Interkulturelle Kompetenz als Herausforderung für die Schule Baustein 2 der Standpunkte-Reihe Schule in Berlin heißt: Schule in der Einwanderungsgesellschaft am 18.04.07 in der Friedrich-Ebert-Stiftung Berlin Referentin: Regine Hartung Hamburger Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Beratungsstelle Interkulturelle Erziehung www.li-hamburg.de/interkulturelle-erziehung
Wozu brauchen wir interkulturelle Bildung? (1) 2
Wozu brauchen wir interkulturelle Bildung? (2) 3
Curriculare Grundlagen Interkultureller Bildung KMK 1996: > Empfehlungen der Kultusministerkonferenz zur Interkulturellen Bildung und Erziehung in der Schule Verankerung in Schulgesetzen bzw. in Rahmenplänen zur Interkulturellen Erziehung KMK 2003: Verankerung in Bildungsstandards Aber: Späte Verabschiedung der KMK-Empfehlungen (1. Anwerbeabkommen mit Italien 1955!) Verankerung in Schulgesetzen und Rahmenplänen nicht in allen Bundesländern 1.-3. Phase der Lehrerbildung: unterschiedlicher Umfang des Angebotes zum Thema interkulturelle Bildung > keine Fachvertreter/ Beauftragte mit Funktionsstunden für die Thematik an Schulen > Grundproblem: monokulturelle Lehrerschaft vs. multikultureller Schülerschaft 4
KMK-Empfehlung zur interkult. Bildung Auszug 1 Was ist Interkulturelle Bildung? Interkulturelle Bildung wird also zunächst in der gewissenhaften Wahrnehmung des allgemeinen Erziehungsauftrags der Schule verwirklicht. Er fordert bei allen Schülerinnen und Schülern die Entwicklung von Einstellungen und Verhaltensweisen, die dem ethischen Grundsatz der Humanität und den Prinzipien von Freiheit und Verantwortung, von Solidarität und Völkerverständigung, von Demokratie und Toleranz verpflichtet sind. 5
KMK-Empfehlung zur interkult. Bildung Auszug 2 Perspektivwechsel laut KMK-Richtlinien: In der Auseinandersetzung zwischen Fremdem und Vertrautem ist der Perspektivwechsel, der die eigene Wahrnehmung erweitert und den Blickwinkel der anderen einzunehmen versucht, ein Schlüssel zu Selbstvertrauen und reflektierter Fremdwahrnehmung. Die durch Perspektivwechsel erlangte Wahrnehmung der Differenz im Spiegel der anderen fördert die Herausbildung einer stabilen Ich-Identität und trägt zur gesellschaftlichen Integration bei. Eine auf dieser Grundlage gewonnene Toleranz akzeptiert auch lebensweltliche Orientierungen, die mit den eigenen unvereinbar erscheinen, sofern sie die Menschenwürde und -rechte sowie demokratische Grundregeln achten. 6
Perspektivwechsel ein Gegenbeispiel 7
Perspektivwechsel in der Schule auf verschiedenen Ebenen: Im Unterricht z.b. multiperspektivische Aufbereitung des Unterrichtsgegenstandes für alle an Schule Beteiligten Einnehmen der Perspektive des anderen, Empathie, im Schulleben: z.b. Thematisierung der Feste aller SchülerInnen im Schulleben (Festekalender/ Glückwünsche, ) Perspektivwechsel = ein zentrales Element interkultureller Kompetenz 8
Was ist interkulturelle Kompetenz? Handlungskompetenzen in kulturellen Überschneidungssituationen, um unabhängig, flexibel, sensibel, angemessen und damit auch wirkungsvoll handeln zu können. (vgl. Deardorff, Darla K. Policy Paper zur Interkulturellen Kompetenz. Gütersloh, 2006) 9
Lernspirale interkulturelle Kompetenz Lernspirale interkulturelle Kompetenz Bertelsmann Stiftung auf Grundlage des Interkulturellen-Kompetenz-Modells von Dr. Darla K. Deardorff, 2006 10
Interkulturelle Bildung am Beispiel Hamburgs Rahmenbedingungen: Umgang mit kultureller und sozialer Heterogenität = eins von drei prioritären Themen der Lehrerbildung (1.-3. Phase) (seit 2000) Interkulturelle Erziehung = Aufgabengebiet laut Hamburger Schulgesetz ( Gestaltungsprinzip allen Unterrichts und des Schulllebens ) (seit 1997) Rahmenpläne für das Aufgabengebiet Interkulturelle Erziehung (seit 2002) Download unter: www.li-hamburg.de/interkulturelle-erziehung unter: Curricula eine volle Stelle für Interkulturelle Erziehung am Hamburger Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (seit 1990) Zielgruppen am Landesinstitut: pädagogisches Personal an Schulen (Lehrer, Sozialpädagogen) spezielle Gruppen (Referendare, Lehrer der Berufseingangsphase, Eltern) bzw. Multiplikatorengruppen (Funktionsträger, Beratungslehrer, Sprachlernkoordinatoren etc. ) > zentrale und schulinterne Seminare bzw. Schulbegleitung/ -entwicklung 11
Hamburger Ansatz: Unterstützung interkultureller Schulentwicklung auf folgenden Ebenen: Schulleben/ Schulstruktur Unterrichtsinhalte Schüler/innen Unterricht Eltern Umfeld/Stadtteil Lehrer/innen bzw. pädagogisches Personal an Schulen 12
Ebenen der interkulturellen Lehrerbildung (und somit Schülerbildung) am LI : 1.) Bewusstheit (awareness) Bewusstmachung der eigenen kulturellen Prägung und Werte Überprüfung des eigenen Sprachgebrauchs Reflexion der eigenen Einstellungen/ Klärung des Rollenverständnisses Methoden: Übungen aus Trainingsprogrammen zum - interkulturellen Lernen (z.b. Eine Welt der Vielfalt vgl. www.vielfaltwelt.de) oder zum - demokratischen Lernen (z.b. Betzavta - Miteinander www.betzavta.de bzw. Hands across the Campus www.lisum.de ) 13
Ebenen der interkulturellen Lehrerbildung (und somit Schülerbildung) am LI (f): 2.) Wissen (knowledge) Kenntnis der rechtlichen, sozialen und ökonomischen Situation der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund z.b. durch Fortbildungen mit Experten, die dieser Gruppe angehören bzw. durch Begegnungsfortbildungen Wissen über kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten z.b. - Kulturbegriff und Kulturdimensionen (z.b. Hofstede 2005) - interkulturelle Kommunikation (z.b. Kumbier/ Schulz von Thun 2006) - interkulturelle Konflikte (z.b. Fechler 2003) - 14
Ebenen der interkulturellen Lehrerbildung (und somit Schülerbildung) am LI ff: 3.) Fähigkeiten und Fertigkeiten (skills) Methoden zum Umgang mit Vielfalt im Unterricht (vgl. Arbeit in den Arbeitsgruppen: interkulturelle Unterrichtsmaterialien: Das bin ich Das sind wir Bezug: Anne-Frank-Zentrum Berlin, www.annefrank.de bzw. Hinweise in der Literaturliste) Handlungskompetenz bei interkulturellen Konflikten (Analyse, kollegiale Fallbesprechung, Beratung, Arbeit mit Critical Incidents etc.) Handlungskompetenz zum Umgang mit Vielfalt im Schulleben (vgl. den Vortrag von Claudia Schanz) 15
Service der Beratungsstelle Interkulturelle Erziehung am LI Service: Beratung Seminare/ Schulbegleitung Präsenzbibliothek Elektronischer Newsletter (alle 1-2 Monate an alle Interessierten) Website > mit Hamburger Unterstützungssystemen > Downloads von Handreichungen, Curricula und praktischen Materialien vgl. www.li-hamburg.de/interkulturelle-erziehung 16