Kommando Heer THESENPAPIER II

Ähnliche Dokumente
Heiko Borchert (Hrsg.) Vernetzte Sicherheit Leitidee der Sicherheitspolitik im 21. Jahrhundert

Wie die Digitalisierung die Energiewelt (r)evolutioniert

Transformation bestehender Geschäftsmodelle und -prozesse für eine erfolgreiche Digitalisierung

Global Institute for Digital Transformation

Was ist falsch an diesem Bild

Industrie 4.0 Quick Scan Tool. HTZ-Praxiszirkelt Industrie 4.0, , Brugg

RUAG ARANEA Communication Expert. We guarantee fast communication.

Stadtverwaltung Düsseldorf Digitale Strategie Digital - Smart - Transparent

Industrie 4.0 wie Sensoren, Big Data und 3D-Druck die Produktion und die Arbeit in der Fabrik verändern


Volkswirtschaftliche Potenziale von Industrie 4.0

ABSCHLUSSARBEIT (Bachelor/Master)

Unsere Führungsgrundsätze. Die Führungskräfte der Chiesi GmbH.

ista Smart Building Die intelligente Systemlösung für Mehrfamilienhäuser und große Liegenschaften

Transformation der IT mit Geschäftsfähigkeiten

Verstehen als Grundvoraussetzung für Industrie 4.0

Produktbaukästen entwickeln. Unsere Roadmap zum Erfolg

ERLEBEN SIE CONSULTING UND SOFTWARE IN EINER NEUEN DIMENSION!

Industrie 4.0 Ist der Einkauf gerüstet?

Digitale Transformation von Non-Profits wie digital fit ist der Dritte Sektor?

Migration IT-System der Bundeswehr

INFORMATIONEN ZU UNSEREM ANGEBOT DIGITALISIERUNG: KONKRET GREIFBAR MACHBAR

november ag Seminarbeschreibung Das projektfreundliche Umfeld Version August 2009 Status: Final

integrat Know-How und Lösungen für Industrie 4.0 und IoT

Kollaborative Ökonomie Potenziale für nachhaltiges Wirtschaften

MANUFACTURING WORLD Die Digitale Transformation in der Industrie. Relevant. Praxisnah. Informativ.

IT OUTSOURCING. Wie die IT durch Transparenz zum internen Dienstleister wird. Herford, , Steffen Müter

Arbeitsschutz in der 4.0-Welt

Mobilitätsmanagement und die schöne neue Welt der Industrie 4.0: Welche Veränderungen sind zu erwarten?

Die Cadolto Modulbau Technologie. Faszination Modulbau. cadolto Fertiggebäude Als Module gefertigt. Als Ganzes überzeugend.

Elektronische Kommunikation Jens Fromm. Berliner Verwaltungskongreß

Lernkultur 1.0. Strategie. Problem E-Learning. Nachhaltigkeit

Die Dynamik der Digitalisierung Und was sie für Wirtschaftsförderung bedeuten könnte. Forum Deutscher Wirtschaftsförderer. Berlin: 17.

Mittelstand- Digital. Strategien zur digitalen Transformation der Unternehmensprozesse

Industrialisierung bei offshore/nearshore SW-Projekten Erfahrungen, Trends und Chancen

Virtual Roundtable: Portale: Aktuelle Herausforderungen und Trends

Damit Ihre Innovationen Wirklichkeit werden.

2015 Zürich. Willkommen!

Industrie 4.0. Chancen & Herausforderungen. René Brugger, Swiss Technology Network

Enabler of the IT Factory

GEFMA FM-Excellence: Lösungen für Betreiberverantwortung im Facility Management

1. Allgemeines zum Lieferantenmanagement bei der InfraServ Knapsack Fazit zum Lieferantenmanagement bei der InfraServ Knapsack 8

Zukunft gestalten! Leitbild für die RHEIN-ERFT AKADEMIE

Komplexität als Chance nutzen

Digitale Fabrik mit Siemes PLM

Das Thüringer ClusterManagement (ThCM).

Kompetenzen für die moderne Arbeitswelt

Leitbild und Führungsgrundsätze der Stadtwerke Halle-Gruppe.

Digitale Geschäftsmodelle entwickeln und einführen

Whitepaper: Agile Methoden im Unternehmenseinsatz

Social Intrapreneurship Startup-Kultur Consumer Insights Shared Value Co-Creation Employer Branding Innovationsräume Rapid Prototyping

Strategie: Umgesetzt. München Mai 2014

DIGITAL SUCCESS RIGHT FROM THE START.

Entwicklung und Gestaltung wissensintensiver Dienstleistungen das Repertoire und Potenzial von Service Engineering

Digitalbonus Das neue Förderprogramm für KMU

Das Mentorenprogramm Gebündeltes Wissen gibt entscheidende Starthilfen

Das Büro im Wandel der Zeit.

2 Geschäftsprozesse realisieren

Fabrik der Zukunft Eine modulare Produktioninfrastruktur sichert Ihre Produktivitätssteigerungen. Stephan Guby Technologietagung 12.

Dr. Norbert Huchler. Arbeiten 4.0. Anforderungen an Digitalisierungsprozesse und Technikgestaltung. KAB-Bildungswerk, München,

19. Bundeskongress Effizienter Staat, Haushalt und Finanzen

Wahlprüfsteine der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin zur Landtagswahl 2016 in Mecklenburg-Vorpommern

Bilanzbasierte Unternehmensanalyse. Rating, Risikotragfähigkeit, Unternehmenswert. Stärken und Schwächen schnell erkennen

S1MPLICITY CHANGE ARCHITECTS. Hamburg

Digitalbonus Das neue Förderprogramm für KMU

Fenster- und Türtechnologie. Roto Lean Die Beratung für effiziente Fensterfertigung

INDUTEC Reine Perfektion!

ELHA-MASCHINENBAU Liemke KG

Big Data in der Medizin der Gegenwart: Welche Daten? welche Medizin? welche Gesellschaft? Sabine Maasen

Vorschlag der Bundesregierung

Unsere Vision zieht Kreise... Das Leitbild der NÖ Landeskliniken-Holding.

Der Nutzen von SAP NetWeaver Oder Wie sag ich s meinem Chef

Die Erweiterungslösung für Ihr bestehendes System: Sinteso Move

Das Herzstück. core nova entlastet. core nova verbindet. core nova automatisiert. core nova reduziert Aufwand

Architekturplanung und IS-Portfolio-

Einkaufsoptimierung als kritischer Erfolgsfaktor

RWE Service. lieferantenmanagement. Konzentration auf die Besten gemeinsam sind wir stark

Contentpepper Case Study. pv Europe Inhalte smart verwalten und monetarisieren mit einer neuen Multikanallösung basierend auf Contentpepper

Integrierte und digitale Managementsysteme

digital business solution Eingangspostverarbeitung

Verwaltung 4.0: Mit T-Systems schrittweise zum IT-Fundament auf Wolke 7. Dr. Michael Pauly, 17. ÖV-Symposium 2016, Aachen

Die Entwicklung der INNOVATIONSOFFENSIVE HOLZ beruht auf den Ergebnissen der Befragungen von Unternehmen aus der Holzbranche

Bastian Nowak. Warum? Wie? Wer? Wann? Handlungsempfehlungen für Ihre it-sicherheit. Roadshow: "Cybercrime Eine Bedrohung auch für KMUs"

Produkt-Entwicklung: Autobranche als Vorreiter Logistik entlang des PE-Prozesses, Systeme statt Bauteile

Drucken Sie noch oder sparen Sie schon?

Fortschritte bei der Digitalisierung in der Schweiz

BVG IT Fit für die Digitale Transformation!

Der neue Expertenstandard - Erhaltung und Förderung der Mobilität in der Pflege. Sarah Oswald, Christof Wiesmann

RWE Netzservice. RWE FM INFODIENST Regelwerksverfolgung im Facility Management.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

IT IM FOCUS. bes-systemhaus.de

Unternehmensstrukturen

digital business solution d.velop office intergration for SAP ERP

Technologiewandel und Digitalisierung. Chancen für den Verkehr

Leitbild Pflege Uniklinik Balgrist Forchstrasse Zürich Tel Fax

Einkaufspotenzialanalyse Leitfaden zur Kostensenkung und Gestaltung der Abnehmer-Lieferanten-Beziehung

B I D D I G I T A L E T B A H N. Deutsche Bahn und Big Data

UnternehmensLeitbild. Developing the future.

Nachteile: arbeitsplatzbezogene, isolierte Aufgaben Veränderungen sind schwer durchzusetzen hohe Redundanz von Aufgaben hoher Zeitaufwand und Kosten

EINZIGARTIGE VISUALISIERUNG UND MODELLIERUNG VON SERVICES IM SERVICE- KATALOG DES SAP SOLUTION MANAGER

Transkript:

Kommando Heer THESENPAPIER II Digitalisierung von Landoperationen

Autorenteam Kdo H II 1 (2) THESENPAPIER II Digitalisierung von Landoperationen

Digitalisierung von Landoperationen Das Dokument beschreibt die Digitalisierung DEU Landstreitkräfte (LandSK) als Voraussetzung für ihre Zukunftsfähigkeit mit Blick auf die kommenden Aufgaben und Aufträge, identifiziert Herausforderungen und leitet erste Empfehlungen für die Gestaltung des digitalen Wandels der LandSK ab. Die LandSK nutzen die Chancen und Möglichkeiten der digitalen Transformation Die Digitalisierung wirkt auf allen Ebenen und ist mit der einhergehenden Automatisierung und Autonomisierung einer der Megatrends der Zukunftsentwicklung. Vom digitalen Fortschritt geht große Innovationskraft aus. Den sich daraus ergebenden Veränderungen gilt es sich zu stellen und die sich ergebenden Potenziale zu nutzen, da die digitale Transformation über die Relevanz von Unternehmen, Organisationen und öffentlichen Institutionen entscheiden wird dies schließt die Streitkräfte ein. Dieser Argumentation folgend, wird auch das Heer eine konsequente digitale Vernetzung von LandSK und somit die Gestaltung der Digitalisierung der Streitkräfte vorantreiben. Es gilt, an den rasanten technologischen Entwicklungen teilzuhaben und von ihnen zu profitieren. Dadurch schaffen die LandSK die Voraussetzungen, um auch in Szenaren, die zunehmend von der Digitalisierung bestimmt werden auf einem neuen Gefechtsfeld erfolgreich operieren zu können. Digitalisierte LandSK begegnen den Anforderungen des neuen Gefechtsfeldes Das strategische Umfeld mit der Re-Fokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung verlangt von LandSK vor allem den hoch beweglich geführten Kampf gegen einen räumlich und zeitlich zahlenmäßig ggf. überlegenen und technologisch gleichwertigen Gegner. Auf dem neuen Gefechtsfeld hoch transparent und letal muss sich das Heer gegnerischen Stärken unter anderem in den Bereichen indirektes Feuer, moderne Gefechtsfahrzeuge, Anti Access and Area Denial (A2AD), Sensor-to-Shooter-Effektivität und Zeitkritikalität sowie Wirkung im Cyberraum stellen. Demgegenüber stehen bisher fragmentierte Kommando- und Führungsstrukturen, inhomogene Fähigkeiten in den Bereichen Führung, Aufklärung, Wirkung und Unterstützung (FAWU) und uneinheitliche, kaum miteinander vernetzte und standardisierte Führungs- und Informationssysteme. Vorhandende Schnittstellen bei eingeführten IT-Anwendungen basierend auf z. T. kommerziellen Lösungen (bspw. SASPF) werden nur eingeschränkt genutzt. Im Querschnitt betrachtet fehlt es an Interoperabilität auf allen Ebenen; dies schließt den multinationalen Bereich ein. Das Heer verfolgt deshalb die konsequente Digitalisierung aller Systeme und Prozesse der LandSK, da nur dadurch ein durchgängiger Verbund digitaler Datenverarbeitungs- und Datenübertragungssysteme geschaffen und letzten Endes nur damit ein zukunftsfähiges, interoperables System LandSK realisiert werden kann. Nur ein solches System kann vernetzt operieren. Vernetzung ist in einem rasant verlaufen- 4

den, hoch intensiven Gefecht die Voraussetzung für das Erreichen von Informationsüberlegenheit als Voraussetzung für Führungs- und Wirkungsüberlegenheit. In diesem Sinne nutzt das Heer die Digitalisierung, um robuste Fähigkeiten in den Bereichen Informationsüberlegenheit Führungsüberlegenheit Wirkungsüberlegenheit zu erlangen und diese weiter auszubauen. Mit der Einführung von IT-Services für mobile Elemente im Rahmen von MoTaKo und MoTIV wird langfristig die Grundlage für die durchgehende Digitalisierung gelegt. Damit erfolgt der Einstieg in eine grundlegende Standardisierung und Vernetzung der LandSK. Dies schafft die Voraussetzungen, um auch zukünftig auf Innovationen reagieren und diese jeweils zeitnah umsetzen zu können. Nur so kann das Heer an der hohen Innovationskraft der IT teilhaben und die digitale Transformation der LandSK befördern. Digitalisierte LandSK sind effizienter und effektiver Digitalisierung spart langfristig Geld Die LandSK sind national und multinational durch einen genormten, standardisierten IP-basierten Austausch digitaler Daten über unterschiedliche Medien zu einem homogenen, interoperablen Verbund zu vernetzen. Im Verbund mit weiteren Technologien sind smarte, gefechtsrelevante Fähigkeitsverbünde (Kräftedispositive) zu schaffen, in die innovative Technologien effizient zu integrieren sind. Dazu gehören zukünftige miniaturisierte Hardwarekomponenten, Sensoren, Anwendungen aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz sowie der Automatisierung, Autonomisierung und Robotik. Mittels einheitlicher Standards (z. B. IPv4 IPv6, Federated Mission Networking der NATO) sind komplexe, teure und damit langwierige Integrationen (bspw. FüInfoSysH, ADLER, FüInfoSysSK, HaFIS) zukünftig auszuschließen und Domänen-übergreifende Funktionsketten im Bereich FAWU zu schaffen und weiterzuentwickeln. Digitalisierung spart Personal Digitalisierte LandSK sind interoperabler: mit dem Grad der Interoperabilität steigt die Geschwindigkeit, mit der große Wirkverbünde geschaffen werden können (bspw. Larger Formations); das beschleunigt die internationale Lastenteilung. Digitalisierte LandSK nutzen die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz: durch automatisierte Lagefeststellung, -bewertung und Entschlussvorbereitung kann der Personaleinsatz in zukünftigen Führungseinrichtungen reduziert werden. Digitale LandSK nutzen die Chancen zukünftiger autonomer/teilautonomer Technologien und Systeme und begegnen mit Manned-Unmanned-Teaming (MUT) den demografischen Herausforderungen. 5

Digitalisierung fördert Präzision/Sinngebung in komplexen Lagen bei höherem operativem Tempo Durch das Herstellen von Informationsüberlegenheit schaffen die LandSK die Möglichkeit zur schnellen und präzisen Just-in-Time Wirkung auch gegen einen überlegenen Gegner. Der Grundsatz lautet hier: Die geeignetsten Kräfte zum besten Zeitpunkt am richtigen Ort zur Wirkung bringen! Mit weniger Kräften wird in einem beschleunigten Führungsprozess schneller gezieltere Wirkung realisiert. Das Heer muss zukünftig in verstärkter Form dazu befähigt werden, die hierfür benötigten IT-Services durch ein einheitliches zentrales Service Management (Service Owner) allen an LandOp in der Plattform Land beteiligten Partnern bereit stellen zu können. Digitalisierte LandSK sind initiativ und von hohem Einsatzwert Das Dilemma Auf dem Gefechtsfeld resultiert die Massierung von Kräften in schneller und effektiver Vernichtung. Gleichzeitig erfordert die Kernkompetenz von LandSK das Nehmen und Halten von Räumen und damit die räumliche und zeitliche Konzentration von Wirkung. Mit konsequenter Digitalisierung wird dieses Dilemma durch die Option zum verteilten Operieren aufgelöst. Die Lösung: verteiltes Operieren Nach Möglichkeit werden alle Systeme und Sensoren in ein digitales Netzwerk eingebunden, das den Operationsraum flächendeckend überspannt. Wenige hoch bewegliche, voll digitalisierte Verbände jeder für sich ein Knotenpunkt im Netzwerk sind über große Entfernungen unter einheitlicher Führung verteilt und haben Zugriff auf die Daten aller eingesetzten Sensoren. Durch die Integration der jeweils modernsten Technologien verfügen diese Verbände über einen auf dem Dome -Prinzip aufbauenden Rundumschutz. Manned-Unmanned Teaming (MUT) mit autonomen Wirksystemen und Sensorträgern erhöht ihre virtuelle Kampfkraft und ihre Fähigkeiten weit über ihre organische Ausstattung hinaus. Eine möglichst automatisierte autonome Logistik erlaubt autarkes Operieren und befähigt damit die Führung jederzeit zur schnellen, räumlich und zeitlich begrenzten Initiative. Geschützte, redundante mobile digitale Services übernehmen innerhalb der Verbände die notwendigen Steuerungs- und Auswertefunktionen. 6

Zur räumlichen und zeitlichen Konzentration von Wirkung (countering mass/generating mass) hat der militärische Führer die Wahl zwischen dem Zusammenführen am Boden oder dem Konzentrieren von Non-Line-of-Sight (NLOS)-Feuer mehrerer Verbände und ihrer unbemannten (Schwarm-) Systeme dort, wo Raum gehalten werden soll; einschließlich des Wirkens im Rahmen der streitkräftegemeinsamen Feuerunterstützung. Das Nehmen von Raum erfolgt durch störresistente robuste gepanzerte Kräfte, die vor frühzeitiger Aufklärung vor allem durch besondere Maßnahmen der Cyberabwehr zu schützen sind. Dabei ist die Funktionalität der IT trotz der getroffenen Schutzmaßnahmen möglichst ohne Fähigkeitsverlust sicherzustellen. Das Halten genommenen Raumes erfolgt durch hoch bewegliche Verbände, die voll digitalisiert und flexibel im Raum agieren können. Die Vorteile Digitalisierung befähigt LandSK aus der Bewegung bedrohungsgerecht und schnell passende Fähigkeitspakete zu konfigurieren und zu re-konfigurieren; erlaubt LandSK hohe Flexibilität und Reaktionsfähigkeit in der Operationsführung bei hohem operativem Tempo gegen einen gleichwertigen Gegner; hilft LandSK abnutzende Duellsituationen zu vermeiden; schützt LandSK vor schneller Zerschlagung durch massive gegnerische Feuerschläge. Mit digitalisierten, hoch beweglichen, mit überlegener Waffenwirkung und weitreichender Aufklärung ausgestatteten Verbänden, verfügt der Truppenführer durch die zahlreichen Kombinations-möglichkeiten über ein flexibles und gleichzeitig robustes Fähigkeitsportfolio, das Schutz, Wirkung und Beweglichkeit ideal miteinander vereint. Der politischen Leitung eröffnen digitalisierte LandSK die Möglichkeit zur skalierbaren Nutzung der militärischen Handlungsoption und zur flexiblen (De-) Eskalation bei glaubhaftem Abschreckungswert. 7

Digitalisierte LandSK sind Innovationstreiber Die Realisierung der Chancen und Möglichkeiten erfordert eine digitale Transformation bereits im Grundbetrieb, d.h. ein Umdenken im Sinne der Erfordernisse der Digitalisierung. Diese Transformation wird der Innovationstreiber für die gesamten Streitkräfte sein. Sie umfasst im Wesentlichen die Umsetzung von Herausforderungen in vier Handlungsfeldern: Technische Herausforderungen Minimierung/Verschleierung der Abstrahlsignaturen digitalisierter Verbände und Entwicklung von Tarnkappen- und Wildweasel -Fähigkeiten; Resilienz der Datenübertragung bei gegnerischen elektronischen Maßnahmen und gegen meteorologische und topographische Einflüsse bei beweglichen Operationen; Verteidigung des eigenen Netzes als kämpfende Plattform. Befähigung zum aktiven Schutz durch Angriff auf gegnerische Netzwerke im Rahmen taktischer Cyberfähigkeiten; Schaffung heißer Redundanz bei Ausfall wichtiger digitaler Subsysteme. Organisatorische Herausforderungen Identifizierung von neuartigen Anwendungsoptionen der Informationstechnologie im operationellen Kontext mit signifikantem Nutzwert für die kämpfende Truppe denn nicht alles, was machbar ist, wird auch gebraucht; Nutzung des Rationalisierungspotenzials; Zusammenführung von Architektur-Design und Service-Management sowie neuen von der Digitalisierung ermöglichten Formen der Operationsführung jenseits traditioneller Einsatzgrundsätze (Wie kämpfen wir zukünftig?). Umsetzung des Grundsatzes Struktur folgt Strategie ; Sicherstellung eines Architektur-Managements aus einer Hand zur Schaffung eines flexibel einsatzbaren interoperablen digitalen Ganzen Rüstungsstrategische und planerische Herausforderungen Weitestmöglicher Verzicht auf die Integration von legacy systems (Altsysteme) in ein zukünftiges digitalisiertes Kräftedispositiv zur Vermeidung negativer Spillover -Effekte (z.b. Kosten, Ausbildungsbedarf, neue Interfaces): Mut zum Bruch mit bewährter Technik und Mut zum Erschließen disruptiver Innovationen; Schließen des Gaps zwischen den Rüstungs- und Beschaffungszyklen sowie der Innovationskraft und den Entwicklungszyklen des IT-Marktes durch die Beschleunigung der Beschaffungsprozesse; 8

Asynchronität der Entwicklungszyklen von technologietreibenden Consumer Electronics und proprietären Lösungen der Rüstungsindustrie; Die einzelne Einsatzplattform verliert durch die Digitalisierung eher an Bedeutung bzw. Status, während Konnektivität und zweckmäßige Wirkung im Verbund in den Vordergrund rücken. Soziokulturelle Herausforderungen Beherrschbarkeit digitaler Systeme unter Gefechtsstress als wesentliches Auswahlkriterium im Beschaffungsprozess Ausgestaltung der Mensch-Maschine-Schnittstelle und virtueller Welt; Neuausbildungsbedarf vs. Beherrschen der Systeme: einfache Software-Updates müssen ohne eine umfangreiche Neuausbildung des Bedieners erfolgen können Empfehlungen Das Heer hat als Kern der LandSK den Anspruch, Treiber und Gestalter der digitalen Transformation für LandOp zu sein, um sich den Anforderungen des neuen Gefechtsfeldes stellen zu können. Dazu akzeptiert das Heer den kontinuierlichen Innovationsprozess, den die Digitalisierung erfordert, bewertet die Risiken und nimmt sie wo nötig in Kauf, um ihre Chancen zu nutzen. Im Rahmen seiner organisatorischen Gestaltungshoheit wird das Heer deshalb mit der Einführung von MoTaKo/MoTIV regelmäßig einen Großverband als digitalisiertes Testbed und Muster für Verbände der Zukunft aufstellen. Das erste digitalisierte Kräftedispositiv wird auch als Referenz für die Weiterentwicklung der Architektur von MoTaKo und MoTIV bereit stehen. Die Aufstellung der weiteren Kräftedispositive erfolgt kontinuierlich und iterativ gemäß der langfristig angelegten Strategie in geschlossenen Fähigkeitsverbünden. Neben den konzeptionellen Ableitungen für die Integration von Zukunftstechnologien verfolgt das Heer damit auch das Ziel, praxisnahe Erkenntnisse für o.a. Herausforderungen für die Plattform Land zu gewinnen. 9

Dazu empfiehlt das Heer: die Stärkung der IT-Kompetenz unmittelbar bei den LandSK im Grundbetrieb und im Einsatz (im SP für die mobile taktische Ebene). Nur durch eine ganzheitliche Wahrnehmung von Verantwortung für die Digitalisierung durch die LandSK unter fachlicher Führung CIT kann der digitale Wandel zielführend und mit der notwendigen Expertise für LandOp gestaltet werden; die Zentralisierung aller mit der Digitalisierung der LandSK verbundenen Maßnahmen in einem Systembetreuungszentrum, insbesondere die Einrichtung eines Chief Digital Officer (CDO) und eines Chief Information Officer (CIO) für LandSK; die Weiterentwicklung von Sourcing-Strategien, um heute noch unvermeidliche Abhängigkeitssituationen von etablierten Systemhäusern zu vermeiden und sicherzustellen, dass IT-Dienstleistungen auch durch Soldatinnen und Soldaten in Einsatzumgebungen erbracht werden können; die Erstellung einer Digitalisierungsstrategie Streitkräfte als Dachdokument für eine Digitalisierungsstrategie LandSK. Die kontinuierliche Abbildung im Haushalt ist erforderlich Die Systempflege digitaler LandSK erfordert eine Alles oder Nichts -Strategie und Budget-Kontinuität; Teilansätze, z.b. das Verteilen von Hardware oder Software-Updates auf mehrere Jahre, resultieren im schnellen Verlust der Einsatzfähigkeit der betroffenen Systeme. Kontinuität und Planbarkeit sind der Schlüssel zum Erfolg: Organisatorisch sind deshalb auch mit Blick auf den Readiness Action Plan der NATO sowie auf die Überlegungen zu Larger Formations grundsätzlich Kräftedispositive in einem Guss zu digitalisieren. Haushälterisch sind für eine kontinuierliche Modernisierung die erforderlichen Finanzmittel jährlich fest einzuplanen. Das ist der Einstieg in eine langfristige, auf Nachhaltigkeit angelegte Rüstungsplanung, die planerische, rüstungsseitige und strategische Transparenz schafft und Planungsspitzen vermeidet. 10

11

Herausgeber Kommando Heer Kommandeur DtA MN Korps/ MGO Generalleutnant Frank Leidenberger Layout Presse- und Informationszentrum des Heeres Referat 4 Medien Hauptfeldwebel Michael Eder Druck Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBw