Mitbestimmung 4.0. Empirische Befunde zur betrieblichen Interessenvertretung im Zeitalter der Digitalisierung. 24. November 2016
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1 Mitbestimmung 4.0 Empirische Befunde zur betrieblichen Interessenvertretung im Zeitalter der Digitalisierung 24. November 2016 Georg Michenthaler IFES - Institut für empirische Sozialforschung GmbH Teinfaltstraße Wien
2 2 Datenquellen Betriebliche Mitbestimmung, 2012 (AK-Wien/IFES): telefonische Befragung von 500 Betriebsrät/innen und Personalvertreter/innen, österreichweit, repräsentativ Strukturwandelbarometer, 2015 (AK-Wien/IFES): Onlinebefragung eines Panels von ca. 300 Betriebsrät/innen (vorzugsweise Vorsitzende) des privatwirtschaftlichen Sektors in Betrieben ab 50 Beschäftigten; disproportionale Stichprobe mit überdurchschnittlicher Berücksichtigung von Großbetrieben
3 3 Inhaltliche Schwerpunkte Digitalisierung aus Sicht von Betriebsrät/innen: Wie wird Digitalisierung von den Betriebsrät/innen wahrgenommen und beurteilt? Welche Rolle kommt den Interessenvertretungen im Prozess der Digitalisierung zu? Welchen Stellenwert nimmt sie in deren Aufgabenspektrum ein? Hilfsmittel der betrieblichen Interessenvertretung: Welcher Handwerkszeuge und Kommunikationsmittel bedienen sich Betriebsrät/innen in der Wahrnehmung ihrer Mitbestimmungsagenden? Schlussfolgerungen
4 4 Digitalisierung und deren generelle Beurteilung FRAGE: Hat es in Ihrem Betrieb im letzten Halbjahr eine Veränderung im Einsatz digitaler Steuerungstechnologien gegeben? FRAGE: Und ist die Erhöhung für die alles in allem eher von Vorteil oder eher von Nachteil? [in Prozent]
5 Quelle: Strukturwandelbarometer 5 Einsatz digitaler Technologien FRAGE: Welche der folgenden computergesteuerten digitalen Technologien werden auch in Ihrem Betrieb in relevantem Ausmaß eingesetzt? FRAGE: Wann wurde diese digitale Technologie in Ihrem Betrieb eingeführt? [in Prozent] Basis: jeweils genannte
6 Quelle: Strukturwandelbarometer 6 Digitalisierung Konsequenzen und Perspektiven FRAGE: Wirken sich die digitalen Veränderungen alles in allem betrachtet in Ihrem Betrieb im Hinblick auf die folgenden Punkte eher positiv oder eher negativ aus? [in Prozent]
7 Quelle: Strukturwandelbarometer 7 Gründe für die Einführung digitaler Technologien FRAGE: Erfolgte die Einführung digitaler Technologien in Ihrem Betrieb vorwiegend.? [in Prozent]
8 Quelle: Strukturwandelbarometer 8 Treiber und Träger der Digitalisierung FRAGE: Von welchen der folgenden Gruppen wurde die Umsetzung und Einführung der digitalen Technologien in Ihrem Betrieb maßgeblich vorangetrieben? [in Prozent]
9 Quelle: Strukturwandelbarometer 9 Einbindung des Betriebsrats FRAGE: Inwieweit wurde der Betriebsrat in die Einführung digitaler Technologien eingebunden? [in Prozent]
10 Werbung Gewerkschaftsmitglieder Arbeitsbelastungen, Gesundheit Arbeitnehmerschutz, Sicherheit Arbeitszeit-/Urlaubsregelungen Interessent/innensuche für BR-Arbeit Umstrukturierungen/Arb.pl.sicherung Fragen der Unternehmensführung Datenschutz, Kontrollmaßnahmen Art des Arbeitsverhältnisses Bilanzkontrolle/Wirtschaftspläne Quelle: Betriebliche Mitbestimmung Konfliktlösung Einstellungen/Kündigungen Lohn- und Gehaltsfragen Sozialleistungen betriebliche Weiterbildung Gleichbehandlung 10 Betriebsrätliche Aufgabenbereiche FRAGE: Sind Sie seit der letzten Betriebsratswahl in den folgenden Bereichen aktiv geworden? [in Prozent, Mehrfachantwortmöglichkeit]
11 11 Der Betriebsrat als soziales System KOLLEGEN/ KOLLEGINNEN Betriebsrat ÖFFENTLICHKEIT zentrales Kriterium für die Funktionalität von sozialen Systemen: KOMMUNIKATION
12 Quelle: Betriebliche Mitbestimmung 12 Praktiken der Betriebsratsarbeit FRAGE: Was alles davon wird in Ihrem Betriebsrat/Ihrer Personalvertretung praktiziert? [in Prozent, Mehrfachantwortmöglichkeit] Teamarbeit 91 Heranziehung von Expert/-innen aus Fachgewerkschaft, ÖGB,AK 89 Aufgabenteilung mit klaren Zuständigkeiten 79 Erfahrungsaustausch, Kooperationen mit anderen BR 77 Einbindung in gewerkschaftliche Netzwerke 76 Einbindung von Kolleg/-innen mit speziellem Fachwissen 75 systematische Weiterbildung 72 Nutzung der Neuen Medien und Sozialen Netzwerke 62 Heranziehung von sonstigen externen Berater/-innen 58 Einsatz von modernen Managementmethoden 26
13 Quelle: Betriebliche Mitbestimmung 13 Meinungserhebung und Informationsweitergabe F39: In welcher Form holt der Betriebsrat die Meinung der Belegschaft ein? [in Prozent, Mehrfachantwortmöglichkeit] persönliche Gespräche 98 Durchführung von Betriebsversammlungen 82 Abstimmungen zu bestimmten Themen 69 Durchführung von Mitarbeiterbefragungen 67 Einbindung per Intranet 32 Einbindung über soziale Netzwerke (Facebook etc.) 15 Internet, s, Telefon 3 Sonstiges 4
14 14 Schlussfolgerungen Digitale Technologien sind in den heimischen Betrieben keine Zukunftsmusik, sondern werden bereits vielfältig angewendet. Die Einführung digitaler Technologien ist durchwegs ökonomisch getrieben und erfolgt weitgehend ohne Einbindung des Betriebsrates. Die Haltung der Betriebsrät/innen gegenüber der Digitalisierung ist tendenziell positiv: Es werden v.a. wirtschaftliche Vorteile gesehen, andererseits aber auch steigende Belastungen für die Beschäftigten. Als betriebsrätliches Handlungsfeld nimmt die Digitalisierung gegenüber den traditionellen Mitbestimmungsagenden (noch) eine nachrangige Position ein. Um beim Thema Digitalisierung auf Augenhöhe mitbestimmen zu können, bedarf es auf Seiten der Interessenvertretungen zusätzlicher zeitlicher Ressourcen und fachlichen Know Hows sowie der Professionalisierung von Kommunikation und strategischer Planung.
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