Sonderdruck DIE FACHZEITSCHRIFT FÜR DEN ZUCKERRÜBENANBAUER Verlag Th. Mann 5/2002
Zuckerrübenschnitzel: Futter für die Mikroben Dr. Stefan Brinker, Pfeifer & Langen, Euskirchen Die extrahierten und abgepressten Schnitzel aus Zuckerrüben (Press- Schnitzel) sind anerkanntermaßen ein wertvolles Nahrungsmittel für nahezu alle Lebewesen (incl. Mensch). Für den Monogastrier (Lebewesen mit einhöhligem Magen wie z. B. Schwein oder Mensch) dienen sie in erster Linie als Ballaststoff und Sättigungsmittel, für die Wiederkäuer stellen Press-Schnitzel hingegen ein hervorragendes Energiefuttermittel dar. Wie ist das zu erklären? Press-Schnitzel bestehen zum größten Teil aus Pektinen und Hemizellulosen. Diese werden fast ausschließlich von den Mikroorganismen im Pansen (beim Wiederkäuer) oder im Dickdarm (bei Monogastriern) aufgeschlossen. Damit steht die freiwerdende Energie dem Wiederkäuer vollständig zur Verfügung; die im Dickdarm gebildeten Fettsäuren hingegen können nur noch einen geringen Energiebeitrag leisten. Im Weiteren sollen einige Einsatzgebiete von Press-Schnitzeln kurz beleuchtet werden. Mensch Kaum vorstellbar aber wahr: Unter dem Produktnamen Fibrex werden getrocknete Press-Schnitzel in der menschlichen Ernährung verwendet. Sie kommen vor allem in Wellness-Produkten z. B. im Brot oder Müsli zum Einsatz. Auch in Appetitzüglern und gefrorenen Fertigmenüs leisten sie aufgrund ihrer hervorragenden Quelleigenschaften gute Dienste. Getrocknete Schnitzel sind in der Lage, je kg Trockensubstanz etwa 4 5 l Wasser zu binden, was bei der Nahrungsaufnahme durch den Menschen ein schneller eintretendes Sättigungsgefühl zur Folge hat. Schwein In der Schweinefütterung werden in den letzten Jahren stetig zunehmende Mengen an Schnitzeln, vor allem in getrockneter Form, eingesetzt. Auch hier steht der sättigende und damit auch beruhigende Effekt der quellfreudigen Futterkomponente im Vordergrund. Das Haupteinsatzgebiet liegt im Bereich der niedertragenden Sauen, die den neuen Tierschutzbestimmungen folgend damit leichter auch in größeren Gruppen mit Transponderfütterung gehalten werden können. Aus den Niederlanden werden zudem sehr positive Ergebnisse beim Einsatz von Press-Schnitzeln in der Schweinemast erzielt. In Versuchen wurden Press-Schnitzel mit bis zu 10 % der Futtertrockenmasse eingesetzt. Die Vergleichsgruppe, die mit einem herkömmlichen, von den Inhaltsstoffen dem Versuchsfutter entsprechenden Alleinfutter versorgt wurde, erzielte gleiche biologische Leistungen. Die geringeren Tierverluste und die bessere Schlacht- und Fleischqualität sprachen eindeutig für die Schnitzelgruppe. Vor allem der Anteil von Schweinen mit Magengeschwüren und krankhaft veränderten Magen-Darm-Trakten war in der mit Press- Schnitzeln gefütterten Gruppe signifikant erniedrigt. Die Versuchsansteller in Wageningen führen das auf das bessere Wohlbefinden (Well being) und den geringeren Stress in der Versuchsgruppe zurück. Als weiterer positiver Effekt der Schnitzelverfütterung an Schweine muss die Verbesserung der Stall-Luft durch die Reduzierung 2
der Ammoniak-Ausscheidung mit dem Harn genannt werden. Wie oben erwähnt werden die Schnitzel nahezu ausschließlich im Dickdarm von den dort angesiedelten Mikroben aufgeschlossen. Für das Wachstum der Darmbewohner ist neben der dann reichlich zur Verfügung stehenden Energie auch Stickstoff essenziell notwendig. Dieser wird dem Darminhalt entzogen und von den Mikroben aufgenommen. Damit kann dieser Stickstoff nicht mehr in flüssiger Form als Harnstoff über den Urin ausgeschieden und schnellstmöglich zu Ammoniak abgebaut werden. Der mit dem Kot ausgeschiedene Stickstoff liegt gebunden als Mikrobenprotein vor und entgeht über diesen Weg dem schnellen Abbau zu Ammoniak. Der stärkere Einsatz von Press- Schnitzeln in der Schweinefütterung wird zur Zeit vor allem durch die Fütterungstechnik behindert. Mischungen mit Schnitzeln können heute mittels spezieller Breiautomaten und Flüssigfütterungsanlagen an Schweine verfüttert werden. Oftmals steht dem jedoch der mangelnde Vorschub an der Press-Schnitzel-Miete von weniger als 1 m pro Woche im Wege. Hund Zwischen 5 und 10 % getrockneter Schnitzel werden den Trockenfuttern für Hunde heutzutage beigemischt. Im Hundefutter übernehmen die Schnitzel die wichtige Rolle des Verdauungsregulators (Kotkonsistenz) und Appetitzüglers. Rindvieh Auch in der Bullenfütterung hat sich der Einsatz von Schnitzeln bewährt: Bis zu Für Press-Schnitzel ist die Milchviehfütterung momentan der wichtigste Absatzmarkt 50 % der TS in der Grundration können eingesetzt werden. Dabei ist auf eine ausreichende Strukturversorgung Wert zu legen. Mengenmäßig ist die Milchviehfütterung zur Zeit der bei weitem wichtigste Absatzmarkt für Press-Schnitzel. In vielen Regionen sind die Press-Schnitzel aus der Fütterung nicht mehr wegzudenken, das vor allem in Betrieben mit Futtermischwagen und Milchleistungen > 35 kg je Kuh und Tag. In der aktuellen Fütterungsberatung spielt die Art der zugeführten Energie eine immer bedeutendere Rolle. Überspitzt ausgedrückt hat der Milchviehhalter bei jeder Kuh zwei Verdauungssysteme mit ausreichenden Mengen an Protein bzw. Stickstoff und Energie zu versorgen; die Pansenmikroben und die normale Verdauung im Dünndarm. Nur wenn beide in ausreichendem Maße versorgt werden, kann Tab. 1: Abbauverhalten der Kohlenhydrate und des Rohproteins im Vormagen ausgewählter Futtermittel (Angaben je kg Trockenmasse) Kohlenhydrate Rohprotein Gehalt Ausmaß abbau- Geschwin- Gehalt Ausmaß abbau- Geschwing/kg des bare digkeit g/kg des bare digkeit Abbaus Menge des Abbaus Menge des Futtermittel % g/kg Abbaus % g/kg Abbaus Press-Schnitzel 807 80 646 +++ 111 65 72 ++ Melasse-Schnitzel 782 70 547 ++++ 125 65 81 ++ Melasse 757 80 606 ++++ 126 90 122 ++++ Biertreber 605 60 363 ++ 145 45 65 +++ Grassilage mittel 690 60 414 ++ 165 90 149 ++++ Maissilage 848 60 509 ++ 80 80 64 +++ Weizenstroh 872 40 349 + 37 65 24 ++ Rapsextr.-schrot 497 70 348 ++ 392 65 255 +++ Sojaextr.-schrot 408 80 326 +++ 510 65 332 +++ Gerste 822 80 658 ++++ 124 80 99 +++ Weizen 823 80 658 ++++ 138 80 110 +++ Auszug aus der DLG Information Struktur- und Kohlenhydratversorgung der Milchkuh (11. 2001) die genetisch mögliche Milchleistung der Kuh auch abgerufen werden. Neben einem gewissen Teil pansenstabiler Energiekomponenten muss eine ausreichende und möglichst gleichmäßig langanhaltende Versorgung der Pansenmikroben gewährleistet werden. Dies kann durch den Einsatz von Press-Schnitzeln aufgrund ihrer Zusammensetzung sichergestellt werden. Sie bestehen in erster Linie aus leicht fermentierbaren Pektinen und Hemizellulosen. Grundbaustein dieser Gerüstsubstanzen ist wie bei Zucker und Stärke Glukose. Der Abbau zur Glukose geht im Pansen nur deutlich langsamer und gleichmäßiger vonstatten (Tab. 1 u. 2). Das Ausmaß des Abbaus schwankt bei den Kohlenhydraten zwischen 40 (Weizenstroh) und 80 % (Press-Schnitzel). Es wird deutlich, dass zucker- und stärkereiche Komponenten sehr schnell im Pansen fermentiert werden, wohingegen Futtermittel mit höheren Anteilen an Gerüstsubstanzen langsamer abgebaut werden. Entscheidend für eine wiederkäuergerechte Ration ist der Strukturwert. Interessanterweise haben neuere Untersuchungen ergeben, dass entgegen der ursprünglichen Lehrmeinung den Press-Schnitzeln sehr wohl eine Strukturwirkung zukommt (Tab. 2). Dieser liegt unter denen von Grasund Maissilage, jedoch deutlich über Getreide und Milchleistungsfutter. Der Strukturwert (SW) ist eine dimensionslose Zahl, die von dem Forscherteam um De Brabander mit etwas mehr als 1,0 festgesetzt wurde. Der Zielwert des SW in der Gesamtration sollte bei 1,1 je kg T liegen. Diese neuen Ergebnisse geben eine Erklärung für bereits häufig in der Praxis be- 3
Wenn kein Silo vorhanden ist, bietet sich die Folienschlauchsilierung an obachtete Zusammenhänge: Bei Einsatz von Press-Schnitzeln konnte der Anteil an Raufutter stärker reduziert werden als es die tabellierten Zielwerte hergaben. Auf die Frage Warum setzen Sie Press- Schnitzel ein? werden Milchviehhalter und Fütterungsberater gleichermaßen auf die hervorragende Schmackhaftigkeit abheben. Diese Produkteigenschaft ermöglicht es, auch schwierige und geschmacklich problematische Futtermittel wie z. B. größere Mengen Rapsextraktionsschrot oder Silagen von nicht einwandfreier Qualität mit zu verfüttern. Dazu reichen bereits 3 kg TS aus Press-Schnitzeln in der Grundration. Die weiteren positiven Effekte, die diese Futterkomponente bieten kann, werden damit jedoch noch nicht erzielt. Um die Milchharnstoffgehalte (als Zeiger der Leberbelastung der Milchkuh) spürbar zu senken und die Milcheiweißgehalte zu steigern, müssen mindestens 5 kg TS aus Press-Schnitzeln eingesetzt werden. In mehreren Versuchen konnte dies nachgewiesen werden. Bei der Silierung der Press-Schnitzel ist es wichtig, auf Folgendes zu achten: Press-Schnitzel müssen festgefahren, angewalzt oder mit der Radladerschaufel angedrückt werden. Die Rückverfestigung wird mit steigenden TS-Gehalten der Press-Schnitzel immer wichtiger. Mit der Verfütterung sollte erst nach dem vollständigen Abkühlen der Schnitzel nach etwa 6 Wochen begonnen werden. Der wöchentliche Vorschub an der Miete sollte mindestens 1 m betragen. Fehlen Silos mit Seitenwänden, sollte über die Möglichkeit einer Schlauchsilierung nachgedacht werden. Press-Schnitzel immer beliebter Mit der zunehmenden Verbreitung von Futtermisch- und Futterverteilwagen in den Milchviehbetrieben und der Nachfrage nach Futterkomponenten, mit denen auch Milchleistungen von > 45 kg/tag ausgefüttert werden können, steigt die Nachfrage nach Press-Schnitzeln. Aufgrund ihrer hohen Energiekonzentration von 7,4 MJ NEL/kg T werden Press-Schnitzel als Kraftfutter eingestuft. Da sie aber gleichzeitig die Aufnahme anderer Grundfutterkomponenten positiv beeinflussen und aufgrund ihres TS-Gehaltes gemeinsam mit dem übrigen Grundfutter vermischt werden, rechnet der Praktiker die Press-Schnitzel eher dem Grundfutter zu. Unabhängig von der korrekten Definition sind Press-Schnitzel eine Komponente der Grundration, zu der dann für die spezielle Futterration des Betriebes ein Milchleistungsfutter ausgewählt und den Kühen vorgelegt wird. Verfütterung von Press- Schnitzeln an Milchvieh Vor allem folgende Vorzüge machen Press-Schnitzel für Milchviehhalter interessant: Press-Schnitzel werden von den Kühen bevorzugt aufgenommen. Sie sind daher in der Lage, die Gesamttrockenmasseaufnahme zu steigern. Ein Ausfüttern vor allem der hochleistenden Tiere ist mit Press-Schnitzeln aufgrund der Erhöhung der Energiekonzentration in der Grundration leichter möglich. Die leicht fermentierbaren Bestandteile der Press-Schnitzel werden von den Pansenmikroben sehr gleichmäßig in Energie umgewandelt. Damit steht den Mikroben immer genügend Energie für ein optimales Wachstum zur Verfügung, was letztendlich zu einer Erhöhung des Milcheiweißgehaltes führt. Um diesen Tab. 2: Strukturwerte ausgewählter Futtermittel (Angaben je kg Trockenmasse) TS ME NEL Rohfaser Struktur- Futtermittel % MJ MJ g wert Press-Schnitzel 22 11,9 7,4 208 1,05 Melasse-Schnitzel 91 11,9 7,5 143 0,16 Melasse 77 12,3 7,9 0-0,45 Biertreber 24 11,5 6,9 190 1,00 Grassilage mittel 35 10,2 6,1 260 3,05 Maissilage 34 11,0 6,6 185 1,57 Weizenstroh 86 6,4 3,5 429 4,30 Rapsextr.-schrot 89 11,8 7,2 143 0,33 Sojaextr.-schrot 88 13,7 8,6 67 0,20 Gerste 88 12,8 8,1 57-0,06 Weizen 88 13,4 8,5 29-0,15 Auszug aus der DLG Information Struktur- und Kohlenhydratversorgung der Milchkuh (11. 2001) Effekt zu erzielen, sind Press-Schnitzelmengen von mehr als 12 kg je Tier und Tag notwendig. Durch den Zukauf von Press-Schnitzeln wird der Betrieb unabhängiger von den mit der eigenen Betriebsernte zusammenhängenden Witterungs- und Zeiteinflüssen. Die Anlieferung erfolgt je nach Lieferwunsch in Absprache mit der Zuckerfabrik in den Monaten September bis Dezember. Bei den Energiekosten je 10 MJ NEL können Press-Schnitzel gut mit Maissilage und Kraftfutter konkurrieren. Vor einer Ausweitung des Maisanbaus sollten zunächst alle damit zusammenhängenden Kosten und die erzielbaren Energiemengen ermittelt und anschließend ein Vergleich zum Press-Schnitzelzukauf angestellt werden. Vor allem in der Nähe einer Zuckerfabrik schneidet ein Zukauf von Press-Schnitzeln meistens deutlich besser ab. Auch für weitere Entfernungen kann der Press-Schnitzeleinsatz interessant werden, wenn damit Kraftfutter eingespart werden kann (siehe Beispielrationen). 4
Rationsberechnungen für Milchkühe Bei den folgenden Rationsberechnungen (Tab. 3) wird einheitlich eine anzustrebende Milchleistung von 40 kg/tag unterstellt. Dabei wird die unterschiedliche Grundfutter-Situation der Milchviehbetriebe berücksichtigt. Im Grünlandbetrieb stellt Grassilage und im Ackerbaubetrieb Maissilage die Basis dar. Die in den Rationsberechnungen unterstellten Inhaltsstoffe können aus Tabelle 4 entnommen werden. Bei allen Berechnungen wurden keine Mineralfuttergaben berücksichtigt. Diese müssen auf der Grundlage von vorliegenden Futteranalysen mittels einer Rationsberechnung betriebsindividuell ermittelt werden. Basis Grassilage Tab. 3: Rationen für Milchkühe (Ziel: 40 kg Milch) Die Energiekonzentration in der Grundration, die ausschließlich aus Grassilage besteht (Ration 1), ist auf 6,1 MJ NEL/kg T begrenzt. Um eine Milchleistung von 40 kg/tag ausfüttern zu können, müssten 18 kg eines 160/3-er Milchleistungsfutters gegeben werden. Dies geht wenn überhaupt nur über viele Einzelgaben am Tag, die auf maximal 1,5 kg je Einzelgabe begrenzt werden müssten. Fraglich bleibt, ob dann eine qualitativ mittelmäßige Grassilage noch in ausreichendem Umfang aufgenommen wird. Die Futtersituation lässt sich in diesem Betrieb sehr einfach durch die Zulage von Press- Schnitzelsilage (Ration 2) verbessern. Wer die Fütterung auf der Grundlage von Grassilage noch weiter ausreizen möchte, kann dies entweder durch Zulage von Rapsund/oder Sojaextraktionsschrot (Ration 3) oder durch Verfütterung von Biertreber (Ration 4) erreichen. Die wichtigsten Gesichtspunkte bei Rationen auf der Basis Grassilage kurz zusammengefasst: Ration 1: Das Ausfüttern von Spitzenleistungen > 45 kg Milch/Tag bei alleinigem Einsatz von Grassilage ist nur mit exzellenten Qualitäten möglich. Die notwendigen Kraftfuttergaben (nur in kleinen Teilgaben) sind als kritisch zu beurteilen. Ration 2: Eine Aufwertung der Ration mit Press-Schnitzeln führt gleichzeitig zu einer höheren Aufnahme der Grassilage. Die Energiekonzentration der Grundration steigt um 0,4 MJ NEL/kg T an. Von dieser Grundration nehmen die Milchkühe bis zu 0,7 kg TS mehr auf. Der Strukturwert der Ration verbessert sich und die Futterkosten je kg Milch Nicht zuletzt wegen ihrer Schmackhaftigkeit werden Press-Schnitzel besonders gern in der Ration eingesetzt Anteile (in kg Frischsubstanz je Tag) Basis Grassilage Basis Maissilage Futtermittel Ration 1 Ration 2 Ration 3 Ration 4 Ration 5 Ration 6 Grassilage (35 % TS) 24 26 26 26 15 16 Maissilage (31 % TS) 15 16 Preßschn.-Silage 22 %) 20 30 20 10 Biertrebersilage (24 % T) 8 Rapsextr.-Schrot (00-Ty) 1 1 Sojaextr.-Schrot 44 % X 1 1 MLF 160/3 18 MLF 180/7,0 13 8,5 11 15 10 Energiekonzentration der Grundration (NEL/kg T) 6,1 6,5 6,7 6,6 6,5 6,6 TS-Aufnahme aus der Grundration (kg/tag) 8,4 9,1 9,1 9,1 10,6 11,4 Strukturwert (Soll mind. 1,1) 1,2 1,4 1,4 1,4 1,2 1,4 TS-Gehalt Gesamtration bei TMR (Soll 40 45 %) 58 42 38 39 53 45 Kosten je kg Milch (3/Cent) 8,6 7,7 7,5 7,6 8,1 7,7 sind um 0,9 Cent niedriger. Der für die TMR wichtige TS-Gehalt der Gesamtration er soll bei einer Milchleistung von 40 kg zwischen 40 und 45 % liegen bleibt mit 42 % im Rahmen. Ration 3: Durch Einsatz von Proteinfuttermitteln wie Soja- oder Rapsextraktionsschrot lässt sich die maximal mögliche Zulage von Press-Schnitzeln nochmals um 10 kg erhöhen, wobei gleichzeitig der Anteil an Milchleistungsfutter reduziert werden kann. Damit wird die Energiekonzentration der Grundration nochmals angehoben und die Futterkosten gesenkt. Bei einer TMR-Fütterung fällt der TS-Gehalt der Gesamtration mit 38 % ins Auge. Da aber gleichzeitig der Strukturwert mit 1,4 ein sehr gutes Niveau aufweist, sind die 38 % als unproblematisch einzustufen. Ration 4: Als weitere Proteinquelle bietet sich Biertreber an. Dabei unterscheiden sich die hier betrachteten Kennzahlen nur unwesentlich von der Ration 3. Ein höherer Einsatz von Press-Schnitzeln wird in dieser Ration in erster Linie durch den dann zu niedrigen TS-Gehalt der Gesamtration verhindert. Basis Maissilage Auf der Grundlage Mais (Ration 5) lassen sich bessere Kennzahlen erzielen als bei der alleinigen Verfütterung von Grassilage (Ration 1). Der Einsatz von Press-Schnitzeln kann auch hier zu einer Steigerung der Futteraufnahme aus der Grundration und zu weiteren Kosteneinsparungen führen. 5
Tab. 4: Eingesetzte Futtermittel (Inhaltsstoffe in g/kg Trockensubstanz) Futtermittel Kosten TS-Gehalt Roh- Roh- Struktur- Zucker Stärke NEL (l/t OS) (g/kg) protein faser wert (MJ) Press-Schnitzel (Silage) 20,5 220 109 209 1,05 32 7,41 Grassilage 35,8 350 166 260 3,05 40 6,11 Maissilage 30,7 310 84 210 1,79 16 281 6,39 Biertreber (Silage) 30,7 240 246 192 1,00 29 21 6,92 Sojaextr.-Schrot (44 % XP) 230 880 510 67 0,20 108 69 8,60 Rapsextr.-Schrot (00-Typ) 159 890 392 143 0,33 98 12 7,20 Milchleistungsfutter 160/3 153 880 205 114 0,25 91 125 7,61 Milchleistungsfutter 180/7,0 159 880 250 102 0,15 261 80 7,95 Die wichtigsten Gesichtspunkte bei Rationen auf der Basis Maissilage kurz zusammengefasst: Ration 5: Wie bereits zu Ration 1 angemerkt, ist das Ausfüttern von Spitzenleistungen > 45 kg Milch/Tag bei alleinigem Einsatz von Gras- und Maissilage nur mit exzellenten Qualitäten möglich. Die notwendigen Kraftfuttergaben (nur in kleinen Teilgaben) sind als kritisch zu beurteilen. Ration 6: Eine Aufwertung der Ration mit Press-Schnitzeln und die Zugabe von Soja- und/oder Rapsextraktionsschrot führt auch hier zu einer höheren Aufnahme von Gras- und Maissilage. Die Energiekonzentration der Grundration steigt nochmals leicht an. Von dieser Grundration nehmen die Milchkühe bis zu 0,8 kg TS mehr auf. Der Strukturwert der Ration verbessert sich und die Futterkosten je kg Milch sind um 0,4 Cent niedriger. Der für die TMR wichtige TS- Gehalt der Gesamtration liegt mit 45 % hervorragend. Auch Biertreber könnte in dieser Ration als Proteinquelle eingesetzt werden. Dabei ist jedoch wiederum auf den TS-Gehalt der Gesamtration zu achten. Zusammenfassung und wichtige Hinweise Press-Schnitzel sind ein ideales Futtermittel zum Ausfüttern von Spitzenleistungen, weil sie helfen, die Energiekonzentration der Grundration zu erhöhen, die Futterkosten zu reduzieren und die Futteraufnahme zu steigern. Folgende Aspekte müssen berücksichtigt werden, wenn ein Betrieb seine Fütterung in der oben gezeigten Weise umstellen will: Es ist eine Umstellphase von mindestens 14 Tagen vorzuschalten, damit die Mikroorganismen im Pansen genügend Zeit für eine Umgewöhnung bekommen. Die in den Rationsbeispielen aufgezeigten Einsparungen sind nur zu realisieren, wenn die Kraftfutterdosierung der Milchleistung entsprechend vorgenommen wird! Eine von Lufa-Analysen unterstützte Rationsberechnung für den speziellen Betrieb gibt an, ab welcher Menge Milch wie viel Kraftfutter für die einzelne Kuh einzusetzen ist. Damit keine unnötigen Kosten durch die Grundration entstehen, sollte die Durchschnittsleistung der Herde um nicht mehr als zwei kg Milch unter der mit dem Fütte- Ansprechpartner in den Zuckerfabriken: Danisco Sugar GmbH Werk Anklam: Hr. Wendt Tel. 0 39 71-254 209 www.futter.daniscosugar.com Nordzucker AG Werk Güstrow: Hr. Knaack Tel. 0 38 43-255 150 Werk Kleinwanzleben: Hr. Strumpf Tel. 03 92 09-45 140 Werk Munzel: Hr. Hesse Tel. 0 50 35-979 10 Pfeifer & Langen Werk Appeldorn: Hr. Spiegels Tel. 0 28 24-12 225 Werk Elsdorf: Hr. Strauchen Tel. 0 22 74-701 - 281 Werk Euskirchen: Hr. Nellessen Tel. 0 22 51-706 43 Werk Könnern: Hr. Göhre Tel. 03 46 91-42 146 Werk Lage: Hr. Decker Tel. 0 52 32-602 154 Zuckerfabrik Jülich AG Hr. Freialdenhoven Tel. 0 24 61-624 105 rungsprogramm errechneten Leistung aus der Ration, die über den Trog gegeben wird, liegen. Ansonsten ist es besser, die Herde in Leistungsgruppen einzuteilen. Dr. Stefan Brinker Pfeifer & Langen, Euskirchen Tel.: 0 22 51 / 706-0 Fax: 0 22 51 / 706-20 Haben Sie noch Fragen? Mit dem PC-Programm LIZ-Grundfutterkosten ist ein betriebsspezifischer Kostenvergleich zwischen selbst erzeugtem Grundfutter und zugekauften Press- Schnitzeln möglich. Dazu werden die Energiekosten des Feldfutters unter Berücksichtigung von Erträgen, Produktionskosten, Prämien und Deckungsbeiträgen von Alternativfrüchten ermittelt und mit den Kosten zugekaufter Press- Schnitzel verglichen. Weitere Auskunft geben auch die Berater der Zuckerfabriken. Landwirtschaftlicher Informationsdienst Zuckerrübe Koordinationsstelle Postfach 12 63 50183 Elsdorf Tel. 0 22 74-7 01-260 6