive). The present study shows which conservation and legal steps have to be taken in order to fulfill the bird protection directive and, at the same time, to set priorities for Austria. Appendix I lists those species for which special protection measures have been demanded. Documentation of status, population size, habitat requirements, causes of endangerment and protection measures for these species show that Austria has to take action for species preservation. The list is followed by another list of species which are not included in appendix I but which are endangered in
Umweltbundesamt/Federal Environment Agency iii Austria and, therefore, also justify taking special protection measures. Two of these species, the red-footed falcon and the saker have been breeding birds in the European Union only since Austria's entry; they should be included in appendix I because they are seriously endangered. One of the most important means of reaching the aims of the bird protection directive is area protection, ie. the setting up of special protection areas (SPAs). The study "Important Bird Areas in Austria" (monograph, volume 7) provides a complete list of areas, in which bird protection would be vital. The present paper compares the "Important Bird Areas" with the "Natura 2000" areas, proposed by the Austrian provinces. Moreover, priorities for species and habitat protection within and outside the protection areas are listed and discussed for each of the provinces. Further emphasis is put on neceassary changes in hunting regulations, the priority to carry out more research as well as ways of dealing with other species. Article 7 and 8 of the bird protection directive regulates hunting: only sensible and sustainable use of birds is allowed. The articles include a limitation on hunting for certain bird species (listed in appendices II/1 and II/2) as well as a prohibition of hunting during bird migration and the breeding season; two periods of time in which bird populations are highly vulnerable. These proposals are compared with the shooting seasons valid in the Austrian provinces, and existing contradictions are shown and discussed. Among the contradictions are the hunting of the woodcock during their migration period and the shooting of the black grouse and the capercaillie during their mating period. The Austrian hunting practices are also compared with regulations in other EU countries. Research should concentrate, among other things, on the introduction of monitoring programmes for migrating and breeding species and on surveys of the effects of hunting on bird populations. Finally, the legal aspects of implementing the directive are examined. Each article of the bird protection directive is commented on in greater detail taking into consideration previous decisions and declarations of the European Court of Justice and the European Commission. A checklist is enclosed in the appendix clearly showing in which fields action has to be taken (nature conservation, hunting and fishery).