2. Sexualisierte Gewalt - Suche nach einer Definition. 4. Pädagogischer Ausgangspunkt oder: Warum reden wir überhaupt darüber?
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- Dieter Rosenberg
- vor 5 Jahren
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Transkript
1 Ablauf der Leiterschulung 1. Vertrauensspiel(e) 2. Sexualisierte Gewalt - Suche nach einer Definition 3. Praktische Übungen (für die Gruppenstunde) 4. Pädagogischer Ausgangspunkt oder: Warum reden wir überhaupt darüber? 5. Leitbild (der DPSG) 6. Interventionsfahrplan allgemeine Vorbemerkungen: Die dargestellte Leiterschulung wurde im Herbst 2009 mit 10 Leiterinnen und Leitern durchgeführt, die hierfür etwa vier Stunden Zeit investierten. Das vorliegende Material beinhaltet Hintergrundwissen mit Anregungen zur fantasievollen Vermittlung, die die Meinungen und Gedanken der Teilnehmenden sowie die Ergebnisse von Gruppenarbeitsprozessen integriert. Formen der Gruppenarbeit sind gekennzeichnet durch: Text mit Zielstellung, Arbeitsauftrag etc. Die Inhalte sind insbes. in den Punkten 4. und 5. stark nach dem Profil der DPSG-Pfadfinder ausgerichtet......mit wenig Übersetzungsaufwand jedoch auch für Nicht-Pfadfinder sehr gut nutzbar. Ergänzend gibt es eine dieser Text-Variante inhaltlich identische Präsentationsvariante (PDF-PowerPoint). Ziel: Die Teilnehmenden werden interaktiv für die Problematik sexualisierte Gewalt / sexueller Missbrauch sensibilisiert, über die Thematik informiert sowie zu Handlungsmöglichkeiten inspiriert. DPSG-Leiterschulung: Ablauf & Inhalte Seite 1 von 11
2 1. Vertrauensspiel(e) 1.1 Gordischer Knoten Die Mitspieler stehen Schulter an Schulter im Kreis und strecken ihre Arme nach innen. Nun müssen die Augen geschlossen werden. Auf Kommando gehen die Spieler langsam in die Mitte und jeder Spieler fasst zwei zufällig gewählte andere Hände (mit jeder Hand eine und möglichst nicht die des Nachbarn). Die gefassten Hände werden festgehalten und die Augen wieder geöffnet. Nun muss das entstandene Knäuel zu einem Kreis entknotet werden, ohne dass die Hände losgelassen werden. 1.2 Hand auflegen Eine Person steht in der Mitte und schließt die Augen. Nun stellen sich beliebig viele Andere um sie/ihn und legen ihr/ihm eine oder beide Hände auf. Der in der Mitte Stehende soll sagen, wie viele Hände sie/ihn berühren. Hinweise: Die am Anfang stehenden Vertrauensspiele erfordern Vertrauen in der Gruppe (war im Fall der Leiterschulung der DPSG gegeben), um als Einstieg durchgeführt werden zu können. Ist das Vertrauen gegeben, so erreichen Vertrauensspiele, dass die Gruppe zusammengeführt und durch verschiedene Berührungen Sensibilität für die Thematik geschaffen wird. Dadurch finden sich die Teilnehmenden besser in das Thema ein, um später Bezüge zu ihrem am Anfang Erlebten herstellen und die Gefühlslagen Betroffener annähernd nachvollziehen zu können. Die offenen, interaktiven Formen bieten Anlass, zunächst eigene Gedanken zu formulieren und bewusst zu machen, wie weit die Thematik der sexualisierten Gewalt geht. Die Spiele in Punkt 1 sowie die Übungen in Punkt 3 dieser Materialien lassen sich erweitern, sollten aber immer mit einer Feedbackrunde der Spieler enden. DPSG-Leiterschulung: Ablauf & Inhalte Seite 2 von 11
3 2. Sexualisierte Gewalt - Suche nach einer Definition Gruppenarbeit Findet in Dreiergruppen eine Definition, was sexualisierte Gewalt ist! 2.1 Definition sexualisierte Gewalt Unter sexualisierter Gewalt verstehen wir jede sexuelle Handlung, die gegen den Willen des Betroffenen/der Betroffenen vorgenommen wird oder welcher der Betroffene/ die Betroffene aufgrund körperlicher, psychischer, kognitiver oder sprachlicher Unterlegenheit nicht wissentlich zustimmen kann. Stationsarbeit Auf den Tischen werden Zettel mit Satzanfängen verteilt: In vielen Fällen nutzt der Täter/ die Täterin Sexuelle Handlungen sind nach juristischer Definition Handlungen, die Zu sexualisierter Gewalt gehören somit anderem Sexueller Missbrauch von Kindern liegt vor, wenn jemand Jeder Teilnehmer schreibt seine Meinungen und Ideen dazu auf den Zettel. 2.2 Merkmale sexualisierter Gewalt In vielen Fällen nutzt der Täter/ die Täterin seine/ihre Vertrauens-, Macht- und/oder Autoritätsposition aus, um seine/ ihre eigenen Bedürfnisse auf Kosten des/der Anderen zu befriedigen. Sexuelle Handlungen sind nach juristischer Definition Handlungen, die eine Beziehung zum Bereich des Geschlechtlichen aufweisen. Es geht hierbei nicht mehr um eine rein moralisch-sittliche Bewertung, sondern eine Beurteilung des Gesamtvorgangs muss nach dessen äußerem Erscheinungsbild einen Sexualbezug erkennen lassen. Umfasst werden hetero- und homosexuelle Betätigungen. Eine strafrechtliche sexuelle Handlung erfordert zudem stets eine Beziehung zwischen dem zu beurteilenden Verhalten und der sexuellen Bedürfnisbefriedigung im weiteren Sinne. Zu sexualisierter Gewalt gehören somit unter anderem Gespräche, Filme oder Bilder, die nicht altersgemäß sind, Berührungen an Stellen, die jemand als unangenehm empfindet, alle Handlungen, die bewusst zu einer sexuellen Erregung des Täters führen bzw. beitragen sollen, auch wenn diese von Dritten als harmlos abgetan werden. DPSG-Leiterschulung: Ablauf & Inhalte Seite 3 von 11
4 Sexueller Missbrauch von Kindern liegt vor, wenn jemand sexuelle Handlungen an Personen unter 14 Jahren vornimmt an sich oder einem Dritten vornehmen lässt solche vor einem Kind vornimmt ein Kind dazu bestimmt, solche an sich selbst vorzunehmen auf ein Kind durch pornographische Abbildungen oder Darstellungen einwirkt 2.3 Konkrete Handlungen Schnell wird mit sexuellem Missbrauch und sexualisierter Gewalt die Vergewaltigung eines Kindes assoziiert. Dass dies nicht der Fall ist, zeigen folgende Beispiele sexualisierter Gewalthandlungen: Eindringen in Mund, After oder Scheide des Kindes mit einem Körperteil (Finger, Penis, Zunge) oder einem Gegenstand Berühren oder Manipulieren der kindlichen Genitalien oder Veranlassung des Kindes, die Genitalien des Älteren/Erwachsenen zu berühren oder zu manipulieren Masturbieren vor einem Kind bzw. das Kind veranlassen zu masturbieren Reiben des Penis am Körper des Kindes Küssen des Kindes auf intime Weise (Zungenkuss) Sich-Nackt-Zeigen vor einem Kind oder die Zurschaustellung der Genitalien des Erwachsenen Zeigen pornographischer Medien 2.4 Handlungen in der Grauzone Es gibt sexuell motivierte Handlungen, die nicht eindeutig von Opfern erkannt werden können und die dazu dienen, den Weg zu bereiten um zu schauen, wie das Opfer reagiert. Hierzu gehören: das verbale Begutachten des kindlichen Körpers mit Kommentaren oder das Betasten des Körpers in Verbindung mit Kommentaren das Beobachten eines Kind beim Ausziehen, Baden, Waschen oder auf der Toilette, Angebote zu helfen, z.b. beim Baden oder Hilfestellungen im Sportunterricht, die übermäßige und unnötige Körperkontakte provozieren oder erforderlich machen, alters- und situationsunangemessene Sexualaufklärung eines Kindes, anzügliche Bemerkungen in Gegenwart des Kindes oder zum Kind selbst. 2.5 Kinder - die Opfer Kinder spüren sehr wohl den Unterschied zwischen einer spielerischen, zärtlichen Zuwendung und einer unangenehmen Berührung mit sexuellem Grundton. Aber sie können Grenzüberschreitungen oft nicht in Worte fassen sie sind damit überfordert, aktiven Widerstand zu leisten und sich ohne Hilfe von Dritten selbst zu schützen sie wissen nicht genau, was geschieht, aber sie haben ein komisches Gefühl sie spüren, dass jetzt nicht mehr zählt, was sie gern haben, sondern das, was der Erwachsene will DPSG-Leiterschulung: Ablauf & Inhalte Seite 4 von 11
5 2.6 Zusammenfassung - Was du über sexuellen Missbrauch wissen musst Sexueller Missbrauch ist Gewalt, die mittels Sexualität ausgeübt wird. Sexueller Missbrauch geschieht in einem Macht- und Abhängigkeitsverhältnis zwischen Erwachsenen oder auch älteren Jugendlichen und Kindern. Dabei nutzen die Älteren ihre Macht gegenüber den Jüngeren für die eigenen Bedürfnisse aus. Täter spekulieren auf die besondere Abhängigkeit des Kindes von seinen Eltern und die Angst davor, diese zu verletzen, zu verlieren oder von ihnen bestraft zu werden, bspw. durch Äußerungen: Wenn du es deinen Eltern erzählst, werden sie ganz böse werden, dass du das mit mir machst. oder Deine Mutter wird krank werden, wenn du was sagst. Sexueller Missbrauch geht eher von Bekannten des Kindes als von gänzlich Unbekannten aus (in 80-90% der Fälle sind es männliche Täter!). Sexueller Missbrauch ist eine durch den Täter geplante, gut vorbereitete und bewusste Tat und kein Versehen oder Ausrutscher. Sexueller Missbrauch passiert selten einmalig, sondern ist fast immer eine Wiederholungstat. Sexueller Missbrauch lässt sich von zärtlichem Austausch und Körperkontakt zwischen Erwachsenen und Kindern unterscheiden, wenn Wahrnehmung und Gefühle der Mädchen und Jungen ernst genommen und beachtet werden. NEIN! sagen, wenn Grenzen überschritten werden fällt Kindern mehr als schwer. Deshalb sollten sie üben NEIN! sagen zu können, wenn ihre eigenen Grenzen überschritten werden. Kinder können durch die Erziehung und Aufklärung einen guten Schutz vor sexuellem Missbrauch erhalten: Kinder sollten altersgerecht aufgeklärt werden, die korrekten Bezeichnungen für Körperteile lernen und wissen, wer sie wann, wo und wie anfassen darf. Eine gute Familienatmosphäre trägt ebenfalls zum Schutz bei. Das Schlimmste am Missbrauch ist nicht primär die sexuelle Handlung, sondern die Tatsache, dass eine wichtige Bezugsperson die Beziehung missbraucht, ausgebeutet und die Grenzen verletzt hat. Wie der sexuelle Missbrauch erlebt wird, hängt sowohl von der Persönlichkeit des Kindes, der des Täters, wie auch den Umständen des Missbrauchs ab. Dabei gilt: Je näher der Täter dem Opfer steht, je länger der Missbrauch dauert, je stärker der Zwang zur Geheimhaltung, je heftigere Reaktionen bei der Aufdeckung, desto schwieriger wird eine gute und heilende Verarbeitung des Geschehens. DPSG-Leiterschulung: Ablauf & Inhalte Seite 5 von 11
6 3. Praktische Übungen (für die Gruppenstunde) 3.1 Angenehme oder unangenehme Berührungen Ziel: Bewusst machen, ob Berührungen angenehm oder unangenehm sind. Ablauf: In getrenntgeschlechtlichen Kleingruppen zu jeweils max. acht Kindern oder Jugendlichen verteilt eine Leiterin oder ein Leiter des gleichen Geschlechts an jeden passend zu dessen Geschlecht (!) das kind- bzw. jugendgerechte Bild eines Mädchen-bzw. Jungenkörpers/Frauen- bzw. Männerkörpers. Dabei kann es sich um eine Figur aus einem den Kindern oder Jugendlichen bekannten Comic handeln. Die Kinder oder Jugendlichen sollen nun die einzelnen Körperstellen mit blauen Klebepunkten markieren, wo sie Berührungen von anderen eher angenehm finden und mit roten Klebepunkten markieren, wo sie Berührungen von anderen eher unangenehm finden. Anschließend tauschen sie sich darüber aus. Hier sollte auch angesprochen werden, dass die Berührungen personen- und situationsabhängig sind. Zwar lasse ich mir gerne von meiner Mutter über die Haare streicheln, möchte aber nicht, dass dies ein Junge aus meiner Gruppe macht oder gar ein Fremder. Wenn ich sauer bin, will ich nicht angefasst werden, manchmal möchte ich aber auch gerne kuscheln. Tipp: Auch hier gilt wieder, dass jedes Kind oder jeder Jugendliche für sich entscheiden kann, welche Berührungen es/er als positiv oder negativ bezeichnet. Material: Zettel mit Mädchen- bzw. Jungenkörper/Frauen- bzw. Männerkörper, Stifte, blaue und rote Klebepunkte 3.2 Nein sagen Ziel: Lernen, sich gegen sexuelle Übergriffe zur Wehr zu setzten, Nein zu sagen. Teilnehmer: Gruppe ab 8 Mitspieler Ablauf: Die Kinder oder Jugendlichen stellen sich in zwei gleich großen Gruppen einander gegenüber. Auf ein Startsignal hin schreien die einen so laut und lange wie möglich Nein und die anderen dagegen so laut und lange wie möglich Ja. Nach einer gewissen Zeit wird gewechselt. In einem zweiten Durchlauf versuchen die Kinder oder Jugendlichen in Gruppen zu Viert, mit ihrem Nein das Ja der Leiterinnen und Leiter zu übertönen. In einem dritten Durchlauf versuchen die Kinder oder Jugendlichen in Gruppen zu zweit, mit ihrem Nein eine Leiterin oder einen Leiter daran zu hindern, ihnen beispielsweise eine Tüte Bonbons wegzunehmen. Anschließend sollte mit den Kindern oder Jugendlichen in Kleingruppen besprochen werden, wie wichtig es ist, das Nein sagen zu lernen. Tipp: Während der Übung sind gerade die zurückhaltenden Kinder und Jugendlichen behutsam darin zu unterstützen, ihr Nein laut und deutlich zu artikulieren. DPSG-Leiterschulung: Ablauf & Inhalte Seite 6 von 11
7 4. Pädagogischer Ausgangspunkt oder: Warum wir darüber reden Gruppenarbeit Macht euch in Kleingruppen unter den Stichworten Paddle your own canoe Learning by doing Look at the boy/girl Gedanken darüber, warum wir uns als Pfadfinder auch über sexuelle Gewalt austauschen und wachsam dafür sein sollten. Die DPSG ist Teil einer weltweiten Erziehungsbewegung. Der Verband fördert junge Menschen. Sie lernen ihre sozialen und emotionalen, spirituellen und geistigen sowie körperlichen Fähigkeiten einzusetzen. Durch selbstgesetzte Ziele und prägende Erlebnisse entdecken und entwickeln Wölflinge, Jungpfadfinder, Pfadfinder und Rover die eigene Persönlichkeit. Eine starke Persönlichkeit ist aus unserer Sicht der beste Schutz gegen sexualisierte Gewalt. Der Gründer der Pfadfinderbewegung, Lord Robert Baden-Powell of Gilwell, gibt eingebunden in die ganzheitliche pfadfinderische Erziehung z.b. folgende Ausgangspunkte: Paddle your own canoe meint, dass Kinder und Jugendliche bei uns lernen, sich von niemandem etwas aufzwingen zu lassen und zunehmend eigenständig zu denken und zu handeln. Dazu werden sie von Leiterinnen und Leitern auf altersstufengerechte Weise in die Verantwortung genommen und an Entscheidungen beteiligt. Im Rahmen der Projektmethode oder auch durch die verbandlichen Möglichkeiten der Mitbestimmung. Kinder und Jugendliche werden in unserem Erziehungsverband zu selbstbestimmten Persönlichkeiten erzogen. Learning by doing heißt, dass Kinder und Jugendliche bei uns Dinge erleben und Erfahrungen sammeln, welche sie persönlich weiterbringen und sie in ihrem Selbstbewusstsein stärken. Dazu sorgen Leiterinnen und Leitern immer wieder ob in Gruppenstunden oder im Zeltlager für einen geschützten Rahmen, in welchem sie die Möglichkeit haben, sich auszuprobieren. Look at the boy/girl bedeutet, dass Leiterinnen und Leiter die Bedürfnisse und Interessen der Kinder und Jugendlichen sensibel wahrnehmen und sich in ihrem Tun daran orientieren. Sie nehmen ihre eigenen Grenzen und auch die Grenzen der Kinder und Jugendlichen bewusst wahr und machen sie transparent. Um das zu gewährleisten, ist es beispielsweise erforderlich, einen Trupp immer zu zweit zu begleiten und eine gemischtgeschlechtliche Gruppe immer in einem gemischtgeschlechtlichen Team zu leiten. DPSG-Leiterschulung: Ablauf & Inhalte Seite 7 von 11
8 5. Leitbild Wir orientieren unser Handeln am Gesetz der Pfadfinderinnen und Pfadfinder. Es beschreibt Regeln, an die sich alle Mitglieder des Verbandes aus eigener Überzeugung halten. In diesem Gesetz sehen wir unser Leitbild gegen sexualisierte Gewalt. Gesamtgruppenarbeit Ordnet die Aussagen dem jeweiligen Pfadfindergesetz zu! (Die Pfadfindergesetze sind fett, die Aussagen normal gedruckt) Als Pfadfinderin / Als Pfadfinder begegne ich allen Menschen mit Respekt und habe alle Pfadfinder und Pfadfinderinnen als Geschwister. Das bedeutet für uns auch, keinesfalls die Grenzen, welche der/die Andere uns setzt, zu überschreiten, die Intimsphäre des/der Anderen zu achten, und keine geistige, körperliche oder rollenmäßige Überlegenheit auszunutzen. gehe ich zuversichtlich und mit wachen Augen durch die Welt. Das bedeutet für uns auch, die eigenen Grenzen wahrnehmen und benennen zu können und sensibel zu sein für die Grenzen des/der Anderen, sowie vor Grenzverletzungen nicht die Augen zu verschließen. bin ich höflich und helfe da, wo es notwendig ist. Das bedeutet für uns auch, denen zu helfen, die sexuell bedrängt oder missbraucht werden, und wenn erforderlich selbst Hilfe in Anspruch zu nehmen, etwa von einer Person unseres Vertrauens oder einer außen stehenden Fachkraft. mache ich nichts halb und gebe auch in Schwierigkeiten nicht auf. Das bedeutet für uns auch, einer Vermutung nachzugehen, selbst wenn es unangenehm ist, und dabei kompetente Unterstützung von Außen einzuholen. entwickele ich eine eigene Meinung und stehe für diese ein. Das bedeutet für uns auch, im Umgang mit sexualisierter Gewalt nicht pauschal die Auffassung von anderen zu übernehmen, sondern sich von Fall zu Fall kritisch ein eigenes Urteil zu bilden und dabei weder zu verharmlosen noch zu übertreiben. sage ich, was ich denke, und tue, was ich sage. Das bedeutet für uns auch, im zwischenmenschlichen Kontakt, im Verband und in der Öffentlichkeit konsequent gegen sexualisierte Gewalt vorzugehen. DPSG-Leiterschulung: Ablauf & Inhalte Seite 8 von 11
9 ... lebe ich einfach und umweltbewusst. Das bedeutet für uns auch, unseren Körper als Teil der schützenswerten Natur zu begreifen, dessen Bedürfnis nach Intimität zu wahren und nichts zuzulassen, was diesen schädigen könnte. stehe ich zu meiner Herkunft und zu meinem Glauben. Das bedeutet für uns auch, die Wertvorstellungen anderer sowie der eigenen Kulturen und Glaubensrichtungen hinsichtlich ihrer und unserer Sexualität zu achten und sich damit auseinanderzusetzen. DPSG-Leiterschulung: Ablauf & Inhalte Seite 9 von 11
10 6. Interventionsfahrplan Mit dem Verdacht auf sexualisierte Gewalt muss immer unterschiedlich umgegangen werden, d.h. die jeweiligen Erfordernisse müssen dem konkreten Fall vor Ort angepasst werden. Es ist nicht immer einfach, Missbrauch wahrzunehmen oder Täterstrategien zu durchschauen. Veränderungen im Erscheinungsbild oder Verhaltensauffälligkeiten einer Person können viele Ursachen haben. Wenn Euch bei einem Gruppenkind oder einem/einer Mitleiter/in jedoch etwas verdächtig vorkommt, dann solltet Ihr das nicht auf sich beruhen lassen. 6.1 Erkennen Vier Phasen beschreiben den Missbrauch: 1. Phase: Geheimhaltung Durch versteckte oder offene Drohungen oder Druckmittel des Täters Verwirrung, Angst, Gefühl der Mitschuld beim Opfer 2. Phase: Hilflosigkeit Opfer empfindet Hilflosigkeit, Verzweiflung, Wut, Depression, Verunsicherung, Angst oder Drohungen des Täters Entstehung von Lernstörungen und psychosomatischen Erkrankungen Fundament für spätere Opferkarrieren 3. Phase: Reaktion Opfer entwickelt Hinnahme oder passive Einwilligung Trennung zwischen Körper und Gefühl (dissoziative Erfahrungen) Verhaltensauffälligkeiten 4. Phase: Aufdeckung meistens durch Außenstehende 6.2 Handeln Generell gilt es, ein gemeinsames Vorgehen mit den beteiligten Institutionen (Verband, Gemeinde, Polizei, Beratungsstelle,...) anzustreben. die Befragung von potentiellen Opfern und Tätern den Fachkräften zu überlassen. den Kreis der mit dem Verdachtsfall betrauten Personen so klein wie möglich zu halten alle Informationen und insbesondere Namen streng vertraulich zu behandeln - aus Gründen des Opfer- und Täterschutzes. Bei Auftreten eines Falles auf einer anderen Ebene unseres Verbandes ist das im Folgenden vorgestellte Verfahren adäquat zu modifizieren. DPSG-Leiterschulung: Ablauf & Inhalte Seite 10 von 11
11 Diskussion Wie würdet ihr auf Stammesebene mit einem Verdachtsfall von sexualisierter Gewalt umgehen? mögliche Umgangsformen / Diskussionsergebnisse: Vermutung mit einer Person des Vertrauens aus dem Stammesvorstand oder der Leiterrunde besprechen, insofern sie nicht selber betroffen sind. Kontakt zum Diözesanvorstand sowie zu einer anerkannten Fachberatungsstelle aufnehmen und von diesen hinsichtlich des weiteren Vorgehens beraten lassen. Ggf. in Kooperation mit den Fachkräften das Jugendamt, eine Rechtsberatung und/oder die Polizei einschalten. Alle weiteren Schritte nur in enger Absprache mit den Fachkräften und den eingeschalteten Behörden! Falls Fachkräfte dazu raten, den Stammesvorstand und die Leiterrunde informieren. In der Leiterrunde in Abstimmung mit dem Bezirks- / Diözesanvorstand besprechen...wie den (potentiellen) Opfern im Rahmen der Möglichkeiten geholfen oder Hilfe vermittelt werden kann....wie selbst weitere Hilfe von Außen geholt werden kann....wie der/die potentielle Täter/Täterin vorerst von allen Stammesaktivitäten ausgeschlossen werden kann....wie später eventuell ein offizielles Ausschlussverfahren eingeleitet werden kann,...wie alle sonstigen Mitglieder des Stammes und deren Eltern in Kenntnis gesetzt werden können....wie mit der Öffentlichkeit (Gemeinde, Schule, Presse,...) umgegangen werden soll. DPSG-Leiterschulung: Ablauf & Inhalte Seite 11 von 11
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