Prävention von Essstörungen in der Schule
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- Benedikt Bergmann
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Prävention von Essstörungen in der Schule In Ihrer Klasse sitzt die vierzehnjährige Lisa. Schon seit einiger Zeit fällt Ihnen auf, dass das Mädchen immer dünner wird, obwohl Lisa dies mit einem Schlabberlook offensichtlich kaschieren möchte. Die Leistungen der Schülerin sind nach wie vor ausgezeichnet, auch wenn sie des Öfteren fehlt. Sie hegen die Vermutung, dass Lisa unter einer Essstörung leidet, und möchten sie daraufhin ansprechen. Sie sind sich nun aber unsicher, wie Sie sich verhalten sollen. Nach dem Durcharbeiten dieses Kapitels wissen Sie,... was unter Essstörungen im Allgemeinen zu verstehen ist.... welche Formen und Merkmale es zu unterscheiden gilt. welche Rolle Essstörungen im Umfeld Schule spielen.... warum und wie sich Essstörungen entwickeln können. was der BMI ist. wie Magersucht und Bulimie definiert werden. wie Sie magersüchtige oder bulimische SchülerInnen erkennen können. was Sie als LehrerIn im konkreten Fall tun können.... welche weiteren Hilfen es gibt. Die Frage, wonach Menschen süchtig werden können, ist recht einfach zu beantworten: Grundsätzlich kann man nach allem süchtig werden, was Spaß macht oder hilft, sich wohl zu fühlen. Das können Stoffe wie Heroin oder Alkohol sein, das kann aber auch exzessives Spielen, Fernsehen oder Essen sein. Man spricht von stoffgebundenen oder stoffungebundenen Süchten. Essstörungen werden zu den stoffungebundenen Süchten gezählt: Die zwanghafte gedankliche Beschäftigung mit Essen bzw. Nicht-Essen verdrängt alle anderen wichtigen Lebensinhalte. Zur Verbreitung von Essstörungen in Österreich liegen nur grobe Schätzungen vor: Derzeit geht man von über Menschen aus, die zumindest einmal in ihrem Leben an einer Essstörung erkranken. Ca ÖsterreicherInnen zwischen 15 und 25 Jahren leiden an Anorexie, und ca Frauen zwischen 16 und 35 Jahren sind an Bulimie erkrankt. 1 Formen von Essstörungen Essstörungen gehören zur Gruppe der psychosomatischen Erkrankungen mit Suchtcharakter % der von Essstörung betroffenen Personen sind Mädchen und junge Frauen. Essstörungen werden in folgende Formen unterteilt: die Anorexia nervosa (Anorexie, Magersucht), die Bulimia nervosa (Bulimie, Ess-Brech-Sucht) und die Binge Eating Disorder (Esssucht ohne Erbrechen). Die letztgenannte Form der Essstörung ist schwer zu erkennen. 1 Vgl. (dl , 11:30 Uhr) 1
2 Merkmale von Essstörungen Störung des Körperbildes Überbewertung der Schlankheit Überbewertung von Gewicht und Figur Übermäßige Kontrolle oder Kontrollverlust beim Essen Erhebliche Nahrungseinschränkung Ess-Anfall Extreme Verhaltensweisen zur Kontrolle von Gewicht und Figur Bewegungsdrang Gegenmaßnahmen (z. B. Erbrechen) Essstörungen in der Schule Da Essstörungen häufig erstmals in der Pubertät auftreten, werden Sie als LehrerIn im Laufe Ihrer Berufstätigkeit wahrscheinlich auch mit problematischem Ess- und Diätverhalten konfrontiert werden. Oftmals verläuft ein fließender Übergang vom gestörten Essverhalten zu einer krankhaften Essstörung, es kann also Monate bis Jahre dauern, bis eine Essstörung erkannt und behandelt wird. Aus Scham versuchen die betroffenen Jugendlichen, ihr Verhalten zu verbergen oder zu verharmlosen. Die Jugendlichen sind mit ihrem Körper und mit sich selbst unzufrieden, sie fühlen sich einsam und unverstanden. Essstörungen wie Magersucht und Bulimie sind ernste, komplexe seelische Erkrankungen. Die Schule ist neben der Familie der wichtigste Ort, an dem Kinder und Jugendliche kognitive, soziale und emotionale Fähigkeiten entwickeln sowie Werte und Normen erleben, aber auch ein Ort, an dem sich Kinder und Jugendliche mit anderen vergleichen. Die Schule ist somit auch ein idealer Rahmen, in dem Prävention von Essstörungen stattfinden kann. Für Sie als LehrerIn ist es besonders wichtig, ein Hintergrundwissen über Essstörungen und Ernährung zu haben. Fundiertes Wissen gibt Ihnen Sicherheit im Umgang mit den betroffenen Jugendlichen und deren Angehörigen und ist Voraussetzung für wirksame Hilfe. Sie sollten Signale frühzeitig erkennen und Betroffene daraufhin ansprechen, um erste Schritte zur Hilfe veranlassen zu können. 2
3 Warum und wie entwickeln sich Essstörungen? Essstörungen sind sogenannte multifaktorielle Störungen, d. h. als Ursachen werden genetische, neurochemische, psychologische, psychiatrische und soziokulturelle Faktoren gesehen. Außerdem nimmt man an, dass es Menschen gibt, die eine gewisse Prädisposition hinsichtlich der Entwicklung von Essstörungen aufweisen (Vulnerabilitätsmodell). Auch eine genetische Veranlagung wird diskutiert und durch Zwillingsstudien belegt. Zu den psychologischen Faktoren zählt man labiles Selbstwertgefühl, eine Tendenz zu Perfektionismus und Zwang haftigkeit sowie Autonomie- und Abhängigkeitskonflikte in der Familie. Auch eine geringe Stresstoleranz und Schwierigkeiten, Spannungen auszuhalten, können zur Entstehung einer Essstörung beitragen. Schwierige familiäre Situationen begünstigen die Entwicklung einer Essstörung (Familien mit hoher Norm- und/oder Leistungsorientierung, Überbehütung, Konfliktvermeidung). Körperliche oder psychische Gewalterfahrungen können ebenfalls zur Entwicklung einer Essstörung führen. Essstörungen werden aber auch ganz wesentlich durch gesellschaftliche Normen und Einflüsse mitbestimmt. Sie entstehen vorwiegend in Ländern, in denen die Gesellschaft besonders großen Wert auf Schlankheit als ein anzustrebendes Ziel legt. Diese Botschaft übt vor allem bei jungen Mädchen einen großen Druck aus und führt häufig dazu, dass eine Diät begonnen wird. Der Body-Mass-Index (BMI) Der Body-Mass-Index (BMI) ist eine medizinische Richtlinie und berechnet die Relation des Körpergewichts zur Körpergröße. Mithilfe des BMI lassen sich unterschiedlich große Menschen in Bezug auf das Ausmaß ihres Über- oder Untergewichts vergleichen. Die Normgrößen für Kinder und Jugendliche sind altersabhängig und liegen etwas unter denjenigen für Erwachsene. Nach dem 16. Lebensjahr sind die BMI-Werte von Jugendlichen bereits mit denjenigen von Erwachsenen vergleichbar. Der BMI kann aber nur als ungefähre Richtlinie betrachtet werden, da jeder Körper anders ist und die Körperzusammensetzung (Fett, Muskeln, Knochen etc.) beim BMI nicht berücksichtigt wird. Bei der Bewertung der gesundheitlichen Gefährdung kommt es also nicht nur auf den BMI an, sondern auch auf die Art der Fettverteilung. Die Formel dazu lautet: BMI = Körpergewicht in kg : Körpergröße in m 2 Die Einheit des BMI ist demnach Körpergewicht in Kilogramm dividiert durch Körpergröße in Meter zum Quadrat. Dies bedeutet z. B.: Eine Person mit einer Körpergröße von 173 cm und einem Körpergewicht von 70 kg hat einen BMI von 23,4, also: 70 : 1,73 m 2 = 23,4. Die World Health Organisation (WHO) empfiehlt für Erwachsene folgende BMI-Klassifikation (WHO BMI Classification 2008): KLASSE Untergewicht Normalgewicht Übergewicht (Präadipositas) Übergewicht Grad I (moderates Übergewicht) Übergewicht Grad II (schweres Übergewicht) Übergewicht Grad III (morbide Adipositas) BMI (kg/m 2 ) < 18,5 18,5 24,9 25,0 29,9 30,0 34,9 35,0 39,9 > 40 3
4 Mit der folgenden Abbildung können Sie eine rasche Bestimmung des BMI vornehmen: Mit einem Lineal markieren Sie auf der linken Seite die Körpergröße und verbinden diese mit dem Körpergewicht auf der rechten Seite. In der Mitte können Sie den BMI ablesen. Body-Mass-Index Größe in cm BMI Gewicht in kg Morbide Adipositas Morbide Adipositas Adipositas Adipositas Übergewicht Übergewicht Normalgewicht Normalgewicht
5 Anorexia nervosa (Anorexie, Magersucht) Anorexia nervosa (nervlich bedingte Appetitlosigkeit) tritt am häufigsten bei heranwachsenden Mädchen und jungen Frauen im Alter von 15 bis 19 Jahren auf. Untergewicht allein rechtfertigt aber die Bezeichnung Magersucht noch nicht. Jugendliche sind aus Wachstumsgründen im Verhältnis zu ihrer Größe oft noch untergewichtig, was sich in der Regel später normalisiert. Die Diagnose Magersucht kann nur dann gestellt werden, wenn alle der nachfolgenden Kriterien erfüllt sind: Der Body-Mass-Index (BMI) ist gleich oder kleiner als 17,5. Durch strenges Fasten, übermäßiges körperliches Training, Missbrauch von Abführmitteln und/oder harntreibenden Mitteln (Diuretika) wird versucht, das Gewicht möglichst gering zu halten. Ausgeprägte Ängste vor Gewichtszunahme trotz Untergewicht beherrschen die betroffene Person. Die eigene Figur und das Körpergewicht werden verzerrt wahrgenommen. Die betroffene Person sieht ihren Körper nicht (mehr) realistisch. Sie fühlt sich trotz Untergewicht dick und unförmig. Gewisse Körperpartien (oft Bauch oder Oberschenkel) beschäftigen sie enorm (Körperschemastörung). Der Selbstwert hängt besonders stark von der Fähigkeit ab, das Gewicht zu kontrollieren. Es kann zur Beeinträchtigung der Geschlechtsdrüsenfunktion kommen: Bei Mädchen führt dies ohne hormonellen Ersatz zum Ausfall der Menstruationsblutung. Folgen von Magersucht Die sichtbarste Folge der Magersucht ist der extreme Gewichtsverlust. Durch die starke Unterernährung kommt es zu zahlreichen schädlichen Mangelerscheinungen und hormonellen Störungen (z. B. Ausbleiben der Regelblutung). Die häufigsten körperlichen Folgen der Magersucht sind Muskelschwäche, Hauttrockenheit, Haarausfall, Auftreten von flaumartiger Behaarung (Lanugo-Behaarung), Ödeme, Hautverfärbungen, Absinken der Körpertemperatur, verlangsamter Herzschlag, niedriger Blutdruck, Herzrhythmusstörungen oder Osteoporose (Knochenschwund). Neben den körperlichen Problemen der Magersucht kann es zu depressiven Verstimmungen, Konzentrationsstörungen, Leistungsabfall, Zwangsverhalten, rigidem Denken, sozialer Isolierung, Ängsten, Einschränkung der emotionalen Erlebnisfähigkeit und auch selbstverletzendem Verhalten (z. B. Ritzen) kommen. Etwa % der Erkrankten sterben letztendlich an den Folgen der Magersucht, die damit eine der höchsten Sterblichkeitsraten unter den psychischen Erkrankungen aufweist. 5
6 Woran können Sie magersüchtige SchülerInnen erkennen? Extremes Untergewicht oder Gewichtsschwankungen Häufiges Fehlen im Unterricht Verausgabung bis zur völligen Erschöpfung Auffälliges Rückzugsverhalten Depressive Verstimmungen Häufige Stimmungsschwankungen Verstecken des Körpers durch weite und lose fallende Kleidung Blaue Hände oder Lippen (ständiges Frieren) Hamsterbacken, trotz Untergewicht (Schwellung der Speicheldrüsen) Häufiger Toilettenbesuch auch während des Unterrichts Beste Schulleistungen trotz auffälliger Schwächezustände im Unterricht Auffällige Konzentrationsstörungen Ständige Unruhe beim Sitzen (permanenter Bewegungsdrang) Vermeidung von gemeinsamen Mahlzeiten (z. B. auf Landschulwoche) Heimliches Essen oder plötzliches Verschlingen von Essen Längeres Besetzen der Toilette nach dem Essen, säuerlicher Geruch und Reste von erbrochener Nahrung auf der Toilette Fotolia/Lawrence Gough 6
7 Bulimia nervosa (Bulimie, Ess-Brech-Sucht) Die Bulimie (aus dem Griechischen übersetzt: Ochsenhunger) tritt am häufigsten bei jungen Frauen zwischen 17 und 30 Jahren auf. Die Betroffenen essen in der Regel heimlich und alleine. In einer Fressattacke schlingen sie große, hochkalorische Nahrungsmengen hinunter und scheiden sie anschließend durch selbstinduziertes Erbrechen oder Einnahme von Abführmitteln wieder aus. Sie empfinden große Scham und Selbstverachtung für ihr Verhalten. Die Betroffenen leiden unter Konzentrationsstörungen und chronischer Müdigkeit, die Schulleistungen nehmen ab. Als zusätzliche psychische Störungen können Depressionen, Zwangs- und Angststörungen auftreten. Im Gegensatz zur Magersucht bleibt eine Bulimie oft längere Zeit unerkannt, weil sich das Gewicht der Betroffenen im Normbereich bewegt. Die Diagnose Bulimie wird nur dann gestellt, wenn alle nachfolgenden Kriterien erfüllt sind: Es treten wiederholte Essanfälle auf (gekennzeichnet durch Einnahme von großen Mengen an Lebensmitteln in einer abgeschlossenen Zeitperiode mit Kontrollverlust über das Essen). Die betroffene Person weist wiederholtes kompensatorisches Verhalten in Form von Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln und/oder harntreibenden Mitteln oder übermäßiger körperlicher Betätigung auf. Die betroffene Person beschäftigt sich exzessiv mit Figur und Körpergewicht. Der BMI ist größer als 17,5. Woran können Sie bulimische Schülerinnen erkennen? Im Frühstadium werden Sie eine bulimische Schülerin oder einen bulimischen Schüler meist kaum erkennen können außer sie oder er wendet sich vertrauensvoll an Sie. Bei fortgeschrittener Erkrankung gibt es aber folgende Hinweise: SchülerInnen, die normalgewichtig sind, haben dennoch das Gefühl, dick zu sein, und beschäftigen sich permanent mit dem Thema Gewicht und Essen. Runde, geschwollene Wangen im Kontrast zu einer dünnen oder normgewichtigen Figur Ein aufgedunsenes Gesicht Zahnfleisch- und Zahnschäden durch ständiges Erbrechen Auffälligkeiten an den Handknöcheln (durch häufigen Kontakt der Hände mit den Zähnen) SchülerInnen ziehen sich während Ausflügen oder Landschulwochen nach dem Essen immer wieder unter Vorwänden zurück, um zu erbrechen. Konzentrationsprobleme und Lernschwierigkeiten Auffällige Stimmungsschwankungen 7
8 Was können Sie als LehrerIn tun? 1 Als LehrerIn können Sie das Essverhalten Ihrer SchülerInnen nicht erleben, außer wenn Sie mit ihnen auf Landschulwoche oder einen Ausflug fahren. Eine Bulimieerkrankung ist prinzipiell schwer erkennbar, da sich das Gewicht der Jugendlichen meist nicht verändert. Eine Anorexieerkrankung erkennen Sie meist erst dann, wenn sich bei den Jugendlichen schon auffällige körperliche Veränderungen zeigen. Trotzdem werden Ess störungen bei Schülerinnen und Schülern oftmals als Erstes von ihren Lehrerinnen und Lehrern erkannt, noch bevor die Eltern den Zustand ihres Kindes wahrnehmen. Essgestörte Jugendliche versuchen auf diesem Weg, Kontrolle über ihr Leben zu erhalten, mit Spannungen in der Familie, seelischen Konflikten und Unsicherheiten mit sich selbst und anderen umzugehen. Deswegen sollten Sie sehr umsichtig bei der Kontaktaufnahme sein; seien Sie auch darauf gefasst, auf ablehnendes oder aggressives Verhalten zu stoßen. Erarbeiten Sie einen Strategieplan! Um im Verdachtsfall Handlungsstrategien bei der Hand zu haben, legen Sie gemeinsam mit Ihren Kolleginnen und Kollegen fest, was zu tun ist. Wie sollen die LehrerInnen reagieren, zu welchen Institutionen nehmen Sie Kontakt auf? Bilden Sie Netzwerke mit den regionalen Beratungsstellen und Insti tutionen, und binden Sie den schulpsychologischen Dienst mit ein. Veranstalten Sie regelmäßige Informationsveranstaltungen oder Elternabende zum Thema Essstörungen. Beratungseinrichtungen können Ihnen sicherlich mit einem Vortrag entweder in der Klasse oder im Kollegium weiterhelfen. Tauschen Sie sich im Kollegium aus! Wenn Sie bei einer Schülerin bzw. einem Schüler Auffälligkeiten bemerken, sprechen Sie mit Ihren Kolleginnen und Kollegen, die ebenfalls in dieser Klasse unterrichten, und stellen Sie fest, ob sich Ihr Verdacht erhärtet. Sprechen Sie Ihre Wahrnehmung direkt an! In einem Gespräch unter vier Augen sollten Sie die betroffene Schülerin bzw. den betroffenen Schüler mit Ihrer Wahrnehmung konfrontieren. Wahrscheinlich wird die bzw. der Jugendliche Ihren Verdacht zurückweisen oder andere Erklärungen für ihr bzw. sein Verhalten liefern. Zeigen Sie Verständnis, aber machen Sie deutlich, dass Sie sich Ihre Sorge nicht nehmen lassen. Das Problem benannt zu haben, ist ein erster Schritt, Problembewusstsein zu erzeugen und eine Reflexionsbasis zu schaffen. Nehmen Sie Kontakt zu den Eltern auf! Die Verantwortung für die Gesundheit der SchülerInnen liegt bei den Eltern, deshalb müssen diese verständigt werden. Vielleicht haben die Eltern bereits eine Vermutung und werden nun durch Ihre Wahrnehmung darin bestärkt, aktiv zu werden. Stellen Sie aber keine Diagnose, sondern raten Sie zum Arztbesuch, um die Auffälligkeiten durch eine Expertin oder einen Experten abklären zu lassen. Moti vieren Sie die Eltern auch, mit einer Beratungsstelle Kontakt aufzunehmen. Machen Sie Essstörungen zum Unterrichtsthema! Binden Sie Beratungsstellen in den Unterricht ein. Die MitarbeiterInnen können in der Schule Workshops anbieten, oder die Klasse kann eine Beratungsstelle besuchen. In schweren, lebensbedrohlichen Fällen handeln Sie sofort! Handeln Sie sofort, wenn Sie eine Suizidgefahr vermuten oder wahrnehmen. Suchen Sie das Gespräch, und sagen Sie klar, dass Sie Hilfe einschalten werden. Falls die Betroffene bzw. der Betroffene Hilfe verweigert, nehmen Sie Kontakt mit der Schulärztin bzw. dem Schularzt oder mit der Schulpsychologin bzw. dem Schulpsychologen auf. 1 Vgl. (dl , 14:55 Uhr) 8
9 Hilfreiche Internetadressen
10 Literatur zum Thema Essstörungen zum Weiterlesen Baeck, Sylvia: Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen Ein Ratgeber für Eltern, Geschwister, Angehörige und Lehrer. Lambertus: Freiburg 1994 Becker, Kuni: Die perfekte Frau und ihr Geheimnis. Rowohlt: Reinbek 1994 Beeken, Claire; Greenstreet, Rosanna: Mein Körper, mein Feind. Lübbe: Bergisch Gladbach 1998 Bruch, Hilde: Essstörungen Zur Psychologie und Therapie von Übergewicht und Magersucht. Fischer: Frankfurt/M Bruch, Hilde: Der goldene Käfig Das Rätsel der Magersucht. Fischer: Frankfurt/M Bruch, Hilde: Das verhungerte Selbst Gespräche mit Magersüchtigen. Fischer: Frankfurt/M Franke, Alexa: Wege aus dem goldenen Käfig Anorexie verstehen und behandeln. Beltz: Weinheim 2003 Gerlinghoff, Monika: Magersucht und Bulimie. Beltz: Weinheim 2001 Gerlinghoff, Monika; Backmund, Herbert; Mai, Norbert: Magersucht und Bulimie verstehen und bewältigen. Beltz: Weinheim 1999 Hornbacher, Marya: Alice im Hungerland Leben mit Bulimie und Magersucht. Ullstein: Berlin 2001 Kuhn, Dörte: Big Gym Fitness für Dicke So macht Bewegung bei Übergewicht (wieder) Spaß. Verlag im Kilian: Marburg 2001 Lawrence, Marilyn: Satt und hungrig Frauen und Essstörungen. Rowohlt: Reinbek 1989 MacLeod, Sheila: Hungern, meine einzige Waffe Autobiographie einer Magersüchtigen. Droemer Knaur: München 1983 Orbach, Susie: Anti-Diät-Buch I Über die Psychologie der Dickleibigkeit, die Ursachen von Esssucht. Frauenoffensive: München 1980 Orbach, Susie: Anti-Diät-Buch II Eine praktische Anleitung zur Überwindung von Esssucht. Frauenoffensive: München 1983 Orbach, Susie: Hungerstreik Ursachen der Magersucht, neue Wege zur Heilung. Econ: Düsseldorf 1987 Schimpf, Monika: Selbstheilung von Essstörungen für langjährige Betroffene. Ein Arbeitshandbuch. borgmann publishing GmbH: Dortmund 1995 Seyfahrt, Kathrin: SuperSchlank? Zwischen Traumfigur und Essstörungen. Kösel: München 2000 Treasure, Janet: Gemeinsam die Magersucht besiegen. Ein Leitfaden für Betroffene, Freunde und Angehörige. Beltz: Weinheim 2001 Valette, Brett: Suppenkaspar und Nimmersatt Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Rowohlt: Reinbek 1990 Vandereycken, Walter; Meermann, Rolf: Magersucht und Bulimie Ein Leitfaden für Betroffene und Angehörige. Huber: Göttingen 2000 Wardetzki, Bärbel: Iss doch endlich mal normal Hilfen für Angehörige von essgestörten Mädchen und Frauen. Kösel: München 2002 Wise, Karen: Wenn Essen zum Zwang wird Wege aus der Bulimie. PAL-Verlag: Mannheim
11 Literaturtipps für Jugendliche Antonis, Jessica: Hunger nach weniger Geschichte einer Magersucht. Ueberreuter: Wien 2001 Hede, Maria: Spiegelblicke. Arena: Würzburg 1990 Fehér, Christine: Dann bin ich eben weg Geschichte einer Magersucht. Sauerländer: Aarau 2002 Kleinschmid, Hannelore: Anna will nicht essen. Rowohlt: Reinbek 1991 Nöstlinger, Christine: Gretchen hat Hänschen-Kummer. Oetinger: Hamburg 1983 Pressler, Mirjam: Bitterschokolade. Beltz & Gelberg: Weinheim 2001 Schlipper, Annette: Finger in den Hals. Patmos: Düsseldorf 1991 Zouari, Fawzia: Das Land, in dem ich sterbe Die wahre Geschichte meiner Schwester. Ullstein: Frankfurt-Berlin 2000 DVD-Tipp für die Präventionsarbeit Ana Ex. Wie die Magersucht siegt und wie sie scheitert. Carl-Auer Verlag, DVD, 30 Minuten Die DVD des Instituts für systemische Therapie Ana Ex bringt Betroffenen, ihren Angehörigen und Fachleuten dieses ernste Thema spielerisch näher und unterstützt bei der Bewältigung der Krankheit. Ana Ex kann in der Präventionsarbeit, Jugendarbeit, Schule und Angehörigenbegleitung genutzt werden. Ana Ex unterstützt die Methode der Externalisierung, d. h., sie hilft den Betroffenen, sich von den problembehafteten Beschreibungen ihres Lebens zu lösen, und macht Ressourcen sichtbar, die ermöglichen, als Familie, Gruppe oder Team gegen das Symptom vorzugehen. Ana Ex ist die personifizierte Anorexie, verkörpert von einer Puppe. Im Gespräch mit einer Therapeutin plaudert sie aus der Schule und beantwortet bereitwillig Fragen: Welchen Einfluss hat sie auf das Leben junger Menschen? Wer unterstützt sie, wenn sie ihre Macht vergrößert? Welche Strategien setzt sie ein, um das betroffene Mädchen, den betroffenen Burschen von anderen zu isolieren? Weniger bereitwillig als viel mehr widerwillig antwortet Ana Ex, wenn es um ihre Schwachpunkte, um ihre Feinde, um ihr Scheitern geht. Doch dank des hartnäckigen Nachfragens der Therapeutin verrät sie, wie Betroffene, deren Familien und HelferInnen erfolgreich den Kampf gegen sie gewinnen können. 11
12 Mag. a Michaela Sit Jahrgang 1961, geboren und aufgewachsen in Wien Psychologiestudium an der Universität Wien Klinische und Gesundheitspsychologin Systemische Familientherapeutin in institutionellem Kontext sowie in freier Praxis 12
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