WSI Gleichstellungstagung 2013 Wie ist Fürsorge unterschiedlich organisiert? Care-Regime und ihre gleichstellungspolitischen Folgen im europäischen Vergleich Prof. Dr. Sigrid Leitner Fachhochschule Köln 1
Überblick über den Vortrag Die Familie als Ort der Wohlfahrtsproduktion Familisierende und de-familisierende Politiken Auswirkungen auf das Geschlechterverhältnis Typen von Familialismus Kinderbetreuung und Pflege im Ländervergleich Analyse: Selektive Emanzipation 2
Die Familie als Ort der Wohlfahrtsproduktion Wohlfahrtsdreieck Staat-Markt-Familie Wo liegt die Verantwortung für Kinderbetreuung und Altenpflege? Welche Bedeutung weist der Staat der Familie zu?
Sozialpolitische Steuerungsinstrumente Familisierende Sozialpolitik: payments for care : Elterngeld, Pflegegeld Zeitrechte: Elternzeit, Pflegezeit, Teilzeit De-familisierende Sozialpolitik: Soziale Einrichtungen und Dienste: Kita, Tagespflege, ambulante und stationäre Pflege
Geschlechtsspezifische Implikationen Geld: Payments for care Problematik: Anerkennung führt zu Verfestigung von traditionellen Geschlechterrollen Lösung: Anreize zur partnerschaftlichen Aufteilung von Betreuungs- und Pflegearbeit, angemessene Leistungshöhe
Geschlechtsspezifische Implikationen Zeit: The right to care Problematik: Ausstiege ermöglichen und zeitlich begrenzen Lösung: Rechtsanspruch, Unternehmenskultur, Wiedereinstiegsgarantie, individuelle Existenzsicherung
Geschlechtsspezifische Implikationen Infrastruktur: The right not to care Problematik: Angebotsstruktur, Qualität, Zugang Lösung: örtlich und zeitlich flexible Dienste, soziale Staffelung der Kosten, Qualitätsstandards
Vier Varianten von Familialismus Familisierende Maßnahmen stark De-familisierende stark Optionaler Familialismus Maßnahmen schwach Expliziter Familialismus schwach De- Familialismus Impliziter Familialismus
Familialismus und Wohlfahrtsregime: idealtypisch Optionaler Familialismus Expliziter Familialismus Skandinavisches Wohlfahrtsregime Konservatives Wohlfahrtsregime Liberales Wohlfahrtsregime De-Familialismus Impliziter Familialismus
Fokus Konservatives Wohlfahrtsregime Deutschland, Belgien, Frankreich und Österreich Wo sind die konservativen Wohlfahrtsstaaten zu verorten? Aktuell und historisch Kinderbetreuungs- und Pflegepolitik
Pflege: historische Entwicklung Optionaler Familialismus Expliziter Familialismus Belgien Deutschland Frankreich Österreich De-Familialismus Belgien Deutschland Frankreich Österreich Impliziter Familialismus
Gleichstellungspolitische Perspektive Pflegearbeit wird zum Großteil in der Familie erbracht Angehörigenpflege ist überwiegend Frauenarbeit Familiale Pflegearbeit ist schlecht bezahlt Die arbeitsrechtliche Freistellung ist unzureichend Die Pflegeinfrastruktur ist unzureichend Fortschreibung von geschlecht- und schichtspezifischen Ungleichheiten
Kinderbetreuung: historische Entwicklung Optionaler Familialismus Deutschland Expliziter Familialismus Deutschland+Österreich Frankreich+Belgien Frankreich+Belgien Frankreich+Belgien Deutschland+Österreich De-Familialismus Impliziter Familialismus
Gleichstellungspolitische Perspektive Kinderbetreuung in F+B gut ausgebaut, D hat aufgeholt, A ist im U3-Bereich Nachzügler. Kinderbetreuung ist weitgehend Frauensache. Familiale Kinderbetreuung ist in F+B schlecht bezahlt, in D gibt es schichtspezifische Differenzen, in A nur bei kurzem Ausstieg existenzsichernd. Elternzeit: D, A, F drei Jahre, B bis zu 5 Jahre Konservative Variante des optionalen Familialismus
Ernähermodell in Paarhaushalten mit Kindern, 2008 0-2 Jahre 3-6 Jahre 6-14 Jahre Österreich 39 (+ 25) 27 20 Deutschland 36 (+ 20) 30 25 Frankreich 35 (+10) 24 20 Belgien 23 (+ 5) 23 20 Schweden 21 15 13 www.oecd.org/social/family/database
Müttererwerbstätigkeit in Abhängigkeit des Kindesalters, 2009 www.oecd.org/social/family/database
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 17