Globalisierung der Getreide- und Ölsaatenmärkte Fluch oder Segen?



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Transkript:

Deutscher Raiffeisenverband e.v. Lagerhaus-Agrartag des Raiffeisen-Lagerhaus Wiener Becken egen Globalisierung der Getreide- und Ölsaatenmärkte Fluch oder Segen? 22. Januar 2015 Guido Seedler Deutscher Raiffeisenverband e.v. Berlin 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler

Gliederung A. Globalisierung Fluch oder Segen? B. Wie werden sich die Agrarmärkte weiterentwickeln? Megatrends auf der Angebotsseite Megatrends auf der Nachfrageseite C. Herausforderungen für genossenschaftliche Unternehmen D. Ausblick und Fazit 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 2

A. Globalisierung Fluch oder Segen? 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 3

A. Globalisierung Fluch oder Segen? Definition Globalisierung: Prozess zunehmender Verflechtung Durchdringt alle Bereiche (Wirtschaft, insbesondere Finanzmarkt, aber auch Politik, Kultur etc.) Ursachen/treibende Kräfte: Technischer Fortschritt (z. B. digitale Revolution) Liberalisierung des Welthandels Zusammenbruch der kommunistischen Systeme These 1: Globalisierung ist eine seit Jahrhunderten bestehende Entwicklung, die allerdings in den letzten Jahrzehnten rasant an Geschwindigkeit zugenommen hat! 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 4

A. Globalisierung Fluch oder Segen? Auswirkungen: Aufgrund der zunehmenden Verflechtung wächst die Welt zusammen neue Märkte entstehen, gleichzeitig treten neue Wettbewerber auf Warenströme ändern sich Regionalität verschwindet: Krisen (ökonomisch, politisch etc.) können schneller erkannt und behoben werden, aber im Extremfall immer weitere Kreise ziehen (Finanzkrise 2008/2009, Ukraine-Konflikt) Preise werden durch Angebot und Nachfrage auf einem dynamischen und globalen Markt bestimmt These 2: Globalisierung ist für sich genommen ein wertneutraler Begriff. Ob sich die Globalisierung als Fluch oder Segen erweist, ist vielmehr davon abhängig, wie der einzelne mit den Chancen und Risiken dieser Entwicklung umgeht. 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 5

Gliederung A. Globalisierung Fluch oder Segen? B. Wie werden sich die Agrarmärkte weiterentwickeln? Megatrends auf der Angebotsseite Megatrends auf der Nachfrageseite C. Herausforderungen für genossenschaftliche Unternehmen D. Ausblick und Fazit 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 6

Megatrends auf der Angebotsseite Zukünftige Entwicklung des Angebots wird von verschiedenen Faktoren abhängen, u. a. Entwicklung der Erträge Zuchtfortschritt ( Grüne Gentechnik, Chance oder Risiko?) Reduzierung von Ernte- und Lagerverlusten Klimawandel verfügbare Anbauflächen politische Rahmenbedingungen (z. B. GAP, Russland) 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 7

Megatrends auf der Angebotsseite 55 Getreideproduktion in Deutschland 1994/95 bis 2013/14 und Vorschätzung 2014/15 in Mio. t 51,0 51,9 50 49,5 50,0 49,6 47,8 45 42,1 45,2 44,2 43,9 45,2 43,2 45,9 43,5 44,0 41,9 45,4 40,6 40 39,2 39,5 36,3 35 Quelle: ZMP/Statistisches Bundesamt (Ernteschätzung 30.09.2014)/ DRV 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 8

Megatrends auf der Angebotsseite 6,0 Getreideproduktion in Österreich 1995 bis 2014 in Mio. t 5,8 5,75 5,70 5,71 5,6 5,4 5,32 5,2 5,01 5,14 5,0 4,8 4,71 4,77 4,81 4,83 4,76 4,90 4,76 4,82 4,88 4,6 4,45 4,59 4,4 4,49 4,26 4,46 4,2 4,0 Quelle: EUROSTAT, STATISTIK AUSTRIA 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 9

Megatrends auf der Angebotsseite 350 Getreideproduktion in der EU 1995/96 bis 2013/14 und Vorschätzung 2014/15 in Mio. t 330 314,2 322,4 310 290 289,9 294,7 288,6 302,1 270 259,4 281,3 278,6 250 258,9 245,2 230 210 199,4 208,3 213,1 216,3 214,3 190 179,5 203,5 202,3 187,2 170 Quelle: EUROSTAT, ab 2006/07 EU-25, ab 2012/03 EU-27, ab 2013/14 EU-28 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 10

Megatrends auf der Angebotsseite Weltgetreideproduktion (ohne Reis) 1999/00 bis 2013/14, Vorschätzung 2014/15 in Mio. t 2.000 1.994 1.990 1.900 1.800 1.700 1.648 1.699 1.802 1.799 1.751 1.851 1.789 1.600 1.606 1.588 1.500 1.400 1.470 1.453 1.482 1.447 1.481 Quelle: IGC 27/11/2014 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 11

Megatrends auf der Angebotsseite Gentechnik: Bedeutung nimmt weltweit zu (herkömmliche Technologien reichen nicht mehr, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, natürliche Bodenfruchtbarkeit nimmt ab, Pflanzen werden auch für Energiezwecke genutzt = Nachfrage steigt) Bietet Chancen (z. B. Ertragssteigerungen, Ertragssicherung gegen Schädlinge und Krankheiten), aber auch Risiken (Auswirkungen auf die Umwelt, Resistenzen durch Monokultur). In Europa und insbesondere Deutschland ablehnende Haltung! Keine konstruktive Diskussion über die Vor- und Nachteile möglich! Risiko: Minimalste Verunreinigungen z. B. beim Transport führen zu kaum kontrollierbaren öffentlichen Skandalen! 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 12

Megatrends auf der Angebotsseite Ernte- und Lagerverluste: I Im Ergebnis 11 Mio. t (entspricht mengenmäßig 25% der durchschnittlichen Getreideernte) 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 13

Megatrends auf der Angebotsseite Anbauflächen Weltbevölkerung (in Mrd.) Anbaufläche (in Mrd. ha) Ackerland pro Kopf (in ha) 1950 1950 1950 1975 1975 1975 2000 2000 2000 2025 2025 2025 2050 2050 2050 0 2 4 6 8 10 0 0,3 0,6 0,9 1,2 1,5 0 0,2 0,4 0,6 Quelle: UNO 2007 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 14

Megatrends auf der Angebotsseite Flächenverlust durch Siedlungsmaßnahmen Derzeit gehen in Deutschland zirka 70 ha landwirtschaftliche Nutzfläche pro Tag für Siedlungsmaßnahmen verloren (pro Jahr 26.000 ha). Ziel der Bundesregierung: 30 ha bis 2020 (?). Seit 1995 sind mehr als 750.000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche auf diesem Wege für die Landwirtschaft in Deutschland verloren gegangen (- 4 %). In Österreich beträgt der Flächenverbrauch 15 ha pro Tag (pro Jahr 5.500 ha); seit 1995 sind rund 110.000 ha verloren gegangen (- 7,5 %). Europaweit gehen nach Einschätzung der EU-Kommission rund 320 ha pro Tag verloren (pro Jahr rund 117.000 ha). 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 15

Megatrends auf der Angebotsseite Verschärfend kommt die Greening-Konzeption der EU-Kommission für die zukünftige GAP hinzu. Danach müssen zukünftig 5 % (eventuell später 7 %) der Ackerflächen als ökologische Vorrangflächen zur Verfügung gestellt werden. Welche Auswirkungen hat dies auf die Produktionsintensität? 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 16

Megatrends auf der Angebotsseite Klimawandel Zusehends spürbar! Klare Abgrenzung der Jahreszeiten wird schwieriger! Niederschlagsmengen und -verteilung ändern sich! Wetterextreme nehmen zu! Es vergeht kaum ein Jahr, in dem nicht eine der wichtigen Getreideanbauregionen von Extremwetterereignissen betroffen ist! 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 17

Megatrends auf der Angebotsseite Weltnutzfläche: 1.467 Mio. ha, Reserven: 105 Mio. ha = 7 % 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler

Megatrends auf der Angebotsseite Börsenspekulationen Nahost-Krise EU-Politik, GAP Politische Rahmenbedingungen Politik außerhalb der EU Phil Hogan, EU-Kommission Ukraine-Krise Wladimir Putin, Russland 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler

Megatrends auf der Angebotsseite Fazit Angebot an Getreide und Ölsaaten wächst weltweit, aber Zunahme des Angebotes wird auch vom Preisniveau abhängen. Anbauflächen sind begrenzt. Klimaveränderungen Einfluss der Politik hat sich gewandelt, besteht aber weiterhin in deutlichem Maße. 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 20

Megatrends auf der Nachfrageseite a) Steigende Weltbevölkerung USDA / FAO / OECD / Weltbank: Weltbevölkerung wächst bis 2050 jährlich um 80 Mio. Einwohner Quelle: Reuters 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 21

Megatrends auf der Nachfrageseite a) Steigende Weltbevölkerung Wachstum der Weltbevölkerung in Milliarden Quelle: DSW 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 22

Megatrends auf der Nachfrageseite Getreideverbrauch in Deutschland 1994/95 bis 2013/14 und Vorschätzung 2014/15 in Mio. t 43,4 43,7 42,3 42,2 42 42,4 40,2 40,7 41,3 41,6 41,3 41,0 38,4 38,5 37 36,6 36,5 35,5 35,2 35,7 36,6 34,0 34,0 32 Quelle: ZMP/Statistisches Bundesamt (Ernteschätzung 30.09.2014)/ DRV 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 23

Megatrends auf der Nachfrageseite Weltgetreideverbrauch (ohne Reis) 1999/00 bis 2013/14, Vorschätzung 2014/15 in Mio. t 2.000 1.900 1.800 Verbrauch Überschuss/ Unterproduktion 1.784 1.856 1.814 1.926 1.965 1.700 1.619 1.628 1.678 1.732 1.769 1.600 1.500 1.400 1.543 1.4941.503 1.473 1.475-3 -22-12 -56-62 1.599 49-13 -40 21 70 30-33 -5-25 68 25 1.300 1.200 Quelle: IGC 27/11/2014 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 24

Megatrends auf der Nachfrageseite a) Steigende Weltbevölkerung FAO / OECD-Prognosen Nachfrage nach Lebens- und Futtermitteln wird sich in den nächsten 25 Jahren trotz Finanzkrise verdoppeln. Nachfragezuwachs entsteht durch - steigende Bevölkerungszahlen insbesondere in Drittländern (nicht in der EU, nicht in Deutschland) - steigende pro Kopf-Einkommen in Schwellenländern - veränderte Verzehrsgewohnheiten 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 25

Megatrends auf der Nachfrageseite a) Steigende Weltbevölkerung 25.000 20.000 15.000 Prognose der Verbrauchsentwicklung in 1.000 t Prognose Käse Magermilchpulver Butter Vollmilchpulver 10.000 5.000 0 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 DRV Milch 2011 - Quellen: OECD-FAO Agricultural Outlook 2011-2020, w w w.agri-outlook.org 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 26

Megatrends auf der Nachfrageseite a) Steigende Weltbevölkerung 140.000 Prognose der Verbrauchsentwicklung für Fleisch in 1000 t Prognose Wachstum 2020 : 2011 in % pro Jahr 120.000 Welt insgesamt 1,84 % 100.000 80.000 Schwein 1,64% 60.000 Geflügel 2,27 % 40.000 Rind/Kalb 1,48 % 20.000 Schaf 1,96 % 0 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 DRV Vieh und Fleisch 2011 Quellen: OECD-FAO Agricultural Outlook 2011-2020, www.agri-outlook.org 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 27

Megatrends auf der Nachfrageseite a) Steigende Weltbevölkerung Getreidebedarf zur Fleischerzeugung 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 28

Megatrends auf der Nachfrageseite a) Steigende Weltbevölkerung Zwischenfazit: Nachfrage auf deutschem Markt stagnierend bzw. rückläufig Globale Markttrends per se günstig für deutsche Agrarwirtschaft Agrarexporte sichern Wertschöpfung und bieten Wachstumsperspektive. Im Export wird die Agrarwirtschaft nur mit qualitativ hochwertig veredelten Produkten dauerhaft konkurrenzfähig sein. Wettbewerbsfähigkeit wird durch Rohstoffkosten bestimmt. 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 29

Megatrends auf der Nachfrageseite b) Bioenergie Zunehmende Mobilität und Energieverbrauch gehen einher mit CO 2 -Emissionen, dies forciert den Klimawandel Endlichkeit fossiler Ressourcen Lösung mit Risiken & Nebenwirkungen: Biomasse und Agrarrohstoffe kommen verstärkt zum Einsatz Beimischungsquote in D und fast allen europäischen Ländern Brasilien: Ethanol aus Zuckerrohr USA: Ethanol aus Mais Österreich: Im Ökostromgesetz 2012 sind die Ausbauziele für die einzelnen Ökostromtechnologien bis 2020 festgelegt. Herausforderung in D: Energiewende 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 30

Megatrends auf der Nachfrageseite b) Bioenergie Bestandsentwicklung der Biogasanlagen in Deutschland Quelle: FNR, 2014 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 31

Megatrends auf der Nachfrageseite b) Bioenergie 2.200 Entwicklung der Silomaisfläche in Deutschland in 1.000 ha 2.000 2.042 2.038 2.003 2.096 1.800 1.829 1.600 1.647 1.567 1.400 1.471 1.346 1.200 1.249 1.263 1.155 1.133 1.119 1.173 1.000 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014* Quelle: Statistisches Bundesamt, 30.09.2014 *vorläufig 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 32

Megatrends auf der Nachfrageseite b) Bioenergie Förderung der Bioenergie schafft grundsätzlich Wertschöpfung im ländlichen Raum führt zu einer steigenden Flächenkonkurrenz und damit erhöhten Boden- / Pachtpreisen für wachstumswillige Veredelungsbetriebe (gerade in Biogasregionen) führt zu steigendem Zukaufbedarf an Futtermitteln, sofern keine Kuppelprodukte entstehen (z. B. Rapsschrot) schwächt die Wettbewerbsfähigkeit der Milchvieh- bzw. Veredelungsbetriebe und des gesamten Sektors führt zu sinkenden Erfassungsmengen im genossenschaftlichen Landhandel und stellt Infrastruktureinrichtungen in Frage 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 33

Megatrends auf der Nachfrageseite c) Verflechtung mit dem Energie- und Finanzmarkt Weizenpreis Chicago und Rohölpreis 2000 bis 2014 - Monatsdurchschnitt - 300 Weizenpreis Chicago ( /t) 250 200 150 100 Rohölpreis OPEC-Korb ($/Barrel) 50 0 2000 2001 2003 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Quelle: MWV, ZMP bis 3/09, Dow Jones 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 34

Jan 06 Apr 06 Jul 06 Okt 06 Jan 07 Apr 07 Jul 07 Okt 07 Jan 08 Apr 08 Jul 08 Okt 08 Jan 09 Apr 09 Jul 09 Okt 09 Jan 10 Apr 10 Jul 10 Okt 10 Jan 11 Apr 11 Jul 11 Okt 11 Jan 12 Apr 12 Jul 12 Okt 12 Jan 13 Apr 13 Jul 13 Okt 13 Jan 14 Apr 14 Jul 14 Okt 14 Megatrends auf der Nachfrageseite c) Verflechtung mit dem Energie- und Finanzmarkt cts/liter 115 Entwicklung von Rohölpreis und Rapsöl-Großhandelspreis - Monatsdurchschnitt seit Januar 2006 - $/Barrel 105 Rohölpreis OPEC-Korb Rapsöl-Großhandelspreis 155 135 95 85 115 75 95 65 75 55 55 45 35 Quelle: MWV, ZMP bis 3/09, Dow Jones, DRV 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 35

Megatrends auf der Nachfrageseite c) Verflechtung mit dem Energie- und Finanzmarkt Physischer Markt Anleger suchen in immer höherem Maße sichere Anlagen und wollen an den prognostizierten positiven Entwicklungen teilhaben. Terminmarkt Nachdem die EU-Marktordnungen als Agrarpreis bestimmender Faktor ausgeschieden sind, kommt neben den Kassa- den Terminmärkten für die Preisfindung eine wachsende Bedeutung zu, weil die Unternehmen hier immer stärker ihre Preisrisiken absichern. Spekulanten vermögen die Volatilitäten zu verstärken, Ursache sind jedoch die Fundamentaldaten. 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 36

Gliederung A. Globalisierung Fluch oder Segen? B. Wie werden sich die Agrarmärkte weiterentwickeln? Megatrends auf der Angebotsseite Megatrends auf der Nachfrageseite C. Herausforderungen für genossenschaftliche Unternehmen D. Ausblick und Fazit 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 37

C. Herausforderungen für die genossenschaftlichen Unternehmen Für einen sicheren Umgang mit den Herausforderungen der Globalisierung sind aus Sicht des DRV erforderlich: Standortbestimmung sowie Entwicklung von unternehmensspezifischen und marktorientierten Strategien (lokaler Nischenmarkt, EU-Binnenmarkt, Wachstumsmärkte in Übersee, Internationalisierung etc.) dafür sind Diversifizierungen und Kooperationen erforderlich Entwicklung effizienter Wertschöpfungsketten Erhalt und Ausbau von dauerhaften und stabilen Partnerschaften für erfolgreiche Marktauftritte und Investitionssicherheit 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 38

Gliederung A. Globalisierung Fluch oder Segen? B. Wie werden sich die Agrarmärkte weiterentwickeln? Megatrends auf der Angebotsseite Megatrends auf der Nachfrageseite C. Herausforderungen für genossenschaftliche Unternehmen D. Ausblick und Fazit 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 39

D. Ausblick und Fazit Die Agrarwirtschaft ist auf dem Weltmarkt angekommen und bekommt dessen Volatilität zu spüren. Dies ist vornehmlich das Ergebnis von politischen Entscheidungen (WTO, EU-Agrarpolitik, Schwarzmeerregion). Wettbewerbsfähigkeit ist in hohem Maße von den Produktionsstandards abhängig (Umwelt, Soziales etc.) Der Agrarmarkt ist eng verflochten mit dem Energie- und Finanzmarkt. Die Nachfrage nach Agrargütern wird sich in den kommenden 25 Jahren verdoppeln. Die langfristige Prognose für die Agrarmärkte ist somit positiv. 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 40

D. Ausblick und Fazit Um die prognostizierte Nachfrage zu befriedigen, ist eine optimale nachhaltige Produktion weltweit erforderlich (Effizienzsteigerungen). Allerdings können Angebots- und Nachfrageveränderungen zu erheblichen Preisschwankungen führen. Für eine erfolgreiche Teilnahme am Agrarmarkt ist es daher erforderlich, mit den neuen Herausforderungen insbesondere den Preisvolatilitäten sicher umgehen zu können. These 3: Die unternehmerische Herausforderung besteht zukünftig darin, mit einer steigenden Anzahl an Einflussfaktoren auf einem globalen Markt sicher umgehen zu können! 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 41

D. Ausblick und Fazit Die genossenschaftlichen Unternehmen sind für diese Aufgabe gut aufgestellt. Sie sind allerdings nur so stark, wie das Engagement ihrer Mitglieder reicht! These 4: Gemeinsam werden die zukünftigen Herausforderungen leichter und erfolgreicher für alle Beteiligten bewältigt werden können! 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 42

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Ansprechpartner: RA Guido Seedler Deutscher Raiffeisenverband e.v. Pariser Platz 3, 10117 Berlin Tel.: 030 856214-410 seedler@drv.raiffeisen.de 2015 Deutscher Raiffeisenverband e.v. Warenwirtschaft, RA Guido Seedler 43