Stand des Wissens und Ableitung des Forschungsbedarfes für eine nachhaltige Produktion und Verwertung von Ackerbohne und Erbse Statusseminar zur Eiweißpflanzenstrategie 2013 Bernhard C. Schäfer und Petra Zerhusen-Blecher Donnerstag, 16. Mai 2013, Bonn landhandelspartner.de blog.gartenrot.com FiBL; Bild: K.-P. Wilbois
Gliederung Aufgaben und Ziele der Studie Vorgehensweise Forschungsbedarf für die Bereiche Züchtung Pflanzenbau Pflanzenschutz Tierernährung Betriebswirtschaft Food-, Non-Food-Bereich Handlungsbedarf im Bereich Wissenschaft, Beratung, Politik Fazit
Anbauflächenentwicklung Deutschland Für Futtererbsen bis 1989 keine gesamtdeutschen Zahlen Quellen: Statistisches Bundesamt: Lange Reihe der Landwirtschaftsstatistik von 1938-1996 für das jetzige Bundesgebiet, Fachserie 3 Reihe 3.1.2 (verschiedene Ausgaben und Jahrgänge), Genesis-Online Datenbank (Code 41241) und mündl. Auskunft vom 01.09.2011. Statistisches Jahrbuch der DDR (verschiedene Jahrgänge).
Aufgaben und Ziele Sichtung aktueller Forschungsergebnisse und -projekte für Ackerbohnen und Körnererbse - Projekte aus BLE-Projektträgerschaft (EH/HS, UM, BÖL/BÖLN, Innovationsprogramm) - ausgewählte Projekte der UFOP, FNR (kein Anspruch auf Vollständigkeit!) Ableitung und Priorisierung von Forschungsbedarf für Ackerbohne und Körnererbse entlang der Wertschöpfungskette (Züchtung, Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Düngung, Tierernährung, Betriebswirtschaft, Food-, Non-Food-Bereich) Handlungsbedarf für Politik, Beratung, Wissenstransfer??? Vollständiger Bericht Stand des Wissens und Ableitung des Forschungsbedarfes für eine nachhaltige Produktion und Verwertung von Ackerbohne und Erbse (FKZ 2812NA118) erscheint unter www.orgprints.org
Anzahl der ausgewählten Projekte zu Ackerbohnen und Körnererbsen (Mehrfachnennungen möglich) Verwertung Feed (20) tierische Erzeugung Food (10) Humanernährung Non-Food (6) Ressourcenschutz (24) (Boden, Klima, biologische Vielfalt) Pflanzenzüchtung (22) Pflanzenschutz (33) Pflanzenbau, Pflanzenernährung (30) Betriebswirtschaft (2) Pflanzliche Produktivität
Vorgehensweise Ableitung und Bewertung des Forschungsbedarfs für Ackerbohne und Körnererbse auf der Grundlage von: abgeschlossenen und laufenden Forschungsprojekten Expertengesprächen EU-Projekt GL-Pro, Umfragen bei Landwirten LeguAN langjährigem Fachaustausch mit Züchtern, Länderdienststellen, UFOP Erfahrungen des Fachbereichs Agrarwirtschaft Soest und Erkenntnissen aus Versuchsgut Merklingsen
Wirtschaftliche und technische Gründe für die mangelnde Bereitschaft zum Anbau von Körnerleguminosen Auszug - Teil 1 verändert (Umfrage bei Nichtproduzenten in Deutschland (GL-Pro; Charles et al. 2007)) Warum bauen Sie zurzeit keine Körnerleguminosen an? Deutschland Ertragsschwankungen 3,2 Mangelnde Wettbewerbsfähigkeit zu anderen Kulturen 3,1-3,2 Niedrige/schwankende Produzentenpreise 3,1 Niedrige Erträge 2,8 Probleme bei der Ernte 2,7 Niedrige Stützungsprämien 2,6 Saatgutkosten 2,6 Vermarktungsprobleme 2,6 Mangelnde Attraktivität der lokalen Maßnahmenprogramme Fehlende Wirksamkeit/Verfügbarkeit von Herbiziden 2,3 2,5 4 = trifft zu, 3 = eher richtig, 2 = eher falsch, 1 = falsch
Zuchtprogramme für Körnerleguminosen in Europa (Stand: Februar 2013) Züchtung - Ertrag Zuchtprogramme für Körnerleguminosen in Europe (Stand: Februar 2013) (Sass 2013) Körnererbsen Ackerbohnen Lupinen Sommerform Winterform Sommerform Winterform blau/weiß/gelb RAGT 2n FR ++ + + + - NPZ DE + + ++ + - LIMAGRAIN FR ++ (+) + (+) - DESPREZ FR ++ - - - - MOMONT FR ++ - - - - Lemaire FR + Unisigma FR + INRA A.O. FR (+) (+) (+) (+) - Selgen CZ + - Inst. Polen PL (+) - SZ Gleisdorf AT - - + - - Wherry&Sons UK - - - + - SZ Steinach D - - - - ++ INRA F - - - - (+) Inst. PL PL - - - - + Inst. RUS RUS - - - - + U. Kopenhagen DK - - - - + Anzahl 7 2 3 3 4 Wir lassen Qualität wachsen
Züchtung - Ertrag Bisherige Forschungsarbeiten Erbse: - Sichtung genetischer Ressourcen - Anbauoptimierung der verfügbaren Genotypen Ackerbohne: - züchterische Weiterentwicklung von Sorten - Hybridzüchtung bei Ackerbohne: - bisher kein stabiles CMS-System - längerfristige Forschung von > 12 Jahren erforderlich - Synthetische Sommer-Ackerbohnensorten erfolgreich (Sorten: Fuego, Fanfare, Taifun (EU), Vertigo (England)) Uni Hohenheim
Züchtung - Ertrag Thema Ackerbohnen Körnererbsen Ertrag - Ertragshöhe - Ertragsstabilität - Hybridzüchtung ++ ++ ++ +++ +++ + geringer Forschungsbedarf; ++ mittlerer Forschungsbedarf; +++ hoher Forschungsbedarf Anbauhemmnis (GL-Pro, LeguAN) Fehlende Ertragsstabilität bei hohen Ertragsschwankungen Körnererbsen > Ackerbohnen
Züchtung - Qualität Thema Ackerbohnen Körnererbsen Qualität (Rohprotein, Aminosäureprofil, antinutritive Substanzen) + + Verwendungsbereich: Tierernährung? Food-Bereich? Non-Food-Bereich? Inhaltsstoffe: Proteine, Aminosäuren, spezielle Kohlenhydrate, sekundäre Inhaltsstoffe, Faserfraktionen landwirtschaftskammer.de Proteingehalt: Schwankungsbreite je nach Sorte, Standort, Jahr Futtererbse: 7 % Spannweite (Min. - Max. Wert) Ackerbohne: 4 % Spannweite (Min. - Max. Wert) Aminosäureprofil: Methionin, Lysin, Tryptophan Sekundäre Inhaltsstoffe, antinutritive Substanzen: Ackerbohne: Vicin, Convicin, Tannine Körnererbse: Tannine, Trypsininhibitoren
Züchtung - Winterformen Thema Ackerbohnen Körnererbsen Winterformen / Kältetoleranz + ++ Winterformen/Kältetoleranz zur Erschließung neuer Anbauoptionen Ackerbohnen: - vielversprechende Genotypen in Göttinger Ackerbohnenpopulation (Link, Göttingen ) Körnererbse: - Wintererbsen-Prototypen stehen kurz vor Entwicklung (Müller, Darzau) - neu: Zuchtprogramm für Wintererbse (NPZ Lembke KG)
Züchtung Trockenheitstoleranz Pilzresistenz - Standfestigkeit Thema Ackerbohnen Körnererbsen Resistenzen gegen Schaderreger + + Trockenheitstoleranz ++ + Standfestigkeit + +++ Trockenheitstoleranz Bedeutung bei Ackerbohnen > Körnererbse derzeit Göttinger Winterackerbohnen-Population phänotypisiert und mittels DNA-Markern genotypisiert (Uni Göttingen, NPZ, JKI) (die Arbeiten zur Entwicklung molekularer Marker auch bedeutsam für die Bereiche Winterhärte und Pilzresistenz ) Pilzresistenz bei Ackerbohnen wichtiges Thema (die Arbeiten zur Entwicklung molekularer Marker bedeutsam) Standfestigkeit bei Körnererbse gravierendes Anbauhemmnis!
Pflanzenbau - Saatgutqualität Thema Ackerbohnen Körnererbsen Saatgutqualität (TKM, Keimfähigkeit, Krankheiten, Schädlingsbesatz) + + Bessere Standardisierung der Saatgutqualität anzustreben Stark schwankende TKM innerhalb der Sorten erschweren die Planung bei Saatgutbestellung (Saatgutkosten) Schädlingsbesatz Bohnenkäfer (Bruchus rufimanus): Befallsspanne 0 95 % (Hof-Kauz 2011) Keimfähigkeit?, Triebkraft?, Auftreten von Fußkrankheiten? zoonar.de/319480 Saatgutbesatz mit Schaderregern -> besonderes Problem im ökologischen Landbau -> selbst einzelne Basis-, Z-Saatgutpartien mit Besatz von Ascochyta-Arten von bis zu 30% (Schmidt 2007) -> alternative Behandlungsmethoden bisher nicht erfolgreich neulichimgarten.de
Pflanzenbau - Fruchtfolgegestaltung Thema Ackerbohnen Körnererbsen Fruchtfolgegestaltung (Leguminosenmüdigkeit, Raps-, Sonnenblumen-Fruchtfolge) +++ +++ Leguminosenmüdigkeit bes. in Öko-Betrieben Ursachenkomplex aus Schaderregern, Aussaatbedingungen, Boden, Unkrautaufkommen, besondere Witterungsereignisse, begrenzte Verfügbarkeit von Sorten (Hof-Kautz 2011)
Pflanzenbau - Fruchtfolgegestaltung 29,2 % der ökologisch bewirtschafteten Ackerfläche wird mit Leguminosen bestellt (Hülsenfrüchte, Feinleguminosen, Gemenge) (nur 2,7 % im konventionellen Anbau) (AMI 2013) Wechselwirkungen legume und nichtlegume Fruchtfolgeglieder? - Winterraps, Sonnenblume sind gemeinsame Wirtspflanzen von Sclerotinia sclerotiorum, Bortrytis spp. - Legume Zwischenfrüchte, legume Beisaaten? Interdisziplinäre Forschung fortsetzen! Mit Intensivierung des Leguminosenanbaus in konventionellen Betrieben Problematik beachten!
Pflanzenbau - Mischfruchtanbausysteme Thema Ackerbohnen Körnererbsen Gemengeanbau für konventionelle Betriebe + + für Ackerbohnen und Körnererbsen mit unterschiedlichen Gemengepartnern und Zielsetzungen für den ökologischen Landbau erfolgreich entwickelt und in die Praxis umgesetzt Erfolgreiche Gemenge für die Veredlung im Öko-Betrieb - Ackerbohnen / Hafer - Sommererbse / Gerste alt. Hafer - Wintererbse / Triticale alt. Winterroggen (Schmidtke 2013, Vogt-Kaute 2013, Haase 2013) Trennung der Gemengepartner bei/nach dem Drusch technisch weiterentwickeln! Gemengeanbau als Zwischenfrucht für die Biogasproduktion: Winterackerbohne/Winterroggen vor Silomais (Rauber u. Link 2011, Roth 2010) : Methan-Flächenertrag des Gemenges: > 2000 Nm 3 CH 4 /ha Gesamtertrag (Gemenge + Mais): ca. 170 dt TM/ha Gemengeanbau Option für konventionelle Betriebe bei Biogas!? oekolandbau.de, BLE Bonn
Pflanzenbau symbiotische N 2 -Fixierung Thema Ackerbohnen Körnererbsen N-Fixierung (Mikronährstoffe, Rhizobienimpfung, N-Düngung, N-Transfer für Folgefrucht, N-Bilanz und Viehhaltung) +++ +++ Höhe der N 2 -Fixierleistung variiert stark (Kolbe et al. 2002, Jost 2003): Ackerbohnen: zwischen 100 450 kg/ha N Körnererbsen: zwischen 50 500 kg/ha N -> Zentraler Aspekt der Bodenfruchtbarkeit, besonders in Öko-Betrieben -> Frage des Mineraldüngerpreises in konventionellen Betrieben
Pflanzenbau symbiotische N 2 -Fixierung Zentrale Fragen: -> Höhe und Beeinflussbarkeit: - Einfluss der Rhizobienimpfung? - Einfluss über Verfügbarkeit von Mikronährstoffen (B, Cu, Mn, Zn)? saaten-union.de -> Höhe des N-Transfers zu den Folgefrüchten? -> Anbaupotenzial von Körnerleguminosen in viehintensiven Regionen erhöhen (am Ort der Verwertung)! - Wie sieht es mit den N-Bilanzen aus?
Pflanzenbau - Düngung Thema Ackerbohnen Körnererbsen Düngung - Stickstoff - Schwefel - Wirkung Düngung auf Inhaltsstoffe der Körnerleguminosen + + ++ + + ++ Stickstoff zu Leguminosen? - 30% der befragten Landwirte (LeguAN) geben eine Stickstoff- Startdüngung - Widerspruch zwischen Wissenschaft, Beratung und Praxis abklären
Pflanzenbau - Düngung Schwefel zu Leguminosen? - ertragswirksam - deutlich positiver Effekt auf N 2 -Fixierleistung (Köpke et al. 2011) Derzeit Untersuchungen zur Schwefeldüngung u.a. in Ackerbohnen und Körnererbsen unter ökologischen Anbaubedingungen: Parameter: Ertrag, Vorfruchtwert, Deckungsbeitrag (BLE 2012A) Weitere Prüfung der Schwefeldüngung erforderlich: - unter konventionellen Anbaubedingungen - Einfluss auf die Qualität des Leguminoseneiweißes - Abgleich der Ergebnisse mit bestehenden Schwefel-Düngeberatungsempfehlungen
Pflanzenbau - Düngung Absatzpotenziale steigern durch Verwertung im Bereich Feed Food Non-Food unterschiedliche Inhaltsstoffprofile nachgefragt! Frage: Wie und in welcher Form kann die Düngung gezielt das Inhaltsstoffprofil der Leguminosen beeinflussen und steht darüber eine Option zur Verfügung, um auf unterschiedliche Anforderungen des Marktes zu reagieren? z.b. zeigten ökologisch erzeugte Ackerbohnen im Vergleich zu konventionellen tendenziell - niedrigere Rohproteingehalte - niedrigere Stärkegehalte - höhere Fasergehalte (Abel et al. 2004, Abel und Breves 2005)
Pflanzenbau - Ernte Thema Ackerbohnen Körnererbsen Erntetechnik und Ernteoptimierung (Terminierung, Sikkation, Technik) ++ ++ Unsicherheiten bei der Terminierung für Sikkation in der Praxis (LeguAN) Zeitnahe Lösungen für wiederholt auftretende technischer Probleme bei der Körnerleguminosenernte (Spätverunkrautung, Erntegutaufnahme, Trennung Korn/Stroh, Verstopfung) Dr. C. Hof-Kautz, LWK NRW farmblogger.de
Pflanzenbau - Ökosystemleistungen Thema Ackerbohnen Körnererbsen Bewertung von Ökosystemleistung (z.b. Treibhausminderungspotenzial als förderpolitisches Instrument) Einsatz förderpolitischer Instrumente z.b. über Minderung des Treibhauspotenzials - zur Honorierung der Ökosystemleistungen - zur Verringerung der Wettbewerbsnachteile ++ ++ Optimierter Klimabetrieb (Schäfer et al. 2010, 2011B) - Bewertung Leistungen von Anbausystemen über Ökobilanzierung - Aussagen über Potenzial der Leguminosenfruchtfolgen für Klimaschutz werden erwartet Schätzung: CO 2 -Einsparung von rd. 400.000 t CO 2 -Äquivalente durch symbiotische N 2 - Fixierung der Leguminosen im Ackerbau in den Bundesländern (Mittel 2002 2009) (Wendrock und Schmidtke 2011) Valide Daten für eine genaue Kalkulation müssen erarbeitet werden!
Pflanzenbau - Ökosystemleistungen
Forschungsbedarf bei Ackerbohnen und Körnererbsen - Pflanzenschutz - Thema Ackerbohnen Körnererbsen Biologie und Bekämpfungskonzepte von Schaderregern - Ackerbohnen-, Erbsenrost - Bortrytis fabae (Schokoladenflecken) - Bortrytis cinerea - Sclerotinia sclerotiorum - Stängelbasis-, Wurzelkrankheiten - Blattläuse - Erbsenwickler - Bohnenkäfer, Erbsenkäfer - Blattrandkäfer - Erbsengallmücke +++ ++ + + +++ Bundesweites Monitoring Pathogene ++ ++ + ++ +++ + +++ ++ ++ + + +
Pflanzenschutz Besondere Bedeutung, auch bei der Resistenzzüchtung Ackerbohnen: Ackerbohnenrost Schokoladenflecken (Bortrytis fabae) Schwarze Bohnenlaus Bohnenkäfer Körnererbsen: Grauschimmel (Bortrytis cinerea) Stängelbasis-, Wurzelkrankheiten Erbsenrost (Uromycis pisi) Blattläuse Erbsenwickler ipernity.com: Werner K. -> Erarbeitung wirkungsvoller Bekämpfungskonzepte - Kenntnisstand über Krankheiten und Schädlinge verbessern - bundesweites Monitoring für Pathogene bei Ackerbohnen - Befallsprognosemodelle (weiter-)entwickeln
Pflanzenschutz Bundesweites Monitoring Pilzkrankheiten in Körnerfuttererbsen (Bayern, NRW, Sachsen, Sachsen-Anhalt) (Pflughöft et al. 2009) Durch die Kontrolle von Bortrytis cinerea -> bis zu 45% höherer Ertrag Uromycis pisi -> bis zu 43% höherer Ertrag Sclerotinia sclerotiorum -> bis zu 30% höherer Ertrag Ascochyta pisi, Erysiphe pisi -> nur an wenigen Proben festgestellt Befall der Wurzel- und Stängelbasis: Durchschnittlicher Pflanzenbefall lag bei den Fusarium-Arten -> zwischen 60,5% und 28% der Pflanzen Phoma medicaginis var. pinodella -> 55% der Pflanzen F. avenaceum, P. medicaginis var. pinodella zeigten höchste Virulenz und führten häufig zum Absterben der Pflanzen (Klimakammer)
Pflanzenschutz Thema Ackerbohnen Körnererbsen Befallsprognosemodelle + + -> Pflanzenschutzberatungsprogramm proplant expert für Ackerbohne und Körnererbse - für Bortrytis fabae, B. cinerea, Bohnen-, Erbsenrost, Ascochyta spp. - ist annähernd praxisreif entwickelt Problem: beschränkte Mittelzulassung geringe Anbaubedeutung Körnerleguminosen (Volk 2013, Lütke Entrup et al. 2002) -> Entscheidungshilfesystem für den Erbsenwickler Daten für eine aussichtsreiche Modellierung wurden erarbeitet (Thöming et al. 2008) -> Entwicklung eines Prognosemodells für Blattrandkäfer?
Pflanzenschutz Thema Ackerbohnen Körnererbsen Wirksamkeit, Zulassung von Herbiziden, Fungiziden +++ +++ Unkraut-/Ungrasmanagement bes. im integrierten Landbau ++ ++ Verbesserung der Ertragssicherheit und des Anbauumfangs durch -> Erweiterung der Herbizid- (Vorauflauf, Nachauflauf, Spätverunkrautung), Fungizid-, Insektizidpalette notwendig. Zulassung neuer Wirkstoffe sowie Prüfung von bereits in anderen Kulturen freigegebenen Mitteln! (Anbauhemmnis (Alpmann et al. unveröff.; Baumgärtel et al. 2013)) -> (Weiter-)Entwicklung integrierten Ungras-, Unkrautmanagements
Tierernährung Thema Ackerbohnen Körnererbsen Leistungs- und Akzeptanzprüfung von praxisrelevanten Sorten für konventionelle Betriebe ++ ++ Leistungs- und Akzeptanzprüfung von praxisrelevanten Sorten für konventionelle Betriebe Leistungs-Akzeptanzprüfungen für Monogastrier Verfügbarkeit geprüfter Sorten in der Praxis? Stark schwankende Gehalte an Rohprotein vor allem in Handelsware: Problem Unterversorgung? (Baumgärtel et al. 2013, Sauermann 2013) Schnellanalytik für Protein und antinutritive Inhaltsstoffe Einsatzmöglichkeiten von synthetischen Aminosäuren? Ergänzung durch andere Koppelprodukte möglich? (Baumgärtel et al. 2013)
Tierernährung Thema Ackerbohnen Körnererbsen Kombinierbarkeit alternativer Eiweißträger ++ ++ Aufbereitungsverfahren für Körnerleguminosen ++ ++ Einsatzpotenzial für Ackerbohnen und Körnererbsen in der Tierfütterung erweitern durch Kombination mit alternativen Eiweißträgern (z.b. Rapsextraktionsschrot, Rapskuchen, Biertreber, Getreidetrockenschlempen, Bierhefe, ); hierzu bes. bei Schweinen und Geflügel Daten erarbeiten! Wertoptimierende Aufbereitungsverfahren weiterentwickeln z.b. Feuchtkornsilierung, Hitze, Toasten, Extrudieren, Aufbereitungsverfahren vor Ort etablieren (Zwischenglied der Wertschöpfungskette)
Forschungsbedarf bei Ackerbohnen und Körnererbsen - Betriebswirtschaft - Thema Ackerbohnen Körnererbsen Harmonisierung von Futtervergleichswerten + + Entwicklung eines EDV-gestützten Kalkulationsmodells auf Grundlage des Bewertungsmaßstabs DAL und unter Berücksichtigung des Futtervergleichswertes +++ +++ Größtes Anbauhemmnis: mangelnde Wettbewerbskraft der Körnerleguminosen gegenüber anderen Kulturen (GL-Pro, Charles et al. 2007) Wichtig: ökonomische Rentabilitätsrechnung über die Gesamtfruchtfolge zur Darstellung der positiven Fruchtfolgeeffekte der Körnerleguminosen -> Entwicklung eines praxisnahes EDV-gestütztes Kalkulationsmodell zur Vollkostenanalyse unter Berücksichtigung von Futtervergleichswerten, z.b. auf Grundlage von DAL (direkt- und arbeitserledigungskostenfreie Leistungen) (Schneider und Lütke Entrup 2006)
Betriebswirtschaft Berechnungsschema zur ökonomischen Auswertung von Systemversuchen (Schneider und Lütke Entrup 2006) Leistungen: Direktkosten: Direktkostenfreie Leistungen: Arbeitserledigungskosten: Direkt- und arbeitserledigungskostenfreie Marktleistung Produktionsgebundene Direktzahlungen Saatgut Düngung Pflanzenschutz Trocknung Versicherung (Hagel) Zinsansatz Feldinventar Lohn Lohnansatz Lohnunternehmer Feste Maschinenkosten Variable Maschinenkosten Leistungen (DAL)
Forschungsbedarf bei Ackerbohnen und Körnererbsen - Food-, Non-Foodbereich - Erschließung weiterer Produktionsoptionen Erschließung von Schnittstellen zur kaskadischen Verwertung von Neben- und Abfallstoffen aus der Food-Wertschöpfungskette blog.zdf.de Henkes Lack Union GmbH
Handlungsbedarf bei Ackerbohnen und Körnererbsen - Wissenstransfer, Beratung, Politik - Optimierung der Fachausbildung Ausbau und Vernetzung der Anbauberatung, z.b. Anbaufax Informationsnetzwerk entlang der Wertschöpfungsketten (Landwirt, Handel, Rohstoffverarbeitung, Produzenten) Öffentlichkeitsarbeit (fachspezifische Zielgruppen, Verbraucher, )
Handlungsbedarf bei Ackerbohnen und Körnererbsen - Politik - Anwendung agrarpolitischer Instrumente z.b. attraktive Agrarumweltmaßnahmen (AUM) und mögliche Maßnahmen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2013 erforderliche Co-Finanzierung durch die Landeshaushalte senken
Ökologisch und konventionell bewirtschaftete Ackerfläche (ha) und Anteil (%) der mit Hülsenfrüchten Feinleguminosen und Gemenge bestellten Ackerfläche, Deutschland 2011 (AMI 2013) 435.000 ha ökologisch konventionell 20,7% 5,9% 2,6% 70,8% Anbauflächenausdehnung im Ökobereich nur durch weitere Ausdehnung der gesamten ökologisch bewirtschafteten Fläche erreichbar Großes Potential für Flächenzuwachs im konventionellen Landbau 0,6% 1,5% 0,6% 11.439.100 ha 97,3% konventionell bewirtschaftete Ackerfläche in ha ökologisch bewirtschaftete Ackerfläche in ha Anteil übriger Ackerkulturen Anteil Hülsenfrüchte Anteil Feinleguminosen Anteil Gemenge
Fazit Wichtige Forschungsaufgaben in den verschiedenen Fachdisziplinen wurden sowohl für den ökologischen als auch für den konventionellen Leguminosenanbau ermittelt. Der ökologische Landbau ist charakterisiert durch hohe Leguminosenanteile in der Fruchtfolge. Eine weitere Anbauausdehnung kann nur durch eine Ausdehnung der Gesamtanbaufläche erwartet werden. Insbesondere produktionstechnische Fragestellungen und Effizienzsteigerungen in der Pflanzen- und Tierproduktion sind daher bei zukünftigen Forschungsfragen aufzugreifen. Für die konventionelle Landwirtschaft ergeben sich aus dem derzeit geringen Anbauumfang an Leguminosen Forschungsfragen und Arbeitsschwerpunkte, die u.a. an dem Ziel eines Flächenzuwachses bei Körnerleguminosen (Produktion, Verwertung, Ökonomie) ausgerichtet sein sollten. Die ökonomischen Vorzüge des Leguminosenanbaus und verwertung müssen stärker in die Beratung und Praxis transferiert werden. Defizite müssen hier vor allem im konventionellen Landbau aufgearbeitet werden Der Aufbau einer funktionierenden Wertschöpfungskette ist von grundlegender Bedeutung, um den Kreislauf des sich negativ verstärkenden Systems zu unterbrechen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Bernhard C. Schäfer und Petra Zerhusen-Blecher blog.gartenrot.com FiBL; Bild: K.-P. Wilbois