Brutvogelerfassung - Kommunale Entlastungsstraße Bensersiel Suchraum für Kompensationsflächen Büro für Biologie und Umweltplanung Dipi.-Biologe Dr. Tim Roßkamp Ziegelstraße 12 26316 Varel Tel. 04451 /860259 * Fax 04451 / 2283 Varel, September 2003
1 METHODEN Die Bestandserhebung der Brutvögel erfolgte von Anfang April bis Mitte Juni 2003. Es wurden in diesem Zeitraum insgesamt sieben Begehungen des Untersuchungsgebietes durchgeführt. Hierbei wurde das gesamte Gelände systematisch abgesucht. Zur Bestimmung der Statusangabe der Brutvögel werden die Kriterien des "European Ornithological Atlas Committee" (SHARROCK 1973) (siehe auch 00-G 1995) verwendet: möglicherweise brütend Beobachtet zur Brutzeit in möglichem Nisthabitat Singendes Männchen zur Brutzeit anwesend wahrscheinlich brütend Beobachtung eines Paares in typischem Nisthabitat zur Brutzeit Wenigstens zweimalige Beobachtung von Revierverhalten im gleichen Gebiet im Abstand von mind. 1 Woche Balz Anfliegen des wahrscheinlichen Nistplatzes Erregtes Verhalten oder Angstlaute von Altvögeln Brutfleck von Altvögeln Nestbau oder Nestmuldendrehen sicher brütend Ablenkungsverhalten oder Verleiten beobachtet Besetztes Nest oder frische Eierschalen gefunden Frisch geschlüpfte Junge oder Dunenjunge Altvögel bei An- oder Abflug vom Nestplatz oder beim Brüten beobachtet, wobei die Umstände auf eine Brut schließen lassen Altvögel mit Kotballen oder Futter Nest mit Eiern Nest mit Jungen Die Methode der Bestandserfassung richtet sich nach den Vorgaben der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (DO-G 1995) sowie nach BIBBY & al. (1995). Die Bewertung folgt den Vorschlägen von WILMS, BEHM-BERKELMANN & HECKENROTH (1997) (zu weiteren Einzelheiten siehe unten). 2 Kurzbeschreibung des Untersuchungsgebietes Das Untersuchungsgebiet wird zum überwiegenden Teil als Grünland bewirtschaftet (lntensivgrünland der Marsch). Weiterhin finden wir neben einigen ackerbaulich genutzten Flächen mehrere Parzellen mit Brachestadien unterschiedlichen Alters. Röh-
richtstrukturen sind an den Entwässerungsgräben nur in sehr geringem Umfang entwickelt. Gehölze sind nur ganz vereinzelt an den Gräben und Flurstücksgrenzen vorhanden. ln der Regel handelt es sich hierbei in niedrige Sträucher. 3 ERGEBNISSE Gesamtartenanzahl in Niedersachsen: 218 Artenanzahl im Untersuchungsgebiet 6 Anzahl der nachgewiesenen Brutpaare: 21 Anzahl der gefährdeten Arten in Niedersachsen: 113 + Anzahl der gefährdeten Arten im Untersuchungsgebiet 3 + Anzahl der nachgewiesenen Brutpaare der gefährdeten Arten: 18 Insgesamt konnten bei den Geländebegehungen in dem 133 ha großen Untersuchungsgebiet 6 Arten mit dem Status "wahrscheinlich oder sicher brütend" nachgewiesen werden (Tab.1). Die einzelnen Revierzentren sind in der Revierkarte (Karte 1, Anhang) dargestellt. _... Tab. 1: Brutvögel des Untersuchungsge b ietes 11&... ~ 1111 Austernfischer 1 Feldlerche 7 3 Goldammer 1 Kiebitz 10 2 Rohrammer 1 Schwarzkehlchen 1 3 4 Zusammenfassende Bewertung des Untersuchungsgebietes Die Bewertung der Avifauna im UG richtet sich nach den Vorschlägen von WILMS, BEHM-BERKELMANN & HECKENROTH (1997). Entscheidend für die Bewertung eines Brutvogellebensraumes nach diesem Bewertungsverfahren ist einzig und allein die An- bzw. Abwesenheit von "Rote-Liste-Arten". Bei der Bewertung erfolgt eine räumliche Differenzierung, indem für die Einstufung der lokalen und regionalen Bedeutung der Gefährdungsgrad der jeweiligen Rote-Liste-Region, für die landesweite Bedeutung der Status in Niedersachsen, für die bundesweite Bedeutung der Status in Deutschland benutzt wird. Es finden also für eine Fläche drei Bewertungen statt: für die Rote-Liste-Region, für Niedersachsen und für Deutschland. So wird der natürlichen Artverbreitung wie auch ihrer naturräumlichen Gefährdung Rechnung getragen. Entsprechend dem Gefährdungsgrad der Art und der Anzahl der Brutpaare im zu bewertenden Gebiet wird mit Hilfe einer Punktwerttabelle jeder Vogelart ein Punktwert zugeordnet. Da die Größe des Vogelbestandes immer auch von der Größe der zugrunde liegenden Bearbeitungsfläche abhängt, wird ein Flächenfaktor in die Bewertung einbezogen. Dieser Faktor entspricht der Größe des Gebietes in km 2, soll jedoch nicht kleiner als 1,0 sein um eine Überbewertung kleinerer Untersuchungsgebiete mit hohem Randeffekt zu vermeiden. Die drei Endwerte, die ein Gebiet in der Bewertungsebene erreicht, dienen der Einstufung seiner Bedeutung als Vogelbrutgebiet Die höchste Wertung die ein Gebiet erreicht, ist dabei maßgebend. 2
Es sind folgende Wertstufen festgelegt: ab 4 Punkte ab 9 Punkte ab 16 Punkte ab 25 Punkte lokale Bedeutung(--+ Naturraum) regionale Bedeutung(--+ Rote-Liste-Region) landesweite Bedeutung (--+ Niedersachsen) nationale Bedeutung (--+ Deutschland) Bei der Bewertung berücksichtigt wurden nur Brutpaare mit dem Status "sicher brütend" bzw. "wahrscheinlich brütend". Der in Tab. 2 zugrundegelegte Gefährdungsgrad richtet sich nach den Angaben in der "Roten Liste der gefährdeten Brutvogelarten Niedersachsens" (SüDBECK & WENDT 2002) Es ergibt sich für das UG die Bewertung "Brutvogellebensraum von regionaler Bedeutung". Diese Einstufung ergibt sich für den Betrachtungsraum Niedersachsen sowie für den Naturraum Watten und Marschen. Tb2B a. ewertung_ d es Btv ru oge llb e ensraumes Flächengröße: Naturraum ca. 0,5 km 2 Deutschland Niedersachsen Watten- Marschen Brutvogelart BP RL Punkte BP RL Punkte BP RL Punkte Kiebitz 10 2 11 10 2 11 10 2 11 Feldlerche 7 - - 7 3 4,3 7 3 4,3 Schwarzkehlchen 1-1 3 1 1 3 1 Gesamtpunkte 11 16,3 16,3 I Flächenfaktor 1,3-1,3 12,3 -~ 1U 5 Ermittlung des Kompensationspotentials für Wiesenbrüter Anlaß der Brutvogelkartierung war die Ermittlung des Kompensationspotentials einzelner Parzellen für Wiesenbrüter (Kiebitz, Uferschnepfe). Neben der Kenntnis des Istzustandes erfordert die Berechnung des Kompensationspotentials auch die Definition eines Optimalzustandes (wie hoch liegt die optimale Brutvogeldicht im Gebiet). Grundlage für die Berechnung der optimalen Brutvogeldichte war in diesem Fall die Brutvogelkartierung aus dem unmittelbar nördlich angrenzenden Eingriffsraumes (BÜRO FÜR BIOLOGIE UND UMWELTPLANUNG 1999). Hierbei wurden insgesamt 9 Parzellen mit jeweils ein bis vier Brutpaaren (insgesamt 23 BP Kiebitz, 1 BP Uferschnepfe) für die Berechnung herangezogen. Tab. 3: Brutvogeldichten des e 1ngn 'ff sraum es (Kiebitz, Uferschnepfe) Flächengröße in m 2 Az-BP BP/ha 39989 2 0,50 23108 3 1,29 16674 2 1,19 8696 2 2,30 ~312 3 3 1,29 36762 4 1,09 51512 4 0,77 ~3595 3 1,27 2.7570 1 0,35 251029 24 0,95 3
Die Brutvogeldichten des Eingriffsraumes liegen zwischen 0,35 und 2,30 BP/ha. Im Mittelwert ergibt sich daraus für die von den Wiesenbrütern genutzten Parzellen eine Revierdichte von 0,95 BP/ha. Bei der Ermittlung des Kompensationspotentials wurde daher von einer maximal zu erzielenden Revierdichte von 0,95 BP/ha auf den Kompensationsflächen ausgegangen. Die Ergebnisse sind in Karte 2 (siehe Anhang) dargestellt. Nachfolgend sind einige Vorschläge für eine Optimierung der Grünlandbewirtschaftung für den Wiesenvogelschutz aufgelistet. Maßnahmen:./ Keine mechanische Bodenbearbeitung während der Brutzeit zwischen 15. März und 15. Juli, keine Mahd vor 15. Juni../ Zumindest teilweise, z.b. an zentral gelegenen Flächen Grabenwasseranstau../ Anlage von kleineren Blänken sowie aufgeweiteten Grüppen../ Grüppen nicht kastenförmig fräsen (Falle für Küken)../ Beweidungsdichte sollte zwei Tiere pro ha nicht überschreiten../ Keine Mutterkuhhaltung../ Es ist ein Mosaik zwischen wiesenartig genutzten Parzellen und Standweiden anzustreben../ Mahd nur von innen nach außen - nie umgekehrt; werden mehrere nebeneinanderliegende Parzellen gemäht, so muß zwischen den Flächen ein Fluchtstreifen von mind. 5 m breite stehen bleiben - auf sehr breiten Parzellen ist in der Mitte ein Fluchtstreifen zu erhalten../ Die Flächen sollten kurzrasig in den Winter gehen, deshalb gegebenenfalls Nachweide bzw. Nachmahd../ Grabenufer abflachen../ Entfernung sämtlicher Gehölzstrukturen aus dem Gebiet (wg. Rabenvögel). Bemerkungen: Schutzmaßnahmen für Wiesenvögel sind nur in größeren Komplexen sinnvoll. Weiterhin sind die nachstehend vorgeschlagenen Maßnahmen nicht losgelöst voneinander sondern nur als Gesamtpaket zu übernehmen. Halbe Maßnahmen bringen nicht halben Erfolg sondern verpuffen in der Regel völlig wirkungslos. 4
6 Literatur BIBBY, C. J.; BURGESS, N. D.; HILL, D. A. (1995): Methoden der Feldornithologie. - 1. Aufl. 1-270. Radebeul. BüRO FÜR BIOLOGIE UND UMWELTPLANUNG (1999): Brutvogelerfassung- Kommunale Entlastungsstraße Bensersiel. 00-G (1995): Qualitätsstandards für den Gebrauch vogelkundlicher Daten in raumbedeutsamen Planungen. 1. Aufl. 1-36. FLADE, M. ( 1994 ): Die Brutvogelgemeinschaften Mittel- und Norddeutsch Iands. - 1. Aufl. 879 S. Eching. SHARROCK, J.T.R. (1973): Ornithological Atlas. Auspicium 5, Suppl. 13-15. SüDBECK, P., WENDT, D. (2002): Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten BrutvögeL - lnform.d Naturschutz Niedersachs. 22 (5): 243-278. Hildesheim. WILMS, U.; BEHM-BERKELMANN, K.; HECKENROTH, H.: (1997): Verfahren zur Bewertung von Vogelbrutgebieten in Niedersachsen. - lnform. Naturschutz Nieders. 17 (6): 219-224. Hannover. 5
Anhang: Karte 1: Karte 2: Revierkarte Kompensationspotentiale 6
o 1 d 0 K- - 0 I K ::: - I 0 S c hulhem m Legende 0 Revier ::::j Untersuchungsgebiet Dargestellt sind nur Reviere mit dem Status: 'wahrscheinlich brütend" und "sicher brütend" Brutvogelkartierung Kompensationsflächen Ortsumgehung Bensersiel 1 Maßstab: 1 : 5000 Datum: 08.2003 Bearbeitung: Rosskamp Büro für Biologie & Umweltplanung Dlpi.-Biologe Dr. T. Rosskamp Ziegelstr. 12 26316 Varel Tel.: 04451/860259 Fax: 044511950887 E-mail: tim.rosskamp@nwn.de
3,85,8 1,64 o 1 Lenghemm 2,50 1,05. I.9,09 S chul h o m m 3,50 1,03 _8,44 Ful k umer He rrenland Legende : : Untersuchungsgebiet Die Zahlen geben das Aufwertungspotential ~r einzelnen Parzellen unter BerOcksichtlgung!S Istzustandes an. (Anzahl BP-Wiesenbrüter) Optimale Dichte= 0,95 BP/ha --- Kompensationspotential Kompensationsflächen Ortsumgehung Bensersiel 2 Maßstab: 1 : 5000 Datum: 08.2003 Bearbeitung: Rosskamp Büro für Biologie & Umweltplanung Dipi.-Biologe Dr. T. Rosskamp Tel.: 04451/860259 Fax: 04451/950887 E-mail: tim.rosskamp@nwn.de
~ürzel Az-Reviere Austernfischer AF 1 Feldlerche FL Goldammer GA Kiebitz K Rohrammer RA Schwarzkehlchen SK o 1 d 0.. 0 K Langhamm 0 t K. = 0 Sch u rh am m FL Legende ----- 0 Revier :... J Untersuchungsgebiet Dargestellt sind nur Reviere mit dem Status: "wahrscheinlich brütend" und "sicher brütend" n " Brutvogelkartierung Kompensationsflächen Ortsumgehung Bensersiel 1 Maßstab: 1 : 5000 Datum: 08.2003 Bearbeitung: Rosskamp Büro für Biologie &: Umweltplanung Olpi.-Biologe Dr. T. Rosskamp Tel.: 04451/860259 Fax: 04451/950887
.. 3,85,9 1,64 o 1 2,64 Langhamm 2,50 1,05.., 0,81 2,52 0,57 Wester accumer 2,60 \ \ Herrenland. 3,08 2,85 2,20 2,51 = 2,1_2.. 1,01 " 3,50 1,03 =.. 9,44 Fulkumer Herrenland 1,75 Legende ---- 1 1 Untersuchungsgebiet,, Die Zahlen geben das Aufwertungspotential der einzelnen Parzellen unter Berücksichtigung des Istzustandes an. (Anzahl BP-Wiesenbrüter) Optimale Dichte= 0,95 BP/ha ".. Kompensationspotential Kompensationsflächen Ortsumgehung Bensersiel 2 Maßstab: 1 : 5000 Datum: 08.2003 Bearbeitung: Rosskamp Büro für Biologie & Umweltplanung Dipi.-Biologe Dr. T. Rosskamp Tel.: 04451/860259 Ziegelstr. 12 Fax: 04451/950887 26316 Varel E-mail: tim.rosskamp@nwn.de