PCB-Belastung im Zwischenlager der Fa. AGR in Gelsenkirchen, Emscherbruch, Wiedehopfstr. 30

Transkript

1 PCB-Belastung im Zwischenlager der Fa. AGR in Gelsenkirchen, Emscherbruch, Wiedehopfstr. 30 PCB-Untersuchungen im Außenbereichs des Zwischenlagers der AGR und im angrenzenden Wohnumfeld Untersuchung von Grasaufwuchs. Untersuchung von Fegeproben aus dem Außenbereich des Zwischenlagers. Pressekonferenz der Bez.-Reg. Münster am Die festgestellten PCB-Belastungen im Zwischenlager der AGR Gelsenkirchen (Berichte des LANUV zur Anlageninspektion v und ) gaben Anlass zur Prüfung, ob eventuell auch PCB in den Außenbereich der Anlage oder sogar bis in das Wohnumfeld der Anlage verfrachtet wurde. Zur Untersuchung der PCB-Belastung im Außenbereich des Zwischenlagers wurden am vom LANUV Grasaufwuchsproben im Umfeld des AGR Zwischenlagers und auf dem Firmengelände zur Analyse auf PCB genommen. Ebenfalls im Außenbereich des Zwischenlagers wurden am Fegeproben vor dem Tor der Organik -Halle und auf der Straße in Höhe des Alten Eingangs genommen. Für die Fegeprobenahme und die nachfolgende PCB-Analytik gelten die Ausführungen aus dem Bericht v

2 Ergebnis der Fegeproben: Essen, den Fa. AGR Gelsenkirchen Probenahme am EAGRRGE6+7 EAGRGE6 Fegeprobe "Alter Eingang" (mg/kg) EAGRGE7 Fegeprobe "Tor vor Organikhalle" (mg/kg) 2,4,4'-Trichlorbiphenyl 28 0,19 1,6 2,2',5,5'-Tetrachlorbiphenyl 52 0,17 1,0 2,2',4,5,5'-Pentachlorbiphenyl 101 0,39 3,1 2,2',4,4',5,5'-Hexachlorbiphenyl 153 0,41 2,3 2,2',3,4,4',5'-Hexachlorbiphenyl 138 0,56 3,8 2,2',3,4,4',5,5'-Heptachlorbiphenyl 180 0,23 0,97 Summe der PCB (PCB 6 *5 nach EN ) Die Fegestäube im Außenbereich vor dem Tor Organik Halle liegen bei 64 mg PCB 6 *5/kg und im Bereich des Alten Einganges bei 10 mg PCB 6 *5/kg. Vor dem Tor Organik Halle wird der Grenzwert nach Anhang IV der VO (EG) 850/2004 von 50 mg PCB 6 *5/kg noch überschritten, während bei einer Entfernung von ca m zu den Hallen die Konzentrationen im Fegestaub schon deutlich unterhalb des Abfallgrenzwertes liegen. Pflanzenuntersuchungen: Am fand eine Beprobung von Grasaufwuchs im Bereich Wiedehopfstraße statt. Der Bereich östlich bis nordöstlich des Zwischenlagers, im Bereich Wiedehopfstraße 23, ergab praktisch keine Möglichkeit Gras von den Grünflächen zu entnehmen; ein nennenswerter Zuwachs war nicht erkennbar. Es wurde daher entschieden, die Beprobung im Bereich Wiedehopfstraße, Neuer Weg durchzuführen. Hier lagen Grünflächen vor, die eine Beerntung erlaubten.

3 Dort zog das LANUV Grasproben direkt an der Wiedehopfstraße/ Neuer Weg 2 (vergleiche Messpunkt 1 auf der Karte). Eine weitere Grasprobe von Grünflächen wurde im Bereich Neuer Weg entnommen (Messpunkt 2). Die beiden Messpunkte befinden sich ca. 250 m respektive 350 m südöstlich des Zwischenlagers (vergleiche Karte). Die Grasproben wurden jeweils als Mischprobe aus einer Fläche von ca. 20 m x 20 m gewonnen. Die auf den Probenahmeflächen befindlichen Birkenblätter wurden vorab entfernt, und anschließend der Aufwuchs mit einer Grasschere entnommen. Das Probengut wurde in Laboraluminiumfolie verpackt. Eine weitere Probe entnahm der Probennehmer im Bereich des Zwischenlagers der AGR auf der Halde (vergleiche Messpunkt 3 auf der beigefügten Karte). Die gewonnenen Proben wurden im Labor des LANUV noch einmal auf Blätter und verholzte Grasteile überprüft, die dann aus den Proben entfernt wurden. Anschließend wurde das Frischgewicht ermittelt und die Proben bei -60 C tief gefroren. Am nächsten Tag begann die Gefriertrocknung der Proben. Das Probengut entsprach nicht üblichem Grasaufwuchs von der Weide. Im vorliegenden Fall entstammen die ersten beiden Proben von Grünflächen in der Wohnbebauung und die letzte Probe aus dem Nahbereich des Zwischenlagers der Firma AGR auf der Halde; hier war der Aufwuchs sehr kurz. Auf Grund der langen Standzeit (Oktober bis Februar) und des sehr niedrigen Zuwachses während dieser Zeit reichern sich Schadstoffe im Gras höher an, als während der Vegetationsperiode. Insofern stellen die Untersuchungsergebnisse eine worst case Betrachtung dar. Die kongenerenspezifischen Analysenergebnisse entnehmen sie bitte der Anlage 1. Die ermittelten PCBgesamt-Gehalte in den Grasproben an den Messpunkten 1 und 2, in der Wohnbebauung, liegen in einem unauffälligen Bereich, zwischen 21 µg/kg TS am Messpunkt 2 und 25 µg/kg TS am Messpunkt 1. Vergleicht man hilfsweise die hier gefundenen Werte von Grasaufwuchs mit den Gehalten in der standardisierten Graskultur, exponiert nach VDI Richtlinie 3957 Blatt 2, so werden an industriell geprägten Standorten im Ruhrgebiet im Jahre 2009 Werte zwischen 13 µg und 53 µg/kg TS PCB gesamt bestimmt, bei einer mittleren Belastung von 35 µg/kg TS. Der hilfsweise herangezogene Vergleich mit den Ergebnissen der Graskultur untermauert, dass die hier während der vegetationsarmen Zeit ermittelten Gehalte im Grasaufwuchs von Grünflächen als unauffällig für industriell geprägte Zonen zu bewerten sind. Anders zeigt sich die Belastung in unmittelbarer Nähe des Zwischenlagers, auf der Halde. Hier wurde eine Grasprobe direkt neben der Zufahrtsstraße, ca. 50 m östlich des Zugangstores zur Halle, gezogen. Die PCB-Gehalte im Gras

4 übersteigen die übliche Belastung, wie sie in der benachbarten Wohnbebauung vorgefunden wurde, mit 160 µg/kg TS PCB gesamt um den Faktor 6 bis 8. Dieses Ergebnis bestätigt, dass im Außenbereich des Zwischenlagers PCB- Belastungen an der Vegetation nachweisbar sind, die auch deutlich oberhalb typischer Werte liegen, wie sie in industriell geprägten Zonen im Ruhrgebiet vorkommen. Die Ergebnisse belegen, dass relevante PCB-Anreicherungen im Nahbereich des Zwischenlagers (auf dem Firmengelände) auftreten; in der Wohnbebauung ( m entfernt) ist jedoch von den bodennahen PCB-Freisetzungen kein relevanter Immissionsbeitrag im Grasaufwuchs nachweisbar. Maßnahmen: Sowohl die Kehrprobe im Außenbereich der Halle Organik als auch die Grasprobe Nr. 3, die auf dem Gelände der AGR genommen wurde, zeigen einen Austrag von PCB aus den Hallen auf die Lager und Fahrwege rund um die Hallen Organik und Anorganik und die angrenzenden Grasflächen. Zur Minimierung der PCB-Gehalte in den Außenbereichen (Fahrwege um die Hallen und der Lagerbereich) wird eine feuchte Reinigung der Flächen per Kehrmaschine oder Sprühabsaugung empfohlen. Die Kehrstäube sind vorsorglich als Sondermüll zu entsorgen.

5 Anlage 1 : PCB-Konzentrationen im Grasaufwuchs Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen P C B Grasaufwuchs Umfeld AGR Gelsenkirchen Konzentrationen in µg / kg Probenbezeichnung : IGE IGE IGE Gelsenkirchen Gelsenkirchen Gelsenkirchen Umfeld Fa. AGR Umfeld Fa. AGR Umfeld Fa. AGR BZ Grasprobe Grasprobe Grasprobe 2,4,4'-Trichlorbiphenyl 28 0,39 0,27 7,5 2,2',5,5'-Tetrachlorbiphenyl 52 0,44 0,31 4,1 2,2',4,5,5'-Pentachlorbiphenyl 101 1,1 0,71 5,1 2,2',4,4',5,5'-Hexachlorbiphenyl 153 1,2 1,1 5,1 2,2',3,4,4',5'-Hexachlorbiphenyl 138 1,4 1,3 7,5 2,2',3,4,4',5,5'-Heptachlorbiphenyl 180 0,54 0,56 2,6 Summe 6 DIN-Kongenere *

6 Karte: Probenahmepunkte von Gras- und Fegeproben im Umfeld des Zwischenlagers der Fa. AGR, Gelsenkirchen.