Prävention und Hilfe für Kinder aus Familien mit einer Suchtbelastung
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- Gerhard Schumacher
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Prävention und Hilfe für Kinder aus Familien mit einer Suchtbelastung Fachtag des Netzwerkes präventives Hilfesystem im Erzgebirgskreis Referentin: Susann Bunzel, Fachstelle für Suchtprävention im Direktionsbezirk Chemnitz
2 Familie und Sucht - Fakten ca. 2,7 Mio Kinder leben in einer Familie mit mindestens einem suchtkranken Elternteil fast jedes 6. Kind kommt aus einer Suchtfamilie, die meisten davon sind von einer elterlichen Alkoholstörung betroffen Kinder leben in einer Familie, in welcher Missbrauch oder Abhängigkeit von illegalen Drogen vorliegt und/oder subsituiert wird
3 Familie und Sucht - Fakten Zahl der Kinder von medikamentenabhängigen oder essgestörten Elternteilen ist unbekannt mehr als Kinder sind allein im Freistaat Sachsen betroffen
4 Familie und Sucht - Fakten Kinder suchtkranker Eltern stellen die größte bekannte Sucht-Risikogruppe dar: 6fach-erhöhtes Risiko, als Erwachsene selbst suchtkrank zu werden etwa 1/3 wird im Erwachsenenalter alkohol-, drogenoder medikamentenabhängig 1/3 entwickelt psychische / soziale Störungen; häufig Depressionen, Ängste, psychosomatische Störungen, nicht-stoffliche Abhängigkeiten, tendenzielle Neigung, sich einen süchtigen Partner zu suchen
5 Familie und Sucht - Fakten Ursachen des erhöhten Risikos: Beeinträchtigung Erziehung und Entwicklung Modell-Lernen: Stress- und Konfliktbewältigung gelingt mit Alkohol genetische Disposition (vor allem bei Jungen) Alkohol während der Schwangerschaft ist die häufigste Ursache nicht-genetisch bedingter Entwicklungsverzögerungen
6 Familie und Sucht Die Suchtfamilie Veränderungen bei einzelnen bzw. Einflüsse von außen haben Auswirkungen auf die gesamte Familie Dauerbelastung für die ganze Familie nichtbetroffene Familienmitglieder passen sich der Krankheit an
7 Familie und Sucht - Kinder für Kinder stellt die familiäre Situation häufig eine noch größere Belastung dar, da ihnen entsprechende Bewältigungsmechanismen noch fehlen bei jüngeren Kindern kommen noch fehlende Verbalisierungsmöglichkeiten erschwerend hinzu wichtigste familieninterne Aufgabe der Kinder: Hüte unser Familiengeheimnis!
8 Familie und Sucht - Familiengeheimnis Rede nicht! Vertraue nicht! Fühle nicht!
9 Familie und Sucht - Auswirkungen betroffene Kinder erleben häufig Disharmonie im Familienleben Unzuverlässigkeit und unberechenbares Verhalten der Eltern unklare Regeln und Strukturen gebrochene Versprechen mehr Streit, extreme Stimmungsschwankungen
10 Familie und Sucht - Auswirkungen betroffene Kinder erleben häufig Loyalitätskonflikte zwischen den Elternteilen Trennungsszenarien in der Familie Ängste und Sorgen um die Gesundheit und das Leben der Eltern Scham- und Schuldgefühle soziale Isolation
11 Familie und Sucht Gefühle der Kinder betroffene Kinder fühlen häufig Angst um, aber auch Angst vor dem betroffenen Elternteil Wechsel von Vorwürfen und Mitgefühl für den suchtkranken Elternteil Scham und Ekel angesichts der suchtbedingten Entgleisungen Loyalitätskonflikte
12 Familie und Sucht Gefühle der Kinder betroffene Kinder fühlen häufig Schuldgefühle, die elterlichen und familiären Probleme selbst verursacht zu haben Wechsel von Liebe/Zuneigung einerseits und Enttäuschung andererseits Gefühl der eigenen Wertlosigkeit Mangel an Freude bis hin zu kindlichen Formen von Depression
13 Familie und Sucht Wie stark ein Kind von der elterlichen Suchtproblematik belastet ist, hängt von mehreren Faktoren ab: Alter des Kindes in welcher Entwicklungsphase des Kindes der betreffende Elternteil eine Abhängigkeit entwickelt weitere Risikofaktoren wie etwa Depressionen, kritische Lebensereignisse, Schutzfaktoren in der Person selbst sowie in der Umwelt des Kindes
14 Familie und Sucht - Beispiel Lisa ist fleißig. Nach der Schule räumt sie die Küche auf, entsorgt die leeren Flaschen, leert die Aschenbecher und lüftet die Wohnung. Dann bereitet sie das Abendbrot für ihre beiden jüngeren Brüder vor. Lisa ist zwölf Jahre alt. Ihre Mutter ist alkoholkrank.
15 Familie und Sucht Rolle der Kinder Kinder übernehmen unbewusst bestimmte Rollen zur Aufrechterhaltung des Familiensystems und zur Sicherung ihres eigenen Überlebens der Clown der Held der Sündenbock das stille Kind (nach Martin Zobel) häufig werden diese Rollen im Erwachsenenalter beibehalten
16 Familie und Sucht Clown * *Bildquelle: Homeier, Flaschenpost nach irgendwo
17 Familie und Sucht Held
18 Familie und Sucht Sündenbock
19 Familie und Sucht Stilles Kind
20 Prävention Was tun? mit Eltern sprechen Kindeswohl im Blick Resilienz fördern für Kinder da sein
21 Ansprechen oder lieber nicht?
22 Was tun? Leitgedanke: Eltern und Erzieher sind Partner
23 Was tun? - Fakten Kontaktaufnahme zum Jugendamt Hilfen zur Erziehung Eltern mit einer Suchtbelastung erfragen seltener Hilfen besonders Kinder von Eltern mit unbehandelter Suchtproblematik sind deutlich benachteiligt im Zugang zu Hilfen Kinder aus suchtbelasteten Familien sind im Durchschnitt wesentlich älter, wenn sie erstmals Hilfe erhalten oftmals erst durch selbst eingeleiteten Kontakt zum ASD Kita s und Schulen sind als Vermittler umso wichtiger!
24 Was tun? - Kindeswohl Kindeswohl im Blick Erwachsene, die bei vorliegender Kindeswohlgefährdung zugunsten der Kinder handeln gesetzlicher Schutzauftrag der Jugendhilfeeinrichtungen bei Vernachlässigung, Misshandlung oder sexueller Gewalt
25 Klare + transparente Regeln:
26 Was tun? rechtliche Aspekte Empfehlung größtmögliche Transparenz präventive Maßnahmen zur Transparenz (wie Vereinbarung zum Alkoholkonsum) Meldung beim Jugendamt gegenüber den Eltern transparent halten (im Vorfeld, notfalls im Nachgang)
27 Was tun?
28 Suchtentwicklung Risikofaktoren Schutzfaktoren Resilienz
29 Früh fördern statt später draufzahlen Langfristig angelegt So früh wie möglich
30 Stark und gesund in der Grundschule Gesundheitsförderung Gewalt- und Suchtvorbeugung
31 Familie und Sucht - Resilienz Merkmale von resilienten Kindern (nach Zobel): INITIATIVE schwierige Lebensumstände als Herausforderung begreifen EINSICHT nicht sich selbst Schuld geben, sondern der Sucht HUMOR zur Erleichterung MORAL eigenständiges Wertesystem KREATIVITÄT Talente nutzen und zeigen UNABHÄNGIGKEIT spezielles Hobby, Freundeskreis und Gruppenaktivitäten BEZIEHUNGSFÄHIGKEIT mindestens eine enge Freundschaft, informelles Netzwerk für Krisen Kita bzw. Schule als Wohlfühlbereich
32 Gespräche mit Kindern Meine Mama hat gestern gebrochen und ist plötzlich eingeschlafen. Da wusste ich gar nicht, was ich machen soll. Keine falschen Versprechungen Kritisieren Sie die Eltern nicht Rat suchen auch als Profi Geben Sie dem Kind das Gefühl, dass es richtig war, bei Ihnen Hilfe zu suchen
33 Gespräche mit Kindern 7 Dinge, die Kinder aus suchtbelasteten Familien wissen sollten: Sucht ist eine Krankheit 1) Du hast sie nicht verursacht! 2) Du kannst sie nicht heilen! 3) Du kannst sie nicht kontrollieren! 4) Du kannst für dich selbst sorgen. 5) Indem du mit Erwachsenen, denen du vertraust, über deine Gefühle sprichst. 6) Du kannst für dich gesunde Entscheidungen treffen. 7) Du kannst stolz auf dich sein und dich selbst lieb haben.
34 Gespräche mit Kindern
35 Was wir brauchen Lebenskompetenz langfristig fördern Resilienzförderung Gruppen-/Einzelangebote für Kinder Angebote zur Elternunterstützung Schulungen für Fachkräfte Kita / SPFH Enge Vernetzung Suchthilfe ASD frühe Hilfen SPFH Kita Schule Entwicklung passender Maßnahmen AUGEN AUF IM ALLTAG
36 Achtsamkeit
37 Vielen Dank!
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