Wiedereinsteigerinnen und Unternehmen



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Wiedereinsteigerinnen und Unternehmen Wie müssen Dienstleistungsketten organisiert sein, damit sie zusammenkommen? 2. Fachtag Trialog Chancengleichheit Hessen 02.10.2013 Susan Geideck Institut für Stadt- und Regionalentwicklung

Projekte des ISR zum Thema Angebote für Alleinerziehende BA 2009 Projekt Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Alleinerziehende im SGB II BMFSFJ 2009 2012; www.handbuch-alleinerziehende.de) Projekt Integration verbindlicher machen Integrationsvereinbarungen erproben Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration 2011-2012 F&E Projekt Stabilität von institutionellen Netzwerken FH Frankfurt/M. 2012-2013 Workshops und Qualifizierungen

Überblick I. Wiedereinsteigerinnen und Unternehmen: doppelte Komplexität II. III. Dienstleistungsketten: Ansatzpunkt, Gelingensbedingungen und Konfliktpotenziale Ansatzpunkte für die Gestaltung

I. Wiedereinsteigerinnen und Unternehmen Dienstleistungsketten als Methode erfordert ein exaktes und lokal spezifisches Wissen über die Zielgruppe. Bei heterogenen und komplexen Zielgruppen ist eine Differenzierung notwendig.

Wiedereinsteigerinnen Heterogene Gruppe mit Vielfalt an Voraussetzungen und tw. komplexen Bedarfen für den beruflichen Wiedereinstieg. Individuelle Unterschiede nach Alter, Ausbildung, Zahl und Alter der Kinder, Situation der Kinderbetreuung, Flexibilität, Familien/Partnerschaftsmodell, privates soziales Netzwerk, Erwerbsunterbrechung, Tätigkeiten während der Erwerbsunterbrechung, Mobilität. Typologie für Wiedereinstieg entlang des Qualifikationsniveaus, Erwerbsunterbrechung, Lebensmodell.

und Unternehmen Heterogene Gruppe mit unterschiedlichen wirtschaftlichen und organisatorischen Konstitutionen. Unterschiede nach Branche, Unternehmensgröße, Fachkräftebedarf, Unternehmenskultur, arbeits- und organisationspolitischen Arrangements. Typologien für Wiedereinstieg entlang Gender/Familien/Vereinbarkeitspolitik der Unternehmen. Unternehmen müssen verstehen, dass sie nicht das Ziel sind, sondern Erwerbsarbeit/Wiedereinstieg.

Wiedereinsteigerinnen und Unternehmen Was so selbstverständlich aussieht, ist jedoch aufgrund der Komplexitäten ein differenzierter, voraussetzungsvoller und wechselseitiger Prozess. Fokus auf: Wie kann dieser Prozess organisiert werden? Wie müssen Unterstützungsangebote und -systeme ausgestaltet werden?

Alles gut sortiert? Vermittlung und Qualifikation Ausbildung Weiterbildung Berufsvorbereitung Bewerbung Arbeitsvermittlung Wiedereinsteigerinnen Individuelle Unterstützung Fam.bezogene Unterstützung Kindertagesstätte Kinderbetreuung Mobilität Analyse Coaching Mentoring haushaltsnahe Dienstleistungen Führerschein / Auto allgemeine u. psychosoziale Beratung Familien-, Eheberatung Tagespflege ÖPNV professionelles Netzwerk Erziehungsberatung Schule Umzug Arbeit Unternehmenspolitik Arbeitszeit Arbeitsvolumen Arbeitsorganisation fam.bezogene Angebote

Alles gut sortiert! Vielfältige Unterstützungsangebote, die wenig aufeinander abgestimmt sind. Angebote werden von zahlreichen autonomen Akteuren erbracht. Akteure verfolgen unterschiedliche Zielsetzungen. Differenzierte Unterstützungssysteme ( Säulen ) mit unterschiedlichen, tw. widersprüchlichen gesetzlichen Grundlagen, politik- sowie organisationsspezifischen Grundorientierungen und Zuständigkeiten. Lange Wege ohne Kooperationsregelungen. Koordination obliegt Wiedereinsteigerinnen.

Dienstleistungsketten Vermittlung und Qualifikation Ausbildung Weiterbildung Berufsvorbereitung Bewerbung Arbeitsvermittlung Wiedereinsteigerinnen Individuelle Unterstützung Fam.bezogene Unterstützung Kinderbetreuung Mobilität Analyse Coaching Mentoring haushaltsnahe Dienstleistungen Kindertages stätte Führerschein/ Auto Allgemeine u. psychosoziale Beratung Familien- Eheberatung Tagespflege ÖPNV Professionelles Netzwerk Erziehungsberatung Schule Erwerbsarbeit Arbeitszeit Arbeitsvolumen Unternehmenspolitik Arbeitsorganisation fam.bezogene Angebote

Dienstleistungsketten = aus funktional getrennten Angeboten, Einrichtungen und Feldern entsteht eine prozessual zusammenhängende Leistungskette. Anstelle der Einzelbausteine wird die gesamte Komplexität des Ablaufs in den Blick genommen, um innerhalb eines - v. a. des arbeitsmarktpolitischen - Feldes wirksam zu sein. Dienstleistungsketten sind eine Methode zur Analyse und Gestaltung. Dienstleistungsketten ermöglichen die verbesserte Zielerreichung der beteiligten Organisationen.

auf Einzelfallebene: Dienstleistungsketten konkrete Dienstleistungskette ressourcenschonend, zeitsparend, reibungsfreie Übergänge für Wiedereinsteigerinnen auf Systemebene: gemeinsame Entwicklung, Koordination und Integration von Unterstützungsangeboten Austausch zwischen den verschiedenen fach-/politischen Feldern

Dienstleistungsketten längerfristige und verbindliche Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Säulen der Angebotslandschaft organisieren (Schnittstellenregelungen oder Kooperationsvereinbarungen). Verbindung von Einzelfallebene mit Systemebene: Erfahrungen auf der Einzelfallebene über das Zusammenwirken stellen Basis für Erkenntnisse auf der Systemebene und für lokales Arbeitsprogramm dar. Veränderungen auf der Systemebene sichern langfristig das Gelingen auf der Einzelfallebene.

Dienstleistungsketten Im Folgenden aus den Praxisbeispielen des Projektes zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Alleinerziehende für BMFSFJ:. Was kann aus der Analyse und Gestaltung von Dienstleistungsketten entstehen?

Beispiel 1: Überblick, Orientierung und Angebotsplanung An den Standorten des Modellprojektes sind vielfältige Angebotsüberblicke und Broschüren über die einzelnen Leistungen und Beratungsstellen entstanden. Nutzen: für (Wieder)Einsteigerinnen: Informationen, Orientierung, Lotsen für professionelle Fachkräfte: Information, Orientierung, Betriebswissen über andere Organisationen für Unternehmen: aus Angebotsüberblick Leitfaden über wesentliche Beratungsangebote entwickelt..

Beispiel 1: Orientierung und Angebotsplanung Nutzen auf Systemebene und zur Entwicklung Weiterentwicklung der Dienstleistungsketten: Gemeinsame Bewertung der Quantität und Qualität der lokalen Angebotslandschaft Einstieg in gemeinsame (Sozial)Planungsprozesse und Steuerung der Angebote.

Beispiel 2: Schnittstellen und Kooperation An den Standorten sind Projekte zur Unterstützung der Erwerbsintegration entstanden und durchgeführt worden. Nutzen: für (Wieder)Einsteigerinnen: neben Qualifizierung, Coaching, Vermittlung v. a. individuelle Hürden an den Schnittstellen geregelt für professionelle Fachkräfte: aus den Wegen der Teilnehmerinnen : Kenntnisse über Leistungszusammenhänge sowie Betriebswissen und informelle Kontakte zu anderen Organisationen.

Beispiel 2: Schnittstellen und Kooperation Nutzen auf Systemebene und zur Entwicklung/ Weiterentwicklung der Dienstleistungsketten: Auswertung der Einzelfälle im Hinblick auf Schnittstellen, Übergänge, Zugänge, Fördervoraussetzungen Leistungszusammenhänge und typische Schnittstellenprobleme rekonstruiert Kooperationsvereinbarungen/Schnittstellenregelungen zu Übergaben, Anschlüssen, Vorrang zwischen Leistungen gemeinsames Verständnis für komplexe Bedarfe durch Fortbildungen/Hospitationen Veränderungen/Anpassungen innerhalb der beteiligten Organisationen.

Gelingensbedingungen und Knackpunkte von Dienstleistungsketten Anerkennung der unterschiedlichen Ziele und Aufträge der beteiligten Organisationen und Felder Autonomie der Akteure Gemeinsame Ziele / Zielsystem Aushandlung als Modus der Kooperation Verbindliche Kontrakte und Schnittstellenregelungen Veränderungsbereitschaft der beteiligten Organisationen Reflexive Koordination

Für den WS am Nachmittag Was ist Ihre Erfahrung? Wann funktionieren Kontakte und Schnittstellen gut, wann nicht? Welche Projekte im Rahmen der Dienstleistungskette sind realistisch? Was brauchen Sie zur Umsetzung?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!