Nachhaltigkeit als Bildungsauftrag? Klimafreundliches Lokstedt

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Holger Armbruster
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1 Nachhaltigkeit als Bildungsauftrag? Klimafreundliches Lokstedt Dokumentation 8. Lokale Bildungskonferenz Lokstedt am 19. April 2018

2 Die Schulleiterin und Gastgeberin Patricia Müller begrüßt die TeilnehmerInnen der 8. Lokalen Bildungskonferenz Lokstedt und gibt einen Überblick zur Geschichte und Gegenwart der Schule Döhrnstraße, Lokstedts ältester Schule. Anschließend begrüßt Moderatorin Christin Döring die TeilnehmerInnen. Nach einer kleinen Einführung in die Thematik Nachhaltigkeit mit Begriffsklärung erläutert sie den geplanten Ablauf des Abends. Konkretes Ziel der 8. LBK Lokstedt ist es, folgende Frage zu diskutieren: Wie kann das Thema Nachhaltigkeit von schulischen und außerschulischen Bildungseinrichtungen vermittelt werden? Und wie können wir alle gemeinsam spezielle Umweltprojekte hier vor Ort in Lokstedt umsetzen? Die Auftaktveranstaltung beschränkt sich auf die Bereiche Energie, Abfall und Mobilität. Impulsreferate Cordula Vieth, Referatsleiterin Umwelterziehung und Klimaschutz des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg (LI), gibt eine Einführung in das Konzept der Klimaschule und der Umweltschule. Zurzeit gäbe es 60 bzw. 51 dieser Schulen in Hamburg, die Klimaprojekte systematisch umsetzen würden. Bei der Realisierung wird mit Unterstützung des LI ein schuleigener Klimaschutzplan mit Zielen und Maßnahmen, sowohl pädagogische wie auch technische, entworfen. Die dabei berücksichtigten Handlungsfelder sind: - Wärme - Strom - Abfall - Beschaffung - Ernährung und Mobilität Weiterhin erklärt Frau Vieth, dass sich das Konzept für alle Schulformen eigne und Euro für Klimaschulen in Hamburg zur Verfügung gestellt worden seien. Das Gütesiegel Klimaschule werde alle zwei Jahre neu vergeben. Ein wichtiger Partner bei diesem erfolgreichen Projekt ist Schulbau Hamburg. 1

3 Aus der Lehrerperspektive berichtet Dr. Ricki Rosendahl vom Gymnasium Corveystraße, das bereits zum dritten Mal das Siegel Klimaschule erhalten hat. Dort leitet sie die Umweltund Klima-AG. Die Anforderungen als Klimafreundliche Schule spiegeln sich in der pädagogischen Arbeit, der technischen Ausstattung und den durchgeführten Umweltprojekten wider. Zur pädagogischen Aufgabe zähle es demnach, den Klimaschutz im Unterricht ausführlich zu besprechen. Dabei unterstützt eine sogenannte fifty/fifty-kiste des LI mit verschiedenen Messgeräten und Unterrichtsanregungen. Frau Dr. Rosendahl erzählt, dass Schülerinnen und Schüler als Klimaschützerinnen und Klimaschützer bestimmte Aufgaben in der Schule übernähmen. In der Umwelt- und Klima-AG engagierten sich Eltern, Lehrer und Schüler gemeinsam. Zur Optimierung der Technik wurde im Gymnasium Corveystraße beispielsweise die Lichtanlage erneuert, der Heizungsstrang verändert sowie eine Kaffeemaschine ohne Kapseln angeschafft. Weiterhin wurden fast alle Klassenräume mit Vorhängen ausgestattet. Folgende Projekte gibt es an der Klimaschule: - Corvey-Becherheld: Thermosbecher für Kakao und Tee in der Mensa - Ein Pfand fürs Klima: Erlös von in einer großen grünen Dose gesammelten Pfandflaschen wird an klima- und umweltfreundliche Organisationen gespendet - Faire Pause: Schüler verkaufen fair gehandelte Schokolade - Schulgarten: Anpflanzen von bienenfreundlichen Pflanzen Frau. Dr. Rosendahl beschreibt abschließend, mit wie viel Freude die SchülerInnen und die Lehrerschaft die Projekte angehen und welche positive Wirkung die Arbeit der AG auf die Schule, und die der Kinder auf ihre Eltern haben. Svenja Timm vom Bezirksamt Eimsbüttel und Toya Engel von der HafenCity Universität Hamburg stellen das Projekt ClimateSmartCity Klimafreundliches Lokstedt vor, das als Pilotprojekt im August 2016 im Stadtteil Lokstedt startete und im Juli 2019 beendet werden soll. Frau Timm erläutert das Ziel des Forschungsprojektes. Es ginge in erster Linie darum, Klimaschutz mit der Stadtentwicklung und dem Alltag der Menschen in Lokstedt zusammenzubringen. Dabei stehen drei Handlungsfelder im Fokus: Haushaltsenergie, Mobilität und Abfallwirtschaft. Durch die Befragung von und der Zusammenarbeit mit Lokstedtern sollen Motivationslagen verstanden und daraus entsprechende Maßnahmen entwickelt werden. Frau Timm weist darauf hin, dass auch eine Kinder- und Jugendbeteiligung geplant sei und man sich in Kürze mit den Schulen im Stadtteil in Verbindung setzen werde. Frau Engel berichtet von der Kooperation mit sogenannten Klimaschutzpionieren im Stadtteil. Das sind lokale Vorreiter im Umwelt- und Klimaschutz, die sich dezentral organisieren. Als Beispiel nennt sie im Bereich Mobilität die Fahrradgarderobe und Mobil ohne Auto Nord e.v., die 2017 eine Fahrradsternfahrt mit über Teilnehmern veranstaltet haben. 2

4 Pause mit kleinem Imbiss. Das Catering wurde vom Kleinen Hofcafé geliefert. Nach der Pause kommen alle TeilnehmerInnen an einem Tisch zur Diskussion zusammen: Welche Erfahrungen und Ideen gibt es für die Vermittlung und Umsetzung von umweltund klimafreundlichen Themen in den Bereichen Mobilität, Abfall und Energie? Austausch und Ideen Ergebnisse Mobilität Viele TeilnehmerInnen beschreiben die chaotische Parksituation morgens vor den Schulen. Erik Schönwald vom Elternrat der Schule Döhrnstraße berichtet von der Aktion Ohne Auto zur Schule. Die dafür verteilten Flyer zeigten jedoch nur eine geringe Wirkung. Verschiedene Ideen werden zusammengetragen: - Einsatz von Lotsen, die die Kinder an bestimmten Sammelpunkten abholen und zur Schule bringen (Laufbus) - Entwicklung einer App für die bessere Organisation von Fahrgemeinschaften - Schulweg-Training mit Schulklassen zur Erhöhung der Selbständigkeit der Mädchen und Jungen - Anbringung von selbstgestalteten Zetteln an die Autoscheibe von Falschparkern durch die SchülerInnen - Positive Belohnungs-/Anreizsysteme zur Verstetigung nachhaltiger Maßnahmen, bspw. Ohne Auto zur Schule Ergebnisse Abfall Die Schulleiterin Patricia Müller erklärt, dass alle Klassen in ihrer Schule Möglichkeiten zur Mülltrennung hätten. Die SchülerInnen trennen Plastik und Papier vom Hausmüll. Für den Biomüll stehen kostenfreie grüne Tonnen zur Verfügung. Um auf die Verschwendung von Essen aufmerksam zu machen, veranstaltet die Schule eine Aktionswoche. Übriggebliebene Nahrungsmittel werden an den Lokstedter Verein Anstoß gespendet, die diese wiederum freitags bei der Tafel an bedürftige Menschen verteilt. Dr. Ricki Rosendahl vom Gymnasium Corveystraße berichtet von der Kooperation mit der Klosterschule, die Essensreste weiterverwertet. Bei der Mülltrennung gibt es laut Frau Dr. Rosendahl Schwierigkeiten, da die SchülerInnen keinen festen Klassenraum haben. Einige Ideen werden genannt: - Möglichkeiten der Mülltrennung schaffen - Kinder, Eltern und LehrerInnen sollten beim Pausensnack Verpackungsmüll vermeiden - Anschaffung von Wasserbehältern zum Nachfüllen von Trinkflaschen, um die Mitnahme von Plastikflaschen zu vermeiden Ergebnisse Energie Dr. Ricki Rosendahl erzählt von ihren Erfahrungen in der Klimaschule Gymnasium Corveystraße. So gäbe es dort zum Beispiel Energiesparsteckdosen. Die Heizungen seien auf 3 gestellt und wenn der CO2-Gehalt in der Luft zu hoch sei, was durch ein Messgerät 3

5 festgestellt werden könne, erst dann werden die Fenster zum Lüften geöffnet. Sie empfiehlt ein Stoßlüften von 3 bis 5 Minuten und Teilnahme am fifty-fifty-programm (finanzielle Belohnung der Schulen bei Energieeinsparungen) Folgende Anregungen werden gemacht: - Bewusster Umgang mit der Heizung - Angemessenes Lüften - Verdunklung der Räume durch entsprechende Vorhänge - Nutzung von regionalen Produkten Abschluss Die Moderatorin dankt der Schulleiterin Patricia Müller, Dr. Sebastian Dorsch, dem Leiter des Koordinatorenteams der LBK Lokstedt, Matthias Eichhorn vom Bezirksamt Eimsbüttel, Angelika Seidel von der Hamburger Schulbehörde sowie allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen. Sie weist auf die geplante Fortsetzung der LBK Lokstedt mit dem Thema Nachhaltigkeit im Herbst 2018 in der Plakatwerkstatt hin. Fazit Alle TeilnehmerInnen sind sich dahingehend einig, dass das Thema Nachhaltigkeit an allen schulischen und außerschulischen Bildungseinrichtungen im Stadtteil eine zentrale Rolle spielen muss. Zum einen betrifft es die pädagogische Vermittlung im Unterricht und in Kursen. Aber genauso bedeutend sei es ebenfalls, in der Schule oder in anderen Einrichtungen Lokstedts mit gutem Beispiel voranzugehen und umweltund klimafreundliches Handeln zu fördern, sei es durch Projekte, Aktionstage oder technische bzw. bauliche Maßnahmen. Dabei sei der Erfahrungsaustausch der Einrichtungen untereinander sehr wichtig, um am Erfolg der anderen zu partizipieren. Auch diese LBK Lokstedt hat zur besseren Vernetzung im Stadtteil beigetragen. Die Möglichkeit, sich mit anderen Akteuren im Stadtteil auszutauschen und neue Akteure kennenzulernen, nutzen die TeilnehmerInnen ausgiebig. Für das Protokoll: Christin Döring, Moderatorin 4

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