Praktische Herausforderungen der Langzeitarchivierung von Retrodigitalisaten

Transkript

1 Praktische Herausforderungen der Langzeitarchivierung von Retrodigitalisaten Dr. Thomas Stäcker (HAB Wolfenbüttel); München,

2 Gründe für die Langzeitarchivierung Ersatz im Falle des Verlusts des Originals Sicherung der durch in der Digitalisierung erbrachten Investitionen Bewahrung des Masters als primären access-point bzw. Ausgangspunkt für Derrivate

3 Anforderungen an die trägerbasierte Langzeitarchivierung Haltbarkeit des Speichermediums Schutz gegen negative Umwelteinflüsse wie Kälte, Hitze, Feuchtigkeit)...

4

5 Entwicklung: Abnahme der Haltbarkeit des Trägers Lebensdauer praktisch unbegrenzt 30 - mögl Jahre 3- mögl. 30 Jahre Foto: Niklas Bildhauer Foto: Christian Jansky

6 Ende des trägerbasierten Zeitalters (ca Jahre) Langzeitarchivierung in der Praxis

7 Information als Bitstream schneller Träger statt stabiler Träger (PANTA REI); redundante Speicherung: Sicherung der Bitebene Standardisierung des Datenstroms durch Formate: Sicherung der Inhaltsebene Sicherung der digitalen Bibliothek durch organisatorische Maßnahmen

8 Sicherung der Bitebene Festplatten (z.b. redundante RAID Systeme), Bandsysteme disloziertes redundantes Archivieren (außer Haus; Verbünde; DNB)

9 Sichern des Bitstream - Probleme Archivierungskosten (direkt, indirekt: z.b. Stromkosten für Festplattenbetrieb und Klimatisierung) Transport (über Netze) Wiederherstellung (insb. von Bändern)

10 Imagearchivierung HAB (HSS/Drucke bis ca. 1800) Beginn: 1998; : Aufnahmen / 7 TB Aufnahmen Beginn : Aufnahmen / 7 TB 2005: Aufnahmen / 1 TB 2006: Aufnahmen / 1 TB 2007: Aufnahmen / 6 TB 2008: Aufnahmen / 8 TB 8 6 TB 2009: Aufnahmen / 8,5 TB : Aufnahmen / 12 TB Stand Jan. 2011: Aufnahmen / 46 TB Jährliche Kosten: Euro (geschätzt)

11 Kritische Faktoren Speicherkosten Digitalisierungsprojekte Formate

12 Relevante Formate (nur verlustfrei) TIFF uncompressed 100% TIFF compressed (LZW) ca. 70% PNG ca. 60% JPEG2000 (lossless) ca. 50% Vgl.

13 Formate und Standards Imageformate LZA-Perspektive Speicherbedarf Funktionalität (workflow) TIFF TIFF (LZW) O O + PNG + O O JP

14 Qualitätsanforderungen mind. 300dpi Auflösung Farbe (24bit) Farbmanagement hochwertige Kamera- oder Scannertechnik

15 Sicherung der Inhalte Migration Emulation Nichtstun?

16 Beispiele für nicht migrierte oder emulierte Signifikate: > Aufgabe für zukünftige Datenarchäologen Abbildungen aus wikipedia

17 Formate und Standards Deskriptive Metadaten (Verbundkatalogisierung [Verknüpfung über persistente identifier]; MARC, MODS) Administrative Metadaten (PREMIS, METS) Technische Metadaten (entweder explizit, z.b. MIX, oder implizit) Strukturelle Metadaten (Inhaltsbeschreibung, TEI, METS) Langzeiterhaltungsmaßnahmen beziehen sich sowohl auf die Inhaltsdaten als auch auf die Metadaten. (nestor-materialien 8) Nur Formate aus der XML Familie verwenden. PDF/A nur im begründeten Notfall.

18 Organisatorisches - Ablagestrukturen Keep it simple! Betriebssystemsübergreifende Ordnerstrukturen, ASCII-Basis Ablage nach Exemplaren (Signaturen) Namensvergabe menschenlesbar (normalisierte Signaturen)

19 Organisatorisches - Datenverwaltung WDBpro ZEND Goobi

20 Organisatorisches - Dokumentation Langzeitarchivierung in der Praxis

21 Empfehlungen aus der Praxis Grundsätzlich bei Digitalisierungsprojekten die Archivierung mitdenken Archivierungskonzepte auf der Basis konkreter finanzieller und struktureller Möglichkeiten entwickeln Standardisierte Metadaten verwenden, aber nur nötige Metadaten verwenden (keep it simple) Orientierung an generischen Archivierungsmodellen (OAIS-Referenzmodell)

22 Praktische Herausforderungen der Langzeitarchivierung von Retrodigitalisaten Dr. Thomas Stäcker (HAB Wolfenbüttel); München,