TRADITIONELLE ZAHNTECHNIK NEU INTERPRETIERT

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1 Outsourcing von CAD/CAM-gestützt gefertigten Doppelkronen TRADITIONELLE ZAHNTECHNIK NEU INTERPRETIERT Ein Beitrag von Ztm. Andreas Leimbach, Neu-Ulm/Deutschland KONTAKT Andreas Leimbach Die Zahnwerkstatt Weißenhorner Straße Neu-Ulm Fon Fax info@andreasleimbach.com INDIZES Abnehmbarer Zahnersatz CAD/CAM Doppelkronen Fräsen Friktion P a s s u n g Primärkrone Sekundärkrone S L M DD-CODE nf78x Einfach diesen dd-code in das Suchfeld auf eintragen und zusätzliche Inhalte abrufen 92 dental dialogue 16. JAHRGANG 8/15

2 Doppelkronen gehören seit Jahrzehnten zu den bewährten Verankerungselementen für herausnehmbaren Zahnersatz. Auch Ztm. Andreas Leimbach ist von den Vorteilen dieser Befestigungsart überzeugt. Daher widmet er sich in diesem Beitrag der Anfertigung eines teleskopierenden Zahnersatzes und liefert dabei eine Neuinterpretation dieses traditionellen zahntechnischen Haltelements: CAD/CAM-gestützt gefertigte Doppelkronen. LITERATUR [1] Lehmann KM, Gente M. Doppelkronen als Verankerung für herausnehmbaren Zahnersatz. In: Ketterl W, ed. Deutscher Zahnärzte Kalender Vol. 47. München, Wien: Carl Hanser Verlag pp , 1988 [2] Setz J. Expertenfokus Doppelkronen. Quintessenz Zahntechnik 33 (12): , 2007 [3] Starr RW. Removable bridge-work Porcelain cap-crowns. Dental Cosmos 28: 17-19, 1886 [4] Strietzel R, Doppelt hält besser, dental dialogue 6 (16): 30-36, 2015 [5] Weigl P. Vollkeramische Primärkronen im Teleskopsystem. In: Heidemann D, ed. Deutscher Zahnärztekalender München, Wien: Hanser Verlag, pp , /15 dental dialogue 16. JAHRGANG 93

3 01 Das Geller-Modell der Ausgangssituation zeigt den restbezahnten Oberkiefer. Dieser soll mit einer über Doppelkronen fixierten Brücke versorgt werden Ist Friktion Fiktion? mit dieser Frage werden Zahntechniker seit einiger Zeit von Bego auf CAD/CAM-gestützt gefertigte Doppelkronen aufmerksam gemacht. Auch wir sind neugierig geworden und haben uns mit dem Konzept auseinandergesetzt. Bislang erreichen wir bei der Herstellung von Doppelkronen-Arbeiten auf konventionellem Weg sehr gute Ergebnisse. Sofern wir uns für den Arbeitsalltag jedoch Vorteile versprechen, stehen wir grundsätzlich neuen Methoden offen gegenüber. Mit CAD/CAM-gestützt gefertigten Doppelkronen werden reproduzierbare Ergebnisse in hoher Materialqualität angestrebt. Da wir unsere Arbeitsabläufe regelmäßig im Sinne der Qualität und Effizienz hinterfragen und optimieren, haben wir die bei Bego hergestellten Doppelkronen und das damit verbundene Vorgehen getestet. CAD/CAM als Selbstverständlichkeit Generell definiert sich moderne Zahntechnik aus unserer Sicht nicht durch CAD/CAM. Für uns ist sie vielmehr die Symbiose aus traditionellem Handwerk, akkurater Handarbeit, gelungener Teamarbeit sowie modernen Materialien und Technologien. Die externe Fertigung ermöglicht es uns, dass wir ohne hohe Investitionen von den Vorteilen der digitalen Welt profitieren. Dadurch sind wir in der Lage, Prozesse zu optimieren und uns wirtschaftlich entsprechend am Markt zu positionieren. In unserem Labor laufen analoge und digitale Verfahren parallel. Wir arbeiten handmade und erachten das zahntechnische Können als Fundament unseres Tuns. Die Veredlung eines maschinell gefertigten Gerüstes, die filigrane Schichtung eines Veneers oder die patientenspezifische Planung eines Zahnersatzes bestimmen unseren zahntechnischen Alltag. Bei einigen Produktionsprozessen profitieren wir vom Outsourcing, ohne dabei unsere zahntechnische Philosophie vernachlässigen zu müssen. So ist der gezielte Einsatz von CAD/CAM für uns zu einer sinnvollen Ergänzung geworden. Seit einiger Zeit auch für Doppelkronen. Alt bewährt und trotzdem State-of-the-Art Die Doppelkronen-Technik wird seit Jahrzehnten angewandt beschrieb erstmals der Zahnarzt R. W. Starr (USA) eine abnehmbare, mittels Doppelkronen befestigte Brücke. Als Primärteile fungierten zylindrische Ringbandkappen [1, 2, 3]. Die Sekundärkonstruktion befestigte er mit Guttapercha (thermoplastisches Füllmaterial) auf den zementierten Primärstrukturen. Heute gilt die Doppelkrone als eine der am häufigsten verwendeten Verankerungsarten für abnehmbaren Zahnersatz. Ob auf natürlichen Zähnen oder auf Implantaten, die universelle Anwendung, die guten Reinigungsmöglichkeiten, der hohe Patientenkomfort und die einfachen Erweiterungsmöglichkeiten gehören zu den Vorteilen der Doppelkronen [4]. Zudem werden durch den optimalen Belastungsausgleich der prothetischen Versorgung die Pfeiler weitestgehend physiologisch beansprucht [5]. Grundlagen: Doppelkronen und ihre Nomenklatur Doppelkronen bestehen aus einer Patrize (Primärteil) einer parallelwandigen Innenkrone und der dazu korrespondierenden Matrize (Sekundärteil) eine anatomisch geformte Außenkrone. Da die Patrize fest auf dem Pfeiler (Zahn oder Implantat) verankert ist, bezeichnet man die Art der Versorgung als festsitzend-herausnehmbaren Zahnersatz. Unterschieden wird je nach Retentionsmöglichkeit in Zylinderteleskop, Konuskrone oder Resilienzteleskop. Das Zylinderteleskop hat parallel gefräste Wände; die Haltefunktion beruht auf dem Prinzip der Friktion. Die Konuskrone ist leicht konisch gestaltet und sorgt durch Klemmhaftung für Halt. Als mögliche Lösung bei stark reduziertem Restzahnbestand wird das Resilienzteleskop beschrieben. Hier wird zwischen Primär- und Sekundärteil ein Spalt belassen und so eine rein parodontale Lagerung des Zahnersatzes umgangen. 94 dental dialogue 16. JAHRGANG 8/15

4 02 Die Konstruktion der acht Primärteile erfolgte in der CAD-Software, da die Doppelkronen CAD/CAM-gestützt gefertigt werden sollten Wir bevorzugen es, den Doppelkronen über den Saugeffekt beziehungsweise Unterdruck Halt zu verleihen. Der Strömungswiderstand im kapillaren Spalt zwischen Primär- und Sekundärteil sowie die molekulare Adhäsion (Van-der-Waals-Kräfte) des Speichels gewähren den gewünschten Halt. Ergo gleitet die Restauration friktionslos auf einem hauchdünnen Speichelfilm. Doppelkronen als Bestandteil moderner Behandlungskonzepte Das Doppelkronen-Konzept ist seit Jahren integraler Bestandteil der Prothetik und kann in verschiedenen Materialkonfigurationen umgesetzt werden: Metall-Legierungen, Zirkonoxid in Kombination mit Galvano-Gerüsten, PEEK und vieles mehr die Auswahl ist groß. Auch die aus einer edelmetallfreien Legierung gefertigte Doppelkrone ist alles andere als ein Auslaufmodell. Das Material erfreut sich hoher Beliebtheit sofern das Herstellungsprotokoll stimmt. Jeder Zahntechniker kennt den Balanceakt: Primär- und Sekundärteil dürfen weder zu großes Spiel, noch eine zu stramme Innenpassung aufweisen. Eine präzise funktionierende Doppelkrone bedarf eines konsequent durchdachten Arbeitsablaufs. Die gusstechnische Umsetzung verlangt viel Erfahrung vom Zahntechniker, der mit Geschick, Aufmerksamkeit und präziser Arbeitsweise die gewünschte Haltekraft steuert. Bereits kleinste Abweichungen vom Protokoll können zu unbefriedigenden Ergebnissen führen. Der Herstellungsprozess ist fehlersensibel. Das beginnt beim Anstiften, Einbetten, Aufwärmen und endet beim Gießen, denn jeder dieser Schritte birgt Fehlerquellen. Zwar können Fehler durch ein wohlüberlegtes Vorgehen weitestgehend vermieden werden, doch bekanntlich liegt der Teufel im Detail. CAD/CAM-gefertigte Doppelkronen Bego bietet die Möglichkeit, Doppelkronen CAD/CAM-gestützt und outhouse herzustellen. Das Konzept gewährleistet eine reproduzierbare und wirtschaftliche Möglichkeit, Doppelkronen aus edelmetallfreien Materialien und nach Vorgabe des Zahntechnikers maschinell fertigen zulassen. Als Fertigungsverfahren werden das Selektive Laserschmelzen (Selective Laser Melting, oder kurz SLM), das Hochgeschwindigkeitsfräsen (High Speed Cutting, oder kurz HSC) oder eine Kombination aus beidem angeboten. Zudem kann man zwischen dem einstufigen und zweistufigen Verfahren wählen. Im einstufigen Verfahren konstruiert der Zahntechniker das Primär- und Sekundärteil direkt hintereinander und sendet den kompletten Datensatz an das Fertigungszentrum. Dort werden die exakt zueinanderpassende Primär- und Sekundärkrone (mit zuvor definierter Haftkraft) gefertigt. Als Indikationen für dieses Vorgehen sind Erweiterungen von bestehenden Prothesen, einzelne Doppelkronen oder Doppelkronenbrücken angegeben. Das zweistufige Verfahren orientiert sich am gewohnten zahntechnischen Arbeitsablauf. Dabei wird im Labor zunächst das Primärteil konstruiert und im Fertigungszentrum in eine edelmetallfreie Legierung umgesetzt und an das Labor zurück geschickt. Dort wird die Primärkrone fertiggestellt, gescannt und das Sekundärgerüst virtuell konstruiert. Zur Herstellung des Gerüstes werden die Daten erneut zur Bego gesandt. Ein Erfahrungsbericht In der Theorie klingt das Prinzip einfach. Doch wie gestaltet sich das praktische Vorgehen? Wir wollten selbst ein Bild davon gewinnen und haben eine auf Doppelkronen verankerte Versorgung mit Bego realisiert. Als Fall wählten wir einen restbezahnten Oberkiefer, der mit einer abnehmbaren Brücke versorgt werden sollte (Abb. 1). Voraussetzungen Zusätzlich zum zahntechnischem Knowhow werden für die Anfertigung dieses telesko- 8/15 dental dialogue 16. JAHRGANG 95

5 03 Die vom Fertigungszentrum zugestellten Primärkronen. Die Teleskope wurden dort im SLM-Verfahren aus der edel-metallfreien Legierung Wirobond C gefertigt 04 & 05 Die Passungskontrolle der im Bego Medical Hightech Produktionszentrum gefertigten Primärteile erfolgte auf den Stümpfen des Geller-Modells. Beim Aufpassen der Einzelstümpfe zeigte sich, dass kaum Nacharbeit nötig war pierenden Zahnerdsatzes ein Scanner von 3Shape und die entsprechende Software (3Shape Dental Manager) benötigt. In die Software wird von Bego eine Materialdatei (DME-Datei) für CAD/CAM-Doppelkronen implementiert. Die Grundlagen zur konkreten Vorgehensweise werden in einem halbtägigen Anwenderkurs vermittelt. Der Weg zu den Primärteilen Die Modellherstellung orientiert sich am bekannten Vorgehen. Nach dem Scannen des Modells werden die STL-Daten in die Software importiert. Dort wird der Patientenfall angelegt und die Pfeilerstümpfe werden markiert, das heißt, die ersten Schritte folgen adäquat dem Vorgehen bei der Konstruktion von Kronen. Die Primärkronen können mit oder ohne Stufe konstruiert werden. Um lockere Kronen zu vermeiden, werden gegebenenfalls die Passungsparamter angepasst. Im Menu wählen wir die Option Robotic Teleskop aus und definieren als Material Wirobond C. Als Schulterradius für die Primärteile haben wir 0,60 mm eingestellt und uns zudem für einen Konuswinkel von 0 entschieden (Abb. 2). Hinsichtlich der Materialstärke ergibt sich durch die CAD/CAM-Fertigung ein wesentlicher Vorteil gegenüber dem konventionellen Vorgehen. In der CAD-Software können die Primärteile exakt in einer fest definierten Materialstärke konstruiert und dank CNC- Technik später auch so gefertigt werden. Nach der Modifikation der Primärkronen werden die Konstruktionsdaten mit einem Klick an das Fertigungszentrum gesendet und die Primärteile im SLM-Verfahren hergestellt. 48 Stunden nach dem Versand der digitalen Konstruktionsdaten liegen uns die additiv gefertigten, physischen Primärtele- 96 dental dialogue 16. JAHRGANG 8/15

6 06 Die aufgepassten Primärteile auf dem Meistermodell sind bereit, um im Fräsgerät überarbeitet zu werden skope vor (Abb. 3). Diese passen bereits sehr gut und zeigen eine homogene Materialstruktur [5] (Abb. 4 bis 6). Hier zeigt sich ein weiterer Vorteil gegenüber der konventionellen Umsetzung: gussbedingte Fehlstellen wie Lunker und Einschlüsse sind nicht zu erwarten. Im nächsten Schritt wird das Modell der gemeinsamen Einschubrichtung entsprechend in das Fräsgerät eingestellt, sodass die Kronen leicht nachgearbeitet werden können (Abb. 7a bis 9b). Die Nacharbeit birgt gegenüber dem konventionellen Vorgehen einen minimierten Aufwand. Wir sparen Zeit und Fräswerkzeuge. In wenigen Schritten werden die Kronen leicht überarbeitet, gummiert und poliert. Die Materialstärke der Primärteile im Lieferzustand liegt bei den zuvor in der Software definierten 0,39 mm. Fertigung der Sekundärkonstruktion Die Primärteile werden mit Fit-Checker im Patientenmund einprobiert. Von einer Überabformung nehmen wir aufgrund der potentiellen Fehlerquellen generell Abstand. Wir arbeiten daher direkt auf unserem Geller- Modell weiter. Mit diesem Workflow haben wir sehr gute Erfahrungen sammeln können. Um das Sekundärgerüst virtuell modellieren zu können, müssen zunächst die Primärteile digitalisiert werden. Hierfür muss zur Entspiegelung der hochglänzenden Primärteile ein entsprechendes Scan-Spray aufgebracht werden. Dieses bildet auf der Oberfläche eine hauchdünne, weiße, homogene und feinkörnige Antireflexschicht, die eine exakte Erfassung der Außenkontur gewährleistet. Bedacht werden sollte, dass das Spray hohen Einfluss auf die Passung der Konstruktion hat. Um eine gleichmäßige Schicht zu erhalten, muss das Spray ausreichend geschüttelt und in einem Abstand von zirka 20 cm aufgesprüht werden. Nachdem die Scandaten in die Software importiert wurden, wird die gemeinsame Einschubrichtung überprüft und die Präparationsgrenzen (Stufen der Primärkronen) werden markiert. Wie aus dem konventionellen Vorgehen bekannt, müssen auch bei der digitalen Fertigung von Doppelkronen die Passungsparamter definiert werden. Bego gibt hierfür Empfehlungen, die als Richtwerte anzusehen sind. Um die individuell bevorzugte Passung zwischen Primär- und Sekundärteil zu erzielen, sind einige laborinterne Tests empfehlenswert. Sind die gewünschten Parameter definiert, können immer gleich gute Ergebnisse erwartet werden. Auch dies ist ein wesentlicher Vorteil der digital gestützten Fertigung. Beim Gießen kann die Funktion der Doppelkronen über das Einbettmassen- zu Flüssigkeit-Verhältnis nie hundertprozentig exakt eingestellt werden. In der Regel ist die Passung also nicht reproduzierbar. Zudem gefährden weitere Anwendungsschritte die Ergebnisqualität (Vorwärmen, Gießtemperatur et cetera). Manchmal gleicht das konventionelle Vorgehen eher einem Glücksspiel, auf das wir Zahntechniker nur bedingt Einfluss nehmen können. Die Konstruktion der Sekundärstruktur unterscheidet sich nicht von der üblichen virtuellen Gerüstmodellation (Abb. 10). In der Software sind diverse Attachments und Retentionen verfügbar, die entsprechend integriert werden können. Im vorgestellten Fall erarbeiten wir ein Brückengerüst, das mit Komposit verblendet werden soll. Auf Retentionsperlen haben wir bewusst verzichtet, da mit der richtigen Gerüstkonditionierung erfahrungsgemäß ein ausgezeichneter und langzeitstabiler Verbund zwischen dem Metall und dem Komposit erzielt werden kann. Nach dem Abschließen der Konstruktion werden die Daten an das Fertigungszentrum in Bremen versandt. Von da an warteten wir mit Spannung auf Post aus Bremen. Wird das Gerüst mit den Primärteilen so harmonieren, wie wir uns das wünschen? Bisher gestaltete sich das Vorgehen effizienter als der konventionelle Weg, doch wie wird die Passung sein? 48 Stunden später erhalten wir die Antwort (Abb. 11). 8/15 dental dialogue 16. JAHRGANG 97

7 07a - 09b Das Geller-Modell bietet den Vorteil, dass alle im Zahnfleisch enthaltenen Informationen erhalten bleiben. Diese können in die Konstruktion des naturidentischen Zahnersatzes einfließen. Ganz rechts sind die im Fräsgerät überarbeiteten Primärteile dargestellt: Aufgrund der homogenen Materialstruktur beeinträchtigen weder Lunker noch Unreinheiten das Ergebnis 10 Konstruktion des Sekundärgerüstes in der 3Shape CAD-Software. Dieser Arbeitsschritt unterscheidet sich nicht vom gewohnten Computer-gestützten Design dentaler Strukturen Vor dem Aufpassen und Ausarbeiten des Gerüstes muss die raue Oberfläche geglättet werden. Da das Gerüst im SLM-Verfahren hergestellt wurde, ist es mit einer Art Patina überzogen (ähnlich einer Oxidschicht), die zunächst entfernt werden muss. Hierfür genügt ein grobes Verschleifen mit einer stumpfen Fräse. Nach nur wenigen Schleifkorrekturen ist die gewünschte Passung erreicht. Das Gerüst wird von Bego mit glanzgestrahlter Innenfläche geliefert. Die Passung auf den Primärteilen ist nahezu perfekt es ist nur noch etwas Nacharbeit mit dem Gummi- und Filzpolierer notwendig. Das Gummieren und Polieren der Sekundärgerüste weicht nicht vom bekannten Vorgehen ab. Die Passung zwischen Primär- und Sekundärkrone ist perfekt (Abb. 12 und 13). Das Gerüst sitzt spannungsfrei auf dem Modell. Danach bedarf es nur weniger Schritte bis zur Konditionierung des Gerüstes für die Verblendung (Abb. 14 und 15). Veredlung des Gerüstes Durch das Outsourcing der Gerüstherstellung haben wir wertvolle Arbeitszeit gespart. Zeit, die man zum Beispiel für die Modellation der Zähne verwenden kann. Zudem profitieren wir von einer hochpräzisen Passung. Bei der Umsetzung der Ästhetik verlassen wir uns nun wieder einzig und allein auf unsere manuellen, zahntechnischen Fähigkeiten. Nach der Konditionierung des Gerüstes 98 dental dialogue 16. JAHRGANG 8/15

8 11 Das bei Bego zentral gefertigte und uns zugestellte, SLM-gefertigte Sekundärgerüst 12 & 13 Nahansichten nach dem Aufpassen der Primärteile in die Sekundärkonstruktion. Die Passung der beiden im SLM- Verfahren hergestellten Gerüststrukturen ist bemerkenswert (Abb. 16) widmen wir uns mit viel Liebe zum Detail der individuellen Verblendung. Zunächst wird ein Wax-up der angestrebten Situation erarbeitetet (Abb. 17). Die Zähne werden mit einem niederviskösen Komposit individuell geschichtet. Ähnlich wie bei einer keramischen Schichtung imitieren wir die Opazität, das Chroma und die Transluzenz der natürlichen Zähne. Zur Herstellung der Ästhetik bedienen wir uns der Küvettentechnik. Das heißt nach dem vollanatomischen Pressen der Restauration in Dentin (Farbe A2) reduzieren wir den Inzisalbereich der Seitenzähne und Überpressen das Dentingerüst mit Schneidemasse. Den Frontzähnen verleihen wir hingegen mit einer wohlüberlegten Schichtung die gewünschte Lebendigkeit. Zunächst wird daher ein Dentin-Cutback vorgenommen und so Platz für die Komposit-Massen geschaffen (Abb. 18). Danach überschichten wir den Schneidebereich mit einer Mischung aus Inzisal-Masse A2 sowie Si-02 (50:50) und legen im zervikalen Bereich einen Hauch von Schneidemasse-Masse E57 auf. Um den Zähnen eine Dreidimensionalität und mehr Tiefe zu verleihen, modellieren wir feine Mamelons (MI-63) und komplettieren die Seitenleisten mit dem Komposit OE1 des Nexco-Systems. Nach feinen Charakterisierungen (Abb. 19) werden die Mamelons mit der Schneidemasse E59 imitiert und die 8/15 dental dialogue 16. JAHRGANG 99

9 14 Basale Ansicht des Brücken- Gerüstes mit den acht eingesetzten Primärteilen 15 & 16 Das konditionierte Gerüst ist bereit für die Verblendung. Die Platzverhältnisse sind aufgrund der grazilen aber stabilen, im SLM-Verfahren hergestellten Gerüststruktur optimal 17 Bevor es an die Verblendung des Gerüstes geht, erarbeiten wir uns über ein Wax-up die Zahnform, -stellung und Funktion Zahnformen mit einer Mischung aus einer neutralen Masse (NT) und E58 (50:50) ergänzt. Abschließend charakterisieren wir die Restauration zusätzlich mit verschiedenen Farben aus dem GC Optiglaze-Set und stellen die Teleskopbrücke fertig (Abb. 20 und 21). Zusammenfassung Ist nun Friktion Fiktion? Wir haben erste Erfahrungen mit den CAD/CAM-Doppelkronen von Bego gewonnen und können festhalten, dass uns viele Argumente von dieser Interpretation der Doppelkronen-Herstellung überzeugt haben. Natürlich erreichen wir auch mit der konventionellen Technik eine funktionelle Passung zwischen Primär- und Sekundärteil. Allerdings können bei der Gusstechnik viele Faktoren das Ergebnis beeinflussen. Faktoren, die teilweise selbst bei präzisester Arbeitsweise nicht immer beeinflussbar sind. Der große Vorteil des CAD/CAM-gestützten Vorgehens ist, dass es reproduzierbare Ergebnisse und einen effizienten Ablauf sicherstellt. Durch das Outsourcing aufwendiger und fehlersensibler Produktionsabläufe können wir sowohl die Quantität als auch die Qualität unseres Outputs erhöhen. In Bezug auf die CAD/CAM-gestützten Herstellungsverfahren favorisieren wir das SLM- Verfahren. Einerseits ist diese Art der Gerüstfertigung wirtschaftlicher und andererseits überzeugt uns die additive Fertigung. Dabei wird fast nur die Materialmenge verarbeitet, die notwendig ist und nicht aus dem Vollen gefräst. Das ist ein nachhaltiger Ansatz, der für uns auch zu modernen zahntechnischen Konzepten gehört. 100 dental dialogue 16. JAHRGANG 8/15

10 18 Das Wax-up wurde mittels Küvettentechnik 1:1 in Komposit übertragen und der mit Schneidemasse überpresste Dentinkörper im Frontzahnbereich mithilfe eines Cutbacks für die individuelle Schichtung vorbereitet 19 Für mehr Dreidimensionalität wurden feine Mamelons modelliert, die Seitenleisten mit opaleszierenden Schmelzmassen angelegt, eine interne Bemalung vorgenommen und feine Cracks im Inzisalbereich eingeschliffen 20 Die Mikro- und Makrostruktur sowie weitere morphologische Gegebenheiten wurden mit rotierenden Instrumenten eingearbeitet Aspekte, die für CAD/CAM-Doppelkronen sprechen: Effiziente Fertigung. Zusätzlich zur virtuellen Konstruktion fällt kaum Nacharbeit an Reproduzierbare und exakt definierbare Passung zwischen Primär- und Sekundärteil Kein ständiges Austesten des Einbettmasseverhältnisses, zum Beispiel bei einer neuen Charge Kein Gießen sowie Ausbetten und damit weniger Staub und Schmutzpartikel im Labor Ein homogenes Materialgefüge industrielle Fertigung und ein hochwertigeres Ergebnis Abschließend ist zu sagen, dass das fundierte zahntechnische Fachwissen und handwerkliches Können eine grundlegende Voraussetzung für die CAD/CAM-Fertigung ist. Unser Wissen und unsere Fähigkeiten sind die Basis unseres Tuns. In unserem Labor gehen analoge Abläufe und digitale Prozesse Hand in Hand. Wir erachten dies als einen großen Vorteil gegenüber vergangenen Zeiten. Heute können wir uns als Handwerker mit den digitalen Möglichkeiten den Arbeitsalltag erleichtern, ohne zwingend teure Investitionen tätigen zu müssen. Wird die Möglichkeit des Outsourcings intelligent genutzt (zum Beispiel mit Bego), mündet die Konstellation Handwerk und Industrie in Freiheit und Unabhängigkeit. Das ist moderne, zukunftsträchtige Zahntechnik. 8/15 dental dialogue 16. JAHRGANG 101

11 21 Die fertiggestellte, auf Doppelkronen befestigte und mit Komposit verblendete Oberkieferbrücke. Die Zähne wirken natürlich schön Opazität, Chroma und Transluzenz konnten naturkonform reproduziert werden PRODUKTLISTE Produkt Name Firma CAD-Software DentalDesigner 3Shape Doppelkronen CAD/CAM-Doppelkronen Bego Malfarben, Komposit GC Optiglaze GC Europe Modellierwachs, Wax-up al dente Colors al dente Dentalprodukte Komposit anaxblend und SR Nexco anaxdent und Ivoclar Vivadent Küvette Universal Metallküvette anaxdent Legierung, CoCr Wirobond C Bego Scanner D700 3Shape Scanspray Helling 3D-Laserscanning Entspiegelungsspray Helling WERDEGANG Andreas Leimbach schloss seine zahntechnische Ausbildung im Jahr 2000 in Fulda ab. Von 2002 bis 2005 war er in der Zahnwerkstatt Mack angestellt. Direkt im Anschluss besuchte er die Meisterschule, die er 2006 abschloss. Bis 2007 arbeitete er als Praxistechniker bei Dr. Fischer in Ulm übernahm er die Laborleitung von Ars Dentalis in Neu Ulm. Seit 2013 ist Andreas Leimbach Mitglied der Dental Technicians Guild (DTG) folgte die Selbstständigkeit. Mit Die Zahnwerkstatt hat Andreas Leimbach sich einen Traum erfüllt. 102 dental dialogue 16. JAHRGANG 8/15