Wirtschaftliche Frauenschule, spätere Landfrauenschule Maidhof in Gnadenfrei in Schlesien
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- Artur Buchholz
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1 REIFENSTEINER VERBAND Verein ehemaliger Reifensteiner e.v. Gegründet 1897 Wirtschaftliche Frauenschule, spätere Landfrauenschule Maidhof in Gnadenfrei in Schlesien Die Maidennadel der Schule: Es ist auf einem Wettbewerb von verschiedenen Maiden als Symbol für die Schule die Lindenblüte in Silber gewählt worden, weil der Lindenbaum charakteristisch für die Anlage in Gnadenfrei ist. Der Kirchplatz, die Gottesackerallee sind mit schönen alten Linden bestellt, und auch um das Haus herum finden sich viele Lindenbäume. mit Gravur oberhalb der Blattrippe mit Gravur unterhalb der Blattrippe Nadel ohne die Gravur MAID Maidhof in Gnadenfrei / Schlesien Der Reifensteiner Verband erwarb 1919 für die Frauenschule das frühere Realgymnasium, erbaut , der Herrnhuter Brüdergemeine konnte die Schule mit Seminaristinnenlehrgang, Maiden und einer Haushaltungsschule für Mädchen der Umgebung eröffnet werden. 90 Schülerinnen konnten in Maidhof aufgenommen werden. Die ersten Seminaristinnen und Schülerinnen kamen aus der geräumten Schule Maidburg in Posen. In den 30iger Jahren änderten sich die Aufgaben der Schule. Sie bekam folgende Aufgaben: Kurse für erwerbslose Mädchen, Schulungen auslandsdeutscher
2 Jungbäuerinnen, Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Sudetenland und Aufnahme von Ferienkindern aus Berlin. Dann wurde der Maidhof zeitweise zu einem Lazarett umfunktioniert musste eine Hälfte des Hauses an die Atlas Werke Bremen abgegeben. Daher wurde ein Umzug nötig. Man fand als Ersatz das Schloss Petersdorf am Zobten. Im Oktober 1944 fand dann der Umzug statt. Doch bereits im Januar / Februar 1945 verschob sich das Kriegsgeschehen immer schneller auf Schlesien zu. Flüchtlingstrecks fanden für kurze Zeit Unterkunft und Betreuung in Petersdorf. Nur wenige Wochen später schickte die Direktorin Frau Künzel, die verbliebenen Schülerinnen und Lehrerinnen nach Hause, ließ einen Pferdewagen mit Schulakten und wichtigem Gepäck beladen und zog mit wenigen Getreuen Richtung Westen. Schloss Petersdorf ist heute eine baufällige Ruine. Was mit ihr geschehen soll ist unklar. Das Schloss ist durch einen hohen Holzzaun gesichert. Doch das schöne Schulgebäude in Gnadenfrei hat die russische Besatzung heil überstanden. Maidhof in Gnadenfrei wurde von von berufsbildenden Schulen genutzt. Von wurde das Gebäude nicht genutzt. Ab 1960 bis zum heutigen Tag befindet sich dort eine Grundschule für behinderte Kinder, sowie ein Gymnasium als Internatsschule. Luftaufnahme Vorderansicht. Aufgenommen 2009.
3 Rückseite. Aufgenommen im Winter 1926 Rückseite. Aufgenommen Der Maidhof in Gnadenfrei. Aufgenommen Eingangstür (Vorderseite). Aufgenommen2009. Treppenhaus (Rückseite). Aufgenommen 2009.
4 Wirtschaftshof. Aufgenommen 1943 Gemüsegarten Seitentreppe Treppenhaus. Aufgenommen 2009.
5 Leseecke im 1. Stock Flur im 1. Stock. Aufgenommen Bleiglasfenster im Treppenhaus Linke Seite Mitte Rechte Seite Aufgenommen 2009.
6 Eingangstür zur Aula im 1. Stock. Aufgenommen Aula. Aufgenommen Lehrküche
7 Speisesaal Speisesaal. Aufgenommen Chemieraum Maidenwohnzimmer. Aufgenommen Maidenwohnzimmer mit Bibliothek
8 Maidenzimmer. Aufgenommen Schloss Petersdorf am Zobten Ab die Bleibe für die Schülerinnen von Maidhof in Gnadenfrei Parkseite. Aufgenommen 2009.
9 Seitenansicht. Aufgenommen Parkseite. Aufgenommen Unterrichtsraum im Schloss Petersdorf Beitrag von Ursula Meyer. Für das Internet zusammengefasst von Waltraud Lücke. Die Veröffentlichung von Beiträgen und Fotos ist nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verbandes gestattet. Ina Farwick, 1. Vorsitzende des Reifensteiner Verbandes e.v.,
10 Mgr. Olga Tillová: Das Tagebuch aus Maidhof Gnadenfrei Einleitung Ich arbeite als Geschichtelehrerin in einer Mittelschule in Hradec Králové (Königgrätz, Ostböhmen, Tschechische Republik). Eine von meinen Schülerinnen hat vor drei Jahren begonnen, die Geschichte ihrer Familie zu beschreiben. Die Mitglieder ihrer Familie hatten wirklich interessante Schicksaale während des ganzen 20. Jahrhunderts. Vor drei Jahren habe ich zum ersten Mal von meiner Schülerin die Wortverbindung Maidhof Gnadenfrei gehört. Damals habe ich begonnen, mich dafür mehr zu interessieren. Im Internet habe ich Informationen über Reifensteiner Verband gefunden 1. Leider stehen die Informationen, die wir kennen wollten, heute nicht mehr zur Verfügung. Es geht um die Zeit des zweiten Weltkrieges und am Ende des Krieges sind viele Dokumente aus dieser Zeit verschwunden. Meine Schülerin, Barbora Horáková, wollte das Schicksaal ihrer Urgroβmutter vorstellen. Sie und ihre Eltern versammelten zu Hause verschiedene Dokumente, Briefe, Tagebücher, Familienchroniken und Fotos. Im Jahre 2015 entstand die erste historische Facharbeit meiner Schülerin im Rahmen des historischen europäischen Wettbewerbes EUSTORY mit dem Namen: Věra Voženílková Das Schicksaal einer Frau im 20. Jahrhundert 2. Zu meiner Überraschung holte und zeigte mir Barbora das Tagebuch ihrer Urgroβmutter aus der Schulzeit im Maidhof Gnadenfrei aus den Jahren Ich habe es mit Neugier mehrmals gelesen. Ich finde dieses Tagebuch als eine historische Quelle wirklich interessant, darum möchte ich mit Genehmigung von Familie Horák dieses Tagebuch vorstellen. Das TAGEBUCH von Věra Voženílková Věra Voženílková im Maidenkleid, zur Verfügung gestellt von Barbora Horáková HORÁKOVÁ, Barbora. Věra Voženílková - osud ženy ve 20. století: Soutěžní práce Eustory [online] [cit ]. Dostupné z:
11 Autorin: Věra Voženílková, geboren 1924, wohnhaft in Předměřice nad Labem, später in Prag Schulzeit in Maidhof Gnadenfrei: Oktober 1941 September 1942 Beschreibung des Tagesbuches: das Schreibheft mit einem festen Buchdeckel und einem kleinen Schloss auf Tschechisch geschrieben, nur Gedichte sind auf Deutsch geschrieben Der erste Eintrag vom 9. Oktober 1941, zur Verfügung gestellt von Barbora Horáková Der erste Eintrag ist vom (auf Tschechisch geschrieben): Ich bin in Gnadenfrei in der landwirtschaftlichen Schule. Es gefällt mir hier sehr. Ich bin am mit meinen Eltern angekommen. Im Schlafzimmer schlafe ich mit 3 Ingeborg. 3 Sie sind sehr nett. Maidhof ich ein schönes Schloβ, eingerichtet wie eine moderne deutsche Schule. Die Vorsitzende und die Lehrerinnen sind sehr nett. Wir arbeiten auf Feldern und in der Küche. Es gefällt mir hier sehr. Ich kann mich aber an die Kost nicht gewöhnen. Immer Gemüse, gekocht ohne Salz und Obstsuppen. Am Dienstag haben wir auf dem Feld Rübe, gestern Kartoffeln und heute Zellerie geerntet. Nächste Woche beginnt der Unterricht. Ich freue mich darauf. In die Stadt dürfen wir selbst gehen, das finde ich gut. Zum Frühstück haben wir eine Suppe eingekochtes Mehl im Wasser. Es schmeckt wie ein Futter für Kleinvieh. Den :... Zum Mittagessen hatten wir Gemüsesuppe, unsalzig, Rindfleisch, Kartoffeln mit Dillsoβe von gestern und Salat. Bis 3 Uhr frei.... Věra Voženílková schreibt regelmäβig ins Tagebuch nur ein paar Tage, dann schreibt sie unregelmäβig nur einmal oder zweimal pro Monat. Den (Sonntag): Věra schreibt ausführlich über den ersten Frost in der Nacht und über das Erntefest. Am Nachmittag sind wir gemeinsam mit Gesang das ganze Stadtviertel durchgegangen. Zusammen mit allen Arbeitern und Arbeiterinnen sind wir in die Schule zurückgegangen. Im 1. Geschoss im Flur haben die älteren Maiden Glückwünsche gesagt und wir haben gesungen. Danach haben wir einen groβen Kranz aus Getreide unter die Decke gehängt... 3 Es waren: Ingeborg Speth, Ingeborg Wagner, Ingerborg Sauer
12 Den : Heute hatten wir zum ersten Mal den Unterricht. Wir lernen über Glas. Es gefällt mir. Den : Da Inge Speth den 18jährigen Geburtstag hat, feiern wir sehr lustig bei uns im Schlafzimmer. Das Gedicht zum Nikolaustag (1.Teil), zur Verfügung gestellt von Barbora Horáková Den : Heute ist der Nikolaustag. Wir haben für Fräulein Kruppen dieses Gedicht geschrieben: Teuerste Aida ist der Morgengruβ, wenn Fräulein Gruppen kochen muβ. Teuerste Aida Teuerste Aida hört man zum Mittag und auch zum Abend wieder. Doch ist Dr. Stuch im Ort, vergisst sie schnell dies schöne Wort. Er kennt die Grundrezepte genau und kochen kann er fast so gut wie seine Frau. Drünn? zeigen wir ihn illustriert, wie Dr. Stuch das Kochen vorführt. Fräulein Künzel hat alle Tage mit den Maiden ihre... (das ganze Gedicht ist auf dem FOTO) In diesem Gedicht sind die Namen des Schulpersonals genannt: Fräulein Kruppen, Dr. Stuch, Fräulein Künzel, Fräulein Winkler. Den : Ich habe sehr lange nicht geschrieben, weil wir fast keine Zeit haben. Wir haben den Advent sehr schön gefeiert. Am ersten Adventssonntag sind alte Maiden angekommen und beim Singen ist uns die Zeit ganz schnell vergangen. Ein paar Tage war hier auch ein Gesanglehrer aus Breslau.... Zur Zeit ist hier ein Tanzlehrer und so tanzen wir jeden Tag eine Stunde.
13 Dann sind im Tagebuch verschiedene Sprichwörter und Gedichte eingeschrieben. Am Ende sind zwei Einträge aus der späteren Zeit (von dem und dem ). Den : In Gnadenfrei habe ich im September 1942 geendet. Es war vielleicht die glücklichste Zeit, die ich bis jetzt erlebt habe.... Das Tagebuch ist ein Werk eines siebzehnjährigen Mädchens, das das Leben liebt und das in Gnadenfrei unter vielen Mädchen glücklich ist. Nicht ein einziges Mal schreibt sie etwas über den Krieg. Noch eine Geschichte dazu aus den Erinnerungen von Věra Voženílková: Im Juni 1942 kam ich für ein paar Tage in Prag an, ich hatte in der Schule frei und wollte meinen Vater besuchen. Es war in der Zeit nach dem Tod von Reinhard Heidrich Gestapo verhaftete viele Leute. Gestapo wollte auch meinen Vater verhaften, er wurde in seiner Firma in Předměřice gesucht, aber er war nicht zu Hause. Er wartete auf mich im Hotel Paříž in Prag. Da ich in der Schule ein bisschen dicker wurde (viele Suppen und Knödel), war meine Kleidung zu eng. Ich musste also mein Maidenkleid tragen. Ich fand meinen Vater im Hotel. Er zog sich alte Kleidungsstücke und einen sehr alten Hut an. Er sah wie ein alter kranker Mann aus. Wir brauchten in eine Geheimwohnung gehen. In der Straβe Am Graben kontrollierten die Soldaten alle Männer. Als wir gingen, sahen sie nur ein Mädchen in der Uniform und einen alten armen Mann. Ich sah wie eine Krankenpflegerin aus. Die Soldaten lieβen uns gehen und sie bedauerten mich noch, dass ich eine schwere Arbeit hatte. So mein Maidenkleid und mein Deutsch lohnten sich. Nach 14 Tagen kehrte sich mein Vater in Ordnung nach Hause zurück 4. (verkürzt) 4 HORÁKOVÁ, Barbora. Návrat domů - "zamítnuto": Soutěžní práce Eustory [online] [cit ]. Dostupné z:
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