Naturwaldreservate in Bergwäldern Herfried Steiner Institut für Waldwachstum und Waldbau Bergwälder in Österreich Workshop Am Himmel 21.November 2017 Gliederung der Präsentation 1. Was sind Naturwaldreservate (NWR) 2. Prinzipien des Österr. Naturwaldreservateprogramms 3. Stand des Naturwaldreservatenetzes 4. Das Naturwaldreservat Warmbad 5. Gefährdungen der natürlichen Waldentwicklung 1
Grundsätze des Naturwaldreservateprogramms Naturwaldreservate sind Waldflächen, die für die natürliche Entwicklung des Ökosystems Wald bestimmt sind und in denen jede unmittelbare Beeinflussung unterbleibt. NWR sind ein Beitrag zur Erhaltung und natürlichen Entwicklung der biologischen Diversität. Sie dienen der Forschung, Lehre und Bildung. Definition Arbeitsgruppe Naturwaldreservate Grundsätze des Naturwaldreservateprogramms Im Vordergrund stehen: Prozessschutz Schutz der natürlichen Biodiversität 2
Grundsätze des Naturwaldreservateprogramms Programmstart 1995 Keine forstlichen Nutzungen (Jagd weiterhin erwünscht) Freiwillige Teilnahme Verträge über 20 Jahre Jährliches Entgelt Beidseitige Kündigungsmöglichkeit unter bestimmten Umständen Grundsätze des Naturwaldreservateprogramms Vertragsabschlüsse und Vertragsverlängerung 60 Anzahl Naturwaldreservate 50 40 30 20 10 anstehende Vertragsverlängerung Vertragsverlängerung erfolgt Jahr des Erstvertrages 0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Jahr des Vertragsabschlusses 3
Grundsätze des Naturwaldreservateprogramms Ausbauziel: Repräsentativer Ansatz Für jedes Wuchsgebiet sollen sämtliche vorkommenden Waldgesellschaften in mindestens einem NWR vertreten sein. Grundsätze des NWR- Programms Warum Waldgesellschaften? Artenzusammensetzung und Struktur der Vegetation sind ein wichtiger Indikator für die vorhandene Biodiversität insgesamt. Zuordnung einer Waldfläche zu einer Waldgesellschaft ist wiederholbar und nachvollziehbar. 4
Gesamtfläche: 8.402 ha Gesamtanzahl: 195 NWR NWR im Alpenraum: Gesamtfläche: 7.340 ha Gesamtanzahl: 120 NWR 5
I-VI Besitzer: 6 private Grundeigentümer Vertragsabschluss: 1999, 2001 und 2002 Größe: 50,87 Seehöhe: 580-820m Grundgestein: Wettersteinkalk I-VI Vegetation: Hopfenbuchen-Buchenwald Hopfenbuchen-Mannaeschenwald 6
I-VI Vegetation: Hopfenbuchen-Buchenwald (Ostryo-Fagetum) Hopfenbuchen-Buchenwald (Ostryo-Fagetum) Dreiblatt-Windröschen (Anemone trifolia) Andermennig (Aremonia agrimonoides) 7
Hopfenbuchen-Mannaeschenwald (Erico-Ostryetum) Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria) Hopfenbuchen-Buchenwald (Ostryo-Fagetum) Rot-Seifenkraut (Saponaria ocymoides) 8
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Waldentwicklung im Stammzahl und Artenzusammensetzung im Hopfenbuchen- Buchenwald 100% 100000 Baumartenanteile in Prozent 80% 60% 40% 20% 10000 1000 100 10 Stammzahl pro Hektar 0% Keimlinge Verjüngung < 5 cm 5-10 cm 10-35 cm 35-60 cm > 60 cm 1 Rotbuche Hopfenbuche Mannaesche Fichte Bergahorn Birke Zitterpappel Mehlbeere Rotföhre Andere Stammzahl/ha Waldentwicklung im Vorratsentwicklung im Hopfenbuchen-Buchenwald 400 Vorratsfestmeter Derbholz pro Hektar 300 200 100 0 Andere Rotföhre Fichte Birke Mannaesche Hopfenbuche Rotbuche -100 Vorrat 1999 / 2001 Ausfall Zuwachs Vorrat 2014 10
Waldentwicklung im Totholz - Totholz Totholz m³/ha liegend 40,3 stehend 28,4 Stöcke 1,7 70,4 m³ Totholz pro Hektar 40 35 30 25 20 15 10 Stöcke/Stümpfe Stehend Liegend 5 0 Rotbuche Fichte übrige 11
Waldentwicklung im Verjüngung im Hopfenbuchen-Buchenwald Höhenklassen in cm 120-130 110-120 100-110 90-100 80-90 70-80 60-70 50-60 40-50 30-40 20-30 10-20 0-10 Keimlinge Bergahorn Fichte Hopfenbuche Mannaesche Rotbuche Andere 0 5000 10000 15000 20000 Pflanzen pro Hektar Waldentwicklung im Verbiss im 100% 80% 60% 40% 20% Leit-und Seitentriebverbiss Leittriebverbiss Seitentriebverbiss kein Verbiss 0% Berg-Ahorn (n=6) Fichte (n=12) Mannaesche (n=89) Rotbuche (n=111) Vogelbeere (n=8) 12
Gefährdung der natürlichen Waldentwicklung Stammzahlverteilung im Fichten Tannen Buchenwald Prozentanteil an der Stammzahl in dieser Klasse 70 60 50 40 30 20 10 0 WZP (290 PBFL aus NWR im Alpenraum) 10 20 30 40 50 60 60+ Brusthöhendurchmesser (BHD ) Klasse (Obergrenze) Fi Ta Bu Gefährdung der natürlichen Waldentwicklung NWR Hinterer Oiswald 13
Gefährdungen der natürlichen Waldentwicklung Neobiota Eschentriebsterben Ulmensterben Zusammenfassung Ökologischer Wert der NWR-Flächen steigt Totholz nimmt deutlich zu Bestände schließen sich und der Vorrat steigt NWR befinden sich derzeit in einer Regenerationsphase Sekundäre Fichtenvorkommen nehmen ab Rotbuche gewinnt an Anteil 14
Zusammenfassung Natürliche Waldentwicklung ist behindert durch Wildverbiss (Tanne, Eibe, Ahorn) notwendige Intervention infolge Borkenkäfergradation Neobiota (Eschentriebsterben, Ulmensterben) Weitere Einflüsse Eutrophierung der Standorte durch Stickstoffeintrag Klimatische Veränderungen Natürliche Waldentwicklung braucht Zeit! Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft Austria, 1131 Wien Seckendorff-Gudent-Weg 8 Tel.: +43 1 878 38-0 direktion@bfw.gv.at http://www.bfw.ac.at 15