INHALT. Anzeige. Wasser-Prawda November 2014

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1 Nr. 11&12/2014 Best Blues Die Nominierungen Al Basile - HSS - Franck Goldwasser & Karl W. Davis - The Sirens Records Blues Jams in Detroit - Novemberblues in Volksdorf Albem des Monats: C.W. Stoneking - Gon Boogaloo/ Jim Byrnes - St- Louis Times Sappho-Gedichte von: Odile Kennel, Brigitte Struzyk, Erika Kronabitter, Kerstin Becker

2 2 INHALT Anzeige

3 INHALT 3 INHALT NOVEMBER Editorial 6 Auf Tour M USIK 14 Best Blues Die Nominierungen 16 Al Basile - Ausnahmemusiker, Songwriter, Literat 19 Novemberblues in Volksdorf 24 Sunday Blues Jams in Detroit 28 Reg Dwight und Jack Bruce 30 The Sirens Records: Blues, Jazz & Gospel aus Chicago 34 One Year Later: Hundred Seventy Split on Tour 38 Mehr als Bremer Ekstase 41 Blues Brothers 2000 R EZENSIONEN 48 C.W. Stoneking - Gon Boogaloo 49 Jim Byrnes - St. Louis Times 50 Rezensionen A bis Z B ÜCHER 63 Gail Wilson-Giarratano Drink Small: The Life & Music of South Carolina s Blues Doctor S PRACHRAUM 65 Euangelion Sanct Lucas. Capitel 2 69 Muse, die zehnte. Antworten auf Sappho von Mytilene 75 Die Mausefalle 81 Die Vestalinnen 104 Articles in English

4 4 EDITORIAL IMPRESSUM Die Wasser-Prawda ist ein Projekt des Computerservice Kaufeldt Greifswald. Das pdf-magazin erscheint in der Regel monatlich. Es wird kostenlos an die registrierten Leser des Online-Magazins verschickt. Wasser-Prawda Nr. 11 & 12/2014 Redaktionsschluss: 27. November 2014 REDAKTION: Chefredakteur: Raimund Nitzsche (V.i.S.d.P.) Redaktion: Mario Bollinger, Bernd Kreikmann, Matthias Schneider, Dave Watkins, Darren Weale Mitarbeiter dieser Ausgabe: Frank Paco Heinemann, Iain Patience, Christophe Rascle, Torsten Rolfs Cover-Foto/links: Al Basile Links: Rückseite: Die nächste Ausgabe erscheint am 22. Januar Adresse: Redaktion Wasser-Prawda c/o wirkstatt Gützkower Str Greifswald Tel.: 03834/ Anzeigenabteilung:

5 EDITORIAL 5 EDITORIAL VON RAIMUND NITZSCHE ganz Großer deutlich unterstreicht. Auch Musikerinnen wie Ursula Ricks, Kaz Hawkins oder die phänomenale Bluesrockröhre Alexis P. Suter haben sich eindrücklich in die Gehörgänge gesungen. Hinzu kommen aufstrebende Jungmusiker wie Chase Walker aus Kalifornien oder der Norveger Magnus Berg. Ein Bluesjahr geht zu Ende - auch in diesem Jahr wollen wir unseren Beitrag zu den allgegenwärtigen Bestenlisten leisten und stellen in dieser Doppelnummer unsere Nominierungen über die Leserumfrage Best Blues 2014 vor, die pünktlich am 1. Dezember auf gestartet wurde. Auch in diesem Jahr gab es wieder zahlreiche wirklich gute Veröffentlichungen: Johnny Winters Step Back etwa kann man im Rückblick durchaus zu seinen besten Alben zählen. Walter Trout hat mit The Blues Came Callin ein herausragendes Album seiner langen Karriere veröffentlicht. John Mayall ist auch mit 80 Jahren noch längst nicht müde. In Deutschland gab es mit Popschutz von Stoppok ein ganz unerwartetes Bluesalbum. B.B & The Bluesshacks haben mit Businessmen ebenso die Erwartungen erfüllt wie Tommy Schneller mit Cream of the Crop oder (für all die Rocker) 3 Dayz Whizkey mit ihrer dritten Scheibe Steam. Ganz vorzüglich auch der elegante Blues, den Kai Strauss mit seinen Electric Blue Allstars serviert hat, die neuen Songs von Timo Gross oder Und dann all die spannenden Neuentdeckungen: Nur wenige Monate nach seinem guten Debüt hat der Bielefelder Bad Temper Joe gerade ein Livealbum auf den Markt gebracht, das die Aussage: Das wird mal ein Wenn wir jetzt schon mit einer Doppelnummer das Jahr 2014 abschließen wollen, dann liegt das daran, dass einfach über die Weihnachtsfeiertage wirklich gefeiert und Ruhe gefunden werden soll vom Stress in der Redaktion. Um Euch die Zeit zu verkürzen haben wir neben musikalischen Artikeln und einem Haufen Rezensionen eine Weihnachtserzählung von Selma Lagerlöf und einige neue Gedichte, die sich mit der Lyrikerin Sappho und ihrem Werk beschäftigen, ausgewählt. Außerdem gibt es gleich drei Kapitel unseres Fortsetzungsromans Die Vestalinnen, um sich nach der Hektik der Tage am Abend in träumerische Abenteuerwelten zu verziehen. In diesem Sinne wünsche ich Euch von ganzem Herzen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit! Euer Raimund Nitzsche

6 6 TERMINE Auf Tour Blues Caravan 2015 Girls With Guitars: Eliana Cargnelutti, Sadie Johnson, Heather Crosse Lindenwerra, Gemeindesaal Skegness, The Great British Rock & Blues Festival Berlin, Quasimodo München, Garage Deluxe Stuttgart, Merlin Karlsruhe, Jubez Bensheim, Rex Offenburg, Reithalle Rheine, Hypothalamus Dortmund, Musiktheater Piano Nürnberg, Hirsch Hamburg, Downtown Bluesclub Worpswede, Music Hall Hannover, Blues Garage Soest, Alter Schlachthof Bonn, Harmonie Kassel, Theaterstübchen Aschaffenburg, Colos-Saal Kaiserslautern, Kammgarn Luxembourg, Sang & Klang Siegen, Jazz Club Oase 3 Dayz Whizkey Straubing, Raven Habach, Village Burgenlengenfeld, VAZ Wildturn, Haus 111 Abi Wallenstein Wien, DAVIS: BoogieMeetsBlues (A) St.Pölten, Musikcafe EGON (A) Wien, JAZZLAND (A) Villingen-Schwenningen, Scheuer Esslingen, BA-LU Esslingen, BA-LU Gäufelden, Grüner Baum München, Unterfahrt Barlt, Harmonie Bremen, Meisenfrei Kiel, Kulturforum Ana Popovic Rastatt, Reithalle Axel Zwingenberger 05./ Wien, Stadtsaal (A) 08./ Passau, Café Museum Perchtoldsdorf, Burg (A) Wiener Neudorf, Franz Fürst (A) Berlin, Kammermusiksaal Spiekeroog, Kogge Hamburg, Laeiszhalle 04./ München, Lustspielhaus Fürth, Comödie Buchholz, Empore

7 TERMINE 7 Bad Temper Joe Bielefeld, 4Sticks Osnabrück, Lagerhalle Bielefeld, Cult B.B. & The Blues Shacks Olching, Legends of Rock Burgdorf, Jazzfreunde Burgdorf Kassel, Theaterstübchen Hannover, Jazzclub Woltershausen, Trellers Chicken Shack Hildesheim, Bischofsmühle Bernard Allison Soest, Alter Schlachthof München, Garage Deluxe Kaiserslautern, Kammgarn Aschaffenburg, Colos-Saal Leverkusen, Scala Muenster, Hot Jazz Club Hannover, Blues Garage Kassel, Theaterstuebchen Bremen, Meisenfrei Hamburg, Downtown Bluesclub Idstein, Die Scheuer Berlin, Quasimodo Big Daddy Wilson Berlin / Quasimodo ( DE ) Salzgitter / Kniestedter Kirche (DE) Bremen-Vegesack / KITO ( DE ) Blue Note Blues Band Nikolausi im Grammophon/Kolbermoor Rosenheimer Christmas Blues ab 14Uhr Kulturbühne Hinterhalt/Geretsried Campus Bar Bad Aibling/Mietraching Blues Company Delmenhorst, Divarena Lüdenscheid, Panoptikum Osnabrück, Blue Note Rheine, Hypothalamus, acoustic show 27./ Osnabrück Blue Note Gestringen Alte Schule Gestringen Köln Torburg Dani Wilde Berlin, Kiste Stuttgart, Merlin Lindewerra, Gemeindesaal Isernhagen, Blues Garage Danny Bryant Kiel, Räucherei Salzburg, Rockhouse (A) Haiming, Livebühne Eisching Krottenmühl, Bluesclub Chiemgau München, Garage Deluxe Esslingen, Dieselstrasse Freiburg, Jazzhaus Münster, Hot Jazz Club Dr. Will & The Wizards Lichtensteig, Storchenbar (CH) Riedlingen, Lichtspielhaus München-Fasanerie, Rattlesnake Saloon Fürth, Kofferfabrik Berlin, Yorkschlösschen Wörth a.d. Donau, Bürgersaal Engerling Medingen, Gasthof Berlin, Fritzclub im Postbahnhof (Engerling, Jürgen Kerth, Pascal von Wroblewsky, Dziuk Solo, Axel Prahl, BuschFunk Blues Band) Schöneiche, Kulturgießerei Leipzig, Moritzbastei Berlin Kulturbrauerei Zepernick, Studio Plauen, Malzhaus Ebersbrunn, Gasthof zum Löwen

8 8 TERMINE Georg Schroeter & Marc Breitfelder Grundhof, St. Marien Kirche Kiel, Petruskirche Lutterbek, Lutterbeker Fockbek, Rathens Garden Bordesholm, Savoy Postfeld, Alte Meierei am See Kiel, Restaurant Waldschänke Borkum, Kulturinsel Postfeld, Alte Meierei am See Altenholz, Eivind Berggrav Zentrum Greyhound George Bielefeld, Spökes (m. Andy Grünert) Soest, Alter Schlachthof (m. Andy Grünert) Bielefeld, Spökes (m. Ulli Singer) Bielefeld, Spökes (m. Michael van Merwyk) Hamburg Blues Band Aschaffenburg Colos Saal Dresden Tante Ju Dortmund Piano Wetzlar, Franzis Salzburg, Rockhouse (A) Rastatt, Reithalle Rheinberg, Schwarzer Adler Worpswede, Music Hall Koblenz, Café Hahn Freiburg Jazzhaus Hamburg Downtown Bluesclub Henning Pertiet 12./ Berlin-Köpenick, Ratskeller (mit Frank Muschalle, Micha Maas) Hundred Seventy Split Sindelfingen, Pavillon Oostburg, Blues-Club (NL) Jessy Martens & Band Borkum, Borkumer Bluesnights (mit Jan Fischer s Blues Support) Hamburg, Cotton Club Steinau-Seidenroth, Eulenspiegel Bensheim, Musiktheater Rex Jimmy Reiter Cuxhaven, Captain Ahab s 03./ Detmold, Nikolaus Blues-Festival (Dieter Kropp & Gäste) Velbert, Schloss Hardenberg (Albie Donnelly s Big Thing) Offenbach, Wiener Hof (Albie Donelly s Big Thing) Jürgen Kerth Berlin, Buschfunk Jubiläum Heuthen, Schwarzer Peter Erfurt, Museumskeller Kai Strauss & The Electric Blues Allstars Schopfheim, Waldhaus Lienen, Haus des Gastes Salzgitter, Kniestedter Kirche King King Hamburg, Downtown Blues Club Bremen, Meisenfrei Kiel, Räucherei Cloppenburg, Briefkasten Klaus Major Heuser Band Münster, Hot Jazz Club Gelsenkirchen, Kaue Bergheim, Medio Rhein Erft Dortmund, Pauluskirche Oberhausen, Gdanska Marius Tilly Band Dortmund, Bluez-Notez

9 TERMINE Unna, Lindenbrauerei Northeim, Blues-Club Eppstein, Wunderbar Weite Welt Michael van Merwyk & Bluesoul Hückeswagen, Kulturhaus Zach Lengerich, Gempthalle Detmold, Kaiserkeller Dessau - Weihnachtssession Salzgitter - Kniestädter Kirche 11 Uhr Schneverdingen - La Habana Rheda-Wiedenbrück - Roadhouse 11 Uhr Pass Over Blues Wurzen, Puls Eventclub Luckenwalde, Theaterkeller Kühlungsborn, Hotel Polarstern Kölzow, Kirche Reverend Rusty St, Gallen, Hotel Walhalla (CH) Olching, Legends of Rock Ingolstadt, Brauhaus München, Hansapalast Roger Chapman & The Shortlist Hamburg, Downtown Blues Club Hannover, Bluesgarage Erfurt, Gewerkschaftshaus Speiches Monokel Neustadt Orla, Wotufa Berlin, Kesselhaus (mit Molly Hatchet) Zwickau, Neue Welt Altdöbern, Schützenhaus Barby, Zum Rautenkranz The Double Vision Döbeln, KL Hildburghausen Route Erfurt, Stadtgarten Schmölln, Musik Club STAK Sondershausen, Achteckhaus The Dynamite Daze Wagshurst, Crazy Lion Billerbeck, Music Live Offenburg, KJK Sandgasse Timo Gross Cuxhaven, Janjas Musikbar Quickborn, Kamphuis Emmendingen, Mehlsack Kandern, Chabah Goersdorf, Couronne d Or (F) Bad Dürkheim, Fass Will Wilde Band Brandenburg, Bräuhaus Kniepe Pur Rhede, Blues Clubs Barnaby s Blues Bar Braunschweig Modern Earl Ronnie-Gaines-Band Egypt Blues Band Rocking Horse Red House & the Flamming Stratman Lake The Legendary Booze Band Bielefelder Jazzclub Tomcat & Friends The Silverettes Dr. Funkensteins Monsters Bischofsmühle Hildesheim Lösekes Blues Gang Bluegrass Jamboree Wolfgang Grieger und die High Nees B.B. & The Blues Shacks Lanford

10 10 TERMINE Bluesgarage Hannover Isernhagen The Captain Legendary Band Ruf Records 20 Years Anniversary Concert (mit Dani Wilde, Laurence Jones, Eliana Cargnelutti) Carl Carlton Wolf Maahn & Band Roger Chapman & The Shortlist Stone River Hamburg Blues Band Bernard Allison Group ChaBah Kandern Davide Pannozzo Timo Gross Band Jan Hirte s Blues Explosion Mike Sonza Blues Convention Andy Egert Blues Band Morblues feat. Justina Lee Brown Nimmo Brothers Cotton Club Hamburg Dieter Kropp & Mickey Meinert Jo Bohnsack & Freunde Marcus Paquet & Freunde WellBad Stevie & The Hand Jive Jessy Martens & Jan Fischer s Blues Support Boogie House The Boogie Beat Busters Boogie Radio Downtown Bluesclub Hamburg Fabian Anderhub King King Rattles Roger Chapman & the Shortlist Dixi und Friends Molly Hatchett Hamburg Blues Band & Maggie Bell Karl Terry And The Cruisers/Suzie And The Seniors Her And Kings Country B.B. & The Blues Shacks Jon Flemming Olsen Albie Donnely s Supercharge Bernard Allison Extra Blues Bar Bielefeld Freeborn Brothers und Urban Pioneers Footsteps Uschi Obermeier Experience Trixie Trainwreckt No Man Band/A Pony Named Olga Dad Horse Experience Cliff Stevens Band Harmonie Bonn Jonathan Kluth & Band Tierra Negra AJK - Alex Krienke Band Nico Gomez & Band The Buttshakers Sentinel Hill Project Slapstickers Uncle Fred Hamburg Blues Band Guillermo Rubalcaba & Luis Frank Arias Anne Haigis Kulturspeicher (Bergstraße, Ueckermünde) Jeanine Vahldiek-Band New Voices Chor Laboratorium Stuttgart Mick Pini, Bodo Schopf, Uwe Jesdinsky & Steve Clayton

11 TERMINE Jorge Pardo Opportunity Sammy Vomácka Jazz Trio Black Cat Bone Hiss Dannemann & Friends Grachmusikoff Late Night Blues Loev Hotel Binz/Rügen Puchowski & Maass Gans n Blues Meisenfrei Bremen Hankenstr Captain Legendary Band Bluestwins/Fourstate Hiss Bobbies King King R. Dark Band Hannes Bauer Abi Wallenstein & Blues Culture Source Greg Copeland Band Vice Jelly Baker Stone River B.B. & the Blues Shacks Nimmo Brothers Music Hall Worpswede Big Mama & The Golden Six Hamburg Blues Band Jan Plewka singt Simon & Garfunkel Jon Flemming Olsen Joan Armatrading unplugged Minchens Live Music Club Hannover Ingmar get.on.up Thomas Marin Klippenwolf Mamas Cooking Martiste/Consolers Tone Fish Hartbeat Dr. Blues Musiktheater Piano Dortmund Hamburg Blues Band Ryan Keen Molly Hatchet Zed Mitchell & Band Alexander Knappe Pee Wee Bluesgang Wishbone Ash Ten Years After Musiktheater Rex Bensheim Nine Below Zero Ron Spielman & Band Boppin B AmoKomA Jessy Martens & Band Hamburg Blues Band Wingenfelder O Man River Friedensstraße 27, Ostseebad Heringsdorf Rhythm and Voice Gotte Gottschalk Peter Schmidt Timmi The Blue Tales Eric Lenz Die Komplizen Quasimodo Berlin Jesse Ballard Band

12 12 TERMINE Big Daddy Wilson Mo Blow Cecile Verny Quartet Eb Davis & The Superband Pohlmann Guitar Crusher & The Mellotones Funk Delicious Divinity Roxx Blues Caravan Wishbone Ash Savoy Bordesholm ANDERHUB Stoppok solo MayaMo, Miguel, Schroeter & Breitfelder Lake Huschke spielt Bach Georg Schroeter & Marc Breitfelder San Glaser & Band Tina Tandler Club Jazz und Blues in Zingst Blues Rudy & Peter Schmidt feat. Tina Tandler Ernie Schmiedel am Piano Bruno de Sanctis & Jakkle! Whatever Rita Wants Lenard Streicher Band Jackson Mike Russell Band Lenard Streicher Tribute to Dean Martin Rico McLarrin & The Greatful Natives Kat Baloun & K.C. Miller Anja Sonntag & Stefan Gocht Jan Hirte s Blue Ribbon Nina Ernst Band Black Kat & Kittens The Fifth Floor Pickers Henry Heggen s Boogie Bash Dr. Will & The Wizards Alex Maiorano & The Black Tales Stand-Arts Dynacasters, feat. Martin Bohl Chat Noir Crazy Hambones Troisdorfer Bluesclub Realschule Heimbachstrasse 10, Troisdorf X-Mas Special Baum s Bluesbenders Yorkschlösschen Yorkstr. 15, Berlin Jaksch Montana Woogie Band Marcos Coll Blues Jarana Rathaus Ramblers JazzAgoGo Blues Rudy & The Domino Snakes Lenard Streicher Band Matthias Itzenplitz Trio Kat Baloun Blues Band Henry Heggens Boogie Band Harald Hertels Jazz Tigers Desney Bailey Trio

13 MUSIK 13 Kaz Hawkins (Foto: Chris Brown) C.W. Stoneking oben: King Size Slim links: Jim Byrnes

14 14 MUSIK BEST BLUES DIE NOMINIERUNGEN VON RAIMUND NITZSCHE Mehr als 320 Alben haben wir 2014 in der Wasser-Prawda rezensiert, die meisten aus dem Blues und seinem Umfeld. Bei so einer Menge Musik fällt es schwer, einen Überblick zu behalten. Und bei der Menge guter Veröffentlichungen fällt es noch schwerer, die unserer Meinung nach Besten zur jährlichen Leserwahl zusammen zu stellen. Nach einer Umfrage unter unseren Redakteuren haben wir dennoch wieder eine Liste mit großartigen Veröffentlichungen erstellt. Neben den schon aus den Vorjahren bekannten Kategorien Blues (elektrisch), Blues (akustisch), Bluesrock, Beste Livealben und Beste Debüts haben wir 2014 erstmals die Kategorie für die besten Alben aus Soulblues, Soul und Funk eingeführt. Hier die Liste aller Nominierten in alphabetischer Reihenfolge: Blues (elektrisch) 1. Al Basile - Woke Up In Memphis 2. Barrelhouse Chuck & Kim Wilson Blues All-Stars Driftin from Town To Town 3. Bob Corritore - Taboo 4. C.W. Stoneking Gon Boogaloo 5. Janiva Magness - Original 6. Jim Byrnes St. Louis Times 7. John Mayall - A Special Life 8. Johnny Winter - Step Back 9. JP Soars Full Moon Night in Memphis 10. Little Mike & The Tornadoes - All The Right Moves 11. Liz Mandeville - Heart O Chicago 12. Mississippi Heat Warning Shot 13. Mud Morganfield & Kim Wilson For Pops (A Tribute To Muddy Waters) 14. T he Hol me s Brot hers - Brotherhood 15. Walter Trout The Blues Came Callin Blues (akustisch) 1. Andy Twyman - Blues You Haven t Heard Before 2. Brandon Isaak - Here On Earth 3. Empire Roots Band - Music from Harlem Street Singer 4. Erwin Helfer Erwin Helfer Way 5. Half Deaf Clatch - The Blues Continuum 6. King Size Slim - Milk Drunk 7. Matěj Ptaszek a Dobré Ráno Blues Band - Bluesgrass 8. Sunday Wilde - He Digs Me 9. The Red Dirt Skinners - Sinking The Mary Rose 10. The Suitcaase Brothers - A Long Way from Home Bluesrock 1. Alexis P Suter Band Love The Way You Roll 2. Devon Allman - Ragged And Dirty 3. Dixie Peach - Blues With Friends 4. Jarekus Singleton - Refuse To Loose 5. Joe Bonamassa - Different Shades of Blue 6. Joe Louis Walker - Hornet s Nest 7. Neal Black & The Healers - Before Daylight 8. Rosco Levee & The Southern Slide - Get It While You Can 9. The Black Sorrows - Certified Blue 10. Tommy Castro & The Painkillers - The Devil You Know Soulblues, Soul & Funk 1. Bobby Patterson - I Got More Soul! 2. David Michael Miller Poisons Sipped 3. JJ Thames Tell You What I Know 4. John Nemeth - Memphis Grease 5. Robert Cray Band - In My Soul 6. Roy Roberts Strange Love 7. Sharon Jones & The Dap Kings Give The People What They Want 8. The Eminent Stars - Sittin In 9. The Impellers feat. Clair Witcher

15 MUSIK 15 - My Certainity 10. Third Coast Kings West Grand Boulevard Bestes Livealbum 1. Beth Hart & Joe Bonamassa - Live In Amsterdam 2. Big Daddy Wilson Trio Live in Europe 3. Charlie Musselwhite - Juke Joint Chapel 4. City Boys Allstars - Blinded By The Night 5. Coco Montoya - Songs from the Road 6. Dana Fuchs - Songs from the Road 7. Gary Clark Jr. - Live 8. Gregg Allman: All my friends - celebrating the songs & voice of Gregg Allman 9. Jo Harman & Company - Live At The Royal Albert Hall 10. Michelle Wilson Fortune Cookie Bestes Debüt 1. Adrianna Marie - Double Crossing Blues 2. Bad Temper Joe - Sometimes A Sinner 3. Blues Pills - Blues Pills 4. Chase Walker Band - Unleashed 5. Jack Roberts Harvey Band - Devil On A Dirt Road 6. John Weeks Band - John Weeks Band 7. Jonah Gold & His Silver Apples - Pollute The Airwaves 8. Josh Hoyer & The Shadowboxers Josh Hoyer & The Shadowboxers 9. Kaz Hawkins - Get Ready 10. King Size Slim - Milk Drunk 11. Maik W. Garther Tight Corner 12. Selwyn Birchwood - Don t Call No Ambulabnce 13. Tangled Eye - Dream Wall 14. The Black Tongued Bells - Every Tongue Has A Tale To Tell 15. Ursula Ricks - My Street Blues (national) 1. 3 Dayz Whizkey - Steam 2. Back On The Road Best Before 3. Bad Temper Joe Man For The Road 4. B.B. & The Blues Shacks - Businessmen 5. Black Kat & Kittens Gypsy Life 6. Christian Bleiming - Boogie Woogie With a Touch of Blues 7. Fabian Fritz Easy Rollin 8. Georg Schroeter & Marc Breitfelder - Live 18. Dixieland Jamboree 9. Greyhound George - Cleaning Alexis P. Suter Up 10. Jan Hirte s Blue Ribbon Let It roll 11. Kai Strauss Electric Blues Allstars - Electric Blues 12. Pass Over Blues the 13. Rad Gumbo meets John Lee Sanders - New Orleans Blues and Zydeco 14. Reverend Rusty Struggle 15. Richard Bargel & Dead Slow Stampede - It s Crap! 16. Richie Arndt - At the end of the day 17. Thomas Stelzer - Fufftsch 18. Timo Gross - It s All About Love 19. Tommy Schneller - Cream of the Crop 20. Stoppok - Popschutz

16 16 MUSIK AL BASILE - AUSNAHMEMUSIKER, SONGWRITER, LITERAT VON BERND KREIKMANN Es gibt sie. Die Musiker, Musiker, die großar ge die nicht im Mainstream Songs schreiben, deren mitschwimmen, die Musik andere inspiriert sich nicht laut und und die uns etwas marktschreierisch geben, das nicht mehr vermarkten. Es sind selbstverständlich ist: zeitlose Qualität auf höchstem Niveau. Einer dieser raren Musiker ist Al Basile. Er möge es mir nicht verübeln, wenn ich ihn als Urgestein bezeichne. Tatsächlich ist der Kornettspieler und Sänger seit den 60er Jahren

17 MUSIK 17 ein bestimmendes musikalisches Element der amerikanischen Blues-, Roots- und Jazzszene. Basile, der aus Haverhill Massachusetts stammt und in Providence lebt, begann seine Karriere als Schriftsteller. Als Student schrieb er Musicals. Seinen Weg fand er, als er in 1969 seinen inzwischen langjährigen Freund Duke Robillard kennenlernte. Dieser heuerte ihn in 1973 als ersten Trompeter für die noch junge aber schon erfolgreiche Jump Band Roomful of Blues an, der er bis 1975 angehörte. In dieser Zeit spielte er mit Größen wie Eddie Cleanhead Winson, Joe Turner und Johnny Shines. In der Folge arbeitete er als Lehrer, Sänger und Songwriter. In den späten 80ern taten sich Duke Robillard und Al Basile wieder zusammen. Seitdem schrieb er zahllose Songs für mehr als zehn Robillard Alben auf denen er auch spielt. Zwei dieser Alben, Guitar-Groove-a-Rama und Stomp! The Blues Tonight wurden jeweils für einen Grammy nominiert. Gemeinsam mit Duke Robillard geschriebene Songs wurden für Film- und Fernsehproduktionen verwendet. In 1998 gründete Al Basile seine eigene Plattenfirma Sweetspot Records. Zu dieser Zeit arbeitete er wieder als Lehrer in Vollzeit, wollte aber eine Plattform schaffen, auf der seine Songs erscheinen konnten. Er bewegt sich im Blues-, Roots und Jazzgenre und umgibt sich dabei mit Größen wie den Blind Boys of Alabama, Jerry Portnoy, Sugar Ray Garcia, Bruce Katz und Sax Gordon. Selbstverständlich sind auch seine Roomful Kollegen wie Doug James, Karl Querfurth, Ric Lataille und die Duke Robillard Band mit von der Partie. Inzwischen hat Al Basile den Lehrerberuf aufgegeben und widmet sich ausschließlich seinen Projekten. Sein musikalischer Erfolg ist daran ablesbar, daß seine letzten vier Alben kurz nach dem Erscheinen bereits unter den ersten 15 der Living Blues Airplay Charts platziert waren. In 2010 und 2012 wurde er jeweils als bester Horn Spieler für einen Blues Music Award nominiert. Die Rezensenten sind von seiner Musik begeistert, seine zeitlosen, klaren und verständlichen Texte erfahren ebenfalls durchgängig große Anerkennung. Was verbleibt noch über diesen Mann zu sagen, der sich mehrfach neu erfand. Er war und ist Lehrer, Sänger, Hornist, Songschreiber, Inhaber einer Plattenfirma, Schriftsteller, kultivierter und angenehmer Gesprächspartner ein Leitbild für junge Menschen? Ich habe mir in einem Review die typisch deutsche Frage gestellt, welcher Musikrichtung seine Musik zugeordnet werden könne. Al gab mir die Antwort: As for a category for what I do, I remember once while working on a song of mine in the studio I said to Duke (Robillard Anm. d. Verf.), I m not sure what kind of music this is really, and he said It s Al Basile music.

18 18 MUSIK

19 MUSIK 19 NOVEMBERBLUES IN VOLKSDORF BLUES INTERNATIONAL, NATIONAL UND REGIONAL BEIM 6. VOLKSDORFER BLUESFESTIVAL. EINE FOTOREPORTAGE VON FRANK PACO HEINEMANN. Ort des Geschehens: der Flava Club in Hamburg Volksdorf. Den Opener des Festivals machte das Kölner Duo Grits n Gravy. Wer mit diesen Namen bisher nichts oder nur eine nahrhafte Southern-Homecooking- Pampe verband, hat jetzt ein klareres Bild. Die spartanische Besetzung mit Mighty Mike an den Drums und der Harp sowie dem blutjungen Cat Lee King an den Tasten ließ weder eine Gitarre noch einen Bass vermissen. Was insbesondere Cat Lee King an gesanglicher Qualität ablieferte, war bemerkenswert. In Summe wurde roher Blues mit Boogie und jede Menge Energie und Spaß geboten. Nach Grits n Gravy kamen Katie Bradley & Tom Attah aus UK auf die Bühne. Tom Attah ist eine emotionale Urgewalt, die den Blues mit Kraft und Energie aus der akustischen Gitarre und seiner Kehle schleudert. The Living Bluesman erinnert an die alten Blues Shouter, wer sich stellenweise an Howlin Wolf erinnert fühlte, lag nicht falsch. Nach einigen Solonummern kam die bezaubernde Katie Bradley zu Tom Attah auf die Bühne und brachte ihre ausdrucksstarke und aussergewöhnliche Stimme mit ein. Die ebenfalls von ihr vorgetragenen Bluesharp-Passagen rundeten das Blueserlebnis ab. Tom & Katie harmonieren perfekt und es wurde klar, warum die beiden in der Presse und der internationalen Bluesszene mit Lob und Anerkennung bedacht werden. Zum Schluss dann ein Heimspiel für Hannes Bauer und sein Orchester Gnadenlos. Die Bands aufzuzählen, in denen Hannes Bauer in die Saiten gegriffen hat sprengt jeden Rahmen. Am bekanntesten ist sicher seine Arbeit mit Udo Lindenberg und seine Kultband Bauer, Garn und Dyke Das Orchester Gnadenlos setzt sich - immerhin - aus 2 Leuten zusammen. Philipe Candas an den Trommeln und Martin Hofpower am Bass. Abgeliefert wurde ein lautes, heftiges und geiles Bluesrock Brett. Das Trio ist bestens eingespielt und versteht sich blind, alle drei sind Vollblutmusiker! Da kann nichts schiefgehen. Die Stimmung im Flava kochte, offensichtlich war eine ordentliche Fangemeinde im Laden. Fazit: Kleines und sehr feines Bluesfestival in Hamburg. Was das Organisationsteam rund um den Bluesverrückten Volker Bredow auf die Beine gestellt hat, ist aller Ehren wert. Von der Auswahl der Künstler, der Wahl des Veranstaltungsortes, Ton und Licht, Backstagebereich - alles auf professionellem Niveau. Solange es solche Veranstaltungen gibt brauchen wir uns über die Zukunft des Blues keine Sorgen zu machen. Ich komme nächstes Jahr gerne wieder! Über den Autor Frank Paco Heinemann, Jahrgang `63 aus Köln, reist durch Deutschland und besucht dieses Jahr runde 80 Konzerte um seine rock o graphischen Portraits zu schiessen. Die Bandbreite reicht dabei von kleinen Clubs mit unbekannten Kapellen bis hin zu Konzerten von John Mayall, Albert Lee, Kenny Wayne Shepherd oder Jeff Beck. Frank Paco Heinemann veröffentlicht seine Arbeiten auf Facebook ( facebook.com/pages/the- Rockograph/ ) und plant eine Ausstellung im Frühjahr 2015 in Köln.

20 20 MUSIK Grits n Gravy: Cat Lee King (voc, p) & Mighty Mike (dr, harp, voc)

21 MUSIK 21 Tom Attah (voc, g) & Katie Bradley (harp, voc)

22 22 MUSIK

23 MUSIK 23 Hannes Bauers Orchester Gnadenlos: Hannes Bauer (voc,g), Philipe Candas (dr), Martin Hofpower (bg)

24 24 MUSIK SUNDAY BLUES JAMS IN DETROIT HOWARD GLAZERS BLUES, NEWS & VIEWS FROM DETROIT Hallo! Das ist die fün e Folge von Blues, News & Views from Detroit. Das ist Teil 1 von Sunday Blues Jams. Detroit hat wie viele Städte eine Geschichte von sonntäglichen Jamsessions an ungewöhnlichen Locations. Damit meine ich nicht in Bars oder Clubs sondern auf Parkplätzen, auf Feldern oder in Häusern. Als ich 1999 das erste Mal begann, mit Harmonica Shah zu arbeiten, begann er mich zu Jams mitzunehmen, von denen viele Detroiter Musiker noch nicht mal wussten, dass es sie gibt. Der erste Jam wurde von John Estes veranstaltet. John hatte einen Laden an der Okland Avenue in Detroit, wo er Autos reparierte. Es war lediglich die Straße runter von der berühmten Apex Bar (welche man als die Heimat von John Lee Hooker kannte). Sonntag nachmittags räumte John die Autos von seinem Parkplatz und von dem Platz vor seiner Garage, baute Schlagzeug und Verstärker auf und die Leute kamen vorbei und jammten. Die Fotos auf der nächsten Seite stammen aus dem Paul Reed Blues Archive. In den späten 1990ern/ frühen 2000ern leitete Paul im britischen Oxford Bluetrack Records. Paul war in Chicago und er kam mit Amanda Palmer nach Detroit gefahren, um Harmonica Shah und mich live zu sehen, woraus sich die Veröffentlichung des Albums Deep Detroit mit Harmonica Shah feat. Howard Glazer ergab (mehr dazu in der Zukunft). In den frühen 2000ern verlagerte John Estes seinen Jam in das Carpet House. Was ist das Carpet House, werdet Ihr fragen? John baute einen Raum, mehr eine Hütte, an sein Haus an. Der Raum hatte keinen Stromanschluss, aber er zog ein Verlängerungskabel von seinem Haus rüber. Außerdem legte er

25 MUSIK 25 Jam auf John Estes Parkplatz Fotos aus dem Paul Reed Blues Archiv (copyright 2014) Wie bei den vielen Juke Joints im ländlichen Süden kamen Menschen zum gemeinsamen Spielen und Musik zu hören zusammen jenseits des normalen Unterhaltungsbetriebs. Hier stellten Leute ihre Stühle und Tische auf dem Parkplatz von John Estes Autowerkstatt auf. Für die zur Arbeiterklasse von Detroits East Side gehörenden Anwohner war das eine Möglichkeit, sich an Musik zu erfreuen, ohne eine Menge Geld auszugeben. Jeden Sonntag räumte John alle Autos fort, kehrte den Platz und stellte Stühle und Tische für Zuhörer und Equipment für die Band auf. Am Ende des Tages räumte er alles wieder fort, um für die nächste Arbeitswoche bereit zu sein. Schon zu der Zeit waren viele der alten Blues Clubs geschlossen worden und es gab immer weniger Plätze, wo man den alten Blues und R&B Standards hören oder dazu tanzen konnten. Hier konnten Leute auf einem Parkplatz tanzen und eine gute Zeit haben. Und es war eine Möglichkeit für die Bluesmusiker, zusammenzukommen und zu spielen, weil ja viele an den Wochenenden arbeiten mussten. Hier konnten sie einfach aus Liebe zur Musik zusammen spielen und mit den anderen Musikern, alten und jungen spielen. Harmonica Shah (mit Cowboyhut) schaut sich das Line-up an, zu dem Joe Mitchell und Howard Glazer nebst einer spontan gebildeten Horn-Section gehören. links: Blick von der anderen Straßenseite. Der Jam fand mitten in einer Eastside Gegend statt. Die Leute blieben einfach an der Straße stehen oder setzten sich auf ihre Autos.

26 26 MUSIK Teppichstücke auf den Erdboden, and Wände und Decke und nannte es das Teppichhaus. Auf den nächsten Bildern kann man eine Idee davon bekommen, wie der neue Carpet House Jam war. Viele lokale Blueslegenden kamen zu den Jams: Emmanuel Young, Harmonica Shah, Cash McCall, der inzwischen verstorbene Kenny Miller und mehr. Mitte der 2000er Jahre verstarb John. Sein Haus und das Carpet House brannten ab. Ein paar Jahre später gründete Albert Big Pete Barrow einen Jam auf dem Feld auf der anderen Straßenseite vom ehemaligen Carpet House. Bis heute ist der bekannt als The Carpet Jam. Hunderte oder sogar Tausende Leute kommen jeden Sonntag während des Sommers. Sie kochen, essen, trinken, machen Party und freuen sich an der Musik. Ich werde Euch mit neuen Fotos auf dem Laufenden halten, wie es dem Jam geht. Die Musik lebt weiter in Detroit! Im Angedenken an John Estes lebt die Tradition des sonntäglichen Jams fort. Organisiert von Big Pete findet der Carpet Jam auf der anderen Straßenseite des ursprünglichen Carpet House statt. Hier hält Emanuel Young Hof mit einer Gruppe Detroiter Musiker. Oben: John Estes war ein großartiger Gastgeber, er hieß jeden willkommen, egal wer er war oder wo er herkam. Das war kein Ort für die Rassenschranken von Detroits Vergangenheit (und manchmal auch Gegenwart.)

27 MUSIK 27 Jams im Carpet House Alle liebten den Jam an der Autowerkstatt so sehr, dass sie nicht wollten, das er während des Winters aufhörte. So baute John einen Zusatz an sein Haus an, nannte ihn das Teppichhaus, weil es mit Streifen von Teppichen durchzogen war. Für mich war das die Gelegenheit, von der zweiten Generation der Detroiter Bluesmeister zu lernen, viele von den Musikern hatten mit Größen wie John Lee Hooker, BoBo Jenkins und Eddie Burns gespielt, oder ihnen zugehört und von ihnen gelernt. Howard Glazer mit zwei Detroiter Klassikern: dem verstorbenen Kenny Miller und Faygo Pop (eine in Detroit hergestellte Brause.) unten: Harmonica Shah und Kenny Miller Nicht nur Blues wurde im Carpet House gespielt. Sassy Wilson sang auch Rhythm & Blues Standards. unten: Howard Glazer, Kenny Miller und andere.

28 28 MUSIK Bluesology mit Reggie Dwight am Piano (Foto: Len Crawley) REG DWIGHT UND JACK BRUCE DARREN WEALES 12. BRIEF AUS DEM VEREINIGTEN KÖNIGREICH WELCOME TO THE LETTER FROM THE UNITED KINGDOM! Ich verbringe zu viel Zeit damit, über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Blues nachzudenken. Aber das mache ich nicht in meiner ganzen Zeit. Neben meinem Arbeitsleben läuft in dieser Jahreszeit eine meiner Lieblingssendungen im britischen Fernsehen. Das Programm heist Strictly Come Dancing, und ich frag mich schon, wie Judy Murray, die Mutter von Tennisspieler Andy Murray, so lange dabei bleiben konnte. Heute ist Remembrance Day * und die Sendung begann mit * Der Remembrance Day erinnert am 11. November in Großbritannien und dem Commonwealth an das Ende des 1. Weltkriegs. (R.N.)

29 MUSIK 29 einer Schweigeminute an die Opfer des Krieges. In letzter Zeit erlebte ich zwei Überraschungen. Die eine war, dass ich für mich den kraftvollen Muddy- Waters-Song The Blues Had A Baby And The Named It Rock And Roll entdeckte. Er stammt von dem von Johnny Winter produzierten und mit einem Grammy ausgezeichneten Album Hard Again, Waters erstem Album, nachdem er Chess Records verlassen hatte. Das Lied ist wie ein Missing Link in der Anthropologie, ein Stück, was die Lücke ausfüllt zwischen dem, was der Blues war und dem, was zum Rock & Roll wurde. Ein wundervoller Song! Die zweite Überraschung erlebte ich, als ich eine Dokumentation über das Leben des britischen Pianisten und Sängers Elton John sah. Da er lange mit seinem Geburtsnamen Reginald (Reg) Dwight gerufen wurde, hatte ich keine ahnung, dass Elton seine Musikkarriere in einer Band namens Bluesology begonnen hatte. Die hatte damals eine Menge Konzerte als Begleitband von Long John Baldry gepielt, unter anderem auch 18 mal im Marquee Club. Es gibt eine Menge berühmter Musiker - und für mich gehört jetzt auch Elton dazu - die ihre frühen Tage in der Musik oder ihres Musikinteresses überhaupt, auf den Blues zurückführen können. Es ist noch nicht lange her, das Jack Bruce, der Bassist von Cream (und von Blues Incorporated, von Manfred Mann und John Mayalls Bluesbreakers) gestorben ist. Von seinen Kollegen wurde er ungeheuer respektiert. Und so hallten Cover von Creams Klassiker Sunshine of Your Love von den Wänden der Clubs auf und ab im Vereinigten Königreich wider. Es ist gut, diesem ikonischen Musiker Tribut zu erweisen. Und ebenso gut ist es, sich daran zu erinnern, dass Reg Dwight noch immer unter uns weilt und auf Tour geht. Lang lebe der Blues und die, die vom Blues inspiriert wurden, wie lang das auch immer her sein mag! BE PROSPEROUS AND ENJOY YOUR LIVE MUSIC AND ALL THAT IS GERMAN! Jack Bruce Links Alistair Cooke - programmes/b00f6hbp Elton John - Jack Bruce - Strictly Come Dancing - b006m8dq

30 30 MUSIK THE SIRENS RECORDS: BLUES, JAZZ & GOSPEL AUS CHICAGO VON BERND KREIKMANN Wir reden über Musiker und Künstler, die mit ihrer Musik und Bühnenshow dazu beitragen, unseren Alltag angenehmer zu gestalten. Mir hat Musik auch immer dann geholfen, wenn mal wieder einer dieser unvermeidlichen oder vermeintlichen Rückschläge im Leben eintrat. Was oft übersehen oder nicht wahrgenommen wird ist, dass hinter jedem erfolgreichen Künstler Menschen stehen, die an ihn glauben und ihm den Weg zum Erfolg bereiten. Im Bereich der Mainstreammusik ist der Künstler Teil des Produktionsapparats der zwangsläufig ergebnisorientierten Musikindustrie und damit potentiell fremdbestimmt (Ausnahmen gibt es auch hier). Unser Spektrum der Blues- und Jazzmusik bewegt sich in anderen Bahnen. Die Großen Labels sind gemessen am Standard klein und in der Regel nicht üppig finanziert. Die wirtschaftlichen Risiken der Inhaber von Indepedent Record Companies sind groß umso mehr bewundere ich diejenigen, die aus Enthusiasmus und Freude an der Musik dieses Risiko auf sich nehmen und zeigen, dass mit überschaubarem Aufwand großartige Musik produziert und verfügbar gemacht werden kann. Ohne Sirens Records wäre meine Musiksammlung erheblich ärmer. Sirens steht für authentischen Chicago Blues, Gospel und Jazz. Unter anderem produzierte und produziert das Label die Chicagoer Bluesgrößen Katherine Davis, Erwin Helfer, Barrelhouse Chuck, Pinetop Perkins und Detroit Junior. Im Jazz- und Gospelbereich findet man Earma Thompson,

31 MUSIK 31 Jessy Dixon, Reverend Dwayne R. Mason, Donald Gay und viele andere. Das ist keine Mainstream Musik, das ist hochwertige, zeitlose Unterhaltung. Es mag Zufall sein, dass Erwin Helfer auf seiner jährlichen Deutschland-Tour in meinem Umfeld im Schloß Landestrost auftritt aber es passt. Barrelhouse Chuck und Kim Wilson gehören sicherlich eher in einen Club. Das spielt alles keine Rolle, wenn ich zu Hause ein Album zum Anhören suche. Bei Sirens finde ich die Musik für jede Stimmung. Die Produktionen sind sauber, die Aufnahmen klar und transparent, die Pressungen einwandfrei und das Booklet ist mit viel Aufwand und Engagement äußerst informativ gestaltet. So soll es sein - ich ordne die CDs in den audiophilen Bereich ein. Der Gründer, Betreiber und Mastermind von Sirens Records ist Dr. Steven Dolins. Seiner Begeisterung und seinem Engagement verdanken wir nunmehr viele herausragende Alben. Dolins ist Computerspezialist und arbeitete langjährig in der Computerindustrie bevor er 2002 als Professor mit dem Spezialgebiet Datenbank Management an die Bradley University berufen wurde. Er sagt, dass er Sirens Records wegen seiner Liebe zum Piano gegründet hat und um seinem Mentor Erwin Helfer der sein erster Pianolehrer war etwas zurückzugeben. Sirens Records sieht er als seine Möglichkeit, die Ari Brown, Earma Thompson, Steven Dolins, John Brumbach (Photo: Paul Natkin) Larry Tayöpr. Billy Flynn, Jeremy Johnson, Barrelhouse Chuck, Kim Wilson, Richard Innes große Chicagoer Tradition ( ) des Blues Pianos, der Gospel- und Jazzmusik zu erhalten und fortzusetzen. Er weiß, dass Chicago weiterhin eine Vielzahl junger Talente beherbergt, die sich der Tradition verpflichtet fühlen und denen er einen Raum schaffen möchte, damit sie gehört und wahrgenommen werden. Entsprechend enthalten Alben wie Heavy Timbre von Originalinterpreten eingespielte Aufnahmen. Andere Alben wie die von Barrelhouse Chuck präsentieren zeitgenössische Musiker, die sich der Tradition Chicagos verpflichtet fühlen. Steven Dolins weist zu Recht stolz darauf hin, dass er Heavy Timb-

32 32 MUSIK re 1976 als 19jähriger aufgenommen hat. Selbstverständlich weiß Steven Dolins, dass auch ein Independent Label gewinnbringend arbeiten muss. Sein Vorteil liegt u.a. darin, dass er mit Künstlern zusammenarbeitet, die nicht zwingend profit loss getrieben sind. Steven Dolins erzählt eine kleine Geschichte, die kurz und präzise seine Motivation erklärt: I took Earma Thompson to New York City to appear on Marian McPartland s Piano Jazz program some years ago, and I explained my mission and vision for The Sirens Records to Marian. Marian responded by telling me it s a much more worthwhile hobby than playing the horses; she meant I wasn t going to get rich from this endeavor. But for me, I see value in making the music accessible, making the musicians feel appreciated, and honoring the tradi on. And I am stubborn and driven to make that happen. Ich schätze diesen sympathischen und angenehmen Mann so ein, dass er genau das auch weiterhin tun wird. oben: Barrelhouse Chuck Mitte: Erwin Helfer unten: Steven Dolins CD-Veröffentlichungen SR5001: I m Not Hungry But I Like to Eat - Erwin Helfer SR5002: Heavy Timbre - Chicago Boogie Piano SR5003: 8 Hands on 88 Keys - Chicago Blues Piano Masters SR5005: Prescription For The Blues - Barrelhouse Chuck SR5006: St. James Infirmary - Skinny Williams and Erwin Helfer SR5007: Glory! Glory - Reverend Dwayne R. Mason SR5008: Just In Time - Earma Thompson SR5009: Melancholy Serenade - Kimberly Gordon Trio SR5010: In the Right Hands - Chicago Gospel Keyboard Pioneers SR5011: Careless Love - Erwin Helfer SR5012: Heavenly Keys - Gospel Keyboard Trio and Reverend Dwayne R. Mason SR5013: Rock This House Live - Katherine Davis and the Chicago Boogie Ensemble SR5014: Got My Eyes On You - Barrelhouse Chuck SR5015: Madam Queen - Ari Brown, Earma Thompson, John Brumbach SR5016: Soulful Sounds - Geraldine and Donald Gay SR5017: In Hymn I Trust - Shirley Smith SR5018: Sunday - Kimberly Gordon Organ Trio SR5019: This Is My Story, This Is My Song - Eddie Roberson SR5020: Erwin Helfer Way - Erwin Helfer SR5021: Driftin from Town to Town - Barrelhouse Chuck

33 MUSIK 33 Anzeige

34 34 MUSIK ONE YEAR LATER: HUNDRED SEVENTY SPLIT ON TOUR HSS IM LEGENDS OF ROCK OLCHING AM TEXT: MARIO BOLLINGER. FOTOS: CHRISTOPHE RASCLE Wo zu Kuckuck ist das Legends of Rock? In Olching und gar nicht weit von München en ernt. Ein Jahr, nach dem Leo Lyons mit Ten Years A er im Münchner Backstage gespielt hat (die WP hat davon berichtet), kommen Leo Lyons, Joe Gooch und Damon Saywer zurück, um sich mit Hundred Seventy Split in die Legends of Rock in Olching einzureihen. Ein Mitarbeiter brachte es bei der Ansage auf den seiner Meinung nach geltenden Punkt: Ten Years A er ist tot, heute spielt Hundred Seventy Split! Die Bühne und das Lokal sind klein, aber Leo Lyons und seine Musiker sind dafür ganz nah am Publikum. Ohne viel Umschweifen geht HSS ans Werk: Power Blues Pur mit alten Songs und neuen Hits von der letzten CD HSS. Leo Lyons in gewohnte Haltung am Bass mit zwei Fingern über die Saiten huschend. Dann kündigt er einen bösen Song an, in welchem der Verlassene mit seinem Partner abrechnet Dancing on your

35 MUSIK 35 Tombstone. Joe mit verschlossenen Augen und Leo Lyons lächelt und lächelt und lächelt. Für ihn muss die Musik nach wie vor Spaß machen. Wie er mir beim Interview verraten hat, geht es nicht um das Geld sondern den Spaß. Warum auch sonst auch ist er bei TYA ausgestiegen und hat sich auf HSS konzentriert? Er will Spaß und Freiheit haben. Joe Gooch brilliert mit schnellen und melodiösen Gitarrensolos und gefühlvoller Gesang. Aber es geht nicht ohne TYA. Nach ca 1. Stunde der erste Song der legendären Blues Rock Band: miles beneath my brain. Leo Lyons Jetzt kocht das Publikum - warum auf Ten Years After warten wenn HSS spielt. Leo Lyons und Joe Gooch spielen das altbekannte Thema an und dann verfällt Joe Gooch in ein phantastisches Solo, was sich gottseidank überhaupt nicht nach Alvin Lee anhört. Und noch ein TYA Hit: Love You Like a Man. Super Solo von Joe Gooch auf seiner grünen Strat. Das Original war ja auf einer roten Gibson ES gespielt. Nach einer kleinen akustischen Erholungspause setzten HSS zum zweiten Schlag an. Eine swingende Nummer gefolgt von Good Morning Little Schoolgirl. Joe Gooch ist eher der ruhige introvertierte Musiker, aber seine Gesichtszüge spielen jedes Solo mit. Und was für Gegensätze und Ergänzungen: Sololäufe von Leo Lyons wechseln sich mit Joe Goochs Sololicks ab. Man stellt sich die Frage: Braucht Leo Lyons die Ten Years After? Die Antwort ist klar: Nein, seine Lieblingssongs und die Publikumslieblinge kann er genau so spielen wie die neuen Hits der HSS CD, die wir auch bereits rezensiert haben. Eine der letzten Nummer des Abends ist John Hiatts Tennessee Plates, eine schneller Boogieoder Rockabilly Nummer. Wie

36 36 MUSIK mir Leo Lyons erzählt hat, wäre John Hiatts mal ein Partner, mit dem er gerne auf die Bühne gehen würde. Wir sind uns einig: Ohne TYA geht es nicht und daher kommt noch der Woodstockknaller Goin home. Riff und Intro: Ten Years After, Soloausarbeitung Joe Gooch. Es gefällt mir sehr gut, wenn man sich in der TYA Melodie verfängt und von Joe Gooch während dem Solo ganz wo anders hingeführt wird. Hier verbinden sich Altes mit Neuem, was junge Menschen und alte Fans anlockt. Noch 2 Zugaben und dann verabschieden sich Joe Gooch HSS. Aber nicht lange: Wenige Minuten erscheinen die 3 Herren am Merchandisestand, um Fragen zu beantworten, CDs zu signieren und zu verkaufen und sich fotografieren zu lassen. Hier merkt man die Vorzüge des kleinen Clubs Legend of Rocks oder Legend Lounge. Das Publikum ist ganz nahe an den Musikern dran und hier spielt Namhaftes: Mitch Ryder und demnächst auf Reverent Rusty und BB and the Blues Shacks. Wie mir Betreiber Werner Runge erzählt, mangelt es noch ein wenig an Akzeptanz. Dabei hat er ein wechselndes Programm auf DJ-Veranstaltungen, Hard Rock Events und Bluesveranstaltungen. Der Club fasst über 200 Gäste und wenn dann nur 10 Besucher da sind, ist das unbefriedigend für Veranstalter und Musiker. Dabei liegt der Club in Olching in der Ilzstr. 1 vor den Toren Münchens und kann führerscheinfreundlich mit der S-Bahn leicht erreicht werden. Der Club ist nicht mal 5 Minuten vom Bahnhof entfernt. Die Atmosphäre ist toll, die Ausstattung und Bühne absolut livetauglich. Auch wenn HSS bei der Probe sehr laut erschien, ging das Konzert angenehm ohne Ohrenpfeifen vorbei.

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38 38 MUSIK MEHR ALS BREMER EKSTASE 6.11.: FRANCK GOLDWASSER & KARL W. DAVIS IM MEISENFREI BREMEN. TEXT & FOTOS: TORSTEN ROLFS Am Donnerstag, verschlug es mich wieder einmal ins Meisenfrei. Das ha e einen außergewöhnlichen Ursprung. Am Montag der gleichen Woche weilte ich in Osnabrück bei der legendären Blue Monday Jam, die es nun schon seit 25 Jahren gibt. Als ich, da ich als Musiker an der Session teilnehmen wollte, den Backstage- Bereich betrat, saßen auch Gäste aus den Staaten und Frankreich im Raum. Sie waren zusammen mit Tommy Schneller gekommen. In einem Set der Session traten also Karl W. Davis und Franck Goldwasser mit ihren französischen Begleitmusikern sowie Tommy Schneller, Jimmy Reiter und Christian Rannenberg auf. So sind die Osnabrücker Blue Monday Jam Sessions! Ich bekam mit, dass sie auch in

39 MUSIK 39 meinem Bremer Bluesclub am Donnerstag ein Konzert geben. Arbeitnehmerfreundlich sollte Konzertbeginn um 20:00 Uhr sein. Erfahrungsgemäß dauert es meistens immer 15 bis 20 Minuten bis es dann richtig losgeht. Und es ging fulminant los. In dem Opener-Shuffle von Mig Toquereau am Bass und Fabrice Bessouat am Schlagzeug angetrieben, machte Franck Goldwasser mit einer goldenen Les Paul Gibson sofort deutlich, hier gibt es besten klassischen Rhythm Blues. Trotz der wenigen Zuschauer und Gäste (manchmal scheint es keine Werbung für die Konzerte zu geben), kam von der Bühne eine ungeheure Präsenz. Der Sound war ganz ausgezeichnet von Nils Völcker einem der besten Mixer im Meisenfrei auf die Musiker abgestimmt. Mit einer Rhumba Follow me baby kam sofort Bewegung in die v.a. sitzenden Gäste. Nach dem ersten Instrumentalstück sang Franck Paris Slim Goldwasser die folgenden vier Titel (u.a. von seiner CD Can t Raise Me ) Er hat eine markante Stimme, die aber nicht mit der hohen Qualität seines Gitarrenspiels vergleichbar ist. Und dann betrat nach einer kurzen Ansage Karl W. Davis die Bühne. Da stand dann ein Vollblut-Entertainer mit ungeheurem Soul. Er stammt aus Georgia, seine letzte CD verströmt reminiszent Motown-Grooves. An diesem Abend gab es nun eine spannungsgeladene Mischung aus dem rauhen low down dirty blues Feeling von Franck Goldwassers Gitarre und der smoothy mit viel Bottom ausgestatteten Stimme Karl Davis - eine tolle mitreißende Mischung. Da erzählte ein Crooner seine Geschichten und nicht nur das, sondern die Interaktion zwischen Goldwasser und ihm war m.e. mustergültig. So stelle ich mir einen Sänger auf der Bühne vor unprätentios, die Band antreibend, den Solisten zu Höchstleistungen anfeuernd. In seinem zweiten Stück kam seine Vorliebe für Funky-Tunes mit einer gehörigen Portion Soul zum Tragen. Die Mooves flogen bei The Tramp, dem Lowell Fulsom- Klassiker, von der Bühne. Wenn Interpretationen von Klassikern, die man im Ohr hat hier bei mir ist es die wunderbare Version von Memo Gonzalez erster Live-Scheibe geradezu in Frage gestellt werden, macht Musikgenuss ungeheuren Spaß. Nicht nur das es hier laid back, geradezu schleppend langsam eigentlich wie das Original präsentiert wurde, sondern auch Goldwasser und Davis im Duett sangen, machte dieses 10 Minuten Stück zu einem besonderen Schmankerl. Im 2. Set bekam das Publikum auch das Titelstück von Franck Goldwassers letzter CD Can t Raise Me zu hören. Neben den bereits beschriebenen Funky-Soul-Stücken zeigte der Gitarrist auch seine Fertigkeiten, die Gibson Gitarre, wie eine T-Bone-Walker Halbakustik- Gitarre klingen zu lassen. Ein treibender Boogie brachte die wenigen Zuhörer zur Entzückung. In der Dramaturgie folgte ein Country- Blues inspiriertes Gitarren-Solo- Stück mit einem auch diese Stilistik authentisch beherrschenden Karl W. Davis. Man hatte das Gefühl im engsten Familien- oder Bekanntenkreis auf der Veranda eines Südstaatenhauses zu sitzen. Die wenigen Zuschauer vermochten es sogar die Band noch zu einer Zugabe zu bewegen und dabei schwang ein Pärchen noch das Tanzbein es gab also nicht nur die Bremer Ekstase mit rhythmischem Fußwippen. Mein Wunsch wäre es, wenn solche grandiosen Musiker mehr Publikum sehen würden. Ich sehe die Veranstalter nicht nur aus rein ökonomischen Gesichtspunkten, keinen Verlust zu machen, in der Pflicht Werbung zu machen. Veranstalter, Künstler und auch das Publikum haben gemeinsam etwas davon, gut besuchte Konzerte zu erleben.