Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung



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Transkript:

Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung in den Naturparken des Landes Brandenburg von Diplom-Ingenieur Heinz-Georg Heidenreich aus Celle von der Fakultät VII Architektur Umwelt Gesellschaft der Technischen Universität Berlin zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Ingenieurwissenschaften - Dr.-Ing. - genehmigte Dissertation Promotionsausschuß: Vorsitzender: Prof. Heinz-Wilhelm Hallmann Gutachter: Prof. Dr. Helmut Scharpf Gutachter: Prof. Dr. Hartmut Kenneweg Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 16. Dezember 2004 Berlin 2005 D 83

Vorwort Meine mehrjährige Tätigkeit für den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung war der entscheidende Beweggrund für diese Untersuchung. Die sich gerade etablierenden Naturparke des Bundeslandes Brandenburg boten sich als ein überschaubares und interessantes Forschungsfeld an. Herr Prof. Dr. Helmut Scharpf hat diese Arbeit betreut und das Erstgutachten erstellt. Für die konstruktiven und inhaltlichen Hinweise möchte ich auf diesem Wege sehr danken. Mein Dank gilt auch Herrn Prof. Dr. Hartmut Kenneweg, der trotz seiner vielfältigen universitären Aufgaben, wichtige Anregungen gab und das Zweitgutachten erstattete. Danken möchte ich auch meiner Familie, meinen Freunden sowie meinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen vom Institut für Landschaftsentwicklung für ihre Unterstützung und Ermutigung. Besonders zu nennen sind Svetlana Pett, Volker Jessen-Hesse und Gerhard Heiermann für das Korrekturlesen des Manuskriptes.

Inhaltsverzeichnis Einleitung... 13 1 Situation von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung im Naturschutz... 17 1.1 Begriffsklärung... 17 1.1.1 Öffentlichkeitsarbeit... 17 1.1.2 Umweltbildung... 20 1.1.3 Umweltbewußtsein... 28 1.2 Gesetzliche und administrative Forderungen auf internationaler und nationaler Ebene... 30 1.3 Zusammenfassung... 37 2 Naturparke im Verband deutscher Naturparke e. V. (VDN)... 39 2.1 Geschichte der Naturparke in Deutschland... 39 2.2 Situation und Leitbild der Naturparke... 43 2.3 Voraussetzungen für die Entwicklung der Vorbildlandschaft Naturpark aus Sicht des VDN... 44 2.4 Aufgaben und Ziele von Naturparken... 45 2.4.1 Allgemeine Aufgaben und Ziele... 45 2.4.2 Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung... 47 2.5 Zusammenfassung... 52 3 Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung in den Naturparken der Bundesländer... 54 3.1 Situation in den Bundesländern... 54 3.1.1 Baden-Württemberg... 54 3.1.2 Bayern... 55 3.1.3 Berlin... 59 3.1.4 Freie Hansestadt Bremen... 59 3.1.5 Freie Hansestadt Hamburg... 60 3.1.6 Hessen... 61 3.1.7 Mecklenburg-Vorpommern... 62 3.1.8 Niedersachsen... 64 3.1.9 Nordrhein-Westfalen... 67 3.1.10 Rheinland-Pfalz... 71

Inhaltsverzeichnis 3.1.11 Saarland... 74 3.1.12 Sachsen... 74 3.1.13 Sachsen-Anhalt... 75 3.1.14 Schleswig-Holstein... 77 3.1.15 Thüringen... 79 3.2 Bewertung der Situation in den Bundesländern... 81 4 Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung in den Naturparken des Landes Brandenburg... 85 4.1 Gesetzliche und administrative Situation... 85 4.2 Aufgaben und Ziele... 87 4.2.1 Öffentlichkeitsarbeit... 98 4.2.2 Umweltbildung... 101 4.3 Die Naturparke... 105 4.3.1 Naturpark Barnim... 106 4.3.2 Naturpark Brandenburgische Elbtalaue... 108 4.3.3 Naturpark Dahme-Heideseen... 111 4.3.4 Naturpark Hoher Fläming... 113 4.3.5 Naturpark Märkische Schweiz... 115 4.3.6 Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft... 118 4.3.7 Naturpark Niederlausitzer Landrücken... 120 4.3.8 Naturpark Nuthe-Nieplitz... 124 4.3.9 Naturpark Schlaubetal... 128 4.3.10 Naturpark Stechlin-Ruppiner Land... 130 4.3.11 Naturpark Uckermärkische Seen... 131 4.3.12 Naturpark Westhavelland... 134 4.4 Zusammenfassung... 137 5 Rahmenbedingungen für Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung... 139 5.1 Träger und Angebote... 139 5.1.1 Landesanstalt für Großschutzgebiete... 139 5.1.2 Naturparkverwaltungen... 141 5.1.3 NaturSchutzFonds und Naturwacht... 144 5.1.4 Kuratorien... 149 5.1.5 Verwaltungen... 150 5.1.6 Vereine, Verbände und weitere Träger... 154 5.1.7 ABM-Kräfte und weiteres Hilfspersonal... 162 5.2 Koordination und Kooperation... 164 6

Inhaltsverzeichnis 6 Effektivierungsansätze für Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung... 167 6.1 Öffentlichkeitsarbeit der Landesanstalt für Großschutzgebiete... 174 6.2 Öffentlichkeitsarbeit der Naturparkverwaltungen... 180 6.3 Öffentlichkeitsarbeit der Naturwacht... 189 6.4 Umweltbildung der Naturparkverwaltungen... 192 6.5 Umweltbildung der Naturwacht... 198 6.6 Ausstattung mit Ressourcen... 200 6.7 Abschließende Empfehlungen zur Umsetzung... 206 Zusammenfassung... 211 Quellenverzeichnis... 215 Anhang 1 Standardisierter Fragebogen an die Naturparke... 257 Anhang 2 Teilstandardisierter Fragekatalog für Interviews... 259 7

Abbildungsverzeichnis Abb. 01 Aufbau der Arbeit... 14 Abb. 02 Vom Naturerleben zum umweltgerechten Handeln... 29 Abb. 03 Naturparke und weitere Großschutzgebiete... 105 Abb. 04 Anforderungskriterien an Evaluationen... 173 Tabellenverzeichnis Tab. 01 Durchführung von Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung bei den Wettbewerben deutscher Naturparke 1984-1998... 51 Tab. 02 Besucher- und Informationszentren in Naturparken... 51 Tab. 03 Zusammenarbeit der Naturparke mit den Kommunen... 143 Tab. 04 Landkreise und Naturparke des Landes Brandenburg... 151 Tab. 05 Zusammenarbeit der Landkreise mit den Naturparken... 152 8

Abkürzungsverzeichnis ABM ABN AFG Arbeitsbeschaffungsmaßnahme Arbeitsgemeinschaft deutscher Beauftragter für Naturschutz und Landschaftspflege Arbeitsfördergesetz ANU Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung e. V. BANU BbgNatSchG BDLA BdWi BELF BfN BLK BMBW BNatSchG BTE Bundesarbeitskreis der staatlich getragenen Bildungsstätten im Natur- und Umweltschutz Brandenburgisches Naturschutzgesetz Bund deutscher Landschaftsarchitekten Bund demokratischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bundesamt für Naturschutz Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft Bundesnaturschutzgesetz Büro für Tourismus und Erholungsplanung BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. BUNR bzw. CNPPA DBU DJH DRL DVL EFRE ELF EU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit beziehungsweise Nationalpark-Kommission (Commission on National Parks and Protected Areas) Deutsche Bundesstiftung Umwelt Deutsches Jugendherbergswerk Hauptverband Deutscher Rat für Landespflege Deutscher Verband für Landschaftspflege Europäischer Fonds für regionale Entwicklung der EU Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Europäische Union 9

Abkürzungsverzeichnis EUROPARC Föderation der Natur- und Nationalparke Europas (seit 1991) FFH Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (Flora-Fauna-Habitat) FNNPE Föderation der Natur- und Nationalparke Europas (bis 1991) FÖJ FÖNAD GFB ggf. ggmbh GIS ICC IFPRA INTERREG IUCN KMK KULAP 2000 LAGS LAWA LDS LEADER LIFE LLN 10 Freiwilliges ökologisches Jahr Föderation der Natur- und Nationalparke Europas - Sektion Deutschland Gesellschaft zur Förderung des Biosphärenreservates Südharz e. V. gegebenenfalls gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung Geographisches Informationssystem Internationaler Koordinationsrat der UNESCO (International Coordination Council) Internationale Verband für Öffentliche Verwaltungen, Grünflächen und Erholung Initiative des EU-Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zur Integration von Regionen im europäischen Raum Internationale Union zum Schutz der Natur (International Union for Conservation of Nature and Natural Ressources) Kultusministerkonferenz der Länder Kulturlandschaftsprogramm der EU (Richtlinie für umweltgerechte und lebensraumschützende landwirtschaftliche Produktionsverfahren, Verordnung EG-Nr. 1257/1999 des Rates vom 17. Mai 1999, Artikel 22 bis 24) Landesanstalt für Großschutzgebiete des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg Länderarbeitsgemeinschaft Wasser Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik des Landes Brandenburg EU-Förderprogramm für ländliche Regionen, die z. B. gekennzeichnet sind durch den Rückgang der Beschäftigung und der landwirtschaftlichen Tätigkeit, durch die Abwanderung jüngerer Menschen mit der besten Ausbildung, durch den Anstieg der Arbeitslosenquote EU-Förderprogramm für landschaftspflegerische und naturschützerische Maßnahmen (Verordnung EG-Nr. 1655 des Rates vom 17. Juli 2000) zur Umsetzung von NATURA 2000 Landeslehrstätte für Naturschutz und Landschaftspflege in Lebus

Abkürzungsverzeichnis LMBV LÖBF LÖLF LPV LSG LUA MAB MELF MLUR MUNR Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau Verwaltungsgesellschaft Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten/Landesamt für Agrarordnung des Landes Nordrhein-Westfalen Landesanstalt für Ökologie, Landschaftsentwicklung und Forstplanung des Landes Nordrhein-Westfalen (Vorläufer der LÖBF) Landschaftspflegeverband Landschaftsschutzgebiet Landesumweltamt Brandenburg Der Mensch und die Biosphäre ( Man and the Biosphere - Programm der UNESCO) Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Brandenburg Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg NABU Naturschutzbund Deutschland e. V. NATURA 2000 NGO NNA NRW NSG NUA ÖPNV PEP Ramsar RIAS RWE EU-Schutzgebietssystem Nicht-Regierungsorganisation (Nongovernment Organization) Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz Hof Möhr Nordrhein-Westfalen Naturschutzgebiet Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW Öffentlicher Personennahverkehr Pflege- und Entwicklungsplan Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel, von internationaler Bedeutung (Convention on Wetlands, 1971 Ramsar/Iran) Rundfunk im amerikanischen Sektor (von Berlin) Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk SenStadtUmTech Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Umweltschutz und Technologie des Landes Berlin SPA TAB UBA Europäisches Vogelschutzgebiet (Special Protection Area) Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag Umweltbundesamt 11

UMK UNCED UNEP UNESCO UNO usw. Abkürzungsverzeichnis Umweltministerkonferenz der Länder Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio de Janeiro (United Nations Conference on Environment and Development) Umweltprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Environmental Programme) Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur der Vereinten Nationen (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) Vereinte Nationen (United Nations Organization) und so weiter VCD Verkehrsclub Deutschland e. V. VdBiol Verband der Biologen in Deutschland e. V. VDN Verband deutscher Naturparke e. V. VTN WBU WWF Z.A.U.B. ZEW Vertragsnaturschutzprogrammm Werkstätten für Bildung und Umwelt World Wide Fund For Nature Zentrum für Auenökologie, Umweltbildung und Besucherinformation Zentrale Einrichtung für Hochschulbildung der Universität Hannover 12

Einleitung Zu den wichtigen Aufgabenfeldern im Naturschutz gehören Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung, jedenfalls wird diese Meinung von zahlreichen Fachleuten publiziert und auch von den zuständigen Bundes- und Landesministerien immer wieder so vertreten. Doch wie hoch ist der tatsächliche Stellenwert von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung im Naturschutz tatsächlich? Sind es nicht eher Forderungen und Appelle, die darauf hinweisen, daß in der Praxis Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung einen weitaus geringeren Stellenwert haben? Der wissenschaftliche Erkenntnisstand über die tatsächliche Bedeutung von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung im Naturschutz bietet noch viele Forschungsmöglichkeiten. Zwar gibt es für Öffentlichkeitsarbeit eine Anzahl theoretischer Arbeiten darüber, wie sie durchzuführen sei (u. a. BFN 1995, GROßMANN ET AL. 1995, JOB 1993, KNÖDLER- BUNTE 2000, OSTERMEYER ET AL. 1979, PILGRIM 1981), doch außer einigen Diplomarbeiten (u. a. MENNENGA 1983, PETZOLD & SCHUPP 1984) sind empirische Untersuchungen selten. Für den Bereich der Umweltbildung kann eine ähnliche Situation festgestellt werden. Auch hier gibt es, neben vielen theoretischen Modellen (u. a. BFN 1995, CORNELL 1991, DE HAAN 1982, FIETKAU & KESSEL 1981, JANßEN 1988, TROMMER 1991), nur wenige empirische Arbeiten, bei denen es sich wiederum um Diplomarbeiten handelt (u. a. FÜLLGRAF 1993, FUSELER 1990, HABEL 1996, HAGEMANN 1994, HINRICHS 1985, HINRICHS 1993, KANSY 1995). Die Ergebnisse der Untersuchungen beziehen sich fast ausschließlich auf Großschutzgebiete und zeigen, daß die oben gemachte These durch Einzelbeispiele exemplarisch bestätigt werden kann. Um die tatsächliche Bedeutung von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung im Naturschutz in Deutschland zu ermitteln, wären bundesweit koordinierte Untersuchungen notwendig. Dies war im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich. Um dennoch zu neuen Erkenntnissen zu kommen, wurde versucht, einen überschaubaren Bereich auszuwählen. Hierzu boten sich Großschutzgebiete an, da zu ihrem Aufgabenkanon Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung zählen. Aber auch hier mußte eingeschränkt werden, damit eine Bearbeitung möglich blieb. Eine Begrenzung auf Naturparke im allgemeinen und die Naturparke im Lande Brandenburg war zweckmäßig. Zum einen gab der bundesweite Überblick einen Einstieg in die Thematik, zum anderen sind die Naturparke des Landes Brandenburg ein bearbeitbares Areal. Zusätzlich ergab sich noch die Möglichkeit, die Vorgabe des brandenburgischen Ministeriums für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung (MLUR) zu überprüfen, die Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung als wichtige Aufgaben der Naturparke nennt. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Situation von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung in Naturparken zu untersuchen und zu überprüfen, ob die bereits, u. a. in den oben aufgeführten Untersuchungen, exemplarisch festgestellten Probleme mit personeller und finanzieller Ausstattung auch bei einer weiträumigeren Betrachtung zutreffen. Da sich diese Probleme bestätigten, wurden abschließend Effektivierungsansätze entwickelt, die zu einer Verbesserung der Situation, speziell in den Naturparken des Landes Brandenburg, aber auch in anderen Naturparken, führen können. Dadurch kann diese Arbeit auch in den bundesweiten Diskurs über die Effizienz von Maßnahmen im Naturschutz eingeordnet werden, der durch die immer knapper werdenden Ressourcen eine hohe Aktualität hat. 13

Einleitung Abb. 01 Aufbau der Arbeit Eine wichtige Grundlage für diese Untersuchung ist die Definition von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung. Im Kapitel 1 werden auch weitere grundlegende Informationen zur Bedeutung von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung im Naturschutz auf internationaler und nationaler Ebene, daraus abgeleiteten gesetzlichen und administrativen Forderungen sowie deren tatsächlichen Umsetzungen gegeben. Die geschichtliche Entwicklung des Naturparkgedankens in Deutschland und die derzeitig definierten Aufgaben und Ziele von Naturparken werden im Kapitel 2 behandelt. Die hier gesammelten Ergebnisse geben bereits in Ansätzen auf, welchen Stellenwert Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung in den Naturparken haben. Gestützt auf eine Literaturrecherche, erfolgt im Kapitel 3 eine knappe Analyse der Situation von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung in allen Großschutzgebieten der Bundesländer. Zu begründen ist dieses Vorgehen zum einen an der räumlichen Nähe unterschiedlicher Schutzgebiete zueinander (z. B. Naturpark und Nationalpark Bayerischer Wald, Naturpark und Nationalpark Harz), zum anderen an der Tatsache, daß häufig Zufälligkeiten die Entscheidung für einen Schutzstatus herbeiführten. Den Schwerpunkt bilden aber die Naturparke. In diesem bundesweiten Überblick bestätigt sich die Tendenz, daß die Bedeutung von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung zwar im Laufe der letzten zehn Jahre zugenommen hat, weiterhin aber zum Teil erhebliche Probleme bei der Umsetzung bestehen. 14

Einleitung Die ausführliche Untersuchung der Situation von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung in den Naturparken des Landes Brandenburg schließt sich im Kapitel 4 an. Ferner erfolgt im Kapitel 5 eine Darstellung der Rahmenbedingungen für diese Aufgabenbereiche der Naturparke, wodurch die Entwicklung der derzeitigen Situation zusätzlich verdeutlicht wird. Ausgehend von der Situation von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung in den Naturparken aller Bundesländer und am Beispiel des Landes Brandenburg, werden im abschließenden Kapitel 6 Effektivierungsvorschläge aufgezeigt, die besonders auf das Land Brandenburg zugeschnitten sind. Methodik Neben der allgemeinen Literaturrecherche zur Thematik und der persönlichen Information des Landesamtes für Großschutzgebiete des Landes Brandenburg (LAGS) über diese Arbeit, wurden in den Jahren 1998 bis 2000 an alle Naturparkverwaltungen standardisierte Fragebögen (Anhang 1) verschickt, um vor den persönlichen Gesprächen über Basisinformationen zu den jeweiligen Naturparken zu verfügen. Darin wurde um kurze Beantwortung folgender Fragen gebeten: Literatur zum Naturpark? Personelle und finanzielle Ausstattung? Aufgaben und Ausbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Naturparkverwaltung? Aufgaben und Ausbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Naturwacht? Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung durch den Naturpark? Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung im Sinne des Naturparkes durch andere Träger? Zeitgleich wurden alle zuständigen Ministerien der Bundesländer um Zusendung von Informationsmaterialien über ihre Großschutzgebiete und zum Stand von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung gebeten. Anhand der nun vorhandenen Informationen konnte ein neuer Fragenkatalog für teilstandardisierte Interviews (Anhang 2) entwickelt werden, der auch auf die individuelle Situation in den Naturparken einging. Schwerpunkte waren im folgenden: Vertiefende Fragen zur personellen und finanziellen Ausstattung des Naturparkes Vertiefende Fragen zu Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung durch den Naturpark und seine Zusammenarbeit mit anderen Anbietern auf diesen Gebieten Spezielle Probleme des Naturparkes Die Interviews wurden mit den Naturparkleiterinnen oder Naturparkleitern bzw. den zuständigen Sachbearbeiterinnen oder Sachbearbeitern bei Ortsterminen bis 2000 geführt. Eine stichprobenartige Überprüfung von Angaben erfolgte durch anonyme Teilnahme an Veranstaltungen sowie durch weitere Ortstermine. 15

Einleitung Zusätzlich wurden alle Brandenburger Landkreise (Tab. 05) sowie alle durch Recherche ermittelten potentiellen Anbieter von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung in den einzelnen Naturparken in Hinblick auf ihre Zusammenarbeit mit den Großschutzgebieten schriftlich befragt. Da diese Arbeit weder im Rahmen eines Forschungsprojektes noch mit sonstiger Unterstützung durchgeführt wurde, standen keinerlei Sach- und Reisekosten zur Verfügung. Ab 2001 konnten die empirischen Untersuchungen deshalb nur noch in sehr eingeschränktem Maße in den Naturparken vorgenommen werden. Dies ist sicherlich ein Manko, da über die Literatur- und Internetrecherche, die im August 2003 ihren Abschluß fand, nicht alle kurzfristigen Veränderungen in den brandenburgischen Naturparken zu erhalten waren. Dennoch ist der Verfasser der Meinung, daß die ermittelten Ergebnisse weiterhin zutreffen. Dies kann auch vertreten werden, obwohl am 01. Juli 2004 die Landesanstalt für Großschutzgebiete aufgelöst und in das neue Landesumweltamt überführt wurde. Mit der Neustrukturierung geht zudem eine Reduzierung des Personals einher, die sicherlich nicht zu einer Verbesserung der vorgefundenen Situation führen wird. 16

1.1.1 Öffentlichkeitsarbeit 1 Situation von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung im Naturschutz 1.1 Begriffsklärung Zum Einstieg in diese Arbeit sollen die Begriffe Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung definiert, die Unterschiede deutlich gemacht aber auch Zusammenhänge angesprochen werden. Schon hier kann darauf hingewiesen werden, daß Informationsarbeit ein Teil der Öffentlichkeitsarbeit ist und somit der beispielsweise von JOB ET AL. (1993) verwendete Begriff I/Ö-Arbeit nachfolgend nicht benutzt wird. Umweltbildung wird im folgenden als Oberbegriff für verschiedene, sektoral gebräuchliche Ausdrücke wie Naturerziehung, Umwelterziehung, Ökopädagogik u. a. verwendet. Alle Begriffe weisen grundsätzlich in die gleiche Richtung, basieren jedoch auf unterschiedlichen pädagogischen, kulturellen, naturwissenschaftlichen oder politischen Ansätzen. Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung werden häufig in einem Atemzug genannt, da es in der Praxis Überschneidungen und Verknüpfungen von Methoden und Arbeitsweisen gibt (vgl. KNÖDLER-BUNTE 2000). Beispielsweise faßt KNOLLE (1994) diese beiden unterschiedlichen Bereiche mit dem Begriff IÖB-Arbeit (Informations-, Öffentlichkeitsund Bildungsarbeit) zusammen. Dieser Zusammenfassung muß widersprochen werden, da sich Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung u. a. durch methodische und didaktische Unterschiede erheblich voneinander unterscheiden. Zusätzlich wird im folgenden auch auf Umweltbewußtsein und umweltgerechtes Verhalten eingegangen, den Zielen, die durch Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung im Naturschutz, erreicht werden sollen. 1.1.1 Öffentlichkeitsarbeit Eine eindeutige Definition von Öffentlichkeitsarbeit im Naturschutz gibt es in der Fachliteratur nicht. Die vielfältigen Begriffsbestimmungen sind sich jedoch in der Grundrichtung einig. Einen kurzen und prägnanten Einstieg bietet die Definition der Arbeitsgemeinschaft deutscher Beauftragter für Naturschutz und Landschaftspflege (ABN 1979) an, die Öffentlichkeitsarbeit als ein geplantes und dauerhaftes Bemühen bezeichnet, bei dem gegenseitiges Verständnis und Vertrauen für bestimmte Ziele aufgebaut werden soll. Da Öffentlichkeitsarbeit aktives Handeln bedeutet, muß sie weit im Vorfeld einer bestimmten Maßnahme zwecks Sympathiewerbung oder aus Gründen der positiven Information zur Imagepflege oder Erfolgswerbung gestartet werden und Aufklärung betreiben. Passive Öffentlichkeitsarbeit als Reaktion auf eine Maßnahme von anderen ist nur einzusetzen, wenn kurzfristig Informationsdefizite ausgeglichen werden müssen oder eine schnelle Reaktion auf ein unvorhergesehenes Ereignis erforderlich wird. In ihrer Konzeption muß Öffentlichkeitsarbeit sachlich objektiv, ohne Übertreibungen und ohne Widersprüche angelegt sein (vgl. BFN 1995, GROßMANN ET AL. 1995). 17

1 Situation von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung im Naturschutz Die vermittelte Information sollte zur Diskussion und zur Partizipation anregen, ohne eine Lernsituation zu erzeugen. Nach KNÖDLER-BUNTE (2000) ist die Ausgangslage die Alltagssituation der Menschen, von der aus Lernprozesse in Gang gesetzt werden können. Gute Öffentlichkeitsarbeit richtet ihre Arbeit auf bestimmte Zielgruppen aus. Wer soll angesprochen, welcher Inhalt soll vermittelt und welches Ziel erreicht werden (vgl. JOB 1993, OSTERMEYER ET AL 1979, PILGRIM 1981)? Wer sind nun diese oft diffusen Zielgruppen, bei denen Aufmerksamkeit, Interesse und ein Meinungsbild erzeugt werden sollen? Öffentlichkeitsarbeit im Naturschutz richtet sich in erster Linie an die einheimische Bevölkerung, die Gäste der Region, interessierte Kreise sowie Personengruppen, die wenig oder keinen Bezug zum Naturschutz haben. Die Zielgruppen können als konstante oder latente Gruppen auftreten, die sich durch verschiedene Interessen und Strukturen unterscheiden. Als konstante Zielgruppen können beispielsweise Träger öffentlicher Belange, Parteien, Vereine, Kirchen, Verbände, Nutzergruppen und die Presse genannt werden, die kontinuierlich repräsentiert oder organisiert sind. Latente Zielgruppen wie Kinder oder Senioren werden auch als diffuses Publikum bezeichnet. Die verschiedenen Gruppen können aus unterschiedlichen Motiven interessiert oder auch nicht interessiert sein (vgl. BFN 1995, KNÖDLER-BUNTE 2000, OSTERMEYER ET AL 1979), deshalb ist im Vorfeld von Öffentlichkeitsarbeit eine Analyse der Zielgruppen notwendig. Daraus lassen sich dann die passenden Medien ableiten, die Informationen über die Aufgaben und Ziele (kurz-, mittel- und langfristig) des Naturschutzes und seiner Verwaltungen oder über Forschungen und sonstige Projekte vermitteln sollen. Träger Öffentlichkeitsarbeit im Naturschutz wird von staatlichen Einrichtungen und Verwaltungen sowie von Vereinen und Verbänden betrieben. Beim staatlichen Naturschutz handelt es sich um die zuständigen Ministerien, Landesämter, Großschutzgebietsverwaltungen und unteren Naturschutzbehörden. In den oberen Behörden stehen meist Fachkräfte für diese Aufgabe zur Verfügung, während in den unteren Behörden diese Aufgabe häufig nebenbei zu erledigen ist. Neben den klassischen Ämtern gibt es auch Einrichtungen in staatlicher Trägerschaft (Land oder Kommune) z. B. in Nationalparken und Naturparken, die Öffentlichkeitsarbeit betreiben und bei denen teilweise Fachpersonal beschäftigt ist. Bei den Naturschutzverbänden, aber auch bei weiteren Anbietern wie Kirchen und Gewerkschaften, wird Öffentlichkeitsarbeit von Fachkräften betrieben (vgl. INFRATEST-INDUSTRIA 1979). Medien Für die Durchführung von Öffentlichkeitsarbeit im Naturschutz gibt es eine breite Palette von Möglichkeiten, von denen die wichtigsten nachfolgend aufgeführt werden. Veranstaltungen Vorträge, Exkursionen, Führungen und Wanderungen zu Fuß oder per Rad zu floristischen und faunistischen Themen oder allgemeiner naturkundlicher Art gehören zum Standardprogramm von Öffentlichkeitsarbeit im Naturschutz. Aber auch die Durchführung eigener Großveranstaltungen wie eines Naturparktages sowie die Beteiligung an Messen, Stadtfesten, Landwirtschaftsausstellungen usw. ist wichtig und dient der Steigerung des Bekanntheitsgrades in der breiten Öffentlichkeit. Zu den zielgruppenspezifischen 18

1.1.1 Öffentlichkeitsarbeit Angeboten zählen beispielsweise Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche. Aber auch an Zielgruppen, die meinen, im Konflikt mit dem Naturschutz zu stehen, muß gedacht werden. Diese sollten, ebenso wie gesellschaftlich und politisch einflußreiche Zielgruppen, persönlich eingeladen werden (vgl. PETZOLD & SCHUPP 1984). Veranstaltungen sind ein wichtiges Element der Öffentlichkeitsarbeit im Naturschutz, denn es besteht sowohl die Möglichkeit, Grundlageninformation für ein breites Publikum anzubieten als auch zielgruppenorientierte Angebote zu präsentieren, bei denen zumindest die Möglichkeit einer persönlichen Kontaktaufnahme besteht. Rundfunk und Fernsehen Bereits in einer der ersten Arbeiten (MENNENGA 1983: 13), die sich mit Öffentlichkeitsarbeit im Naturschutz beschäftigte, wurde festgestellt, daß diese beiden Medien durch Nachrichten, Berichte, Diskussionen, Dokumentationen, wissenschaftliche Beträge usw. eine bedeutende Stellung in der Informationspolitik einnehmen. Durch die starke Veränderung der Medienlandschaft seit Mitte der 80er Jahre hat sich das Angebot zwar erhöht, die Wahrscheinlichkeit, eine Zielgruppe zu erreichen, aber verringert. Inwieweit sich diese Medien für gezielte Öffentlichkeitsarbeit eignen, ist schwer zu sagen. Vermutlich können aber durch Ausstrahlungen regionaler Sender viele Zielgruppen mit Grundinformationen versorgt werden. Printmedien Eine Unterscheidung ist hier zwischen regionalen oder überregionalen Zeitungen, allgemeinen Zeitschriften, Natur- und Umweltmagazinen sowie Broschüren, Faltblättern und Seminar- und Tagungsberichten zu treffen (vgl. MENNENGA 1983, PETZOLD & SCHUPP 1984), wobei der Interessentenkreis um so kleiner ist, je spezieller und fachbezogener die Printmedien sind. Insbesondere die regionale Presse eignet sich zum Erreichen vieler unterschiedlicher Zielgruppen. Um darüber gute Öffentlichkeitsarbeit leisten zu können, sollten jedoch enge Verbindungen zur Presse vorhanden sein. Persönliche Kontakte zum zuständigen Redakteur sind dabei vorteilhaft. Diese können z. B. durch persönliche Einladung oder Zusendung von Interesse weckendem Informationsmaterial aktiv angeregt werden. Auch besteht die Möglichkeit, Pressemitteilungen selbst zu erstellen, die dann, wenn sie pressegerecht verfaßt sind, (insbesondere von der lokalen Presse) ohne Änderung übernommen werden. Für den Leser besteht sogar die Möglichkeit, auf Artikel in Form von Leserbriefen zu reagieren. Im allgemeinen eignen sich Printmedien zur Verbreitung von Basisinformationen, wobei sich z. B. Broschüren zwecks gezielter Information auch an ausgewählte Gruppen richten können. Audiovisuelle Medien, digitale Medien und Internet Mit Diaserien, kurzen Filmen und in zunehmenden Maße per DVD/Video, CD-ROM und Internet können, ebenso wie mit den Printmedien, Basisinformationen vermittelt werden. Digitale Information entspricht dem Stand der technischen Entwicklung und ist für viele Zielgruppen attraktiver als die Printmedien. So ist beispielsweise eine Homepage mit Informationen und Links zu weiterführenden Seiten ein gutes Medium der Öffentlichkeitsarbeit. 19

1 Situation von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung im Naturschutz Wichtig ist es jedoch, daß die Homepage immer aktuell gehalten wird und nicht zu viel Text und zu große Bilddateien die Interessenten abschrecken. Thematisch abgestimmte Spiele können die Attraktivität steigern. Weiterhin ist eine E-Mail-Adresse für Anfragen etc. einzurichten, die auch kurzfristig bearbeitet werden. Ausstellungen Bei Ausstellungen kann eine Unterscheidung in Dauerausstellungen mit Exponaten, Texten und festen Installationen in speziell dafür eingerichteten Räumlichkeiten, z. B. am Sitz einer Naturparkverwaltung oder in Besucher- und Informationszentren, und in mobilen Ausstellungen, die u. a. in Rathäusern, Sparkassen oder bei regionalen Veranstaltungen temporär aufgestellt werden, getroffen werden. Grundsätzlich muß bei der Konzeption von Ausstellungen eine enge Zusammenarbeit mit (meist) externen Fachleuten bestehen, da die heute vielfältigen Möglichkeiten der Präsentation nur noch von Spezialisten beherrscht werden. Eine Ausschreibung der Vergabe sollte hierzu erfolgen. Während der konkreten Konzeption und Umsetzung müssen Auftraggeber und Fachleute eng miteinander zusammenarbeiten, damit die Ausstellung einen eigenen Charakter erhält und nicht zu einer gestalterischen Darstellung der Designer wird, die mit wechselndem Inhalt auch an einem anderen Ort stehen könnte. Als zentrale Anlaufstellen eignen sich Dauerausstellungen in Besucher- und Informationszentren sehr gut. Die Ausstellung muß in kurzer Zeit leicht verständliche Informationen zur Thematik vermitteln können, Angebote zur Vertiefung machen und unterschiedliche Zielgruppen bedienen. Mobile Ausstellungen können hingegen nur Basisinformationen bereithalten, sollten aber auch dazu anregen, sich ausführlicher informieren zu wollen. Über Ausstellungen muß sowohl das interessierte Publikum als auch der zufällige Besucher erreicht werden. Eine fachlich und konzeptionell gute Gestaltung ist deshalb wegen der großen Außenwirkung unbedingt notwendig. Lehrpfade Ein weiteres Element der Öffentlichkeitsarbeit sind Naturlehrpfade. Sie sind eine wichtige Ergänzung von Ausstellungen, bei der die Natur selbst, unterstützt von Hilfsmitteln, informiert. Bei der Anlage von Lehrpfaden ist mit der gleichen Sorgfalt wie bei der Gestaltung einer Ausstellung vorzugehen, da auch hier interessiertes und zufällig vorbeikommendes Publikum zu erwarten ist. Dabei ist auf besonders stabile und witterungsbeständige Materialien zurückzugreifen. Darüber hinaus muß eine kontinuierliche Betreuung gewährleistet sein. 1.1.2 Umweltbildung Von der zuvor beschriebenen Öffentlichkeitsarbeit unterscheidet sich Umweltbildung besonders durch ihre Aufgaben und Ziele sowie die notwendige persönliche Betreuung. Da der Mensch die größtenteils von ihm selbst erzeugten Umweltprobleme durch technische Neuerungen nicht in den Griff bekommt, hat sich im gesellschaftlichen und auch im politischen Raum die Einstellung etabliert, daß Maßnahmen zur Umweltbildung 20

1.1.2 Umweltbildung erforderlich sind. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Lebens- und Bildungsideale, die die Bedeutung und den Umgang mit der Natur als wichtigen Aspekt der Bildung ansahen, vertraten bereits der Pädagoge Comenius (1592-1670), der Philosoph Rousseau (1712-1778) und der Pädagoge Pestalozzi (1746-1827). Auch in der Tradition der Pfadfinder oder der Naturschutzbewegungen (vgl. JANßEN 1987) findet sich bereits diese Tendenz. Neben administrativen Anstrengungen, wie der Ausweisung von Schutzgebieten, wurde der Auftrag zur Umweltbildung in Fachkreisen schon in den 60er Jahren (BUCHWALD 1970, PREUß 1966) als ein wesentlicher Teil einer bewußten und umfassenden Umweltpflege verstanden. Forderungen von PREUß tendierten bereits 1971 hin zu einer umweltbewußten Erziehung (Umweltbildung) und einer Berücksichtigung ökologischer Fragen in allen Bereichen der Bildung. Die heutigen Anforderungen werden vom Bundesamt für Naturschutz (BFN 1995: 35) folgendermaßen beschrieben: Bildungsmaßnahmen sollen die Diskrepanz zwischen einem hohen theoretischen Umweltbewußtsein in der Gesellschaft und dem mangelhaft praktizierten umweltrelevanten Handeln überwinden helfen. (...) Bei allen Maßnahmen müssen sich kognitiv-intellektuelle und emotionalaffektive Elemente gegenseitig durchdringen. In der Literatur und in der wissenschaftlichen Diskussion gibt es für Umweltbildung viele Definitionen, die im wesentlichen die gleichen Ziele verfolgen. Sie werden in unterschiedlicher Weise umschrieben und bauen auf verschiedenartige Ideologien auf. Besonders seit den 80er Jahren haben sich eigenständige Tendenzen herausgebildet, die in allen Bereichen des Bildungssystems anzutreffen sind. Es werden politische, kulturelle, pädagogische oder naturwissenschaftliche Ansätze vertreten, die sich nicht nur auf die Vermittlung von Umweltwissen beschränken (vgl. NIEDERSÄCHSISCHES KULTUS- MINISTERIUM 1993). Einen kurzen Überblick über gebräuchliche Begriffe bzw. unterschiedliche Modelle für Umweltbildung gibt die sicherlich nicht vollständige Aufzählung in Anlehnung an JOB (1993: 16ff) und WWF (1996: 51ff): Bildung für nachhaltige Entwicklung Flow Learning (CORNELL 1991, 1991a) Mitwelterziehung (HOFER 1990) Naturerziehung Naturbezogene Pädagogik (GÖPFERT 1988) Naturerleben (JANßEN 1988) Ökologische Bildung (MIKELSKIS 1988) Ökologisches Lernen Ökopädagogik Rucksackschule mit Vorbild environmental interpretation (TROMMER 1991) Umwelterziehung Umweltlernen (FIETKAU & KESSEL 1981) Umweltpädagogik Analyse und Bewertung der unüberschaubar gewordenen Meinungen und Strömungen im Bereich ökologisch orientierter Pädagogik und Lernbewegungen sollen nicht vorgenommen werden. Es kann aber festgestellt werden, daß alle Handlungsprogramme ähnliche Inhalte haben und als Ziel Umweltbewußtsein schaffen und Verhaltensänderun- 21

1 Situation von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung im Naturschutz gen durch Vermittlung umweltrelevanten Wissens und umweltbezogener Werte herbeiführen wollen (innere Bedingungen). Angebote und Handlungsanreize für umweltrelevantes Verhalten (äußere Bedingungen) fördern dabei den Entwicklungsprozeß in die oben genannten Richtungen (vgl. FIETKAU & KESSEL 1981, FUSELER 1990, HINRICHS 1985). Für die weitergehende Beschreibung wurde der Begriff Umweltbildung ausgewählt, da es sich dabei um den gebräuchlichsten und einen für jedermann verständlichen handelt, der zudem bereits als Sammelbegriff verwendet wird (vgl. BLK 1998, DE HAAN 1995). Umweltbildung lehnt sich dabei an die aus den amerikanischen Nationalparken kommenden environmental interpretation an und bezeichnet eine mehrsinnige Naturbegegnung vor Ort, die nicht belehren, sondern aufklären soll. So kann Umweltbildung als eine aktive Auseinandersetzung mit Natur und Umwelt zur Bildung eines persönlichen ökologischen Bewußtseins verstanden werden. Sie kann die komplexen Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur, zwischen der Lebens- und Produktionsweise des Menschen und der nichtmenschlichen Um- oder Mitwelt transparent machen und wäre dann ganzheitlich und interdisziplinär. Umweltbildung könnte sozusagen eine lebenspraktische Grundbildung vermitteln (z. B. Schlüsselqualifikationen). Weil der Mensch aber nur 10 Prozent von dem, was er liest, 30 Prozent von dem, was er sieht und 90 Prozent von dem, was er selbst sagt und tut, behält (HOFF & ZIMMERMANN 1997), müssen die Angebote der Umweltbildung auf eine aktive Beteiligung ausgelegt sein. Auch bei der Umweltbildung ist im Vorfeld von Angeboten eine Zielgruppenanalyse notwendig. Zur Verbesserung können zusätzlich Bedarfsanalysen bei den Zielgruppen, die angesprochen werden sollen, durchgeführt werden (GERICKE 2000). Der These von HAHNE & MÜLLER (1990: 7), daß Zielgruppen vor allem diejenigen Mitmenschen wären, die noch nicht zu den Eingeweihten zählen, nicht in Naturschutzverbänden organisiert sind oder aktiv mitarbeiten, diejenigen, die nicht von selbst kommen, sondern für dieses Thema erst gewonnen werden müssen, kann aber nicht zugestimmt werden. Die von den Autoren genannten Personenkreise sind zwar wichtige Zielgruppen, doch gerade auch interessierte Personen können sehr wichtige Adressaten sein und vielleicht sogar als Multiplikatoren wirken. Träger Veranstaltungen zur Umweltbildung mit eher allgemeinem Charakter werden in Schulen, Betrieben, Hochschulen, Einrichtungen der allgemeinen Weiterbildung (u. a. Volkshochschulen, Verbraucherzentralen) und der beruflichen Fortbildung (z. B. Akademien der Parteien, Gewerkschaften und Kirchen) angeboten. Weitere Träger sind Museen, zoologische und botanische Gärten sowie Freilandeinrichtungen, Jugendherbergen und Natur- und Umweltzentren, deren Angebote in der Regel einen hohen regionalen Bezug haben. Neben der direkten Finanzierung staatlicher Einrichtungen fließen staatliche Fördergelder auch in fast alle Bereiche der nichtstaatlichen Umweltbildung. Für die Umsetzung von Umweltbildung sind die Einrichtungen der unterschiedlichen Träger notwendige und wichtige Anbieter. Ihre Angebote sind abhängig von den personellen, finanziellen, organisatorischen und räumlichen Möglichkeiten, den Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter sowie vom Auftrag ihres Trägers. Weiterhin haben Entstehungsgeschichte, Anspruch und Zielsetzung Einfluß auf die Veranstaltungsstruktur (vgl. BLK 1998, PETZOLD & SCHUPP 1984). 22

1.1.2 Umweltbildung Methoden Die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis Mensch und Natur und die daraus abgeleiteten Ansprüche einer Entwicklung von Werthaltungen, Verhaltensweisen bis hin zur Persönlichkeitsbildung, erfordern einen sinnvollen Einsatz von Methoden, die auf die jeweiligen Ziele ausgerichtet sind. Umweltbildung erfordert einen intensiven Dialog der Beteiligten und erreicht im Vergleich zur Öffentlichkeitsarbeit nur kleine Gruppen bzw. kann nur mit kleinen Gruppen durchgeführt werden (vgl. BEZIRKSREGIERUNG WESER-EMS 1998, JANßEN, W. 1990). Der Aufbau einer emotionalen Beziehung zur Natur durch eigenes Erleben ist dabei ein wichtiger Aspekt. Das Wecken eines Umweltbewußtseins soll zuerst über das Gefühl und nicht über den Verstand erfolgen. Dabei stehen Schönheit und Eigenartigkeit im Vordergrund 1. Das Wissen über Gefährdungen der Natur, die von jedem einzelnen ausgehen können, spielen zuerst keine Rolle. Jedoch sollte durch Umweltbildung ein gesteigertes Problembewußtsein entstehen, das die Suche nach alternativen Handlungsmöglichkeiten fördert. Anregungen zum Umdenken und der Anstoß, die bisherigen Handlungsweisen zu reflektieren, zu modifizieren und zu erweitern sind weitere Gesichtspunkte. In Verbindung mit umweltverträglichen Handlungsvorschlägen sollte schließlich aber auch auf Gefährdungen eingegangen werden (HABEL 1996). In die Umweltbildung muß der ganze Mensch, sein Denken, Fühlen, Wollen, Handeln und seine umgebende Lebensumwelt einbezogen sein. Dies kann nicht durch eine reine Anhäufung von Wissen und den klassischen Methoden der Naturwissenschaften geschehen (JANßEN, W. 1990). Ganzheitliches Lernen, d. h. das Ansprechen der emotionalen, kognitiven und pragmatischen Dimension ist in der Didaktik allgemein anerkannt. Es entspricht auch in hohem Maße der Elementarbildung, dem Lernen über Kopf, Herz und Hand nach Pestalozzi (vgl. DE HAAN 1982, HEITKÄMPER 2000, MICHELSEN 1990). Die Umweltbildung bedarf aber auch des reflexiven Lernens, das nach SIEBERT (1983) die Frage nach dem Sinn und Zweck des Lernens einschließt und somit die bloße rezeptive Aneignung und Speicherung vorgegebener Inhalte und Verhaltensweisen verhindert (JOB 1993). Selbst in der Politik ist diese Erkenntnis inzwischen angekommen. So wird im Abschlußbericht der Enquete-Kommission Schutz des Menschen und der Umwelt (DEUTSCHER BUNDESTAG 1998: 376f) festgestellt: Die Bildung muß reflexiv werden. Das traditionelle Konzept von Umweltbildung sah etwa vor, durch Wissensvermittlung, Erziehung und Unterricht Umweltbewußtsein zu erzeugen. Von solchen Automatismen kann heute nicht mehr ausgegangen werden. Notwendig ist dagegen der Erwerb von Fähigkeiten zu lernen, die es ermöglichen, bisheriges Wissen zu überdenken und ggfs. zu ändern." Somit kommt reflexivem Lernen in der Umweltbildung eine Schlüsselrolle zum Erlangen eines Umweltbewußtseins zu, das überkommene Wertvorstellungen hinterfragt und gegebenenfalls neue aufstellt. Eine Veränderung des gegenwärtigen Naturverständnisses, das derzeit von Distanz und Entfremdung geprägt ist, könnte die wesentliche Grundlage dieser Neuorientierung bilden. Um aber entsprechende Veränderungen im Wertverständnis tatsächlich einleiten zu können, sind pädagogisches Reflexionsvermögen und Phantasie gefragt, um den ansonsten mühsamen Bildungsprozeß erträglich zu gestalten, stellt MICHELSEN (1990: 160f) dazu fest. Auch HAHNE & MÜLLER (1990: 8) sehen diese Probleme und liefern einen 1 Eine überwiegend warnende, alarmierende und erschreckende Umweltbildung kann zu einem Rückgang der Aufnahmebereitschaft und zur Abstumpfung führen (MENNENGA 1983). 23

1 Situation von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung im Naturschutz guten Lösungsvorschlag: Umwelt kann man beobachten, messen, analysieren, beschreiben, auf die gewünschte Sichtweise reduzieren und dabei - scheinbar - objektivieren. Die Auseinandersetzung mit Umwelt verharrt in der Distanz naturwissenschaftlicher Überheblichkeit. Mitwelt dagegen muß - mit allen Sinnen empfunden werden, ganzheitlich erfahren und erlebt werden, bedarf der Identifikation. Die Erziehungswissenschaften haben dafür - nicht erst heute - die Erlebnispädagogik entwickelt, die sich gerade für die Umwelt- und Naturerziehung als adäquate Methode anbietet. Vom Erleben, d. h. der sinnlichen Wahrnehmung, über das Verstehen ganzheitlicher Wirkungszusammenhänge bis hin zur Identifikation führen die wesentlichen Momente dieser Methode, die schließlich zum Handeln, zum aktiven Umwelt- und Naturschutz bewegen soll. Die Empfehlung der Autoren kann voll unterstützt werden. Für die konkrete Anwendung von Erlebnispädagogik hat der amerikanische Umweltpädagoge JOSEPH CORNELL mit seinen Büchern Mit Kindern die Natur erleben (1991) und Mit Freude die Natur erleben (1991a) eine wichtige Basis erarbeitet. Weitere grundlegende Impulse gingen aber auch von der Rucksackschule von GERHARD TROMMER (1991) aus. Einschränkend muß aber erwähnt werden, daß eine tatsächliche Organisation von Situationen des Naturerlebens, also die Originalbegegnung mit der Natur, jedoch nur eingeschränkt möglich ist. TROMMER (1988: 213) stellt fest Naturerleben ist nicht sicher arrangierbar. Dies läßt sich damit begründen, daß nicht bekannt ist, in welcher Menge, Qualität und Zeit Naturerlebnisse geboten werden müssen, um die Wünsche und Bedürfnisse (der Teilnehmerinnen und Teilnehmer) zu befriedigen (HABEL 1996: 83). Für die Umsetzung von Umweltbildungsmaßnahmen wird folgend eine Zusammenstellung angeboten, die auf Aussagen und Ergebnisse vielfältiger Untersuchungen aufbaut 2, welche im Kern gleiche Anforderungen stellen, sich an einigen Stellen aber ergänzen: 1. Persönliche Betreuung und Vermittlung von Inhalten (ohne konsumierendes Besichtigen, sondern als aktive Auseinandersetzung) mit Schärfung der Wahrnehmungsfähigkeit von Verstand, Emotion und Ästhetik, mit Wecken von Phantasie und Kreativität, mit Erleben und Genießen der Natur, mit körperlicher Bewegung, mit Einsatz von Modellen und Medien. 2. Vermittlung von Wissen und Kenntnissen über ökologische Zusammenhänge und Wechselwirkungen (kein Expertenwissen) mit Bezug zum alltäglichen Erfahrungsbereich, mit Lernen aus der Erfahrung (Situationsorientierung), mit Verknüpfung zu positiven Erlebnissen, mit Erzeugen von persönlicher Betroffenheit, mit Sensibilisierung für ökologische Probleme, mit Reflexion des eigenen Verhaltens, mit Förderung der Kritikfähigkeit. 2 vgl. BFN 1995, DEUTSCHER BUNDESTAG 1997, FIETKAU & KESSEL 1981, HINRICHS 1985, HINRICHS 1993, INFRATEST-INDUSTRIA 1979, KANSY 1995, MICHELSEN 1990, RODI 1968, PETZOLD & SCHUPP 1984. 24

1.1.2 Umweltbildung Als Ergebnis dieser Bemühungen sollten sich (im Idealfall) folgende (Lern-)Erfolge bei der Zielgruppe einstellen: 3. Erkennen von Haupteinflußfaktoren, deren Ursachen, deren Wirkungen, deren Zusammenhängen sowie deren Beseitigungsmöglichkeiten durch handelndes Lernen (Handlungsorientierung), durch Partizipation und Einbindung in den gesellschaftlich-politischen Konsens (Problemorientierung), durch antizipatorisches Lernen, durch Schaffung von Handlungsanreizen und Bereitstellung von Handlungsmöglichkeiten und -angeboten. Von Beginn an sollte auf die subjektiven Lernbedürfnisse und Situationen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingegangen werden. Die Angebote sollten Betroffenheit, Handlungsorientierung, Erfahrungsorientierung, biographische Orientierung und die Ganzheitlichkeit (alle Sinne, verschiedene Methoden) der Adressaten beachten, also sollten sie so aufgebaut sein, daß sie den ganzen Menschen, d. h. seine kognitive (logische) Ebene und ebenso seine affektive (emotionale) Ebene, ansprechen (vgl. TRÖNDLE 1998). Dabei ist zu beachten, daß es unterschiedliche Eingangswege für Informationen für unterschiedliche Lerntypen gibt. VESTER (1978) nennt den visuellen, den auditiven, den verbalen und den haptischen Lerntyp. Zwar gibt es keine Reinform, doch jeder Mensch besitzt einen bevorzugten Aufnahmekanal. Beim zweiten Schritt werden die individuellen Erfahrungen und Probleme in den Zusammenhang mit übergeordneten Strukturen eingeordnet. Reflexivität, Wissenschaftlichkeit, Interdisziplinarität, Vernetzung, Gesellschaftsbezug, Geschichtlichkeit und Zukunftsorientierung sind hier die Bezugspunkte. Dabei sollte keine Katastrophenpädagogik betrieben werden, die Veranstaltung sollte immer Spaß machen und Lehrende und Lernende müssen im Dialog zueinander stehen. Die Umsetzung kann beispielsweise durch Rollen- und Planspiele erfolgen. Die Angebote sind auf die Zielgruppen auszurichten (vgl. APEL 1997), wobei ein weites gestalterisches Spektrum (u. a. künstlerisch, geschlechterspezifisch, geschichtsorientiert, berufsqualifizierend, global) genutzt werden kann. Medien Für die Durchführung von Maßnahmen zur Umweltbildung gibt es nachfolgend aufgeführte Möglichkeiten. Dabei sind Überschneidungen mit Angeboten aus dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit möglich. Veranstaltungen Zu den klassischen Angeboten gehören Stunden- oder Tageskurse sowie Exkursionen für bestimmte Zielgruppen sowie für eine breite Öffentlichkeit, die zu Fuß oder per Rad unternommen werden. Weiterhin sind regelmäßig stattfindende Kurse für unterschiedliche Zielgruppen, Blockseminare und Workshops (z. B. Bildungsurlaub) zu nennen, die über eine reine Vermittlung von Information hinausgehen. Neben dem Heranführen an eindrucksvolle und bekannte Naturerlebnisse (z. B. Ankunft von Gänsen am Rastplatz), sollten unbedingt auch häufig meist verborgen bleibende Erlebnisse (Schlüpfen von 25

1 Situation von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung im Naturschutz Libellen, Aussieben von Kleinlebewesen aus dem Watt u. a.) ermöglicht werden. Dazu ist häufig der Einsatz von Hilfsmitteln wie z. B. Lupen, Netze, Ferngläser notwendig. Weiterhin bieten sich Ausstattungen wie Labor oder Umweltarbeitsplatz in den Einrichtungen an, um eine genauere Untersuchung mitgebrachter Funde zu ermöglichen. Voraussetzungen für eine gute Umsetzung sind auf der Seite der Anbieter das Wissen um die Lebensräume und zeitlichen Abläufe der Natur und auf der Seite der Teilnehmer das Interesse zum genauen Sehen, Hören und Fühlen 3. Grundsätzlich ist für jeden Menschen aufgrund seiner sinnlichen Fähigkeiten eine unmittelbare Naturerfahrung möglich. Allerdings ist die Bereitschaft, die innere Gestimmtheit eine wichtige Voraussetzung dafür, sich überhaupt auf Momente des Erlebens unter Anleitung einzulassen (JANßEN, W. 1990: 15). Nachfolgende vertiefende Angebote und Veranstaltungen werden, da sie ein hohes Maß an personeller, finanzieller und räumlicher Ausstattung voraussetzen, in der Praxis nur bei guter Ausstattung mit personellen Ressourcen umgesetzt. Hierbei kann es sich u. a. um Projektarbeiten, Aktionen, Kampagnen und Umweltpraktika handeln. Auch Zukunftswerkstätten, Zukunftskonferenzen, Runde Tische, Tagungen zum Erfahrungsaustausch oder Seminare zu Gesprächsführung, Gruppenmoderation und Mediationsverfahren können zu den Angeboten gehören. Festzuhalten ist, daß bei allen Veranstaltungen die persönliche Betreuung und der direkte Kontakt mit der Natur für die eigene Anschauung und Erfahrung sehr wichtig ist. Rundfunk und Fernsehen Umweltbildung kann nicht wie Öffentlichkeitsarbeit über Angebote dieser Massenmedien erfolgen. Von der BLK (1998) wurde dazu festgestellt, daß Aspekte, die im weitesten Sinne noch als Umweltbildung zu bezeichnen sind, in diesen Medien einen geringen Anteil (vor allem Kindersendungen) und geringen Stellenwert haben. Printmedien Bei den Printmedien können Broschüren und Faltblättern zu bestimmten Themen bzw. für ausgewählte Zielgruppen zur Umweltbildung beitragen. Dazu müssen sie aber über die reine Informationsvermittlung hinausgehen. Broschüren für Kinder mit Spielen und einfachen Anregungen zur Naturerkundung und Handreichungen mit Anregungen und Hinweisen für Lehrkräfte sind als Beispiele zu nennen. Audiovisuelle Medien, digitale Medien und Internet Lediglich Spiel- und Lern-CD-ROMs können Aspekte von Umweltbildung enthalten. Diese Medien sind jedoch äußerst sensibel einzusetzen, da von ihnen immer ein Verlust von Realität, also der wirklichen Natur, ausgeht. 3 Im Verlust unserer Gesellschaft an Naturerfahrungen sieht MEYER-ABICH einen Grund für unsere Umweltprobleme. Der direkte Kontakt zur Mitwelt ist für viele Menschen inzwischen so gering, so daß die Wahrnehmung der natürlichen Mitwelt schließlich ganz verkümmert (1984: 248). 26