Notwendigkeiten, Auswirkungen und Grenzen natürlicher Waldentwicklung durch großflächige Flächenstilllegungen (Ausweisung von Wildnisgebieten)
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- Cornelius Weiss
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1 Naturschutz und Forst im Gespräch Schutz und Nutzung im Wald, Wetzlar, Notwendigkeiten, Auswirkungen und Grenzen natürlicher Waldentwicklung durch großflächige Flächenstilllegungen (Ausweisung von Wildnisgebieten) P. Meyer
2 Inhalt Natürliche Waldentwicklung: Flächenentwicklung, Rückblick, aktueller Prozess Begründungen (Notwendigkeiten) Auswirkungen Grenzen Schlussfolgerungen
3 30 Jahre Wälder mit natürlicher Entwicklung in Hessen 2/3 der Kernflächen > 20 ha 2007: NBS 1. Tranche Kernflächen der NLL Nationalpark Kellerwald/Edersee Beginn Ausweisung Naturwaldreservate (1.228 ha) Kernzonen BR Rhön 2. Tranche Kernflächen der NLL (Ziel: 8 % NWE im Staatswald)
4 Rückblick Regierungsrat von Buttlar 1909 im Kommunallandtag: Aufgabe der forstlichen Nutzung in einem ha großen Waldgebiet im Habichtswald: wohlwollende Aufnahme, aber Gedanke als zu neu zurückgewiesen Erster deutscher Naturschutztag 1926: Antrag auf Unterschutzstellung von 500 ha Alteichenbeständen im Raum Spessart, Steigerwald und Gramschatzer Forst: Zustimmung bis auf 2 Gegenstimmen FABRICIUS (1926): Unmöglich kann im Wirtschaftswald ein unverantwortlicher forstlicher Laie die Frage (wo wir der Waldesschönheit dienen dürfen und wo nicht) beantworten. Auch in edelster Absicht darf hier der Forstwirtschaft nicht in den Arm gefallen werden. Bleibt somit den Naturschutzfreunden im Wirtschaftswald kein rechtes Feld der Betätigung,
5 Rückblick Vorschläge für ha zusätzliche NWE-Fläche in 25 großen Naturwaldgebieten ( ha) vorwiegend im Staatswald Wegmarken eines Abwehrkampfes Altholzinseln statt Naturwaldreservate Naturwaldreservate statt Nationalpark Nationalpark als Endpunkt? ZGF et al. (2018) 6 % Kernflächen als Antwort auf die Nationale Biodiversitätsstrategie 8 % Kernflächen Lückenschluss auf 10 % NWE im Staatswald (FSC-Zertifizerung) Hessische Biodiversitätsstrategie: 5 % im hessischen Wald
6 Aktueller Prozess Kernflächenbestand 2018: ha Lückenschluss auf 10 %: ha neuer Kernflächenbestand: ha Differenz zum Verbändevorschlag: ha? ha = 14 % Staatswald
7 Begründungen: Gegenstand und Ziele des Naturschutzes Was schützen? Das Schutzwürdige: Natürliche und halbnatürliche (historisch gewachsene) Schutzgüter: Genetische Vielfalt, Arten, Ökosysteme, Landschaften Das Schutzbedürftige: Schutzgüter, die durch Nutzungen, Nutzungsänderungen oder indirekte anthropogen Umweltänderungen gefährdet sind Natürliche Waldentwicklung ist schutzwürdig und schutzbedürftig
8 Begründungen: Verschiedene Argumente Natürliche Waldentwicklung führt zu einer naturschutzfachlichen Aufwertung, dient der Umweltbildung und dem Naturerleben, ist Voraussetzung für Naturwaldforschung, ist eine Kulturleistung, ist ein Beitrag zur Nachhaltigkeit, wenn sie auf geeigneten Flächen gewährleistet und mit anderen Waldfunktionen abgeglichen wird.
9 Auswirkungen natürlicher Waldentwicklung *1 Naturschutzfachliche Wertentwicklung von Laubwäldern Merkmal Bewertung und Geschwindigkeit Totholz! Typische Ausprägung Pflanzengesellschaft! Artenvielfalt Bodenvegetation! Sicherheit Habitate für licht- und wärmeliebende Arten (?) Lücken! Lichtbaumarten! Große Störungsflächen? Mikrohabitate! Reichtum der Arten reifer Wälder! Naturschutzfachliche Wertentwicklung positiv negativ Entwicklungsdauer < 25 Jahre Jahre > 50 Jahre Sicherheit der Einschätzung! sicher (?) fraglich? unsicher *1 Zusammenstellung nach Meyer et al (Forstarchiv), Schmidt & Schmidt 2007 (Forstarchiv), Meyer et al (Natur und Landschaft), Schmidt et al (AFZ/Der Wald) und den Untersuchungen von Susanne Winter, Jörg Müller, Joan Paillet, Laurent Larrieu, Kris Vandekerkhove, Peter Schall, Christian Ammer,
10 Auswirkungen natürlicher Waldentwicklung Auswirkungen auf andere Waldfunktionen 100 %? Erfüllungsgrad andere Waldfunktionen Quelle: images.google.de % Flächenanteil natürlicher Waldentwicklung
11 Auswirkungen natürlicher Waldentwicklung Klimaschutz erscheinen pauschale Aussagen wie die, dass mehr Holznutzung oder, im Gegenteil dazu, Nutzungsverzicht besser für das Klima seien, nicht haltbar. (Rüther 2011) Speicherfunktion Senkenfunktion Substitution Primärwälder ++ 0? 0 Sekundäre Naturwälder Extensive (naturnahe) Nutzung Intensive Nutzung
12 Grenzen natürliche Waldentwicklung unverhältnismäßig hohe Mindereinnahmen negative Effekte auf den Arbeitsmarkt und die regionale Wirtschaft signifikant erhöhte Holzimporte Vernachlässigung von aktiven Maßnahmen zur Wiederherstellung und Erhaltung von lichten Wäldern, halboffenen Strukturen, Offenlandbiotopen im Wald, Feucht-, Moor- und Auenwäldern
13 Grenzen natürliche Waldentwicklung Unausgewogenes Schutzgebietssystem vermeiden nach: Primack, R. B. (2014): Essentials of Conservation Biology.
14 Grenzen und Möglichkeiten großflächiger Wildnisschutzgebiete Wildnisdefinitionen in Europa Wilderness (Wild Europe 2013) ursprünglich große Fläche keine menschlichen Einflüsse Wild Areas (Wild Europe 2013) eingeschränkte Naturnähe geringere Fläche menschlich beeinflusst Aldo Leopold (* 11. Januar 1887 in Burlington, Iowa, USA; 21. April 1948 in Baraboo, Wisconsin, USA), US-amerikanischer Forstwissenschaftler, Wildbiologe, Jäger und Ökologe Wildnisgebiete im Sinne der NBS sind ausreichend große (> 500 bzw. >1.000 ha), (weitgehend) unzerschnittene, nutzungsfreie Gebiete, die dazu dienen, einen vom Menschen unbeeinflussten Ablauf natürlicher Prozesse zu gewährleisten (Finck et al. 2013).
15 Botschaften Ausgehend von Hotspots ein ausgewogenes System an Schutzgebieten mit natürlicher Waldentwicklung einrichten Pflegeabhängige Naturschutzziele nicht gegen natürliche Waldentwicklung ausspielen Den großen Fortschritt bei der Gewährleistung natürlicher Waldentwicklung würdigen Die Betreuung und Nutzung der Naturwaldgebiete für Umweltbildung, Erholung, Monitoring und Forschung voranbringen Die Erfahrungen mit Naturwaldreservaten und Großschutzgebieten für den weiteren Prozess nutzen Das forstliche Tätigkeitsfeldes weiter diversifizieren und öffnen
16 Veranstaltungshinweis
17 Many thanks to: Norbert Menke Friedrich Eimer Stefan Brößling Roland Steffens Christoph Tewes Maria Aljes Heike Culmsee Eike Feldmann Jonas Glatthorn
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