Stechapfel und Erdmandelgras Wie rüsten wir uns gegen invasive Unkräuter und Ungräser?

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1 Stechapfel und Erdmandelgras Wie rüsten wir uns gegen invasive Unkräuter und Ungräser? Kammertag Pflanzenproduktion, Schwadorf, 10. Jänner 2018 Ursachen für das Auftreten neuer Arten Einwanderung in neue Lebensräume Einschleppung mit verunreinigtem Saatgut und Sämereien (Futtermittel) Einschleppung mit Pflanzgut und Erde Einschleppung über Maschinen und Geräte Verwilderte Zierpflanzen aus Gärten und Grünanlagen Ausbreitung wird begünstigt durch Geänderte Klimabedingungen und Bodenbearbeitung Wirkungslücken und Schwächen von Herbiziden Fehlen von breitwirksamen Bodenherbiziden mit langer Dauerwirkung Mangelhafte Wirkung von Bodenherbiziden im Trockengebiet 1

2 Klima in Österreich Quelle: Österreichische Hagelversicherung Stechapfel (Datura stramonium) Familie: Nachtschattengewächse Wärmekeimer und sommereinjährig Blüte von Juni bis Oktober Alle Pflanzenteile sind sehr stark giftig (Alkaloide) Besonders giftig sind Wurzeln und Samen (ab 0,3 g) Zentralnervensystem gestört (Halluzinationen, Übelkeit, Unruhe, etc.) Größere Mengen tödlich (Atemlähmung) Arzneipflanze und Rauschdroge Heimat: Östliches Nordamerika Im 17. Jhdt. nach Europa eingeschleppt Verbreitung: Nordamerika, Europa, Asien, Afrika Wuchshöhe 0,3 1,5 m (in Nordamerika bis 3 m hoch) 2

3 Stechapfel (Datura stramonium) Keimblätter Lanzettlich, gestielt, lang, schmal Laubblätter Eiförmig, gelappt, spitz, gestielt, dunkelgrün Blüte Weiß, groß, trichterförmig, 5 Zipfel Früchte Stachelig, ca. 5 cm groß, reife Samen braunschwarz Verwechslungsmöglichkeit Laubblätter dem Bastard-Gänsefuß ähnlich Keimblätter bei Bastard-Gänsefuß lang-oval Blüte bei Bastard-Gänsefuß grün, klein, Knäuel Quelle: LK Steiermark (Dipl.Ing. Peter Klug) Stechapfel (Datura stramonium) Quelle: LK Steiermark (Dipl.Ing. Peter Klug) 3

4 Stechapfel (Datura stramonium) Stechapfel in Zuckerrübenfeld (Bez. Baden, 2009) Stechapfel (Datura stramonium) Stechapfel nach der Ernte im September (Bez. Baden, 2011) 4

5 Stechapfel (Datura stramonium) Stechapfel auf WF-Fläche (BBK Tulln, 2012) Bekämpfung des Stechapfels Feldhygiene Händisches Entfernen Schutzhandschuhe wegen Giftigkeit! Beseitigung vor der Samenbildung durch Bodenbearbeitung Frühzeitig Einzelpflanzen entfernen Auch am Feldrand Pflanzen beseitigen Pflanzen mit Früchten entfernen Nach der Ernte auf Pflanzen am Feld achten Herbizide Mais: Zahlreiche wirksame Produkte verfügbar Zuckerrübe: Triflusulfuron-Methyl (Debut) gut wirksam Sojabohne und Sonnenblume (Herbizidtoleranz): Imazamox (Pulsar) 5

6 Bekämpfung des Stechapfels Herbizide in Mais Terbuthylazin in Kombination mit anderen wirksamen Produkten: Aspect Pro, Calaris, Gardo Gold, Spectrum Gold, Successor T Isoxaflutol: Adengo Triketone Mesotrione: Arrigo, Calaris, Callisto, Elumis, Starship, Temsa, etc. Tembotrione: Auxo, Capreno, Laudis Sulfonylharnstoffe Foramsulfuron: Monsoon, MaisTer Power Nicosulfuron: Arigo, Elumis, Fornet, Hektor Max, Kelvin OD, Loop 240 OD, Nicogan, Nicosh 4 OD, SL 950, etc. Tritosulfuron: Arrat Bromoxynil: Auxo, Buctril Bekämpfung des Stechapfels Getreide Nach der Ernte im Zuge der Bodenbearbeitung Bei starkem flächigen Besatz Glyphosate-Produkt nach der Ernte Mais Herbizideinsatz im 2- bis 4- Blatt-Stadium Gegen Nachkeimer Arrat im 6- bis 8- Blatt-Stadium Kulturhirse 1-1,3 l/ha Buctril oder 0,75 l/ha Buctril + 7,5 g/ha Harmony SX Gegen Nachkeimer und zur Korrektur Arrat (nur in Sorghumhirse) 6

7 Bekämpfung des Stechapfels Zuckerrübe Tankmischung mit Debut bei den NAK-Behandlungen Sojabohne Splitting mit 2 x 0,5 l/ha Pulsar ,5 g/ha Harmony SX Sonnenblume mit Imazamox-Toleranz Pulsar 40 Splitting mit 0,75 l/ha und 0,5 l/ha Pulsar Plus Splitting mit 2 x 1 l/ha (Clearfield-Plus-Sorte SY Bacardi) Ölkürbis 1,5 l/ha Buctril als Zwischenreihenbehandlung mit Abschirmvorrichtung Bekämpfung des Stechapfels Resistenzmanagement beachten! Zu häufiger Einsatz von ALS-Hemmern in der Fruchtfolge erhöht Resistenzrisiko Foramsulfuron: Monsoon, MaisTer Power Nicosulfuron: Arigo, Elumis, Fornet, Hektor Max, Kelvin OD, Loop 240 OD, Nicogan, Nicosh 4 OD, SL 950, etc. Tritosulfuron: Arrat Triflusulfuron-Methyl: Debut Imazamox: Pulsar 40, Pulsar Plus Andere Wirkstoffgruppen mit einbauen Im Mais vor allem Isoxaflutol (Adengo) und Triketone In anderen Kulturen Bromoxynil (Buctril) 7

8 Erdmandelgras (Cyperus esculentus) Familie: Sauergräser Wärmekeimer und mehrjährig Blüte von August bis September Vegetative Vermehrung über unterirdische Organe Aus primären Basalbulben der Knollen entstehen Mutterpflanzen und unterirdische Rhizome (sekundäre Basalbulben und Tochterpflanzen) Rhizome bilden im Herbst Knollen zur Überdauerung ( Erdmandeln ) Heimat: Ostafrika Für Nahrungszwecke kultiviert Verbreitung: Auf allen Kontinenten Nahrungsmittel (Erdmandelmilch, Erdmandelmehl) Einschleppung über Blumenzwiebeln, Erdmaterial und Baumaschinen Wuchshöhe 0,2 1 m Erdmandelgras (Cyperus esculentus) Blätter V-Form, gelb- bis hellgrün Stängel Dreikantig, nicht hohl, ohne Knoten Blüte Ährchen, gelb bis bräunlich Rhizome Unterirdische Wurzelausläufer Erdmandeln Bis 10 Jahre lebensfähig, bis zu 12-mal keimfähig Verwechslungsmöglichkeit Behaarte Segge mit leichter Behaarung auf den Blättern Behaarte Segge hat dicke Rhizome ohne Knöllchen Quelle: LK Steiermark (Dipl.Ing. Peter Klug) 8

9 Erdmandelgras (Cyperus esculentus) Erdmandelgras Behaarte Segge Erdmandelgras (Cyperus esculentus) Quelle: LK Steiermark (Dipl.Ing. Peter Klug) 9

10 Erdmandelgras (Cyperus esculentus) Erdmandelgras in Mais Quelle: LK Steiermark (Dipl.Ing. Peter Klug) Erdmandelgras in Zuckerrübe (Bez. St. Pölten, 2017) Quelle: LK Niederösterreich (Ing. Franz Schuster) Bekämpfung des Erdmandelgrases Bekämpfung durch mechanische Maßmahmen Einzelpflanzen händisch ausgraben und vernichten Ausgraben und Vertrocknen der Rhizome (nicht pflügen) Verhinderung der Verbreitung (Befallsstellen isolieren, Geräte reinigen) Bekämpfung durch pflanzenbauliche Maßnahmen Kulturen mit raschem Bestandesschluss, intensiver Beschattung und langer Vegetation (Erdmandelgras auf Lichtkonkurrenz empfindlich) Bekämpfung durch Herbizide Schwer bekämpfbar Mehrmaliger Einsatz von Glyphosate-Präparaten (vollständige nachhaltige Bekämpfung nicht möglich) Weitere Lösungen momentan noch in Versuchsphase 10

11 Bekämpfung des Erdmandelgrases Versuche LK Steiermark Gute abrennende Wirkung durch Kombination von Mesotrione mit Terbuthylazin und Mesotrione mit Pyridate Versuche Agroscope Schweiz Teilwirkung von Dimethenamid-P (z.b. Spectrum) und S-Metolachlor (z.b. Dual Gold, Gardo Gold) bei Behandlung kurz nach dem Auflaufen Wirkungssteigerung durch zusätzliche Nachauflaufbehandlung mit Mesotrione und Nicosulfuron sowie Rimsulfuron (z.b. Arigo, Elumis) Im Getreide Wirkung durch Florasulam (z.b. Antarktis, Ariane C, Axial Komplett, Biathlon 4D, Broadway, Pointer Plus, Primus, Primus Perfect, Saracen, Saracen Max, Tomigan XL) Bekämpfung des Erdmandelgrases Vorbeugende Maßnahmen gegen Verschleppung Kein Verbringen von Pflanzgut oder Erde von befallenen Flächen Maschinen und Geräte nach Bearbeitung von befallenen Flächen möglichst bereits vor Ort gründlich reinigen Befallene Flächen zuletzt bearbeiten und beernten (Absprache mit Lohnunternehmern und Rodegemeinschaften!) Neue Flächen auf Befall kontrollieren (Pacht, Tausch, Zukauf) 11

12 Bekämpfung des Erdmandelgrases Bekämpfung auf ersten Befallsstellen Befallsstellen großzügig ausgraben und Material fachgerecht entsorgen (Bei Kompostierung > 50 C nötig, damit Knöllchen nicht mehr keimen) Befallsstellen markieren und in den Folgejahren beobachten Befallsstellen separat bearbeiten um Verschleppung im Feld und auf andere Flächen zu verhindern In der Schweiz gute Erfahrungen mit Flächendämpfung (Einleitung von Dampf über 30 cm lange Injektoren, Erhitzung 15 Minuten auf C) Bekämpfung des Erdmandelgrases Bekämpfung bei flächigem Befall Wirksame Produkte nur im Mais verfügbar Erdmandelgras soll bei Behandlung 10 bis 15 cm groß sein Mais spät anbauen und Spritzung bei aufgelaufenem Erdmandelgras Tankmischung mit Mesotrione und Pyridate Spritzfolge im Abstand von 10 bis 14 Tagen 1. Behandlung mit Onyx Komplett Pack oder Onyx Power Set + 0,25 l Onyx pro Hektar zusätzlich 2. Behandlung mit 0,75 l Onyx + 1 l Callisto oder Starship pro Hektar Bei späterem Auflaufen von Erdmandelgras 1. Behandlung gegen restliche Unkräuter ohne Onyx 2. Behandlung mit 1,5 l Callisto oder Starship + 1 l Onyx pro Hektar 12

13 Bekämpfung des Erdmandelgrases Praxisversuch im Bez. St. Pölten 2017 Maisanbau am 5. Mai 1. Behandlung mit Onyx Komplett Pack + 0,25 l/ha Onyx am 29. Mai 2. Behandlung mit 1 l/ha Starship + 0,75 l/ha Onyx am 9. Juni Gute Wirkung bei optimaler Größe des Erdmandelgrases Schlechte Wirkung bei zu kleinem Erdmandelgras Junge Knöllchen im Spätsommer bei schlecht bekämpften Pflanzen Neue Unkräuter und Ungräser Maßnahmen Einzelexemplare und kleiner Bestände am Feldrand und im Feld entfernen und geeignet entsorgen Verhinderung der Verbreitung über Bodenbearbeitung sowie Bodenbewegung und Erntegeräte Bei flächigem Auftreten gezielter Herbizideinsatz im Rahmen der Fruchtfolge Bei mehrjährigen Unkräutern und Ungräsern auch pflanzenbauliche Maßnahmen 13