Aufgaben der Naturwaldreservate. Erforschung sich selbst entwickelnder Waldökosysteme
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- Stanislaus Küchler
- vor 7 Jahren
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1 Naturwaldreservate sind aus der Bewirtschaftung entlassene durchschnittlich 40 ha große Waldbestände mit einer angrenzenden weiterhin naturnah bewirtschafteten Vergleichsfläche. repräsentieren die in Hessen vorkommenden natürlichen Waldgesellschaften. werden durch das Unterlassen aller menschlichen Eingriffe zu Urwäldern von morgen. Aufgaben der Naturwaldreservate Erforschung sich selbst entwickelnder Waldökosysteme Erhaltung, Schutz und Wiederherstellung natürlicher Waldgesellschaften Forschungsgebiete zur Verbesserung naturnaher Waldbauverfahren Maßstab für Naturnähe Anschauungsobjekte für Umweltbildung und Naturerlebnis Naturwaldreservate 1/2001
2 Größe der Totalreservate (ha) Baumart Eiche Buche Fichte Kiefer Sukzession Zur Zeit gibt es in Hessen 30 Naturwaldreservate mit einer Fläche von 1228 ha. Nr. Name Forstamt Hauptbaumart 1 Niestehänge Witzenhausen Buche 2 Goldbach u. Ziebachsrück Nentershausen/ Buche Bad Hersfeld 3 Schönbuche Neuhof Buche 4 Wattenberg u. Hundsberg Wolfhagen Buche 5 Meißner Hess. Lichtenau Buche 6 Niddahänge östl.rudingshain Schotten Buche 7 Ruine Reichenbach Hess. Lichtenau Buche 8 Hohestein Bad Sooden-Allendorf Buche 9 Haasenblick Burgwald Buche 10 Waldgebiet östl. Oppershofen Butzbach Buche 11 Heegbach Langen Buche 12 Weiherskopf Schlüchtern Buche 13 Kreuzberg Weilburg Buche 14 Kniebrecht Seeheim-Jugenheim Buche 15 Schloßberg Nentershausen Kiefer 16 Zellhäuser Düne Babenhausen Kiefer 17 Zackenbruch Haiger Fichte 18 Wispertal Rüdesheim Fichte 19 Bodenthal Rüdesheim Tr.Eiche 20 Karlswörth Groß Gerau St.Eiche, Es, Ul 21 Bruchköbel Wolfgang St.Eiche 22 Locheiche Edertal Buche 23 Hohe Hardt u. Geiershöh/ Burgwald/Wetter/ Buche Rothebuche Rauschenberg 24 Eichberg Bad Hersfeld Kiefer 25 Kinzigaue Wolfgang St.Eiche 26 Hundsrück Kirchhain Buche 27 Weserhänge Reinhardshagen Buche 28 Langenstüttig u. Stirnberg Hilders Buche 29 Alsberger Hang Schlüchtern Eiche 30 Jossa-Aue bei Mernes Sinntal Weide Naturwaldreservate 2/2001
3 Natürliche Waldgesellschaften in Hessen Waldgersten- Buchenwald 3% Auenwald 2% Stieleichen- Hainbuchenwald 4% Kiefern- Traubeneichenwald 1% Traubeneichen- Trockenwald 1% Waldmeister- Buchenwald 29% Hainsimsen- Buchenwald 59% Auf über 90 % der Fläche Hessens würden unter natürlichen Bedingungen Buchenwälder wachsen. Daher liegt der Schwerpunkt des Naturwaldreservateprogramms auf der Erforschung der naturnahen Buchen(-misch)wälder. Aber auch Eichen- und Auenwälder sowie Nadelholzbestände werden erforscht. Naturwaldreservate und Waldgesellschaften Auenwald Traubeneichen-Trockenwald Kiefern-Traubeneichenwald Sternmieren -Stieleichen-Hainbuchenwald Labkraut-Traubeneichen-Hainbuchenwald Waldgersten-Buchenwald Waldmeister-Buchenwald (submontan) Waldmeister-Buchenwald (montan) Hainsimsen-Buchenwald (submontan) Hainsimsen-Buchenwald (montan) Flächenanteile (%) Totalreservat Land Hessen Neben den Waldgesellschaften sind im hessischen Naturwaldreservateprogramm auch die Standortstypen, die geologischen Landschaften und die forstlichen Wuchsgebiete ausreichend repräsentiert. Naturwaldreservate 3/2001
4 Naturwaldreservat Schönbuche Forstamt Neuhof Naturwaldreservatskarte mit 100 x 100 m Gitternetz NWR Niddahänge östl. Rudingshain Jahr: 88 Forstamt: 806 Abt. U UF Best. Hauptbaumart Alter Stichproben-Nr.: A 2 BU Probekreis-Grundriß ES ES ES N R=20m 0 Probekreisradius: 20m 20m Durchmesser der Bäume gegenüber dem Probekreismaßstab verdoppelt m über NN : 550 Hangrichtung: Nord Hangneigung: stark geneigt (24%) Hanglage : Unterhang Aufnahmedatum: Probekreisdarstellung Naturwaldreservat Stammzahl U Legende lebender Baum Dürrständer mit Krone Dürrständer ohne Krone Stubben geworfener Baum sonstiges Totholz Buchen ohne Baumartenkürzel Besonderheiten keine %-Anteil 5 0 m m S r=2,82m Standardprobekreis mit Unterstichprobe Vegetation (Quadrat) und Verjüngung (Kleiner Probekreis) Schematischer Probekreis Inventurergebnisse Naturwaldreservate 4/2001
5 Ein wesentliches Kennzeichen von Naturwaldreservaten ist ein erhöhtes Totholzaufkommen. Abgestorbene und umgefallene Bäume bleiben auf der Fläche liegen und werden natürlich zersetzt. Totholz kann in sehr unterschiedlichen Formen auftreten und hat demzufolge unterschiedliche Bedeutung für die Arten und Prozesse in der Lebensgemeinschaft Wald. Wichtigste Totholzkategorien stehendes und liegendes Totholz starkes (dickes) und schwaches (dünnes) Totholz Zersetzungsstadium Zersetzungsmilieu (Wärme, Feuchtigkeit, Einstrahlung) Baumart Totholzmengen in Wirtschaftswald, Naturwaldreservaten und Urwäldern Bayerischer Staatswald 3,3 fm/ha Hessische Buchennaturwaldreservate 12 fm/ha Naturwaldreservat Karlswörth (Hessen, Auenwald) 60 fm/ha ältere bayerische Naturwaldreservate 90 fm/ha Slowakische Urwälder >200 fm/ha Naturwaldreservate 5/2001
6 Totes Holz - lebendiger Wald Totholz bietet unverzichtbaren Lebensraum für viele Lebewesen des Waldes. Rund ein Viertel der 6500 in Deutschland vorkommenden lebt an absterbenden oder toten Bäumen. Viele davon zählen zu den gefährdeten Arten. Über 150 verschiedene konnten in dem vom Sturmwurf 1990 betroffenem Naturwaldreservat Weiherskopf in einem 10-jährigen Untersuchungszeitraum ermittelt werden. Für die Vogelwelt, insbesondere die bilden kranke und abgestorbene Bäume eine wichtige Lebensgrundlage. Viele andere (u. a. Ameisen, Holzwespen, Fliegen, Moose, Flechten) sind in ihren Lebensabläufen auf das Vorhandensein von Totholz angewiesen. Naturwaldreservate 6/2001
7 Zoologische Untersuchungen Das Forschungsinstitut Senckenberg führte erstmals in einem deutschen Naturwaldreservat ( Niddahänge östlich Rudingshain ) eine umfassende Bestandsaufnahme der Tierwelt durch. Auf einer Fläche von weniger als ¾ Quadratkilometer leben 4500 Tierarten, das entspricht etwa 10 % der in Deutschland heimischen Fauna. Diese Artenzahl ist weit höher, als bisher für mitteleuropäische Buchenwälder angenommem wurde. eine Art (Fransenflügler Hoplothrips carpathicus Pelikan, 1961) neu für Deutschland 40 Arten (20 Käfer-, 14 Spinnen-, 3 Wanzen-, 2 Rindenlausarten und 1 Hautflüglerart) neu für Hessen 137 Arten neu für den Vogelsberg Naturwaldreservate 7/2001
8 Natürliche Wiederbewaldung des Naturwaldreservates Weiherskopf nach Sturmwurf 1990 (Waldmeister - Buchenwald auf Basalt) Baumartenverteilung vor dem Sturm (1986) Esche 1% Fichte 7% Eiche 6% Spitzahorn 30% Baumartenverteilung nach dem Sturm (1994) Buche 12% Fichte 1% Buche 86% sonst. LH 5% Bergahorn 4% Esche 48% Die Baumartenzusammensetzung hat sich nach dem Windwurf drastisch verändert. Ob die Buche wieder die Vorherrschaft übernimmt, wird man erst in einigen Jahrzehnten erkennen. Naturwaldreservate 8/2001
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