TA als sozialer Lernprozess: Soziotechnische Szenarien für ein nachhaltiges Energiesystem

Transkript

1 TA als sozialer Lernprozess: Soziotechnische Szenarien für ein nachhaltiges Energiesystem Michael Ornetzeder und Petra Wächter Institut für Technikfolgen-Abschätzung, ÖAW, Wien TA 12: Nachhaltigkeit durch Technik? Wien, 4. Juni 2012

2 Überblick Nachhaltigkeit und TA am Beispiel Energiesystemwandel Systeminnovation und soziotechnische Perspektive Beispiel E-Trans 2050 : Kombination von explorativen und normativen Szenarien Resümee

3 Nachhaltigkeit und TA am Beispiel Energiesystemwandel Wandel des Energiesystems eine der zentralen Herausforderungen unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten Probleme Begrenztheit fossiler Ressourcen Ineffiziente Nutzung Ungleicher Zugang zu Energieressourcen Risiken und Nebenfolgen (globale Erwärmung, lokale Emissionen etc.) European commission: Reinvention and radical transformation of the energy system is the critical challenge of the 21st Century (SET-plan) Welche Rolle(n) kann die TA dabei spielen?

4 Neue Aufgaben für die TA? Grundlegende Transformation des Energiesystems geht weit über die Entwicklung neuer Technologien hinaus Fokus der TA muss sich erweitern von einem engen Technologiebegriff zu einer breiten soziotechnischen Perspektive von technischer Innovation zu Systeminnovation Soziale Lernprozesse anregen und begleiten Soziotechnische Szenarien Umgang mit Unsicherheiten Spektrum von Möglichkeiten aufzeigen Gestaltungsmöglichkeiten ausloten

5 Bsp: Elektrizitätssystem (Source: Geels 2005)

6 Projekt E-Trans 2050 Österreichischer Klima- und Energiefonds, Programm Neue Energien 2020 Projektpartner IFZ - Interuniversitäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur AIT - Foresight & Policy Development Department ITA - Institut für Technikfolgen-Abschätzung der ÖAW Dieses Projekt wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms ЕNERGIE DER ZUKUNFT durchgeführt.

7 Ziele und Design des Projekts Projektziele Entwicklung von soziotechnischen Szenarien für das österreichische Energiesystem (Perspektive 2050) Identifikation von zentralen Handlungsfeldern Diskussion von Gestaltungsoptionen und -strategien Vorgangsweise Kombination von explorativen und normativen Szenarien Diskussion des gesamten System und von Teilaspekten Methoden: Literaturarbeit, Interviews und Workshops mit ExpertInnen und Stakeholdergruppen

8 Soziotechnische Szenarien Energiesystem umfassend definiert, offen gegenüber Randbereichen Szenarien beschreiben Technologieoptionen und die Verbreitung und Nutzung neuer Energietechnologien Sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen (wirtschaftliche Entwicklung, demographische Veränderungen, gesellschaftliche Trends, Lebensstile etc.) Institutionelle, soziale und ökonomische Strukturen des Energiesystems Energiesystem als soziotechnisches System

9 Szenarienübersicht Drei Rahmenszenarien als Ausgangspunkt: Differenziert in zwei Workshops A) Systemoptimierung und ökol. Modernisierung A1) nationale Eigenständigkeit A2) starke EU, Liberalisierung und Globalisierung B) Radikaler Wandel zu einem nachhaltigen Energiesystem B1) Globale Nachhaltigkeit B2) Nachhaltiges Österreich C) Break-Down Szenario (Krisenszenario) C1) Lokalisierung C2) Zentralisierung C3) Mischform aus Lokalisierung und Zentralisierung

10 Backcasting in zwei ausgewählten Feldern Ausgangspunkt: Radikal nachhaltiges Zukunftsbild 2050, basierend auf den Rahmenszenarien Raumnutzung und Energie Bedeutung von Modellprojekten für die langfristige Veränderung von Siedlungsstrukturen (z.b. an Entwicklungsachsen) Steuerung eher über Wohnbauförderung als über klassische Planungsinstrumente (Raumplanung) Regionale Ressourcen- und -verbrauchspläne notwendig Transformation der Strominfrastruktur ( Smart Grids ) Starker Fokus auf digitale Stromzähler ist kontraproduktiv Fehlende regionale Planungskoordination und -kompetenz Neue Planungseinheiten werden notwendig (geografisch, thematisch)

11 Resümee Soziotechnische Szenarien öffnen die Perspektive auf das Zusammenwirken verschiedener Bereiche Workshop-Formate machen unterschiedliche Positionen sichtbar und fördern Aushandlungsprozesse Backcasting in ausgewählten Feldern ermöglicht Konkretisierung - auf Basis der langfristigen Szenarien Überprüfung herkömmlicher technologiepolitischer Instrumente und Strategien Bedarf an neuen Regeln, Akteuren und Institutionen Genereller Beitrag der TA zu soziotechnischem Wandel: Entwicklung einer Foresight-Kultur