englischen Besatzern (Offizierskreise) fortgesetzt. Manchmal hörte man dann auch mal Glenn Miller, Benny Goodman und Luis Armstrong.

Transkript

1 Nun zu meinen musikalischen Ambitionen: Wir wohnten nun seit 1937 in Travemünde. Schon in Kriegszeiten (so ab 1942/1943/1944) bekam ich, ebenso wie Bruder Alexander und Schwester Ute sowie auch meine 'großen Schwestern' Klavierunterricht. Gisela spielte jedoch in der Hauptsache Violine wie unser Papa und Evi neben Klavier auch Cello. Klavierunterricht bekamen wir von der sehr resoluten St. Petersburgerin Frau Jürgens aus Lübeck. Fast an jedem Sonntagmorgen fanden bei uns unter Papas strenger Regie (wenn Papa dann mal da war) Hauskonzerte statt. Nach Kriegsende wurde dies mit den Sonntägliche Hausmusik in Travemünde. Ruthi: Piano, Evi: Cello, Gisela: Violine, Alexander: Flöte. englischen Besatzern (Offizierskreise) fortgesetzt. Manchmal hörte man dann auch mal Glenn Miller, Benny Goodman und Luis Armstrong. Dann bekam

2 ich von meinem Vater eine Geige geschenkt mit der Vorgabe: Unterricht. Die Geige in einem Geigenkasten, der wie ein Kindersarg aussah. All das für mich ein 'Greuel'. Allein der Weg zu Frl. von Heimburg (Giselas Geigen-Lehrerin und Bekannte des Hauses Lüdtke) war für mich ein ständiges Spießrutenlaufen, in der Hoffnung, dass niemand mich mit diesem Kindersarg sieht. Und dann der Unterricht bei Gisela von Heimburg. Die Dame hatte keine Geduld mit mir und ich nicht mit ihr. Und so endete meine Geigen-Karriere auf ihren Obstbäumen, die ich in der entsprechenden Zeit beernten musste/durfte/wollte. Nach unserem Umzug 1949 von Travemünde nach Lübeck setzten Ute und ich recht bald den Klavierunterricht bei Frau Jürgens in der Hüxtertor-Allee fort. Doch als wir eines Tages zum Unterricht erschienen und ihr Mann im Nebenzimmer tot im Bett lag und wir ihn uns auch noch zum Abschied ansehen sollten/mussten, war die Zeit mit Frau Jürgens abgelaufen und unsere Mama verstand uns. Aber Mama sorgte für mich sofort für eine Fortsetzung bei Frl. Droste in der Dorotheenstr. in Lübeck, die sie über die anthroposophische Gesellschaft kannte. Vom Niveau her eine ganze Klasse besser, so mit Vorspiel-Abenden. Aber ich wurde

3 älter und fand modernere Musik auch sehr schön. Ich war inzwischen in der Lehre, 1953/1954. So kaufte ich mir von dem wenigen 'Lehr-Geld' Schlager-Noten, z. B. war gerade das Lied 'Du hast so wunderschöne blaue Augen' gefragt. Als ich damit eines Tages zum Unterricht erschien und auch um Unterrichtung bat, sagte sie nur: 'Nicht bei mir, das kannst du zu Hause alleine üben'. Das war dann meine letzte Übungsstunde und damit war auch meine Klavier-Karriere abrupt beendet. Wie sagt man doch so gerne?: Da habe ich gerade 'Lehr-Geld' bezahlt! Ich kaufte mir nun eine gebrauchte Jazz-Trompete und machte damit die ganze Marlistaße und unseren dortigen Hauswirt Neugebauer rebellisch, obwohl ich gar nicht so schlecht war. Einige meiner Übungsstunden verbrachte ich im Marlipark an der Wakenitz. Problem: Keine Räumlichkeiten zum Üben. Also weg mit der Trompete und her mit einer Hawaii-Gitarre, die man an ein Radio (als Verstärker) anschließen musste. Ich war inzwischen in 1958 angekommen. Das Instrument war gerade 'in' und ich machte damit viel Musik in meinen Rennfahrer-Freundes-Kreisen oder privaten Gesellschaften, so z. B. bei und mit meinem Rennfahrer-Freund Ali Schwarz,

4 seiner Gitarre und unserem gemeinsamen Gesang. Das war aber immer noch nicht das Ende! Inzwischen war es Die Hawaii-Gitarre war wenig flexibel und dadurch nur bedingt einsetzbar (z.b. der Radio-Anschluss). Also verkaufte ich sie (ich ließ das alles meine Mutter machen, mir wurde das langsam zu unangenehm im Musikhaus Robert) und entschied mich (das hatte ich mir nun etwas besser überlegt) für ein 4-seitiges Tenor-Banjo, da ich auch dem Jazz sehr verbunden war. Ich nahm über ein gutes Jahr Unterricht, bis mein Teacher eines Tages sagte: 'So, jetzt bist du fertig, ich kann dir nichts mehr beibringen'. Ich machte aber weiterhin wie schon davor mit Ali in den entsprechenden Kreisen Musik und traf mich wöchentlich bei Otto Heinen (Gitarre) und mit Erich Bunge (Klarinette und Sopran-Sax) zu Jazz-Sessions (Dixi, New Orleans, Blues etc.). Dann kamen die ersten öffentlichen Auftritte als Trio, die größte Nummer war im Kurhaus von Travemünde zu einem großen Kostümfest (Gralilü). Aber das öffentliche Auftreten war auch nicht mein Ding, so bis in den frühen Sonnabend- bzw. Sonntagmorgen gebunden zu sein und auf der Tanzfläche tobte das süße Leben. Am nächsten Tag war man dann platt, keine Power

5 Osnabrück: Der Didi in Aktion auf Friedemanns Konfirmation. für Sport und Freizeit. Mein Beruf und auch mein Sport durften und sollten darunter nicht leiden und so entschied ich mich für Musik im kleinen privaten Kreis an Wochentagen. Banjo spiele ich noch heute für mich und begleite meistens Schallplatten, Kassetten oder CD's. In Hannover kaufte ich meiner Tochter (so etwa 1991, Sabine war inzwischen 14) ein Keyboard und ich wollte sie schrittweise an die Musik heranführen. Sie spielte Laien-Theater, malte schöne Bilder und interessierte sich für Kunst im Allgemeinen. Aber derjenige, der damit überwiegend spielte, war ich... und ich fand gefallen daran. Die eine oder andere Klavierstunde hatte sich also doch gelohnt... wenn das nur meine Mutter wüsste. Aber der Bereich der Unterhaltung hatte mich schon immer verfolgt, wie eine Seuche. In der Schule musste ich immer im Chor singen, sogar Nachsitzen musste ich zum zwecke des Singens. Die letzte Stunde war immer die Zeit für den Johanneum-Chor bei Herrn Capell und

6 Volksfest-Umzug in Lübeck. Der Festwagen der Hansestadt mit entsprechender hanseatischer Eskorte. mit Lütcus dem Lateiner. Ich war einer seiner Wunschkandidaten und hatte manchmal den Eindruck, dass meine Musik - Nachsitz - Stunden 'von langer Hand' gesteuert wurden. Bei Klassentreffen oder Feierlichkeiten musste ich oftmals in den Festausschuss. Organisieren und/oder auch vortragen, soll u. A. heißen: Moderieren und/oder auch Komödiantisches. Später bei der National-Versicherung Der Dieter mit der 'Prinzessin Lubeca' fand ich mich in der Theatergruppe wieder. Ein Vorteil war: Ich bekam dadurch ständig Freikarten für das Stadttheater. In den 50er Jahren gab es stets im Sommer in Lübeck einen Festumzug vor vielen tausenden Schaulustigen, wo ich auf dem 'historischen' Festwagen der Hansestadt Lübeck einen

7 Mitbegründer der Stadt darstellte, Graf Adolf von Schauenburg. Natürlich von der Maske des Stadt-Theaters entsprechend gekleidet und geschminkt. Um mich herum lauter fesche Stadtjungfern und die Prinzessin der Hansestadt, 'Lubeca'. Lübeck war bis in die Neuzeit die 'Königin der Hanse'. Als Geleitschutz agierte der Bundesgrenzschutz in entsprechender Verkleidung mit Lanze und Schild. In einem Jahr konnte ich meinen Bruder Alexander zur Teilnahme als 'Heinrich der Löwe' einbringen und so war auch mal die Stadt Lübeck für einige Stunden in der Hand der Lüdtkes