Ausbau ultraschneller Breitbandnetze



Ähnliche Dokumente
FttN: Wie gelangt das DSL-Signal zu Dir nach Hause? KVz. HVt

Vippachedelhausen 449. Vippachedelhausen. Einwohner: 610. Einwohner / km²: 59

FTTH und Nahwärme - Erneuerbare Energien Synergien zum Vorteil der Bürger nutzen

Von FttC zu FttB: Der Weg zur nächsten Ausbaustufe

Breitbandausbau. in der Gemeinde Bitz. geplanten Ausbaugebiete und derzeitiger Versorgungsgrad

3. Breitbandversorgung nach Siedlungsstrukturen

Breitbandversorgung im Stadtgebiet Paderborn

Breitbandausbau mit Vodafone Kabel Deutschland

Brand Amtlicher Gemeindeschlüssel (AGS) Ansprechpartner Kommune (Breitbandpate) Achim Scherm Landkreis. Oberpfalz.

Das große ElterngeldPlus 1x1. Alles über das ElterngeldPlus. Wer kann ElterngeldPlus beantragen? ElterngeldPlus verstehen ein paar einleitende Fakten

Highspeed für Selb und Schönwald: Mit bis zu 100 MBit/s ins Internet

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Aufbau von kommunalen Breitbandnetzen als Investition in die Zukunft

Glasfasertag Süddeutschland 2012

Zweckverband Breitband Altmark Unser Netz. Magdeburg,

Verbesserung der Breitbandversorgung. in Sachsen-Anhalt Bedarfsmeldungen. In Abstimmung mit:

Medienanlass. Breitband. Urs Schaeppi CEO ad interim Swisscom 12. September 2013

Finanzierung: Übungsserie III Innenfinanzierung

White Paper - Umsatzsteuervoranmeldung Österreich ab 01/2012

Strategie für ein Glasfasernetz im Kreis Coesfeld

Standortbericht bintec elmeg GmbH

Presseinformation Seite 1 von 5

Auswertung der Umfrage zur Breitbandversorgung Burbacher Gewerbebetriebe

Büchenbach Amtlicher Gemeindeschlüssel (AGS) Ansprechpartner Kommune (Breitbandpate) Frau Hechtel Landkreis. Mittelfranken.

Standardangebot Vodafone Kabel Deutschland (Stand 2. September 2015)

Presseinformation Seite 1 von 5

===!" Deutsche. T-DSL-Versorgung: Status und Perspektiven im Südwesten

meifi.net das Breitbandnetz für alle Das Wichtigste im Überblick

Bergen (Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen) Amtlicher Gemeindeschlüssel (AGS) Mittelfranken. Fördersteckbrief

Ausbau unterversorgter Gemeinden in Brandenburg mit DSL-Infrastruktur

8. Berechnung der kalkulatorischen Zinsen

OUTSOURCING ADVISOR. Analyse von SW-Anwendungen und IT-Dienstleistungen auf ihre Global Sourcing Eignung. Bewertung von Dienstleistern und Standorten

Thiendorf 563. Thiendorf. Einwohner: Einwohner / km²: 45

Presseinformation Seite 1 von 5

Anlage 1 zur Arbeitshilfe zur Hilfe zur Pflege nach 61 SGB XII in Tagespflegeeinrichtungen. Berechnungsbeispiele zu Ziffer Stand

Mit dem Tool Stundenverwaltung von Hanno Kniebel erhalten Sie die Möglichkeit zur effizienten Verwaltung von Montagezeiten Ihrer Mitarbeiter.

LANDKREIS REUTLINGEN PRESSE- UND KOORDINIERUNGSSTELLE

Breitbandversorgung. Ausschreibung des Netzbetriebs der interkommunalen Zusammenarbeit Markgräflerland

Bundesverband Flachglas Großhandel Isolierglasherstellung Veredlung e.v. U g -Werte-Tabellen nach DIN EN 673. Flachglasbranche.

Sterbebilder. DER TOD ist kein Erlöschen, sondern ein Erwachen, die Geburt zu einem neuen Leben, das Erwachen zu einem anderen LICHT

Ihr Mandant möchte einen neuen Gesellschafter aufnehmen. In welcher Höhe wäre eine Vergütung inklusive Tantieme steuerrechtlich zulässig?

Markterkundung und Auswahlverfahren zur Breitbandversorgung

Rund ums Thema Pflegestufen

Pressespiegel 30. November 2009 Inhalt:

4.4.2 Amtsberg 60. Amtsberg. Einwohner: Einwohner / km²: 177

Nicht über uns ohne uns

IT-Governance und Social, Mobile und Cloud Computing: Ein Management Framework... Bachelorarbeit

HIER GEHT ES UM IHR GUTES GELD ZINSRECHNUNG IM UNTERNEHMEN

Luzerner Glasfasernetz. Ihr Anschluss an die Zukunft. In Zusammenarbeit mit Swisscom

Damit auch Sie den richtigen Weg nehmen können die 8 wichtigsten Punkte, die Sie bei der Beantragung Ihrer Krankenversicherung beachten sollten:

Interkommunales Breitbandnetz IKbit Breitband für Bergstraße-Odenwald

Acht Prozent der deutschen Haushalte haben kein Breitband-Internet

Jede Zahl muss dabei einzeln umgerechnet werden. Beginnen wir also ganz am Anfang mit der Zahl,192.

Umsatz-Kosten-Treiber-Matrix Woodmark Consulting AG

St.Galler Glasfasernetz: Die Zukunft ist da.

Schnelles Internet im Landkreis Uelzen

Leitfaden für die Mitgliederregistrierung auf der neuen Webseite des SFC-Erkelenz

Die richtige Rechtsform im Handwerk

Pflegedossier für die kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder)

Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg und Berlin zu einer Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele

Ergebnisse einer empirischen Befragung zum Glasfaserausbau in Deutschland Ausgestaltungsformen und Kooperationsmöglichkeiten für kommunale Akteure

Breitband-Aktivitäten der Region Stuttgart

4.4 Datenblätter Bedarfs- und Verfügbarkeitsanalyse

Freiberg, Stadt 197. Freiberg, Stadt. Einwohner: Einwohner / km²: 893

Freystadt, St Amtlicher Gemeindeschlüssel (AGS Ansprechpartner Kommune (Breitbandpate Trost, Reinhard Landkreis. Oberpfalz.

Die DNS:NET GmbH. Unternehmensvorstellung und DSL-Ausbau in Brandenburg

Zeichen bei Zahlen entschlüsseln

Häufig wiederkehrende Fragen zur mündlichen Ergänzungsprüfung im Einzelnen:

Unser Unternehmen. sind.

Regelaltersgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung ersetzt vertragliche Altersgrenze 65

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Unternehmensplanung Investition, Finanzierung, Bankkonto

Vom Fernsehkabel zum High-Speed-Anschluss: Möglichkeiten des Internetzugangs über Breitbandkabelanschlüsse in Thüringen

A1 Breitband-Offensive in der Stadtgemeinde Baden. Baden, 28. Juli 2014

Bauherreninformation Multimedia. envfx - fotolia.com

Glasfaser warum geht es uns alle an?

Was kostet die Betreuung für unser Kind? Elternbeiträge und Subventionen in Tagesheimen und Tagesfamilien

Bürgerhilfe Florstadt

Gemeinsamer Beschluss: Schnelles Internet für Brandenburg!

Deutschland-Check Nr. 34

MERKBLATT ZUR RUNDFUNKGEBÜHRENPFLICHT (GEZ) insbesondere für internetfähige PCs ab dem

Lichtenberg/Erzgeb Lichtenberg/Erzgeb. Einwohner: Einwohner / km²: 90

Mathematik. UND/ODER Verknüpfung. Ungleichungen. Betrag. Intervall. Umgebung

Eine Bürokratiekostenfolgenabschätzung zum zweiten Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt im Hinblick auf die Einführung einer Gleitzone

QM: Prüfen -1- KN

Lizenzierung von System Center 2012

Lizenzen auschecken. Was ist zu tun?

ERPaaS TM. In nur drei Minuten zur individuellen Lösung und maximaler Flexibilität.

e-government-days 2008

einrichtung in den kaufmännischen Programmen der WISO Reihe

Würfelt man dabei je genau 10 - mal eine 1, 2, 3, 4, 5 und 6, so beträgt die Anzahl. der verschiedenen Reihenfolgen, in denen man dies tun kann, 60!.

Schwarzenberg/Erzgeb., Stadt 346. Schwarzenberg/Erzgeb., Stadt. Einwohner: Einwohner / km²: 408

Kelheim digital Schnelles Internet für den ganzen Landkreis

AZK 1- Freistil. Der Dialog "Arbeitszeitkonten" Grundsätzliches zum Dialog "Arbeitszeitkonten"

Breitbandausbau im Kanton Thurgau. Weinfelden, 2. Oktober 2013 Markus Reber, Leiter Netzbau bei Swisscom

F.A.Q. Fragen und Antworten. Inhalt

Stand des Breitbandausbaus und Strategie der Bundesregierung zur Breitbandversorgung in Deutschland

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Übungsbuch für den Grundkurs mit Tipps und Lösungen: Analysis

WinVetpro im Betriebsmodus Laptop

Transkript:

Ausbau ultraschneller Breitbandnetze Potentiale von Ausbaustrategien in unterschiedlichen Siedlungsräumen für eine Versorgung mit 100 Mbit/s Fragestellung der Studie: Korrelation zwischen Siedlungsstrukturen und Ausbaustrategie Der Breitbandausbau mit Glasfaser ist eine der Hauptausbaustrategien in Deutschland. Über die Netzvarianten FTTC (Fiber to the Curb, Kabellegung bis zum Kabelverzweiger am Bürgersteig) und FTTB (Fiber to the Building, Kabel bis ins Gebäude) sollen insbesondere ländliche Gebiete mit Hochgeschwindigkeitsbreitband versorgt Welche Netzinfrastruktur zum Einsatz kommt und wie hoch die Investitionskosten angesetzt werden müssen, hängt maßgeblich u.a. von den strukturellen Voraussetzungen in den Erschließungsgebieten ab, insbesondere jenseits der Städte. Die Ausbaucluster in den Kommunen unterscheiden sich in ihren Siedlungsformen, die durch unterschiedliche Straßen- und Bebauungsstrukturen charakterisiert sind. Die Siedlungsstruktur bedingt Umfang und Verfügbarkeit vorhandener Infrastrukturen wie Kabelverzweiger (KVz) und Leerrohre. Dadurch wird die Anzahl neu zu bauender Netzteile festgelegt. Jegliche Ausbaustrategie muss deshalb anhand der regionalen Gegebenheiten exakt geplant Neben diesen strukturellen Faktoren entscheiden über die beste Ausbaustrategie auch der geforderte Versorgungsgrad mit schnellem Internet (flächendeckendes oder bedarfsorientiertes Angebot) und die technisch oder politisch avisierte Höhe der verfügbaren Bandbreiten von z.b. 100 Mbit/s, über die digitale Dienste wie Streaming in HD-Qualität, Cloud Computing oder telemedizinischer Service genutzt werden können. TÜV RHEINLAND 2015 1 / 8

TÜV Rheinland hat den Einfluss der drei Faktoren Siedlungsstruktur, Versorgungsgrad und Bandbreite und ihre Wechselwirkungen geprüft und in der Studie Ultraschnelle Breitbandnetze in der Fläche zusammengefasst. Betrachtet wurden drei Ausbaustrategien für eine 100 %-ige Versorgung mit 100 Mbit/s: ein FTTB-Vollausbau sowie ein FTTC-Vectoring- Ausbau mit und ohne Neubau von Kabelverzweigern. Die Versorgungsperspektiven und Investitionskosten wurden in drei theoretischen Fallbeispielen für die Siedlungsformen radial (ähnlich einem Haufendorf), linear (ähnlich einem Straßendorf) und hybrid (Mischform) auf Basis festgelegter Kennzahlen ermittelt. Mit Hilfe eines GIS-basierten Netzplanungsprogramms (GIS steht für Geoinformationssystem) können adressgenau erreichbare Versorgungsraten für die geforderten Bandbreiten und die mit dem Ausbau verbundenen Kosten ausgewiesen Ergebnisse der Studie: Strategien im Breitbandausbau werden bestimmt durch den geforderten Grad der Flächendeckung und Höhe der Bandbreite Die Simulation zeigt, dass nicht mit allen Netzvarianten eine 100 %-ige Abdeckung des Ausbaugebietes mit 100 Mbit/s erreicht werden kann. Nur ein Ausbau über FTTB oder FTTC-Vectoring mit Bau neuer KVz ermöglicht eine 100 %-ige Abdeckung mit 100 Mbit/s in allen drei Fallbeispielen. Nicht alle Technologien sind gleichermaßen geeignet, die notwendigen Übertragungsraten für hohe Bandbreiten jenseits von 100 Mbit/s bei gleichzeitiger flächendeckender Versorgung zu gewährleisten. Erfolgt nur ein Rückgriff auf bestehende KVz- Schnittstellen, kann keine Flächendeckung erreicht werden dies ist mit dieser Netzvariante technisch nicht realisierbar. Versorgungsperspektive 100 Mbit/s für drei Fallbeispiele FTTB-Vollausbau FTTC-Vectoring auf Basis KVz-Neubau FTTC-Vectoring auf Basis Bestands-KVz + Hvt (r=250m) 41% 26% 34% Abbildung 1: Versorgungsperspektive 100 Mbit/s 0 20 40 60 80 100 120 radial linear hybrid TÜV RHEINLAND 2015 2 / 8

Kostengesamt Radiale Siedlungsstrukturen werden über die Ausbauvariante FTTC-Vectoring mit Neubau von Kabelverzweigern deutlich besser mit 100 Mbit/s abgedeckt als lineare (41 % im Vergleich zu 26 %). In allen Fallbeispielen erhalten alle Adresspunkte eine Breitbandgrundversorgung. Diejenigen Haushalte, die von einem FTTC-Ausbau nicht mit 100 Mbit/s erreicht werden, erhalten bis zur Erreichung der maximalen Signaldämpfung entsprechende Bandbreiten von unter 100 Mbit/s. Versorgung durch 1 Bestands-KVz Versorgung durch neue KVz-Standorte Abbildung 2: Lineare Siedlung Ausbau Bestands-KVz Vectoring Abbildung 3: Lineare Siedlung Neubau KVz mit Vectoring Ein Neubau von Kabelverzweigern ermöglicht den Anschluss aller Haushalte. Das Fallbeispiel lineare Siedlungsstruktur verdeutlicht den Aufwand, der für eine 100 %-ige Versorgung aller Haushalte notwendig ist. Neben den Unterschieden in der Versorgungsleistung führen die drei Ausbaustrategien zu abweichenden Investitionskosten, die in den strukturellen Voraussetzungen (Reichweite der Kabelverzweiger zur Versorgung der Anschlüsse) und vorhandenen Infrastrukturen in den Modellsiedlungen begründet sind. Ausbaukosten unterschiedlicher NGA-Strategien je Haushalt* Siedlungsstrukturen radial linear hybrid FTTB-Vollausbau 2.377 2.179 1.523 FTTC Vectoring auf Basis von Bestands-KVz + HVt 100 Mbit/s (r=250m) 79 266 57 FTTC Vectoring auf Basis von KVz- Neubau 1.167 1.625 195 *Kosten basieren auf drei Vergleichsrechnungen der Studie, u.a. 240 Haushalte bei radialen und linearen Siedlungen sowie 5.760 Haushalte bei hybriden Siedlungsstrukturen Tabelle 1: Ausbaukosten NGA-Strategien TÜV RHEINLAND 2015 3 / 8

FTTB stellt zwar die kostenintensivste Ausbauvariante im Vergleich zu FTTC (Vectoring) dar, allerdings fällt der Abstand zu FTTC je nach Siedlungsstruktur im Verhältnis überwindbar aus. Schlussendlich bewegt sich ein FTTC- Vectoring-Ausbau mit dem Bau neuer KVz z.b. in linearen Siedlungsstrukturen in einem ähnlich hohen Kostenrahmen wie der Ausbau eines FTTB-Netzes letzterer erfordert höhere Investitionen je Haushalt von rund 500. Grundsätzlich ist ein FTTB-Ausbau in Stadtlagen deutlich günstiger als in dörflichen (radialen und linearen) Siedlungsformen. Dort entfallen je Haushalt 1.523 im Vergleich zu über 2.000 außerhalb der Städte. Eine Entscheidung über die richtige Ausbaustrategie in den Kommunen darf sich nicht nur an dem reinen Kostenfaktor orientieren. Mit Blick auf die politisch gewünschte 100 %-ige Versorgungsrate und zukünftige Verfügbarkeit von Bandbreiten jenseits von 50 Mbit/s muss deshalb entschieden werden, ob der in den Fallbeispielen ermittelte Kostenunterschied zwischen FTTC und FTTB nicht überbrückt werden kann. Investitionen in nachhaltige, zukunftsfähige Technologien sollten Vorrang vor einer kleinen Lösung erhalten. Unsere Berechnung zeigt, dass ein FTTB-Ausbau nicht von vornherein als teuerste Netzinfrastruktur ausgeschlossen werden sollte. Aufgrund der Siedlungsform lässt sich keine eineindeutige Zuordnung zur Ausbaustrategie vornehmen. Vielmehr ergeben sich Strategieansätze, die entweder in Richtung FTTC-Ausbau oder FTTC/B-Ausbau tendieren. Je linearer die zu versorgenden Siedlungsstrukturen angelegt sind, desto effizienter wirkt eine FTTB-Lösung (eine Haupttrasse versorgt die Hausanschlüsse). Je radialer die zu versorgenden Haushalte und Gewerbe verteilt sind, desto effizienter wirkt ein FTTC-Ausbau aufgrund der Versorgungsreichweite um einen KVz-Standort (bei Einsatz von Vectoring werden nur geringe KVz- Ausbauaufwendungen notwendig). Für Siedlungen, die beide Morphologien miteinander verbinden, bietet sich eine FTTC/B-Migration an. Im Folgenden sind die Auswirkungen der Faktoren Siedlungsform, Versorgungsgrad und Bandbreitenhöhe in den drei Fallbeispielen radial, linear und hybrid vorgestellt. Fallbeispiele I: Radiale Siedlungsform Radiale Siedlungsformen charakterisieren sich durch eine flächige Bebauungsstruktur, die einen gleichmäßigen Abstand zum Dorf/Stadtkern aufweist. Diese haufenartige Grundstruktur deckt sich im Idealfall mit dem Verlauf eines sternförmig ausgebauten Kabelnetzes um den zentralen KVz (Kabelverzweiger). Laufen in diesem alle Anschlüsse der Gemeinde zusammen, können mit einem entsprechenden Ausbau der bestehenden Kabelverzweiger bis zu 100 % der Siedlungsfläche an Hochgeschwindigkeitsbreitbandnetze angeschlossen Geobasisdaten GeoBasis-DE / LVermGeo LSA, 2013 / A18-42609-09 TÜV RHEINLAND 2015 4 / 8

In diesem Fallbeispiel werden 41 % der modellhaft festgelegten 240 Haushalte durch eine Ertüchtigung der Bestands-KVz über FTTC mit 100 Mbit/s erschlossen. Haushalte in Randlagen erreichen geringere Bandbreiten aufgrund der begrenzten Funktionsreichweite der Kabelverzweiger. Um diese Anschlüsse ebenfalls zu versorgen und eine Flächendeckung zu erreichen, ist entweder der Einsatz von FTTC-Vectoring und der Bau von zwei neuen KVz oder ein FTTB-Vollausbau notwendig. Grundsätzlich bietet die radiale Siedlungsstruktur den Vorteil, dass bei der Errichtung neuer KVz-Standorte durch effiziente Planung mit geringem zusätzlichem Aufwand eine Begrenzung der Investitionskosten möglich ist. RADIALE SIEDLUNGSFORM Kosten Kosten je HH Versorgung 100 Mbit/s FTTB-Vollausbau 570.500 2.377 100 % FTTC Vectoring auf Basis von Bestands-KVz + HVt, 100 Mbit/s (r=250m) 19.058 79 41 % FTTC Vectoring auf Basis von KVz-Neubau 280.095 1.167 100 % Tabelle 2: Kostenstruktur Netzausbau radialer Siedlungsformen Ein FTTB-Vollausbau erschließt 100 % der Haushalte/Gewerbe über Investitionskosten von 570.500 bzw. 2.377 je Haushalt. Der Bestands-KVz-Ausbau über FTTC kostet 19.058 (79 je Haushalt) und erreicht 41 % der Haushalte. Um eine flächendeckende Versorgung mit 100 Mbit/s über ein FTTC-Netz zu realisieren, müssen 280.095 in den Bau neuer Kabelverzweiger investiert werden (1.167 je Haushalt). Die Mehrkosten eines FTTB-Ausbaus gegenüber einem FTTC-KVz-Neubau belaufen sich zwar auf ca. 290.000, jedoch ist die Bereitstellung dieser Investitionssumme unter Umständen über unterschiedlichste Finanzierungs- und Förderinstrumente möglich. Fallbeispiel II: Lineare Siedlungsform Lineare Siedlungsformen zeichnen sich durch die geradlinige, meist doppelzeilige Aufreihung von Gebäudestrukturen entlang einer Hauptstraße aus. Charakteristisch ist die dichte Anordnung der Einzelhäuser mit dem Giebel zur Straße. Vereinzelt vorhandene Abzweigungen sind häufig Sackgassen. In diesem Fallbeispiel ist die flächendeckende 100 Mbit/s-Versorgung über Kabelverzweiger wesentlich aufwendiger im Vergleich zu radialen Siedlungsformen. Geobasisdaten GeoBasis-DE / LVermGeo LSA, 2013 / A18-42609-09 TÜV RHEINLAND 2015 5 / 8

Die langgezogene Gemeindestruktur (Alleencharakter) deckt sich nicht mit der radialen Umkreisstruktur eines KVz-Versorgungsbereiches. Oft werden nur bis zu 20 % der möglichen Umkreisfläche eines KVz nutzbar. Die sich daraus ergebenden geringeren Funktionsreichweiten der KVz erfassen nur einen kleinen Teil der bisher versorgten Teilnehmeranschlüsse. Der Bestands-Kabelverzweiger deckt im Beispiel nur etwa 26 % der im Beispiel festgelegten 240 Haushalte mit 100 Mbit/s nach einem Ausbau ab. Für eine Flächendeckung ist die Errichtung von doppelt so vielen neuen KVz-Standorten im Vergleich zu radialen Siedlungsstruktur notwendig. Dies führt zu entsprechend höheren Investitionskosten. LINEARE SIEDLUNGSFORM Kosten Kosten je HH Versorgung 100 Mbit/s FTTB-Vollausbau 523.000 2.179 100 % FTTC Vectoring auf Basis von Bestands-KVz + HVt, 100 Mbit/s (r=250m) 63.735 266 26 % FTTC Vectoring auf Basis von KVz-Neubau 390.080 1.625 100 % Tabelle 3: Kostenstruktur Netzausbau linearer Siedlungsformen Ein FTTB-Vollausbau erschließt 100 % der Haushalte über Investitionen von 523.000. Für jeden Haushalt belaufen sich die Kosten auf 2.179. Der FTTC-Ausbau über Bestands- Kabelverzweiger führt zwar nur zu Investitionen in Höhe von 63.735 (266 je Haushalt). Allerdings werden fast 75 % der Haushalte hierdurch nicht versorgt. Um eine 100 %-ige Abdeckung mit 100 Mbit/s über FTTC zu erreichen, werden vier neue KVz notwendig. Die entsprechenden Kosten liegen bei 390.080 (1.625 je Haushalt). Die höheren Investitionskosten eines FTTB- Ausbaus im Vergleich zu einem FTTC-Neubau von KVz sind mit ca. 130.000 für Kommunen verhältnismäßig gering. In Hinblick auf zukünftige Bandbreiten jenseits von 100 Mbit/s kommt auch Vectoring perspektivisch an seine technologischen Grenzen. Direkte Investitionen in ein zukunftsfähiges FTTB-Netz oder ein Stufen-/ Migrationskonzept sollten in Betracht gezogen Fallbeispiel III: Hybride Siedlungsform Stadtlagen stellen eine hybride Siedlungsform dar und weisen eine heterogene Bebauungsstruktur auf. Im Regelfall ist ein dicht bebauter Stadtkern umgeben von linearen Siedlungsstrukturen der zulaufenden Verkehrsinfrastrukturen. Somit bringen die einzelnen Stadtteile höchst unterschiedliche Voraussetzungen für den Ausbau von Infrastrukturnetzen mit sich. Geobasisdaten GeoBasis-DE / LVermGeo LSA, 2013 / A18-42609-09 TÜV RHEINLAND 2015 6 / 8

Im Fallbeispiel wird auf zwei bestehende Kabelverzweiger zurückgegriffen. Über deren Ausbau per FTTC und die Ausstattung des Hauptkabelverteilerbereichs mit geeigneter Technik können 34 % der Haushalte mit 100 Mbit/s versorgt Um die Lücke zu einer 100 %-igen Versorgung zu schließen, müssen 28 neue Kabelverzweiger gebaut HYBRIDE SIEDLUNGSFORM Kosten Kosten je HH Versorgung 100 Mbit/s FTTB-Vollausbau 8.770.000 1.523 100 % FTTC Vectoring auf Basis von Bestands-KVz + HVt, 100 Mbit/s (r=250m) 329.700 57 34 % FTTC Vectoring auf Basis von KVz-Neubau 1.122.500 195 100 % Tabelle 4: Kostenstruktur Netzausbau hybrider Siedlungsformen Die Simulation weist für das hybride Fallbeispiel deutlich höhere Gesamtkosten aus, da anstelle von 240 Haushalten, wie in den Fallbeispielen radial und linear, nun mit 5.760 Haushalten gerechnet wird. Ein FTTB-Vollausbau erfordert eine Investitionssumme von 8.770.000, auf jeden Haushalt entfallen 1.523. FTTB bleibt im Fallbeispiel hybride Siedlungsform die mit Abstand teuerste Ausbaustrategie. Die zusätzlichen Millioneninvestitionen können teilweise nicht aufgebracht Der FTTC-Ausbau nur über Bestands- Kabelverzweiger bringt im Vergleich lediglich 329.700 Kosten mit sich (57 je Haushalt), aber auch nur eine Versorgungsrate von 34 % der Haushalte. Im Gegensatz dazu kostet der für eine flächendeckende Versorgung mit Bandbreiten von 100 Mbit/s notwendige Bau von 28 neuen KVz 1.122.500 (195 je Haushalt). Eine Kombination der Netzvarianten FTTC und FTTB stellt eine Alternative dar. Methodik und Annahmen Die strategische Netzplanung erfolgte adressgenau in einem GIS-basierten FTTx- Netzplanungstool, das alle erforderlichen Bestandteile eines Telekommunikationsnetzes in mathematischen Modellen berücksichtigt. Die Planung ergibt effiziente Kosten- und Streckengerüste für die hier betrachteten typischen Siedlungsformen Deutschlands: linear (straßendorfartig), radial (haufendorfartig) und hybrid (Stadtlagenform). Berechnet werden optimale FTTC- und FTTB- Lösungen, wobei eine Auswertung der Versorgungsreichweiten und des finanziellen Aufwands für Mustersiedlungen mit jeweils 240 Haushalten (192 Adressen) für die Dorflagen und 5.760 Haushalten (1.920 Adressen) in der Stadtlage durchgeführt wird. Die Ausbaukosten spiegeln nur die Trassenführung ab Ortseingangsschild wieder und bestehen aus den passiven Kosten eines Netzausbaus. Die erforderlichen interkommunalen Landverbindungen oder Backbone-Netze wurden in der vereinfachten Siedlungsflächen-Ausbauanalyse nicht beachtet. Alle Preise sind für konkrete Adresspunkte berechnet, Straßenlängen variieren je nach Siedlungstyp. Die Kostenübersichten zu den Fallbeispielen sollen Größenordnungen vermitteln. TÜV RHEINLAND 2015 7 / 8

Kosten/Längen Basiszahlen radial linear hybrid Adresspunkte 192 192 1.920 Haushalte 240 240 5.760 HH je Adresspunkt 1,25 1,25 3 Bestands-KVz 1 1 2 Bestands-HVt 0 0 1 Anzahl KVz-Neubau zur Flächendeckung 100 Mbit/s mit Einsatz von Vectoring 2 9 28 (r= 250m) Leitungslänge in m (Ausbau Bestands-KVz ab Ortseingang) 330 740 4200 Leitungslänge in m (Ausbau Zusatz-KVz ab Ortseingang) 4.829 6.156 13.450 KVz Kosten groß in 10.000 10.000 10.000 KVz Kosten klein in 4.500 4.500 4.500 Leitungskosten innerorts in 55 55 70 Kosten und Versorgungsperspektiven basieren auf den drei Vergleichsplanungen und -rechnungen der Studie. Ihr Ansprechpartner: TÜV Rheinland Consulting GmbH Andreas Windolph, Teilbereichsleiter Breitband & Intelligente Netze Mobil: +49 172 3562193 Tel.: +49 30 756874-404 Mail: andreas.windolph@de.tuv.com Standort Berlin Uhlandstraße 88-90 10717 Berlin Autoren der Studie: Jakob Hafner, Christiane Lehmann, Andreas Windolph Stand August 2015 DISCLAIMER Diese Studie ist geistiges Eigentum der TÜV Rheinland Consulting GmbH. Bei Verwendung von Zahlen und Darstellungen ist der Copyrightvermerk TÜV Rheinland in räumlicher Nähe zu den verwendeten Informationen bzw. den sich daraus abgeleiteten eigenen Darstellungen anzugeben. Bildrechte: Alle Luftbildaufnahmen stammen vom Landesvermessungsamt Sachsen-Anhalt. Geobasisdaten GeoBasis-DE / LVermGeo LSA, 2013 / A18-42609-09 TÜV RHEINLAND 2015 8 / 8