Wirtschaftstrends Jahresmitte 2015 - VR China

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Transkript:

22.06.2015 Wirtschaftstrends Jahresmitte 2015 - VR China Verfasserinnen: Stefanie Schmitt, Corinne Abele (Mai 2015) Beijing (gtai) - Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wächst so langsam wie seit 1990 nicht mehr. Für 2015 rechnet die Regierung mit einem realen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 7% - immerhin ein beachtlicher Wert. Die Regierung will weg vom bisherigen quantitativen und investitionsgetriebenen Wachstum, setzt aber erneut auf massive Infrastrukturinvestitionen. Speziell der Export taugt derzeit nicht als Wachstumslokomotive. Die Importschwäche bekommen zunehmend deutsche Lieferanten zu spüren. Inhalt 1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Investitionen Konsum Außenhandel 2 Branchen im Überblick Maschinen- und Anlagenbau Kfz-Industrie Chemie Bauwirtschaft Elektrotechnik/Elektronik Informations- und Kommunikationstechnik Umwelttechnik Medizintechnik Tourismus Textil und Bekleidung Ernährungswirtschaft und Nahrungsmittelindustrie 1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Die neue chinesische Regierung steuert die Wirtschaft um - weg von rein quantitativen Wachstumszielen hin zu mehr Nachhaltigkeit und Qualität. Gründe sind unter anderem landesweite erhebliche Umweltschäden sowie gewaltige Überkapazitäten in verschiedenen Branchen. Die "neue Normalität" geht einher mit im Vergleich zur Vergangenheit deutlich geringeren Zuwachsraten. Doch selbst 2014 wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch um real 7,4%. Für 2015 sind 7,0% anvisiert und wurden zumindest im 1. Quartal erreicht. Doch es deuten einige Konjunkturdaten darauf, dass das Wachstumsziel verfehlt werden könnte. In der Folge schraubte der IWF seine Prognose auf 6,8% herunter. Allerdings wäre dies absolut gerechnet bei einem BIP von umgerechnet rund 7.775 Mrd. Euro - zum Vergleich Deutschland 2.904 Mrd. Euro - immer noch ein ganz erheblicher Betrag.

Immerhin erscheint die Dynamik im Einklang mit den Regierungszielen: So verliert die Produktion energieintensiver und umweltschädlicher Industriegüter an Bedeutung und die Dienstleistungsbranche etabliert sich zunehmend als treibende Kraft. Ablesen lässt sich dies an den Beiträgen der drei Sektoren zum BIP: 2014 waren Dienstleistungen für 48,2% des BIP verantwortlich, die Industrie für 42,6% und der Primärsektor für 9,2%. Allerdings scheint es, als habe die Politik "Angst vor der eigenen Courage" bekommen. Vor allem mit Blick auf den schwächelnden Bausektor unterstützt die Regierung den Wohnungsbau. Im März 2015 kündigte Premierminister Li Keqiang an, das staatliche Investitionsbudget für Infrastruktur auf 477,6 Mrd. RMB aufzustocken. China setzt damit weiter auf hohe staatliche Infrastrukturinvestitionen, auch wenn, um die absehbaren Finanzlücken zu füllen, verstärkt Dritte in Form von Public-Private-Partnership (PPP)-Modellen mit ins Boot geholt werden sollen. In der Tat steckt das Regime vor einer schwierigen Situation. Einerseits ist es sich der strukturellen Probleme durchaus bewusst, andererseits braucht es zusätzliches Wachstum zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Einkommen, um sozialen Konflikten zu begegnen und die eigene Machtposition zu sichern - besonders jetzt, da auch die Exporte nicht mehr so verlässlich zulegen wie in der Vergangenheit. MKT201506228011.15 Wirtschaftliche Eckdaten Indikator 2013 2014 Vergleichsdaten Deutschland 2014 *) BIP (nominal, Mrd. Euro) 6.919 7.775 2.904 BIP pro Kopf (Euro) 5.097 5.683 35.237 Bevölkerung (Mio.) 1.361 1.368 80,9 Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 Euro = x RMB) 8,222 8,186 - *) Daten teilweise revidiert

Quellen: National Bureau of Statistics of China (NBS), Statistisches Bundesamt Investitionen Das Wachstum der Investitionen in Sachanlagen (Fixed Assets) hat sich im 1. Quartal 2015 weiter abgeschwächt (13,5 gegenüber 15,7% im Gesamtjahr 2014). Allerdings erlebten Investitionen aus dem Ausland einen unerwarteten Aufschwung. Diese waren 2014 nur um 1,7% gestiegen, gingen jedoch in den ersten drei Monaten 2015 um 11,3% nach oben. Investitionen aus der EU erhöhten sich sogar um 30,5%, solche aus Deutschland um 26,4%. Weltweit flossen 34,9 Mrd. US$ nach China (darunter aus der EU: 2,0 Mrd. und aus Deutschland: 550 Mio. $). Zugleich gingen die chinesischen Auslandsinvestitionen ebenfalls um satte 29,6% auf 25,8 Mrd. $ in die Höhe. Wie die politische Führung im März 2015 betonte, soll die weitere Eröffnung von Freihandelszonen und Innovationen das wirtschaftliche Wachstum stärker vorantreiben. Im April eröffneten nach dem Muster der 2013 etablierten Freihandelszone in Shanghai drei weitere Zonen in Guangdong, Tianjin und Fujian. Auf den ersten Blick scheint die Ansiedlung für ausländische Firmen interessant, da diese hier in einigen Branchen anders als im Rest der Volksrepublik ohne chinesischen Partner tätig werden können. In der Praxis gibt es weiterhin zahlreiche Beschränkungen. Ausgewählte Großprojekte Projekte Sozialwohnungsbau 2011 bis 2015 (36 Mio. Wohnungen) Geschätztes Investitionsvolumen circa 4,8 Bill. RMB Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen zur Energieeinsparung und Emissionsminderung in Kohlekraftwerken 2014 bis 2020 k.a. 2020: Durchschnittlicher Kohleverbrauch bei bestehenden Anlagen wen 600 MW: Kohleverbrauch weniger als 300 g Koh Hebei Tangshan Caofeidian Industriegebiet 2015: insgesamt 212 Projekte mit einem Investitionsvolumen von jeweils über 100 Mio. RMB; Gesamtinvestitionsvolumen 371,9 Mrd. RMB, darunter 183 Industrieprojekte mit einer Gesamtinvestitionssumme von 316,9 Mrd. RMB Baubeginn 2003; bis Ende 2013 wurden über 300 Mrd. RMB investiert (da 100 Mio. RMB weitergeführt oder neu angestoßen; Gesamtinvestitions (davon 54 laufende Projekte mit einer Investitionssumme von 67,8 Mrd. R Stromerzeugung, Chemie, Maschinen- und Anlage http://www.tangsh "Jingbei Yungu" Cloud- Computing Industriebase für Datenverarbeitung in Zhangjiakou, Provinz Hebei, für 500.000 Server circa 10 Mrd. RMB August 2014: Rahmenvereinbarung zwischen Beijing und Hebei Eisenbahnbau in der Provinz Zhejiang 2014 bis 2017 mit insgesamt 16 Projekten (Gesamtlänge 1.500 km) 135 Mrd. RMB Bis Ende 2014 wurden insgesamt vier P

Beijing New Airport (Phase I) Jahreskapazität 2025: 72 Mio. Passagiere und 2 Mio. t Waren; gebaut werden vier Start- beziehungsweise Landebahnen; Parkgelände für insgesamt 150 Passagierflugzeuge und 24 Frachtflugzeuge sowie weitere 14 Plätze zur Flugzeugwartung; Terminals mit einer Gesamtfläche von 700.000 qm circa 80 Mrd. RMB X0y2YIBkb9kE3HlLXIvoxSNW5BbDZFGry49SigBCoxmZiRYiMpUAun Bau von zwei Wechselstrom- Ultrahochspannungsleitungen (Huainan-Nanjing-Shanghai sowie Xilingol-Shandong) und einer Gleichstrom- Ultrahochspannungsleitung (Ningdong-Zhejiang), Gesamtkapazität 43 Mio. KVA beziehungsweise 43 GVA 68,3 Mrd. RMB Bauvorhaben von State Gri Anlagenmodernisierung für Sekundärwasserversorgung in Städten der Provinz Jilin 2014 bis 2016 13 Mrd. RMB 2014 wurden provinzweit 1.860 Anla Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen Potenzielle Investoren und Unternehmen, die in die VR China exportieren wollen, sollten bei ihrer Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen:

MKT201506228011.16 MKT201506228011.14 Konsum Der Konsum trug 2014 mit 51,2% über die Hälfte zum BIP-Wachstum bei und lag somit wie politisch gewünscht über dem Anteil der Investitionen (48,6%). Das verfügbare Einkommen pro Kopf stieg auf 20.167 RMB (+10,1% zum Vorjahr). Trotzdem reicht der private Konsum noch nicht aus, um die nachlassende Baukonjunktur auszugleichen. Grund ist das unzureichende soziale Sicherungssystem. Zwar wurden in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen beim Aufbau eines landesweiten Krankenversicherungs- und

Rentensystems unternommen, doch die Skepsis ist nach wie vor groß. Zu diesem strukturellen Problem kommen derzeit die hohe Unsicherheit über die Entwicklung der Immobilienmärkte und nicht zuletzt die schwächere Lohnentwicklung, die viele chinesische Verbraucher vorsichtiger agieren lassen. Folglich nahmen die Einzelhandelsumsätze 2014 nur noch um 12,0% auf 26,2 Bill. RMB zu - der niedrigste Anstieg seit 2003. Darin enthalten sind die enormen Wachstumsraten des Onlinehandels, der allein im 1. Quartal 2015 um 41,0% expandierte. Außenhandel Chinas Außenhandel bleibt hinter den Erwartungen zurück. In den ersten drei Monaten wuchsen die Exporte lediglich um 4,7% zum Vorjahr. Gründe sind das schwache Wachstum in wichtigen Abnehmerregionen sowie die speziell gegenüber dem Euro starke Währung, die die Ausfuhren deutlich verteuert. Allein in den ersten drei Monaten 2015 wertete der RMB zum Euro im Vergleich zum Jahresdurchschnittskurs 2014 um 17,8% auf. Die Importe fielen im selben Zeitraum sogar um 17,6%. Neben den niedrigen Rohstoffpreisen spiegeln die Werte auch die niedrigere Binnennachfrage wider. Für 2015 ist mit einer leichten Erholung bei den Exporten aufgrund steigender Nachfrage in den USA zu rechnen. UBS prognostiziert ein Exportplus von 5,5%. Die Importe sollen angesichts wieder leicht anziehender Rohstoffpreise und der Konjunkturmaßnahmen nur noch ein Minus von 4,0% erreichen. Auch der bilaterale Handel bleibt von den Entwicklungen nicht unberührt: Nach chinesischer Zollstatistik verringerte sich die Nachfrage nach Waren aus Deutschland um 6,4% auf 21,5 Mrd. $, die Lieferungen nach Deutschland stiegen um 2,6% auf 16,4 Mrd. $. Außenhandel der VR China (in Mio. US$; reale Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %) 2013 1) 2014 Veränderung 2014/2013 Importe 1.952.480 1.960.290 0,4 Exporte 2.208.057 2.342.748 6,1 Handelsbilanzsaldo 255.577 382.458 49,6 1) teilweise revidiert Quelle: China Monthly Exports & Imports; China Statistics Yearbook 2013, 2014 Einfuhr nach Warengruppen (in Mio. US$; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %) SITC Warengruppe 2013 2014 Veränderung 2014/2013 0 Nahrungsmittel/lebende Tiere 41.699 46.823 12,2 5 Chemische Erzeugnisse 190.298 193.374 1,2.51 Organische Chemikalien 66.205 60.800-8,2.54 Arzneimittel 16.216 19.094 17,7.57 Kunststoffe in Primärformen 55.146 57.608 4,5 6 Vorerzeugnisse 148.292 172.418 16,6.67 Eisen/Stahl 21.443 22.475 4,8 7 Maschinen und Fahrzeuge 710.350 724.451 2,0.71 Kraftmaschinen 23.453 24.452 4,2

.72 Arbeitsmaschinen 35.197 38.577 9,9.74 Maschinen für verschiedene Zwecke 49.765 52.449 5,4.77 Elektrische Maschinen 356.842 346.360-2,9.78 Kraftfahrzeuge 73.971 89.376 20,8 8 Fertigerzeugnisse 139.011 139.843 0,5.87 Mess-, Prüf- und Kontroll-instrumente, -apparate und - geräte 88.010 85.586-2,6 Quelle: China Monthly Exports & Imports 2 Branchen im Überblick Die Signale aus der Industrie deuten - von Ausnahmen wie der Nahrungsmittelerzeugung abgesehen - auf eine verhaltene Stimmung. So hat das Schwächeln der Bauwirtschaft große Folgen für die Gesamtökonomie. Doch auch in der Kfz-Industrie läuft es nicht mehr so rund wie in den Vorjahren. Nicht grundlos zeigte der HSBC Purchasing Managers' Index (PMI) im April 2015 den schärfsten Einbruch seit einem Jahr und fiel auf 48,9 (Werte unter 50 stehen für eine rückläufige Industrieproduktion). Davon abweichend sah der offizielle NBS-Einkaufsmanagerindex mit 50,1 aber noch eine leichte Expansion. In der Tat war die Industrieproduktion im 1. Quartal 2015 um 6,4% gestiegen. Deutlich besser sieht es in der Dienstleistungsbranche, beispielsweise im Tourismus, aus. Maschinen- und Anlagenbau Branchenkenner gehen für den Maschinenbau im Gesamtjahr 2015 von einem Umsatzplus um 4 bis 5% aus. Dabei wird eine große Bandbreite in den verschiedenen Segmenten erwartet. Während die Lage im Bausektor schwierig bleibt und auch der Absatz von Baumaschinen im Jahresverlauf weiter schrumpfen dürfte, sorgt die Modernisierung der Landwirtschaft weiterhin für hohen Bedarf an Agrar- sowie Nahrungsmittel- und -verpackungsmaschinen. Aus Deutschland stieg in den ersten beiden Monaten 2015 die Einfuhr in den zwei Sparten um 41,4% respektive 24,6%; der Werkzeugmaschinenimport legte hingegen um "nur" 10,8% zu. Insgesamt ist 2015 ein stagnierendes bis flaches Wachstum der Maschinenimporte aus Deutschland zu erwarten. Für Impulse dürfte der wachsende Automatisierungsdruck sorgen. Kfz-Industrie Die "neue Normalität" hat Chinas Kfz-Branche 2015 erreicht. Die Kfz-Produktion legte im 1. Quartal 2015 um 5,4% zu; im Gesamtjahr wird ein Wachstum von 6,0 bis 8,0% erwartet. Getragen wird es durch die Pkw-Sparte, im Lkw-Segment droht erneut ein Rückgang. Das Premium-Pkw- Segment dürfte sich auch 2015 überdurchschnittlich entwickeln, sodass deutsche Autobauer und Zulieferer zuversichtlich sind. Sie müssen sich 2015 jedoch auf Neuregulierungen des Marktes einstellen. Zu diesen zählen unter anderem die schrittweise Legalisierung von Parallelimporten sowie das Schaffen eines unabhängigen Aftermarkets. Die chinesische Regierung setzt weiterhin auf E-Mobilität und unterstützt Hersteller sowie Kunden mit finanziellen Anreizen. Die Produktion von E-Fahrzeugen dürfte 2015 deutlich steigen. Chemie Chinas petrochemische und chemische Branche ist 2015 schlecht gestartet. Ihr Umsatz ging im 1. Quartal um 7,3% auf rund 2,93 Bill. RMB zurück; die Gewinne brachen nach Angaben der China Petroleum and Chemical Industry Federation im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 43,1% ein. Der Branche macht der niedrige Rohölpreis zu schaffen; noch sind teuer eingekaufte Vorprodukte

auf Lager. Ob das vom Ministry of Industry and Information Technology (MIIT) für 2015 ausgegebene Umsatzplus von rund 8% erreicht werden wird, bleibt abzuwarten. Hauptproblem im Bereich Basischemie und Agrarchemie sind Überkapazitäten. Gleichzeitig besteht in anderen Bereichen wie Spezialchemie hohe Importnachfrage. Chinas Chemieeinfuhr stieg 2014 um 1,4%; Lieferungen aus Deutschland legten mit 11% deutlich stärker zu. Bauwirtschaft Der Abwärtstrend in der Baubranche setzt sich fort. Maschinen- und Bauzulieferer leiden unter der geringen Nachfrage. Ein allgemeiner Preisverfall bei Immobilien blieb aber bislang aus. Dramatisch stellt sich die Situation bei den neu begonnenen Bauprojekten dar. Abgesehen von Überkapazitäten wirkt die Antikorruptionspolitik der Regierung dämpfend. Positive Impulse kommen dagegen von der anhaltenden Urbanisierung. Überdies hat die Politik erste Stützungsmaßnahmen für den Wohnungsbau ergriffen. So wurden die Kreditzinsen gesenkt. Als weitere Maßnahme - speziell zur Schaffung neuer Absatzmärkte und Investitionsmöglichkeiten für den eigenen Bausektor - wird die von der chinesischen Regierung initiierte Gründung der Asiatischen Infrastrukturinvestmentbank (AIIB) gesehen. Elektrotechnik/Elektronik Die Aussichten für Chinas Elektronikbranche sind bei anhaltender stabiler Nachfrage der Bereiche Haushaltselektronik, Kfz sowie Industrieelektronik gut. So stieg der Umsatz elektronischer Komponenten im 1. Quartal 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9%. Die Branche profitiert von den neuen "Smart"-Trends sowie vom steigenden Automatisierungsbedarf in der Industrie. Dabei bleibt sie bei hochwertigen Komponenten auf das Ausland angewiesen. China baut seine Fertigungskapazitäten in Segmenten wie Leiterplatten- und Bestückungstechnik oder Packaging nach und nach aus, kann den eigenen Chipbedarf jedoch bei Weitem nicht decken. Die Regierung fördert daher die inländische Halbleiterindustrie. Für 2014 bis 2017 sollen private und staatliche Investitionen von rund 117 Mrd. $ vorgesehen sein. Informations- und Kommunikationstechnik Chinas IKT-Branche ist für 2015 bescheiden optimistisch. Zwar sank im 1. Quartal 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum sowohl das Produktionsvolumen von Handys (-1,6%), Basisstationen für den Mobilfunk (-9%), von PC (-12,8%) als auch Notebooks (-7,5%), doch der wertmäßige Umsatz stieg sowohl für Kommunikationsausrüster als auch die Computerbranche um 12,5 beziehungsweise 4,2%. An Bedeutung gewinnt der Binnenmarkt, dessen Anteil am gesamten IKT-Absatz im Februar 2015 erstmals über der 50%-Marke lag. Der mobile Internetzugang wird immer wichtiger. Rund 12,6% und damit 162 Mio. der insgesamt vertraglich registrierten 1,3 Mrd. Handynutzer in China verfügten Ende März 2015 bereits über 4G-Smartphones und 475,9 Mio. über 3G-Smartphones. Bereits 858 Mio. Internetnutzer gingen mobil ins Internet. Umwelttechnik Umweltschutz steht 2015 ganz oben auf Chinas Regierungsagenda. Seit 1.1.15 ist das neue Umweltschutzgesetz in Kraft, dem das Verursacherprinzip zugrunde liegt. Nach dem Aktionsplan zur Luftreinhaltung, wurde am 16.4.15 der Aktionsplan zur Wasserreinhaltung erlassen, der unter anderem die Senkung von Importtarifen auf Anlagen und Komponenten zur Abwasserreinigung vorsieht. Im Fokus des Plans stehen zehn stark Wasser verschmutzende Industrien, vornean Textilendverarbeitung und Färbereien, die Pappe- und Papierherstellung sowie einige Bereiche der chemischen Industrie. Zum 1.7.15 treten in sechs Industrien (unter anderem Textilherstellung und Petrochemie) neue Abwassernormen in Kraft. Deutsche Lösungsanbieter erwarten daher erhöhte industrielle Nachfrage im Jahresverlauf.

Medizintechnik (abs)china investiert gewaltige Summen in den Um- und Ausbau seines Gesundheitswesens. Dabei setzt die Regierung auf ausländisches Know-how und hat Bau und Betrieb von Krankenhäusern schrittweise für ausländische Investoren geöffnet. Andererseits erschweren neue Regulierungen den Marktzugang für ausländische Medizintechnik bei gleichzeitiger Unterstützung der inländischen Branche. Erstmals sank 2014 der Anteil ausländischer Produkte in einigen Segmenten, so das Marktforschungsunternehmen BMI. Die Importe stiegen um 6,9% auf 12,5 Mrd. $, nachdem sie 2013 noch um 13,4% zugelegt hatten. BMI geht von einer durchschnittlichen Marktwachstumsrate von 15,7% bis 2018 aus. Der chinesische Markt für Medizintechnik ist hinter Japan der zweitgrößte Asiens. (abs) Tourismus Der chinesische Tourismusmarkt boomt. Zwar sank die Zahl der ausländischen Gäste 2014 um 1% auf circa 128,0 Mio., die Umsätze legten jedoch um 11% auf 3,3 Bill. RMB zu. Nicht zuletzt die Umweltverschmutzung schreckt viele ausländische Besucher ab. Dagegen erkunden immer mehr Chinesen das eigene Land: Die Zahl der inländischen Touristen stieg 2014 auf rund 3,6 Mrd. (+10,0% zum Vorjahr), die Umsätze nahmen um 16,3% auf 3,1 Bill. RMB zu. Für 2015 wird ein Umsatzplus von insgesamt 11% auf knapp 3,7 Bill. RMB erwartet. Laut Mitteilung der nationalen Tourismusbehörde vom Januar 2015 sollen in den kommenden drei Jahren etwa 490 Mrd. $ in den Sektor investiert werden. Nach Angaben des World Economic Forums rückte die VR China 2015 innerhalb von zwei Jahren von Rang 45 auf Rang 17 vor. Textil und Bekleidung Die chinesische Textil- und Bekleidungswirtschaft entwickelt sich immer noch positiv. Die über 100.000 Firmen erwirtschafteten 2014 mit ihren rund 9,4 Mio. Beschäftigten ein Umsatzplus von 6,4% auf 5,8 Mrd. RMB. Die Gewinne stiegen um 6,1% auf 331,3 Mrd. RMB. Für den 13. Fünfjahresplan (2016 bis 2020) erwarten die Firmen ein verlangsamtes, aber stabiles Wachstum leicht unterhalb der BIP-Entwicklung. Doch die Branche steht an einem Wendepunkt. Die traditionellen Wettbewerbsvorteile, günstige Löhne, preiswerte Massenfertigung, niedriger Wechselkurs, schwinden. Die Produktivität muss massiv erhöht werden. Zum schwierigeren Export kommt der anspruchsvollere Inlandsmarkt. Ohne hohe Investitionen sind die Herausforderungen nicht zu meistern. Deutsche Maschinenhersteller sehen daher gute Absatzchancen. Ernährungswirtschaft und Nahrungsmittelindustrie Die VR China ist einer der international größten und wachstumsstärksten Absatzmärkte für die Ernährungsindustrie: 2014 erwirtschaftete die heimische Branche fast 10,9 Bill. RMB, 8,0% mehr als im Vorjahr. Die Importe stiegen um 7,4% auf rund 108 Mrd. $. Aus Deutschland kommen insbesondere Milch und Bier, ansonsten sind deutsche Erzeugnisse - nicht zuletzt aufgrund zahlreicher nicht-tarifärer Handelshemmnisse deutlich unterrepräsentiert. Nachfrage gäbe es. Mit steigenden Einkommen geben die Verbraucher mehr Geld für "bessere" Kost aus. Das Thema Lebensmittelsicherheit spielt dabei eine wichtige Rolle. Zum 1.10.15 tritt ein neues, schärferes Gesetz zur Lebensmittelsicherheit mit höheren Strafen in Kraft. Allerdings überwiegt unter Verbrauchern bislang die Skepsis mit Blick auf die Umsetzung. Downloads Download als Broschüre

(PDF, 774,5 KB) Dieser Artikel ist relevant für: China Nahrungs- und Genussmittel, allgemein, EDV-, Telekommunikationsdienstleistungen, allgemein, Bauwirtschaft, allgemein, Textilien, Bekleidung, Leder, allgemein, Umweltschutz, Entsorgung, Klimaschutz, allgemein, Chemische Industrie, allgemein, Medizintechnik, allgemein, Maschinenund Anlagenbau, allgemein, Wirtschaftslage, -entwicklung, allgemein, Sozialprodukt / Volkseinkommen / BIP / BSP, Außenhandel / Struktur, allgemein, Straßenfahrzeuge, allgemein, Abfallentsorgung, Recycling, Konjunktur, allgemein, Elektronik, allgemein, Konsum / Konsumentenverhalten, Tourismus / Hotels / Gastgewerbe, allg., Telekommunikations- u. Navigationstechnik (inkl. Mobilfunk) KONTAKT Christina Otte 0228/24993-323 Ihre Frage an uns DOWNLOADS Download als Broschüre (PDF, 774,5 KB) http:// www.gtai.de/gtai/navigation/de/trade/maerkte/wirtschaftsklima/ wirtschaftstrends,t=wirtschaftstrends-jahresmitte-2015--vr-china,did=1264170.html Datum: 07.07.2015 2015 Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.