Dezember Jahre Naturwaldreservate. Baumpflege

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1 Dezember Jahre Naturwaldreservate in Hessen Baumpflege

2 Ziele, Forschungskonzept und Stand der Forschung 25 Jahre Naturwaldreservate in Hessen Marcus Schmidt, Peter Meyer und Michelle Sundermann Anlässlich des 25-jährigen Bestehens von Naturwaldreservaten in Hessen hat die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) gemeinsam mit dem Landesbetrieb Hessen-Forst und dem Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUELV) eine Fachtagung mit Exkursion am 5. und 6. September 2013 in Hofgeismar ausgerichtet. Die Hauptergebnisse werden in diesem Heft vorgestellt. Ziele des Naturwaldreservate-Programms Das Naturwaldreservate-Programm hat die folgenden Ziele und Aufgaben: Erforschung sich selbst überlassener Waldlebensgemeinschaften, ihrer Böden, Vegetation, Waldstruktur und Fauna, Erforschung der biologischen Vielfalt und ihrer Entwicklung in Totalreservat und bewirtschafteter Vergleichsfläche, angewandte Waldbauforschung zu den Themen Waldverjüngung, Waldpflege, Altund Totholz sowie Folgen von Klimaveränderungen, Bereitstellung von Weiserflächen (Referenzflächen) für Naturnähe und Umweltmonitoring (Umweltverträglichkeitsprüfungen, Monitoring nach der FFH-Richtlinie), Erhaltung, Schutz und Wiederherstellung natürlicher Waldlebensgemeinschaften (Umsetzung der Naturschutzleitlinie für den hessischen Staatswald), Erhalt und Verbesserung der Biodiversität (Umsetzung der Hessischen Biodiversitätsstrategie). Damit vereint das hessische Naturwaldreservate-Programm Forschungs- und Schutzziele. Aufgrund des großen Anteils der Buche in Hessen wurden mehrheitlich Buchenwälder als Naturwaldreservate ausgewiesen (Abb. 1, Tab. 1) [1]. Dr. M. Schmidt und M. Sundermann arbeiten im Sachgebiet Waldnaturschutz/ Naturwaldforschung der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (Göttingen), das von Dr. P. Meyer geleitet wird. Marcus Schmidt Forschungskonzept Die hessische Naturwaldreservateforschung stellt ein langfristig orientiertes Monitoringprogramm zur Entwicklung von Waldstruktur, Vegetation und Flora (Gefäßpflanzen, Moose und Flechten) sowie Fauna (sieben Standard-Tiergruppen, Fledermäuse, gebietsweise weitere Tiergruppen) in nutzungsfreien Waldgebieten dar. Häufig werden parallel auch die weiterhin bewirtschafteten Vergleichsflächen mit gleicher Methodik erfasst. Die intensiven Biodiversitätsuntersuchungen und der Vergleichsflächenansatz sind im bundesweiten Maßstab besondere Merkmale des hessischen Naturwaldreservate- Programms [1, 2, 3, 4]. Für die Waldstruktur- und Vegetationsaufnahme wird ein Wiederholungszeitraum von 10 bis 15 Jahren angestrebt. Beide Aufnahmen erfolgen in einem dauerhaft vermarkten Probekreisraster im Abstand von 100 x 100 m (Abb. 2). So können die Daten leicht miteinander verschnitten und in Beziehung zu weiteren Informationen (Ausgangsgestein, Trophie, Wasserhaushalt, Höhenlage etc.) gesetzt werden. Für die faunistischen Daten ist dies nur teilweise möglich, da diese überwiegend struktur- und nicht probekreisbezogen erhoben werden. Um bei der Auswertung der zoologischen Daten Kausalzusammenhänge besser zu erkennen, ist in den letzten Jahren von NW-FVA und Senckenberg ein Verfahren für eine kombinierte Struktur- und Biotopkartierung der Naturwaldreservate entwickelt worden. Für die Interpretation und Bewertung der Ergebnisse ist neben den biotischen und abiotischen Standortfaktoren die Wald- und Nutzungsgeschichte von besonderer Bedeutung. Informationen hierzu werden über die Auswertung historischer Unterlagen und Karten sowie mithilfe von aus Laserscannerdaten abgeleiteten hoch aufgelösten digitalen Geländemodellen gewonnen (Abb. 3). Forschungsstand Den Stand der Untersuchungen nach 25 Jahren gibt Tab. 1 wieder. Die umfangreichsten Daten liegen für die Waldstruktur vor [5]. Die Vegetationserfassung musste ab 2006 methodisch neu konzipiert werden, um die Probeflächengröße und die Aufnahmezeitpunkte den aktuellen fachlichen Standards anzupassen [6, 7]. Da die Intensität der durch das Forschungsinstitut Senckenberg vorgenommenen faunistischen Erfassung sehr hoch ist, konnte bisher nur ein Teil der Naturwaldreservate erstmalig bearbeitet werden [8, 9]. Methodisches Neuland wird zurzeit mit der Tab. 1: Untersuchungsstand für Waldstruktur, Vegetation und Fauna in den hessischen Naturwaldreservaten (NWR) zum Stichjahr 2013 (Anzahl Vergleichsflächen bzw. wiederholte Aufnahmen in Klammern) Anzahl NWR Waldstruktur Vegetation Fauna Hainsimsen-Buchenwald 9 (7) 8 (6) 6 (0) 4 (1) Waldmeister-Buchenwald 7 (7) 7 (3) 2 (0) 1 (0) Waldgersten-Buchenwald 5 (3) 5 (5) 2 (1) 3 (0) Stieleichen-Hainbuchenwald 2 (1) 2 (1) 1 (0) 1 (0) Eichen-Ulmen-Auenwald 1 (0) 1 (1) 1 (0) 0 (0) Felsenahorn-Traubeneichenwald 1 (0) 1 (0) 0 (0) 0 (0) Fichtenwald 2 (0) 2 (0) 0 (0) 0 (0) Kiefernwald 3 (3) 3 (1) 0 (0) 0 (0) Weiden-Auenwald 1 (1) 0 (0) 0 (0) 0 (0) 4 24/2013 AFZ-DerWald

3 ersten Wiederholungsuntersuchung in einem bodensauren Buchenwald beschritten. Damit wird es erstmals möglich sein, die Entwicklung der Tierartenvielfalt in Abhängigkeit von der forstlichen Bewirtschaftung zu analysieren. Die Ergebnisse der hessischen Naturwaldreservateforschung werden laufend und mit steigender Tendenz publiziert (Abb. 4). Hervorzuheben ist, dass der Wert der Untersuchungen mit zunehmender Dauer stark ansteigt, da auch international kaum waldbezogene Forschungen über vergleichbar lange Zeiträume und mit einer ähnlichen Untersuchungstiefe und -breite durchgeführt werden. Daher verfolgt die NW-FVA mit ihren Forschungspartnern das Ziel, die In-Wertsetzung der Forschungsergebnisse in der Forst- und Naturschutzpraxis sowie in der Fachöffentlichkeit weiter voranzubringen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden in den vergangenen Jahren die folgenden Vorhaben umgesetzt: Aufbau von Datenbanken zu den Teilbereichen Waldstruktur, Vegetation und Fauna einschließlich entsprechender Datenkonsolidierung, verstärkte Publikation in begutachteten Zeitschriften, verbesserter Zugriff (open access) und weitere Standardisierung der Inhalte der zoologischen Publikationen in der Reihe Naturwaldreservate in Hessen, populärwissenschaftliche Darstellung der Hauptergebnisse in der Reihe Hessische Naturwaldreservate im Portrait. Ergebnisse Aus dem hessischen Naturwaldreservate- Programm liegen auf der Grundlage landesweiter wie auch länderübergreifender Auswertungen unter anderem zu den folgenden Themen Ergebnisse vor, die für die Forst- und Naturschutzpraxis von Bedeutung sind: Entwicklung der Baumartenzusammensetzung: In vielen Naturwaldreservaten nimmt der Buchenanteil auf Kosten der Mischbaumarten und insbesondere der einheimischen Eichenarten zu. So ist der Eichenanteil in Buchenwäldern, aber auch im Eichen-Hainbuchenwald rückläufig. Dies erfolgt jedoch über sehr lange Zeiträume. Auf Störungsflächen und/oder im Zaun zeigen Mischbaumarten jedoch häufig ein erstaunliches Entwicklungspotenzial [10]. Waldverjüngung nach großen Störungen: Die Untersuchungen [11, 12] zeigen, dass die Wiederbewaldung auch ohne forstliche Maßnahmen gesichert ist, jedoch große Unterschiede hinsichtlich des zeitlichen Fortschritts und der Qualität der Abb. 1: Lage der Naturwaldreservate in Hessen (Nähere Informationen zu den Gebieten unter Abb. 2: Naturwaldreservat Goldbachs- und Ziebachsrück (Kreis Hersfeld-Rotenburg) mit Totalreservat (TR) und einer zweiteiligen Vergleichsläche (VF). Dargestellt sind das Probekreisraster sowie die Fallenstandorte des Forschungsinstituts Senckenberg. 1 Niestehänge 2 Goldbachs und Ziebachsrück 3 Schönbuche 4 Wattenberg und Hundsberg 5 Meißner 6 Niddahänge östlich Rudingshain 7 Ruine Reichenbach 8 Hohestein 9 Hasenblick 10 Waldgebiet östlich Oppershofen 11 Hegbach 12 Weiherskopf 13 Kreuzberg 14 Kniebrecht 15 Schloßberg 16 Zellhäuser Düne 17 Zackenbruch 18 Wispertal 19 Bodenthal 20 Karlswörth 21 Bruchköbel 22 Locheiche 23 Hohehardt und Geiershöh/ Rothebuche 24 Eichberg 25 Kinzigaue 26 Hundsrück 27 Weserhänge 28 Stirnberg 29 Alsberger Hang 30 Jossa-Aue bei Mernes 31 Langenstüttig Naturverjüngung bestehen. Vor allem das Vorhandensein von Vorausverjüngungen und der Standort entscheiden über die Reaktionsfähigkeit des Baumjungwuchses auf Störungen. Alters- und Zerfallsphase: In mittleren Zeitspannen entwickeln sich in Naturwaldreservaten naturschutzfachlich wichtige Kleinhabitate und akkumuliert sich Totholz in einer signifikanten Höhe [13]. Mit der Dokumentation und Analyse dieser Entwicklung und der von ihnen abhängigen Biodiversität hat die Naturwaldreservateforschung wesentlich dazu beigetragen, dass die Naturnähe von Wäldern inzwischen umfassender betrachtet wird und als Leitidee in Waldnaturschutzkonzepten wie der Naturschutzleitlinie für den Hessischen Staatswald starke Berücksichtigung findet. Insbesondere der Wert reifer Laubwälder wurde überzeugend herausgestellt [14, 15, 16]. Vegetation: Ohne forstliche Nutzung bildet sich in Buchenwäldern eine arten- 24/2013 AFZ-DerWald 5

4 Anzahl Publikationen Versuchsanstalt und Senckenberg Publikationen Senckenberg Publikationen Versuchsanstalt Abb. 3: Naturwaldreservat Goldbachs- und Ziebachsrück, Ausschnitt aus dem Totalreservat: Mithilfe eines aus Laserscandaten abgeleiteten Digitalen Geländemodells (DGM1) können historische Nutzungsspuren sichtbar gemacht und kartiert werden. ärmere, aber typischere Krautschicht heraus. Die Deckung der Baumschicht steigt zunächst an, während Bodenstörungen zurückgehen, sodass lichtbedürftige und störungsabhängige Gefäßpflanzen- und Moosarten abnehmen. Dabei gehen die lebensraumtypischen Arten allerdings nicht verloren. In Wirtschaftswäldern entwickelt sich eine artenreichere, aber weniger typische Krautschicht als in ungenutzten Wäldern [6, 7]. Fauna: Die Tierartenvielfalt in Buchenwäldern ist wesentlich höher als zuvor vermutet wurde [8, 9]. Dies stellt jedoch bestehende Gefährdungseinschätzungen, insbesondere im Bereich der holzbewohnenden Arten, nicht infrage [14, 17]. Diese sind häufig eng an das Vorkommen und die Kontinuität von Alt- und Totholzstrukturen gebunden, die sich in den vergleichsweise jungen Naturwaldreservaten erst allmählich herausbilden. Waldgeschichte: Es zeigt sich, dass viele heute naturnah wirkende Laubwaldbestände eine vielfältige Nutzungsgeschichte bis hin zur vollständigen Entwaldung und Ackernutzung aufweisen. Die Analyse historischer Nutzungseinflüsse auf der Grundlage von Archivmaterial und hoch aufgelösten digitalen Geländemodellen bringt die Naturnähediskussion in Wäldern deutlich voran [18] Abb. 4: Publikationen der hessischen Naturwaldreservateforschung von 1989 bis Die umfangreichen zoologischen Gebietsmonographien werden hier nur einfach gezählt. Ein Großteil der Veröffentlichungen ist unter als Pdf verfügbar. Folgerungen und Ausblick Die knappe Zusammenschau einiger wichtiger Ergebnisse zeigt, dass das hessische Naturwaldreservate-Programm bereits heute ein beachtliches Anwendungspotenzial besitzt. Viele Erkenntnisse zur Struktur, Biodiversität und Dynamik von Wäldern nach der Aufgabe forstlicher Nutzung wurden in den letzten Jahrzehnten in Naturwaldreservaten gewonnen. Mit der Naturwaldreservateforschung werden die forstlichen und naturschutzfachlichen Vorstellungen über naturnahe und natürliche Waldzustände und -entwicklungen objektiviert, und damit eine von verschiedenen Interessengruppen akzeptierte Diskussionsgrundlage geschaffen. In Zukunft dürfte der Wert dieser Untersuchungsergebnisse z. B. im Kontext der erwarteten Klimaänderungen oder kontroverser Diskussionen um den Naturschutz im Wald weiter stark steigen. Nach zweieinhalb Jahrzehnten hessischer Naturwaldreservateforschung fußen die meisten relevanten Ergebnisse noch auf der Gegenüberstellung bewirtschafteter und unbewirtschafteter Wälder im Rahmen des Vergleichsflächenansatzes. Mit zunehmender Dauer einer ungesteuerten Dynamik und einem längeren Beobachtungszeitraum werden die Untersuchungen auf der Basis von echten Zeitreihen stark an Bedeutung gewinnen. Literaturhinweise: [1] SCHMIDT, M.; MEYER, P. (2012, Red.): Hessische Naturwaldreservate im Portrait: Das Naturwaldreservate-Programm. 39 S. [2] SCHMIDT, M.; MEYER, P.; SPELLMANN, H. (2012): Waldnaturschutz- und Naturwaldforschung an der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA). Jahrbuch Naturschutz in Hessen 14: [3] WILLIG, J. (2003): Biodiversität in hessischen Naturwaldreservaten. Forst und Holz 58: [4] DOROW, W. H. O.; FLECHTNER, G.; KOPELKE, J.-P. (1992): Zoologische Untersuchungen Konzept. Naturwaldreservate in Hessen. Band 3. Mitteilungen der Hessischen Landesforstverwaltung 26: [5] MEYER, P. (2013): Wie schnell werden Wirtschaftswälder zu Urwäldern? AFZ-DerWald Nr. 24, S [6] SCHMIDT, M.; SCHMIDT, W. (2007): Vegetationsökologisches Monitoring in Naturwaldreservaten. Forstarchiv 78: [7] SCHMIDT, M. (2013): Vegetationsentwicklung in Buchenwäldern nach Aufgabe der forstlichen Nutzung. AFZ-DerWald, Nr. 24, S [8] DOROW, W. H. O.; KOPELKE, J.-P.; FLECHTNER, G. (2007): Wichtigste Ergebnisse aus 17 Jahren zoologischer Forschung in hessischen Naturwaldreservaten. Forstarchiv 78: [9] DOROW, W. H. O.; BLICK, T.; KOPELKE, J.-P. (2010): Zoologische Forschung in hessischen Naturwaldreservaten. Forstarchiv 81(2): [10] MEYER, P. (2013): Naturwaldreservate und ihre Erforschung in Deutschland: Erreichtes und Erwartungen. Schriftenreihe der Landesforstverwaltung Nordrhein-Westfalen, 23, [11] WILLIG, J. (Wiss. Koord.) (2002): Natürliche Entwicklung von Wäldern nach Sturmwurf 10 Jahre Forschung im Naturwaldreservat Weiherskopf. Naturwaldreservate in Hessen 8: [12] FELDMANN, E., MEYER, P., BARTSCH, N. (2009): Umgang mit Sturmwurfflächen. Nutzen oder Belassen? AFZ- DerWald 10/2009: [13] MEYER, P., SCHMIDT, M. (2011): Dead wood accumulation in abandoned beech (Fagus sylvatica) forests in northwestern Germany. Forest Ecology and Management, 261, [14] MEYER, P.; SCHMIDT, M. (2008): Aspekte der Biodiversität von Buchenwäldern Konsequenzen für eine naturnahe Bewirtschaftung. Beitr. Nordwestdt. Forstl. Versuchsanst. 3: [15] MEYER, P. (2009): Naturnahe Buchenwirtschaft Ableitungen aus der Naturwaldforschung. 2. Hessisches Naturwaldform Buche: [16] MEYER, P.; SCHMIDT, M.; SPELLMANN, H.; BEDARFF, U.; BAUHUS, J.; REIF, A.; SPÄTH, V. (2011): Aufbau eines Systems nutzungsfreier Wälder in Deutschland. Natur & Landschaft 86(6): [17] DOROW, W. H. O.; BLICK, T. (2013): 25 Jahre Naturwaldreservate in Hessen. Die Fauna hessischer Naturwaldreservate. AFZ-DerWald, Nr. 24, S [18] SCHMIDT, M., MEYER, P. (2013, Red.): Hessische Naturwaldreservate im Portrait: Meißner. 40 S. 6 24/2013 AFZ-DerWald

5 Entstehung des Naturwaldreservate- Programms Marcus Schmidt und Michelle Sundermann Im September 1988 beschloss der Hessische Landtag die Ausweisung von Naturwaldreservaten in Hessen. Das in der Anfangsphase von der Hessischen Forsteinrichtungsanstalt (Gießen) betreute Programm [1] wird seit 2006 von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchanstalt weitergeführt. Die Vorgeschichte Erste Überlegungen zur Ausweisung so genannter Wald-Naturschutzgebiete (auch als Bannwaldgebiete oder Naturwaldzellen bezeichnet) finden sich in einem Aktenvermerk der Hessischen Forsteinrichtungs- und Versuchsanstalt vom April Darin wurde unter Bezugnahme auf vergleichbare Aktivitäten in anderen Bundesländern (Baden-Württemberg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz) sowie auf die UNESCO- Biosphärenkonferenz in Paris angeregt, auf allen in Hessen typischen und verbreiteten Waldgesellschaften und Standortstypen ausreichend große Banngebiete zu schaffen und diese wissenschaftlich zu untersuchen. Mit Erlass vom Juni 1969 wies kurz darauf das Hessische Ministerium für Landwirtschaft und Forsten die Forsteinrichtungs- und Versuchsanstalt an, 15 von Prof. Dr. ARTHUR RÜHL (Göttingen) auf Bitten des Ministeriums vorgeschlagene Waldschutzgebiete (Naturwaldzellen) auf ihre Die Kalkbuchenwälder des heutigen Naturwaldreservats Ruine Reichenbach (Werra- Meißner-Kreis) gehören zu den bereits 1969 von Prof. RÜHL vorgeschlagenen Waldschutzgebieten. Foto: G. Zimmermann Realisierbarkeit und mögliche Abgrenzung zu prüfen. Dabei wurde Bezug genommen auf konzeptionelle Überlegungen von HESMER [2], TRAUTMANN [3] und SCHEI- FELE [4] sowie auf Vorarbeiten RÜHLS [5]. Die Waldschutzgebiete sollten aus einem 2 bis 5 ha großen unbewirtschafteten Teil (Totalreservat) und einer bis zu 10 ha großen bewirtschafteten Pufferzone bestehen. Die Untersuchung von Dauerbeobachtungsflächen in diesen Gebieten sollte der Beantwortung floristischer, vegetationskundlicher, ökologischer und waldbaulichforsttechnischer Fragen dienen. Nachdem die vorgeschlagenen Waldgebiete von den Forsteinrichtern geprüft worden waren und bereits konkrete Abgrenzungsvorschläge vorlagen, wurde als Ergebnis einer vom Ministerium anberaumten Besprechung im März 1972 die Einberufung einer Arbeitsgruppe gefordert, die den Entwurf einer großen Konzeption für ein System von Waldschutzgebieten erarbeiten sollte. Der zugehörige Dr. M. Schmidt und M. Sundermann arbeiten im Sachgebiet Waldnaturschutz/ Naturwaldforschung der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (Göttingen). Michelle Sunderman michelle.sundermann@nw-fva.de Meldung des Wiesbadener Kuriers vom 21. Februar /2013 AFZ-DerWald 7

6 Besprechungsvermerk enthält u. a. ausführliche Überlegungen zur Zielsetzung, Größe, Anzahl und rechtlichen Sicherung der geplanten Waldschutzgebiete. Naturwaldreservate oder Naturschutzgebiete? Ein solches Konzept kam jedoch nicht zur Umsetzung, denn das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt legte am 5. Februar 1974 fest: Die Ausweisung von Naturwaldzellen ist in Hessen derzeit nicht vorgesehen. Stattdessen sollte geprüft werden, ob einige der vorgeschlagenen Gebiete die Voraussetzungen zur Sicherung als Naturschutzgebiet erfüllen. Der Schriftwechsel der Folgejahre, immer wieder angestoßen durch Aktivitäten der damaligen Bundesanstalt für Vegetationskunde, Naturschutz und Landschaftspflege (Bonn), zeigt, dass vonseiten der Hessischen Landesanstalt für Umwelt die Ausweisung von Naturwaldreservaten bevorzugt wurde, während die Forstverwaltung Naturschutzgebiete befürwortete. Mitte der 1970er-Jahre gab es in Hessen nur drei Naturschutzgebiete, in denen eine forstliche Nutzung durch Verordnung ausgeschlossen war [6]. Um dem seit 1974 verstärkten Drängen des ehrenamtlichen Naturschutzes auf Stilllegung von Waldflächen entgegenzukommen, wurde ab Juli 1977 im Rahmen einer Kooperation zwischen der Forstverwaltung und der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) das Altholzinselprogramm ins Leben gerufen [7, 8]. Dabei wurden vorrangig 0,5 bis 5 ha große Altbuchenbestände aus der Nutzung genommen. In einer Veröffentlichung zu Naturwaldreservaten in der Bundesrepublik Deutschland [9] begründete 1980 die Hessische Landesanstalt für Umwelt das Fehlen von Naturwaldreservaten damit, dass eine weitere Anreicherung der Schutzbegriffe vermieden werde solle. Wegen der Fülle sehr drängender Naturschutzaufgaben sei es bisher nicht möglich gewesen, in den stattdessen eingerichteten Wald-Naturschutzgebieten ein Programm für die waldkundlich-naturwissenschaftliche Untersuchung aufzustellen. Urwüchsige Waldbestände und Laubwaldforschungsprogramm Ab 1986 verlief die Entwicklung dann jedoch sehr schnell. Im Juni 1986 wurde die Hessische Forsteinrichtungsanstalt durch das Ministerium für Landwirtschaft und Forsten angewiesen, eine von der Botanischen Vereinigung für Naturschutz in Hessen (BVNH) ausgearbeitete Liste urwüchsiger Waldbestände auf ihre Schutzwürdigkeit zu prüfen. Vorausgegangen war eine von Prof. Dr. GISBERT GROSSE-BRAUCK- MANN (Darmstadt) für die BVNH und den Landesverband Hessen des BUND verfasste Denkschrift über die Einrichtung von Naturwaldreservaten in Hessen [10], in der kritisiert wurde, dass Hessen das einzige Flächen-Bundesland sei, in dem noch kein Naturwaldreservate-Programm existiere. Die Denkschrift, in der betont wurde, es gehe keineswegs nur um Naturschutzfragen, sondern auch um allgemeine ökologische und selbst (forstwirtschaftlich-) ökonomische Probleme war dem Ministerium im Mai 1986 übersandt worden. Die Prüfung von insgesamt 79 Waldflächen durch die Hessische Forsteinrichtungsanstalt bis zum August 1986 ergab, dass alle von der BVNH vorgeschlagenen sowie eine Anzahl weiterer begutachteter Flächen (von der Bundesforschungsanstalt für Naturschutz und Landschaftsökologie vorgeschlagene Naturwaldreservate und von Prof. RÜHL vorgeschlagene Waldschutzgebiete) als schützwürdig einzustufen seien. Das Ministerium bat daraufhin im Februar 1987 um konkrete Abgrenzungsvorschläge für zunächst zehn ausgewählte Waldgebiete. Diese sollten jeweils 50 ha groß sein und im Rahmen eines Laubwaldforschungsprogrammes gemeinsam mit einer gleich großen bewirtschafteten Vergleichsfläche zu Forschungszwecken aus der Nutzung genommen werden. Zusammen mit anderen forstpolitischen Maßnahmen wurde das noch unter der rot-grünen Vorgängerregierung auf den Weg gebrachte Laubwaldforschungsprogramm im September 1987 von Staatsministerin IRMGARD REICHHARDT (CDU) der Öffentlichkeit vorgestellt [11, 12]. Das Naturwaldreservate- Programm Mit dem eingangs erwähnten Landtagsbeschluss ging das Hessische Laubwaldforschungsprogramm nur ein Jahr später im Naturwaldreservate-Programm auf. Die Ziele dieses Programms wurden durch Ministerin REICHHARDT anlässlich einer Informationsveranstaltung am 14. September 1988 am künftigen Naturwaldreservat Bodenthal bei Rüdesheim vorgestellt [13]. Neben dem Waldbestand (Waldstruktur) sollten in den Waldgebieten der Bodenzustand und die Bodenvegetation erfasst werden. Faunistische Untersuchungen wurden für die Zukunft in Aussicht gestellt. Die bis zu diesem Zeitpunkt ausgewiesenen 15 Laubwaldforschungsflächen wurden nun zu Naturwaldreservaten. Beibehalten wurden der Vergleichsflächenansatz sowie die Schwerpunktsetzung im Bereich von Buchenwäldern. Mit dem Aufbau eines Naturwaldreservate-Programms wurden durch die schwarz-gelbe Landesregierung zugleich die seitens der roten bzw. rot-grünen Vorgängerregierung seit 1984 bestehenden Pläne zur Einrichtung eines Buchenwald- Nationalparks in Hessen zunächst aufgegeben [14]. Folgerungen Wie in den meisten westdeutschen Bundesländern gab es auch in Hessen bereits Ende der 1960er-Jahre Bestrebungen zur Ausweisung von Naturwaldreservaten. Obwohl die Flächenauswahl und das Forschungskonzept bereits Anfang der 1970er-Jahre sehr konkrete Formen angenommen hatten, wurden erst ab 1986 gezielte Schritte zu einer Umsetzung eingeleitet. Mit dem Laubwaldforschungsprogramm existierte faktisch ab 1987 in Hessen ein Naturwaldreservate-Programm, auch wenn der Begriff Naturwaldreservat noch nicht benutzt wurde. Der Vergleichsflächenansatz wie auch die intensive faunistische Erfassung der unbewirtschafteten Waldflächen sind im bundesweiten Kontext bis heute besondere Alleinstellungsmerkmale des hessischen Naturwaldreservate-Programms, die bereits im Konzept des Laubwaldforschungsprogramms verankert waren. Das dort ebenfalls formulierte Ziel einer langfristig konzipierten Ökosystemforschung konnte trotz wechselnder politischer Rahmenbedingungen erfreulicherweise bis heute erreicht werden. Literaturhinweise: [1] WILLIG, J. (2013): Rückblick auf die Startphase des Hessischen Naturwaldreservateprogramms AFZ-DerWald, Nr. 24, S [2] HESMER, H. (1934): Naturwaldzellen. Der Deutsche Forstwirt 16(13): , 16(14): [3] TRAUTMANN, W. (1969): Zur Einrichtung von Naturwaldreservaten in der Bundesrepublik Deutschland. Natur & Landschaft 44(4): [4] SCHEIFELE, M. (1969): Waldschutzgebiete in Baden-Württemberg. Der Forst- und Holzwirt 24(9): [5] RÜHL, A. (1967): Das Hessische Bergland. Eine forstlich-vegetationsgeographische Übersicht. Forschungen zur deutschen Landeskunde 161: [6] TRAUTMANN, W. (1976): Stand der Auswahl und Einrichtung von Naturwaldreservaten in der Bundesrepublik Deutschland. Natur & Landschaft 51(3): [7] FRANKE, N. M. (2013): Die Geschichte des Naturschutzes in Hessen. Wiesbaden. 256 S. [8] STEIN, J. (1978): Altholzinseln ein neuartiges Biotopschutzprogramm im hessischen Wald. Naturschutz in Nordhessen 2: [9] Diverse Autoren (1980): Berichte aus den Bundesländern zur Auswahl, Einrichtung und Bestandeserfassung der Naturwaldreservate. Natur und Landschaft 55(4): [10] GROSSE-BRAUCKMANN, G. (1987): Eine Denkschrift über die Einrichtung von Naturwaldreservaten in Hessen. Botanik und Naturschutz in Hessen 1: [11] BAUER, F. (1987): Ziele und Maßnahmen der künftigen Regierungspolitik für die Forstwirtschaft in Hessen. AFZ 43: [12] Hessisches Ministerium für Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz; Landesforstverwaltung (1988): Das Hessische Laubwald- und Sukzessionsforschungsprogramm. Wiesbaden. 43 S. [13] STRELETZKI (1988): Laubwald-Forschungsprogramm in Hessen. Forst und Holz 19: 491. [14] Naturwaldreservate in Hessen sind in Planung. Bericht in der Gießener Allgemeinen Zeitung vom 5. Februar /2013 AFZ-DerWald

7 Abb. 1: Typischer Hainsimsen-Buchenwald im NWR Hasenblick Abb. 2: Montaner Waldmeister-Buchenwald im NWR Niddahänge Rückblick auf die Startphase des Hessischen Naturwaldreservate-Programms 1988 bis 2005 Jürgen Willig Naturwaldreservate (NWR) sind vormals bewirtschaftete Waldgebiete, in denen seit der Ausweisung keine Nutzungen mehr stattfinden. In Deutschland wurden zu Beginn des vorigen Jahrhunderts im Schwarzwald (Wilder See, 1911) und im Bayerischen Wald (Höllbachgspreng, 1914) erstmals Waldflächen zu Naturwaldreservaten erklärt veröffentlichte HERBERT HESMER, ein weitblickender Forstwissenschaftler, seinen Aufruf, landesweit ein Netz von Naturwaldzellen zu errichten. Nachdem seit dem Europäischen Naturschutzjahr 1970 einige Bundesländer verstärkt Naturwaldreservate ausgewiesen hatten, beschloss der hessische Landtag 1988 ein Naturwaldreservate-Programm. Von 1988 bis 2005 war die Hessische Forsteinrichtungsanstalt (heute: Hessen-Forst, Servicezentrum Forsteinrichtung und Naturschutz) für das Management des Naturwaldreservate-Programms zuständig. Wichtigste Aufgaben in dieser Phase waren die Auswahl von geeigneten Waldflächen und die Aufstellung von Forschungskonzepten, um die gesetzten Ziele des Naturwaldreservate-Programms zu erreichen (siehe Kasten). Bei der Flächenauswahl konnte auf elf Waldflächen des nur kurzlebigen Vorgängers Hessisches Laubwaldforschungsprogramm zurückgegriffen werden, die im Verlauf der ersten Jahre bis zum heutigen Ausweisungsstand ergänzt wurden (31 NWR mit einer Gesamtfläche von ha). Wesentliches Bestreben der Gebietsausweisung war, die in Hessen vorkommenden natürlichen Waldgesellschaften auf ihren korrespondierenden geologischen Ausgangsgesteinen repräsentativ im Naturwaldreservate-Programm abzubilden. Da Buchenwälder nahezu 90 % der natürlichen Waldgesellschaften bilden, war hier ein Schwerpunkt von vorneherein vorgegeben. Zu gleichen Teilen wurden meist ältere Hainsimsen-Buchenwälder und Waldmeister-/Waldgersten-Buchenwälder ausgewiesen (Abb. 1 bis 3). Hinzu kamen Dr. J. Willig ist Sachbereichsleiter Forsteinrichtung bei Hessen-Forst, Servicezentrum Forsteinrichtung und Naturschutz in Gießen. Von 1990 bis 1994 war er Mitarbeiter im hessischen Naturwaldreservate-Programm und von 1999 bis 2005 Projektverantwortlicher. Jürgen Willig WilligJ@forst.hessen.de Flächenauswahl Ziele des hessischen Naturwaldreservate-Programms: 1. Erforschung sich ungestört entwickelnder Waldökosysteme 2. Forschungsgebiete zur Verbesserung naturnaher Waldbauverfahren 3. Erhaltung, Schutz und Wiederherstellung natürlicher Waldlebensgemeinschaften 4. Anschauungsobjekte für Umweltbildung und Naturerlebnis 5. Weiserflächen als Maßstab für Naturnähe 24/2013 AFZ-DerWald 9

8 Natürliche Waldgesellschaften nach BOHN und SCHRÖDER NWR-Programm Abb. 3: Anteile natürlicher Waldgesellschaften an der hessischen Landesfläche und an der NWR-Fläche Tab. 1: Fachtagungen zu hessischen Naturwaldreservaten (1988 bis 2005) Thema Zeit Ort Naturwaldreservate in Hessen 1991 Frankfurt, Senckenberg- Museum Natürliche Entwicklung von 2001 Schlüchtern Wäldern nach Sturmwurf Zoologische Vielfalt in Buchenwäldern 15 Jahre faunistische Forschung in hessischen Naturwaldreservaten 2005 Fulda 0 Abb. 4: Band 8 der Schriftenreihe NWR in Hessen Hainsimsen- Buchen- Wälder Waldmeister- /Waldgersten- Buchenwälder Eichenwälder, Eichen-Hainbuchenwälder und Auenwälder. Um auch die ungestörte Entwicklung von Nadelholzforsten zu beobachten, wurden einige Fichten- und Kiefernbestände in das Naturwaldreservate-Programm aufgenommen. Die ausgewählten Naturwaldreservate wurden entweder durch Verordnung zum Bannwald (Forstgesetz) oder zum Naturschutzgebiet (Naturschutzgesetz) rechtlich gesichert. Forschungsprogramm Im Vergleich zu Forschungskonzepten anderer Bundesländer fällt das Hessische Naturwaldreservate-Programm vor allem durch zwei Besonderheiten auf: 1. Vergleichsflächenansatz: Von Beginn an wurden benachbart zu den Totalreservaten zusätzlich naturnah weiter bewirtschaftete Vergleichsflächen mit möglichst ähnlichem Ausgangsbestand ausgewiesen. Wissenschaftliche Untersuchungen finden grundsätzlich mit der gleichen Methodik auf beiden Flächen statt. 2. Zoologische Untersuchungen: Seit 1990 werden in ausgewählten NWR große Teile der Fauna erfasst. Die in ihrer Intensität europaweit einzigartigen zoologischen Untersuchungen werden vom Forschungsinstitut Senckenberg durchgeführt. Neben den oben genannten Erhebungen werden in den Reservaten Waldstrukturuntersuchungen (permanente Stichprobekreisinventuren), vegetationskundliche Aufnahmen sowie Untersuchungen zur Wald- und Forstgeschichte durchgeführt. Durch die Stürme Vivian und Wiebke wurden 1990 auch in Naturwaldreservaten zum Teil in großem Ausmaß Bäume in Waldbeständen geworfen. Besonders das Naturwaldreservat Weiherskopf im Forstamt Schlüchtern war durch großflächige Flächenwürfe (20 ha) betroffen. Hier begriff man die Katastrophe als Chance für die Naturwaldforschung: Ein umfangreiches Untersuchungsprogramm wurde gestartet. Länger als ein Jahrzehnt Eichen- und Eichen-Hainbuchenwälder Auenwälder Nadelholz- Ersatzgesellschaften wurden die Sukzession von Bodenvegetation und Waldverjüngung, Abbauprozesse des Holzes durch physikalische Untersuchungen in jährlichen Abständen sowie die Rolle von Tieren und Pilzen an der Zersetzung von Buchenholz wissenschaftlich beobachtet. Die Ergebnisse wurden in einem Forschungsbericht (Abb. 4) veröffentlicht. Öffentlichkeitsarbeit Alle Forschungsergebnisse des Naturwaldreservate-Programms wurden in der Schriftenreihe Naturwaldreservate in Hessen veröffentlicht. Bis 2005 wurden 15 Bände mit waldökologischen und zoologischen Schwerpunkten herausgegeben. Außerdem wurden zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften und der Tagespresse veröffentlicht. Allein die Veröffentlichungen über die zoologischen Untersuchungen des Forschungsinstituts Senckenberg füllen eine lange Publikationsliste. Einen Schwerpunkt der Öffentlichkeitsarbeit bildeten Fachtagungen, die anlassbezogen zu bestimmten Themen der Naturwaldforschung veranstaltet wurden (Tab. 1). Darüber hinaus wurden zahlreiche Exkursionen für unterschiedliche Zielgruppen in den Naturwaldreservaten angeboten. Als Besonderheit ist der Film Naturwaldreservate in Hessen (ZIMMERMANN, 2001) zu nennen. Er wurde als Unterrichtsmaterial für die Landesbildstellen produziert. Rückblick und Ausblick Das hessische Naturwaldreservate-Programm konnte in den ersten Jahrzehnten erfolgreich arbeiten, weil die Erforschung unbeeinflusster Wälder ein wichtiger Beitrag für Forstwirtschaft und Naturschutz ist, durch das Vergleichsflächen-Konzept und die zoologische Forschung neue Impulse in der Naturwaldforschung gesetzt wurden, die hessische Forstpolitik das Konzept mit langem Atem unterstützt hat, engagierte Mitarbeiter/innen in der Verwaltung bei Hessen-Forst das Projekt vorangetrieben haben, kompetente und begeisterte Partner in Forschungsinstituten und Universitäten sich eingebracht haben, an erster Stelle sind hier die langjährigen Projektmitarbeiter des Forschungsinstituts Senckenberg, Dr. WOLFGANG DOROW und GÜNTER FLECHTNER, zu nennen, die hessischen Förster trotz anfänglicher Skepsis alle denkbare Unterstützung geleistet haben. Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) hat seit 2006 die Zuständigkeit für das hessische Naturwaldreservate-Programm übernommen. Neben den hessischen Naturwaldreservaten werden von dort auch die Reservate der Länder Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein betreut. Seit 2006 werden mit großem Engagement Untersuchungsprogramme weitergeführt und Methoden neu entwickelt. Wenn die forstpolitische Unterstützung erhalten bleibt, hat die Naturwaldforschung in Hessen eine hervorragende Zukunftsperspektive /2013 AFZ-DerWald

9 Wie schnell werden Wirtschaftswälder zu Urwäldern? Peter Meyer Naturwaldreservate sollen sich zu Urwäldern von morgen entwickeln können. Zwar ist die Wiederherstellung echter Urwälder wahrscheinlich nicht vollständig möglich, jedoch ist zu erwarten, dass sich in Naturwaldreservaten die wesentlichen Kennzeichen von Urwäldern im Laufe der Zeit immer stärker ausprägen. Im vorliegenden Beitrag wird untersucht, wie weit dieser Prozess in hessischen Buchen-Naturwaldreservaten bereits fortgeschritten ist und in welcher Hinsicht diese sich mittlerweile von bewirtschafteten Waldbeständen strukturell unterscheiden. Dr. P. Meyer ist Leiter des Sachgebiets Waldnaturschutz/ Naturwaldforschung der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (Göttingen). Peter Meyer Old-Growth Einen Bewertungsrahmen für den Transformationsprozess vom Wirtschaftswald zu einem natürlichen Wald bietet das international vielfach verwendete Old-Growth-Konzept [1]. Als Old-Growth werden reife, natürliche Wälder bezeichnet, die sich bei einem kleinräumigen Regime natürlicher Störungen entwickeln. Da ein solches Störungsregime für unsere Breiten anzunehmen ist, entsprechen Old-Growth-Wälder in weiten Teilen auch dem Leitbild eines natürlichen mitteluropäischen Waldes. Für einen größeren Ausschnitt der typischen Old-Growth-Merkmale liefern die Probekreisinventuren in Naturwaldreservaten relevante Strukturgrößen (Tab. 1). Abb. 1: Buchenbestand im Naturwaldreservat Hasenblick Untersuchte Naturwaldreservate und Probeflächen Im Rahmen des Monitorings von hessischen Naturwaldreservaten bildet die 24/2013 AFZ-DerWald 11

10 Tab. 1: Typische Merkmale von Old-Growth-Wäldern (nach BAUHUS et al und WIRTH et al. 2009, verändert) und ihre Erfassung in der Waldstrukturaufnahme in Naturwaldreservaten Merkmal Baumartenzusammensetzung des Klimaxstadiums hohes Bestandesvolumen, hohe Bestandesgrundfläche hohe Anzahl und Grundfläche sterbender und toter Bäume und Baumstümpfe hoher Totholzanteil weite Zersetzungsgradverteilung des Totholzes mehrere Kronenschichten hohe Variation von Baumdimensionen hohe räumliche Heterogenität der Baumverteilung hohe Dichte an Habitatstrukturen wie Baumhöhlen, Asttotholz, Teilkronenbrüche etc. unregelmäßig verteilte Kronendachlücken geringer bis mittlerer Größe Vorhandensein von Vorverjüngung mächtige Humusauflage Erfassung Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja (Ja) Ja Nein Ja Nein Tab. 2: Ergebnisse eines allgemeinen linearen Modells für die Wirkung verschiedener Einflussgrößen auf die Strukturparameter Vorrat, Gehölzverjüngung und Totholzmenge sowie deren Veränderung von Erst- zu Zweitaufnahme Parameter Nährstoffversorgung Signifikanz und Vorzeichen der Einflussfaktoren Wasserversorgung nutzungsfreier Zeitraum Eingriffe vor der Ausweisung Eingriffe Periode natürliche Störungen R 2 TR vs. VF Vorrat n. s. n. s. 0,43 TR Vorrat + n. s ,52 TR Gehölzverjüngung n. s. n. s. n. s. n. s. + 0,19 VF Gehölzverjüngung n. s. n. s. + + n. s. + 0,16 VF Totholzmenge n. s. n. s. n. s. n. s. n. s ,17 TR ~ VF Totholzmenge n. s. n. s. n. s. n. s. n. s ,19 TR ~ VF Abkürzungen: = Veränderung, R 2 = Bestimmtheitsmaß, TR = Totalreservat, VF = Vergleichsfläche, + = signifikant positiver Einfluss, = signifikant negativer Einfluss, n. s. = nicht signifikant, = höher, ~ = etwa gleich hoch Alter Waldstruktur einen Schwerpunkt der Untersuchungen. Mittlerweile liegen für insgesamt 17 Naturwaldreservate Wiederholungsaufnahmen nach einem standardisierten Verfahren [3] auf systematisch verteilten Probekreisen vor [4]. Für die Untersuchung wurden 9 Buchen-Naturwaldreservate, die eine weiterhin bewirtschaftete Vergleichsfläche umfassen, ausgewählt (vgl. [5]). Der Untersuchungszeitraum beträgt im Mittel 20 Jahre (minimal 12 und maximal 24 Jahre). Der Datenanalyse liegen 550 Probekreise (Totalreservate: 284, Vergleichflächen: 266) zugrunde, in denen der Buchenanteil bei der Erstaufnahme über 10 % lag. Datenanalyse Zur Beschreibung der Waldstruktur wurden insgesamt 34 Kenngrößen je Probekreis berechnet, die die verschiedenen Strukturaspekte, wie Dichte (Vorrat, Kreisfläche, Stammzahl je Hektar), Totholzmenge, Mitteldurchmesser, Schichtung, Anteil von Waldentwicklungsphasen oder Gehölzverjüngung abdecken. Variablen, die Unterschiede zwischen den Flächen erklären können (Nährstoff- und Wasserversorgung, Bestandesalter, natürliche Störungen und forstliche Eingriffe) wurden aus der Standortkartierung, der Forsteinrichtung und den Waldstrukturdaten für jeden einzelnen Probekreis gewonnen. Der so entstandene multivariate Datensatz abhängiger (Kenngrößen der Struktur) und unabhängiger (erklärender) Variablen wurde einer Hauptkomponenten- und einer anschließenden Kanonischen Korrespondenzanalyse unterzogen, um erkennen zu können, wie sich die Lage des Datenkollektivs in diesem mehrdimensionalen Variablenraum im Laufe der Zeit verändert hat, ob sich stillgelegte und bewirtschaftete Probeflächen voneinander unterscheiden und, wenn ja, welche Faktoren hierfür verantwortlich sind. Vergleich stillgelegter und bewirtschafteter Waldflächen Nach der Hauptkomponentenanalyse weisen die Aufnahmeflächen hinsichtlich der 34 betrachteten Strukturvariablen im Ausgangszustand keine erkennbaren Unterschiede auf (Abb. 2a). Dies ändert sich im Laufe des Untersuchungszeitraums deutlich (Abb. 2b). Die Punktwolken von unbewirtschaftetem Totalreservat und weiter bewirtschafteter Vergleichsfläche beginnen sich voneinander zu trennen. Die wichtigsten Variablen, die diese Trennung hervorrufen, sind das Bestandesvolumen und die Kreisfläche in den unbewirtschafteten sowie die Gehölzverjüngung > 1,3 m Höhe und der Anteil des Stangenholzes in den bewirtschafteten Probeflächen. Erwartungsgemäß akkumulieren die stillgelegten Buchenwälder zunächst Biomasse, sodass sich die Vorräte zwischen ihnen und den genutzten Probeflächen nach rund zwei Jahrzehnten deutlich unterscheiden (Abb. 3). Der lebende Vorrat des Derbholzbestandes erhöht sich in den Totalreservaten durchschnittlich um 5,8 m 3 je Hektar und Jahr. Infolge der Nutzungen sinkt hingegen der entsprechende Vorrat in den bewirtschafteten Beständen im Mittel um 1,5 m 3. Durch die nutzungsbedingte Auflichtung wird der Generationenwechsel im Wirtschaftswald eingeleitet: die Gehölzverjüngung kann aufwachsen und Jungbestände entwickeln sich. Abb. 2: Lage des Probeflächenkollektivs auf den beiden ersten Hauptkomponenten, a) bei der Erstaufnahme und b) bei der Zweitaufnahme. Die blauen Pfeile zeigen die Richtung und Stärke (Pfeillänge) der Korrelation zwischen den wichtigsten Strukturvariablen und den Hauptkomponenten /2013 AFZ-DerWald

11 Entgegen den landläufigen Erwartungen weisen die beiden Flächenkollektive bisher keine gesicherten Unterschiede bei den Totholzmengen und -qualitäten sowie bei den Habitatstrukturen, wie Höhlen oder Wurzeltellern, auf. Z. T. liegen die entsprechenden Werte im Wirtschaftswald auf einem höheren Niveau als im Totalreservat. Im Hinblick auf die Totholzmenge erklärt sich dies dadurch, dass im Zuge der Nutzungen die Nachlieferung kurzfristig ansteigen kann [6], während die Akkumulation im stillgelegten Wald ein langfristigerer Prozess ist [7]. In den kommenden Jahrzehnten ist daher ein deutlich steigender Totholzvorrat in den Totalreservaten zu erwarten. Ursachen für Unterschiede Mithilfe einer Kanonischen Korrespondenzanalyse wurden die Ursachen für die Unterschiede zwischen den Probekreiskollektiven näher beleuchtet. Von den verschiedenen Variablen, die für eine Erklärung der gesamten Variation zwischen stillgelegten und bewirtschafteten Beständen infrage kommen, erwiesen sich vor allem die forstlichen Eingriffe als bestimmende Größe. Einzelne Modellrechnungen für Vorrat, Verjüngung und Totholz sowie deren Veränderung zeigen insgesamt eine plausible Wirkung der Einflussfaktoren (Tab. 2). Mit besserer Nährstoff- und Wasserversorgung steigt der Vorrat ebenso wie mit der Länge des nutzungsfreien Zeitraumes an. Die Gehölzverjüngung wird hingegen durch Nutzungsfreiheit (indirekt) gehemmt und durch forstliche Eingriffe gefördert. Mit zunehmenden natürlichen Störungen und höherem Alter nimmt die Totholzmenge signifikant zu. Der durch die Modelle erklärte Teil der Streuung ist beim Vorrat befriedigend, bei Gehölzverjüngung und Abb. 3: Vorrat des lebenden Derbholzbestandes in den neun untersuchten Naturwaldreservaten, differenziert nach Totalreservat und Vergleichsfläche. Die Box-Plots zeigen den Median (waagrechte Linie in der Box), die Grenzen der beiden mittleren Quartile (Ober- und Unterkante der Box) und das Minimum und Maximum der Werteverteilung Totholz mit weniger als 20 % jedoch gering. Folgerungen Die Entwicklung der hessischen Buchen- Naturwaldreservate zeigt, dass Reifungsprozesse in Richtung der typischen Merkmale von Old-Growth-Wäldern in unterschiedlicher Geschwindigkeit verlaufen. Stillgelegte Buchenwälder unterscheiden sich zwar bereits nach rund 20 Jahren erkennbar von weiter bewirtschafteten Buchenwäldern. Sie nähern sich aber offenbar erst in längeren Zeiträumen vollständig an die Strukturausstattung von reifen natürlichen Wäldern an. Die wichtigste Entwicklungslinie ist zunächst der Aufbau von Biomasse. Vorratsaufbau und Zunahme anderer Old-Growth -Eigenschaften sind dabei nicht zwangsläufig miteinander gekoppelt. Der lebende Holzvorrat ist aber das Kapital für die Entwicklung in Richtung Old-Growth. Die Akkumulation von Totholz und die Zunahme von Habitatbäumen dürften in den kommenden Jahrzehnten die wichtigsten Reifungsprozesse sein [7, 8]. Erst sehr viel langfristiger sind die Herausbildung einer für Old-Growth-Wälder typischen Waldtextur (räumliches Muster der Waldentwicklungsphasen), Durchmesserstruktur und Schichtung zu erwarten. Eine entscheidende Beschleunigung von Reifungsprozessen dürfte vor allem durch natürliche Störungen eintreten. Literaturhinweise: [1] WIRTH, C.; GLEIXNER, G.; HEIMANN, M. (2009): Old-growth Forests - Function, Fate and Value. Ecological Studies, 207, Springer, Berlin-Heidelberg. [2] BAUHUS, J.; PUETMANN, K.; MESSIER, Ch. (2009): Silviculture for old-growth attributes. Forest Ecology and Management, 258, S [3] MEYER, P.; BRÖSSLING, S.; BEDARFF, U.; SCHMIDT, M. (2013): Monitoring der Waldstruktur und Vegetation in hessischen Naturwaldreservaten. URL: [4] SCHMIDT, M.; MEYER, P.; SUNDERMANN, M. (2013): 25 Jahre Naturwaldreservate in Hessen. Ziele, Forschungskonzept und Stand der Forschung. AFZ-DerWald, Nr. 24, S [5] SCHMIDT, M. (2013): Vegetationsentwicklung in Buchenwäldern nach Aufgabe der forstlichen Nutzung. AFZ-DerWald, Nr. 24, S [6] MEYER, P.; MENKE, N.; NAGEL, J.; HANSEN, J.; KAWALETZ, H.; PAAR, U.; EVERS, J. (2009): Abschlussbericht des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekts Entwicklung eines Managementmoduls für Totholz im Forstbetrieb. URL: [7] MEYER, P.; SCHMIDT, M. (2011): Dead wood accumulation in abandoned beech (Fagus sylvatica L.) forests in northwestern Germany. Forest Ecology and Management, 261, S [8] WINTER, S.; MÖLLER, G. (2008): Microhabitats in lowland beech forests as monitoring tool for nature conservation. Forest Ecology and Management, 255, S /2013 AFZ-DerWald 13

12 Vegetationsentwicklung in Buchenwäldern nach Aufgabe der forstlichen Nutzung Marcus Schmidt Die hessischen Naturwaldreservate und ihre weiterhin naturnah bewirtschafteten Vergleichsflächen werden nach einem standardisierten Verfahren an fest markierten Rasterpunkten vegetationskundlich erfasst [1, 2]. Die dabei gewonnenen Daten geben Auskunft darüber, wie sich die Aufgabe der forstlichen Nutzung in den Totalreservaten sowie die Weiterführung der Bewirtschaftung in den Vergleichsflächen auf die Pflanzenartenzusammensetzung und -vielfalt auswirken. Die Anwendungsmöglichkeiten für die Forst- und Naturschutzpraxis sollen hier am Beispiel der Ableitung von Störungszeigerlisten für verschiedene Buchenwaldtypen aufgezeigt werden. Als Datengrundlage dienen 584 Vegetationsaufnahmen, die zwischen 2007 und 2013 auf 100 m² großen Probeflächen in neun Buchen-Naturwaldreservaten mit Vergleichsfläche erstellt wurden (293 Vegetationsaufnahmen aus Totalreservaten, 291 aus Vergleichsflächen). In fünf dieser Gebiete herrscht der Hainsimsen-Buchenwald, in zwei Gebieten der Waldmeister- Buchenwald und in weiteren zwei Reservaten der Waldgersten-Buchenwald vor. Dies sind die am weitesten verbreiteten Buchenwald-Gesellschaften in Hessen, deren unterschiedliche Pflanzenartenzusammensetzung und -vielfalt in erster Linie durch die Basenversorgung ihrer Böden bestimmt wird (Abb. 1). Ergebnisse In allen Buchenwaldgesellschaften ist die Deckung der oberen Baumschicht in den Totalreservaten signifikant höher als in den bewirtschafteten Vergleichsflächen. Umgekehrt verhält es sich bei der im Wesentlichen von Baumverjüngung geprägten Strauchschicht, die in den Vergleichsflächen einen höheren Deckungsgrad erreicht als im Totalreservat (Abb. 2, 3). Die forstlich bedingte Auflichtung der oberen Baumschicht zeigt sich auch in einer signifikant höheren mittleren Lichtzahl nach ELLENBERG [5]. Zwischen der Eingriffsstärke in den Vergleichsflächen und der Pflanzenartenvielfalt besteht ein enger Zusammenhang (Abb. 4). Durch das höhere Lichtangebot sowie durch heterogenere Bodenbedingungen infolge der Bewirtschaftung weisen die Vergleichsflächen insgesamt eine höhere Gefäßpflanzen- und Moosartenvielfalt auf als die Totalreservate. Zudem kann durch Bodenstörungen bei Fäll- und Rückearbeiten die Samenbank des Bodens aktiviert werden, in der langlebige Samen von Waldpflanzen enthalten sind. Von der Bewirtschaftung profitieren auch Störungszeiger, die auf ein verändertes Ressourcenangebot (z. B. Licht, Wasser, Stickstoff) in den bewirtschafteten Waldbeständen schnell reagieren können (Abb. 3). Ihr Auftreten ist meist reversibel, da sie mit dem Aufkommen einer Gehölzverjüngung oder nach Wiederaufforstung ausgedunkelt werden und verschwinden. Eine Ausnahme können Zeigerarten für Bodenverdichtung bilden, da die Veränderungen des Bodenwasserhaushalts durch Verdichtung meist lange anhalten [6]. Wenn stickstoffliebende Störungszeiger in Buchenwäldern über lange Zeiträume und mit hohem Deckungsgrad vorkommen, dürfte dies hingegen ein Hinweis auf eine Stickstoff-Übersättigung durch anhaltend hohe anthropogene Stickstoffeinträge aus der Luft sein [7]. Ableitung von Störungszeigerlisten und ihre Anwendung Störungszeiger müssen für jede Waldgesellschaft gesondert definiert werden. So gelten Flatter-Binse oder Winkel-Segge in Buchenwäldern als Störungszeiger (veränderter Wasserhaushalt durch Bodenverdichtung), während sie in verschiedenen Feuchtwäldern zur typischen Artenausstattung gehören. Dr. M. Schmidt ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sachgebiet Waldnaturschutz/ Naturwaldforschung der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (Göttingen). Marcus Schmidt Abb. 1: Das Ökogramm (verändert nach [3, 4]) zeigt die Abhängigkeit der in Hessen vorkommenden natürlichen Waldgesellschaften vom Basen- und Wasserhaushalt der Böden. Die untersuchten Buchenwaldtypen sind gelb hinterlegt /2013 AFZ-DerWald

13 Die Vegetationsdaten aus den hessischen Naturwaldreservaten und ihren Vergleichsflächen sind sehr gut zur Ableitung von Störungszeigerlisten geeignet. Dies erfolgt über mehrere Schritte: Zunächst werden mithilfe eines gemischten linearen Modells die Pflanzenarten mit signifikanter Häufung in der Vergleichsfläche bestimmt. Dies betrifft insgesamt 62 Farnund Blütenpflanzenarten. Nachfolgend werden mithilfe der Zeigerwertspektren der verschiedenen Buchenwaldgesellschaften Zeigerarten für untypische Bedingungen herausgefiltert. Dies sind beispielsweise Halblicht- und Lichtzeigerarten, Nässezeigerarten oder Zeigerarten stickstoffreicher Standorte [5]. Im Ergebnis lassen sich für den Hainsimsen-Buchenwald 39 Arten, für den Waldmeister-Buchenwald 33 Arten und für den Waldgersten-Buchenwald 29 Arten als Störungszeiger identifizieren. Beispiele sind für den Hainsimsen-Buchenwald das Land-Reitgras, das Wald-Weidenröschen (Licht, Stickstoff), der Riesen-Schwingel und der Blut-Ampfer (Feuchte, Stickstoff) sowie die Große Brennnessel (Stickstoff). Störungszeigerlisten können in der Forst- und Naturschutzpraxis in Monitoringprogrammen eingesetzt werden. Als Beispiel dient hier das im Rahmen der permanenten Stichprobeninventur erfasste Vorkommen von Hainsimsen-Buchenwäldern im Nationalpark Kellerwald-Edersee. An insgesamt 165 von 283 Rasterpunkten war hier 2008/2009 dieser Buchenwaldtyp durch Vegetationsaufnahmen belegt worden [8]. In dem 2004 ausgewiesenen Nationalpark lassen sich schon zu diesem Zeitpunkt größere Bereiche ohne oder mit nur sehr wenigen Störungszeigern identifizieren (Abb. 5). Es ist zu erwarten, dass die Anzahl der Störungszeiger bei der 10 Jahre nach der Erstaufnahme geplanten Wiederholungsinventur abnehmen wird. Für Rasterpunkte mit überdurchschnittlich vielen Störungszeigern kann eine vertiefende Analyse klären, durch welche Faktoren das Vorkommen dieser Pflanzenarten begünstigt wird. Abb. 2: Seit 1988 unbewirtschafteter Hainsimsen-Buchenwald im Naturwaldreservat Schönbuche (Forstamt Fulda). Die Kraut-, Strauch- und Moosschicht ist artenarm und erreicht nur in Bestandeslücken etwas höhere Deckungsgrade. Fotos: U. Bedarff Folgerungen und Ausblick Die in den hessischen Naturwaldreservaten erhobenen Vegetationsdaten bieten, insbesondere in Kombination mit weiteren Informationen (z. B. Waldstrukturdaten), vielfältigste Auswertungsmöglichkeiten. Von besonderem Wert ist die gleichzeitige Vegetationserfassung in den benachbart liegenden bewirtschafteten Vergleichsflächen. Durch die Gegenüberstellung von Vegetationsdaten bewirtschafteter und unbewirtschafteter Waldbestände lassen sich Moos- und Gefäßpflanzenarten identifizieren, die von Bewirtschaftung bzw. Stilllegung profitieren. Naturwaldreservate können so als Referenzflächen zur Ableitung von Störungszeiger- oder Naturnähezeigerlisten dienen. Dabei ist auch die Frage von Interesse, welche der durch forstliche Bewirtschaftung hervorgerufenen Störungen in ihren Auswirkungen auf die Vegetation den natürlichen Störungen in Buchenwäldern entsprechen und welche nicht. Anders als im benachbarten Österreich [9] existierten in Deutschland auf wissenschaftlicher Grundlage abgeleiteten Referenzlisten für Störungszeiger bisher nicht. Die mithilfe von Daten aus den hessischen Abb. 4: Für alle untersuchten Buchenwaldtypen lässt sich ein signifikanter linearer Zusammenhang zwischen der Eingriffsstärke (gemessen als Anzahl entnommener Stämme pro Hektar in der Untersuchungsperiode) und der Artenvielfalt von Gefäßpflanzen und Moosen nachweisen. Grüne Punkte: Naturwaldreservate, gelbe Punkte: Vergleichsflächen. Die Berechnung erfolgte ausschließlich über die aus den Vergleichsflächen stammenden Werte. Abb. 3: In der bewirtschafteten Vergleichsfläche des Naturwaldreservats Schönbuche ist die Kraut-, Strauch- und Moosschicht deutlich artenreicher und weist höhere Deckungsgrade auf als im Totalreservat. Der aspektbildende Rote Fingerhut gehört zu den Störungszeigern. Abb. 5: Anwendung der über Vegetationsdaten aus Naturwaldreservaten abgeleiteten Störungszeigerliste auf Vegetationsaufnahmen von Hainsimsen-Buchenwäldern (n = 165) im Nationalpark Kellerwald-Edersee, die im Rahmen der Permanenten Stichprobeninventur (2008/09) erstellt wurden Naturwaldreservaten erarbeiteten Störungszeigerlisten für Buchenwälder zeigen eine sehr hohe Übereinstimmung mit den in Österreich bestehenden Listen. Sie lassen sich in der Forst- und Naturschutzpraxis z. B. in Monitoringprogrammen einsetzen. Literaturhinweise: [1] MEYER, P.; BRÖSSLING, S.; BEDARFF, U.; SCHMIDT, M. (2013): Monitoring von Waldstruktur und Vegetation in hessischen Naturwaldreservaten. unveröff. Aufnahmeanweisung. 63 S. ( de/fileadmin/user_upload/sachgebiet/waldnaturschutz_naturwald/ Aufnahmeanweisung_NWR_Hessen_2013.pdf). [2] SCHMIDT, M.; SCHMIDT, W. (2007): Vegetationsökologisches Monitoring in Naturwaldreservaten. Forstarchiv 78: [3] LEUSCHNER, C. (1998): Mechanismen der Konkurrenzüberlegenheit der Rotbuche. Ber. Reinh.-Tüxen-Ges. 10: [4] ELLENBERG, H.; LEUSCHNER, C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen. 6. Aufl. Stuttgart. [5] ELLENBERG, H.; WEBER, H. E.; DÜLL, R.; WIRTH, V.; WERNER, W.; PAULISSEN, D. (2001): Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. 3. Aufl. Scripta Geobot. 18: [6] GAERTIG, T.; GREEN, K. (2008): Die Waldbodenvegetation als Weiser für Bodenstörungen. AFZ-DerWald 6/2008: [7] SCHULZE, I.-M.; EICHHORN, J. (2000): Veränderungen im Stickstoffhaushalt von Buchenwäldern auf Basalt: Die Ausbreitung der Großen Brennnessel (Urtica dioica) und ihr Einfluss auf die natürliche Verjüngung der Buche. Forst-und Holz 55(14): [8] SCHMIDT, M. (2010): Nationalpark Kellerwald- Edersee. Wie naturnah und artenreich ist die Waldvegetation? AFZ- DerWald 17/2010: [9] GRABHERR, G.; KOCH, G.; KIRCHMEIR, H.; REITER, K. (1998): Hemerobie österreichischer Waldökosysteme. Veröff. Österr. MaB-Prog. 17: /2013 AFZ-DerWald 15

14 Die Fauna hessischer Naturwaldreservate Struktur- und Artenvielfalt, gefährdete Arten, Waldbindung Wolfgang H. O. Dorow und Theo Blick Die Untersuchung der Fauna hessischer Wälder erbrachte in den vergangenen 25 Jahren überraschende Ergebnisse: Auch einheimische Buchenwälder sind weitaus artenreicher als bisher angenommen wurde und beherbergen eine ganze Reihe seltener und gefährdeter Arten. Was sagen diese Ergebnisse über den Zustand von Wirtschaftswäldern aus und welche Konsequenzen lassen sich daraus ableiten? Seit 1990 wird die Fauna der hessischen Totalreservate und ihrer Vergleichsflächen sukzessive durch Mitarbeiter des Senckenberg Institutes in Frankfurt am Main untersucht. Ziele der Untersuchungen sind die repräsentative qualitative Dokumentation der Fauna von Natur- und Wirtschaftswäldern und die Ableitung von Empfehlungen zur Harmonisierung von Dr. W. H. O. Dorow (links) ist Koordinator des Projektes Hessische Naturwaldreservate bei Senckenberg. Er bearbeitet die Tiergruppen der Wanzen und Stechimmen.Sein Kollege T. Blick untersucht die Spinnen. Wolfgang H. O. Dorow Forstwirtschaft und Naturschutz. Hierbei wird mit einem breiten Methodenset über zwei komplette Jahre das Arteninventar für sieben ausgewählte Tiergruppen (Regenwürmer, Spinnen, Wanzen, Käfer, Stechimmen, Großschmetterlinge und Vögel) erfasst. Damit wird etwa ein Viertel der einheimischen Tierwelt abgedeckt. Durch die Mitarbeit ehrenamtlicher Spezialisten für weitere Tiergruppen konnte dieser Anteil auf bis zu 35 % erhöht werden. Alle Fänge werden nach Tierordnungen sortiert und in einer Probenbank bei Senckenberg dauerhaft konserviert. 1) 1) Die Ergebnisse werden in der Zeitschriftenreihe Naturwaldreservate in Hessen [1, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 20] und in der Broschürenreihe Hessische Naturwaldreservate im Portrait [14, 15, 16, 17, 18, 19] veröffentlicht (als Pdf verfügbar über senckenberg.de/naturwaldreservate). Die bisherigen Untersuchungsergebnisse waren überraschend: In einheimischen Buchenwäldern leben dreimal mehr Tierarten als man bisher angenommen hatte. Selbst auf nur 50 bis 75 ha kann mit bis Arten gerechnet werden (über 13 % aller aus Deutschland bekannten Arten). Zahlreiche Rote-Liste-Arten für Deutschland konnten nachgewiesen werden und viele Erstnachweise für Hessen (Goldbachs- und Ziebachsrück: 24, Hohestein: 12, Niddahänge: 40, Schönbuche: 25), Deutschland (Niddahänge: 1, Schönbuche: 3) und die Wissenschaft (Brackwespe Eubazus nigroventralis, Schlupfwespe Gelis albopilosus) gelangen [3, 5, 6, 8, 19]. Unbekannte Details zur Ökologie verschiedener Arten (z. B. zu Lebensraumansprüchen, jahreszeitlichem Auftreten, Verbreitung) konnten dokumentiert werden. Reine Artenzahlen sagen aber noch nicht viel über die Qualität einer Lebensgemeinschaft aus. Daher müssen die Funde detailliert auf Artebene analysiert werden: Sind die gefundenen Arten an den Lebensraum Wald gebunden? Welche Strukturen sind im Untersuchungsgebiet vorhanden und welche Arten leben potenziell und tatsächlich an ihnen? Wie ist die Situation gefährdeter Arten im Gebiet? Methoden Alle in Deutschland vorkommenden Arten der Standard-Tiergruppen sowie weiterer vollständig bearbeiteter Gruppen werden derzeit in Anlehnung an das Vorgehen bei Gefäßpflanzen, Moosen und Flechten [13] nach ihrer Waldbindung eingestuft (Tab. 1) und für die Auswertung in drei Großkategorien (im Wald mit Schwerpunkt im Wald, im Wald mit Schwerpunkt außerhalb des Waldes, nur im Offenland) zusammengefasst. Erste Ergebnisse hierzu liegen für Spinnen, Weberknechte, Wanzen, Laufkäfer und Stechimmen vor. Die Weiterentwicklung der Computertechnologie seit dem Beginn der Naturwaldforschung in Hessen macht es möglich, sehr komplexe Zusammenhänge zu analysieren. Ein solcher Bereich ist die Analyse zoologisch und forstlich relevanter Strukturen und deren Einfluss auf die Fauna. In jedem Naturwaldreservat werden flächendeckende Kartierungen der Biotop- [12] und Bestandestypen durchgeführt. Diese bilden die Basis für die Auswahl der Fallenstandorte und liefern die Hintergrundinformationen für die Auswertungen der Ergebnisse [Welche Strukturen kommen Tab. 1: Kategorien der Waldbindung im Bereich der Fauna Kategorie nur im Wald mit Schwerpunkt im geschlossenen Wald nur im Wald mit Schwerpunkt im lichten Wald nur im Wald ohne Schwerpunkt im Wald und im Offenland mit Schwerpunkt im Wald im Wald und im Offenland ohne Schwerpunkt im Wald und im Offenland mit Schwerpunkt im Offenland nur im Offenland und sonstigen Lebensräumen Abk. wg wl w w+ ow o+ o vor, wie sind sie zwischen den Naturwaldreservaten und zwischen Totalreservaten und Vergleichsflächen verteilt? Welche Qualitäten haben diese Strukturen? (z. B. besonnt/nicht besonnt)]. Parallel wird analysiert, welche Arten, welche dieser Strukturen besiedeln und ob sie auf spezielle Struktur-Kombinationen in ihrem Lebensraum angewiesen sind (z. B. Totholz zum Nisten und gleichzeitig Blüten als Nahrungsquelle). Auch die Relevanz bestimmter Strukturen und der sie besiedelnden Fauna für die gesamte Untersuchungsfläche kann auf diese Weise beurteilt werden. Die bislang ausgewerteten zoologischen Untersuchungen fanden kurz nach der Ausweisung der Naturwaldreservate statt, spiegeln also den Zustand im Wirtschaftswald wider, denn fast alle Naturwaldreservate wurden bis zu ihrer Ausweisung regulär bewirtschaftet. Daher können Totalreservat und Vergleichsfläche gemeinsam betrachtet werden /2013 AFZ-DerWald

15 Abb. 1: Das Naturwaldreservat Kinzigaue beherbergte die artenreichste Fauna aller bisher untersuchten Naturwaldreservate. Fotos: W. H. O. Dorow Abb. 2: Die Strukturvielfalt in einem Wald bestimmt entscheidend die Artenzusammensetzung und Biodiversität. Hier ein Blockfeld im Naturwaldreservat Stirnberg in der Rhön. Forschungsergebnisse und ihre Bewertung Betrachtet man die einheimischen Arten der untersuchten Tiergruppen nach ihrer Waldbindung (Abb. 3), so wird deutlich, dass die Anteile der Waldarten je nach Tiergruppe sehr unterschiedlich hoch sind. Bei den Laufkäfern gibt es mit 34 % den geringsten Anteil waldgebundener Arten, bei den Weberknechten mit 81 % den höchsten. In den Naturwaldreservaten liegen die Anteile der Waldarten in den hier ausgewerteten Tiergruppen i. d. R. über 80 % (Abb. 4). Eine Ausnahme bilden nur die Laufkäfer (72 % Waldarten). Bei Berechnung auf Basis der Individuenzahlen fallen diese Anteile jedoch wesentlich höher aus (90 bis 100 %), auch bei den Laufkäfern. Das Arteninventar der Naturwaldreservate kann somit als typische Waldbiozönose gewertet werden. Reine Offenlandarten sind nur gering vertreten. Zeigen die unerwartete Artenfülle und die zahlreichen Rote-Liste-Arten im Wirtschaftswald, dass kein Handlungsbedarf besteht? Analysiert man die aktuellen Roten Listen Deutschlands [2], die erstmals standardisierte und damit vergleichbare Einstufungen für zahlreiche Tiergruppen bieten, so wird deutlich, dass die Anteile gefährdeter Arten (Rote-Liste-Kategorien 0, 1, 2, 3, G) sich in den einzelnen Tiergruppen sehr unterschiedlich auf Offenland- und % Spinnen Weberknechte Wanzen Laufkäfer Stechimmen unbekannt nur im Offenland auch im Wald vorwiegend im Wald % Spinnen Weberknechte Wanzen Laufkäfer Stechimmen nur im Offenland auch im Wald vorwiegend im Wald Abb. 3: Anteile der Waldbindungskategorien für die untersuchten Tiergruppen in Deutschland Abb. 4: Anteile der Waldbindungskategorien für die untersuchten Tiergruppen in den hessischen Naturwaldreservaten Spinnen Weberknechte Wanzen Laufkäfer Stechimmen unbekannt nur im Offenland auch im Wald vorwiegend im Wald Spinnen Weberknechte Wanzen Laufkäfer Stechimmen nur im Offenland auch im Wald vorwiegend im Wald Abb. 5: Bindung gefährdeter Arten in Deutschland an Wald und Offenland Abb. 6: Bindung der in den Naturwaldreservaten gefundenen gefährdeten Arten an Wald und Offenland 24/2013 AFZ-DerWald 17

16 untersucht sowie ein Stieleichen-Hainbuchenwald in einer Bachaue im Tiefland. Daher muss für jede Art analysiert werden, ob ihr Vorkommen überhaupt erwartet werden kann. Tab. 2 zeigt beispielhaft an den Spinnen und Wanzen, dass ein großer Teil der vordergründig vermissten gefährdeten Arten tatsächlich nicht zu erwarten ist. Die verbleibenden fehlenden gefährdeten Arten sind insbesondere solche, die auf bestimmte Totholzqualitäten oder eine lang andauernde Alt- und Totholztradition (lange Habitatkontinuität) angewiesen sind. Abb. 7: Offene Strukturen im Wald bieten vielen Tierarten Lebensraum. Sandlaufkäfer kamen an mehreren schütter bewachsenen, besonnten Flächen in der Vergleichsfläche des Naturwaldreservats Hasenblick vor. Abb. 8: Fallen nach dem Reusenprinzip (Stammeklektoren) an stehenden lebenden oder abgestorbenen Baumstämmen fangen eine große Zahl von Tieren, die sich den Stamm hinauf in den Kronenraum bewegen oder an der Rinde leben. Waldarten aufteilen (Abb. 5). Nur bei den Weberknechten leben zwei Drittel der gefährdeten Arten im Wald, bei den übrigen Tiergruppen 57 bis 78 % im Offenland. In den Naturwaldreservaten wurden nur relativ wenige gefährdete Rote-Liste-Arten nachgewiesen (Abb. 6). Im Vergleich zur Gesamtartenzusammensetzung in den Naturwaldreservaten (Abb. 4) sind bei den gefährdeten Arten die Offenlandarten überproportional vertreten. Die hohen Anteile an Rote-Liste-Arten in den untersuchten Naturwaldreservaten beruht darauf, dass ein sehr breites Tiergruppenspektrum analysiert wurde, dass alle Kategorien der Roten Listen (also auch D, V, R) berücksichtigt wurden und dass die damals verwendeten Roten Listen nicht nach einem strengen einheitlichen Verfahren erstellt worden waren. Bisher wurde nur ein vergleichsweise geringer Anteil an gefährdeten Waldarten in den hessischen Naturwaldreservaten gefunden. Steht es schlecht um den einheimischen Wirtschaftswald? Bislang wurden vorrangig Buchenwaldstandorte in hessischen Mittelgebirgslagen Folgerungen und Ausblick Die hohe Anzahl gefundener waldtypischer Arten macht die besondere Verantwortung der Forstwirtschaft für den Natur- und Artenschutz deutlich. Eine wichtige Aufgabe ist es, Totholz in qualitativ und quantitativ ausreichendem Maße im Wald anzureichern, wie es die Naturschutzleitlinie von Hessen-Forst vorsieht [11]. Die künftige Bearbeitung von Auwäldern und trockenwarmen Wäldern wird sicher wertvolle Erkenntnisse liefern, um die Situation der Fauna in hessischen Wäldern noch umfassender einschätzen zu können. Wiederholungsuntersuchungen werden zeigen, wie schnell und in welchem Umfang die Wiederbesiedlung mit anspruchsvollen Arten gelingt, die auf bestimmte Totholzqualitäten angewiesen sind. Tab. 2: In den Naturwaldreservaten vermisste und zu erwartende gefährdete Arten gefährdete deutsche Waldarten insgesamt in den NWR gefundene gefährdete Waldarten in den NWR fehlende gefährdete Waldarten Spinnen Wanzen kommen nicht in Hessen vor kommen in den untersuchten hessischen Regionen sicher nicht vor leben nur in den höchsten Lagen der Mittelgebirge in Hessen ausgestorben 0-1 leben in trockenwarmen Lichtwäldern leben in Mooren 0-11 leben an und in Gewässern leben an in den untersuchten NWR nicht vorkommenden Baumarten 0-2 Vorkommen möglich Literaturhinweise: [1] BLICK, T.; DOROW, W. H. O.; KOPELKE, J.-P. (2012): Kinzigaue. Zoologische Untersuchungen , Teil 1. Naturwaldreservate in Hessen 12, [2] BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg.) (2009ff): Rote Listen gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Naturschutz und Biologische Vielfalt 70. [3] DOROW, W. H. O.; BLICK, T; KOPELKE, J.-P. (2009): Naturwaldreservate in Hessen. Band 11/2.1. Goldbachs- und Ziebachsrück. Zoologische Untersuchungen , Teil 1. Mitteilungen der Hessischen Landesforstverwaltung 45, [4] DOROW, W. H. O.; BLICK, T.; KOPELKE, J.-P. (2010): Naturwaldreservate in Hessen. Band 11/2.2. Goldbachs- und Ziebachsrück. Zoologische Untersuchungen , Teil 2. Mitteilungen der Hessischen Landesforstverwaltung 46, [5] DOROW, W. H. O., FLECHTNER, G.; KOPELKE, J.-P. (2001): Naturwaldreservate in Hessen. Band 6/2.1. Schönbuche. Zoologische Untersuchungen , Teil 1. Hessen-Forst FIV Ergebnis- und Forschungsbericht 28/1, [6] DOROW, W. H. O.; FLECHTNER, G.; KOPELKE, J.-P. (2004): Naturwaldreservate in Hessen. Band 6/2.2. Schönbuche. Zoologische Untersuchungen Teil 2. Hessen-Forst FIV Ergebnis- und Forschungsbericht 28/2, [7] DOROW, W. H. O.; KOPELKE, J.-P. (2007): Naturwaldreservate in Hessen. Band 7/2.2. Hohestein. Zoologische Untersuchungen , Teil 2. Mitteilungen der Hessischen Landesforstverwaltung 42, [8] FLECHTNER, G.; DOROW, W. H. O.; KOPELKE, J.-P. (1999): Naturwaldreservate in Hessen. Band 5/2.1. Niddahänge östlich Rudingshain. Zoologische Untersuchungen , Teil 1. Mitteilungen der Hessischen Landesforstverwaltung 32/1, [9] FLECHTNER, G.; DOROW, W. H. O.; KOPELKE, J.-P. (2000): Naturwaldreservate in Hessen. Band 5/2.2. Niddahänge östlich Rudingshain. Zoologische Untersuchungen , Teil 2. Mitteilungen der Hessischen Landesforstverwaltung 32/2, [10] FLECHTNER, G.; DOROW, W. H. O.; KOPELKE, J.-P. (2006): Naturwaldreservate in Hessen. Band 7/2.1. Hohestein. Zoologische Untersuchungen , Teil 1. Mitteilungen der Hessischen Landesforstverwaltung 41, [11] LANDESBETRIEB HESSEN-FORST (Hrsg.) (2011): Naturschutzleitlinie für den Hessischen Staatswald. Kassel: Hessen-Forst. [12] RIECKEN, U.; FINCK, P.; RATHS, U.; SCHRÖDER, E.; SSYMANK, A. (2006): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands. Naturschutz und Biologische Vielfalt 34: [13] SCHMIDT, M.; KRIEBITZSCH, W.-U.; EWALD, J. (Red.) (2011): Waldartenlisten der Farn- und Blütenpflanzen, Moose und Flechten Deutschlands. BfN-Skripten 299, [14] SCHMIDT, M.; MEYER, P. (Redaktion); BLICK, T.; DIETZ, M.; DOROW, W. H. O.; KIEFER, S.; KÖHLER, F.; KOPELKE, J.-P.; MALTEN, A.; MEYER, P.; RÖMBKE, J.; SCHMIDT, M.; TEUBER, D.; ZUB, P. (Text) (2007): Hessische Naturwaldreservate im Portrait: Hohestein. Göttingen: Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) & Kassel: Landesbetrieb Hessen-Forst (Hrsg.). [15] SCHMIDT, M.; MEYER, P. (Redaktion); BLICK, T.; DIETZ, M.; DOROW, W. H. O.; KÖH- LER, F.; KOPELKE, J.-P.; MEYER, P.; SCHMIDT, M.; TEUBER, D.; ZUB, P. (Text) (2009): Hessische Naturwaldreservate im Portrait: Niddahänge östlich Rudingshain. Göttingen: Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) & Kassel: Landesbetrieb Hessen-Forst (Hrsg.). [16] SCHMIDT, M.; MEYER, P. (Redaktion); BLICK, T.; DIETZ, M.; DOROW, W. H. O.; KOPELKE, J.-P.; LANGER, E.; MEYER, P.; SCHMIDT, M.; TEUBER, D. (Text) (2010): Hessische Naturwaldreservate im Portrait: Goldbachs- und Ziebachsrück. Göttingen: Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) & Kassel: Landesbetrieb Hessen-Forst (Hrsg.). [17] SCHMIDT, M.; MEYER, P. (Redaktion); BLICK, T.; DIETZ, M.; DOROW, W. H. O.; KOPELKE, J-P.; MEYER, P.; SCHMIDT, M.; TEUBER, D. (Text) (2010): Hessische Naturwaldreservate im Portrait: Das Naturwaldreservate-Programm. 3. Auflage, aktualisiert und stark überarbeitet. Göttingen: Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) & Kassel: Landesbetrieb Hessen-Forst (Hrsg.). [18] SCHMIDT, M.; MEYER, P. (Redaktion); BLICK, T.; DIETZ, M.; DOROW, W. H. O.; KOPELKE, J.-P.; LANGER, E.; MEYER, P.; SCHMIDT, M.; TEUBER, D. (Text) (2011): Hessische Naturwaldreservate im Portrait: Schönbuche. Göttingen: Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW- FVA) & Kassel: Landesbetrieb Hessen-Forst (Hrsg.). [19] SCHMIDT, M.; MEYER, P. (Redaktion); BLICK, T.; DIETZ, M.; DOROW, W. H. O.; HOFFMANN, M.; KÖHLER, F.; KOPELKE, J.-P.; MEYER, P.; RÖMBKE, J.; SCHMIDT, M.; TEUBER, D.; ZUB, P. M. T. (Text) (2012): Hessische Naturwaldreservate im Portrait: Kinzigaue. Göttingen: Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) & Kassel: Landesbetrieb Hessen-Forst (Hrsg.). [20] WILLIG, J. (Wiss. Koord.) (2002): Naturwaldreservate in Hessen. Band 8. Natürliche Entwicklung von Wäldern nach Sturmwurf 10 Jahre Forschung im Naturwaldreservat Weiherskopf. Mitteilungen der Hessischen Landesforstverwaltung 38, /2013 AFZ-DerWald

17 Bedeutung von Naturwaldreservaten und ihrer Erforschung für die forstliche Praxis Eberhard Leicht 25 Jahre nach der Einrichtung der hessischen Naturwaldreservate stellt sich im Spiegel des aktuellen Naturschutzdiskurses die Frage nach der Konsistenz der zweigleisigen Aufgabenstellung der Naturwaldreservate (siehe Kasten) aus Naturschutz und Naturwaldforschung, wenn einerseits das einzige Schutzgut bei völligem Interventionsverzicht (Prozessschutz) ungesteuerte und zielfreie autogene Vorgänge sind, andererseits aber die Restitution von Natürlichkeit oder auch das Hemerobiekonzept nicht ohne die Bestimmung von Ziel- oder Referenzzuständen auskommen. Die Flächengröße der Reservate (im Mittel 40 ha), die vermutlich nicht ausreicht, um das komplexe Nach- und Nebeneinander der Waldentwicklungsphasen abzubilden, sowie Stoffeinträge und überhöhte Wildbestände können zudem deren Eignung als Nullflächen relativieren [2]. In den 31 hessischen Naturwaldreservaten sollen 1. natürliche Waldlebensgemeinschaften bewahrt oder wiederhergestellt, 2. Grundlagenforschung an Böden, Vegetation, Waldstruktur und Fauna in interventionsfreien Waldlebensgemeinschaften betrieben sowie 3. Erkenntnisse für einen naturnahen Waldbau und 4. generell für die Naturnähe (Hemerobie) von Wäldern gewonnen werden [1]. Naturnaher Waldbau und Prozessschutz Aus Sicht der betrieblichen Praxis stehen der Erkenntnisgewinn im Hinblick auf einen naturnahen Waldbau und eine daraus ggf. ableitbare biologische Automation einerseits sowie der aktuelle Diskurs über den Beitrag des Prozessschutzes zu einer umfassenden Naturschutzstrategie im Zentrum des Interesses. Vermutlich ist aber der Beobachtungszeitraum von 25 Jahren noch zu kurz, als dass bereits viele konkrete Ergebnisse aus der Naturwaldreservatforschung in Waldbauleitlinien oder -methoden ihren Niederschlag hätten finden können. Von besonderem Interesse für das waldbauliche Handwerkszeug sind Waldstruktur und Walddynamik, wie die natürliche Waldregeneration, Sukzessionsprozesse, Konkurrenzverhältnisse, Waldentwicklungszyklen, die Rolle von Vorwaldstadien bei der Walderneuerung, die Belastbarkeit von Baumarten im Hinblick auf Mangelsituationen (Licht, Wasser, Nährstoffe) und klimatische Verände- E. Leicht leitet das hessische Forstamt Burgwald. Eberhard Leicht rungen ohne waldbauliche Entlastung. Mit Blick auf die Tragbarkeit von Schalenwildbeständen und das angemessene Wildtiermanagement kann der Vergleich von gezäunten und ungezäunten Flächen in Naturwaldreservaten den Einfluss des Schalenwildes ohne das Korrektiv forstlicher Eingriffe sichtbar machen [3]. Nach dem besonderen hessischen Ansatz bietet die Bildung von Vergleichsflächenpaaren aus Totalreservaten und im Hinblick auf Standort und Bestandesstruktur gleichartigen in Bewirtschaftung verbleibenden Flächen die Chance, die Entwicklung von Waldstruktur, Vegetation, Fauna und Waldboden von einem gemeinsamen Anfangspunkt aus parallel zu beobachten. Dies kann im Idealfall weitere Aufschlüsse zur Walddynamik (autogene Entwicklung, Reaktion auf Störungen) liefern, die ggf. eine engere Anlehnung der Waldbautechnik an natürlich ablaufende Prozesse ermöglichen. Die natürliche Waldentwicklung und ihre Integration in den Waldbau zählen zu den Standards der Grundsätze und Leitlinien zur naturnahen Wirtschaftsweise im hessischen Staatswald [4]. Natürliche Waldentwicklung nutzen Danach ist eine kontinuierliche Waldregeneration durch Naturverjüngung unter Schirm anzustreben. Nach Störungen im Waldgefüge sollen Vorwaldelemente und Sukzession den Waldneuaufbau begleiten und Konkurrenz im Hinblick auf die Eigendifferenzierung des Waldes nicht unterdrückt, sondern in gewissem Rahmen zugelassen werden. Für die forstliche Praxis sind dabei nicht nur die Chancen durch eine derartige Automation von Interesse, sondern in gleichem Maße auch deren Grenzen. Vorwaldbaumarten und Verjüngungsreste des Vorbestands können zum Beispiel auf Störungsflächen der Dominanz von Gräsern, Brombeere, Adlerfarn u. a. Grenzen setzen und zu einem zeitnahen Kronenschluss des Jungwuchses beitragen. Inwieweit lassen sich hier nun Pflanzungen von Klimaxbaumarten unter Berücksichtigung von Anzahl und Verteilung der Vorwaldstrukturen, der Füll- oder Treibhölzer, der Standortsbedingungen und der Bestandeskonfiguration reduzieren? Welche Auswirkungen haben höhere Anteile von Birken, Ebereschen, Aspen oder Weiden auf die weitere Entwicklung, Vitalität und Qualität des Jungwuchses? Die Holzvorräte in den Naturwaldreservaten haben in wenigen Jahrzehnten deutlich zugenommen. Gleiches gilt für die Dominanz der Buche in den Buchenwaldgesellschaften [5]. Bedingt durch die damit einhergehende Reduktion des Lichtregimes am Waldboden sind Rückgänge bei den in der Kraut- und Strauchschicht vertretenen Arten und ihrer Abundanz zu verzeichnen. Für die im Unter- und Zwischenstand etablierten Buchen stellt sich nun die Frage, wie lange sie bei eventuell weiter rückläufigem Lichtgenuss quasi in 24/2013 AFZ-DerWald 19

18 Wartestellung überdauern können. Von besonderem Interesse ist in diesem Zusammenhang auch die Entwicklung des Zuwachses bei sich weiter akkumulierenden Holzvorräten. Waldregeneration in Buchenwaldgesellschaften In dem nun 25-jährigen Beobachtungszeitraum ist augenscheinlich geworden, dass die Walderneuerung sich mangels Schirmstellung nicht mehr flächig vollzieht, sondern sich auf zurzeit noch wenige, meist kleinere Störungsflächen konzentriert. Durchaus vorkommende einzelne Abgänge von Altbuchen (Windwurf) erzeugen zurzeit noch kein ausreichendes Lichtregime für die Etablierung von Vorwaldphasen. Die Walderneuerung in Kleinlücken erfolgt unmittelbar durch die Buche (Abb. 1) und bereits vorhandener älterer Jungwuchs scheidet zwischenzeitlich wegen Lichtmangels auch wieder aus. Sich in diesem Kontext für die forstliche Praxis ergebende interessante Fragestellungen wären beispielsweise: 1. Wie arrangiert sich die Schattbaumart Buche im Unterstand mit fortschreitendem Lichtentzug, wo sind ihre Grenzen? 2. Wie und in welchen Zeiträumen löst sich eine bereits waldbaulich erzeugte Vertikalstruktur wieder auf (Optimalphase)? 3. Wie erfolgt die Fruktifikation, wenn systematische Kronenpflege unterbleibt? 4. Bei welcher Störungsflächengröße und bei welcher Bestandeskonfiguration entwickeln sich Vorwaldphasen mit Weichlaubhölzern, wie Birken, Ebereschen, Aspen, ggf. auch Erlen und Weiden? 5. Wie ist die Wirkung solcher Vorwaldarten auf Klimaxarten im Hinblick auf deren Etablierungsbedingungen, Vitalität, Wachstum und auf den Faktor Zeit (Wann lösen sich Vorwaldstrukturen ggf. wieder auf?) 6. Lässt sich im Hinblick auf Wildverbiss oder Fege- und Schälschäden ein Ablenkungseffekt durch die Vorwaldarten feststellen? 7. Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Größe von Störungsflächen und der Etablierung von Mischbaumarten, wie Edellaubbäumen oder Eiche sogar der Rückbildung von bewirtschaftungsbedingt ausgefallenen azonalen Waldgesellschaften? 8. Wie entwickeln sich Mischungsanteile von Baumarten, die nicht der potenziell natürlichen Waldgesellschaft angehören (Abb. 2)? Invasive Pflanzen Gebietsfremde Arten (Neophyten) werden als invasiv bezeichnet, wenn sie unerwünschte Auswirkungen auf andere Arten, Lebensgemeinschaften oder Biotope haben. Sie treten mit einheimischen Arten in Konkurrenz um Lebensraum und Ressourcen und verdrängen diese schließlich [6]. Die Vertragsstaaten des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD 1992) haben sich verpflichtet, eingebrachte nicht heimische Arten zu kontrollieren oder zu beseitigen. Waldpartien, in denen nun keine Gegenmaßnahmen hinsichtlich des Eindringens von Neophyten ergriffen werden, bieten in diesem Kontext die Chance, Reaktionsmuster der vertretenen Waldtypen zu untersuchen bzw. zu dokumentieren, wie invasiv gebietsfremde Arten bezüglich der betroffenen Waldgesellschaften und Waldentwicklungsstadien wirklich sind (Tab. 1). Kann aus dem Befund, dass der Neophytenanteil an der Gesamtheit der Gefäßpflanzen vom Offenland zum Wald hin zurückgeht und hier in unbewirtschafteten Wäldern noch einmal abnimmt, geschlossen werden, dass Forstwirtschaft gebietsfremden und evtl. auch invasiven Arten auch jenseits gezielter Ausbringung den Weg ebnet [7]? Prozessschutz Die nachfolgend aufgeführten Ansätze einer Begriffsbestimmung legen die Vermutung nahe, dass Prozessschutz völlig zweckfrei ausschließlich auf die Gewährleistung autogener Vorgänge im Ökosystem gerichtet ist: Natur Natur sein lassen als Ausdruck eines neuen Dynamik -Denkens im Naturschutz, Schaffung von Freiräumen für natürliche Evolution, Ausschluss dauerhafter menschlicher Eingriffe, Schutz natürlicher Prozesse um ihrer selbst willen. Für diese Annahme finden sich jedoch nicht nur Bestätigungen. Relativ häufig Tab. 1: Die wichtigsten invasiven und potenziell invasiven Gehölze (Auszug) Acer negundo Eschenahorn Ailanthus altissima Götterbaum Buddleja davidii Schmetterlingsstrauch Fraxinus pennsylvanica Rotesche Pinus nigra Schwarzkiefer Pinus strobus Weymouthkiefer Populus x canadensis Bastardpappel Prunus serotina Spätblüh. Traubenkirsche Pseudotsuga menziesii Gewöhnliche Douglasie Quercus rubra Roteiche Robinia pseudoacacia Robinie Rosa rugosa Kartoffelrose Rhus hirta Essigbaum Symphoricarpus albus Gewöhnliche Schneebeere Vaccinium angustifolium x corymbosum Amerikanische Kultur- Heidelbeere FloraWeb (Bundesamt für Naturschutz) wird z. B. der Prozessschutz bemüht, wenn es um die Förderung der im Wirtschaftswald unterrepräsentierten Alters- und Zerfallsphasen geht. Der Erhalt von Artenund Habitatvielfalt oder einer charakteristischen und vollständigen Artenausstattung und letztlich auch die wissenschaftliche Erforschung von interventionsfreien Waldpartien sprechen durchaus für eine instrumentelle Prägung des Prozessschutzes [8]. International und auch national sind Prozessschutz, Wildnis und Wildnisentwicklung zwischenzeitlich zum beherrschenden Thema der Naturschutzpolitik geworden. Für das Europäische Parlament ist der Schutz von Wildnis ein Beitrag zum Stopp des Artenschwundes, nachdem das diesbezügliche 2010-Ziel verfehlt worden ist [9]. Die Biodiversitätsstrategie 2020 der Europäischen Kommission versteht die Einbeziehung von Naturgebieten ( wilderness areas ) in Waldbewirtschaftungspläne als Maßnahme zur Bewahrung der Biodiversität [10] und das Bundeskabinett strebt schließlich in seiner Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt eine natürliche Entwicklung auf 10 % der Waldfläche der öffentlichen Hand bis 2020 an [11]. Was kann nun vom Prozessschutz im Hinblick auf den Naturschutz und die wissenschaftliche Erforschung managementfreier Wälder erwartet werden? Dafür, dass in den Alters- und Zerfallsphasen die Zunahme an wirbellosen Tierarten und Pilzen/Flechten den Rückgang bei den Gefäßpflanzen überkompensiert, gibt es zwischenzeitlich viele Hinweise. Die an Waldbereiche mit hohem Reifegrad und perpetuierendem Angebot an Alt- und Totholz gebundenen Urwaldreliktarten sind in den hessischen Naturwaldreservaten je nach Nutzungshistorie unterschiedlich repräsentiert. Mit Blick auf die Weiterentwicklung forstbetrieblicher Schutzkonzepte ist es nun interessant, ob nach Einstellung der Bewirtschaftung mit der Zeit Wiederbesiedlungen in den Naturwaldreservaten zu verzeichnen sind, und ob ausbreitungsschwache Arten in der Lage sind, sich ein naturnah bewirtschaftetes Umfeld zu erschließen, wenn dieses entsprechende Strukturen (Totholz) vorhält. Im Hinblick auf die Vielfalt an Gefäßpflanzen werden seitens des Naturschutzes teilweise auch bewirtschaftungsbedingte Waldzustände als erhaltenswert eingestuft. Waldgersten-Buchenwälder z. B. können eine Reihe von Edellaubbäumen, Elsbeeren, Mehlbeeren, Felsenmispeln, verschiedene Orchideen u. a. beherbergen. Deren Beteiligung allerdings hängt stärker als im Seggen-Buchenwald 20 24/2013 AFZ-DerWald

19 Abb. 1: Kleinlückenverjüngung mit Buche Abb. 2: Buchennaturverjüngung unterwandert lockeres Fichtenaltholz (187-jährig) von einer permanenten Durchbrechung des Kronenschlusses ab. Die Konkurrenzschwäche der Elsbeere, besonders gegenüber der Buche und den Ahornarten, macht sie hier im Dauerwaldbetrieb stark von der waldbaulichen Steuerung abhängig [10]. Nutznießer einer solchen Steuerung ist gleichzeitig die Flora der Krautschicht, die mit vielen Arten in den Roten Listen vertreten ist. Im Fokus des Waldnaturschutzes stehen die mitteleuropäischen Eichen. Deren Habitatwert ist beachtlich. Mit Abstand ist die Eiche der Baum, der die meisten Insektenarten beherbergt. Allein knapp 400 Schmetterlinge, 50 Bock-, 10 Borkenund Kernkäfer sowie 17 Prachtkäferarten leben direkt oder indirekt an oder von den Eichen [11]. Angestammte Waldgesellschaften sind der Eichen-Ulmen-Hartholzauenwald, der Stieleichen-Hainbuchenwald, der Birken-Eichenwald und extrazonale Gesellschaften auf trocken-warmen Sonderstandorten. Geringere Eichenanteile sind auch in den Hainsimsen-Buchenwäldern vertreten (Luzulo-Fagetum petraeetosum). Die potenziell natürlichen Eichenareale im planaren und kollinen Bereich sind zwischenzeitlich jedoch vielerorts landwirtschaftlich genutzten, Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen gewichen. Die aktuelle Eichenverbreitung in Hessen konzentriert sich nunmehr auf die Buchenwaldgesellschaften. Hier hat zielgerichtete menschliche Intervention über Jahrhunderte dafür gesorgt, dass mit den Eichen ausreichend Mastbäume, Gerberlohe und Bauholz vorhanden waren. Die Buche ist hier allerdings so dominant, dass es einer laufenden intensiven Eichenförderung und in der Regenerationsphase sogar besonderer Kraftanstrengungen bedarf, um den Eichenanteil im potentiell natürlichen Buchenwald zu sichern (Baum artengruppe Eiche in Hessen 12,6 % am Gesamtwald, BWI²). Die biologische Automation im Sinne eines Verzichts auf Misch- und Begleitwuchsregulierung sowie weitgehende Tolerierung interspezifischer Konkurrenz würde im buchengeprägten Dauerwald in überschaubaren Zeiträumen zu einem deutlichen Rückgang des Eichenanteils führen. Eine Entwicklung, die in den Naturwaldreservaten mit Buchenwaldgesellschaften auch außerhalb Hessens ihre Bestätigung findet. Für den forstlichen Praktiker stellt sich hier die Frage, welchen Beitrag Naturwaldforschung im Hinblick auf eine weitere Operationalisierung des Prozessschutzes leisten kann und ggf. Referenz- und Schwellenwerte für Habitatrequisiten, Flächengrößen oder Aktions- und Ausbreitungsradien ausgewählter Arten leisten kann. Naturschutzleistungen würden somit leichter verhandelbar und Zielerreichung messbar. Dies impliziert, dass Prozessschutz nicht zweckfrei und ziellos ist, und auch eher nicht der vorläufige Höhepunkt, quasi das Endglied einer Evolution von Schutzkonzeptionen, sondern doch ein Instrument, das andere, wie etwa die Pflege tradierter Waldkulturlandschaft, ergänzt. Literaturhinweise: [1] ALTHOFF, B.; HOCKE, R.; WILLIG, J. (1993): Mitteilungen der Hessischen Landesforstverwaltung, Bd. 25). [2] MEYER, P. (1997): Probleme und Perspektiven der Naturwaldforschung in Niedersachsen, Forstarchiv 68, [3] MEYER, P.; RICHTER, O. (2013): Einfluss des Schalenwildes auf die Gehölzverjüngung in Naturwäldern, AFZ- DerWald 3/2013. [4] Landesbetrieb HESSEN-FORST (2008): Hessische Waldbaufibel Grundsätze und Leitlinien zur naturnahen Wirtschaftsweise im hessischen Staatswald. [5] WIEBE, A. (2012): 40 Jahre Naturwaldzellen in Nordrhein-Westfalen (Vortrag auf dem Arnsberger Wald Forum am ). [6] WINTER, S.; WALENTOWSKI, H.; FISCHER, A. (2009): Neophyten im Wirtschaftswald, LWF aktuell (Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft). [7] BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ [8] PIE- CHOCKI, R.; WIERSBINSKI, N.; POTTHAST, T.; OTT, K. (2010): Villmer Thesen zum Prozessschutz in BfN- Skripten 281 (Bundesamt für Naturschutz). [9] EUROPÄISCHES PARLAMENT (2009): Entschließung vom 3. Februar 2009 zu der Wildnis in Europa (P6_TA(2009)0034). [10] Europäische Kommission (2011): Eine Biodiversitätsstrategie der EU für das Jahr 2020 (KOM(2011) 244). [11] BUNDESMINIS- TERIUM FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (2007): Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (BMU- Broschüre). [12] PIETZARKA, U.; LEHMANN, M.; ROLOFF, A. (2008): Sorbus torminalis (L.) Crantz 1763 in Enzyklopädie der Holzgewächse. [13] MÜHLE, H. (2007): Die Eiche, El Dorado für Insekten, LWF aktuell (Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft). 24/2013 AFZ-DerWald 21

20 Der Wert von Naturwaldreservaten und ihrer Erforschung für den Naturschutz Dietmar Zacharias Naturwaldreservate (NWR) bilden ein Netz von Flächen, die sich primär dadurch auszeichnen, dass in ihnen kein direkter menschlicher Einfluss auf die natürlichen Prozesse stattfindet. Hier ist Raum für eine eigendynamische (natürliche) Entwicklung. NWR stellen somit Modelle der Natur dar und haben allein hierdurch einen hohen Naturschutzwert. Sie sind damit eine wesentliche Grundlage für die Erforschung von Kennzahlen und Prozessen unserer Waldökosysteme. Und sie stellen nicht nur für die forstliche Praxis, sondern auch für den Naturschutz wichtige und notwendige Referenzflächen dar. Darüber hinaus bieten sie Lebensraum für eine Vielzahl an Arten, unter denen sich zahlreiche seltene und gefährdete Species befinden. NWR sind auf dem Weg zum natürlichen Wald In NWR haben eigendynamische Prozesse ohne jeden direkten menschlichen Einfluss Vorrang. Sie bieten somit Raum für natürliche Wälder. Je nach Einrichtung der einzelnen NWR liegt die letzte Nutzung jedoch überwiegend erst einige Jahrzehnte zurück [1]. In langlebigen Wäldern spiegeln sich frühere Nutzungsformen, wie die noch im 19. Jahrhundert weit verbreitete Waldweide, oft noch bis heute im Bestand wider, wie die Beispiele des Urwalds Sababurg oder des NWR Hasbruch eindrücklich zeigen. NWR sind aktuell somit Ausschnitte der Landschaft mit einer langen Entwicklungs- und Nutzungsgeschichte. NWR sind Referenzflächen für die natürlichen Waldtypen Dennoch bietet das Netz der NWR die Referenzflächen für die natürlichen Waldtypen unserer mitteleuropäischen Landschaft und ist hierbei von herausragendem Wert. Dies gilt nicht zuletzt, da häufig bereits sehr naturnahe Ausgangszustände als NWR ausgewiesen wurden [2] und diese somit, wie bereits von HESMER 1934 [3] angeregt, die natürlichen, vegetationskundlich definierten Waldgesellschaften repräsentieren. Für die Forschung stellen die NWR heute die Referenzen dar, um Kriterien und Parameter von Nutzwäldern vergleichend messen und bewerten zu können. Aktuelle Themen sind neben der Biodiversität (und hier speziell den waldtypischen Arten), Totholz und andere Strukturelemente [4], natürliche Walddynamik, die Entwicklung der Böden, der Holzvorräte, Biomasseentwicklungen insgesamt oder die Reaktion der Vegetation auf atmosphärische Stickstoffeinträge oder eine Zunahme des Kronenschlusses durch Schattholzarten. Dr. D. Zacharias ist Professor für Angewandte und Ökologische Botanik an der Hochschule Bremen, Fakultät Natur und Technik. Dietmar Zacharias Dietmar Zacharias 22 24/2013 AFZ-DerWald

21 NWR sind exzellente Orte, um über natürliche Dynamik und Naturschutzziele im Wald zu diskutieren: Dr. PETER MEYER (Mitte) von der NW- FVA erläutert die Totholzentwicklung im NWR Weserhänge auf der Abschlussexkursion der Tagung 25 Jahre Naturwaldreservate in Hessen ; rechts: LOTHAR NITSCHE (Redaktion Naturschutz in Hessen); links: ANNE WEVELL VON KRÜGER (FVA Baden-Württemberg). NWR sind für den Naturschutz von großem Wert Für den Naturschutz sind NWR allein durch ihre Existenz von unschätzbarem Wert. Dies gilt wegen des Wertes von Flächen mit eigendynamischer Entwicklung an sich, die nach wie vor in unserer Landschaft nur untergeordnete Flächenanteile einnehmen. In NWR ist nicht ein zuvor definiertes Waldbild oder spezieller Artenschutz das vorrangige Ziel, sondern der Schwerpunkt liegt hier in dem konsequenten Natur Natur sein lassen, man könnte auch sagen, das Ziel ist Wildnis. Hier ist eine ausreichende Flächengröße entscheidend, um dynamische Prozesse nach Sturmereignissen oder Kalamitäten, die im ökologischen Sinne als Störungen definiert werden, ohne nachfolgendes forstliches Eingreifen tolerieren zu können. Durch entsprechende Schlüsselereignisse wird eine Walddynamik initiiert, die ein Nebeneinander verschiedener Waldentwicklungsphasen und Strukturen ermöglicht. Daneben ist die Artenvielfalt ein weiteres Wert gebendes Merkmal der NWR. So konnten in entsprechenden Flächen in Hessen mehrere Tausend Tierarten nachgewiesen bzw. deren zu erwartendes Vorkommen abgeleitet werden [5]. Deutschlandweit sind in NWR neben typischen Arten als Zeiger und Zeichen von natürlichen Die alten Kopf-Hainbuchen sind im NWR Urwald Hasbruch in Niedersachsen Zeugen der gestaltenden Hand des Menschen, die noch nach Jahrzehnten der eigendynamischen Entwicklung sichtbar ist. dynamischen Prozessen auch so genannte Urwald-Reliktarten zu verzeichnen. Unter letzteren sind häufig auch Arten, die vorrangig eher an sehr alte Baumindividuen in den NWR gebunden sind als primär an eine eigendynamische Entwicklung an sich. Trotz des unbestrittenen Beitrags für den Erhalt der Artenvielfalt können NWR kein Ersatz für Waldnaturschutzgebiete insgesamt sein. Mitunter ist auch in Schutzgebieten eine forstliche Steuerung, wie der gezielte Erhalt von Alteichen durch Zurückdrängen von Schattholzarten, die Förderung von Eichenverjüngung oder die Aufrechterhaltung historischer Waldnutzungsformen, wie bei Hute- oder Mittelwäldern, notwendig [6]. Ein gezieltes Management aus Biotop- oder Artenschutzgründen ist in NWR jedoch nicht möglich, da dies im Grundsatz ihrer Funktion als Referenzflächen für eine eigendynamische Entwicklung widersprechen würde. Der Eremit (Osmoderma eremita), hier adulter Käfer und seine Larve, ist ein seltener und gefährdeter Bewohner von Uraltbäumen. NWR können bei entsprechenden Strukturen gute Lebensbedingungen für die nach der europäischen Fauna- Flora-Habitatrichtlinie schutzwürdige Art bieten. An und in NWR können Naturschutzziele diskutiert und Natur erlebt werden Ein Wert der NWR, der nicht genug gewürdigt werden kann, ist ihre Funktion als Orte, an denen und am besten in denen die Diskussion über Themen wie Waldentwicklung, Habitatfunktion von Wäldern und die Kriterien von Urwäldern schlechthin geführt werden kann. Dies gilt in gleichem Maße für forstliche wie für Belange des Naturschutzes und zwar ebenso für die Praxis wie auch die Forschung. Über den Kreis der Fachleute hinaus sollte der Zugang zum Thema Wildnis einer breiteren Öffentlichkeit nicht nur durch Filme über tropische Regenwälder oder andere ferne Ökosysteme vermittelt werden, sondern auch und gerade an Beispielen, die unmittelbar vor der eigenen Haustür liegen. So können NWR als Orte der Umweltbildung eine wichtige Rolle spielen, lassen sich hier bei geführten Exkursionen oder beim Durchwandern auf den zugelassenen Wegen Waldbilder erschließen, die eine Idee von natürlichen Prozessen und letztlich von den mitteleuropäischen Urwäldern vermitteln können. Literaturhinweise: [1] MEYER, P.; BÜCKING, W.; GEHLHAR, U.; SCHULTE, U.; STEFFENS, R. (2007): Das Netz der Naturwaldreservate in Deutschland: Flächenumfang, Repräsentativität und Schutzstatus im Jahr Forstarchiv 78: [2] Datenbank Naturwaldreservate in Deutschland. Herausgeber: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. [www. naturwaelder.de] [3] HESMER, H. (1934): Naturwaldzellen. Der Deutsche Forstwirt 16 (13 und 14): (13) und (14). [4] WINTER, S. (2005): Ermittlung von Struktur-Indikatoren zur Abschätzung des Einflusses forstlicher Bewirtschaftungsmaßnehmen auf Biozönosen von Tiefland-Buchenwäldern. Dissertation Fakultät Forst-, Geo- und Hydrowissenschaften TU Dresden.[5] SCHMIDT, M.; MEYER, P.; BLICK, T.; DIETZ, M.; DOROW, W. H. O.; KOPELKE, J.-P.; TEUBER, D. (2012): Das Naturwaldreservate-Programm. Hessische Naturwaldreservate im Portrait. 4. Auflage, aktualisiert. Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) & Landesbetrieb Hessen-Forst (Hrsg.). Göttingen, Kassel. 39 S.[6] ZACHARIAS, D. (1996): Flora und Vegetation von Wäldern der QUERCO-FAGETEA im nördlichen Harzvorland Niedersachsens unter besonderer Berücksichtigung der Eichen-Hainbuchen-Mittelwälder. Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen, 35: /2013 AFZ-DerWald 23

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